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  • Dag 55

    Holy Pushkar

    25. december 2023, Indien ⋅ ☀️ 23 °C

    Mein persönliches Weihnachtsgeschenk: Kai und Tejas reisen nach Pushkar. Glück und Zufall meinen es wieder gut mit mir. Es kommt nun doch noch Feiertagsstimmung auf und ich lade die beiden zum Weihnachtsessen in eine italienische Pizzeria ein. Endlich ordentliche Pizza, ich hätte am liebsten den Kellner umarmt, so glücklich war ich.

    Ich treffe einen Yogi, der mich als Schüler unter seine Fittiche nimmt. Viele Stunden bringt er mir alles zum Thema Meditation, Chakren und Energiefluss bei. Er überzeugt ohne Intention zu überzeugen, einfach durch die Ausstrahlung und das tiefe Vertrauen in die Richtigkeit seines Tuns. Eine faszinierende Persönlichkeit. Ich erweise mich als eifrige, aber ungeduldige Schülerin... ich kann es nicht erwarten, dass endlich eines der "Wunder" passiert, von denen mir allseits berichtet wird. Ja wo bleibt sie denn, die Spiritualität? Ich fühle mich wie Karate Kid, gespannt wie ein Flitzebogen mich zu beweisen. Aber mein Mr Miyagi pocht auf seine theoretische Ausbildung und ich komme in der angewandten Praxis nicht vorwärts. Nach einigen Tagen verliere ich die Hoffnung auf ein spirituelles Erwachen und breche die Unterrichtsstunden ab. Das Meditieren übe ich trotzdem fleißig weiter, die tiefe Ruhe die ich damit erzeugen kann, tut mir gut.

    Pushkar ist ein heiliger Ort, tausende Tempel sind um den See errichtet, Menschen pilgern zum Beten aus dem Umland herbei. Viele "Brahmin", spirituelle Leader aus der Priester Kaste, treiben am Ufer ihr Unwesen. Sie drücken unwissenden Touristen ungefragt Blumen in die Hand, die in den See geworfen werden müssen, es folgt eine Segnung und eine wohlwollende "Spende". Eine miese Abzocke. So ein scharfer Kontrast: man spürt die starke religiöse Energie im Ort, die Atmosphäre ist aufgeladen mit Hoffnung, Vorfreude und Vertrauen. Und gleichzeitig wird akzeptiert, dass diese selbsternannten Priester den Hinduismus so schamlos ausnutzen um sich zu bereichern.

    Ich sitze mit Tejas an einer ruhigen Stelle am Ufer des Sees, wir meditieren wie jeden Tag für eine halbe Stunde. Perfektes Wetter, perfekter Spot, super Meditation! Aber eine Stimme reißt mich bald aus der Konzentration. Jemand spricht laut in Hindi mit Tejas, er antwortet leise, versucht abzuwimmeln um meine Meditation nicht zu stören. Aber der Störenfried will nicht aufgeben und rückt näher. Ich warte einige Minuten ab, versuche vergeblich auszublenden. Resigniert und verärgert öffne ich die Augen und checke die Situation: ein Priester hat sich auf den 50 cm zwischen uns platziert und rückt Tejas unangenehm auf die Pelle. Er soll auf der Stelle sich und seine Familie segnen. Ich weiß, dass Tejas als Hindu die Bestimmtheit und Unhöflichkeit gegenüber eines Brahmin nicht aufbringen wird, die es benötigt ihn wieder los zu werden. Es ist eine unterschriebene Regel, ganz besonders in Indien und speziell in einer heiligen Stätte: man stört niemals die Meditation einer Person. Punkt. Priester hin oder her, seine Aktion ist massiv unhöflich und übergriffig. Ok time to be rude I guess... "You are disturbing me!" Sage ich laut. Er dreht sich erschrocken um, als würde er sich darüber wundern woher ich denn so plötzlich komme. Durch die Meditation furchtlos und ruhig geworden, sage ich es noch Mal, bestimmt und streng.
    Er verliert fast die Fassung, wie kann ich es wagen so respektlos mit ihm, einem heiligen Brahmin, zu sprechen? Seine Körperhaltung ist angriffslustig, ich fürchte für einen Moment er würde mich ins Wasser schubsen. Tejas Hand legt sich beruhigend und drohend aufs Knie des Mannes. Es folgt kurzes Schweigen, Starren und Abwägen... Dann zieht er schimpfend von Dannen. Das war mutig, sich mit einem Priester am heiligen See anzulegen.

    🥇 Spirituelle Ausbildung
    👨 Tejas, Kai
    🎵 Passage - Mikel
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