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  • Day 68

    Christmas Company Sydney

    November 24, 2022 in Australia ⋅ ☀️ 23 °C

    07.10. - 24.11.

    Bereits als ich noch in Melbourne war, habe ich nach einem Job Ausschau gehalten. Eigentlich wollte ich gerne auf einer Farm arbeiten, doch dann sah ich ein Jobangebot einer Christmas Company und habe daraufhin den entsprechenden Ansprechpartner kontaktiert. Bereits am nächsten Tag hatten wir ein telefonisches Gespräch und haben ausgemacht, dass ich die Woche später zu einem persönlichen Termin vorbeikommen soll. Ende der Woche sollte der Job dann starten.

    Da der Christmas Job in Sydney war, musste ich in die Hauptstadt von New South Wales umziehen. Also hab ich einen entsprechenden Flug gebucht.

    Das persönliche Gespräch verlief gut und so hatte ich freitags meinen ersten Arbeitstag. Ich wusste noch nicht wirklich was mich erwartet. Der Chef hatte zwar informiert, dass wir Mädels für die weihnachtlichen Dekorationen zuständig sein werden. Trotzdem konnte ich mir noch nicht genau vorstellen, welche Aufgaben uns erwarten werden.

    Top motiviert startete ich meinen ersten Arbeitstag. Unsere Aufgabe war es den kompletten Tag Weihachtskugeln zu verdrahten. Das heißt, wir hatten je zwei Kugeln, die mithilfe eines Drahtes verbunden werden sollten. Der Draht wurde daraufhin verzwirbelt. Ziel war es, dass jeder vier große Kisten im Laufe des Tages erledigt. Das war innerhalb der vorgegebenen Zeit durchaus machbar. In den kommenden zwei Wochen waren die Aufgaben ebenso entspannt. Wir mussten weitere Kugeln bohren und Kabelbinder anbringen, sodass man diese später einfach am Weihnachtsbaum fixieren kann. Außerdem haben wir zahlreiche Girlanden und Kränze von den Dekorationen des letzten Jahrs befreit und neu geschmückt, sodass diese später bei den Kunden aufgehängt werden können. Meist wurde uns dabei nur der Farbwunsch mitgeteilt und wir konnten dann entscheiden welche Kugelgrößen und -art wir verwenden wollen. Die erste Girlande wurde dann vom Chef geprüft und freigeben. Danach haben wir für jede Serie entsprechende Duplikate angefertigt. Die Stückzahlen variierten dabei von 3 Stück für einen Kunden bis hin zu 50 Stück.

    Nach dieser relativ entspannten Zeit mit ca. 40h / Woche, folgten stressigere Wochen. Im Lager wurde nur noch selten gearbeitet. Dafür wurden Installationen beim Kunden vor Ort durchgeführt. Wir haben unter anderem Christbäume für Shopping Center, Krankenhäuser oder das Council aufgestellt. Dazu kam noch das Installieren von zahlreichen Leuchtelementen, den im Lager vorbereiteten Kränze und Girlanden, sowie großen Kunststoff- oder Leuchtkugeln.
    Für die schwereren Arbeiten waren dabei hauptsächlich die Jungs zuständig, wir Mädels haben die Dekorationen übernommen. In dieser Zeit haben wir im Durchschnitt 60h in der Woche gearbeitet und hatten nur einen Tag frei. Meistens begannen die Tage bereits um 5:30 Uhr und endeten erst nachmittags / abends.
    Da der Stundenlohn bei 30 australischen Dollar (ca. 20€) lag, war es möglich in dieser Zeit zu sparen und die Reisekasse zu füllen.

    Der Job an sich war sehr abwechslungsreich und hat Spaß gemacht. Da wir viel im Truck unterwegs waren und die Installationen hauptsächlich in den Vororten von Sydney durchführten, war es möglich die Gegend etwas besser kennenzulernen oder auch mal ein kleines Schläfchen während der Fahrt zu halten. Unser Dekoteam bestand aus 2 Deutschen, 2 Franzosen, einer Österreicherin und einer Norwegerin. Darüber hinaus waren 3 französische Jungs für die schwereren Arbeiten zuständig. Während der Zeit sind wir zu einem richtig guten Team zusammengewachsen, haben viel gelacht und uns gegenseitig unterstützt. Das war auch oft notwendig, da der Chef leider ein sehr unangenehmer Mensch ist. Es handelt sich um einen sehr launischen Australier, der auch nicht davor zurückschreckt seine Mitarbeiter anzuschreien. Es konnte sein, dass er uns in einer Minute ein Lob aussprach und in der anderem wieder lautstark sagte wie schlecht man seinen Job doch mache. Dabei handelte es sich nie um konstruktive Kritik. Falls mal etwas schief lief, hat er die Schuld stets auf andere verwiesen. Oftmals wurden wir gehetzt und sollten schneller arbeiten, während er tatenlos danebenstand oder im Truck schlief. Ungefähr alle zwei Stunden verschwand er für kurze Zeit, um sich irgendwo ungesundes Fastfood zu organisieren. Davon ernährte er sich jeden Tag, während es uns nicht erlaubt war in der Zeit einer Installation eine kurze Pause einzulegen. Auch bekam man regelmäßig unangebrachte, unfreundliche Sprüche zu hören. Auch vor rassistischen Äußerungen schreckte er nicht zurück. Außerdem wurde Transparenz in seiner Firma sehr klein geschrieben. Wir wussten am Anfang des Tages nie was uns genau erwartet und wie lange wir eigentlich arbeiten werden. Selbst, wenn er uns morgens darüber informierte, was an dem Tag so ansteht, kam es stets anders als angekündigt. So konnte man auch die wenige Freizeit, die man hatte, nicht richtig planen.

    Nachdem ich diese Stimmung 7 Wochen ertragen habe und ein wenig Geld gespart hatte, entschied ich mich dazu nicht länger für die Christmas Company zu arbeiten. Ich hatte außerdem realisiert, dass ich nicht nach Australien gekommen bin, um einen Großteil meiner Zeit mit Arbeiten zu verbringen, vor allem nicht für einen Menschen, der seine Mitarbeiter so behandelt. Drei Tage bevor ich ihm meine Kündigung mitteilen wollte, kam er auf mich zu und ließ mich wissen, dass der Dekojob wohl nichts für mich sei und ich noch am gleichen Tag entlassen bin. Eine weitere Begründung gab es, wie zu erwarten, nicht. Wirklich komisch, dass er eine solche Aussage nach 7 Wochen trifft und es vorher nie eine Warnung oder ähnliches gab und auch sehr beunruhigend. Ich weiß für mich, dass ich immer einen guten Job gemacht habe, daher interessiert mich sein negativer Kommentar nicht. Mir war die Kündigung seinerseits somit ganz recht, da das hieß, dass ich nicht diejenige sein musste, die das Gespräch suchen musste. Negativ behaftet war jedoch, dass ich noch weitere 2 Wochen auf mein letztes Gehalt warten musste und ihn immer wieder daran erinnern musste mir das zu überweisen.
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