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- Day 4
- Wednesday, June 11, 2025 at 5:50 PM
- 🌬 17 °C
- Altitude: 6 m
GermanyVitt54°39’58” N 13°25’54” E
Vitt und das Bier am Ende der Welt...

Vitt. Das klang schon wie ein nordischer Seufzer. Als wir das kleine Fischerdörfchen erreichten, lag es da wie aus der Zeit gefallen – direkt an der Wasserkante, eingerahmt von Steilküste und Stille. Nur: Von Leben keine Spur. Das Restaurant am Hafen, das wir insgeheim schon als Abendretter gefeiert hatten, hatte seine Sonnenschirme bereits zusammengeklappt wie Segel vor einem Sturm. Geschlossen. Feierabend. Küchenschluss. Kalte Küche, kalte Realität.
Ein einzelner Stuhl stand verlassen am Ufer, als hätte sich der letzte Gast einfach in Luft aufgelöst. Das ganze Dorf war still. Fast gespenstisch. Leben hier überhaupt noch Menschen – oder sind das nur sehr gut erhaltene Kulissen aus dem 19. Jahrhundert?
Doch wir gaben nicht auf. Ein paar Schritte weiter, am Ende der gepflasterten Mini-Dorfstraße, hörten wir Menschenstimmen. Vor der Dorfschänke „Zum Goldenen Anker“ saßen tatsächlich noch Gäste draußen – eine letzte Bastion der Zivilisation. Ich stürmte hinein, energisch und hungrig, mit der Hoffnung auf einen Teller irgendwas Warmes im Blick.
Hinter dem Tresen stand eine resolute Dame mit weinrotem Lippenstift und dem Blick einer Frau, die schon viele hungrige Touristen kommen und gehen sah.
Bevor ich auch nur den Mund aufmachen konnte, sagte sie mit einem leicht amüsierten Lächeln:
„Nichts mehr zu essen. Nur noch was zu trinken.“
Ich schwöre: Sie hatte die Worte direkt aus der Gedankenblase über meinem Kopf gelesen.
Ich nickte ergeben. Bier ist ja bekanntlich auch flüssiges Brot. Also zwei kühle Biere bestellt, raus zu Margriet, tief durchgeatmet. Die Sonne senkte sich langsam über die Ostsee, der Himmel glühte wie ein Bernstein im Abendlicht. Wir prosteten uns zu. Auf den Tag. Auf die Treppen. Auf das überlebte Abenteuer Kap Arkona.
Auf dem Rückweg, leicht beschwingt vom Bier und der Abendstimmung, filmten wir noch ein paar Kornblumen am Wegesrand, wie sie im Wind tanzten – als würden sie sich bedanken, dass wir sie nicht übersehen haben.
Dann rein ins Auto, zurück Richtung Süden – und in Monte Gristow fielen wir einfach nur noch in unsere Betten.
Was für ein Tag. Was für eine Insel. Was für eine Reise.Read more