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  • Day 6

    Nasbinals - St.-Côme d'Olt

    May 9, 2011 in France ⋅ ☀️ 23 °C

    Als ich die Herberge verlasse ist die Sonne noch knapp unter dem Horizont. Der Wecker meiner Bettnachbarn ist schon um 5.30 Uhr runter. Mir wars eigentlich ganz recht. Bin also gleich mit aufgestanden.
    Heute liegt eine schwierige Etappe vor mir: Erst geht es bis Aubrac nochmals hoch auf über 1350 Meter dann eigentlich nur noch runter bis St.-Come d´Olt. Insgesamt sind etwa 1000 Meter Höhenunterschied zu überwinden. Apropos Wind: Im Gegensatz zu den letzten Tagen weht an diesem Morgen kein Lüftchen. Vielleicht kann ich jetzt endlich mal die kurzen Sachen rausholen.

    Gestern habe ich gelesen, dass der Abschnitt auf dem ich heute laufe noch authentisch der Pfad ist, auf dem Pilger schon vor hunderten Jahren gewandert sind. Das ist bei Weitem nicht immer so, verlaufen doch auf den alten Wegen heute oft Straßen. Der Abschnitt (weitere werden folgen) ist von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt worden.
    Der Weg hinauf nach Aubrac führt über karge, endlos weite Bergweiden. Die Infrastruktur in Aubrac ist besser, als diese in meinem Wanderführer ausgewiesen wird: Es gibt Einkaufsmöglichkeiten etc.
    Kurz nach dem Ort geniesse ich die herrliche Aussicht von der Hochebene hinunter in die umliegenden Täler.

    Der steile Weg abwärts verlagt volle Konzentration. Es ist sehr steinig. Schnell rutscht man weg oder knickt um. Der Weg ist links und rechts oft von Steinmäuerchen gesäumt oder fällt auf einer Seite steil ab. Plötzlich steht in aller Seelenruhe, mitten auf dem Weg, ein Kaltblutpferd. Mir sein bestes Teil zugewandt. Mutterseelealleine. Es macht auch keinerlei Anstalten sich von der Stelle zu bewegen. Ohne Weiteres komme ich da nicht vorbei, denn der Weg ist gerade mal breit genug für den Gaul. Samt Rucksack versuche ich mich irgendwie, halb über die Mauer, an dem Pferd vorbeidrücken und hoffe währenddessen, dass es mir keinen Tritt verpasst.
    Nach dem auch dieses Hindernis überwunden ist mache ich in St.-Chély-d´Aubrac erstmal Pause.

    Nach dem Ort führt mich der Weg über eine Brücke und nochmal etwas nach oben. Erneut eröffnen sich tolle Aussichtsmöglichkeiten.
    Meine Schuhe und Hosen sehen heute wirklich schlimm aus. Der Tau des Morgens und der staubtrockene Boden….

    Um 14.15 nach einem weiteren schwierigen Abstieg erreiche ich St.-Côme d´Olt.
    Die Stadt hat einen tollen Altstadtkern und eine Kirche mit einem Turm, der mir etwas sonderbar erscheint. Das Turmdach ist gedreht. Aus bestimmten Perspektiven sieht er aus wie abgeknickt, bzw. wie eine Zipfelmütze. Die Namen einiger Strassen sind hier in zwei Sprachen ausgewiesen: Französisch und Okzitanisch, einer Sprache mit lateinischen Wurzeln. So ist auch „Olt“ der okzitanische Name des Flüsschens an dem St.-Come liegt: Der Lot.
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