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- Jun 9, 2024, 6:24 AM
- ☁️ 15 °C
- Altitude: 498 m
- GermanyFree State of BavariaMunichAm Hart48°12’17” N 11°33’39” E
Kunst und Kultur des Frankenlandes
June 9 in Germany ⋅ ☁️ 15 °C
Der Titel ist insofern irreführend, da nur einige wenige Höhepunkte in kultureller Hinsicht überhaupt angesprochen werden. Auch stellt dieser FP ein Experiment dar und muss wohl leider größtenteils ohne Bilder auskommen. Parallel zur Radreise meiner Follower, Christine H. Und des Zornigen Grizzly inmitten einer der schönsten Flusslandschaften Deutschlands an den Ufern des Mains, werde ich hier mit Bayreuth, dem Startplatz der Tour beginnen.
Die Wagnerstadt, seit dem vom Wagnerfan König Ludwig II. In Auftrag gegebenen und vom Bayerischen Staat finanzierten Bau des Opernhauses auf dem grünen Hügel blieb der Name des Komponisten mit ihr untrennbar verbunden. In der Hauptstadt, in München, wollte man Wagner nicht haben. Streitereien mit Ministern, sein Verhältnis mit Cosima von Bülow, der späteren Herrin des Hügels und Witwe im Wahn, so der Titel einer Biographie, verhinderten den Bau am Isarhochufer. Schön, so blieb uns hier wenigstens der Aufmarsch der oberen Zehntausend einmal im Jahr zur Festspielzeit erspart, wenn hier sonst schon so einiges erduldet werden muss. Meine erste Begegnung mit der Musik Richard Wagners, vorher kannte ich lediglich einige Opernovertüren, also eher Ring ohne Worte, fand letztes Jahr beim Arbeitsheimweg statt. Der bayerische Rundfunk überträgt zumindest den Ring der Nibelungen jedes Jahr live über den ganzen Planeten bis nach Übersee. Seit der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg sind die Festspiele weltbekannt. Die fünfziger- und sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts waren wohl ihre beste Zeit. Jedenfalls schwärmen eingefleischte Wagnerianer von der damaligen Sängerschar und den Herren am Pult. Die Musik, naja du willst jetzt nicht böses sagen, Ist gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig. Der " Gesang" , wenn man es so nennen will, ist eigentlich Schreierei, die Akteure schreien sich regelrecht an, wahrscheinlich um das Orchester zu übertönen. Eine halbe Stunde, wie gesagt bei der Fahrt nach Hause, war die größtmögliche, längstmögliche Dosis. Der Ring läuft an vier Tagen, jeweils vier Stunden. Das Bayreuther Opernhaus, es gibt noch ein zweites aus der Barockzeit, das markgräfliche Opernhaus, ist eng, die Luft schlecht, dazu sommerliche Temperaturen, eine unzureichende Belüftung und die Besucher meist weit jenseits der Menopause, da kommt Freude auf. Zumindest bei den Rettungswagenteams. Bayreuth hat mehr zu bieten, als Schweiss, Blut und Tränen. Es gibt ein Schloss und einen dazugehörigen Garten, ausserdem kommt mein derzeitiges Lieblingsbier daher. .....Bewegen wir uns mainabwärts und machen Halt in Schweinfurt. Ein Blick ins Internet fördert die Erkenntnis zu Tage, dass die Industriestadt mehr zu bieten hat. Es gibt einige Museen, meist Kunst. Die Sammler waren wohl die Erben und Mitglieder der Kugellagerdynastien. Gunter Sachs, auch ein bekannter Jet-Setter hat wohl gern fotografiert. Über der Villa von Brigitte Bardot liess er aus einem Hubschrauber 5000 rote Rosen regnen und wurde geheiratet. ...Ein Sprung ins Maindreieck, wo der Wein als Tischgetränk langsam das Bier ablöst, folgt. In der Kirche Maria im Weingarten hoch über Volkach findet man selbstverständlich eine Madonnendarstellung. Nicht irgendeine, nein, von Tilman Riemenschneider muss sie sein. Über ihn wird später noch zu berichten sein. Ab den frühen sechziger Jahren, als es Anfing, dass Kirchendiebstähle unter den Langfingern sich grösserer Beliebtheit erfreuten, wurde die Madonna im Rosenkranz, so heißt das Kunstwerk, das Opfer einer Entführung. Henri Nannen, der Macher des "Stern" zahlte das Lösegeld. Die Diebe wanderten Jahre später in den Knast. .....Würzburg: die mainfränkische Metropole macht ihren Namen alle Ehre. Die Feste Marienberg liegt hoch und beherrschend über der Stadt. Einst Heimat der Fürstbischhöfe. Einer aus dieser langen Reihe, ein Schönborn😄, beauftragte den Architekten Balthasar Neumann für den Bau seiner Stadtresidenz, wie auch des Sommersitzes in Veitshöchheim mit seinem ansprechenden Barockgarten. Neumann drückte Main- und Tauberfranken architektonisch seinen Stempel auf. Die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein, der mehrmaligen Erscheinung eines Kindes mit einem brennenden Kreuz wird hier gedacht, ist einer der Höhepunkte des Kirchenbaues in Deutschland....Vom Main geht es jetzt Tauberaufwärts. Wertheim, hier fließt oder entwässert, was ein Ausdruck, die Tauber in den Main. Auch hier dominiert eine Burg oder das was von ihr übrigblieb, den Anblick der Stadt. Recht idyllisch, eingebettet in die Landschaft, ein wenig versteckt, liegt die nächste Station an der gemächlich dahinfliessenden Tauber. Das Kloster Bronnbach. Sehenswert und das Eintrittsgeld lohnt allemal. Vielleicht erwischt man eine Führung. Die Besichtigung mit einer Führung, nur mit dieser ist ein Besuch des Renaissanceschlosses Weikersheim überhaupt möglich, rate ich hier dringend an. :) Allein der interessant ausgemalte Schlosssaal mit seinem Elefanten ist überwältigend. Der herrliche Barockgarten mit Orangerie ist ebenfalls einen Besuch wert. Eine der Perlen im Hohenloher Land. Hoppla, jetzt haben wir einige Orte übersprungen wie Tauberbischofsheim oder die Kurstadt Bad Mergentheim mit dem Deutschordensschloss. Bei Elpersheim und Markelsheim gibt es die steilsten Weinberge die ich kenne. Kurz nach Weikersheim folgt die Grenze zwischen Württemberg und Bayern, heute noch gut erkennbar an einem gemauerten Doppeltor, durch das die Landstrasse Richtung Tauberrettersheim geführt wird. Der erste Blick hier fällt auf eine alte steinerne Brücke mit fünf Pfeilern von 1732, die die hölzerne Vorgängerin, hinweggeschwemmt bei einem Tauberhochwasser, ersetzte. Ein weiterer Profanbau Balthasar Neumanns. Der Gasthof Hotel Krone beheimatet einen schattigen Biergarten und der Wirt macht ab und an selbst Musik. Der Einheimische sagt Tauberretterschi zu Tauberrettersheim. Überhaupt die Sprache, die Dialekte sind hier sehr vielfältig und wechseln schon nach wenigen Kilometern. In der nächsten Ortschaft, der ersten Europastadt,
Röttingen habe ich die ersten fünf Jahre meines Lebens verbracht. Meine Mutter bescheinigte mir wohl, dass ich damals multilingual war, so heißt es heutzutage. Neben Hochdeutsch, Bayrisch und Fränkisch, hätte ich sogar Schwäbisch im Repertoire gehabt. Kinder nehmen das auf und lernen unbewusst durch zuhören? Unvergessen mein Auftritt als Vierjähriger eines Nachmittags in der Weinstube Raub, scherzhaft auch die Raubsritters genannt, vor anwesenden Senioren. Im Bayrischen Slang trug ich den Münchner im Himmel frei vor und es wurde honoriert. Das erste selbstverdiente Geld. Schönste Tage der Kindheit, wohin seit ihr entschwunden? Erinnerungen werden wachgeküsst, wie diese oder diese: Den Liter Milch gab's nicht im Supermarkt, sondern in der Molkerei, Ausgerüstet mit einer Blechkanne wollte sie jeden Abend abgeholt werden. Unsere Nachbarn, die Orthofers, mit Herrn Orthofer bestritt ich meine ersten Schachpartien, seine Frau gewährte mir Exil und verwöhnte mich, wenn ein Stockwerk drunter die Hölle los war. Einmal habe ich unter dem Waschen die Tür der Waschmaschine geöffnet, damals ging das noch und das Lego schwamm Zentimeter hoch in der geräumigen Wohnküche. Oder die Witwe Goldmann und das Ehepaar Schweidler, Hr. Schweidler war Streckengeher bei der Bahn und ein Veteran des ersten Weltkriegs. Die Eltern von Freundinnen meiner Mutter, die Jankers, bei denen wir meist nach dem Tod meines Opas wohnten und mit Ihnen Ausflüge zu Fuss oder mit dem Auto unternahmen, früher VW Käfer und VW 1600 Kombi, später BMW. Alles Vergangen. Die Freunde Ralf und Limmy, der richtige Name fällt mir nicht mehr ein. Doch der Klaus, Klaus wars, der hatte doch voreinigen Jahren einen schweren Motorradunfall, der aber zum Glück recht glimpflich für ihn ausging, als ihm ein Reh 10 Meter vom Röttinger Ortseingang vor die Maschine lief. Dazu kommen mir immer die beeindruckenden Worte Hermann Hesses in den Sinn: "Die, die damals jung waren, sind heute alt. Die, die damals alt waren, sind heute tot." ....Oh, entfernt Euch ihr trüben Gedanken....Röttingen hat einiges zu bieten: Die Burg Brattenstein mit Ihren Theaterfestspielen, das schöne Rathaus aus der Barockzeit, sowie das Spital aus der Renaissance, ein mittelalterlich geprägtes Stadtbild. Ein Sonnenuhrenweg, der am schönsten an der Tauberseite ist, inmitten von Gärten mit Blick auf die Türme der Stadtmauer. Kulinarisch verwöhnen lässt man sich in der Weinstube Wiehl oder der Heckenwirtschaft Fries. Ein Übernachtungstipp wäre das Gästehaus Carl. Bieberehren, auch hier wieder Biebaahra ausgesprochen, die nächste Station, weiss momentan gar nicht, was hier...? Ach, der Ortskern ists und die wiedermal idyllisch, ich weiss ich wiederhole mich, gelegene Brücke über Tauber, diesmal die am Radweg. Das Tal wird jetzt enger und es gibt besonders zwischen Greglingen und Rothenburg einige liebliche :) (Aus)blicke. Hier erblickte ich das Licht der Welt im heißen Juli 67. Man kann die Qual meiner Mutter bei diesen Temperaturen nur erahnen. Einen Abstecher von 1000 Metern weg vom Taubertalradweg, der es aber wert ist, sei jedem ans Herz gelegt, auch wenn er für gotische Schnitzkunst nicht viel übrig hat. Die Herrgottskirche, eine Wallfahrtskirche, hier fand ein Bauer eine Hostie in der Erde, mit "dem" Riemenschneideraltar. Sein Meisterwerk, 11 Meter vom Boden bis zur Decke, die Höhe des so bezeichneten Marienaltars, alles geschnitzt. Auf der leider vergeblichen Suche nach einer mindesten halbstündigen Doku auf den bekannten Kanälen über den ausführenden Künstler, doch noch beeindruckende schwarz-weiss Bilder des Kunstwerkes auf SWR Retro gefunden. Die sind unten bereits verlinkt. Hier im Taubertal ist der Meister aus Würzburg wirklich gut vertreten. Es folgen noch der Heilig-Blut-Altar in der schönen Rothenburger Stadtkirche St. Jakob, sowie kurz unterhalb der alten Reichstadt das beschauliche Städtchen Detwang, in dessen Kiche St. Peter und Paul sich der kleinere Heilig-Kreuz-Altar befindet. Dieses 800 Jahre altes Gotteshaus in der herrlichen Umgebung ist direkt am Radweg und als Radwegkirche ausgeschrieben. Bald darauf folgt das Topplerschlösschen, ein ehemaliges Liebesnest eines Rothenburger Ratsherren und die alte Tauberbrücke aus dem Mittelalter bevor sich der Weg in Serpentinen an das Stadttor hochschleicht........Das Ende der Tour oder der Anfang einer neuen, wer weiß?......Vielleicht kann ich den Footprint Abends mit schönen Fotos von Euch füllen und hoffen, dass der ein- oder andere Tipp von mir beherzigt wird. ( Herrgottskirche Creglingen, Marienaltar unbedingt !!! )Read more
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Traveler Die oberen beiden Links: Herrgottskirche Creglingen