Kater Howdie auf dem Balkan

september - oktober 2024
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    20. oktober 2024, Bosnia og Herzegovina ⋅ ☀️ 18 °C

    Der Park, ein Treffpunkt für die Jugendlichen der Stadt, war super für unsere Nacht. So dezent, mit ganz leiser Musik, viel Lachen und schnattern, feiern sie da gemeinsam bis in die frühen Morgenstunden. Taugt mir. Alles ist schön aufgeräumt am Morgen. Dann geht's aufs Radl. Ich suche mir eine Partisanennekropole. Diese Gedenkstätte bzw. Grabstätte wurde 1965 von Tito enthüllt. Über 800 im 2. WK gefallene Partisanen sind am diesem schönen Ort bestattet. Bis in die 2020er Jahre dauerte die Identifizierung. Im Bosnienkrieg 1992 wurde das Mahnmal schwer beschädigt. 2005 wurde er ein 2. Mal eröffnet und ist nun offizielle Gedenkstätte in Bosnien. Ein Belgrader Architekt hat ein unglaublich symbolbehaftes Werk geschaffen. Sich in ihm zu bewegen ist wie auf einer riesigen Bühne zu stehen. Ich kenne die Geschichte dahinter nicht, fur mich bedeuten sie Wasser, Flüsse, Berge, Höhlen, Anhöhen, Schluchten... die Gedenktafeln sind (jetzt wirr durcheinander) am Boden aufgelegt und teilweise mit Namen, Herkunft, Geburts- Sterbetag graviert. Es ist ganz still, kein Mensch da. Lange schau ich mir alles an, durchwandere die Landschaften. Wie großartig alles übersetzt ist! Mächtiges Glockenläuten zieht mich weiter zu einer Kirche. Es ist die Kathedrale. Ein wunderschöner neuer Sakralbau. Es ist gerade Messe. Und was ich hier erleben ist unglaublich! Die Gläubigen stehen zu Dutzenden auch auf dem Vorplatz. Kinder laufen herum. Die Messe wird über Lautsprecher übertragen. Alle sind superfein im Sonntagsstaat. Dann ist die Messe zu Ende. Die Besucher strömen weg, teilweise treffen sich Freunde, Familie. Ich schieße ein paar Fotos. Aber? Was ist jetzt los? Es kommen neue Besucher in die Kirche? Nächste Messe. 5x am Sonntag hintereinander und immer bummvoll, erfahre ich später. Wahnsinn! Der Muezzin hat in diesem Stadtteil nix zu rufen. Schnurstacks gondle ich durch Wohngebiete bis ich über ein Hintergasserl zur Neretva komme. Der Blick auf die Stari Most ist perfekt hier. Auf der Brücke lungern zwei junge Männer in Badehosen herum und warten drauf, dass ihnen jemand genug Geld gibt, damit sie von der Brücke springen. Seit 450 Jahren ist das Tradition, 27 m geht es hinunter. Gruselig. Während meiner Zeit springen sie leider nicht, diskutieren immer wieder, aber vollenden nichts. Wie die Schafe werden Herden von Touris auf und über die Brücke getrieben, durch die Gässchen. Sie werden animiert in bestimmten Lokalen "lokales" Essen zu genießen. Wie froh bin ich über meinen Individualismus.
    Über dem Fluß würde mich eine herrliche Kirche reizen, leider wird mir die Zeit zu kurz, die ich mit Franzi ausgemacht habe. Da ich noch nichts gegessen habe, hole ich mir etwas aus einer Bäckerei. Am meisten faszinieren mich die Ruinen. Immer noch gibt es viele beschädigte Gebäude und auch wunderschön renovierte. Kopf an Kopf stehen sie, Mahnmale an die Sinnloses des Kriegs. Zum Beispiel ein Einkaufszentrum 1970 erbaut- Razvitak- das mit Betonplatten mit sog. "Stećci" verziert wurde- das sind antike geschnitzte Figuren auf mittelalterlichen Grabplatten, intensiv als Kulturgut mit dieser Gegen verwoben, sollte die Integration der Darstellung eine lokale Identität und Unverwechselbarkeit in dem, im jugoslawischen modernistischen Stil, errichteten Gebäude schaffen. Zusammen mit einem 7 Stockwerke hohen 64 Wohnungen Gebäudes im selben Stil bildete es eine harmonische Einheit. In den 1990ern wurden beide Gebäude schwerst verletzt, das Hochhaus abgerissen. Um Razvitak und die weiter Nutzung gibt es Streitereien. Schade darum. Ein weiteres monumentales, kantiges, 10 stöckiges Gebäude fällt einem sofort ins Auge, weil es so speziell ist. 1990 fertig gestellt, sollte es die Handelsbank werden. Als Heckenschützenburg der bosnisch-kroatischen Scharfschützen war es Angriffsziel Nr. 1 der Verteidigung von Ost Mostar. Der Spitzname ist Glasbank, denn alle Glasfronten wurden zerstört. 2017 hat Mostar es gekauft. Was wird damit geschehen?
    Jedenfalls ist die Glasbank sehr kunstvoll mit Grafitti am Leben erhalten. Und welche Symbolik, Botschaften da in die Mauern tätowiert werden! Phänomenal! Elegante Parks bilden die Nachbarschaft, Kräne und Bagger erschaffen Neues und betonen damit die Dramatik der Kriegsruinen. Spannend wären auch die Geschichten der privaten Ruinen bzw. die Motive die Granat- und Schußverletzungen der Wohnhäuser nicht zu beseitigen. Ist die Trauer oder Wut noch so groß?
    Was auffällt, die Stadt ist unglaublich gepflegt, mülllos, europäisch, sauber. Das Verruchte der, bereits am Morgen gut gefüllten Cafés, fehlt. Brav und ordentlich scheint eher das Motto zu sein. Vorbei die "Wildheit", die Unordnung, das herrlich bunte Chaos wo man immer sicher sein konnte das zu bekommen was man gerade benötigte.
    Als ich in Albanien war, fehlte mir das Verständnis für die Begeisterung anderer Reisender. Nun, da all das was "(ver)störend", fremd, schwer zu verstehen war, weg ist, ersetzt durch ähnliche Bedingungen, wird der Verlust erst spürbar und schon setzt Sehnsucht ein.
    Wie entspannt Chaos und Unordnung auch sein kann, wenn Regeln einfach informell gelebt werden dauert es bis man sie durchblicken, aber dann ist es supereasy.
    Lange dauert es nicht mehr und anstatt der kleinen Läden die das ganze gefälschte Zeug verkaufen, kommen die "Echten", die Zaras und Spars. Die Minimärkte, Wahrzeichen einer chaotischen Wirtschaft, werden verschwinden, Klamotten nicht mehr in quasi Einheitsgrößen auf der Straße am Stand verkauft werden. Der einzige Unterschied wird das osmanische Viertel sein, das alles seit dem 15 Jhd überdauert und es weiter überdauern wird.
    Es ist ein arges Dilemma. "Dabei" sein wollen und profitieren und trotzdem die Identität nicht einbüßen. Während ich am Parkbankerl sitze, mein Frühstück esse und die Sonntagsleute betrachte, frage ich mich all die Dinge, die einem hier in den Sinn kommen. Ausgelöffelt ist der Joghurtbecher lange nicht. Die Strukturen im Angesicht der Teilung der Welt, die gerade wieder erfolgt, sind sehr volatil. Ich drücke den Tapferen, die mit höchster Zuversicht in die Ferne blicken die Daumen. Möge das Experiment "Befriedung des Balkans" gelingen!
    Immer wieder habe ich Sehnsucht nach mehr Hintergrundwissen, möchte mich mit Kennern der Situation unterhalten, das Schicksal einer Soziologin. Eine Leseliste habe ich schon zusammengesucht.
    Aber, Gedanken hin oder her. Mein Franzi erwartet mich. Wir steuern unser nächstes Ziel an.
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  • Mostar- der Tourihotspot

    20. oktober 2024, Bosnia og Herzegovina ⋅ ☀️ 20 °C

    Warum? 100 Instagrammotive auf einem Fleck. Hallstatt am Balkan. Außerhalb der Altstadt gibt es keine Touristen. In der Altstadt keine Einheimischen, außer denen die da arbeiten. Es ist wunderschön dieses Mostar. Bezaubernd! Danke liebe Osmanen für euer nicht endendes Erbe! Es ist so erhaltenswert und besonders, dass es nach den massiven Zerstörungen in den 1990ern alles wieder aufgebaut wurde.Les mer

  • Ab ins Katholenland wo nie Osmanen waren

    20. oktober 2024, Bosnia og Herzegovina ⋅ ☀️ 24 °C

    Franzi und ich glücklich wieder vereint, rattern mühselig den ersten Anstieg Richtung Herzegowina. Nicht um Unmengen Wein zu trinken, sondern um der, da hoch verehrten Mutter Gottes zu begegnen. Međugorie steht auf meinem Spickzettel. Warum? Weil es so in der Nähe ist und ich sicher nie wieder hier her komme. Also Gelegenheit beim Schopf usw. Man weiß ja nie. Ausserdem hat der Vatikan nun auch gesagt, dass der sektiererische Kult in Ordnung ist und es kirchenoffiziell sein darf. Wobei er sich enthalten hat, der Franziskus, was die Marienerscheinungen angeht. Ich werde das für ihm prüfen und mich auf den Weg zum Ort der Erscheinung machen. Aber vorher müssen wir noch viiiiiel bergauf und unser braver Vadrouille macht schiarche Faxn. Riegelt bei 3000upm ab, Franzi plagt das arme Gefährt mit der 1. den Berg hinauf und schimpft mit mur, dass es bergauf geht 😵‍💫😵‍💫😵‍💫😵‍💫
    Elendig mit 10 kmh. Da werden wir nie fertig mit fahren. Diskussionen über das Warum führen zu verschiedenen Lösungsansätzen, eine davon, dass der Diesel in Plužins superschlecht war und alles verstopft, oder weil die neue Batterien nicht codiert wurden, oder weil blablabla...wir gurken jede Tankstelle an, denn "besseren" Diesel mit mehr Oktan zu tanken ist die schnellste Möglichkeit zu verbessern.
    Wie verhext, gibt es hier nur lokale Tankstellen, die Raki, Diesel 590 oder so was haben. Ok, dann hilft nur mehr Međugorie. Das muss ich wieder allein bewältigen, Franzi schaut mich fragend an und erkundigt sich besorgt, ob ich den Schmarrn glaube. 🤣🤣🤣🤣
    Er bringt mich zum "Einstieg" Erscheinungsberg. Mal sehen was da so abgeht. Zuerst muss ich eine enge Gasse passieren. Unzählige Devotionalien, Gehstöcke, grauenvolle Heiligenbilder, Heiligenstatuen made in PRC, Risenkränze im Dutzend um 15 Euro säumen den Weg. Und dann geht's los. Völlig ahnungslos und pietätslos sprinte ich über den steinigen Weg, der sehr dekorativ so als Buß- und Beichtweg belassen wurde. Rundherum keuchen Menschen hinauf, bleiben atemringend alle 10m stehen, sogar Kinder, brauchen Pausen. Unglaublich. Entgegen kommen schwer Beleibte, schwitzend, sich auf die neu errungenen Gestöcke stützend. Schon inszeniert darf man hier nicht unbekleidet gehen, keine Tiere mitbringen, nicht laut singen/schreien/stöhnen/jammern, nicht telefonieren... und just läutet mein Telefon. Wenn Blicke töten könnten- he Menschen, euer Gestöhne stört mich auch!!!- Aber klar, diskret verziehe ich mich in die Dornenbüsche um mit meinem Sohn zu plaudern. Dann marschieren ich weiter. Inzwischen sind mehrere Rosenkranzbetende unterwegs und ich kann es mir nicht verkneifen zu denken, dass man von dem ewigen Luftholen ins Hyperventilieren kommen könnte, ein bisschen Hitze dazu, wenig Training und fertig ist die Halu. Kennen wir ja alle... Endlich erreiche ich die Stelle wo es wieder bergab geht. Aber wo ist nun die Stelle der Erscheinung? Da ist nichts. Nur Dornen, Wacholder, sonstige Macchie. Hnnn? Dafür bin ich über Stock und Stein? Sehr enttäuschend! Ich hab echt gedacht, dass das angezeigt wird. Na ja, ein bisschen Sport schadet meiner Weißbrotrolle eh nicht. Also wieder hinunter. Jetzt wo die Anspannung abgefallen ist... Ich habe mir an der Umdrehstelle schon die Zeit zur inneren Einkehr genommen, damit ich sicher weiß, ob für mich was da ist oder nicht...Ich habe gar nichts gefühlt. Nichts! In Gettysburg, da war was. Ganz stark. 20000 Tote auf einem Schlachtfeld. Des spürst! Arlington, jüdischer Friedhof Prag, Auschwitz. Da kommt einem das Gruseln. Aber hier? So viel Theater, so viel Kommerz.
    Also jetzt wo die Anspannung abgefallen ist, die Enttäuschung dass ich die Stelle nicht erkennen kann, achte ich auf mein Rundherum. Mütter, die ihre maximal 5 jährigen und jüngeren Kinder den Rosenkranz hinaufbeten lässt, der ältere, 9?, klettert lieber auf den Steinen herum, eine junge wunderschöne gestylte Dame trägt ihre Markensneakers in Gold in der Hand und steigt wie auf Nadeln barfuß ab. Mein böses Hirn meint 1. Sneakers schonen, der Weg ist höllisch für schöne Schuhe 2. Blasen von unpassenden Aufstiegsschuhen 3. Bussgang... Ich wäre es nie wissen. Ein Baby wir hinaufgetragen. Der junge Mann zieht die behäbige Freundin hinauf. Eine Damenriege folgt einer leiernd vorbetenden mit klagenden Tönen... warum klingt das nicht fröhlich? Warum klingt der Rosenkranz so schrecklich? Warum muss man als Katholik immer leiden? Wo ist die Freude? Bei den Moslems haben wir fast jeden Abend beobachtet, das Bedürftige zu essen bekommen, dass ihr Leiden erkannt wird und sofort agiert wird. Ein Lächeln/day...es tut beiden Seiten gut...
    Bewundernswert die Leidenden, die in dem Gang Hoffnung schöpfen, aber das Leiden ertragen. Fazit: nichts für mich. Ich suche meinen Schatz und unser Auto wieder und Franzi lässt mich auch bei der Kirche noch hinaus. Wieder eine Unmenge von Standln und Geschäften die alle Mir und Pace heißen. Für die Einwohner ein Segen der Rummel. Bei einem Trinkbrunnen schnappe ich noch heiliges Wasser und raus aus dem Ort der Marienstatuen und Marterl.
    Mit dem Karren wird es immer schlimmer und in Posušje geben wir auf. Inzwischen fährt er unter 2000upm. Das kann den Turbolader kosten. Wir fahren an einer Werkstatt vorbei und entscheiden uns gleich bei dieser zu campieren. Vielleicht wird uns in der Früh geholfen, sonst endet die Reise am Abschlepper. Ich bin aber so zuversichtlich, weil die Leute hier die besten Schrauber sind. Mit dem Rad fahren wir noch in die Stadt und essen zu Abend.
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  • Müßigtag

    21. oktober 2024, Bosnia og Herzegovina ⋅ ☀️ 18 °C

    Frech haben wir also bei der Werkstatt geschlafen und als um kurz vor 8 der Chef das Tor aufmacht, stehen wir schon fix und fertig davor. Er zögert (wieder) nicht, steckt das Diagnosegerät an. Während er es durchlaufen lässt, er redet wenig englisch, wir kein kroatisch, kommen wir drauf, dass wir ihm am Vortag 2x begegnet sind. Erst, als wir uns den Brrg mit 10 kmh Vollgas hinauf plagten und zwei als wir zu seiner Werkstatt fuhren. Er war mit einem Freund am Fahrrad unterwegs und wir sind ihm aufgefallen. Ein echt guter Doc, der beim Vorbeifahren checkt, dass was nicht stimmt.
    Sein Fazit, der Dieselpartikelfilter ist zu und das Agr Ventil ist kaputt. Es ist vorhanden, er kann es tauschen. Wie er genau an das richtige Teil kommt ist uns ein Rätsel, aber es hat sicher etwas mit der enormen Vernetzungsfähigkeit zu tun. Es dauert den ganzen Tag. Hocherfreut sagen wir "ja"!. Wir packen unseren Kater in den Rucksack und Howdies erste Radreise beginnt. Der Bäcker ist das erste Ziel. Der Howdie sitzt brav im Rucksack und wartet. Dann wandern wir ein bisschen durch das Städtchen und finden einen Platz wo der Kater raus kann. Stunden verbringen wir da in der Sonne. Ich komme endlich zum Lesen. Ein Buch über eine albanische Geschichte. Howdie strawanzt herum, an der Leine und ist sehr zufrieden.
    Am Nachmittag nehmen wir einen kleinen Snack in einer Bar und fahren wieder zu unserem Auto. Es ist noch nicht fertig und so lungern wir auf der Nachbarwiese herum.
    Kurz bevor wir das heile Auto wieder übernehmen kommt der Freund unseres Schraubergenies. Er spricht deutsch und wir können unsere Dankbarkeit ausdrücken. Es ist sehr gut mit ihm zu reden und wir erfahren Allerlei. Z.B. die Stadt ist die einzige ohne Moschee. Na ja, so schwer ist das nicht, da waren nie Osmanen. Aber! Sie haben alle kroatische Staatsbürgerschaft und bosnische. Von der Ethnie sind sie Kroaten. Man merkt den Unterschied im ganzen Ort. Um 9 sitzen keine Heerscharen von Männern im Kaffeehaus, es ist alles zusammen geräumt, es wird viel gearbeitet, die EFH sind ähnlich wie bei uns. Ein bisschen langweilig halt.
    Der Verdienst ist minimal, laut Ceic Daten knapp 1200 USD im Durchschnitt, ein Arbeiter verdient von 700 bis 1000 Euro ca.
    Als es schon finster wird, ist das Auto fertig. Leise wie ein E- Bolide entfleuchen wir diesem sympathischen Ort und machen uns auf Richtung Baja Luka. Geschlafen wird in Kupres, da ich mir nach Kupres was anschauen möchte.
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  • Ein neues Wunderland

    22. oktober 2024, Kroatia ⋅ 🌙 12 °C

    Als wir heute früh aufwachen ist es draußen zwar sonnig, aber wir stehen im Schatten und haben Raureif. Schnell die Zähne geputzt, die herrliche Bergluft geschnappt und weiter geht's zum nächsten Ziel. Ein Landschaftsziel. Franzi versteht die Welt nicht mehr. Für ihn haben wir eh schon alles gesehen und alles ist eine Wiederholung. Aber er akzeptiert meinen Wahnsinn alles sehen zu wollen und so machen wir uns auf zu einigen Riesendolinen.
    Von Kupres weg fahren wir praktisch nur mehr durch Geisterorte. Kaum ein Haus ist bewohnt, von kompletten Ruinen bis verlassen gibt es alles. Die ehemaligen Felder, die Abgrenzungen sind noch erkennbar, liegen brach, es gibt maximal Kühe. Die Landschaft ist atemraubend schön und leer. Bald haben wir unser Ziel erreicht und über einen Feldweg kommen wir zu den Dolinen.
    Da es immer noch bitterkalt ist, drehen wir gleich eine große Runde. Howdie darf im Rucksack mit. Die größte Doline ist fast 100m tief und hat ein Fassungsvermögen von ca 800 000t qm³. Die Kühe sind recht neugierig und ziehen zum Wasser, wollen uns kennenlernen. Als wir zum Vadrouille zurückkehren ist es bereits sehr warm. Immerhin sind wir auf 1200m Höhe und die Luft ist klar und frisch. Franzi baut unsere Möbel auf während ich Frühstück mache. Es dauert nicht lange wird auch unser Auto intensiv inspiziert. Die Leitkuh bringt ihre Herde mit. Rundherm schlecken sie das Auto ab, als dann eine mit den Hörnern die Front bearbeiten möchte, vertreibt Franzi das Viech. Unser mutiger Kater sitzt gebannt und völlig ungläubig im Auto. Aug in Aug mit einer Kuh. 😂😂😂 Er darf dann alleine spazieren gehen, es gibt nichts was gefährlich sein könnte, also ich hoffe, daß es keine Schlangen gibt. Er schleicht umher und kommt 5 Minuten später mit einer dicken Maus im Maul, springt sofort ins Auto damit. 🙈🙈🙈
    Franzi holt ihn heraus, das Mäuschen fällt ihm aus der Gosche. Es ist total fertig, hat Schnappatmung, rasendes Herz, aber unverletzt. Mäuse die Howdie fängt sind immer unversehrt, erst beim "Spielen" tötet er sie...wenn ich ihn nicht vorher erwische. Das Karma dieser Maus verlangt weiterleben. Ich trage sie vorsichtig zu ihrem Loch. Lange Zeit später ist sie verschwunden. Howdie hat null weiteres Interesse gezeigt, hat sie einfach liegen lassen. Und ist wieder abgehauen. Freiwillig kommt er zum Nachmittagsschlaf zurück.
    Dann duschen wir genüsslich und verbringen den ganzen Tag da in der Sonne. Es ist mucksmäuschenstill, hin und wieder ein Vogerl.
    Wir fahren erholt und glücklich weiter Richtung Baja Luka.
    Die "Grenze" zur Republika Srpska wird wieder durch eine große Tafel angezeigt, die rot-weiß-blauen Fahnen in jeder Straße... es ist so krass in Bosnien- Herzegowina. In Wahrheit sind es 2 klar getrennte Entitäten, das ist offiziell, aber 3 getrennte Länder und Ethnien, was man auch unmittelbar merkt. In der Herzegowina gibt es sehr wenige Moscheen, es zeigt sich "aufgeräumter", "deutscher", auch wenn die Uhren noch langsamer gehen als bei uns, was sie sich hoffentlich behalten und einen laisser-faire (eren) Lebensstil. Weinanbau ist omnipräsent, in den Bergen wird Käse produziert. Viele neue Kirchen, prächtige und Marienstatuen fallen auf. Die EFH sind unseren ähnlich.
    Es wird uns jetzt auch klar warum von Kupres weg so viele Geisterhäuser sind. Die Orte liegen direkt an der Grenze zur Republika Srpska. Entweder wurden alle Kroaten vertrieben oder/und getötet.
    Dem Vrbas Tal/Schlucht entlang, das ist der Fluss der durch Banja Luka fließt und von dem, für den Fluß wichtigsten Baum seinen Namen hat. Der Weide. Die Dörfer sind sehr ärmlich und gar nicht hübsch, die coolen Abenteuerlandschaften werden nicht touristisch genutzt. Wie schade darum!
    Durch die "Hintertür" erreichen wir die Hauptstadt der Republika Srpska. Wir nehmen einen Parkplatz zum Übernachten und schlendern zu Fuß in das Zentrum. Vorbei am Glaspalast des srpskischen Premierminister, natürlich bewacht, Tag und Nacht, vorbei an der wunderschönen Erlöserkirche, dem Palast des Präsidenten. Es ist so unglaublich, dass es in einem Land 2 komplett gleiche Strukturen gibt. Na ja fast, denn Bosnien-Herzegowina wird ja von einem Deutschen verwaltet.
    Der enge Kern des Zentrums wirkt wie eine Kulisse. Es fehlen die Menschen, die, von uns so geliebte Art, sich einfach im Kaffeehaus zu treffen. Speiselokal finden wir hier praktisch keines. Richtung Auto zurück kehren wir doch noch ein. Das Essen ist großartig, die Preise viel höher als bisher. Leider wird wieder geraucht. So grauslich! Es rauchen auch alle. Unser Kater schläft auf meinem Pullover und stinkt anschließend als wäre er heimlich noch fortgegangen.
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  • Hafen des Königs-> Banja Luka

    23. oktober 2024, Bosnia og Herzegovina ⋅ ⛅ 13 °C

    In der Früh sause ich gleich mit dem Rad in die Stadt. Ich möchte mir einige Sachen anschauen. So richtig viel gibt es nicht. Ich bin schon sehr gespannt. Ein futuristischer Glockenturm springt mir sofort ins Auge. Es ist eine von 4 katholischen Kathedralen in Bosnien-Herzegowina. Dem hl. Buonoventura gewidmet ist es ein beeindruckendes Gebäude aus 1970. Die ursprüngliche Kirche wurde bei einem verheerenden Erdbeben 1969 zerstört. Leider, wie alle katholischen Kirchen ist sie versperrt. Ein Foto vom Innenraum habe ich von Wikipedia. Dann sause ich weiter, weil ich vielleicht zum Friseur gehen kann, wenn mich wer dran nimmt. Die Innenstadt ist so klein, dass ich schon von der Souvenirstandlverkäuferin angelacht werde, weil ich zum 5.x vorbeiradle. Ich bin auf der Suche nach Danis Salon, nicht da, gibt's vielleicht nicht mehr. Weiter zum nächsten. Das Stadtbild ändert sich. Mehr Leute, kleinere Straßen, enge Gehsteige, kleine Läden, 3,4 stöckige Wohnblocks aus jugoslawischer Zeit. Banja Luka hat keine Kriegsfront gestellt, darum ist sehr viel original. Der 2. Friseur hat keine Zeit für mich. Okidoki, dann den nächsten. Und. Wie immer ist mir das Glück hold. Zejlko, ein in Deutschland geborener Sohn von Gastarbeitern, bis 12 dort lebenden, die Eltern kehrten dann zurück und er verließ Bosnien wieder um die Friseurlehre in Deutschland zu machen, bot mir an zu bleiben. Sein Salon ist sehr geschmackvoll und modern. Er ein Zauberkünstler mit der Schere und sein Deutsch ist tadellos. Es ist so gut sich ein bisschen unterhalten zu können, damit runden sich Eindrücke einfach ab. Trotzdem der Eindruck den statistischen Daten widerspricht, bestätigt mir Zejlko, dass die Leute sehr arm sind. Er meint es sei so schade, dass die Natur nicht touristisch genutzt werde, es sei einfach kein Know-how vorhanden, auch keine Investoren. Ganz vorsichtig äußert er sich, dass die Politik jetzt so sei.
    Was dem Land Wunden reißt sind die vielen jungen Leute, die weggehen und anstatt mit Ausbildung, Geld und Know-how zurück zu kehren, bleiben sie weg und das Land stehen. Glücklich gestylt radle ich weiter, schau mir das Kastel an und entdecke, dass ich ans andere Ufer komme. Hier bietet sich ein bekannte Bild. Menschenmassen an den Bushaltestellen. Betagte vor Kisten, die Socken, Häkelsachen, Hagebutten, gebrauchtes Kinderspielzeug, selbst gesammelte Kräuter und Früchte im kleinen Stil anpreisen. Gegenüber eine lange Schlange vor einer Suppenküche. Statt der Boutiquen "drüben", die Lagerfeld T-Shirts um knapp 200 Euro anbieten, sind es hier wieder 2nd Hand Läden. Die Expansion geht nach Osten, riesige Bauprojekte sind in Umsetzung, schnicke Einkaufszentren, Sportflächen, Bürokomplexe sollen Vorwärtsgerichtet sein ausdrücken, Bewegung, Entwicklung. Bei einem Gemüsestandl kauf ich ein bisschen Gemüse. Es kommt zwar nicht mehr an das albanische heran, aber die Gurken sind ohnehin traumhaft. In der Trčnika, der großen Markthalle gustiere ich die vielen herzrührenden Angebote. Zum Großteil keine Großhändler, sondern Frauen und Männer mit Parasol, Herrnpilzen, Hagebutten, dazwischen die selbstgestrickten Socken, geknackten Walnüssen, Mispeln, Birnen die bereits ins Kletzenstadium übergehen, und Berge von Mandarinen und Granatäpfel aus der Herzegowina. Die sind gerade reif. Nur mehr wenige Trauben, die Feigen getrocknet und aufgefädelt. Tomaten werden langsam durch Wurzel- und Rübengemüse ersetzt. Bei den Käsefrauen koste ich ein das eine oder andere. Es schmeckt mir nicht. Ranziger Topfen ist es eher als Käse. Den gibt es in allen Stadien. Mit meinen Säcken radle ich zurück zum Van und lade sie da ab. Ich möchte gerne noch das Museum für Contemporary Art sehen. Es ist in einem k&k Bahnhofsgebäude untergebracht. Das Erdbeben von 1969 hat große Schäden angerichtet und viele Gebäude mussten eingerissen bzw. erneuert werden 86000 Wohnungen, 300 kultur- und administrative Einrichtungen, 270 Schulen wurden zerstört. 15 Tote und 1200 Verletzte waren zu beklagen. Aber dieses Bahnhofsgebäude hatte es überstanden. Es sind junge Künstler aus dem ehemaligen Jugoslawien ausgestellt, die sich kritisch mit dem Thema Umwelt auseinandersetzen. Das hat enormes Potenzial und lässt unsere Augenauswischereien mit Esslöffel aus Holz und Cocktails mit Papiertrinkhalmen völlig lächerlich aussehen. Es wird geraucht, die Felder abgebrannt, vor allen Häusern wird Holz in rauhen Mengen gelagert, Isolation von Häusern gibt es nicht, Müll wird meist gleich neben dem Haus verbrannt- egal was es ist, dicke Plastikklumpen liegen dann herum-, Reifen, Elektrogeräte in den Flüssen versenkt, das meiste einfach weggeschmissen. Für alles bekommt man ein Sackerl. Wenn ich Tomaten, Gurken und Paprika zusammen in eines getan habe, meist wird es gemeinsam gewogen und verrechnet, haben sie es auseinander geklaut und in 3 einzelne und diese in ein gemeinsames packen wollen. Fahrzeuge blasen schwarze Rauchwolken hinaus, es gibt weder TÜV noch sonstige Kriterien für den Betrieb von Fahrzeugen. Hauptsache es fährt. Vermutlich funktionieren Industrieanlagen auch so. Sarajewo mit seiner Kessellage hat im Winter schlechtere Luftwerte als Peking oder Neu-Delhi und die Adria vor Albanien und die Gewässer sind so e. Coli belastet, dass vor dem Sommer immer gewarnt wird. Ein Künstler hat es sehr drastisch ausgedrückt: Kunst ist kein Spiegel, der die Welt reflektiert, Kunst ist ein Hammer mit dem man sie formt.
    Diese Haltung steht in krassem Gegensatz zu den T-Shirts mit Putins und Princips Konterfei. Engen nationalistischen, reaktionären Ansichten, die Mörder verehren und in Landesgrenzen denken und handeln. Gavro Princip, der Königsmörder ist hoch verehrt, Straßen nach ihm benannt, Statuen errichtet, einer, der seinen Anschlag 1914 am Tag der Schlacht am Amselfeld im 14. Jhd. angesetzt hat. Das ist die andere Seite der Bevölkerung. Leider derer, die gerade regieren.
    Es wird noch spannend in den Ländern des Balkans.
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  • Last step, heavy ❤️

    24. oktober 2024, Slovenia ⋅ ☁️ 12 °C

    Schon als kleines Kind war mir immer elend zumute, wenn die langen Reisen mit der Familie zu Ende gingen. Den letzten Abend am Meer, so viel Luft schnappen und den Duft speichern, bis spät in die Nacht den Zikaden lauschen, hoffen, dass wir vielleicht noch in Südtirol oder Leibniz übernachten würden, je nachdem woher wir kamen. Auf die Freunde freute ich mich immer, aber das Leben im Zelt, das Abenteuer, das der Balkan damals war oder das kommunistische Italien, das vermisste ich, noch bevor wir abfuhren.
    Und seit Sarajewo ist es ein bisschen vorgegeben, dass es zurück gehen wird.
    Ich versuche noch Zeit zu schinden. Stopp und Übernachtung in Zagreb, Stopp in Marburg mit Übernachtung. Als es dann in Zagreb schlechtes Wetter hat. Also so ein bisschen schlechtes Wetter, ist mir klar, dass wir heute noch in Hofern aufschlagen werden. Unsere Reise ist so schön gewesen, wir haben als Reisepartner super gut harmoniert, wir haben die Nähe gut ausgehalten und in unseren Interessen Wege gefunden um jeweils glücklich zu sein. Wir haben sehr viel geredet, diskutiert, jeweils eigene Bilder gemacht.
    Vielleicht ist es wirklich Zeit heimzukehren. Der Wäscheberg verlangt danach. 😂😂😂
    Wir fahren zum ersten Mal so richtig Autobahn. Zagreb werden wir mit dem Zug wieder besuchen. In Marburg machen wir Jausenpause und schlendern ein bisschen herum. Fremd ist sie noch diese EU Welt. Jede Einfahrt in die Städte schauen gleich aus, weg jede Individualität. Ketten, Ketten, Ketten. Wie traurig. Ich wünsche all den EU Beitrittskandidaten, dass sie sich nicht komplett verkaufen. Bosnien-Herzegowina war noch einmal so ein Highlight, weil es keine Konzerne gibt, keine amerikanische Firmen.
    Dann sind wir schon auf der Autobahn nach Hofern.
    Inzwischen ist das Auto ausgeräumt, der Kater wieder zuhause. So schnell ist alles vorbei.
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