• Ron Ny

Camino del Norte - 2025

Fortsetzung meiner Reise auf dem Camino del Norte von 2019.
Startpunkt ist Gijon. 340km sind es bis Santiago de Compostela.
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  • Het begin van de reis
    8 april 2025

    Innere Ruhe

    8 april, Spanje ⋅ ⛅ 10 °C

    Es ist soweit, nach so vielen Vorbereitungen ging es heute für mich auf den Jakobsweg. Sechs Jahre nach dem ich den ersten Teil gelaufen bin.

    Mein Tag startete mit dem Weckerklingeln um 06.00Uhr. Kurzzeitig dachte ich, ich muss mich fertig machen, für Arbeit, aber schnell war dann doch die Realität da.

    Mit großer Überraschung darf ich verkünden: Die deutsche Bahn war pünktlich! Nicht nur das! Alle Wagen waren da, die Räder waren dran und auch ein Lokführer der den Weg kannte, scheint es gegeben zu haben.

    Drei Minuten vor der geplanten Ankunftszeit fuhr ich am Berliner Flughafen ein. Da hat sich ja das milliardenschwere Schuldenpaket für die Infrastruktur gelohnt 😂😂😂.

    Am Berliner Flughafen suchte ich dezent orientierungslos meinen Check-In-Schalter. Diesen fand ich auch, als ich bermekte, dass in Berlin ab 0 losgezählt wird.

    Bei der Sicherheitskontrolle war das erste Mal Geduld gefragt. Nach 30 Minuten, inklusive kleiner Nachkontrolle der Schuhe, war ich dann durch und bin ans Gate gelaufen. Der Flieger kam pünktlich, hob allerdings eine halbe Stunde verspätet ab. Dies sorgte für eine kleine Disbalance meiner inneren Ruhe. Denn in Madrid hatte ich nur eine Stunde Umstiegszeit eingeplant. Meine kleine schreiende zweijährige Sitznachbarin, welche es liebte den Tisch hoch und runter zu klappen, war da nur mäßig hilfreich.

    Der Ausblick und die Musik im Ohr ließen jedoch trotz der Umstände, Urlaubsstimmung aufkommen.

    Angekommen in Madrid, stellte ich fest, dass meine Sitzwahl, letzte Reihe ganz hinten, nicht so praktisch ist, wenn man eine nur knapp bemessene Umstiegszeit hat.

    Zum Glück ging alles gut und ich erwischte meinen Flieger nach Asturien. Der Landeanflug war spektakulär. Den Blick auf die schroffen, mit Nebel verhangenen Felsküsten. Hier endete 2019 meine Reise, genau hier. Und hier startet meine Reise, nur 6 Jahre später… Buon Camino
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  • Gijon

    8 april, Spanje ⋅ ☁️ 16 °C

    Nach einer 45 minütigen Busfahrt war ich in Gijon angekommen. Bevor ich ins Hotel gehen wollte, lief ich zuerst an die Touristeninformation und holte meinen ersten Pilgerstempel ab. Auf den Weg da hin, kam ich an vielen bekannten Orten vorbei. Viele Erinnerungen kamen wieder hoch. Ein schönes Gefühl, wenn man nach so langer Zeit einen Ort besucht und einiges wieder erkennt.

    Schnell lief ich zum 1,8km entfernten Hotel. Dort angekommen, tat mir der Rücken und die Füße weh. Das kann was werden wenn ich jetzt schon platt bin. Wie ein Geistesblitz ging ich in die gegenüberliegende Apotheke und kaufte mir ein paar neue Einlegesohlen. Tuning obwohl ich noch nicht mal losgelaufen bin.😅😂

    Dann marschierte ich ohne Gepäck wieder in die Innenstadt und schlenderte umher.
    Das Meer, die Möwen, die Meeresbrise, die nebelverhangene Sonne. Ich genoss es in vollen Zügen. Oben auf einem Hügel hatte ich den Ausblick über die ganze Stadt. Dann ging ich fein essen. Ich bin startklar und freue mich auf morgen 😎💪
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  • Es geht los…

    9 april, Spanje ⋅ ☁️ 11 °C

    Es geht los. Wie beflügelt😅 Die Nacht war eher schlecht, das Bett unbequem und alles sehr hellhörig. Dennoch startete ich 07.15Uhr meinen Camino 2025.

    Es war noch dunkel, aber die Temperaturen mild. Auf den ersten Metern musste ich immer mal wieder stehen bleiben. Der Rucksack musste nachjustiert werden, dann stellte ich fest, dass die Ortungsfunktion meiner Camino App nicht funktionierte. Gleich zu Beginn hieß es also „Laufen auf Sicht“. Der Weg aus der Stadt hinaus war wunderbar markiert. Mit der Stadtgrenze musste man dann doch etwas genauer hinschauen. Aber schnell war ich wieder im Pilgerleben angekommen. Zu allererst erwartete mich ein riesiges Industriegebiet. Aber darauf war ich gefasst und freute mich einfach meines Lebens, dass ich losgelaufen bin. Nach zwei Stunden Laufzeit hatte ich das Industriegebiet hinter mir gelassen und befand mich mitten in der Natur. Felder, Eukalyptuswälder, die ein oder andere Kuh oder auch ein Pferd. Die Vögel zwitscherten und eine milde Brise wehte mir um die Nase.
    Kurzzeitig verlief ich mich, dadurch mehrere Pfeile in verschiedene Richtungen zeigten. Aber letztendlich fand ich den weiteren Weg.
    Entspannung stellte sich bei mir ein. Aber das Gedankenkarusell drehte sich weiter. Die unsinnigsten Gedankensprünge fanden in meinem Kopf statt.

    Die Kilometer flossen dahin. Die Landschaft war abseits der großen Industrieanlagen traumhaft schön.
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  • Hallo, ist da irgendjemand?

    9 april, Spanje ⋅ ☁️ 19 °C

    Nach dem wunderschönen Abschnitt mitten in der Natur, lief ich allmählich in Aviles ein. Das zweite große Industriegebiet war vor mir. Dieser Ausblick mit kilometerlangen Marsch auf der Landstraße war dann doch etwas demotivierend. Also machte ich mir Musik ins Ohr. Dann hieß es durchhalten. Es war bereits mittags und ich zweifelte allmählich, ob ich auf dem Jakobsweg war. Ich hatte noch nicht einen Pilgerer gesehen. 2019 hatte es keine Stunde gedauert.

    Kurz vor Aviles begegnete ich schließlich doch einem Pilgerer, welcher hinter mir auftauchte. Wir begrüßten uns nur kurz mit einem „Buon Camino“ und kämpften uns getrennt weiter die schier endlose Straße entlang.
    Die ersten Wohnhäuser tauchten auf. Mein voreiliges Fazit: „So eine hässliche Stadt“.

    Mit dem Einlauf ins Stadtzentrum musste ich meinen voreiligen Entschluss revidieren. Eine wunderschöne Altstadt erwartete mich. Ich ging ins Touristenbüro, holte meinen Stempel, schlenderte ein wenig durch die Stadt und setzte mich in ein Café, direkt auf dem Marktplatz. Die Sonne schien und der frisch gebrühte Café con Lećhe schmeckte hervorragend.

    Kurzzeitig überlegte ich in Aviles zu bleiben und mein gebuchtes Hotel zu stornieren, aber dann entschloß ich mich doch noch 7km weiter zu laufen. Diese Strecke war wunderschön und es machte trotz, dass ich schon 25km gelaufen bin, einfach Spaß. Nach 32km und 39.000 Schritt kam ich in Piadres Blancas in einem wunderschönen Hotel an.
    Auf der ganzen Strecke ist mir heute nur ein Pilger begegnet.

    Im Hotel ging ich unter Schmerzen in die Badewanne und gönnte mir danach auf der vorgelagerten Terrasse noch etwas zutrinken.
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  • Kein Zuckerschlecken

    10 april, Spanje ⋅ ⛅ 10 °C

    Gerade liege ich in einem Hotel, irgendwo im Nirgendwo, 6km vor meinem Ziel. Mir tut alles weh, aber der Geist macht Luftsprünge und möchte am liebsten weiter. Aber von Anfang an…

    Nach einer tollen Nacht, in einem wunderschönen Hotel, ging ich heute 07:00Uhr zum Frühstück. Um 07:45Uhr setzte ich mir dann den Rucksack auf den Rücken und startete mit der aufgehenden Sonne in den Tag. Schnell war ich aus dem kleinen Städtchen raus.

    Am Wegesrand standen immer wieder Rinder und die Landschaft war leicht Nebelverhangen.

    Gleich zu Beginn meines Weges heute, traf ich drei Pilger, zwei Damen aus Frankreich, welche kein Englisch sprachen und den Spanier, welchen ich schon am Vortag getroffen hatte. Wir kamen ins Gespräch und liefen den ganzen Vormittag zusammen. Sein Name ist Javier. Ein paar Sprachbarrieren machten uns nichts aus und wir redeten darüber wo wir herkommen, was wir beruflich machen und natürlich über den Camino an sich.

    Nach einiger Zeit trennten wir uns wieder. Er hatte ein sehr schnelles Lauftempo. Also lief ich wieder gedankenversunken über den Weg. In der Ferne kam mir plötzlich ein mittelgroßer Hund entgegen. Etwas Panik machte sich breit und ich machte meine Wanderstöcke zur Verteidigung bereit. Er war aber zum Glück positiv gestimmt. Er begleitete mich ein Stück des Weges, bis er an einer Gabelung abbog. Nach einiger Zeit tauchte Javier hinter mir auf. Dies verwirrte mich etwas, er schien eine Pause gemacht zu haben. Wir liefen über mehrere Stunden zusammen und entschieden uns einen Umweg in Kauf zu nehmen, um eine Mittagspause am Meer einzulegen. Gesagt getan. Der Ausblick war gigantisch.
    Nach einiger Zeit trafen wir auch noch auf den Pilgerer Mario, welcher ein unglaubliches Tempo vorlegte.

    Die letzten Kilometer schlauchten. Ich brauchte eine Pause, Javier wollte weiter durchziehen und so trennten uns unsere Wege. Nach meiner Pause, entschied ich mich das nächste Hotel zu nehmen. Eigentlich hatte ich vor endlich mal in einer Alberge zu schlafen, aber ein eigenes ruhiges Zimmer mit privater Dusche ist einfach zu verlockend.
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  • Wenn der Kopf sagt…

    10 april, Spanje ⋅ ☀️ 17 °C

    Ich checkte ein, bekam ein schönes Zimmer und schmiss mich auf mein Bett. Nach einer kurzen Ruhephase ging es in die Dusche und dann wusch ich meine Wäsche. Ausversehen hatte ich das saubere Paar Socken gewaschen, sodass ich jetzt zwei Paar Socken trocken kriegen muss. 😂

    16Uhr ging ich ins Restaurant und bestellte mir ein ganzes Menü. Dann kam ich auf den sehr klugen Gedanken, noch ans Meer zu spazieren. Also lief ich los, 2,5km bergab, steil bergab. 😣 Am Meer tosten die Wellen. Spektakulär! Ich setzte mich 40 Minuten an den Strand. Am Strand beobachtete ich einen alten Mann, welcher mit seinen Gehstöcken bis ans Meer gelaufen kam, um sich hinzusetzen und in die Ferne zu schauen. Irgendwie ein tolles Bild, welches mich etwas nachdenklich machte.

    Dann trat ich den Rückweg an. Bergauf, steil bergauf. So steil bergauf, dass ich durstig wurde, am Hotel vorbei lief um noch einen weiteren Kilometer zum Supermarkt zu laufen. Ich kaufte ganz viele ungesunde Sachen und lief zurück zum Hotel.

    Stand heute: 46,146 Schritt und 37,1km. Ungefähr so fühlen sich auch meine Beine an 😂😂😂
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  • Das Summen der Fliegen

    11 april, Spanje ⋅ ☀️ 12 °C

    Nach einem Frühstück in meinem Hotel startete ich 08:00Uhr auf den heutigen Camino. 31km inklusive 1200hm hoch und 1200hm runter standen heute auf den Programm. Leider sind meine gewaschenen Sachen über Nacht nicht trocken geworden, deshalb baumelte ich die Socken mit Klammern an die Seiten meines Rucksacks. Hinten befestige ich mein Tshirt, sodass ich aussah wie ein wandelnder Trockner.

    Zuerst führte mich der Weg am Strand vorbei, wo ich am Vortag war. Dann ging es bergauf, immer mit Blick auf die Berge Asturiens. Ich lief durch kleine verschlafene Dörfer, verschiedene Wälder oder auch über große Wiesen. Kein Mensch war weit und breit, nur ein paar Kühe, Ziegen, Schafe. Aber das störte mich nicht. Ich schaute mir die tolle Landschaft an und pilgerte vor mich hin…
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  • Die Qual der Wahl

    11 april, Spanje ⋅ ⛅ 15 °C

    Nach einiger Zeit kam ich an ein Schild. Zwei Varianten taten sich mir auf. Ein 18km langer Weg welcher über einen Gebirgskamm führt. Es gibt keine Rastmöglichkeit, kein Restaurant oder ähnliches, dafür aber etlichen Höhenmetern. Die zweite Möglichkeit stellte ein 18,9km langer Weg durch die Dörfer an der Küste, ohne viele Höhenmeter, aber relativ viel Straße.

    Ich war hin und her gerissen. Aber letztendlich war es sehr verlockend, 18km weg von jeglicher Zivilisation zu sein. Nach ein paar Minuten war die Entscheidung gefallen.

    Die Landschaft war bombastisch, unbeschreiblich schön. Die Anstrengung war enorm bei den Anstiegen, mehr als einmal war ich klitschnass geschwitzt.

    Immer wenn ich dachte, jetzt habe ich den höchsten Punkt erreicht, tat sich ein neuer auf.

    Der Abstieg ging ganz schön auf die Knie, mein Ziel rückte immer näher. Ich hatte mir eine schöne Herberge herausgesucht. Die letzten Kilometer dorthin, zogen sich. Meine Kraft ging zur Neige. Nachdem ich mich zur Herberge geschleppt hatte, begrüßte mich eine freundliche Frau. Leider hätte die Herberge heute geschlossen. Die nächste kommt in zwei Kilometern. Sichtlich genervt lief ich weiter. Nach schier unendlichen 2km kam ich an. 39km hab ich heute auf den Tacho, inklusive 51400 Schritt.

    In der Herberge sind außer mir nur zwei Französinnen. Ich glaube morgen nehme ich mir wieder ein Hotel 😅
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  • Das Kreischen der Möwen

    12 april, Spanje ⋅ ☁️ 14 °C

    … oder besser gesagt das Jammern des Pilgers 😅. Mein erste Nacht in einer Herberge… war furchtbar! Insgesamt waren mit mir fünf Pilger in der Herberge. Eigentlich besser als wenn man mit 15 in einem Raum schläft. Ich hatte mir in der letzten Nische ein Bett gesucht. Gegen 21:30 Uhr ging das Licht aus und die Nacht begann. Das Bett war unbequem und der Einwegbettbezug rutschte hin und her. Es war kalt, die wahrscheinlich noch nie gewaschenen Decken wollte ich auf keinem Fall berühren. Der Schlafsack war zu eng, das Kissen zu hart und auf dem synthetischen Material des Kopf- und Matratzenbezugs schwitzte man wie verrückt. Zu allem Übel des Komforts schnarchte eine der beiden Französinnen und zwar die ganze Nacht. Meine Oropacs dämpften im besten Fall das Schnarchen, hörbar war es aber trotzdem. In der nächsten Nacht hab ich wieder mein eigenes Zimmer, dass steht fest.

    07:07Uhr wachte ich auf und packte meine tausend Sachen. Um 07:37Uhr zog ich bei milden Temperaturen im halb Dunklen los und stapfte direkt in den dunklen Wald. Aber ich kam nicht vom Wege ab und war frohen Mutes. Die Landschaft heute war grau und wolkenverhangen. Der Weg führte überwiegend durch Wälder und kleine Dörfer. Heute lief es bei mir. Die ersten Kilometer schwanden wie nichts. Ich machte mir viele Gedanken, die verschiedensten Sachen.

    Dann kam ich in ein kleines Fischerdörfchen, eines wie es im Buche steht. Die Häuser nicht besonders schön, aber dennoch passend. Im Zentrum angekommen, setzte ich mich in ein Café und frühstückte.

    Ich machte mir Gedanken, ob ich nicht doch noch etwas weiter laufen sollte. Heute lief es einfach zu gut. Ich traf auch mehrere Pilger, mit welchen ich aber nicht ins Gespräch kam. Das brauche ich aber auch nicht. Ich bin so wie es gerade läuft, sehr zufrieden.

    Der Tag wandelte sich allerdings doch blitzartig 8km vor geplanten Zieleinlauf. Meine Knie machten schlapp und das rapide. Humpelnd erreichte ich Navia.
    Ein Weitergehen war nicht mehr möglich. Ausruhen ist angesagt.

    Bestandsaufnahme:

    Die letzten 4 Tage bin ich 116km gelaufen

    Körperliche Beschwerden:

    Reizung linke Achillessehne
    Aufgerieben rechte Verse
    Druckstelle linker großer Zeh
    Schmerzen beide Schienbeine
    Entzündung in beiden Kniegelenken (Sehnen)
    Dauerhafte Verspannung Schulterbereich

    Material:

    Wanderschuhe: linker Schuhe - Sohle beginnt sich abzulösen
    Rucksack welcher schon löchrig war, beginnt sich an sämtlichen Stellen aufzulösen.

    Stimmung: Es ist einfach wunderschön. ☺️

    Die Entschleunigung, die Ruhe, die Landschaft und das stupide Laufen. Wunderbar ☺️
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  • Durchhalten

    13 april, Spanje ⋅ ☁️ 11 °C

    Nach einer wunderbaren Nacht, in einer kleinen Pension startete ich wieder gegen 07:00Uhr in den Tag.

    Ich packte meine Sachen und machte meine Knie startklar so gut es ging. Es war heute kühler und stark bewölkt. Das Frühstück musste bis zum Mittag warten, denn alles hatte noch geschlossen. 32km standen heute auf den Plan. Die gestrige Strecke hatte mir ganz schön zugesetzt. Heute ging es nur schleppend voran. Kurz nachdem ich aus der Stadt rausgelaufen war, gab es schon die erste Zwangspause. Nichts ging mehr. Mein Knie schmerzte extrem. Also nahm ich eine Schmerztablette ein und hoffte, dass diese bald Wirkung zeigt. Nach einer halben Stunde konnte ich halbwegs vernünftig laufen.
    Dennoch überlegte ich, ob ich vielleicht mein Tagesziel vorziehe.

    Gegen Mittag, erreichte ich einen Punkt, wo für mich wieder eine Alternativroute zum Jakobsweg als Option stand. Diese führte direkt an der Küste entlang. Flach und weit weg von der lärmenden Autobahn.
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  • Überraschungen

    13 april, Spanje ⋅ ☁️ 13 °C

    Mittags lief ich in Tapia de Casariego ein. Eine wunderschöne Kleinstadt, direkt am Atlantik.
    Eine größere Pause musste her. Ich hatte mich bis dahin nur mit einem Müsliriegel und ein paar Skittles (Gummibärchen) über Wasser gehalten.
    Der Weg verlief direkt durchs Zentrum. Zu meiner Überraschung waren auf den kleinen Hauptplatz der Stadt, alle Einwohner versammelt. Alle hatten grüne Zweige in der Hand, ein paar Dudelsack-Spieler standen auch da. Ich stellte mich mit dazu und schaute was passiert. Wenig später formierten sich mehrere Kirchliche, in lilanen Kutten, auf den Platz. In der Hand hatten sie eine Art riesiges Schilf. Ein kleiner Junge in Kostüm wurde von seinen Eltern auf einen Esel herumgeführt.
    Alles echt spannend. Ich ging weiter in eine kleine Bar und aß endlich etwas. Dann kam ein lauter Umzug durch die kleinen engen Straßen der Stadt.

    Wenig später fragte ich eine Einheimische was für ein Fest es ist. Sie erklärte mir auf spanisch, das es ein Fest ist um die Fruchtbarkeit zu feiern. Zumindest deckte sich ihre Gestik mit dem was mir der KI Chat ausgespuckt hat, zu diesem Thema.

    Es war toll, so nah die spanische Kultur zu erleben. 10,2km sind es jetzt noch bis zu meinem Tagesetappenziel. Die Pause und die Schmerztabletten taten gut…
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  • Abschied

    13 april, Spanje ⋅ ☁️ 14 °C

    Die grauen Wolken hatten sich verzogen. Die Sonne schien und ich war wieder voll motiviert.

    Wieder eine wunderschöne Etappe. Die letzte Etappe am Atlantik, die letzte Etappe in Asturien. Der Atlantik zeigte sich von seiner schönsten Seite. Traumhafte Ausblicke, wunderschöne Buchten und riesige menschenleere Strände mit teils schroffen Felsen.

    Mehrmals hielt ich an, setzte mich und starrte auf das Wasser. Die Möwen kreisten direkt über mir. Eine kackte sogar auf meine Jacke und meine Nase. 🌊😅 Ich hoffe das bringt Glück und macht die Haut geschmeidig.

    Kurz vor meiner Ankunft in Ribadeo war es nun soweit, ich lief in Galicien ein.
    Eine kleine Pension fand ich auch gleich, duschte schnell und setzte mich in ein Café direkt vor meiner Unterkunft. Auch ein Eis musste sein. Ist ja schließlich Urlaub 😅

    By the way: noch 189km bis Santiago de Compostela. Morgen überschreite ich die Halbzeitmarke.
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  • Den Atlantik im Rückspiegel

    14 april, Spanje ⋅ ☁️ 11 °C

    Ein neuer Start in den Tag. Irgendwie rennt die Zeit wie im Fluge. Schnell eine Schmerztablette geschluckt und dann ging es auch schon rein in die Wanderstiefel. Die Landschaft hatte heute ein wahres Auf und Ab zu bieten. Es war stark bewölkt, ab und zu schaute die Sonne auch mal durch. Es ging viel durch die Natur, die Aussichten wunderschön.

    Heute waren viele Pilger auf dem Weg unterwegs, manche kannte ich schon, manche noch nicht. Viele laufen alleine, andere zu zweit, wenige zu dritt.
    So richtig habe ich zur Zeit gar keine Lust auf andere, irgendwie bin ich mit mir gerade zufrieden. Ich hoffe ich komme zu Hause nicht völlig desozialisiert an.😅

    Frühstück gab es heute keins für mich. Erst gegen 13:00 war ein kleines Café auf dem Weg. Dort machten alle Pilgerer Stop. Italiener, Amerikaner, Dänen, Spanier. Alle Nationalitäten waren vertreten. Wir saßen alle zusammen. Ich haute mir ein riesiges Sandwich mit Seranoschinken in den Bauch, trank einen Café con leche und eine große Fanta.

    Nach einer halben Stunde waren alle Bedürfnisse befriedigt, ich stand auf und verabschiedete mich bei den Anderen mit einem „Buon Camino“.

    Die letzten 14km waren angebrochen. Ein kleines Highlight war der Weg durch einen Eukalyptuswald. Überall zwischen den Bäumen waren Büsche mit gelben Blüten. Und ich mitten drin, ganz allein. ☺️ Ich testete, ob man an den Blättern das Aroma riechen kann und ja, wie ein Erkältungsbad 😂
    Mein Minimalziel „Lorenza“ erreichte ich gegen 14:30Uhr bei Sturm und leichten Regen. Irgendwie wollte ich aber weiter und hängte nach 27km noch 9km dran. Der Weg war genauso schön, gegen Ende machten aber meine Beine rapide schlapp. Die Strecke zog sich, es war ein kleiner Kampf gegen meinen eigenen Körper. Dann schließlich erreichte ich mein Maximalziel „Mondonedo“. Mein Telefon zeigt mir heute 40,2km an.

    Von hier aus sind es jetzt noch 152km bis Santiago de Compostela. Im Kopf beschäftige ich mich jetzt schon viel mit dem Ankommen. Wenn ich das Pensum so durchhalte wie bisher, wenigstens aber 31km pro Tag schaffe, werde ich einen Tag vor meiner geplanten Ankunft ankommen. Ob mir dies gelingt, liegt ganz an meinen Körper.
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  • Kleiner Kulturbeitrag

    14 april, Spanje ⋅ 🌧 13 °C

    Nach dem Duschen und Ausruhen konnte ich es mir nicht nehmen lassen, noch eine kleine Runde durch den Ort zu drehen. Hier in Spanien wird erst sehr spät gegessen, die Restaurants öffnen ihre Küchen frühestens 20:00Uhr. Vorher ist nur Barbetrieb.

    In meinem heutigen Fall machte das Restaurant erst 20:30Uhr auf. Also ging ich in den örtlichen Supermarkt. Zu gerne hätte ich ein Foto gemacht. Ein Tante Emmaladen, den es so nur noch selten gibt. Erstaunlich günstig, alles vollgestellt und irgendwie provisorisch.

    Die Stadt ist wie leer gefegt. Wochenends ist in den Stadtzentren halli galli, in der Woche ist es wie ausgestorben.

    Gestern lag meine Unterkunft direkt am Hauptplatz von Ribadeo. Einfach jeder war auf der Straße. Die Spanier scheinen es zu lieben, ihre Bars und Restaurants zu erobern.

    Was mir persönlich auch sehr gut gefällt. Das Straßenbild wird nicht von den großen Marken und Restaurantketten geprägt. Hier sind es oftmals Familienbetriebe. Das macht das Ganze viel vielseitiger.

    Ach ja und der Wein und der Kaffee schmecken hervorragend 🤤.
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  • Geballte Kraft

    15 april, Spanje ⋅ 🌧 5 °C

    Der Camino so heißt es, zwingt dich in die Knie. Mit den heutigen Tag kann ich das nur bestätigen.

    07:00Uhr klingelte mein erster Wecker. Ich war noch zu müde um aufzustehen. Trotz einer sehr guten Nacht, diesmal ohne Ungeziefer in meinem Bett, wie in meiner letzten Unterkunft, stellte ich einen neuen Wecker eine viertel Stunde später. Jetzt musste es aber losgehen, schließlich bin ich ja nicht im Urlaub oder doch?

    Ich stand auf und startete meine Morgenroutine, kurz darauf brasselte ein starker Regenguss auf das Dach. Das wäre heute der richtige Tag, um einfach im Bett zu bleiben. Ich verspeiste zwei Schokobrötchen und eine Banane, welche ich mir gestern gekauft hatte und machte mich Regentagtauglich. Nach einer kurzen Wegfindungsstörung, startete ich dann auf den Camino durch.

    Kurz nach Ortsausgang erwartete mich ein Aufstieg von 700hm, welcher mich ganz schön ins Schwitzen brachte. Aller paar Meter musste ich stehen bleiben und durchatmen.

    Nach einer Stunde hatte ich das gröbste hinter mir. Alles war neblig, ich hörte nur den Wind und drei Windräder, welche sich darin drehten. Irgendwie cool, hier oben, alleine Wind und Wetter ausgesetzt.
    Ein Stück weiter des Weges, wurde es abenteuerlicher. Es windete sehr und vor mir lag eine Berglandschaft, welche im Nebel eingetaucht war. Der Regen peitschte mir ins Gesicht. Meine Hände schon ganz rot vor Kälte, fingen an zu schmerzen. „Auch mal schön wenn was Anderes weh tut, außer die Beine“, dachte ich mir.

    Wie der Typ aus der Schöffel Werbung, lief ich den Berggrad entlang. Niemand war da außer mir und die bittere Natur. Dann fing es an zu Schneien. ❄️🌨️🏔️. „Echt jetzt, ich fahre nach Spanien, in den Urlaub und da schneit es?“ Ich fühlte mich etwas verschaukelt. Die ganze Szenerie war filmreif. Nur die Schöffeljacke hielt in dem Wetter nicht mal drei Minuten. Schön verarscht wird man da in der Werbung.

    Ich lief so schnell ich konnte, in der Hoffnung, von dem Berg wieder runter zu kommen.
    Das Unwetter zog durch und kurzzeitig kam sogar etwas Sonne raus. Es waren noch nicht mal 10km geschafft und ich war quasi am Ende. So ein nettes Cafe könnte mir da jetzt weiter helfen. Aber keins war weit und breit in Sicht. Ich lief und lief und lief und nahm einen Regenguss nach dem Anderen mit. Nicht nur einmal hatte ich heute den Gedanken abzubrechen.

    Klitschnass bis auf die Schlüpper erreichte ich nach ca. 20km ein kleines Cafe. Ich betrat das relativ leere Lokal. Die Dame hinter dem Tresen schaute mich mitleidig an. Nach einem Kaffee und einer Art Pfannkuchen hatte ich neue Kraft gesammelt.

    Der Weg heute war eigentlich wunderschön. Besonders der Part der nach meiner Pause startete. Uralte moosüberzogene Brücken, überall kleine oder große Kreuze, welche uralt schienen. Teils war der Weg mit alten moosbedeckten Steinplatten begrenzt. Hier sind schon vor hunderten von Jahren die Menschen lang gepilgert.

    Immerwieder gab es sturzgussartige Schauer, teils sogar mit Hagel, in Abwechslung mit Sonnenschein.

    Völlig geschafft kam ich in meinem Hostal an und nahm mir für 36 Euro ein Zimmer.

    Tagesbilanz:

    - Alles ist Nass (auch der Inhalt des Rucksacks)
    - Heute war mein erster Tag ohne Schmerztabletten
    - ich befinde mich 120km vor Santiago de Compostella
    - der Wetterbericht sagt Regen bis zu meiner Abreise😭
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  • Meilenstein

    16 april, Spanje ⋅ 🌧 5 °C

    Gestern Abend nach dem Abendbrot ging ich noch in einen Waschsalon, welcher nur drei Minuten weg war. Alle meine Sachen waren nass, auch die im Rucksack. Erst wollte ich sie in meinem Zimmer trocknen, doch dann kam ich auf diese Idee.

    45min verbrachte ich mit dem Waschen und Trocknen. Herrlich alles wieder frisch. Im Waschsalon begegnete ich einen freundlichen Mann und kam mit ihm ins Gespräch.

    Er gab mir eine Zeitung zum Trocknen meiner Schuhe, welche ich dankend annahm.
    Im Hotelzimmer sprangen abends die Heizungen an, perfekt die Schuhe und den Rucksack zu trocknen. Freuden eines Pilgers 😅.

    Heute morgen war ich vor dem Weckerklingeln munter. Ich stand auf und musste erstmal vor dem Bett mich etwas warm stehen, bevor die Beine mitmachen wollten.

    Alle 7 Sachen gepackt und Punkt 08:00Uhr startete ich in den Tag. Der erste Kilometer war die Hölle. Alles schmerzte und ich humpelte vor mich hin. Ich nenne es liebevoll mein „Warmwerdkilometer“.

    Zu meiner großen Überraschung, war es heute überwiegend sonnig. Ab und zu zog ein Schauer durch. Nach 10km machte ich meine erste Pause, in einem kleinen Café. Ich bin ehrlich, so langsam geht es an meine Substanz. Nach 10 weiteren Kilometern, war der große Moment gekommen. Denn ich überschritt die 100km Marke bis Santiago de Compostella. Ein kleiner Schritt für die Menschheit und ein großer Schritt für mich.

    Die letzten Kilometer zogen sich. Alles tat weh. Aber ich habe es geschafft. Heute schlafe ich in einer Herberge. Diese wird von Freiwilligen betrieben. Alle super freundlich. Die Beine werden heute am Kamin ausgeruht.

    Morgen erwartet mich eine eher kurze Tour von ca. 25km. Dann sind es nur noch zwei Tagesetappen. ☺️
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  • Luxus 😊

    16 april, Spanje ⋅ 🌙 7 °C

    Die fehlende Infrastruktur auf diesem Stück des Camino‘s lies mich heute in einer Herberge stranden. Herzlich wurde ich von zwei Damen und einem Herren empfangen. Sie freuten sich sehr, denn ich war ihr erster Pilger heute. Bevor ich meine Wanderschuhe ausgezogen hatte, wurde mir schon ein Wein angeboten. Ich denke, ich muss mich morgen nochmal reflektieren 😅. Alle drei arbeiten hier für zwei Wochen unentgeltlich, als Voluntier. Der Mann kam aus Schottland, die zwei Frauen aus Florida. Ich checkte ein, nahm eine warme Dusche und setzte mich an den Kamin. Wir unterhielten uns eine Weile, dann brach ich auf zum Abendessen. Davor gab es noch einen kurzen Stop in der Dorfkirche. Ich holte mir einen Stempel, ging zum Essen und spazierte durch „Miraz“. Wunderschön, überall Jahrhunderte alte Häuser, manche schon saniert, andere noch nicht.

    Zurück in der Herberge war ich immer noch der einzige Pilger. Mir wurde win Fussbad angeboten, welches ich vor dem Kamin dankend annahm.
    Wir saßen mehrere Stunden vor dem Kamin und sprachen über alles Mögliche. Aber vor allem über eines, den Camino.
    Ich hatte mich gefreut mal wieder richtig Englisch zu sprechen. Ein sehr schöner Abend, mit tollen Gastgebern.

    Jetzt liege ich allein in einem 20 Bett Zimmer. Eigentlich bin ich heute in Erwartung gewesen ein Haufen neue Leute kennen zu lernen, mit welchen ich vielleicht sogar einlaufe. Doch der Camino lehrt einem: Erwarte nichts, denn es kommt alles ganz anders als du denkst.
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  • Im Kloster gestrandet…

    17 april, Spanje ⋅ ☁️ 6 °C

    Die letzte Nacht habe ich nicht so gut geschlafen. Zwar war ich allein im Zimmer, aber egal wie ich mich gedreht und gewendet habe, mir tat alles weh.

    07:00Uhr klingelte mein Wecker. Zusammen mit meinen drei Gastgebern frühstückte ich. Gegen kurz nach 8 startete ich heute meine Tour von 25km. Die Verabschiedung war sehr herzlich. Echt tolle Menschen die ich da kennenlernen durfte. Meinen Beinen ging es heute anfangs auch besser.

    Der Weg war heute relativ unspektakulär. Es gab nicht viel zu sehen. Nur Wald und sonst nichts. Es regnete leicht. Auf dem Weg traf ich heute Mario wieder. Wir liefen kurzzeitig zusammen und unterhielten uns ein bisschen. Sein Tempo war aber einfach zu schnell für mich. Nach 10 Minuten musste ich mich verabschieden und langsamer laufen. Leider waren die 10 Minuten schon zu viel und mein rechter Knöchel muckerte als Strafe die nächsten 1,5h rum. Über mehrere Kilometer ging es an einer Landstraße entlang. Nach gut 20km setzte ich mich auf einen kleinen Felsen am Wegesrand. Ich brauchte eine Pause. Ich tippelte ein bisschen auf dem Handy rum, schaute nach dem Weg und verschiedenen Unterkünften, bis ich plötzlich wie aus dem nichts, einen Schäferhund vor mir stehen hatte. 😅 Er war mir aber gut gesonnen und ließ sich von mir ein bisschen graulen. Ein paar andere Pilger kamen des Weges entlang und dachten es sei mein Hund. Sind halt schnell echte Buddies geworden 😎.

    Dann ging es aber weiter, heute sind einige Pilger unterwegs. Nach 25km war ich in Sobrado angekommen. Ich klapperte alle Hotels und Hostels, an der Zahl drei, ab. Keiner hatte ein Platz für mich. Eine Herberge hatte geschlossen. Mir stellten sich zwei Optionen: erstens ich laufe 11km weiter ca. knappe 5 Stunden oder zweitens ich schlafe im Kloster.

    Und so kam es, dass ich ein Bett im Kloster Santa Maria nahm. Fassungsvermögen: 98 Plätze. Und als ob mein Glück nicht groß genug wäre, schlafe ich direkt neben der Tür. Das kann was werden 😅.

    Nachdem ich das alles kurz verdauen musste, duschte ich, wusch meine Sachen und lief ins Zentrum, um diese im Waschsalon zu trocknen. Denn der Trockner im Kloster war natürlich kaputt. 😂😂😂

    Ich nehme es mittlerweile mit Humor. 60km trennen mich noch von meinem Ziel.
    Im Waschsalon traf ich Mario wieder, wir nutzten die Zeit und quatschten ein bisschen. Er ist Portugiese, spricht aber sehr gut Englisch.

    Nachdem die Wäsche getrocknet war, wollte ich mir im örtlichen Supermarkt Nervennahrung kaufen. Dieser hatte aber leider geschlossen. 😂😂😂 Mit anderen Worten, es läuft bei mir.

    Dafür habe ich heute den ersten deutschsprachigen Pilger kennengelernt, aus Tirol.
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  • Ziel in Sicht

    18 april, Spanje ⋅ 🌧 10 °C

    Nachdem gestern Abend mein Abendessen auch noch flach gefallen war, beschloss ich, es für den Tag gut sein zu lassen und auf den neuen Tag zu hoffen.

    Die Nacht war den Umständen entsprechend eigentlich ganz in Ordnung. Gegen 06:30 begonnen die ersten Pilger ihre Sachen zu packen, so auch ich. Um 07:08 kehrte ich dann den Klosterleben den Rücken und startete wieder meinen Weg. Heute ist mein Ziel so nah wie möglich an Santiago heranzukommen, um morgen einen kurzen Lauftag zu haben.

    Wie es schon vorhergesagt war, regnete es in Strömen, den ganzen Tag lang. Durch meine Schmerztablette am Morgen lief es heute recht gut. Ein wenig Wehmut kommt in mir auf. Einerseits freue ich mich anzukommen, aber irgendwie schwingt da auch eine gewisse Traurigkeit mit. Denn neben all den Strapazen, gibt der Weg einem auch unglaublich viel. Mir sind so einige Dinge bewusst geworden und ich fühle mich im Kopf wieder sortierter. Meine erste Pause war nach 22km in Azura. Völlig durchnässt hielt ich Einzug in einer kleinen Bar. Ein Sandwich, ein Kaffee und einer große Limo mussten her. Danach war ich ganz schön durchgefroren. Nebenan war ein Waschsalon, ich zog die Regensachen, die Socken und die Jacken aus und stopfte sie samt meines Rucksackregenschutzes in den Trockner. Wären da nicht noch andere Leute gewesen, hätte ich meine Hose und Unterwäsche auch noch reingehauen. Inklusive Einlegesohlen war alles binnen 21 Minuten trocken. Ich ging weiter, wollig warm. Die Sachen waren zwar nach einer halben Stunde wieder durch. Aber dennoch hatte ich wieder ein bisschen Wärme.

    Kilometer 30 ist erreicht. Bis hier hin war ich nicht zu bremsen. Mir war heute irgendwie alles egal, egal ob Regen, egal ob Wind, egal ob Kälte, ich war unaufhaltsam. Aber dieser verflixte 30km- Punkt bekommt mich jedes mal. 40km war heute mein Ziel. 33km sind es geworden.

    Heute bin ich noch einmal in einer Herberge. Kleiner als gestern, aber eigentlich ich mir das egal, denn morgen laufe ich in Santiago ein. Einfach unglaublich. ☺️

    Ganz am Rande erwähnt: ab Azura verlaufen der Camino Frances und der Camino del Norte zusammen. Demzufolge ist ein enormes Pilgeraufkommen. Aber ich bin froh das ich meinem Camino del Norte gelaufen bin. Dieser war wunderschön.
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  • Santiago de Compostela

    19 april, Spanje ⋅ 🌧 7 °C

    Meine letzte Nacht in einer Pilgerherberge war vorüber. Sie war gar nicht Mal so schlecht. Gestern Abend habe ich mit den anderen Pilgern zusammen im Restaurant über die Straße hinweg, Abendbrot gegessen. Drei Belgier und auch zwei Deutsche habe ich kennen gelernt. Wir philosophierten über den Weg und gingen dann doch recht zeitig schlafen.

    Heute Morgen startete ich 06:30Uhr in der Dunkelheit auf meine letzten 27km.
    Zuerst ging es durch einen Wald. Ich brauchte meine Handyleuchte um etwas zu sehen. Mit Anbruch des Tages wurden es zunehmend mehr Pilger. Schließlich artete es zu einer Massenwanderung aus. Ich hatte zwar damit gerechnet, aber mit so vielen Menschen. Das hat mich dann doch überrascht.

    Nach 8km machte ich kurz einen Halt in einem Café und zog dann ohne Pause die restlichen 19km durch bis Santiago. Es schüttete in Strömen. Klitschnass lief ich in Santiago ein.

    Bis ins Zentrum, dauerte es schier endlose 4km. Aber dann war der Moment gekommen. Ich sah die Kathedrale von Santiago de Compostela. In diesem Moment endete meine Pilgerreise. Ich bin am Ziel.
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  • Die Compostela

    19 april, Spanje ⋅ 🌧 9 °C

    Nachdem ich den Moment auf mich wirken lassen habe, machte ich mich pitschnass auf den Weg ins Pilgerbüro.

    Dort erhielt ich meine Compostela.

  • Angekommen

    19 april, Spanje ⋅ 🌧 10 °C

    Nach einem Mittagsschlaf, lief ich zum nächsten Waschsalon. Sachen waschen und trocknen war angesagt. Danach lief ich wieder in die Stadt. Zu meinem Glück kam für eine Stunde die Sonne raus und das trübe Grau verwandelte sich in warme Farben. In diesem Licht wirkt die Kathedrale noch viel beeindruckender.
    So langsam fange ich an das Ende meiner Reise zu realisieren. Zwischen Glück und Traurigkeit lag nur ein Hauch. Irgendwie alles sehr emotional.

    Abendbrot gab es in einem kleinen Restaurant in einer kleinen Seitengasse. Geschafft vom Tag lief ich zurück ins Hotel.
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  • Ostersonntag in Santiago de Compostela

    20 april, Spanje ⋅ 🌧 9 °C

    Heute morgen war ich erst etwas verloren. Kein zeitiges Aufstehen, kein Loslaufen, das einzige was normal war, war das Wetter. Es regnete 🌧️🌧️🌧️. Nach einem Frühstück im Hotel, welches mir aufgrund meines abgebauten Fernsehers spendiert wurde, lief ich in die Innenstadt. Ich klapperte sämtliche Souvenirläden ab und kaufte mir ganz nebenbei ein paar Sachen. An der Kathedrale waren Massen an Menschen. Eigentlich waren noch über 1,5h Zeit bis zur Messe, aber ich entschied mich, gleich mich anzustellen. Eine wahnsinnig lange Schlange war schon vor der Kathedrale in einer schneckenähnlichen Reihe aufgestellt. Teils vierzügig. Fast zwei Stunden stand ich an und als ich zwanzig Meter vor dem Eingang war, kam die Nachricht. Die Kirche ist voll.😕 Irgendwie hatte ich damit schon gerechnet, aber es ist wie es ist. Also lief ich weiter durch die Straßen der Stadt. Ich kaufte mir „Pastell de Nata“, dann ging ich in einen Laden wo es Schinkensandwichs gab und danach setzte ich mich in ein gemütliches Straßencafe. Zum frühen Nachmittag hörte der Regen auf und sogar ein, zwei Sonnenstrahlen fanden ihren Weg durch die Wolken.Meer informatie

  • Kathedrale

    20 april, Spanje ⋅ ☁️ 13 °C

    Am frühen Nachmittag wagte ich einen zweiten Anlauf, um in die Kathedrale hineinzukommen. Mit Erfolg!

    Irgendwie war alles für mich stimmig. Trotz sehr prunkvollen Altar war alles doch eher schlicht gehalten. Einzelne kunstvolle Elemente machten das Ganze zu etwas besonderen.

    Da bin ich nun an einem der wichtigsten Pilgerorte des Christentums. Mitten in der Kathedrahle hing der „Botafumeiro“ - der schwingende Weihrauchkessel, welcher zu besonderen Anlässen durch das gesamte Kirchenschiff geschwungen wird. Zu gern hätte ich das erlebt, aber man kann ja nicht alles haben.

    Kleiner Funfact am Rande: Früher wurde der Kessel furch das Kirchenschiff geschwungen, um den schlechten Geruch der angekommenen Pilger zu übertünchen.😂😂😂

    Danach ging ich zur Krypta vom heiligen Jakobus.
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