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  • Day 24

    Kreuzfahrtschiffe und Abreise Geiranger

    May 24, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 6 °C

    Einen Tag früher als geplant zwang uns ein unerwarteter Wetterumschwung zur spontanen Abreise.

    Nach dem Eintreffen des zweiten Kreuzfahrtgiganten am selben Tag (!), der „Anthem of the Seas“ von den Bahamas, zog gegen 11:00 Uhr ein immer stärkerer Wind auf. Dieser nahm dann immer mehr sturmähnliche Züge an, der unserer beiden Beistellzelte an den Rand der Belastungsgrenze brachte.

    Nach einem kurzen Gespräch mit unseren Nachbarn (die dann auch noch geflüchtet sind), der folgenden Aussicht auf einen ganzen Tag Sturm sowie Schnee/Eis am Folgetag, entschieden wir so schnell wie möglich alles mehr oder wenig unstrukturiert abzubauen sowie zu verladen.

    Gegen 12:30 Uhr waren wir Abreisefertig und fuhren über die Adlerstrasse, die bekannte Zickzack-Straße aus Geiranger hinaus. Zu diesem Zeitpunkt bevölkerten ca. 8000 Kreuzfahrt-Touristen der „Rotterdam“ und „Anthem of the Sea“ inkl. Reisebussen die Straßen, Fußwege und Aussichtspunkte.

    Dieser Punkt bringt uns zu einer Generalkritik an der Sinnhaftigkeit solcher Reisen, da uns dies jetzt nach Oslo und Olden, zum dritten Mal übel aufstößt.

    Wie sinnvoll kann es sein, dass täglich tausende Passagiere diese winzigen Orte und Naturschutzgebiete mit nur wenigen hundert Einwohnern dermaßen überbevölkern?

    Und sie verhalten sich tatsächlich auch wie Tiere, die man aus dem Käfig gelassen hat. Und weil man auch noch zu faul zum Laufen ist, fährt man diese Horden von Menschen auch noch mit dutzenden Bussen in der Gegend rum oder es wird einfach überall quer über die Straßen gelaufen, ohne Rücksicht auf die örtlichen Gegebenheiten oder andere Menschen zu nehmen.

    Wir möchten im Urlaub jedenfalls nicht immer dieselben Menschen sehen und mit denen auch noch überall auf einen Bus warten. Das ist für uns Urlaub unter Zwang.

    Möchte man ganz normal Urlaub machen, ist dies ebenfalls extrem verstörend und ruhestörend, da man die ganze Zeit wie in einer Filmkulisse angestarrt wird.

    Bezeichnend dafür war auch, dass es heute im Rahmen des Sturmes einen medizinischen Notfall gab, an dem Hubschrauber und Notfallwagen zum Einsatz kamen. Selbst hier hatten die Ärzte Schwierigkeiten, den Touristen klar zu machen, dass sie gerne durch möchten.

    Klar, technisch sind diese Schiffe beeindruckend, aber für den Klimaschutz einfach eine Katastrophe. Die Gletscher zum Beispiel gehen nachweislich aufgrund des Klimawandels immer mehr zurück. Was u.a. die Ursachen dafür sind, ist vermutlich allen bekannt.

    Wer braucht denn bitte Freizeitparks, Schwimmbäder, Diskotheken, Plastikgiraffen, Konzertsäle oder Autoscooter auf einem Schiff und was braucht man dafür für Energie?

    Pauschaltourismus der schlimmsten Sorte und nur etwas für die ganz Faulen unter uns. Von Land, Leuten und Kultur bekommt man mit dieser Form von Urlaub sicherlich nichts mit, wenn man sich um nichts selber kümmern muss und man alles komplett durchstrukturiert vorgesetzt bekommt. Jedes so angefahrene Ziel ist nur eine Randnotiz und ein Foto auf dem Handy. Ist es das Wert?

    Aber am Ende muss es jeder selber wissen und für sich verantworten. Unsere Form von Urlaub ist das nicht. Wir möchten selber entscheiden was wir tun, wo wir hinfahren, wie lange wir bleiben und was wir essen.

    So wie heute. Spontaner Aufbruch zur nächsten Station nach Hjerkinn, einem kleinen Ort unterhalb des zweithöchsten Berges in Norwegen, dem Snøhetta.

    Nach ca. 4 h, einer kurzen Fährverbindung und ca. 250 km kamen wir dann gegen 18:00 Uhr am Zielort an. Aufgrund der Höhenlage fiel uns sofort der Wind, die Kälte und die Kargheit der Gegend auf. Ob uns die auf dem Campingplatz gebuchte Kabine ein etwas wohligeres Gefühl vermittelt?
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