Satelita
  • Dzień 32

    Luang Prabang

    10 kwietnia 2017, Laos ⋅ ⛅ 34 °C

    Der Flug nach Luang Prabang war erstaunlich kurz und das Flugzeug erstaunlich klein. Zwei Propeller und vielleicht Platz für 70 Reisende. Ursprünglich hatten wir ja beschlossen, keine Inlands- bzw. Kurzstreckenflüge zu machen, haben uns dann aber umentschieden, als wir vom „Bus from Hell“ von Vietnam nach Laos gelesen haben: 24 Stunden in einer Art Liegebus, bei dem man im schlimmsten Fall nur einen Platz unter der Liege, also ohne Fenster und Tageslicht, bekommt.

    Wir landeten auf einem ebenso erstaunlich kleinen Flugplatz mit wirklich netten Grenzbeamten. Welchen, die lächeln und einem einen schönen Tag wünschen. Einige Menschen behaupten, dass Laoten sogar generell freundlicher sind als Vietnamesen. Wir können das zwar so nicht bestätigen, aber alleine die Einwohnerdichte ist schon ein Zeichen dafür, dass es in Laos etwas entspannter zugeht. Während Vietnam 282 Einwohner pro km² hat, liegt Laos grade einmal bei 29 Einwohnern pro km². Ein nicht unerheblicher Teil des Landes ist noch mit Primärwald bewachsen, wobei in den letzten Jahren massiv abgeholzt wurde. Dies liegt vor allem daran, dass Laos nicht viel Wirtschaftskraft besitzt. Die Preise sind hier, bei einem wirklich niedrigen mittleren Einkommen, verhältnismäßig hoch, weil die meisten Güter importiert werden müssen. Da wenige Exportgüter vorliegen besann man sich auf Holz und Kaffee, der auf den freigewordenen Flächen angebaut wird. Die meisten Laoten leben von der Landwirtschaft und hier auch im wesentlichen nur zur Deckung des Eigenbefarfs. Kaum größere Konzerne sind im Land vertreten.
    Demtentsprechend kann man sich vorstellen, wie langsam es im Lande zugeht. Es gibt wenig hektik und ein verhältnismäßig ruhiges Leben, was zu der offenen und freundlichen Atmosphäre beiträgt.

    Wenn man bedenkt, dass Laos ein Land mit einer Lebenserwartung von nur 54 Jahren ist, das Jahreseinkommen pro Kopf unter 1000 Dollar liegt und das gesamte Land voll von Blindgängern ist, die in den 1970er Jahren durch die Amerikaner abgeworfen wurden, wirken die Menschen hier erstaunlich glücklich.

    Laos stellt sogar das am stärksten bombardierte Land der Erde dar. Etwa 2,5 Tonnen pro Einwohner fielen während dieser Zeit. Manchmal sieht man die alten Bombenhüllen, der entschärften Blindgänger als Einrichungsgegenstände oder als Baumaterial wieder:
    http://www.spiegel.de/politik/ausland/kriegssch…

    In Luang Prabang merkt man von alldem nichts. Das Zentrum ist klein und beschaulich. Der Straßenverkehr ist ruhig, niemand benutzt die Hupe und überall laufen Mönche in orangen Kutten herum. Über 30 Tempel sind in der Stadt zu finden, darüber hinaus kann auch der sehr bescheidene frühere Kaiserpalast besichtigt werden. Jeden morgen wandern die Mönche durch die Straßen und sammeln Opfergaben ein, die ihnen von den Anwohnern gereicht werden. Einiges davon behalten sie selbst, anders wird an bettelnde Kinder weitergegeben.

    Ich bin am letzten Tag unseres Aufenthaltes extra früh aufgestanden, um mir die Prozession anzuschauen und war ein wenig entsetzt über die Touristen, die bis auf einen Meter an die Mönche herangegangen sind, um Großaufnahmen von ihnen zu machen. Grade einmal 3 Minuten habe ich mir das angetan, mich etwas fremdgeschämt und mich dann nochmal für eine Stunde ins Bett gelegt. Natürlich haben wir auch einige der Tempel, die Vat genannt werden, besucht. Hier leben die Mönche zwar noch auf eine sehr einfache Weise, dabei verschließen sie sich aber nicht vollkommen der Moderne. Oft sieht man sie mit ihren Handys Nachrichten schreiben oder in Geschäften einkaufen. Das liegt vielleicht auch daran, dass die wenigsten Mönche dauerhaft Mönche bleiben. Fast jeder laotische Mann war für eine kurze Zeit seines Lebens in einem Kloster. Es gilt hier als ein Bestandteil des Erwachsenwerdens.

    Wir sahen auch den Mekong wieder, von dem wir uns in Südvietnam verabschiedet hatten. Den Rest unserer Reise wird uns dieser etwas schmuddelige Fluss, der aus Tibet kommt und sich ins südchinesische Meer entwässert begleiten. So versuchten wir jeden Tag am Fluss zu essen und haben an einem Tag eine Fahrt zur „Buddha-Cave“ gemacht. Die beiden Höhlen sind nicht sonderlich spektakulär, aber interessant. Sie sind mit zahlreichen kleinen und großen Buddhastatuen gefüllt, teilweise noch in Folie verpackt. Dem Brauch nach bringt es Unglück Abbilder von Buddha wegzuschmeißen und so musste ein Ort für die Altlasten gefunden werden.

    An einem anderen Tag haben wir uns einen Roller gemietet, um zu einem der Wasserfälle in der Umgebung fahren zu können. Das war natürlich ein wenig aufregend, denn Laos hat eines der schlechtesten Gesundheitssysteme der Welt und keinen Versicherungsschutz für den Rollermieter. Es gilt der einfache Grundsatz, dass der Ausländer im Falle eines Unfalls den kompletten Schaden zahlt, wenn er nicht grade tödlich verunglückt ist, weil kein Krankenhaus zur Verfügung stand.
    Allerdings war der Verkehr sehr ruhig und gut überschaubar, so dass wir schon schnell beruhigt fahren konnten.

    Wir hatten Glück, dass wir schon früh zum Wasserfall gefahren waren, denn um die Mittagszeit war er voll von anderen Besuchern, so dass es keinen Spaß mehr machte, sich dort aufzuhalten.
    Einen Besuch ist er trotzdem wert, denn er gehört zu den schönsten Wasserfällen, die wir bisher gesehen haben, was auch an dem bläulich-kristallfarbenen Wasser liegt, dass seine Färbung durch bestimmte Minerale erhält.
    Dem Wasserfall gleich angeschlossen ist ein Shelter für Bären, die vor Wilderern gerettet wurden. Die Bären werden vor allem zu zwei Zwecken gefangen. Zum einen werden ihre Tatzen manchmal zum Bestandteil von Mahlzeiten gemacht und zum anderen gilt ihre Galle als wirkungsvolles Heilmitteln in der traditionellen chinesischen Medizin. Die Bären werden für die Gewinnung in kleine Käfige gesperrt und kontiineenuierlich über einen Katheter „gemolken“.
    Das Shelter bietet den mehrheitlich verhaltensgestörten Bären ein neues Zuhause und setzt sich daneben gegen Wilderei und für den Erhalt der natürlichen Habitate ein.
    Besonders schön war es, den Bären beim Spielen zuzuschauen. Sie waren dabei unheimlich vorsichtig und sozial zueinander. Einer von ihnen hatte nur noch zwei Vorderbeine und sein Kontrahent beim Spaßkampf hat diesen Vorteil nicht ausgenutzt. Er hat stattdessen auch nur eine Tatze eingesetzt. Für mich ist das ein wirklich herausragendes Zeichen für die Intelligenz und Empathiefähigkeit dieser Tiere.

    Wir haben uns auch relativ intensiv mit den Elefantensheltern hier beschäftigt, denn Laos gilt als „Land der Elefanten“. Schön wäre es gewesen, einem der berühmten Dickhäuter nahe zu kommen. Schnell aber haben wir von der Idee abgelassen. Elefanten haben ein sehr dominanzbasiertes Sozialleben. Die Vorherrschaft in der Herde wird erkämpft und ein Mensch ist ein potentieller Konkurrent. Dementsprechend ist es eigentlich nur möglich, einen Elefanten mit Menschen vertraut zu machen, indem man ihm körperliche Schmerzen bereitet, um seinen Willen zu brechen. Dies wird mit dem sogenannten Elefantenhaken gemacht, der in empfindliche Körperteile gestoßen wird, um dem Elefanten aufzuzeigen, wer in der Machtposition ist.
    Bei den richtigen Sheltern ist es zwar so, dass nur Elefanten aufgenommen werden, die vorher illegal als Arbeitstiere eingesetzt wurden, um ihnen einen guten Lebensabend zu ermöglichen. Der Elefantenhaken wird dennoch auch hier von den Mahoud eingesetzt. Nur ein Shelter in Nordthailand kommt wohl ohne ihn aus. Zudem werden die Elefanten dort auch nicht geritten angefasst, sondern nur aus einer sicheren Entfernung bewundert. In Laos wird statt dieser tierfreundlichen Maßnahmen, den wirtschaftlichen Situation des Landes entsprechend, deutlich mehr angeboten. Neben dem Reiten der Tiere, können sie beim Baden begleitet werden und sogar einen Mahoud-Kurs für den gelangweilten Westtouristen, der sich mal wie im Dschungelbuch fühlen möchte, wird angeboten.

    Übrigens gibt es auch bei uns aktuell die Debatte zum Elefantenhaken, um mal einzugestehen, dass nicht nur die „unzivilsierten Laoten“ manchmal Blödsinn machen, sondern Blödsinn-Machen ganz kulturunabhängig sein kann:
    https://www.welt.de/vermischtes/article16374166…

    Die ruhigen Tage hier haben wir, nach der ereignisreichen Zeit in Vietnam, sehr genossen. Wir freuen uns aber schon auf unseren nächsten Stopp, bei dem wir hoffentlich mal wieder etwas abenteurliches anstellen können...
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