• Ahyoka-Boatlife
  • Ajay

Sehn sucht Wasser

Auf dem Weg zu unserer Ahyoka beginnt die Saison mit und auf dem Wasser. Voller Vorfreude und Spannung auf die kommenden Erlebnisse und Abenteuer. Read more
  • Iniö

    Jul 9–10 in Finland ⋅ ☀️ 17 °C

    Kustavi Peterzéns verließen wir, um uns ostwärts zu bewegen, damit wir dann ein paar Tage später mit dem Ostwind wieder in die andere Richtung segeln können. Das war zwar schlau, aber wenn keine der Prognosen eintrifft, sind wir erst einmal ohne Text. Die Segel waren gerade gesetzt, dann fiel der vorher konstante Wind von 10 auf 2 Knoten. Die See war plötzlich nahezu spiegelglatt.

    Watt nu?
    Ziel verfolgen und lange motoren oder kurz motoren und ein näheres, neues Ziel ansteuern?
    Die Insel Iniö war nur noch 5 sm entfernt. Die Entscheidung fiel also nun tatsächlich auf den Saunatipp aus Lootholma von vor ein paar Tagen. Die ortskundigen Finnen wissen ja wohl am besten, wo es schön ist. Auf der Insel Iniö gibt es genau genommen 3 Häfen. Zwei auf der Ostseite und einen winzigen auf der Westseite. Mit winzig meine ich, dass da nur 2 Boote unserer Größe reinpassen.
    Wir haben den nördlicheren Hafen, weil näher, auf der Ostseite angefahren und waren erst mal happy, einen guten Liegeplatz längsseits ergattert zu haben. Bei genauerem Hinsehen fanden wir den Hafen dann doch etwas abgeratzt. Die sanitären Anlagen waren gruselig und die Heckbojen sahen auch nicht sehr vertrauenswürdig aus. Die schwammen nicht mit dem Haken nach oben, sondern lagen seitlich im Wasser. Aber gut, wir waren ja längsseits, am Steg mit dem Bug schön im Wind und vor allem mit einem großartigen Blick aus dem Hafen. Also lass die Bojen Bojen sein. Nachdem die erste Enttäuschung verebbt war, haben wir uns nach den gut besuchten Häfen der letzten Tage, in Iniö doch sehr wohl gefühlt, weil es hier - vermutlich genau aus oben genannten Gründen - schön leer war. Alles was wir brauchen, haben wir ja an Bord - und der Hafen entschädigte uns dazu mit einer tollen Aussicht auf das Schärenmeer. Das ist so viel mehr wert als saubere Anlagen. Dort verbringt man nur ein paar Minuten, von einer wunderbaren Aussicht profitiert man noch lange danach. UND: Auf Iniö kamen wir beim Spazieren das erste Mal ins Schwitzen. SOMMER-FEELING. Weil wir neugierig waren, sind wir nämlich noch zum anderen, südlich gelegenen Hafen gelaufen und haben uns in einem coolen Cafe, Leonella, was schönes zu Essen und zu Trinken gegönnt. Insgesamt also ein fantastischer Tag im Archipelago.
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  • In Sack gehauen - Teersalo

    Jul 10–11 in Finland ⋅ ⛅ 20 °C

    Ich bin der Meinung, es muss auch unschöne Orte geben, damit man die schönen noch mehr genießen kann. Falls das die Aufgabe von Teersalo ist, dann erfüllt dieser Ort seine Mission zu 100%. Es ist ja nicht so, dass wir uns die Häfen nicht vorher in den Handbüchern und online genau ansehen. Aber Fotos, Beschreibung und Wirklichkeit gehen nicht immer Hand in Hand. Das wissen wir natürlich. Trotzdem geht es uns dann manchmal wie in Teersalo. Du kommst um die Ecke, siehst den Hafen und fragst Dich mindestens 3x ob das wirklich die gleiche Marina ist, die Du eben noch auf dem Foto gesehen hast. Shabby ist für uns kein Problem. Viele Häfen hier oben sind shabby, aber haben Seele, und Du bist gerne da. Teersalo aber wird uns immer ein Rätsel bleiben. Seelenlos, ideenlos, humorlos. Auch große Boote sind uns willkommen, heißt es z.B. auf der Website. Ja, aber gute Liegeplätze gibt es für ein Boot wie unseres nicht. Alles zu klein, zu eng. Klar draußen an der Mole kann man anlegen, bekommt aber dann den Schwell von allen Fähren sowie den Motorbooten ab, die das Tempolimit von 10 km/h als gut gemeinten Ratschlag interpretieren, den sie ruhig ignorieren können. Und falls man überlegt doch ins enge Hafenbecken einzufahren, wartet dort ein Irrgarten von viel zu vielen Heckbojen, die wirken, als hätte sie ein Kleinkind einfach wahllos ins Wasser geworfen. Ahja, und wem das noch nicht reicht: Mitten im Hafenbecken ragt ein verrostetes, nicht näher identifizierbares Metallteil aus dem Wasser. Hafen oder Hindernisparcour, man weiß es nicht so ganz genau. Wir haben uns jedenfalls für die Mole und den Schwell entschieden. Eine Nacht geht das schon.

    Okay, die Pizza in der Hafenbar war okay. Der Charme des Besitzers aber passte dann wieder sehr gut ins Teersalo-Bild. Auf die Frage, ob wir die Pizza auch ohne Käse haben können, antworte er mit todernster Miene: Klar, je mehr ihr weglasst, desto günstiger für uns.” Normalerweise werden wir gefragt, ob wir stattdessen z.B. mehr Pilze oder Rucola drauf haben wollen. Hier in Teersalo geht die Rechnung anders. Okay, das bisschen Teig mit etwa Gemüse darauf, kostete ja auch nur 22 Euro. Da sollte man nicht zu viel erwarten. Und damit wir nicht schuld sind, wenn der Laden Konkurs geht, haben wir dann auch noch die Oliven weggelassen.

    Der eine oder andere wird jetzt fragen, wieso wir nicht einfach weiter gefahren sind. Die Frage ist durchaus berechtigt. Erstens geben wir auch Orten, die anfangs weniger einladend wirken, gerne trotzdem eine Chance. Und zweitens gab es an diesem Tag keine Alternative. Ab dem frühen Morgen sollten Bōen von 25 Knoten aus Nordost um die Ecke kommen, und da war Teersalo aufgrund seiner Lage der einzige erreichbare Hafen, der uns ausreichend Schutz bot. Dass die Wetterfrösche mit ihrer Wind-Prognose wieder so dermaßen daneben liegen sollten, ahnten wir da noch nicht. Tja, heute wissen wir: Mit Teersalo haben wir gleich mehrfach in den Sack gehauen. Macht aber nix. Der nächste Hafen wird dann umso schöner :)
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  • Einmal bitte 10 Knoten NE

    July 11 in Finland ⋅ ☁️ 19 °C

    Ajolanranta ist für 2 Tage unser Hafen. Ein wunderschöner in die Natur eingebetteter Hafen mit Werft, mit den besten Wildheidelbeeren, die wir bislang in diesem Jahr hatten.
    Ganze 7sm haben wir uns von Tersalo südlich bewegt. Nach dem Gewitter sind wir erst um 15 Uhr los gekommen und hatten nur Lust darauf, uns bis bei wenig Wind in den nächstgelegenen Hafen zu verholen. Momentan sind für jeden Tag Gewitter angesagt. Eine Woche lang. Mal sehen was wir davon abbekommen. Dazwischen gibt es kaum Wind, dafür aber aus jeder Richtung mal was. Jedenfalls ist das so nicht planbar. Sind 10 Knoten angesagt, hat man eine fifty fifty Chance, ob man sich dann tatsächlich mit Wind oder mit Maschine bewegt. Die Wettermodelle unterscheiden sich immens. Die einen sagen Ostwind, die anderen Westwind und die dritten Südwind voraus. Klar man kann die Nase raus strecken und sich selbst ein Bild machen, aber man hat keine Ahnung wie das 1 sm entfernt aussieht. Also bestellen wir jetzt einfach mal 10 Knoten NE beim Universum, gehen entspannt schlafen und schauen morgen, was das Universum daraus gebaut hat. 😃
    Weiterhin üben wir uns in Demut und Geduld.
    Immerhin haben wir mittlerweile auch Sommer. 🥳. Es ist heiß und schwül, deswegen auch die Gewitter.
    Bis dahin genießen wir die Stille mit der phantastischen Aussicht.
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  • Pähkinainen - und plötzlich ist Sommer

    Jul 13–15 in Finland ⋅ ☁️ 17 °C

    Von Ajolanranta verholen wir uns weitere 9 sm nach Rööla. Der Hafen ist ähnlich, wie Teersalo. Viele Motorboote kommen zum Tanken und verursachen Schwell. Obwohl wir dachten, diesmal schlauer zu sein, da der Hafen in einer schmalen Bucht liegt und somit eine “Sackgasse” ist, hatten wir die Rechnung ohne die Brücke gemacht, wo viele Motorboote halt schön durchpassen - und das auch reichlich nutzten.

    Aber wir wollen ja nicht immer nur meckern. Plötzlich ist nämlich Sommer. Das lädt zum extra Feiern ein. Und zum Barfuß-Segeln. Die nächste Woche verspricht Temperaturen bis 30 Grad. Und tropische Nächte mit rund 20 Grad. Und das jenseits des 60. Breitengrads. Das ist einfach nur wunderbar. Das Beste am Ort Rööla selbst war die kurze Berg- und Talfahrt mit dem Fahrrad zum nächsten Supermarkt, der uns mit frischen Lebensmitteln versorgt hat. Witzigerweise kannten wir den schon. Im Mai lagen wir nämlich auf der anderen Seite der Insel in Rymättylä und haben auch genau diesen Supermarkt angesteuert. Ja, das Archipelago hat tausende Inseln und ist doch irgendwie ganz klein.

    Rööla verlassen wir schon früh morgens. Unser Ziel ist Pähkinainen, ein Naturhafen ohne offizielle Route. Unbetonnt. Viele Steine. Spannend. Wir genießen den wundervollen Wind, der uns gemächlich die 10 sm ostwärts bewegt und sind mächtig aufgeregt bei der Anfahrt auf den Naturhafen. Das tolle am Archipelago ist, dass man in kurzen Abständen alles haben kann. Unberührte Natur, Partyhafen, Ankern, 5-Sterne-Marina, Naturhafen. Alles, was das Segelherz erfreut. Diese Vielfalt ermöglicht es uns, immer zu segeln, egal was Wind und Wetter ausgeheckt haben. Haben wir wenig Wind oder drohen Gewitter sind es kurze Strecken, und, naja, den Rest könnt ihr euch denken. Interessant ist, dass in den jeweiligen Häfen stets eine bestimmte Stimmung herrscht. Pähkinainen ist sehr beschaulich. Die Leute sind leise, jeder hilft den anderen beim Anlegen. Jeder ist für sich und man ist irgendwie doch zusammen. Schließlich sind wir alle am selben wunderbaren Ort und lieben die selbe Sache: Das Boot fahren und die Freiheit, unterwegs zu sein. Solche Orte sind reinstes Seelenfutter.
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  • Nagu - mehr bekommen, als bestellt

    Jul 15–16 in Finland ⋅ ☀️ 21 °C

    Vom Naturhafen schmeißen wir uns nun in den Trubel von Nagu, das Zentrum der Insel Nauvo. Nach den beschaulichen Häfen davor sind wir erst einmal etwas überfordert. Es ist wuselig. Anlegen, ablegen, tanken, Dinghis, Fähren. Alles mehr oder weniger gleichzeitig. Hier wollen wir tanken und noch mal Proviant bunkern für die nächste Woche. Denn dann geht es westwärts in die Ålands. Ende Juli wollen wir in Mariehamn sein und Maxim samt Viviane an Bord nehmen. Schon bei der Anfahrt sehen wir, wie die Dichte an Booten zunimmt. Ein paar fahren mit uns rein und mindestens genauso viele kommen uns entgegen.
    Der Tank-Steg kann von beiden Seiten angefahren werden. Beide Seiten sind belegt und wir müssen warten. Zum Glück kommt gerade keine Fähre - der Fähranleger ist nämlich gleich neben der Tankstelle. Ich steuere Ahyoka zwischen Bojen und einem ablegenden Motorboot dem Tank-Steg entgegen. Wir haben kaum Fahrt. Der Wind drückt uns ohnehin auf den Steg. Jürgen ist bereit, mit der Springleine von Bord zu gehen. Als wir am Steg sind, erwischt er den Steg nicht richtig und ich höre ein lautes Platschen.
    Jürgen ist weg.
    Er ist zwischen 13 Tonnen Boot und Steg ins Wasser geplumst.
    Ein Albtraum ist wahr geworden.
    Meine Gedanken rasen.
    Ich entscheide mich, ausgekuppelt zu bleiben, also nichts zu tun, und zu schauen, wo er überhaupt ist. Er paddelt etwas panisch und versucht aus dem Waser zu kommen, schließlich ist er zwischen Boot und Steg im Wasser. Unser 13 Tonnen Boot treibt langsam auf ihn zu. Alles geschieht in Zeitlupe. Ich habe keine Chance, das Boot davon abzuhalten, weiter zum Steg zu treiben. “Schwimm nach vorne”, rufe ich ihm zu . Er reagiert blitzschnell, schwimmt zwischen Rumpf und Steg Richtung Bug. Ich sehe einen Mann auf unser Boot zukommen und mit der Hand vom Steg abhalten, uns als Jürgen aus der Gefahrenzone ist, hievt er Jürgen mit einem weiteren Mann aus dem Wasser.
    Er ist an Land.
    Es geht ihm gut.
    Er kommt zu mir und will nur ein trockenes T-Shirt. Die nasse Hose stört erst mal gar nicht.
    Er sagt, dass alles okay ist.
    Wir sammeln uns, schließlich sind gerade voll mit Adrenalin, bis zum Anschlag.
    Ach ja, tanken. Wir sind ja zum Tanken und nicht zum Schwimmen hier. Nach uns warten bereits 4 Boote, die ebenfalls an die Zapfsäule wollen. Wir funktionieren. Routiniert wird getankt, abgelegt und zum reservierten Liegeplatz gefahren. Die Boxengasse ist recht eng und bei etwa der Hälfte der Boote hängt hinten noch ein Dinghi dran, und an einem Boot sogar ein riesiges Aluboot, was die Gasse noch mal schmaler macht. Unser Liegeplatz ist der letzte in der Gasse, hinter einem ziemlich großen Motorboot. Vorsichtig manövrieren wir uns da rein. Es ist so eng, dass ich mich danach frage, wie ich da mit unserem mehr als 12 Metern überhaupt reingekommen bin.
    Als wir festgemacht haben, können wir zum ersten Mal richtig durch schnaufen und das Geschehene Revue passieren lassen. Ich bin immer noch geschockt. Wie das hat passieren können? Gleichzeitig bin ich überaus dankbar, dass außer ein paar Schrammen am Bein nichts Schlimmeres passiert ist.

    Wir gehen uns erst einmal die Beine vertreten, um auf andere Gedanken zu kommen. Am Hafen sind kleine Läden, Cafés. Restaurants und viele, viele Menschen. Dass in Nagu einiges los ist, haben wir uns schon gedacht, aber der ganze Trubel und die vielen Leute überfordern uns jetzt noch mehr, sind ja noch dabei, den Schock zu verarbeiten. Zurück an Bord essen wir erst mal was. Wir werden von einem Mann angesprochen, der unsere Sirius bewundert und kommen mit ihm ins Gespräch. Wir erlauben ihm, sein Dinghi bei uns fest zu machen und als Dankeschön bekommen wir von ihm eine schöne Schale Erdbeeren geschenkt.

    Später auf dem Weg zum Supermarkt laufen wir an einem kleinen Stand vorbei, wo gerade die ersten finnischen Pfifferlinge liebevoll geputzt werden. Wir lieben Kantarelli, wie sie hier heißen, und nehmen natürlich welche mit. Der Supermarkt hat wundervolles frisches Gemüse und sogar unser Lieblingseis “Kolme Kahveri” (3 Kameraden, das beste vegane Eis Finnlands)

    Am nächsten Tag genießen wir in einem der süßen Cafés phantastisches Gebäck und einen großartigen Cappuccino. Den ersten seit Rauma! In einem der kleinen Läden im Hafen finden wir sogar genau den Karabiner, den wir schon seit einiger Zeit suchen. In Nagu haben wir also viel mehr bekommen, als bestellt und erwartet. Inklusive Spezialabenteuer.
    Zum Ablegen nutzen wir eine günstige Gelegenheit, als schon einige Boote abgelegt hatten und die Boxengasse überschaubar leer war. Also auch gemeistert. Bye bye Nagu, das war ganz schön aufregend mit Dir.
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  • Toras - endlich Ankern ⚓️

    Jul 16–17 in Finland ⋅ ☀️ 23 °C

    Windarme Nächte und die sommerliche Temperaturen. Juhu, der Sommer hat es auch nach Finnland geschafft. Auf den spektakulären Fjord Toras hatten wir schon ein Auge geworfen, als wir das Hafenhandbuch durchblätterten, Jetzt Tage später sind wir tatsächlich da und Ankern zum ersten Mal in diesem Jahr. Hurra. Extra celebration.

    Mit uns liegen 3 weitere Boote in unmittelbarer Nähe. Andere weiter weg, da der Fjord mit seinen kleinen Buchten sehr lang ist. Und es ist so schön still. Wenn jemand hustet, bekommen das alle mit. Es fasziniert mich immer wieder, wie weit Geräusche vom Wasser übertragen werden

    Ich erinnere, dass ich mich schon im letzten Jahr gefragt hatte, warum Ankern so magisch ist. Ist es die Stille? Das Eins werden mit Natur und Wasser. Morgens schwimmen gehen statt Duschen. Oder die Faszination, dass ein Anker, der im Verhältnis zum Boot recht klein ist, und doch 13 Tonnen Boot an Ort und Stelle hält, so dass man sorglos schlafen kann? Oder ist es der beschauliche Start in den Tag. In einer ruhigen Bucht ist die Welt einfach immer in Ordnung. Vielleicht ist es auch alles zusammen. Eigentlich brauchen wir auch keine Antworten, sondern genießen einfach jede Minute.
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  • Korpoström 24/7 Shopping im Nirgendwo

    Jul 17–19 in Finland ⋅ ☀️ 23 °C

    Was in Finnland wirklich bewundernswert ist, wie beschaulich der Sommerurlaubsrummel hier gelebt wird. Während man im Süden Europas oder auch in Deutschland z.B. am Bodensee die Urlaubsgäste mit immer mehr Entertainment am Wasser bombardiert sind hier Sonne, Wasser und Angeln mehr als genug. Ja, okay, Bier darf da natürlich nicht fehlen.

    Wer kann, zieht sich in seine Sommerhütte am Wasser zurück. Die liebevoll Mökki genannten Urlaubsdomizile haben oft nicht mal Strom, dafür einen Steg und ein Boot, mit dem man zum Einkaufen oder Essen fährt. Viele davon liegen auf Inseln im Archipelago vor Turku. Oder in den Ålands. Touristische Zentren wie Nagu sind in Finnland die Ausnahme. Und selbst da findet man keine ausufernden Bespaßungsobjekte, damit den kleinen und großen Gästen ja nicht langweilig wird. Man kann Kanus, SUPs oder Fahrräder mieten, das wars. Und falls es mal ein Konzert oder anderes Event gibt, dann ist um 11 Schluss. Kein Delfin-, Seehund- oder Sardinen-Watching per Touriboot, keine Partyzonen, keine Discoboote, die Dich bis 4 Uhr morgens mit Technobeats quälen, keine Safariparks, kein Bullriding, kein All-you-can-drink und keine aufblasbaren Bananen, die mit 10 schreienden Kids hinter Schnellbooten hergezogen werden, bis alle runter gefallen sind. Was bleibt ist Genießen, die Luft, das Wasser, die Sonne, die Stille.

    Wer kein Mökki hat, der verbringt seine Ferien auf dem Boot, oder besucht Orte wie Korpoström. Einer der Häfen, der erst Notlösung war und sich immer mehr zum Juwel mauserte. Nicht weil hier große Dinge angeboten werden, sondern wegen der kleinen Details. Kräuter und Walderdbeeren am Straßenrand sowie Pfifferlinge und Heidelbeeren im Wald. Eine kleine süße Hütte am Wasser, wo man seine ausgelesenen Bücher kostenlos gegen neue tauschen kann. Handgemachte Falaffel und leckeres Taboulet. Und einen 24/7 Hofmarkt auf Vertrauensbasis. Du packst einfach alles ein, was Du möchtest, vom Schafsfell über ätherische Öle und Alpakasocken bis hin zu frischem Gemüse aus dem Garten - und bezahlst dann bequem am Selfcheckout per Karte. Großartig. Ich jedenfalls habe in Korpoström jedenfalls niemanden gesehen, dem langweilig war. Schwimmen, angeln oder einfach nur aufs Wasser schauen. Das ist mehr als genug.
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  • Berghamn

    Jul 19–20 in Finland ⋅ ☀️ 21 °C

    Beschauliches Segeln ist angesagt. Jeden Tag verholen wir uns ein paar Meilen weiter westwärts Richtung Åland. Und das von Ankerbucht zu Ankerbucht. Wir sind gut proviantiert und genießen die Ruhe in den Ankerbuchten. Wenn abends noch der Wind einschläft, lassen wir uns vom Anblick der spiegelglatten Ostsee verzaubern. Seelenfutter in seiner reinsten Form. Die Tage sind gefüllt mit Segeln, entspannten und angespannten Gesprächen, Wetterprognosen vergleichen, Ankerplätze oder geeignete Häfen im Hafenhandbuch suchen, die Routen dazu zu planen und abzustecken, Essen zubereiten und Carcasonne zu spielen. Zwischendurch oder vor dem Ablegen wird noch die Büroarbeit erledigt und die Tage rasen dahin. Interessanterweise haben wir bis jetzt weder das Bedürfnis gehabt, unser Dinghi zu aktivieren noch das SUP aufzublasen. Wir erfreuen uns allein am Dasein.Read more

  • Sälso - irgendwas ist immer

    Jul 20–21 in Åland Islands ⋅ ☀️ 21 °C

    Unsere erste Anlaufstelle in den Ålands ist die Ankerbucht von Sälsö. Bei hochsommerlichen Temperaturen und wenig angekündigten Wind erwischten wir eine überraschend ausgezeichnete Brise und sind mit Vollzeug, also mit Großsegel und Genua, hierher gesegelt. Von 4-7 Knoten Fahrtgeschwindigkeit war alles dabei. Da schlägt mein Seglerherz Purzelbäume und ich habe ein Dauergrinsen im Gesicht. Vor allem wenn man, und da geht es Profisegler Boris Hermann nicht anders als uns Amateuren, am Ziel das Gefühl hat, die richtigen Entscheidungen getroffen hat, z.B. wann legen wir ab, welche Route wählen wir, welche Besegelung, u.s.w. Und wenn dann noch als Krönung der Anker in der richtigen Bucht fällt, ist das Glück perfekt und ein seliger Schlaf ist vorprogrammiert.
    Jürgens Kommentar dazu: “ Happy wife, happy life”
    Wir machen uns vorher immer viele Gedanken, wo genau der Anker gesetzt wird. Kurz vorher wird noch mal der Wind für die Nacht gecheckt, in Richtung und Stärke. Informationen über die auserwählte Bucht werden sowohl übers Internet als auch aus dem Hafenhandbuch eingeholt. Und trotzdem gibt es fast immer was, das man nicht bedacht hatte. Die Bucht bei Salsö liegt nahe dem Fahrwasser durch das auch die großen Mega-Fähren von Viking und Finnlines fahren, um zur Hauptstadt Mariehamm zu gelangen. Das wussten wir, und auch, dass die modern geschnittenen, so groß wie Kreuzfahrtschiffe daherkommende Riesen-Fähren kaum Schwell verursachen. Dummerweise aber nutzen die kleinen Insel-Fähren das Fahrwasser auch, und das im Stundentakt. Und diese ziehen direkt an unserer Bucht vorbei und sorgen dafür, dass wir pünktlich alle 60 Minuten schön durchgeschaukelt werden. Wir entscheiden uns trotzdem zu bleiben, da wir davon ausgehen, dass in der Nacht der Schiffsverkehr eingestellt wird. Die Rechnung ging dann auch auf. Die erste Fähre fuhr erst wieder um 6 Uhr am frühen Morgen. 🤣
    Ich bin kein Fan von Kreuzfahrtschiffen, trotzdem finde ich es sehr beeindruckend, wenn eine der Mega-Fähren graziös wie eine Königin zwischen den kleinen Inseln durch das Archipelago gleitet. Es ist schon sehenswert, wenn ein 12-stöckiges, 250 Meter langes Hochhaus an Dir vorbeizieht. Zumindest dann, wenn Du es geschafft hast, ihm rechtzeitig aus dem Weg zu gehen. Denn in den Ålands nutzen zeitweise alle das gleiche Fahrwasser, Sportboote genauso wie Frachtschiffe und Fähren. Das ist dann hin und wieder schon spannend. Du 3 Knoten, und die andern kommen fünfmal so schnell um die Ecke. Für die Nacht in der Bucht Salsö ist uns das erst mal egal. Wir schlafen den Schlaf der Glückseligen. Zumindest bis 6 Uhr.
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  • Bänö ön: Namen, die wir lieben

    Jul 21–22 in Åland Islands ⋅ ☀️ 22 °C

    Ja, wir geben es zu: manche Orte wollen wir nur anlaufen, weil die Namen so schön klingen. Nicht wie New York, Rom oder Paris, sondern wie Uusikaupunki, Sottunga oder eben Bänö-ön. Uusikaupunki klingt tatsächlich finnisch. Sottunga könnte auch in der Karibik oder vor Hawaii liegen. Und Bänö-ön vermute ich vom Namen her eher in der Mongolei oder in Wales. Tatsächlich ist es eine kleine Inselgruppe samt Ankerbucht im mittleren Osten von Åland. Umso schöner ist es dann, wenn sich hinter dem interessanten Namen noch ein wahres Ankerparadies versteckt. Allein die Anfahrt war atemberaubend, Felsen zum Anfassen nah. Danach öffnete sich Bänö-ön (kann den Namen nicht oft genug schreiben) zu einer großen und dennoch nach allein Seiten geschützte Bucht. Liebe auf den ersten Blick. Wir suchten uns ein schönes Plätzchen und setzten den Anker. Und endlich ergaben auch die Badesachen in unserem Schrank Sinn. Das Wasser ist in nur wenigen Tagen so warm geworden, dass auch wir Nicht-Finnen schwimmen gegangen sind. Abends lagen dann viele andere Boote mit uns in Bänö-ön. Und schwoiten mit uns friedlich im spiegelglatten Wasser. Wer braucht schon das Mittelmeer oder die Karibik, wenn es Orte wie Bänö-ön gibt. Wir jedenfalls nicht.Read more

  • Enklinge und das Tüddeldüdü

    Jul 22–23 in Åland Islands ⋅ ⛅ 22 °C

    Der Luxus, genau dort hin zu segeln, wo man Wind und Strom bestmöglichst nutzt, macht uns die Entscheidungen in den Ålands nicht leichter. Eben weil es so viele Inseln und Buchten gibt, die sich interessant anhören oder gut anfühlen. Letzten Endes ist es dann doch völlig egal, wo man hinfährt oder segelt, ob es 5 oder 40 sm sind. Auch die kürzesten Strecken führen einen in eine ganz andere “Welt” mit neuen Gegebenheiten.
    Wir entscheiden uns diesmal für einen Naturhafen. Enklinge ist ein in die Jahre gekommener Naturhafen. Außer Strom und einer Holzofensauna gibt es im Hafen nur noch die rostigen Fahrräder, mit denen man zur “Butik” (was so was wie ein Kiosk sein soll) fahren kann, um sein Hafengeld zu bezahlen. Wobei mich schon allein das Fahrrad fahren an Geschichten von meiner Mutter aus ihrer Kindheit erinnern. Hat man ein brauchbares Fahrrad gefunden, dass mit vollen Reifen und einigermaßen funktionierenden Bremsen bestückt ist, geht’s auch schon los. Ein Feldweg durch den Wald, leicht abschüssig und wieder ansteigend. Ich hatte das geschrumpfte Model und beim Radfahren fühlte ich mich ins Zeitalter einer Achtjährigen zurück versetzt. Das Fahrrad war so klein, dass ich auf der hinteren Sattelkante sitzen musste, um treten zu können, ohne, dass meine Knie ständig das Lenkrad berührten. Es war ein Heidenspaß.
    Am späteren Nachmittag kam ein Fischer vorbei und hat frisch geräucherten und gebeizten Åland-Fisch verkauft und der Nachbar meinte, den müssen wir unbedingt probieren. Und obwohl wir uns eigentlich tierfrei ernähren, haben wir welchen gekauft. So können wir mitreden. Der Fisch war wirklich sensationell lecker und mein Bedarf ist momentan mehr als gedeckt.

    Für die nächsten Tage haben wir uns einen kleinen Törnplan zusammengestellt. Ankerbuchten stehen wieder auf dem Plan. Wir wollen den schwachen Wind nutzen und unser Leichtwindsegel mit dem geheimnisvollen Name Code Zero wieder auspacken. Windprognosen werden studiert und verglichen. Wir entscheiden uns dazu, früh abzulegen, um langsam in die südlichen Ålands zu segeln. Der Ableger funktioniert noch einwandfrei und dann haben wir plötzlich den Tüddeldüdü im Kopf. Und an Bord. Obwohl vorher alles klar war, überdenken wir dann doch die Segelwahl. Der Wind kommt natürlich zu achterlich für den Code Zero. Okay, aber nach der nächsten Kurskorrektur sollte es wieder klappen. Also erst mal nur mal das Großsegel und vor dem Wind segeln.
    Langsam.
    Sehr langsam.
    1, 8 Knoten.
    Dann kommt die Kurskorrektur und wir setzen den Code Zero dazu. Das erste Leinengetüddel haben wir mit den Schoten, dann geht er nicht raus. Wir haben bestimmt 10 Minuten gebraucht, bis wir das Leinegetüddel sortiert hatten. Glücklicherweise war so früh nix los und der Autopilot fuhr brav gerade aus.
    Dann endlich sind wir schöne 3 Knoten gesegelt. Das Glück hielt allerdings nicht lange an, da der Wind weiter achterlich drehte und der Code Zero keine Anströmung mehr hatte. Also holen wir ihn wieder ein, natürlich mit etwas Leinegetüddel. Wir versuchen es mit Butterly. Butterfly klappt irgendwie auch nicht. Ein Knoten im Kopf setzt sich fest und wir beschließen, nur mit unseren zwei Vorsegeln zu segeln. Wir haben nämlich entdeckt, dass wir bei bestimmten Winden Fock und Genua auf verschieden Seiten führen und uns so eine Art Gennacker stricken können. Dazu muss aber erst einmal das Groß runter. Also Motor an und Groß einholen, auf Kurs gehen, Genua setzen und Motor wieder aus. Mit Fock und Genua gleiten wir langsam, aber schön friedlich vor dem Wind nach Süden.
    Wir kommen weiterhin nur sehr langsam voran und beschließen daher, nochmal in unsere Bänö-ön Ankerbucht zu fahren, da wir unser eigentliches Minimalziel für diesen Tag vermutlich sehr spät erreichen werden.
    Der Wind steht gut und wir beschließen bis in die Ankerbucht zu segeln. Königsdisziplin :) Beim Einholen der Genua vertüddelt sich dann zur Krönung des Tüddeldüdü-Tages die eigentlich gut vertäute Schot des Code Zero irgendwi mit der Genua und wir müssen alles wieder aufrollen. Manchmal ist einfach der Knoten drin und das kommt in der Regel in den ungünstigsten Momenten. In diesem Fall eine rote Tonne samt Felsen. Es wird ein bisschen hektisch , weil wir nebenher noch den Kurs korrigieren müssen. Der Motor wird schnell gestartet und alle Segel werden eingeholt. Beim Einfahren in die Bucht nimmt dann der Wind zu und brist soweit auf, wie wir es den ganzen Tag erwartet hatten. So Tage gibt es einfach. Natürlich hatten wir noch hitzige Diskussionen bei der Wahl des perfekten Ankerplatzes. Nachdem auch dieser Teil überstanden ist, setzen wir den Anker und sind heilfroh, dass bei all dem Tüddeldüdü nichts passiert ist.
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  • Degerby - ein guter Plan B

    Jul 24–26 in Åland Islands ⋅ ⛅ 23 °C

    Degerby ist unser Minimalziel vom Vortag und jetzt sind wir da. Bei den momentanen Wetterbedingungen landen wir abends selten dort, wohin wir am Morgen aufgebrochen sind. Plan B und C bewähren sich. Das Wetter ist immer noch sehr launisch und die Windprognosen ständig anders. Teilweise stündlich.
    Trotzdem genießen wir das sommerliche Wetter mit Sonne und wenig Wind. Mittlerweile habe ich auch eine Ahnung, warum manche Orte so gehyped werden und andere nicht. Dafür gibt es verschiedene Kriterien.
    1. Sanitäre Anlagen: Zustand, Sauberkeit, Details
    2. Steganlage: Zustand, Festmach-Möglichkeiten (Klampen, Ringe, Dalben, Heckboje), Nummerierung
    3. Hafenmeister: Leidenschaft, Ferienjob, oder gar kein Interesse
    4. Versorgungsmöglichkeiten: Supermarkt- Entfernung, Cafés, Restaurants
    5. Umgebung und Unternehmungsmöglichkeiten: Spazieren, Radfahren, Kajak, Museum, Mini- oder Frisbee-Golf
    6. Anbindung: Bus, Fähre, Fahrradverleih

    Doch bei aller Logik, die uns und wahrscheinlich auch andere Segler antreibt. Das für uns alles Entscheidende, das was einen Ort für uns magisch macht, ist die Liebe. Die Liebe, die Liebe im Detail, und in das, was man tut.. In Orten wie Degerby hat man nahezu alles, und trotzdem fehlt uns die Magie. Auf den ersten Blick alles schön, und auf den zweiten Blick dann doch nur Mittel zum Zweck. Die Umgebung wunderbar, die Umsetzung so la la. Und was hier noch dazu kommt: Der stündliche Fährverkehr. Dieser verursacht auf wundersame Weise zwar keinen Schwell, aber dafür umso mehr Lärm und das von 6 Uhr morgens bis 23.30 Uhr abends. Da uns das auch erst am zweiten Tag so richtig stört, bleiben wir sogar 2 Nächte. Und sind dann sehr froh, dass wir gleich frühmorgens mit der dritten Fähre des Tages wieder Richtung Norden gehen. Auf der Suche nach etwas mehr Liebe.
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  • Bomarsund, Paradies für 1 Nacht

    Jul 26–27 in Åland Islands ⋅ ☀️ 23 °C

    Mit dem Paradies ist das so eine Sache. Manchmal braucht es eine Schlange und einen Apfel und man ist raus. Und machmal geht man freiwillig wieder. Weil… ja, man weiß eigentlich gar nicht so genau, warum. Bei Bomarsund war das genau so. Man legt am nächsten Morgen ab, und fragt sich ein paar Seemeilen später, warum. In Bomarsund passte einfach alles, traumhaft schöne Bucht, gut geschützt, ein friedlicher Liegeplatz vor mondänen Felsen, bezaubernde Natur, fantastisches Wetter, großartiges Wasser - warm dazu - keine blöden Nachbarn und keine nervigen Motorboote. Alles war wunderbar, nicht mal der günstige Wind zum nächsten Sehnsuchtsort wäre ein guter Grund gewesen, zu gehen, der war nämlich gegenan. Und trotzdem haben wir das Paradies nach nur 1x schlafen wieder verlassen. Vielleicht war es bei Adam und Eva ja genauso. Sie wollten einfach weiter, und der Apfel und die Schlange waren nur vorgeschoben. Die Leute halten einen sonst ja für dämlich, wenn man freiwillig das Paradies verlässt. Aber es ist halt nun mal so: Das Paradies kann auch schon mal ziemlich unaufregend sein. Vielen, die ihren großen Traum - und den vieler Millionen anderer Segler - verwirklicht und ihren Lebensmittelpunkt in die Karibik verlegt haben, geht es ähnlich. Jeden Tag der gleiche perfekte Mist. Oder wie man es von Leuten dort schon mal online lesen kann: „Another fucking day in fucking paradise“ (sorry wegen dem F-Wort, kann nix dafür, ist nun mal ein Zitat). Bevor es uns tatsächlich genau so ergeht, flüchten wir lieber rechtzeitig, verlassen Bomarsund und kreuzen langsam ins nächste Paradies. Hoffentlich ist da nicht schon wieder alles perfekt.Read more

  • Kastelholm - Mittelalterfeeling

    Jul 27–29 in Åland Islands ⋅ ⛅ 24 °C

    Das Schloß in Kastelholm ist eine historische Sehenswürdigkeit der Ålandinseln und eine von nur fünf mittelalterlichen Festungen in Finnland. Die in den 1380er Jahren erbaute Burg lag strategisch günstig auf einer kleinen Insel in der Mitte von Åland, am Binnenmeer Lumparn, umgeben von einem Graben. Die Burg gehörte zunächst dem schwedischen Marschall Bo Jonsson Grip, bevor sie von Margarete I. - Königin aller nordischen Länder - geerbt wurde. Die Burg Kastelholm war im Mittelalter ein zentraler Ort für die auf den Inseln herrschenden Vasallen und erlebte Belagerungen, Invasionen und Hexenprozesse.
    Im 17. Jahrhundert verlor die Burg ihren Status als Verwaltungszentrum und 1745 brannte ein Großteil der Burg ab. Von da an war es jahrhundertelang eine Ruine und wurde erst im 20 Jahrhundert restauriert und zum Teil wieder aufgebaut.
    Der beschaulich schöne Hafen liegt der Burg zu Füssen und ein Spaziergang über über das Gelände bietet in einem Freilichtmuseum einen anschaulichen Blick auf das Leben im Mittelalter. Und zurück im Hafen genießen wir die Vorzüge des 21. Jahrhunderts mit Pizza, Nacho-Platte, Back-Kartoffeln und Bierspezialitäten von den Ålands. Jedenfalls ist Kastelholm ein echtes Juwel, nahezu ein Muss für jeden, der die Idylle liebt.
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  • Maarianhamina East

    Jul 30–Aug 3 in Åland Islands ⋅ ☁️ 22 °C

    Die Hauptstadt der Âland Inseln ist immer ein kleiner Meilenstein unserer Reise. Zum einen, weil sie mit ihren 12.000 Einwohnern eine der kleinsten Hauptstädte Europas ist und auf ihre Art bezaubernd. Zum anderen ist es ein großartiger Ort, um jemand an Bord zu nehmen. Mariehamn oder auf finnisch Maarianhamina ist der Knotenpunkt für viele Fährverbindungen nach Schweden und Finnland. Und ach ja: Man kann hier auf dem Markt auch fantastischen warm geräucherten Lachs (ja, ich weiß, wir ernähren uns vegan, aber wer hier keinen Fisch isst, dem kann man nicht mehr helfen) kaufen kann. Und zudem freuen wir uns wie die Schnitzel, dass Vivi und Maxim (unsere Schwiegertochter und unser Sohn) für 10 Tage an Bord kommen. Nach der aufregenden Fahrt durch den engen Lemstrøm-Kanal samt spektakulärer Drehbrücke steuern wir einen der beiden großen Yachthäfen Mariehamns an, den Osthafen. Die ersten Tage dort verbringen wir mit Putzen, Aufräumen, Platz im Schrank machen und mit Probeessen in diversen Cafes und Restaurants. Ein echt hartes Leben. Und wir legen jeden Tag frische Blumen und exotische Früchte vor den Tempeln der Wind- und Wettergötter ab und bitten um Gnade. Denn die Prognosen sind reichlich düster. Und just am Tag der Ankunft unserer Kinder, nimmt ein Starkwindfeld Kurs auf Mariehamn. Au backe. Sollten all die Opfergaben umsonst gewesen sein? Wir werden sehen.Read more

  • Rödhamn - aus 2 mach 4

    Aug 3–4 in Åland Islands ⋅ ☁️ 19 °C

    Zu viert an Bord herrscht gleich ein anderer Alltag. Leben ist in der Bude und die Gemüter sind voller Vorfreude auf die kommende Zeit. Zum Ankommen sendet uns das Universum natürlich noch etwas Starkwind. Ohne machen wir es nicht! Die 2 Tage Starkwind wollen wir im Westhafen von Mariehamn abwettern. So nutzen wir die noch etwas windärmere Zeit, um uns über Rödhamn nach Mariehamn West zu verholen. Rödhamn ist, wie im letzten Jahr, ein echtes Highlight. Der Hafen ist gut angelegt und hat eine verzaubernde Aura. Man kommt an und denkt sich: Einfach. Schön. Idyllisch. Wow. Maxim und Viviane freuen sich über den frisch geräucherten Lachs und wir über die phantastischen Kanelbulle.Read more

  • Maarianhamina: von Ost nach West in 24h

    Aug 4–7 in Åland Islands ⋅ ☁️ 21 °C

    Wetterbedingt (was sonst) haben wir uns für die ersten Tage zu viert eine eher kleine Ostseerunde überlegt: von Mariehamn Ost über Rödhamn im Süden nach Mariehamn West. Und obwohl man in gut 20 Minuten rüber laufen kann, sind es mit dem Segelboot von Mariehamn Ost nach West rund 20 Seemeilen, also knappe 40 Kilometer. 24 Stunden später hatten wir es vollbracht und legten bei strahlendem Sonnenschein im Westhafen der Hauptstadt an. Obwohl lediglich auf der andern Seite der Stadt, fühlt man sich wie an einem komplett anderen Ort. Neue Perspektiven. Neue Leute. Und das beste Restaurant der Stadt. Wir sind zwar mittlerweile das vierte Mal in Mariehamn, doch das erste mal im Westhafen. Unser Programm für die nächsten 2 Tage: Starkwind! What else. Also erkunden wir die Umgebung zu Fuß und gehen Paddelball spielen, was ein Riesen Spaß macht. Das ist Tennis, Squash und Pingpong in einem. Was Menschen in unserer Generation erstaunt: Per QR-Code kann man sein Spiel live streamen und die ganze Welt teilhaben lassen. Das haben wir dann mal schön bleiben lassen. Was noch? Wild-Heidelbeeren suchen, Pfifferling-Spots auskundschaften (umsonst), hausgemachte Pasta essen, den Mega-Fähren beim An- und Ablegen zusehen, super frischen Lachs am Markt ergattern (natürlich nur für Vivi und Maxim ;) und, ja klar: mächtig Lebensmittel bunkern. Muss ja für eine Woche reichen, denn wir wollen die Hauptinsel der Ålands komplett umrunden. Und da sind Supermärkte rar wie Eis in der Sahara. Jedenfalls vergehen die zwei Hafentage wie im Flug. Die für die nächsten angekündigten Winde hätten wir nicht besser bestellen können. Diese drehen sich mit uns im Kreis, von Süd über West auf Nord. Die Opfergaben für alle in der westlichen Hemisphäre bekannten Wind- und Wettergötter haben sich also gelohnt. Los gehts dann erst mal in Richtung Nordwest. Aber das ist dann schon die nächste Geschichte.Read more

  • Eckerö - schief gewickelt in Käringsund

    Aug 7–8 in Åland Islands ⋅ ☀️ 20 °C

    Endlich geht es los. Die Prognosen sind optimal, um die Insel zu umrunden. Der Wind dreht mit unserer Tour von Süd über West auf Nordwest mit. Mit ordentlich Restdünung segeln wir im ersten Reff hoch am Wind westwärts. Der Wind weht uns um die Nase und wir fahren teilweise schön schief, also mit reichlich Krängung. Gut kommen wir voran und freuen uns nach der Kurskorrektur nordwärts in ruhigere Gewässer zu kommen. Ein grandioser Segeltag. Die Anfahrt nach Käringsund ist eng betonnt und wir haben immer noch mehr Wind als erwünscht beim Anlegen. Einen laut Handbuch bei allen Winden sehr gut geschützten Hafen haben wir uns dann doch deutlich ruhiger vorgestellt. Dazu liegen eine Menge Felsen in der Hafenzufahrt. Nachdem wir diese gemeistert haben, geht es ans Anlegen. Bei der Anfahrt auf die Boje fängt diese sich plötzlich an zu drehen und es gelingt Maxim erst nach mehreren Fangversuchen den Bojenhaken einzuklicken. Dabei habe ich natürlich die Fahrt aus dem Schiff genommen und wir werden zum Spielball des Windes. Bevor die ohnehin sehr flache Boje unter unserem Rumpf verschwindet, kuppel ich kurz ein und wieder aus, um so von der Boje wegzukommen, aber es ist zu spät. Glücklicherweise taucht sie gleich wieder auf der anderen Seite auf, aber jetzt hat sich die Leine erst unter dem Rumpf und dann im Ruderblatt verfangen. Wir treiben auf die restlichen Bojen drauf und diese halten uns. Was nun? Wir diskutieren die Optionen. Nachdem alles nicht funktioniert, geht Jürgen kurzentschlossen (wieder mal, aber dieses Mal absichtlich) in das kalte Wasser, um die Leine zu befreien, Durch gleichzeitiges Bewegen des Ruderblattes gelingt das dann auch. Also alles zurück auf Null. Nochmal Kurs auf die Felsen und wir fahren das ganz Anlegemanöver nochmal ganz neu. Wieder fiese Böen, doch dieses mal klappt alles wie geplant. Durchatmen. Nachdem dann alle Leinen fest sind, beruhigt sich, wie schon so oft, der Wind und schläft nahezu ein. Wir sind froh, dass am Ende einmal mehr alles gut gegangen ist und freuen uns auf einen wunderbaren Abend in dieser schönen Bucht. Mit frischem Lachs, leckerem Salat und teurem Wein aus dem Alko (so heisst die staatliche Alkoholverkaufsstelle tatsächlich). Die ersten 25 Seemeilen rund Åland sind geschafft.Read more

  • Havsvidden: 5 Sterne im Norden

    Aug 8–9 in Åland Islands ⋅ ☀️ 20 °C

    Ein weiterer phantastischer Segeltag liegt vor uns. Wir entscheiden uns von Käringsgrund durch das Archipelago zu segeln - anstatt den etwas kürzeren Weg “außenrum”. Und so erwartet uns eine spektakuläre Landschaft, die dicht an Felsen und eng bespickten Fahrwassern vorbei führt. Mit achterlichen Winden ist das Segeln recht anspruchsvoll, da man zwischen den Inseln immer wieder drehende Winde hat und wir durch die häufigen Richtungswechsel zusätzlich oft halsen müssen.
    Havsvidden ist der nördlichste Punkt unserer Åland Umrundung. Die Liegeplätze sind rar und nur via Dockspot (einer Plattform für Bootsliegplätze) buchbar. 55€ zahlt man für ein Boot unserer Größe - was recht ordentlich für die Ålands ist. Auf den Plänen sieht der Haven sehr eng aus und auf der Website findet man einen Hinweis, dass das manövrieren ab einer Bootslänge von 60 Fuss schwierig sei. Obwohl wir “nur” 40 Fuß Länge haben, diskutieren wir unsere Anlegeoptionen gründlich durch, da es hinter den Bojen wohl recht schnell ziemlich untief wird. Ein Plan entsteht.
    Die enge Anfahrt auf den Hafen ist ausnahmsweise mal nicht betonnt und nur von einer Seite befahrbar, da der Rest mit Steinen bespickt ist, die unter der Wasseroberfläche kaum sichtbar sind.
    Zwischen der Hauptinsel und einen großen Stein schlängeln wir uns mit langsamer Fahrt in den Hafen, dicht an den Bojen entlang und drehen uns mit Hilfe des Bugstrahlruders an unseren gebuchten Platz. Ein kleines Kunststück. Wie man hier mit 50 Fuß oder mehr manövrieren soll, ist uns allen ziemlich schleierhaft.
    Jedenfalls hat sich das aufregende Anlegemanöver gelohnt. Eine Oase der Schönheit breitet sich vor unseren Augen aus. Eine bezaubernde Kargheit mit bizarren roten Felsen und ein atemberaubender Blick raus auf die bottnische See. Der Hafen macht zwar einen winzigen Eindruck, aber jedes Detail ist sehenswert. Und es ist alles da, was das Seglerherz begehrt. Aus der Blicht blicken wir auf eine von drei Saunas mit einer schönen Steganlage, Liegestühlen und einem Badebereich.
    Wir genießen die Zeit mit Saunieren, einem ausgiebigen Spaziergang und lassen uns am Abend im Hotelrestaurant kulinarisch verwöhnen. Wir vergeben 5 Sterne von 5. Havsvidden ist ein Muss für alle Ålandsegler.
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  • Bomarsund - Schiff im Schilf

    Aug 9–10 in Åland Islands ⋅ ☀️ 20 °C

    Was Adam und Eva nicht gelungen ist: Wir haben es getan. Wir durften ins Paradies zurückkehren. Nach Bomarsund, der spektakulären Bucht im Norden der Ålands inmitten von steilen Felsen und alten Festungen (siehe Paradies für 1 Tag). Da bekommen wir tatsächlich etwas Heimatgefühle. Jedenfalls wird es uns ganz warm ums Herz, als wir dieses Mal aus einer anderen Richtung kommend in die Bucht einlaufen. Eben hatten wir noch fröhliche 5 Windstärken, und nun nahezu Windstille. Der Naturhafen Bomarsund ist uns trotz der ziemlich gruseligen sanitären Anlagen bereits beim ersten Besuch ans Herz gewachsen. Doch beim zweiten Mal ist es tatsächlich noch schöner. Dieses Mal parken wir unsere Ahyoka nahezu im Schilf. Nein, nicht weil der Anleger nicht funktionierte, sondern weil wir es so geplant haben. Ganz am Ende der Bucht, gleich neben den Kajaks, gibt es einen Steg. Und wenn wir beim ersten Besuch nicht gesehen hätten, dass dort ein eben so grosses Boot aus Finnland lag, hätten wir es und wahrscheinlich gar nicht getraut. Aber so wussten wir bereits, dass das Wasser dort tief genug ist. Dieses Mal war das Anlegemanöver absolut smooth und Ahyoka glitt elegant in ihren idyllischen Parkplatz inmitten von Schilf, Schären und Burgruinen. Auch hier verbringen wir wunderbare Stunden mit unseren Kindern und sind dankbar, mit ihnen unterwegs sein zu dürfen. Eines der Highlights Bomarsunds ist der historische Naturstieg, der von Festung zu Festung führt, die von den russischen Zaren rund um Bomarsund errichtet wurden. Umgeben von insgesamt 12 Festungstürmen sollte dieser Verteidigungswall uneinnehmbar werden. Allerdings hatten sich die russischen Erbauer für die falsche Reihenfolge entschieden. Während die von Segelbooten erreichbaren Abschnitte bereits mit 5 Türmen gut verteidigt waren, hatte wohl niemand auf der Rechnung, dass die Franzosen und Engländer mittlerweile die ersten Dampfer am Start hatten. Und mit genau diesen kamen sie quasi durchs Hintertürchen in die Bucht, wo eben noch keine Türme standen, und verwandelten die riesige Festungsanlage in Schutt und Asche noch bevor diese fertig wurde. Tja, ship happens, könnte man sagen. Die Tatsache, dass die rund 6.000 Inseln der Ålands schlicht nicht zu verteidigen sind, führte wohl letztendlich zum heutigen Sonderstatus. Die Ålands gehören zwar zu Finnland und somit zur EU, aber nicht zum europäischen Wirtschaftsraum und haben daher eigene Zölle. Tja, was Trump kann, können die Åländer schon lange. Und demilitarisiert sind die teilautonomen Ålands auch. Keine Soldaten, keine Waffen, kein Ärger. Ein Grund mehr, warum wir diese Inselgruppe so ins Herz geschlossen haben.Read more

  • Kastelholm - Chips, Schloß, Kuschelsauna

    Aug 10–12 in Åland Islands ⋅ ☀️ 20 °C

    In Bomarsund genießen wir noch ein ausgiebiges Frühstück mit frisch gebackenem Brot. Lauwarm schmeckt es schließlich am allerbesten. Auf dem Weg zu unserer nächsten Location ist erst einmal Kreuzen angesagt, was nur 50 Prozent der Crew richtg großen Spaß macht. Die anderen 50 Prozent sitzen halt im selben Boot und machen mit. Auch Kastelholm steuern wir zum zweiten Mal in dieser Saison an. Und ja, Orte, die wir mögen, fahren wir gerne ein weiteres mal an. Da kennt man sich aus, weiß, was man bekommt und es kommen Heimatgefühle auf. Da brauchen wir dann nicht viel mehr. Oft besuchen wir Orte, in die wir uns spontan verlieben und wünschen uns gleichzeitig, diese mit unseren Lieben teilen zu können. Und so packen wir die Gelegenheit am Schopf und zeigen unseren Kindern, das wunderschöne Kastelholm. Das Schönste, daran ist, dass Vivianes leidenschaftliche Recherchen uns tatsächlich noch Unbekanntes in Kastelholm entdecken lassen.
    Die beiden (Viviane und Maxim) machen sich gleich nach dem Anlegen erst einmal auf den Weg zur Taffel Chipsfabrik und kommen mit reichlich Tüten aller Geschmacksrichtungen wieder zurück. Die mit Pfifferlingsaroma (oh ja, die gibt es wirklich) blieb glücklicherweise im Laden. Die kleinen orangegelben Pilze haben wir später lieber im Wald mitgenommen und im Original verspeist.
    Am nächsten Tag erleben wir all die Dinge, die wir bis dahin noch nicht gemacht hatten: Schlossbesichtigung, Pizza in der Distillery essen, Bonbon-Manufaktur (deutsche Auswanderer), Keramik-Atelier und abends Kuschelsauna. Da nur eine Sauna in Betrieb war, gab es ein Zeitfenster für Frauensauna, eines für Männersauna und dann von 20-21 Uhr gemischte Sauna. 2 Männern war das reichlich egal und so saßen wir ab 20 Uhr Po an Po gemeinsam mit 4 Pärchen in Badebekleidung und 2 nackten Männern in der Sauna. Es war ein Heidenspaß und so wie es in den Saunas hier üblich ist, wurde viel geredet und gelacht.
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  • Rödhamn - Adrenalin & hitziges Getüddel

    Aug 12–13 in Åland Islands ⋅ ☀️ 18 °C

    Rödhamn haben wir aus strategischen Gründen zum wiederholten Mal ausgewählt, da Maxim und Viviane nach Mariehamn West wegen der Fähre nach Stockholm wollten und es uns in einem Schlag zu weit war. Die Route nach Rödhamn wollte gut geplant werden, da wir ja noch die Brückenöffnung im Lemströmkanal berücksichtigen mussten. Wir haben uns für “fauler Stinker” segeln (so nennen wir das) nur mit der Genua entschieden, da wir so am schnellsten den Motor mit dazu nehmen und mit Glück bis zu Brücke segeln können. 10 Minuten vor Brückenöffnung muss man sich vor der Brücke zeigen, sonst bleibt sie zu. Nach viel kluger Segeltaktik hatten wir ein sehr gutes Timing und waren 17 Minuten vor Brückenöffnung da. Irgendwie fühlt man sich jedes Mal ganz besonders, wenn nur wegen uns (das einzige Boot) der komplette Verkehr angehalten und die Brücke nur für uns geöffnet wurde. Sogar ein Polizeiauto im Einsatz mit Sirene musste ebenfalls auf unsere Durchfahrt warten.
    Nach der Brückendurchfahrt haben wir für 6 sm nochmals unser Vorsegel (Genua) ausgepackt. In Rödhamn anzulegen, sollte für uns ;eigentlich schon Routine sein. Doch die gibt es tatsächlich nicht. Die Bedingungen sind einfach immer anders. Dieses Mal rechneten wir mit ordentlich Strömung und Seitenwind im Hafen. Und zack, so war es dann auch. Bei Nordwestwind liegt man in Rödhamn eher schlecht und das Anlegen bereitete mir schon vorher etwas Kopfzerbrechen. Aber ich dachte mir, wir sind zu viert, das wird schon klappen. Anstatt die Boje im rechten Winkel anzufahren, habe ich sie etwas gegen den Wind, also sehr schräg angefahren. Das wurde uns dann zum Verhängnis, weil wir somit eine zu lange Achterleinen hatten und an den Steg getrieben sind. Der Wind hat uns so stark vertrieben, dass Maxim und eine weitere helfende Hand am Steg uns nicht halten konnten. Also haben wir die Vorleinen wieder eingeholt und sind auf die anderen Bojen zu getrieben.
    Ich entschied mich, einen zweiten Anlegeversuch zu unternehmen. Und so haben wir uns zwischen die vielen Bojen rausgeschlängelt und sind den Anleger ein zweites Mal gefahren. Wieder viel Seitenwind. Diesmal war Maxim alleine am Steg und Jürgen war mit Viviane am Vorschiff. Es ist uns zwar gelungen, beide Bugleinen am Steg zu befestigen, aber wieder habe ich den Steg zu schräg angefahren und die Achterleine war wieder zu lang. In einer so schrägen Position kann uns die Boje nicht halten. Also ist Jürgen kurzerhand ins Wasser, um eine zusätzlichen Leine an der Boje anzubringen. Beim zurück schwimmen hat er sich mit den Füßen in der Leine verfangen und Wasser geschluckt. Es kam eins zum anderen. Ständig sind neue Herausforderungen aufgeploppt.
    Es war ein sehr langwieriges Prozedere mit viel Seitenwind bis wir einigermaßen gerade da lagen. Stets haben wir im Wechsel die Achterleinen dichter geholt und die Vorleinen gefiert und versetzt. Dabei waren die Gemüter überhitzt und ich wurde laut. Adrenalin bis in die Haarspitzen. Nachdem das Boot lag, und sich jeder etwas beruhigt hatte, haben wir uns ausgesprochen, und alles war wieder gut. Ich fühlte mich heute noch schlecht, die Kontrolle verloren zu haben und der Situation so ausgeliefert gewesen zu sein. Letztendlich aber verbuchen wir das ganze unter wertvolle Erfahrung. Während wir noch vor einem Jahr hilflos gewesen wären, hatten wir dieses Mal Antworten. Nur das mit dem überbordenden Adrenalin, da ist noch viel Kapazität nach oben. Wie sagte unser geliebter Segellehrer Richard immer so schön: “Hurra, wir haben einen Fehler gemacht”! Und dieses Mal sogar mehrfach. Hurra, hurra, hurra.
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  • Maarianhamina 3.0 - 700m Fähre und wir

    Aug 13–17 in Åland Islands ⋅ ☀️ 20 °C

    Knapp eine Woche nachdem wir Mariehamn verlassen hatten, laufen wir nach der Åland Nordrunde wieder hier ein. Und wieder ist Starkwind angekündigt. Dieses mal nicht mit 30 kn aus Nord, sondern sogar mit 40, also knackige Sturmböen mit um die 80 km/h. Weitere Hiobsbotschaft: Die Zeit mit Maxim und Viviane neigt sich rapide dem Ende zu. Die Fähre nach Stockholm für den nächsten Tag ist schon gebucht. Da schon die ganze Woche ein Highlight das andere jagt und wir die Strecke zu viert ja schon einmal gefahren sind, ist es diesmal nicht weniger spannend. Wie schon mal erwähnt ist es immer eine rum Rechnerei, wie man an den Mega-Fähren, die direkt vor dem Seglerhafen am riesigen Fährterminal an- und ablegen, möglichst elegant vorbeikommt.

    Nach langem hin und her überlegen haben wir beschlossen, es darauf ankommen zu lassen und einfach abzulegen. Wenn man mit Wind unterwegs ist, ist es ohnehin schwierig auszurechnen, wann genau man ankommt. Normalerweise rechnen wir mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 5 Knoten. Manchmal sind wir schneller und manchmal langsamer. Bei den heutigen Windbedingungen laufen wir zwischen 2,5 und 4 Knoten. Natürlich kam es letztendlich so, dass wir allen drei Fähren begegnet sind, und zwar direkt vor dem Fährhafen. Jede zwischen 150 und 260 Meter lang, zusammen also rund 700 Meter. Und schnell sind sie auch noch. Und als Höhepunkt wenden diese Giganten direkt vor dem Fährhafen und versperren so das gesamte Fahrwasser. Das Wasser brodelt, die Spannung ist am Anschlag. Vor allem als die größte der 3, die Viking Glory, nur 20 Meter von uns vorbeizieht. Nur gut, dass wir die Segel bereits geborgen hatten und unter Maschine liefen. Erstens hätte uns die Mega-Fähre komplett den Wind genommen und zweitens ist der Sog gigantisch. Aber so haben wir das Schauspiel von der Seite richtig genossen und konnten entspannt ins Fährenvolk winken. Der Rest ist schnell erzählt: Rettungsweste testen, schön Abendessen, entspannt schlafen, Maxim und Vivi runter vom Boot, Ahyoka sturmfest machen und auf die 40 Knoten Wind warten.
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  • Sottunga - Begegnung der dritten Art

    Aug 18–21 in Åland Islands ⋅ ☀️ 17 °C

    Sottunga, was so klingt wie ein südamerikanischer Tanz, ist tatsächlich ein urgemütlicher Hafen im Osten der Ålands. Um dieses Juwel kreisen wir bereits seit drei Wochen wie Adler um seine Beute. Doch der Wind passte einfach nie. Dieses Mal aber kam er uns nicht aus. Und das hat einen wirklich spektakulären Grund. Seit Tagen arbeiten wir mit einem weiteren Segelboot daran, wo und wie wir uns treffen. Die Suerte, so der Name des Bootes mit holländisch-brasilianischer Besatzung, startete im Mai in Göteborg und kam über Gotland, Lettland, Estland und Helsinki ins Archipelago vor Turku. Oft segelten wir Abstand von nur 50 bis 100 Seemeilen voneinander weg und doch ergab sich nie die Chance, sich zu treffen. Silene und Jos lernten wir vor 2 Jahren in Kopenhagen kennen, als wir gemeinsam versuchten, eine 100 Meter lange Schlauchverbindung von der einzigen Wasserquelle im Hafen zu unseren Booten zu legen. Und wir verstanden uns auf Anhieb blendend. Das nächste Mal - wieder ein großer Zufall - trafen wir die beiden in der Algarve, als alle unabhängig voneinander und unwissentlich vom anderen beschlossen, Weihnachten in Portugal zu verbringen. Begegnung Nummer 3 nun sollte rund 4.308 km weiter nördlich in den Åland Inseln stattfinden. Nur dieses Mal wollten wir es nicht dem Zufall überlassen und einigten uns auf einen Treffpunkt: Sottunga. Was für ein Glücksgriff! Ein wunderbarer Hafen mit perfektem Schutz vorm heranziehenden Starkwind (ja, schon wieder), einem gemütlichem Restaurant mit unserem Lieblingsbier (Karhu) sowie veganen Optionen, mit der kleinsten Gemeinde Finnlands (225 Einwohner) uuuuund mit viel wunderbarer Natur sowie Pfifferlingen, Pfifferlingen, Pfifferlingen. Ein Fest für alle Sinne. Witzige Geschichte am Rande: Als wir beim einzigen Geschäft der Insel frisches Brot kaufen wollten, mussten wir lange warten. Denn die Polizei war per Fähre auf dem Weg auf die Insel, was dort natürlich alle schon längst wussten, und der Lieferwagen des Lebensmittelgeschäfts hatte keine Zulassung. Also trauten sie sich erst Mal nicht damit auf die Straße. Ja, das Leben auf den kleinen Inseln im Archipelago läuft in vielen Bereichen so ganz anders, als wir es kennen. Beneidenswert, zumindest meistens.Read more

  • Bäro und der (un)glückliche Lachs

    Aug 21–22 in Åland Islands ⋅ ☁️ 13 °C

    Nach drei wundervollen Tagen mit unseren Freunden Seleni und Jos trennen sich unsere Wege leider schon wieder. Die Suerte geht nach Södertälje in Schweden ins Winterlager, also nach Westen, und wir nach Osten, langsam wieder zurück nach Helsinki.
    Den Tipp nach Bärö zu gehen, haben wir in Korpoström erhalten, natürlich wie immer in der Sauna. Auch Bärö ist einer der vielen Häfen in den Ålands, der nicht bei allen Winden und dem damit verbundenen Schwell ausreichend Schutz bietet. Manchmal fragen wir uns ernsthaft, ob nur wir so ein Gedöns um Wind und Schwell machen. Und ist es vielen Leuten einfach egal, woher und in welcher Stärke der Wind bläst, wie sie im Hafen liegen, wieviel Welle sie unterwegs haben oder ob sie bei Schauern und Gewittern unterwegs sind.
    Die Tatsache, dass wir 6-8 Monate auf dem Boot verbringen, verschafft uns natürlich einen großen zeitlichen Luxus. Wir müssen nicht bei jedem Wetter raus und wir wollen das auch nicht. Da wir von Unterwegs aus arbeiten, tun wir das an den regenreichen und windstarken Tagen. So jonglieren wir uns durch die Saison und sind dann unterwegs, wenn es wirklich Freude macht, unterwegs zu sein.

    Auch Bärö hatten wir, wie auch Sottunga schon zweimal auf dem Schirm. Aber entweder passte der Wind zum Hinsegeln nicht, oder wir kamen von dort am nächsten Tag nicht mehr so gut weg. Doch dieses Mal passte es wunderbar. Wir hatten zwar nur ein Fenster von prognostizierten 5 Stunden, bevor ein dickes Gewitter kam, aber egal, wir haben uns auf den Weg gemacht. 13 Seemeilen sind es von Sottunga nach Bärö, das schafft man locker in 3 Stunden und wir haben noch einen Puffer, falls das Gewitter doch schneller kommt.
    So sind wir extra früh aufgestanden und wurden mit einem tollen Wind und Sonnenschein belohnt. Und Tatsache: bereits 3 Stunden später haben wir uns mit einem köstlichen Anleger-Cappuccino belohnt - für das übliche Bier war es dann doch noch etwas zu früh 🤣.
    Das Anlegen war spektakulär, weil wir das Gefühl hatten, direkt ins viel zu kleine Bootshaus zu fahren. Siehe Foto. Da man laut den finnischen Tippgebern „nur“ nach Bärö geht, um dort frischen Lachs zu Essen, sind wir natürlich auch Essen gegangen. Das Restaurant mit dem Namen Glada Laxen (glücklicher Lachs) und mit einem in die Jahre gekommenen Ambiente, genießt im Archipelago einen ausgezeichneten Ruf und ist in der Saison meist ausgebucht. Glücklicherweise waren die Kochkünste nicht aus den 70er Jahren, so wie das Interieur. Das Essen war ausgezeichnet und auch außerhalb der Saison gut besucht. Ja, und wir waren kulinarisch mal wieder auf Abwegen. Ich persönlich glaube auch, dass Fisch hier oben zu den veganen Speisen zählt, sozusagen Meeresfrüchte. Ob der Lachs nun wirklich glücklich war, bevor er auf den Teller kam, ist leider nicht überliefert. Vielleicht sollte man Glada Laxen auch etwas freier übersetzen, z.B. mit „glücklich durch Lachs“.

    Ein weiteres absolutes Highlight war der ehemalige, 40 Meter hohe Wachturm. Früher war der Hafen eine Seenotrettungsstelle mit eigenem Hubschrauber-Landeplatz. Jedenfalls bekamen wir den Schlüssel für den Turm und durften alleine hoch (völlig undenkbar in Deutschland). Oben angekommen wirkte das wohl luftigste Büro der Region so, als wäre es gerade erst verlassen worden. Spannend genug, sogar die Seekarten lagen noch da. Und der Ausblick von dort oben war schwindelerregend (wenn man nach unten schaute) und atemberaubend (wenn man den Blick in die Ferne schweifen ließ. Wann hat man schon einen Blick auf gleich 2 wunderschöne Archipelagos mit Tausenden von Inseln und Inselchen.
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