Marokko im Winter 2023

January - February 2023
A 56-day adventure by Jeanine Read more
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  • Day 20

    Wir Ăźberqueren den Anti-Atlas

    January 23, 2023 in Morocco ⋅ 🌙 14 °C

    In goldene Farbtöne eingetauchte Felsen begrüssen uns am Morgen nach einer ruhigen Nacht in unserer eigenen Oase. Von welchem Tier stammen wohl die Kotkügelchen rund um unseren Giotti? Anscheinend waren wir doch nicht ganz alleine...
    Die Rochers Peints sehen wir uns doch nicht an. Wir verlassen diese imposante und erholsame Region. Zunächst geht es durch das Ammelntal. Überall entdecken wir schöne Dörfer, welche wie Schwalbennester an den Berghängen kleben. Dahinter schroffe Granitfelsen mit bis zu 2'000 Meter hohen Berggipfeln im Hintergrund. Eine beeindruckende Kulisse. Wir gelangen allmählich in das Tal der Agadire. Ein besonders gut erhaltenes Exemplar liegt direkt an unserer Route. Der Agadir Tizourgane. Wir machen einen Halt um dieses Bauwerk genauer anzusehen. Eine steile und lange Treppe führt zum Eingangstor. Zum Glück sind bereits zwei Männer vor uns, welche die gleiche Idee haben. Vergebens machen sie den Aufstieg. Das Tor ist und bleibt verschlossen...wir bleiben unten und betrachten die Anlage nur von ausserhalb der Mauern.
    Der Agadir ist ein burgartig ausgebautes Speicher- und Lagergebäude im Gemeinschaftsbesitz einer Stammesunter-
    gruppe /Clan der Berber im Süden Marokko.
    Der Vorratsspeicher diente der Bevölkerung zur Aufbewahrung von Aussaatgetreide, Urkunden, Waffen und Familienbesitz. Jede Familie hatte ihre abschliessbare Aufbewahrungszelle innerhalb des Agadirs. Von aussen waren sie bewacht und von Verteidigungswallen umgeben. In Kriesenzeiten dienten die Speicherburgen auch als Rückzugsort für die Bevölkerung und das Vieh.
    Weiter geht es nun auf der gut ausgebauten Strasse, die sich spektakulär am Berghang entlangwindet. In dem wildromantischen Bergland gedeihen Argan- und Mandelbäume, welche langsam zu blühen beginnen, Kakteen und bereits etwas gelbleuchtender Gingster. Der Frühling scheint vor der Tür zu stehen! Die Strecke verliert allmählich an Höhe und es geht langsam aber stetig bergab. Bei dem kleinen Ort Aït M'Zal erscheint wie aus dem Nichts ein blauer See. Über dem Ufer entdecke ich eine Frau, welche Wäsche schruppt. Ein Mann holt Wasser in Kanistern und trägt es zur Wäscherin. Ein Bild wie aus einem früheren Zeitalter.
    Ein letztes, steiles Stück Serpentinenstrasse
    nach unten....Der Anti-Atlas liegt hinter uns und wir sind in der fruchtbaren Souss-Ebene angelangt. Ein weites Tal zwischen dem Hohen Atlas und dem Anti-Atlas.
    Bald erreichen wir unser heutiges Etappenziel Taroudannt. Die nächsten zwei Nächte wollen wir auf dem Camping du Jardin etwas ausserhalb der quirligen Stadt übernachten. Trotz der langen Fahrt hierhin, können wir es nicht lassen, einen kurzen Blick hinter die Stadtmauern zu werfen. Per Taxi fahren wir nach Taroudannt. Auf einer Pferdekutsche lassen wir uns anschliessend von Oumar durch die Stadt führen. Im Gspräch erzählt er uns stolz, dass er mit dieser Kutsche dem früheren Staatspräsidenten Jacques Chirac die Stadt zeigen konnte.
    Unser Abendessen nehmen wir auf der Grande Place ein. Das Couscous schmeckt mir diesmal überhaupt nicht. Doch die Stimmung in der alten Medina macht dies wieder wett. Peter wird von einem Händler Ali Baba genannt. Ob dies wohl ein Kompliment auf seine Preisdrückerei ist?
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  • Day 21

    Rajid erklärt uns Taroudannt

    January 24, 2023 in Morocco ⋅ ☀️ 19 °C

    Taroudannt, die Hauptstadt der Souss-Ebene liegt vor den Gipfeln des Hohen Atlas und ist fast vollständig von einer prächtigen roten Lehmmauer umgeben. Die Stadt wird auch als Klein-Marrachesch bezeichnet. Es herrscht hier aber noch ein sehr angenehmes und authentisches Flair. Einst war Taroudannt das Zentrum des Gold- und Sklavenhandels und gehörte zu Timbuktu. (1591) Sie errichteten eine Kasbah. Diese wurde aber 1687 weitgehend zerstört. Nur die mächtigen Festungsmauern blieben erhalten.
    * In Marokko, Algerien und Tunesien wird eine
    oft durch Mauern abgegrenzte und früher von hier stationierten Militäreinheiten bewachte Burg- oder Festungsanlage oberhalb oder innerhalb der Medina (Altstadt) als Kasbah bezeichnet; oft war dies auch der Aufenthaltsort des Gouverneurs oder aber des Königs bei seinen Aufenthalten in der Stadt. Ausserdem lebten die Familien der höheren Staatsbeamten und Militärs häufig innerhalb des Kasbah-Viertels. In der Nähe der Kasbah lag üblicherweise das jüdische Viertel, die Mellah, denn die Juden standen wegen ihrer Finanzkraft nicht selten unter dem besonderen Schutz des Herrschers. *[Wikipedia]
    Nach unserem gestrigen Abendbesuch der Stadt, ist unser Interesse an weiteren Erkundungen gewachsen. Per "petit Taxi " lassen wir uns wieder in die Stadt chauffieren. Kostet ungefähr CHf 2.70. Wir staunen immer wieder über das Fahrkönnen der Taxichauffeure. Sie finden immer irgend eine Lücke zwischen all den Verkehrsteilnehmern.. und wenn sie dabei die Hupe als Bremspedal benützen.
    In Taroudannt gibt es zwei Märkte in der Medina. Der Hauptmarkt ist der Souk Arabe. Der Souk Berbère wird auch Marché Municipal genannt. Wir wollen heute den Souk Arabe besuchen, da wir der Meinung sind, dass wir den Berbermarkt gestern Abend bereits durchforstet haben. Auf der Place al-Alaouyine zückt Peter sein Handy hervor. Es soll uns via Google maps durch das Wirrwarr von Gassen führen. Ein netter Berber, welcher gut Deutsch spricht und anscheinend ebenfalls im Zirkus Knie gearbeitet hat, erklärt uns den Weg zu dem gesuchten Souk. Genau seinen Anweisungen folgend verirren wir uns so ziemlich in einem Wohnviertel...und oh Wunder, plötzlich steht der Berber hinter uns und führt uns auf den richtigen Weg. Raffiniert hat Rajid der nette Berber das eingefädelt...und sich aber als sehr informativen Guide geoutet. Zuerst besuchen wir den Souk Arabe. Zielstrebig führt uns Rajid zu diversen Händlern, welche natürlich "ohne Erwartungen" ihre zum Teil sehr schönen Angebote vorstellen. Ein von Hand genähter Lederpouff nennen wir nun unser Eigen. Selbstverständlich mit viel feilschen, was uns und den Händlern sichtlich Spass bereitet. Dank sei meinen Französisch-
    kentnissen... die Führung geht nun weiter der Kasbahmauer entlang. Diese ist aus Lehm, Steinen und Stroh gebaut. Auch viele Häuser in Marokko sind so errichtet. Die Dicke der Mauern und das Baumaterial gewähren ein angenehmes Wohnklima im Winter wie auch im Sommer, wo es bis zu 52° C heiss werden kann.
    Wir überqueren den Place Talmoklate, wo ein Trödelmarkt anzutreffen ist. Dieser Platz diente 1944 einer Filmkulisse für den Film "Ali Baba und die vierzig Räuber". Die Einwohner von Taroudannt sind noch heute Stolz auf diese Ehre, die ihnen da erwiesen wurde.
    Am anderen Ende des Platzes geht es gleich in den Berbermarkt. Für mich nicht ein grosser Unterschied zum anderen Markt. Rajid führt uns zum einzigen Silberschmied vor Ort. Dieser zeigt uns, wie er aus Silber und Zedernholz die exklusiven und nur in Taroudannt erhältlichen Schmuckstücke kreiert. Dankend lehnen wir ein Angebot ab. Rajid erklärt uns, dass die Berber nur Silber- und die Araber nur Goldschmuck tragen.
    Natürlich ist ein Besuch in einer Arganöl-Kooperativen ein Muss. Bei einem Glas Tee darf ich selber ein wenig Hand anlegen, bei den Ölmühlsteinen. Danach werden wir in den Verkaufsraum geführt. Nun ja, ich muss zugeben das Arganöl mit etwas Brot zusammen schmeckt mir sehr. Aber der Preis für einen Liter umgerechnet ca CHf50.-- eher weniger...Ein Massageöl gegen Schmerzen kaufen wir. Als nächste Station führt uns Rajid ins Judenviertel. Dort verschafft er uns Eintritt in das einzige Antiquitätengeschäft der Stadt. Der höfliche Händler empfängt uns, nachdem er das Geschäft mit wunderbaren Leuchtern erhellt hat. Wir staunen ob den wunderschönen Exponaten, welche von Berbern, Arabern, Tuareg, Juden, und Afrikanern traditionell hergestellt wurden. Diese natürlich auch zu erschwinglichen Preisen... So höflich wie uns der Händler begrüsst hat, so höflich verabschiedet er uns und löscht das Licht in seinen heiligen Hallen.
    Die letzte Etappe unserer Führung gilt nur noch der besten Patisserie vor Ort. Mit einer kleinen Auslese an feinem Gebäck verlassen wir das Geschäft und verabschieden uns gegen eine Führungsgebühr, welche wir notabene noch herunterfeilschen müssen, von Rajid.
    Für die Rückfahrt zu unserem Campingplatz wählen wir eine Calèche...oder wie uns der Kutscher erklärt ein 4x4 Berbertaxi!
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  • Day 22

    Pour la chaleure...

    January 25, 2023 in Morocco ⋅ 🌙 12 °C

    Bevor es weiter in Richtung Süd-Osten geht, bunkern wir noch etwas Wasser, "Le président" Butter ( die marokkanische Butter hat für uns einen etwas fremden Nachgeschmack, gelinde ausgedrückt), Käse, Amlou und einen Sack Chupa Chups / für nicht bettelnde Kinder.
    Es liegen 170 Kilometer vor uns bis zum heutigen Tagesziel. Schon bald liegt vor uns die landwirtschaftlich geprägte Souss-Ebene.
    Es muss für diese Region sehr schwierig sein, überhaupt an Wasser zu kommen, sind doch bereits zwei Jahre ohne jeglichen Regen verstrichen. Da können wir nur staunen, ob dem riesigen Angebot an einheimischen Gemüsen und Früchten, Nüssen und Linsen usw!
    Im Hintergrund in der Ferne sieht man den Hohen ⁴Atlas mit zum Teil verschneiten Berggipfeln. Allmählich schraubt sich die gut ausgebaute Strasse hinauf auf die Höhen des Anti-Atlas. Zwei Pässe müssen wir überwinden. Wir bewegen uns nun zwischen 1'000 und 1'700 Metern über dem Meeresboden. Ein wunderbarer Ausblick mit unglaublich schöner Landschaft breitet sich vor uns aus. In stetem Auf und Ab geht es nun durch einsame Bergdörfer. Zunächst ist die Landschaft noch geprägt von Arganbäumen, frisch angesäten Getreidefeldern und Kakteen, doch dann wird der Bewuchs immer spärlicher.
    Auf halber Strecke erreichen wir Igherm. Der kleine Ort liegt auf 1'700 Metern Höhe. Heute Mittwoch ist Markttag. Die Strassen sind dicht bevölkert...Google Maps weiss dies natürlich nicht und leitet uns durch die Marktstände und Menschenmassen. Peter sucht den besten Weg um aus dem Dickicht von Menschen und feilgebotenen Waren heraus zu kommen. Erstaunlicherweise geht dies problemlos. Den Menschen hier scheinen solche Szenarien vertraut zu sein. Auf die vorgesehene Kaffeepause verzichten wir aber lieber. Das Wohnmobil ist doch etwas gross und auffällig...
    Die Landschaft wird nun immer märchenhafter. Hier hat die Natur alles gegeben, was es an Schönheit in den Bergen zu sehen geben kann. Die Berge erinnern mich an die Stoffe aus denen die Djellabas genäht sind. (Berberkleidung Kaftan Männer)
    Was war nun zu erst? :))... oder wie mit einem Kamm durchzogen. Bizarr geformt mit verschiedenfarbigen Sedimentschichten in Kreisbögen und Dreiecken. Erdengeschichte. Wahre Gemälde und Wunder der Natur! Wir kommen nicht mehr aus dem Staunen heraus. Dieses Bild begleitet uns über 70 Kilometer hinweg. Nach der Passhöhe des Tizi-Touzlimt führt die Strasse nun stetig bergab. Immer wieder überqueren wir ausgetrocknete Oueds. (Flüsse). Palmengesäumte Wadis ( Schluchten /Täler) und kleine Dörfer mit rosafarbenen Häusern sorgen für reizvolle Kontraste. Dazu kommt noch diese Einsamkeit. Kaum Fahrzeuge oder Touristen begegnen uns.
    Schliesslich weitet sich das Tal. Wir erreichen Tata. Die Stadt liegt in einer Sahara-Ebene am Rand des Bergmassivs Djebel Bani. In ihr leben ungefähr 42'000 Einwohner. Früher war die Stadt eine kleine Oasensiedlung auf der Handelsroute nach Westafrika. Viele Einwohner sind dunkelhäutig und Nachfahren ehemaliger Sklaven. Viele Frauen tragen eine schöne, traditionelle Tracht, welche aus einem blauen, glänzenden Rock und einem schwarzen Umhang besteht.
    Jeweils abends treffen sich die Frauen für ungefähr zwei Stunden. Dies gemäss unserem gestrigen Stadtführer Rajid.
    Wir geniessen das geschäftige, friedvolle und fröhliche Leben auf den Strassen, vor den vielen Geschäften. Diese sind unter Laubengängen verteilt.
    In einer traditionellen Berberapotheke lassen wir uns eine marokkanische Teemischung vorwiegend aus Kräutern der Wüste zusammen mischen. Der Apotheker erklärt uns jeweils in gebrochenem Französisch für was das jeweilige Kraut gut ist... eines davon soll "pour la chaleure" (für die Hitze) sein. Peter begreift sofort was der Apotheker augenzwinkernd damit meint... bei mir braucht es etwas länger...lachend und mit einem au revoir et à bientôt verabschieden wir uns.
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  • Day 23

    Jeden Tag eine gute Tat

    January 26, 2023 in Morocco ⋅ ☀️ 14 °C

    Nach einem gut sättigenden Porridge, sind wir gestärkt um unsere Reise fortzusetzen. Aber vorerst kaufe ich beim Campingwart einen Beutel mit Moringa-Pulver. Moringa gilt als nährstoffreichstes Gewächs der Erde. Neben antioxidantischer Wirkung und damit Schutz vor freien Radikalen soll Moringa das Immunsystem stärken sowie die Durchblutung und den Stoffwechsel anregen. Das kann ja nur gesund sein:))
    140 Kilometer trennen uns vom heutigen Tagesziel der Wüstenstadt Foum-Zguid. Das eindrucksvolle Bergmassiv Djebel Bani linkerhand von uns. Rechterhand liegt die Grenze zu Algerien, die seit vielen Jahren geschlossen und zum Teil auch noch vermint ist. Die Strasse, welcher wir folgen ist jedoch völlig gefahrlos und sehr gut ausgebaut. Nach einigen Kilometern entdecken wir neben der Fahrbahn tiefe Furchen, welche sich in den sandigen Boden gegraben und einen faszinierenden Wüstencanyon geschaffen haben. Bei einer geeigneten Stelle machen wir einen Fotostop. Da kommen wir wieder ins Staunen...diese Schönheit, welche sich vor uns ausbreitet.
    Die restlichen rund 60 Kilometer führen uns durch eine Steinwüste, die auch Hammada genannt wird. Erste kleine Sanddünen und Verkehrsschilder mit Warnhinweisen bezüglich Sandverwehungen bestätigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg in Richtung Wüste sind. Es sind kaum Menschen und Fahrzeuge unterwegs. Umso mehr fällt uns ein Mann auf, welcher sein Fahrrad stosst. Er gibt uns Zeichen. Zuerst etwas unsicher halten wir an. Es ist ein junger Deutscher, welcher von Agadir aus über den Anti-Atlas alleine mit seinem Fahrrad für geplante sechs Wochen unterwegs ist. Er klagt über grosse Knieschmerzen und fragt, ob wir ihn ein Stück mitnehmen. Gerne helfen wir ihm. Während Peter und Peter das Fahrrad in unseren "Keller" verstauen, entdecke ich am Strassenrand einige, weidende Dromedare.
    Die Wüstenstadt Foum-Zguid empfängt uns mit ihrem Wochenmarkt. Der Ort selber ist nicht sehr spektakulär, ist aber ein wichtiger Militärstützpunkt, durch die Grenznähe zu Algerien. Wir übernachten auf dem Campingplatz Sable d'Or. Peter ist froh und dankbar dass er sein Knie wenigstens einen Tag lang schonen kann, dank unserer Unterstützung. Er stellt sein Zelt in unserer Nähe auf. Wie er nun weiter reist wissen wir nicht.
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  • Day 24

    Grosse Gastfreundschaft

    January 27, 2023 in Morocco ⋅ 🌙 9 °C

    Um 9.00 Uhr klopft es an unserer Tür. Der Campingwart steht mit zwei frischen Baguettes davor! Eine Aufmerksamkeit des "Hauses"! So beginnt unser heutiger Reisetag... vorerst sind wir unsicher, ob es wohl besser ist in Foum-Zguid zu bleiben, da Peter (mein Mann) sich ziemlich grippig anfühlt. Drei Wochen zuvor hatte ich dieselben Symptome...verheilte ungefähr innert einer Woche. Peter zieht es aber weiter. Auch der verletzte junge deutsche Radfahrer Peter will möglichst weiter. Er scheint keine Bedenken zu haben, bezüglich einer Ansteckung. So nehmen wir ihn gerne wieder mit, in das 150 Kilometer weiter entfernte Zagora. Die Strecke führt über eine riesige Ebene. Peter ist sehr froh, dass ihm diese Einöde von Steinwüste auf dem Fahrrad erspart bleibt. Verteilt sieht man immer wieder Schirmakazien...darunter weidende Dromedare. In der Ferne das Erg Chegaga. Zwischendurch stehen am Strassenrand Beduinen, welche uns Zeichen geben. Einmal halten wir an und verschenken das übrig gebliebene Baguette vom Frühstück. Dankend zieht der Wüstenmann weiter.
    In Zagora verabschieden wir uns von Peter.
    In Tamgroute gibts eine Teepause. Diesmal Grüntee mit Basilikum. Schnell kommen wir in ein interessantes Gespräch mit Abdullah, dem Wirt. Er erzählt uns viel über das einfache Leben in dieser kargen Wüstenlandschaft. Immer wieder bin ich erstaunt, ob des grossen Kräuter-Heilwissen, welches den Menschen hier von Generation zu Generation weiter gegeben wird. Beeindruckend ist auch ihre Gläubigkeit und Offenheit anderen Religionen und fremden Menschen gegenüber. Wir diskutieren auch über den grossen Wandel, welcher überall im Gange ist. Die neuen Medien und das Internet machen keinen Halt vor den einsamsten Gegenden der Welt. Segen und Fluch auch für die hiesige Wüsten-
    bevölkerung.
    Nach dieser interessanten Begegnung gehts zurück zu unserem Giotti. Im Schatten unseres Wohnmobils sitzt eine junge Frau mit einem gut in eine Decke gewickelten neugeborenen Kind in ihren Armen. Ihr Mann steht neben ihr, mit einigen scheinbar amtlichen Papieren in den Händen. Ich frage das Paar wie alt das Baby ist. Drei Tage jung. Stolz hebt die Mutter etwas die Decke an um mir das Köpfchen des kleinen Mädchens zu zeigen. Für mich ein sehr berührender Augenblick! Ich wünsche der jungen Familie alles Gute...und wir ziehen weiter.
    Noch liegen ungefähr 50 Kilometer vor uns, durch immer sandigere Gebiete. Zwischendurch wieder mal eine Oase.
    Gegen Abend erreichen wir Mahmid, unser Tagesziel. Auf dem Campingplatz werden wir sehr herzlich empfangen. Nach Bezug des Platzes breitet Mohammed, ein Angestellter vom Campingplatz, einen roten Teppich vor unserem Eingang aus! Was für eine nette Geste! Nach der Registrierung wird uns Tee und Kaffee offeriert. Nebst dem bringt Hassan, der Campingplatzbesitzer, für Peter vier Zitronen. Er solle viel Zitronensaft mit heissem Wasser und Honig gegen seine Grippe trinken!
    Später nehmen wir das Nachtessen zusammen mit einem Schweizer Paar ein. Wir haben die Beiden das erste Mal auf dem Kamelmarkt in Guelmim angetroffen. Wieder einmal mehr staunen wir, wie klein die Welt doch ist:)) Trotz Peters Angeschlagenheit wird es ein gemütlicher Abend.
    Hassan erzählt uns, dass Ende der sechziger Jahre Mick Jagger und Jimmy Hendrix und später noch die Abba's hier in Mahmid einige Monate verbracht haben!
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  • Day 25

    Eine noch bewohnte Kasbah

    January 28, 2023 in Morocco ⋅ 🌙 9 °C

    Heute soll es ein Tag werden, an welchem Peter langsam wieder seine Batterien aufladen kann. Aber gemäss Hassan dürfe er nicht nur herumliegen sondern etwas Bewegung helfe, um schneller wieder fit zu werden. Der Zitronen-Honig-Drink verhilft ebenfalls zu mehr Kraft.
    M'hamid hat nicht sehr viel zu bieten. Ein paar etwas bessere Gasthäuser, einige Souvenirläden mit bunten Stofftüchern und traditioneller Kleidung, eine Moschee und Früchte und Gemüsehändler. Eine Zapfsäule, bei welcher wir nicht sicher sind, ob sie noch in Betrieb ist. Bevor wir aber all dies entdecken, empfiehlt uns Hassan den Besuch der Kasbah von M'hamid. Ein alter Stadtteil, in welchem noch gegen zweitausend Menschen leben. Ein starker Wind fegt über die Gegend. Gerne nehmen wir das Angebot von Hassan an, uns mit seinem 4x4 Toyota RAV zur Kasbah zu fahren. Das Schweizerpaar Brigitta und Bruno schliessen sich uns an. Hassan empfiehlt uns, den selben Weg wie wir gekommen sind, oder durch die windgeschützte Oase, für den Rückweg zu wählen. Er vergewissert sich, dass wir im Notfall seine Telefonnummer dabei haben. In meiner Handtasche habe ich seine Visitenkarte.
    Kaum durch das Tor eingetreten, fühlen wir uns wie ein paar hundert Jahre zurückversetzt. Eine grosse Ruhe herrscht über der Kasbah. Zwischendurch huschen Menschen an uns vorbei. Ein Esel mit Anhänger zieht durch die Strasse. Wir wählen eine kleine Seitengasse, welche durch bewohnte Häuser führt. Alles in sehr schummrigen Licht. Ein Mädchen will uns ihr Zuhause zeigen. Die Mutter ist einverstanden. Ein dunkler Raum mit einer Feuerstelle in der Mitte erhellt die Küche, Wohnraum und Schlafzimmer zugleich. Eine Frau liegt unter Decken vor einer zweiten Feuerstelle. Die Mutter des Mädchens bietet uns Sitzkissen an und möchte uns Tee anbieten. Höflich lehnen wir die Einladung ab, Peters Erkältung als Erklärung....(diese muss im Verlaufe des Tages noch ein paar Mal hinhalten...) Ich kaufe der Mutter aber einen selbstgeflochtenen Minikorb ab. Nun betreten wir die ehemalige, zerfallene Moschee. Ich habe zuerst Bedenken. Sind wir doch keine Muslime. Bald sind wir uns einig, dass hier sicher nicht mehr gebetet wird. Eine beeindruckende Kulisse bietet sich uns. Wie aus dem Nichts steht plötzlich ein Mann mit misstrauischem Blick vor uns. Wir grüssen ihn freundlich. Er murmelt etwas vor sich hin. Weiter gehts eine steile Treppe auf die Dachterrasse hoch. Von da oben gibts eine schöne Sicht über die Mauern und Dächer der Kasbah. Eine junge Frau spricht uns von ihrer Dachterrasse aus an. Sie spricht sehr gut Französisch. Wir stellen uns gegenseitig vor. Sie heisst Chaima und ist siebzehn Jahre jung. Sie besucht eine höhere Schule und will Französischlehrerin werden. Sie fragt mich, ob uns ein Mann in der Moschee begegnet sei. Dies sei ihr Cousin. Die alte Moschee sei sein Zuhause....Chaima's Bruder gesellt sich zu Peter, Brigitte und Bruno. Er unterrichtet Englisch, Französisch und Japanisch. Sein Studium hat er in Marrakech gemacht. Jetzt unterrichtet er in seinem Heimatort M'hamid. Dies sei von der Regierung vorgegeben. Beim Rückweg müssen wir, mit gemischten Gefühlen, die Moschee, rsp. die Wohnung des etwas misstrauisch dreinblickenden Cousin von Chaima und ihrem Bruder durchqueren.
    Ein Junge heftet uns jetzt ziemlich anhänglich an den Fersen. Langsam gelangen wir aus der Kasbah. Im Hintergrund kleine spielende Kinder. Vor uns eingegrenzte, karge und ausgetrocknete Felder, eine tropfende Wasserleitung, welche zu einem Bewässerungssystem gehört, Palmen und immer mehr Sand. Auf einer Anhöhe entdecken wir einen Campingplatz mit Restaurant. Es wird Zeit für ein Glas Tee. Nur ein grosses Wohnmobil steht auf dem Platz. Auf einer Terrasse stehen einladend Tische und Stühle bereit. Nach einer Weile erscheint der Campingbetreiber. Gerne bereitet er uns Tee zu. Wir geniessen die herrliche Aussicht und Ruhe. Am Schluss offeriert er uns den Tee. Er möchte aber, dass wir für seinen Campingplatz "Laboussole" etwas Werbung machen.
    Den Nachmittag beenden wir bei einer Berberomelette, in einem schönen Restaurant in der Stadt.
    Am Abend kommt Hassan erleichtert zu unserem Wohnmobil. Er sei einige Male durch die Gegend gefahren, weil wir noch nicht aufgetaucht seien und er nichts mehr von uns gehört hat. Es gibt immer wieder Touristen, welche sich bei solchen Wetterbedingungen hier in der Wüste verirren.
    Ein Tag voll neuer Eindrücke geht langsam zur Neige. Peter schläft bereits. Seine Erkältung klingt hoffentlich bald ab. Die Zitronen-Honig-Heisswassermischung verhilft sicherlich zu einem erholsamen Schlaf und Besserung.
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  • Day 26

    Alltag in M'hamid

    January 29, 2023 in Morocco ⋅ ☀️ 15 °C

    Frisch geduscht und von einem Hauch Rosen- und Arganöl umhüllt geniesse ich noch die letzten Sonnenstrahlen. Die Tage scheinen bereits etwas länger zu werden.
    Den heutigen Tag verbringen wir sehr ruhig. Nachdem die Sonne so ungefähr gegen 8.15 Uhr vor unserem Giotti ihr Gesicht zeigt, erscheint Hassan warm eingepackt bereits mit einem Fladenbrot. Wir schätzen diesen Service sehr! Draussen herrschen nur gerade eisige drei Grad über Null. Ein kalter Wind fegt dazu noch über den Platz. Hassan ist sehr betrübt. Die Tamariske hinter unserem Wohnmobil stirbt langsam ab. Sie hat zu kalt.
    Dieser Winter ist ungewöhnlich hart. In der Wüste gibt es nachts minus Grade. Deshalb sind hier viele Menschen erkältet.
    Brigitta und Bruno verabschieden sich gegen Mittag von uns. Es zieht sie weiter in Richtung Norden. Marrakech als Ziel.
    Unser Tagesprogramm sieht etwas entspannter aus. In der Stadt suchen wir erstmal einen ATM. Bei der Post werden wir fündig. Meine beiden Versuche, diesem Kasten Geld zu entlocken scheitern...aber das ist für uns nicht neu! Die Karte von Peter funktioniert immer...in Geschäften oft auch ohne Pincode...sie stammt von einer etwas in die Schlagzeilen geratenen Schweizer Grossbank, meine hingegen zu einer Schweizer Regionalbank! An den Geldautomaten in Marokko kann man meistens nur bis zu 2'000 Marokkanische Dirham (MAD) beziehen. Das sind für uns umgerechnet etwa CHf 190.--. Mit diesem Betrag kommt man relativ weit, wenn nicht der Dieseltank nach "Futter" ruft. Die meisten Tankstellen nehmen nur Cash. Ein Liter Diesel (Gasoil) kostet so um die 14.00 MAD.
    Unser Orange-Prepaid-Guthaben ist aufgebraucht. In einem Lebensmittelgeschäft überlassen wir die Aufladung des Guthabens direkt dem Händler. Ohne Aufpreis erledigt er dies. Es scheint hier üblich zu sein, dass die Touristen mit den arabischen Hieroglyphen nicht klar kommen. Wir wollen dem Verkäufer für seine Hilfe ein kleines Trinkgeld geben. Er lehnt es ab...sein Chef sitzt nebenan...
    Die Zeit für einen guten Cappuccino ist gekommen. Deshalb besuchen wir dasselbe Wirtshaus wie gestern Nachmittag. In diesem hat uns der Kaffee sehr geschmeckt. Bei Cappuccino erhält man in Marokko sonst oft Nescafé...den trinken wir ja bereits in unserem Hüttli, aus früher besagten Gründen.
    Der Wirt erkennt uns gleich wieder. Ausser ein Tisch, der mit vier Franzosen besetzt ist, sind alles einheimische, gemäss dem Wirt, alles untereinander verwandte Berber anwesend. Friedlich diskutieren sie miteinander. Es fällt uns immer wieder auf, wie ruhig, entspannt und gelassen die hiesige Bevölkerung ist. Frauen sieht man hier kaum auf der Strasse. Sie treffen sich zu Hause. Inzwischen ist es 13.30 Uhr. Der Muezzin ruft zum Mittagsgebet auf. Nahe der Moschee werden Autos, Mopeds und Fahrräder hingestellt. Viele Männer versammeln sich im Gotteshaus . Nach dem Gebet gehen die Männer nach Hause. Es beginnt die Mittagsruhe. Einige Geschäfte sind in dieser Zeit geschlossen.
    Die beiden Cappuccini kosten 20 MAD.
    Auf dem Gemüse-und Früchtemarkt decken wir uns mit Zitronen ein...Peter geht es schon viel besser. Dies hat er ja vielleicht auch den bereits eingenommenen Zitronen zu verdanken. Das Kilo kostet 5 MAD!
    Von der vergangenen Weihnachtszeit, haben wir noch einen Weihnachtsstern (Pflanze) mit auf Reisen. Nun hat er ein neues Zuhause auf dem momentanen Campingplatz gefunden! Im Jardin Exotique de Bouknadel haben wir diese Pflanzen gesehen. Sehr hohe Büsche.
    Der Gärtner zeigte grosse Freude, als ich ihm diesen Weihnachtsstern überreicht habe. Rot leuchtet es jetzt neben Palmen aus der Wüstenerde. Vielleicht kommen wir ja wieder einmal hierhin zurück....
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  • Day 27

    Die WĂźste lebt!

    January 30, 2023 in Morocco

    Pünktlich zur abgemachten Zeit, um 10.00 Uhr starten wir mit Said in seinem 4x4 Toyota Landcruiser Prado zur Wüstentour ins Erg Chegaga, Marokkos grösste Sandwüste. (CA 2'400Km2) Durch M'hamid in Richtung Westen beginnt die Fahrt. Sobald wir das Städtchen verlassen gibts nur noch Sand- und Schotterpisten. Windmässig haben wir Glück. Klare Sicht bis weit über die gesamte Ebene. Nur hin und wieder eine Sandwolke, ausgelöst von Rallye Piloten, welche am 13. M'hamid Express Rallye teilnehmen, welches vom 29.1. bis 3.2.23 stattfindet. Said wählt eine Route, welche etwas entfernt von der Rennstrecke liegt. Sein Fahrkönnen lässt uns staunen. Immer wieder manövriert er sein Fahrzeug über hohe Sandverwehungen, Büsche und Steine. Kein Hindernis scheint ihn zu bremsen. Said ist als Nomade aufgewachsen. Er und seine Familie sind früher von Guelmim bis Zagora immer dem Oued Drâa entlang gezogen. Bis der Fluss gar kein Wasser mehr führte. Dies als Folge davon, dass bei Ouarzazate der Fluss gestaut wurde und ein Stausee für die umliegenden Städte entstand. Die Nomaden wurden so gezwungen, sesshaft zu werden. Es gibt kaum noch Nomaden hier in der Wüste. Bei der Oase Sakre machen wir einen kurzen Halt. Glasklares Wasser fliesst aus einer unterirdischen Quelle in einen Bach. Früher machten hier Karawanen aus Mali, Algerien, Mauretanien usw. Halt um sich mit Lebensmitteln einzudecken. Seit die Grenzen geschlossen sind gibts auch keine Karawanen mehr aus diesen Ländern. So treffen wir keine einzige Menschenseele hier an. Wie ausgestorben, trotz Wasser. Said fährt uns nun weiter zu einer Beduinenfamilie. Wir dürfen uns auf ihrem Hof umschauen. Eine Ziege hatte vor ein paar Stunden zuvor Junge geboren. Eines der Zicklein erscheint ziemlich leblos zusammengekauert. Said erklärt, dass es kalt hat. Später dürfen wir miterleben, wie es sich zum ersten Mal unsicher auf seine Beinchen stellt und bei der Mutter nach Milch sucht. Hühner und ein Dromedar bevölkern noch das kleine, bescheidene Anwesen. Alles ist sehr sauber und ordentlich aufgeräumt. In einer kleinen Hütte, welche als Küche dient, sitzt eine junge Frau am Boden und knetet Brotteig. Sie begrüsst uns etwas scheu. Später dürfen wir uns in ihrer Wohn- und Esshütte bei Tee, Datteln und frisch gebackenem Brot stärken. Die junge hübsche Frau heisst Hera. Sie ist Mutter von vier Kindern. Ihr Mann und die Kinder sind für den Einkauf von Lebensmitteln unterwegs. Später gesellen sich noch zwei junge Marokkaner zu uns. Sie sind wie wir auf der Durchreise.
    Nach ungefähr 50 Kilometern Auf und Ab über Sand und Stein erreichen wir ein Camp. Zur Begrüssung wird uns abermals Tee gereicht. Bevor wir unser Mittagessen einnehmen, wollen wir ein paar Schritte in die Sanddünen machen. Je mehr wir uns vom Camp entfernen, desto eindrücklicher wird die Kulisse. Sanddünen über Sanddünen, wohin das Auge sieht...zwischendurch ein Skarabäus, der geschäftig über den Sand streift. Nach der reichhaltigen Geflügeltajine gehts nochmals in die Dünen.
    Auf der Rückfahrt erscheint am Horizont eine Fata Morgana. Said erzählt uns, dass in diesem Gebiet früher viele Menschen verstorben sind, hervorgerufen durch diese fiese Laune der Natur!
    Said selber kennt dieses Gebiet wie seine Hosentaschen. Er braucht kein Navigationsgerät. Den Weg findet er auch bei Sandsturm oder Nachts.
    Zwischendurch kommen uns Fahrzeuge entgegen. Die Wüstentouren sind eine wichtige Einnahmequelle für die hier ansässige Bevölkerung. Es gibt aber auch etliche Ausländer, welche hier im Sand ihre 4x4 Offroader ausleben wollen. Said erkundigt sich bei stehengebliebenen Fahrzeugen, ob alles in Ordnung ist. Man hilft sich gegenseitig!
    Mit vielen schönen Eindrücken kehren wir gegen 17.00 Uhr zurück zu unserem Campingplatz.
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  • Day 28

    Palmen, Oasen und Kashbas

    January 31, 2023 in Morocco

    Bevor wir den Campingplatz Hamada du Drâa verlassen, will ich Aisha ein kleines Trinkgeld geben. Sie ist die gute Seele auf dem Platz, welche die Sanitäranlagen immer sehr sauber hält. Ich treffe sie hustend an einer Feuerstelle, wo sie gerade den Abfall verbrennt....das Thema Abfall ist ein riesiges Problem in Marokko. Bei der Ausfahrt vieler Städte ist die Gegend eine einzige Müllhalde.
    Diesbezüglich hat Marokko noch ein grosses Defizit.
    In einem Lebensmittelgeschäft in M'hamid decken wir uns mit genügend Wasser ein. Die Haferflocken für unseren morgendlichen Porridge sind ebenfalls ausgegangen. Mit Google Übersetzer versuche ich dem Händler meinen Wunsch rüberzubringen, da er nur arabisch spricht. Leider erfolglos. Mit Cornflakes in der Einkaufstasche gehts zu unserem Giotti. Nun kann unsere heutige Weiterfahrt unter die Räder genommen werden. Kurz nach M'hamid wählen wir eine einspurige, asphaltierte und von Palmen gesäumte Strasse. Eine Oase nach der anderen durchqueren wir. Die bunten Mauern vor den Schulhäusern sind bereits aus der Ferne erkennbar. Viele Kinder befinden sich auf dem Heimweg. Springend, lachend und miteinander in Diskussionen vertieft. Die Buben oft mit den Fahrrädern unterwegs...die Mädchen zu Fuss. Meistens in Grüppchen. So wie wir es selbst einmal erlebt haben!
    Bei Tinfou möchte ich gerne beim Hotel SaharaSky über Nacht stehen. Unter Anleitung eines belgischen Astronomen kann man auf der Dachterrasse des Hotels den Sternenhimmel betrachten. Dies mit hochmodernen Teleskopen. Leider scheinen alle Tore verschlossen zu sein. Das Telefon wird nicht abgenommen. Etwas enttäuscht fahren wir weiter nach Zagora. Diese Stadt ist touristisch sehr gut erschlossen. Sie wirkt sauber und modern. Deshalb suchen wir nochmals ein Lebensmittelgeschäft und stossen auf eine grosse Markthalle. Und siehe da...mit Google Übersetzer kommen wir doch noch zu unseren Haferflocken!
    Alles dem Oued Drâa entlang, welcher keinen Tropfen Wasser mehr führt...tauchen immer wieder halbzerfallene Kasbahs auf. Alle diese uralten Festungsanlagen, aber auch die Häuser in den Oasen sind aus Lehm, Stroh, Holz und Steinen errichtet worden. Die Mauern um die 60 Zentimer dick. Im Winter gut gegen die Kälte, im Sommer gegen die Hitze. Eine ökologische Bauweise, welche der Nachahmung zu empfehlen ist! Ohne Unterhalt zerfallen mit den Jahren diese Bauten! Sie lösen sich auf und gehen zurück in die Natur. Heutzutage werden leider in Marokko viele Neubauten aus Backstein gemauert. Diese Häuser seien im Sommer wie ein Hamman...
    In Agdz steuern wir den Campingplatz direkt neben einer noch gut erhaltenen Kasbah an. Wir sind die einzigen Gäste. Um uns herum nur Palmen und der Blick auf die schöne Festungsanlage.
    Heute kocht der "Chef" persönlich. Es gibt Spaghetti alle verdure. Seit beinahe einem Monat die erste Pastamahlzeit. Ein richtiger Genuss!
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  • Day 29

    Stellplatz Freudenhaus?

    February 1, 2023 in Morocco

    Wo sind wir hier gelandet? Unser heutiger Übernachtungsplatz befindet sich in Tazarine in einer Hotelanlage. Unser Giotti steht auf einem ummauerten bewachten Hof...mein erster Gedanke: Gefängnismauern. Der gesamte Hotelkomplex ist ansonsten sehr schön angelegt. Wir sitzen vor einem BIER :)), ein grosser Pool vor uns, nebenan die Poolbar. Dazu arabische Musik...für meine Ohren etwas fremd, milde gesagt. Peter nennt es "tödlich":)) Hinter mir stark geschminkte unverschleierte Marokkanerinnen in glitzernden Gewändern..grüssen Peter sehr freundlich, mich etwas zurückhaltender. Marokkanerinnen auf dem Land besuchen nur wenn sie auf Reisen sind und in Begleitung ihres Ehemannes ein Wirtshaus.
    Said unser Wüstentourfahrer aus M'hamid ist ledig. Er möchte gerne eine Frau und Kinder. Es sei aber sehr schwierig, vor der Hochzeit eine Frau richtig kennen zu lernen. Ein unverheiratetes Paar darf sich weder in einem Café noch zu Hause treffen. Auf dem Land kennt man sich. Da wird getratscht. Wenn man von der Polizei (Sittenpolizei?) erwischt wird, gibts eine Busse!
    Zur Fortsetzung unseres heutigen Tagesziel gibt Peter auf Google Maps als Zwischenetappe Tansikht ein. Das Navi führt zuerst ziemlich in enge Gässchen, auf Schotterstrassen. Für die Bewohner ein eher seltenes Bild. Sie schauen ziemlich kritisch zu uns hinauf. Normalerweise winken die Menschen und lachen, wenn wir an ihnen vorbei fahren.. Wir sind froh, dass endlich eine gute Strasse in die richtige Direktion führt. Die Region von Tansikht ist für ihre Datteln sehr bekannt. So halten wir am Strassenrand an und kaufen 2 Kg Datteln von der "meilleure qualité". Dies umgerechnet für CHf 7.20! Wenn man bedenkt, wieviel Arbeit in so einer Kilopackung Datteln steckt, fühlen wir uns umsomehr über den Tisch gezogen, beim Besuch der Kasbah in Nekob. Der Wärter verlangt für eine Besichtigung und einem Tee 90 MAD. Der Besuch des heutigen Hotelkomplexes lohnt sich trotzdem. Von der Dachterrasse aus überblicken wir die ganze Stadt mit ihren 45 Kasbahs. Schön eingebettet in einen Palmenhain.
    Uns fällt wieder vermehrt auf, dass die Marokkaner in uns wandelnde Geldbeutel sehen...die Pandemie hinterlässt riesige Spuren. Während 28 Monaten hatten viele Menschen hier kein Einkommen mehr. Schöne, touristische Anlagen haben für immer ihre Tore geschlossen, oder wirken sehr heruntergekommen. Mit diesem Hintergedanken im Kopf müssen wir etwas Milde walten lassen, all den gierigen Händlern und Kaufleuten gegenüber.
    In einer einzigen Steinwüste flankiert von den beiden Tafelbergen Djebel Beni und Djebel Sarhro fahren wir heute über 100 Kilometer weit. Manchmal tauchen absterbende Palmen in der Einöde auf. Oder dann wieder grüne Palmenhaine. Wir fragen uns, ob die Palmen wegen der Rüsselkäfer, oder wegen der Trockenheit absterben.
    Tazarine ist eine kleine Landgemeinde. Viel zu sehen gibt es nicht. Doch ist es immer wieder spannend, einen Kaffee zu trinken in einem belebten Gasthaus und die Menschen zu beobachten. Hier sind wir die einzigen Touristen...wahrscheinlich sind auch wir interessante Beobachtungsobjekte. Insbesondere ich, als einzige Frau und ohne Kopfbedeckung.
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