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  • Day 132

    Yosemite NP

    July 22, 2020 in the United States ⋅ ☀️ 21 °C

    Ist das ein Hin- und Her. Jeder Park regelt seine Zugangs- bzw. Coronabeschränkungen irgendwie anders. In einer Gegend ohne mobiles Internet kommen wir nur spärlich an Informationen heran. Häppchenweise wird uns klar, dass wir eigentlich nur zwei Chancen haben, je einen Fuß in das Yosemite Valley zu setzen. Beide benötigen Internet. Tja, so ist das im Land von Fortschritt und Technik *hust*

    Erstere Möglichkeit sieht vor, eines der begehrten Day-Entry-Permits zu ergattern. Dieses kostet zwar nur eine kleine Bearbeitungsgebühr von 2$, wird aber Punkt 7Uhr früh „ausgegeben“.
    Wohlgemerkt: Der Yosemite NP zählt jährlich 4 Millionen Besucher. Also ungefähr 11.000 Leute täglich. Und von diesen theoretischen 11.000 Eintrittskarten werden nun generell nur 50% ausgegeben. 20% davon Punkt 7Uhr am Morgen... Das Projekt ist vor meinem inneren Auge zum scheitern verurteilt. Nicht nur das wir erst mal früh um 7 Uhr Internet benötigen, womöglich wird es ein Sack langsames Wlan sein, die Seite überlastet etc. blabla. Außerdem scheint jeder Amerikaner der ein Auto zur Verfügung hat, dieses Jahr Urlaub in einem Nationalpark zu machen (also jeder).

    Die zweite Chance, die wir sehen ist es, ein Permit zur Besteigung des Half Dome zu erwerben. Das kostet zwar 10$, muss auch nicht früh um 7 Uhr erfolgen, wird aber in einer Art Lotterie verlost.

    Wir versuchen es mal mit beiden Varianten gleichzeitig.
    Also früh kurz vor 6Uhr raus, schnell einen Kaffee kochen und dann gehts (zum Glück von der anderen Seite, also nicht die endlosen Serpentinen) wieder hinein in den Sequoia Park zur Lodge kostenloses Wlan nutzen.
    Für Variante eins trat genau der vermutete Fall ein. Für die Zweite bezahlen wir die 10$ und erfahren später, dass wir die Lotterie natürlich nicht gewonnen haben. 75 Tickets am Tag ist eben auch nicht die Masse 😂
    Na das kann ja heiter werden. Wir beschließen erst einmal bis vor den Yosemite Park zu fahren und es dort noch mal zu versuchen.

    Auf dem Weg dorthin genießen wir noch einen Tag den wunderschönen Hume Lake (auch ohne Internet), lassen unser Boot zu Wasser und regen uns noch etwas über das bescheuerte, sowie verworrene Zugangssystem auf.

    Dann gehts weiter zum Yosemite. Davor irgendwo im Wald campen, noch vor um 6Uhr raus, zum Internet fahren... ja wir wollen es unbedingt!
    Bei mir wieder kein durchkommen aber Susi hat Glück! Yes, wir haben das bescheuerte Day-Entry-Permit in der Tasche! Schnell mit allen Geräten ein Foto machen, nicht das etwas unvorhersehbares passiert (gehackte Emailkonten hatten wir ja schon...). Nun heißt es noch zwei Tage abwarten, denn die Erlaubnis zählt erst 48h später, dann aber für sieben Tage 🙄

    Ich bezeichne es als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk, da war ja noch was 😉 Für meinen kleinen Ehrentag haben wir uns auch etwas besonderes einfallen lassen! Zwei ganze Tage chillen am Bass Lake. Das kam in den letzten Wochen wirklich nicht oft vor und war eine willkommene Abwechslung zum Expeditionsstress 😂
    Der See mit dem geilsten Namen überhaupt hätte wohl einen eigenen Artikel verdient. Langweilig wurde es jedenfalls nicht. Er ist DAS Wassersportmekka schlecht hin. Wieviel Sportboote gleichzeitig über einen See brechen können ist beachtlich. Eine Geschwindigkeitsbeschränkung scheint es jedenfalls nicht zu geben. Da wurde kräftig geprotzt statt gekleckert.

    Und dann endlich: Die Einfahrt in den Yosemite Nationalpark!
    Wir fahren zum Glacier Point und spazieren auf den Sentinentel Dome. WAS FÜR EINE AUSSICHT! Vor uns steht der Half Dome nebst Nevada Fall! Das muss doch jemand mit Absicht für die Touris so hingebaut haben.

    Wir erkunden ausgiebig das Tal, streifen über die vielen Blumenwiesen und spazieren am Yosemite Fall vorbei. Dieser Wasserfall zählt mit einer Gesamthöhe von 739m zu den höchsten der Erde. Leider ist er im Moment recht ausgetrocknet. Bei der steilen Wanderung vorbei am Vernal Fall und hinauf zum Nevada Fall kommen wir jedoch voll auf unser Wasserfallerlebnis. Was da für Wassermassen hinabstürzen sah ja schon von weiten mächtig aus, aber so nah dran ist einfach Wahnsinn!
    Vom Nevada Fall ist es dann übrigens auch nicht mehr all zu weit bis auf den Half Dome. Aber leider sind wir ja am Permit gescheitert. Bliebe noch die Alternative in acht mehr oder weniger einfachen Seillängen den Half Dome zu erklettern (Verbeugung vor Jule und Martin 😉). Nach intensiver „Belesung“ und Beratung haben wir uns jedoch mangels Erfahrung mit Mehrseillängen dagegen entschieden. Wir müssen also noch mal wieder kommen 🙂

    Appropo klettern! Ein Highlight wartet noch auf uns. Der El Capitan. Freilich nur als Zuschauer! 1000m senkrechte Felswand, das ist Big Wall Climbing! Nicht umsonst stehen unten an der Straße permanent Menschenmassen ausgestattet mit riesigen Fernrohren und überteuerten Ferngläsern. Diese Wand ist einfach so gigantisch, dass wir selbst mit unserem kleinen Opernglas die Kletterer nur erahnen können. Tatsächlich scheint sich eine Seilschaft in der Dawn Wall zu befinden. Und wir halten Abend für Abend unten an der Straße an und beobachten die Kletterkünstler, wie weit sie heute gekommen sind.
    Damit ihr halb Wegs unsere Begeisterung für dieses Schauspiel nachvollziehen könnt und versteht, was es bedeutet den El Capitan zu bezwingen empfehlen wir unbedingt den Film „Dawn Wall“ (bzw. „Durch die Wand“ auf deutsch) den es zur Zeit auf Netflix gibt. Das sich etwas weiter links an dieser Wand auch Leute ohne Seil und Ausrüstung versuchen zeigt der ebenfalls absolut empfehlenswerte Film „Free Solo“. Leider jedoch nicht auf Netflix (zumindest hier in Amerika)

    Wir hingegen belassen es am Fuße der Dawn Wall bei einer kleinen Berührung der heiligen Wand, bevor wir den Park über den gut 3000m hohen Tioga Pass in Richtung Osten verlassen! Das alpine Hinterland des Yosemite steht dem berühmten Tal in nix nach und ist weniger stark frequentiert. Sollte man bei einem Besuch des Parks auf keinen Fall auslassen!

    Übrigens betrachten wir im Nachhinein die Zugangsregelung als unser Glück. Denn trotz der Beschränkungen war der Park weit davon entfernt leer zu sein. Nicht auszumahlen, was hier an „normalen“ Tagen los sein muss! 🙈

    -C-
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