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  • Day 21

    Tokio und ein Kuriosum von Japan

    March 13 in Japan ⋅ 🌬 13 °C

    Wir sind in der letzten Woche unseres Japan - Aufenthaltes angekommen.
    Die beiden nächsten Tage verbringen wir wieder in Tokio, bevor es am Wochenende noch einmal zu einem Ausflug mit Lars nach Kusatsu geht.
    Mitten in der japanischen Hauptstadt befindet sich eines der wohl bekanntesten Gebäude des Landes, der Wohnsitz vom japanischen Kaiser.
    Das ist unser heutiges Ziel.
    Allerdings beschränkt sich der Besuch auf die große Garten - Außenanlage.
    Wer den Kaiserpalast selbst besichtigen möchte, muss sich auf der offiziellen Seite der „Imperial Household Agency“ über Termine informieren. Die sind in der Regel jedoch sehr schnell ausgebucht - für Ausländer ist es nahezu unmöglich einen zu bekommen.

    Das Areal, das komplett von einem flussartigen Wassergraben umgeben wird, ist sehr weitläufig.
    Am Eingang findet eine Zugangskontrolle statt, bei der Taschen und Rucksäcke ( flüchtig) inspiziert werden.
    Der Eintritt ist frei, und zu zwei Uhrzeiten am Tag werden auch Führungen durch den Garten auf Englisch angeboten.
    Die kaiserliche Residenz befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Burg Edo.
    Damals, im 12. Jahrhundert, wurde Tokio noch Edo - wörtlich übersetzt „Flusstor oder -mündung“ ,genannt.
    Die Hauptburg, sie galt als größte ihrer Zeit, wurde 1638 errichtet, brannte aber 1657 bei einem Feuer nieder und wurde nie wiederaufgebaut. Heutzutage sind von ihr nur noch Wassergräben, Parks, massive Steinwälle und Wachhäuser übrig.
    Die benötigte man, da der Kaiser rund um die Uhr von einer ganzen Armee von Soldaten beschützt wurde.
    In einer solchen Baracke sollen bis zu 100 Soldaten geschlafen bzw. sogar gewohnt haben.
    Ein paar von ihnen kann man immer noch von außen besichtigen.

    Heute gilt das große, viele Gärten und große Anlagen umfassende Gelände des kaiserlichen Palastes in Tokio als teuerste Immobilie der Welt. Während der Boomzeit in den 1980er und 90er Jahren behauptete man sogar, sie sei so viel Wert wie der ganze US-Bundesstaat Kalifornien.
    Wir verbringen ein paar Stunden in dem beschaulichen Park.

    Dann muss ich zur Toilette!
    Und diese Story will ich euch auf keinen Fall vorenthalten!
    Japan ist bekanntermaßen für viele der Inbegriff von Futurismus. Noch niemals zuvor waren wir in einem Land, in dem so viele Dinge automatisiert ablaufen wie hier.
    Spätestens, wenn du das erste Mal eine japanische Toilette siehst, wirst du verstehen, wovon gesprochen wird.
    Japans Toilettenkultur ist zweifellos einzigartig!
    Selbst die bescheidensten öffentlichen Anlagen in Tankstellen oder Fastfood-Restaurants sind komplett elektronisch ausgerüstet und ein Wunder an anspruchsvoller Hygiene.
    Betritt man eine solche Toilette, traut man schnell weder seinen Augen noch Ohren.
    In den meisten öffnet sich schon beim Eintreten automatisch - wie von Geisterhand - der Klodeckel.
    Alles ist blitzsauber - kein Wunder, denn die Toiletten werden nach jeder Benutzung desinfiziert.
    Ich lasse mich auf der Klobrille nieder, und springe im gleichen Augenblick entsetzt wieder auf!
    Der Sitz ist warm, was eigentlich angenehm ist.
    Doch im ersten Moment erschrickt man, denn auf so etwas ist man nicht vorbereitet!
    Eine unglaubliche Tastatur - wie im Cockpit eines Flugzeuges - wirkt einfach nur erschreckend!
    Es existieren unzählige Knöpfe und Symbole, die entweder an der Seite der Toilette oder an einem separaten Kasten angebracht sind. Die Nutzung hier überfordert einen komplett - da die Beschriftungen natürlich nur in japanisch sind (zusätzliche Symbole und Zeichnungen sind leider auch nicht immer eindeutig zu verstehen).
    Und ob ihr es glaubt oder nicht - japanische Toiletten können sogar sprechen und Geräusche abspielen.

    Doch warum ist das so? Genante Japanerinnen haben früher immer das Wasser der Handwaschbecken laufen lassen, um so die Geräusche beim Toilettengang zu überspielen. Dies war natürlich eine unglaubliche Wasserverschwendung. Also hat man Töne in der Toilette eingebaut, die von den wahren Vorgängen auf dem stillen Örtchen ablenken.
    Es gibt eine umfangreiche Geräusche - und sogar Musikauswahl mit bekannten und weniger bekannten Melodien.
    Außerdem findet man mindestens 5 verschiedene Spülvorrichtungen und eingebaute Düsen zum Waschen und Trocknen des Hinterteils der Benutzer.

    Zuweilen gibt es noch eine Besonderheit auf den Damentoiletten. An den Wänden der Kabinen sind zusätzliche winzige Sitze angebracht. Darin können kleine Kinder platziert werden, damit sie nicht auf dem Boden herumkrabbeln, während die Mütter auf dem Klo sitzen.
    Eigentlich ganz praktisch, oder?

    Und falls irgendein Notfall eintreten sollte:
    Der rote Knopf mit einem Punkt in der Mitte ist der Stop Button. Er schaltet alle Funktionen aus, nur für den Notfall, dass mal alles schief laufen sollte!
    Doch leider löst er auch einen fürchterlichen Alarm aus, der meilenweit nicht zu überhören ist.
    Unglücklicherweise mache ich auf der Toilette im kaiserlichen Garten Bekanntschaft mit diesem Emergency Button.
    Wie schon erwähnt, sind die Beschriftungen fast immer ausschließlich auf japanisch.
    Wenn es gut läuft, gibt es einen Pfeil oder einen roten Kreis um den Knopf für die Abspülfunktion. Fehlt dieser Hinweis, ist es eine Frage des Glücks, ob man den richtigen Schalter erwischt.
    Ich hatte leider Pech und löse ein Ohren betäubendes Signal aus, mit dem ich die Aufmerksamkeit des gesamten Park Publikums auf mich ziehe.
    Der Wachmann, der sogleich angespurtet kommt, scheint "Not amused " zu sein.
    Aber ganz ehrlich, dann sollen sie bitte wenigstens diesen einen Knopf zum Abspülen auf Englisch kennzeichnen. Sonst müssen sie sich über ausgelöste Fehlalarme nicht wundern.

    Noch ein kleiner Nachtrag:
    Der deutsche Filmemacher Wim Wenders, dessen Liebe zu Japan bekannt ist, drehte mit " Perfect Days " einen Film über einen Toilettenreiniger in Tokio.
    Es ist ein schöner, sehr ruhiger 🎥 Film und eine echte Hommage an Japan.
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