Quilotoa Loop
26. februar 2023, Ecuador ⋅ 🌧 15 °C
Wir sind richtig im Outdoor-Mood! Aber auch kein Wunder: hier in Zentralecuador in den Anden reiht sich ein landschaftliches Highlight an das Nächste!
Nur 2 Stunden nördlich von Riobamba liegt Latacunga, der Ausgangspunkt für den berühmten „Quilltoa Loop“, eine 3-tägige Wanderung zu einem Vulkan-Krater-See. Diesen Trip wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und so sind wir am Abend, nachdem es Benedikt besser ging, hierher gedüst.
Latacunga ist die typische eine-Nacht-Stadt, hier sind die Leute hauptsächlich wegen des Loops. Unser Hostel „Hostal Café Tiana“ (7€ pro Dormbett) hat daher auch nur den nötigsten Komfort geboten und, das aller wichtigste: eine Möglichkeit Gepäck sicher zu lagern. Wir wollen natürlich nicht mit den beiden fetten Backpacks die Wanderung machen, sondern haben den Abend dazu genutzt, möglichst gut umzupacken, Snacks vorzubereiten und die Route zu recherchieren.
Man kann den Loop in zwei Richtungen laufen (obwohl es eigentlich eine one-way-Strecke ist, ich verstehe nicht, warum es ‚Loop‘ getauft wurde): entweder man wählt die klassische Route bergauf von dem Dorf Sigchos (2800HM) mit zwei Zwischenstopps nach Quilotoa (3900HM) oder man schaut sich den Krater zuerst an und wandert von Quilotoa runter nach Sigchos.
Bevor es losgeht mit der Wanderei möchte ich noch kurz das mexikanische Restaurant „Guadalajara Grill“ in Latacunga empfehlen. Direkt um die Ecke des Hostels ist es fantastisch für ein letztes stärkendes Essen vor dem großen Aufbruch am nächsten Morgen. :)
TAG 1
Samstagmorgen um 8 Uhr haben wir den Bus von Latacunga nach Sigchos genommen (Dauer ca. 2,5h). Gott sei dank geht es Benedikt wieder deutlich besser! Angeschlagen sollte man den Loop auch nicht laufen, der ist gar nicht so ohne.
Googelt man die Wetterbedingungen der
Strecke, soll man sich auf maximal 16 Grad und viel Regen einstellen. Aber so viel Pech wir immer bei Städten mit Feiertagen haben, so viel Glück haben wir bei all unseren Outdoor-Aktivitäten: wir hatten alle drei Tage strahlenden Sonnenschein und über 20 Grad. Die kurze Hose hätte ich fast gar nicht eingepackt, Glück gehabt!
Das schöne am Quilotoa Loop ist, dass man ihn ganz alleine laufen kann, ohne Guide oder Tour. Ein bisschen wie beim Jakobsweg läuft man von Dorf zu Dorf und trifft immer wieder andere Traveller. Vor Corona war das ganze wohl eine richtige Massenveranstaltung mit 100 Leuten täglich, die die Wanderung starteten. Mit uns im Bus nach Sigchos saßen gerade mal 12 andere Backpacker, die den Loop mit uns gestartet sind. Man sollte daher versuchen, in den Dörfern, etwas Geld zu lassen - und wenn’s nur ein Armband ist, die Abhängigkeit vom Tourismus ist hier definitiv zu spüren!
Der erste Tag ist der ‚einfachste‘: man braucht für die 11,5km und 500 Höhenmeter ca. 3h. So blieb uns genug Zeit für kleinere Pausen (hier hat sich übrigens die Knoop’sche Reise-Picknickdecke sehr bewährt) und Aussicht-genießen! Heute erinnert mich die Landschaft ein bisschen an die Schweiz: es ist sehr bergig, aber grün, alles blüht und im Tal fließt eine Bergfluss. An jeder Ecke wächst Eukalyptus und so schöne puschelige Pflanzen (s. Foto 4) - das zusammen kann man in Deutschland aktuell für 30€ als „Trockenblumen Strauß“ kaufen. Aber: man darf hier nichts pflücken oder kaputt machen, Ecuador ist eines der wenigen Länder, in dem die Natur per Gesetzt Rechte hat - ziemlich cool!
Was in den Anden außerdem auffällt, ist, dass an fast alles Häusern die LQBTQ+ Flagge hängt. Ich dachte wirklich lange, dass Ecuador scheinbar das Queer-freundlichste Land der Welt ist, bis ich erfahren hab, dass der Regenbogen auch für die kulturelle Diversität der indigenen Bevölkerung steht - auch schön…🌈😌
Es ist ganz normal, dass man sich auf dem Loop mal verläuft. Die Wege sind nur spärlich gekennzeichnet und nicht nur einmal mussten wir wild zugewucherte Abzweigungen nehmen, um die richtige Richtung beizubehalten. Vorteil von unserem doch eher gemütlichem Tempo war jedoch, dass anderen Wander:innen die Fehler früher passiert sind und sie uns zT wieder entgegen kamen und uns vor falschen Fährten gewarnt haben. Ich hab’s ja immer gewusst: langsam laufen lohnt sich!
Um 14 Uhr sind wir im Dorf „Isinlivi“ und unserer ersten Unterkunft dem „Llullu Lama“ angekommen. Hier haben wir uns
ein Doppelzimmer für 50$ gebucht - in den Zimmerpreisen auf der Strecke ist immer Frühstück und Abendessen immer inklusive! Der Besitzer der Lodge war mega welcoming und hat uns ein kostenloses Upgrade auf eine Cabaña mit Balkon, Kamin und eigenem Badezimmer gegeben. Doch nicht nur die Cabaña war super, die ganze Logde zählt definitiv zu meinen Top 3 in Ecuador: ein altes umgebautes Farmhaus, in dem man in alle Richtungen durch riesige Fenster die Berge sehen kann. Es gibt mehrere gemütliche Couch-Ecken und sogar ein kleines Spa mit Whirlpool und Sauna - das haben wir unseren müden Beinen natürlich direkt gegönnt. 🧖🏼♀️🧖♂️
Ich war richtig froh, dass wir doch so früh angekommen sind, diesen Platz muss man wirklich auskosten! Wir haben neben dem Spa nachmittags viel entspannt, gelesen und Tee getrunken. Abends gabs das gemeinsame Abendessen mit allen Lodge-Gästen (hierzu standen sogar kleine Namensschilder auf den Tischen 🥲). Wir hatten eine echt nette Tischkonstellation mit einem Schweizer Pärchen, Freundinnen aus Frankreich, einem Kolumbianer und einem älteren amerikanischen Ehepaar, das nach Ecuador ausgewandert ist. Sie wohnen in Cuenca uns finden es fantastisch, wie viel hier von ihrer Rente übrig bleibt. 😅 Die Beiden machen eine Woche Wanderurlaub in der Lodge und ich hab mich ein bisschen geärgert, dass wir nicht in Betracht gezogen haben, länger hier zu bleiben - ein Tag ist viiiel zu wenig an diesem Ort!
Leider hat Benedikt über den Nachmittag gesundheitlich wieder etwas abgebaut und abends hatte er sogar Fieber. Wahrscheinlich war die Wanderung heute doch etwas zu viel für das noch geschwächte Immunsystem. Er ist daher während des Abendessens schon ins Bett gegangen. Ich hab mich noch ein bisschen mit dem Auswanderer-Paar unterhalten (sehr spanende Menschen!), bevor ich ihm in die Cabaña gefolgt bin. Hier stand noch die letzte Challenge des Abends an: Feuer machen! Benedikt hat ziemlich gefroren und ich wollte natürlich auch ein romantisches Kaminfeuer vom Bett aus beobachten. Leider muss ich euch berichten, dass eine ganze Packung Streichhölzer, ein Stapel Papier, zwei Eierkartons und eine halbe Stunde Zeit zu nicht mehr als sehr viel Rauch geführt hat. Man, war ich deprimiert!☹️ Ich denke damit bewahrheitet sich auch meine Annahme aus dem Amazonas, keine zwei Tage im Dschungel zu überleben. Der in Decken eingewickelte Benedikt-Burrito war deswegen aber nicht böse, höchstens erleichtert, dass ich ihn mit meiner Rauchaktion keine zusätzliche Kohlenmonoxidvergiftung zugefügt hab.
TAG 2
Am nächsten Morgen ging’s Benedikt wieder besser! Gut für unsere Wanderung, auch wenn das hier definitiv nicht der schlechteste Ort für eine Verlängerung gewesen wäre.
Nach dem gemeinsamen Frühstück sind wir um 10 zur zweiten Etappe nach Chugchillan aufgebrochen. Heute wird’s etwas knackiger mit 12,5km und 650 Höhenmetern. Dafür waren wir unterwegs nicht alleine, sondern sind in einer kleinen Gruppe gewandert.
Nach den ersten entspannten Kilometern und trotz Maps.me fanden wir uns plötzlich knöcheltief in einem schlammige Pfad wieder, der nach einiger Zeit vor einem Stacheldrahtzaun endete - didim. Wir hatten allerdings wenig Lust, den Weg wieder zurück zur letzten Abzweigung zu gehen und so sind wir durch den Zaun gestiegen und einen Hang zum Hauptweg hoch geklettert. Ich hab schon bei dieser kleinen Aktion gemerkt, dass Benedikt das sehr angestrengt hat. Genau wie gestern ging es ab der ersten entspannten Hälfte wieder steil bergauf. Nach kurzer Zeit konnte Benedikt nicht mehr weiter und brauchte eine Pause. Mittlerweile war klar, dass die zweite Etappe heute ein Fehler war - wir hätten einfach im Llullu Lama bleiben und die Gesundheit schonen sollen. Naja, jetzt waren wir schon auf halber Strecke und zurück wäre es auch bergauf gegangen. So haben wir uns nach einem Mittagsschlaf im Gras zu zweit an den Aufstieg gemacht - die anderen waren schon weiter gezogen.
Wir sind wirklich im Schneckentempo die Berge rauf. Ich hab den schweren Rucksack getragen und konnte Benedikt trotzdem hinter mir kämpfen hören. Immerhin gab es auf der Strecke kleine Shops, wo er sich mit Gatorate und Zucker etwas aufpäppeln konnte. Aber als wir um viertel nach drei in unserer zweiten Unterkunft, dem „Cloud Forest“ (38$ für ein DZ mit Halbpension) ankamen, ist er fast vor der Rezeption zusammen geklappt. Ich hab ihn direkt ins Bett gesteckt und die Besitzerin des Hostels hat einen speziellen Tee gekocht und vorbei gebracht - vielleicht ist die Stichprobe noch zu klein, aber bisher sind alle Leute in Ecuador viel zu nett!
Nachdem der Patient versorgt war, hab ich den kleinen Spa-Bereich des Hostels ausgenutzt, auch wenn er leider nicht mit dem vom Llullu Lama mithalten kann. Dafür hab ich in der Sauna ein sehr nettes deutsches Pärchen kennengelernt, mit denen ich eine Stunde zusammen gequatscht und geschwitzt hab - nackt lernt man sich doch am besten kennen! 🤓 Mit den Beiden haben wir abends auch zusammen gegessen und danach reichte die Energie gerade noch so für eine Partie Billard, bevor wir unsere müden Körper ins Bett gebracht haben.
TAG 3
Wir wollten demselben Fehler wie gestern nicht nochmal machen und haben uns für die letzte, und härteste Etappe, ein Taxi rufen lassen. Ist zwar bisschen geschummelt, aber den Krater wollten wir jetzt schon noch sehen. Mit uns zusammen hat noch ein anderes Mädel die Wanderung wegen einer Wadenzerrung abbrechen müssen und so sind wir die letzten 12km zu dritt mit dem Auto gefahren. Um halb 11 waren wir am Krater - und was soll ich sagen, wir standen da so fünf Minuten, haben den Kartersee für schön befunden und sind dann ein Kaffe trinken gegangen. Ganz ohne Anstrengung vorher ist so ein Ausblick irgendwie nicht dasselbe.
Vorteil war, dass wir bereits im 12 Uhr den Bus zurück nach Latacunga nehmen konnten, um unser Gepäck abzuholen und vor Einbruch der Dunkelheit schon am nächsten Ort zu sein. Ganz eventuell waren wir auch schonmal an diesem Ort…🫣
Doch bevor wir dahin springen, noch kurz mein Fazit zum Quilotoa Loop: ich fand ihn (zumindest die 2/3 Tagen) fantastisch! So schön, in seinem eigenen Tempo zu gehen und die Landschaft war definitiv eine der schönsten, die ich in Ecuador sehen durfte. Zusammen mit dem Nachmittag in der Llullu Lama Lodge, würd ich’s jederzeit wieder machen und eher empfehlen, das Ganze von 3 auf 5 Tage zu strechen!Læs mere
Baños (die Zweite)
28. februar 2023, Ecuador ⋅ 🌧 16 °C
Hallo 🙋🏼♀️ Wir sind’s wieder! Back in Baños und back im „Mama Tungu“ - tatsächlich der erste Ort, an dem wir zwei Mal sind.
Aber es lag praktisch auf dem Weg, wir hätten ja nicht einfach vorbei fahren können, oder?
Es hat sich tatsächlich ein bisschen wie nach-Hause-kommen angefühlt (und da merke ich doch langsam, wie schön so ein Zuhause-Gefühl ist - Köln, halte durch, noch 4 Wochen!). Dank unserer kleinen Taxi-Abkürzung beim Loop, waren wir um halb sechs bereits im Mama Tungu und konnten den Abend im Hostel noch richtig genießen. Auch wenn es sehr schön war, draußen am Pool zu sitzen und Karten zu spielen, hatte ich ein bisschen wehmütiges Gefühl: jeden Moment hab ich damit gerechnet, dass Heidi, Caro und Conny um die Ecke kommen oder Viktor und Justus an der Bar sitzen.💔 Der gleiche Ort in einer komplett anderen Konstellation kann schon komisch sein - irgendwie ist es hier plötzlich so…ruhig (wir waren aber auch sehr DA muss man sagen).
Am nächsten Morgen und ausgeschlafen sah die Welt schon wieder ein bisschen besser aus! Wir haben diesmal nur zwei Nächte hier unterbekommen, bevor am Wochenende unser Flieger geht. Da wir bei der Abreise letztes mal das Gefühl hatten, nicht alles in Banos gesehen und gemacht zu haben, haben wir uns diesen einen Tag nochmal mit ein paar richtig coolen Aktivitäten vollgepackt!
Los ging’s nach dem Frühstück in strömenden Regen in Richtung „Casa del Arbol“ (zu deutsch: Baumhaus). Das ist ein berühmter Aussichtspunkt über Banos, inklusive einer Schaukel, mit der man sich über den Berghang schwingen kann. Auf der Karte sieht es so aus, als ob das Mama Tungu direkt neben dem Casa del Arbol liegt, aber leider ist genau zwischen den Beiden ein Canyon. Das heißt wir sind zuerst den Berg vom Hostel runter gelaufen, bis zur Hauptstraße, wo um 11 ein Bus den Berg hoch zum Baumhaus fahren sollte. Man kann das theoretisch in 3h auch hoch laufen, aber in dem Regen und auch mit Benedikts angeschlagener Gesundheit haben wir davon mal abgesehen. Ich glaube wir sahen ziemlich bemitleidenswert aus, wie wir da nass am Straßenrand gewartet haben. Um zehn nach 11, als immer noch kein Bus gekommen ist, hat ein Truck mit einer ecuadorianischen Familie angehalten und gefragt, ob sie uns mitnehmen können. Wir haben nicht lange gefackelt und sind ins Auto gestiegen.
Auf dem Weg den Berg hoch befinden sich noch weitere ‚Touristen Attraktionen‘, unter anderem ein Dinosaurier Park mit großen Plastikmodellen aller Ur-Spezien, den uns der Vater am Steuer wärmstens an Herz gelegt hat. Was man halt so macht in Ecuador. Generell war die spanische Unterhaltung zwischen uns und dem Vater aber wieder 1a - wie viel man so mit einem Verb im Wortschatz („sein“) erzählen kann: „wir sein für vier Wochen hier“, „Banos sein sehr schön!“, „unser Flugzeug sein in 5 Tagen“. Si, claro. 👍
Oben angekommen, haben wir 1$ Eintritt gezahlt und uns gefreut, dass wir wohl die einzigen Irren sind, die sich bei diesem Wetter hier hoch getraut haben. Die Anlage ist wirklich nett gemacht und es gibt viel mehr zu sehen, als nur ein Baumhaus: mehrere Aussichtsplattformen, diverse Schaukeln und eine Seilbahn. Leider haben wir von der Aussicht wegen des Wetters nix gehabt und konnten nur erahnen, dass sich da unten, hinter dem dichten Nebel, irgendwo Banos befindet. Geschaukelt sind wir natürlich trotzdem und das war schon cool so weit oben.
Etwas nach uns kam übrigens doch nochmal ein Schwung anderer Besucher:innen, woraus wir geschlussfolgert haben, dass der Bus doch noch irgendwann gekommen ist. Mit dem sind wir dann mittags auch wieder zurück gefahren.
Für nachmittags hatten wir uns noch eine der unzähligen Aktivitäten hier gebucht. Nachdem wie letztes Mal so viel Spaß beim Rafting hatten, haben wir diesmal noch ne Schippe draufgelegt und uns fürs Paragliding angemeldet. Das stand schon ewig auf meiner Bucket-List und ist hier wirklich günstig!
Zwei Piloten haben uns beim Mama Tungu eingesammelt und zusammen sind wir eine Stunde auf eine große Bergkuppe in der Nähe gefahren. Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, wie Paragliding funktioniert - ich wollte einfach gerne fliegen. Also: Sinnvollerweise fliegt man im Tandem mit einem Piloten und da immer eine Person am Boden bleiben muss, um bei Start und Landung zu assistieren und per Funk die Windbedingungen durchzugeben, sind Benedikt und ich nacheinander geflogen. Er hat sich zuerst getraut und das sah schon ziemlich aufregend aus! Ich hab ja etwas Höhenangst, aber als Benedikt wieder gelandet ist (man fliegt eine Runde und landet wieder auf der Kuppel), war er sehr begeistert und ich ready to go! Leider war der Wind plötzlich nicht mehr ready to go :(. Unsere Guides haben ein Windmessgerät benutzt und uns erklärt, dass die Stärke maximal 30km/h betragen darf. Wir haben also gewartet, was bei mir natürlich kein großes Vertrauen erweckt hat. Nach ca. 20 Minuten meinte der ältere Pilot „Vamos“ und der junge, vielleicht 20 Jahre alt, hat mir bedeutet, mich startklar zu machen. Man bekommt so einen Sitz als den Popo geschnallt, der wiederum mit dem Piloten verbunden wird, der den Schirm steuert.
Dann ging alles ganz schnell: ich hab drei Schritte in unserer Tandem Konstellation gemacht und ZACK waren wir auch schon in der Luft! Zuerst war das sehr aufregend, aber nach einer Minute hat man sich an diesen Zustand gewöhnt und dann es ist ziemlich entspannt. Im Grunde sitzt man einfach nur da und genießt die Aussicht. Ich hab meinen Piloten gefragt, ob der andere Mann sein Vater sei und der Jungspund so: „Yes, my father and also my paragliding instructor. I am still learning.“ AHAAA, coooool, dass du Anfänger bist. 😰
Nach so ner Viertelstunde hat’s mir dann auch langsam gereicht - durch die Kurven die man fliegt wird einem auch ganz schön schlecht. Leider hat der Wind zwischenzeitlich wieder zugelegt und so hab ich den Vater durch das Funkgerät sagen hören, dass eine Landung gerade nicht möglich ist. Mittlerweile hatte ich echt ein bisschen Schiss und mir war wirklich übel - wir haben drei mal zur Landung angesetzt um dann in letzter Minute wieder aufzusteigen und eine weitere Schleife zu fliegen. Benedikt war gerade mal ne Viertelstunde in der Luft, bei mir hat sich das richtig in die Länge gezogen und irgendwann wollte ich einfach nur noch festen Boden unter den Füßen haben!
Beim dritten Versuch haben wir es endlich geschafft. Ich bin auf meinem gepolsterten Popo gelandet und hab erstmal vor lauter Adrenalin angefangen zu zittern. Der Piloten-Papa hat mich aber sofort in Gewahrsam genommen und ganz ruhig auf mich eingeredet. Nach ein paar Minuten ging’s dann auch wieder und rückblickend war es natürlich in keiner Sekunde irgendwie kritisch oder gefährlich. Irgendwie bin ich ein richtiger Angsthase geworden in den letzten Jahren, vielleicht sollte ich das mit den Extrem-Sportarten zukünftig lieber lassen!
Wir haben uns nicht zum Hostel zurückfahren lassen, sondern sind in Banos ausgestiegen. Ich wollte zum einen nochmal ein paar Souvenirs kaufen (Shopping in Banos, beste Shopping - freut euch Familie und Freund:innen 😌) und zum anderen waren wir zum Abendessen mit Julia und Rosa verabredet. Das sind die zwei deutschen Girls, mit denen wir in Taganga den Tauchkurs gemacht haben und die sind zufällig auch gerade in der Stadt. Wir haben uns um halb 8 im „My Veg Restaurant“ verabredet - und wer saß am Nachbartisch? Na klar, das Pärchen aus der Sauna vom Quilotoa Loop (auch mit Klamotten waren sie sehr nett).
Wir hatten ein richtig schönes Abendessen und konnten nochmal ein paar alte Tauch-Geschichten aufwärmen. Die beiden Mädels sind echt so lässig, wie sie mit ihren 18 Jahren hier so rum traveln.
Zurück im Hostel musste ich unbedingt nochmal in den Jacouzzi, das hab ich seit unsere Ankunft nämlich noch gar nicht geschafft. Ich hab mich also aus Prinzip eine halbe Stunde in warme Wasser gesetzt und als mir langweilig wurde, bin ich ins Bett gegangen.
Morgen um 7 Uhr holt uns unser Taxi ab, es geht zu unserem letzten Stop hier Ecuador! 🚎->🌋Læs mere
Cotopaxi
3. marts 2023, Ecuador ⋅ ☁️ 15 °C
Letzter Stop in Ecuador! Und hierfür haben wir uns was ganz besonderes aufgehoben: 3 Tage im Cotopaxi Nationalpark.
Um den Cotopaxi wird immer ganz schön viel Wirbel gemacht, aber ist auch verständlich, schließlich er ist mit 5900 Metern der höchste aktive Vulkan in Ecuador (sorry Chimborazo, du hast leider nicht mehr so viel Feuer).
Jeder Backpacker, der was auf sein Backpacker-Dasein gibt, bucht sein Cotopaxi Trip mit dem „Secret Garden Hostel“ (hier drüber hatten wir auch die Amazonas Tour gebucht). Die haben neben dem berühmten Hostel in Quito auch eine Unterkunft im Nationalpark. Der kostenlose Shuttle fährt jeden morgen um die 20 neuen Rucksackreisende von Quito zum Cotopaxi, wo die meisten, dank des ‚Packsge Deals’ 2 Nächte bleiben. Mit Vollpension kostet der ganze Spaß 55$ pro Nacht.
Wir haben direkt 3 Nächte gebucht und uns zum Abschluss nochmal eine von den besseren privaten Zimmer vor Ort gegönnt: statt im Dorm, haben wir uns für 5$ mehr im „Bird House“ (@Heidi: Bööööör House für zwei little Bööörs 🐦🐦) einquartiert - einer kleinen Hütte auf Stelzen, von der man einen fantastischen Blick auf den Vulkan hat (s. Foto 4).
Aber zunächst mal mussten wir da hinkommen. Der Shuttle fährt nämlich nur von Quito und da wir aus Baños, also aus dem Süden kamen, hatten wir bei der Buchung vereinbart, dass der Bus uns an der nächstgelegenen Hauptstraße„bei der Pferdestatue“ einsammelt. Ortsangaben hier, immer wieder ein Highlight! Es hat aber wider Erwarten wunderbar geklappt und um 11 Uhr saßen wir in einem Van und wurden über eine sehr rumpelige Straße über Wiesen und Felder zum Hostel gebracht.
TAG 1
Das „Secret Garden Cotopaxi“ (liegt übrigens auf 3500hm) hält auf jeden Fall, was es verspricht! Eine sehr weitläufige wirklich schöne Anlage inmitten eines großen (🥁) Gartens. Es ist SO süß hier, dass es ganz knapp an klischeehaft vorbei schrammt: im Gemeinschaftsraum knistert ein Kamin, an dem man Marshmallows grillen kann; alle tragen bunte Ponchos, die man sich leihen kann und ab und an geht man in den Garten und füttert die hauseigenen Lamas.
Das einzige, was ich etwas schade bzw. anstrengend fand war, dass das Hostel leider etwas überlaufend ist. Bis zu 70 Gäste gleichzeitig sind hier einquartiert und dafür dass es nur ein Haupthaus zum Chillen und Essen gibt, ist es schon dauerhaft sehr laut und voll. Es ist eben ein must-be-place und hat dadurch etwas an Familiärität eingebüßt. Außerdem sieht man nur Leute zwischen 18 und 35* Jahren (*Altersgrenze wegen Benedikt angehoben) - Familien oder ‚ältere‘ Pärchen wie im Llullu Lama gibt es hier keine.
Nach dem ersten Mittagessen (die Mahlzeiten werden immer zusammen an langen Tafeln eingenommen und das Essen ist wirklich fantastisch!) haben wir unser Bird Hause bezogen und erstmal einen Mittagsschlaf auf unserer Terasse gemacht. Danach haben wir uns zum Nachmittags-Snack und in den Jacouzzi geschleppt - hartes Leben!
Aber wir haben in diesen drei Tagen wirklich extrem viel gesozialised! Es waren wirklich super viele nette Leute dabei; vor allem mit Kevin, einem sehr lustigen Franzosen und Susan, einer Norwegerin, die gerade von einer Ayuasca-Kur kam, haben wir uns besonders gut verstanden und abends nach dem Dinner noch eine Runde Cabo gezockt.
TAG 2
Man bucht immer am Vortag die Aktivitäten für den nächsten Tag. Das Hostel bietet super viel an, vor allem natürlich Wanderungen.
Am Donnerstag haben wir uns jedoch erstmal für was schonenderes angemeldet: ‚Horse back riding‘ am Fuße des Cotopaxis (wo ich mich wirklich frage, was das ‚back‘ in dem Titel zu suchen hat - worauf soll man denn sonst reiten? Auf dem Horse belly?).
Ich glaub ich bin das letzte mal mit 12 Jahren oder so geritten, von Benedikt wollen wir gar nicht anfangen. 🫣 Die Pferde waren aber ganz lieb, die kennen den Tourispass ja schon. Was mich aber beruhigt hat zu sehen, war, dass es denen da auf dem Hof echt gut geht: es gibt bestimmt 30 Pferde, die sich mit dem Ausritt abwechseln und direkt danach geht’s auch wieder zurück auf die riesige Koppel.
Am Anfang sind wir ganz entspannt im Schritt hintereinander durch die Landschaft geritten. Die ist wirklich besonders schön hier, wir sind zum Beispiel an einer Schlucht entlang und über weite Prärien geritten. Mein Pferd war super lieb, ein richtiger Streber, wollte immer direkt hinter dem Guide laufen und hat alles nachgemacht, was er gemacht hat. Benedikts Pferd dagegen war etwas…schwierig. Das hat nur das gemacht, was es wollte und ist ständig stehen geblieben um erstmal ne Runde Gras zu fressen. Benedikt war entsprechen stets ganz hinten und hatte gut Abstand zu der Gruppe (Benedikt: „Komm, lauf jetzt, Corona ist vorbei!“).
Nach zwei Stunden entspanntem Ritt durften wir dann in unserem frei gewählten Tempo reiten. Einige aus unserer Gruppe sind sofort los galoppiert. Mein Pferd und ich haben uns auf langsamen Trab geeinigt - damit hab ich mich schon gefühlt wie bei Bibi und Tina. Und wehgetan hat das Auf und Ab…kann man blaue Flecken im Schritt bekommen?
Nach guten drei Stunden sind wir wieder am Hof angekommen. Ich war zum einen traurig, weil es echt richtig viel Spaß gemacht hat, auf der anderen Seite war das Trab, gerade am Ende, wirklich anstrengend und viel länger hätte ich nicht durchgehalten - ist halt doch Sport.
Den Nachmittag haben wir wieder lesend in den Hängematten und im Jacouzzi verbracht (diese Reise finanziert Charlotte Link auf jeden Fall ihren nächsten Urlaub!). Es ist so entspannt hier, ich liebe es, dass ich nach den ganzen Ortswechseln und Aktivitäten der letzten Wochen richtig zur Ruhe kommen kann! Abends freue ich mich immer auf unsere gemütliche Hütte und schaue mir vor dem Einschlafen den dunklen, rauchenden Vulkan an.
TAG 3
Der nächste Morgen begann schon mit einem kleinen Highlight, als Kevin selbstbewusst „Maracuja Soße“ über sein Müsli gegossen hat und sich die orangene Flüssigkeit als „Salsa picante“ herausgestellt hat - er hat’s durchgezogen und gegessen, Respekt!
Für heute Vormittag haben wir uns für den Cotopaxi Hike angemeldet. Obwohl das eher ein Spaziergang ist: man wird mit dem Auto auf 4500 Meter hoch gefahren und läuft ein Stündchen zum Base Camp auf 4800 Meter.
Erfahren wie wir sind, haben wir uns wieder 15 Lagen Klamotten angezogen und dann ging’s los mit dem Auto die kurvige Straße hinauf. Nach 1,5 Stunden Fahrt durften wir endlich aussteigen und, lecko fanni, war das kalt! Und ungemütlich nass! Mühsam haben wir uns das Stück zum Base Camp rauf gekämpft; wegen der Höhe kamen wir mal wieder nur im Schneckentempo voran.
Leider wurde der Aufstieg nicht mal mit einem spektakulären Ausblick belohnt. :( Wir hätten auch auf dem Schlittenhügel in Castrop-Rauxel stehen können, so wenig hat man gesehen. Immerhin gab’s drinnen in der Hütte eine heiße Schokolade zum Aufwärmen.
Der Abstieg war ein bisschen spaßiger, da man durch die Asche halb rennen halb rutschen konnte und wirklich fix wieder am Auto war. Insgesamt war es zwar ganz cool, auf dem Vulkan gewesen zu sein, aber wofür wir 40$ gezahlt haben, verstehe ich nur so halb.
Das Nachmittagsprogramm war fast identisch zu dem gestrigen. Ich hab mich lange mit Susan unterhalten, die in Norwegen lustigerweise auch im HR arbeitet. Abends haben wir uns zum Abschluss noch eine Flasche Wein geteilt, bevor wir ein letztes Mal die Sonne Hinterm Cotopaxi haben untergehen sehen.
Auch wenn das Hostel wuselig wie ein Bienenstock ist, war der Trip genau die Pause, die ich gebraucht habe und einen schöneren Abschluss von Ecuador hätte ich mir nicht wünschen können! 🌋😍Læs mere
Adios Ecuador!
4. marts 2023, Ecuador ⋅ ☁️ 18 °C
„Das sein das Ende!“
Zumindest das Ende von Ecuador. Unsere Zeit in einem weiteren, unglaublich schönen, facettenreichen Land ist vorbei - und es ist Zeit, Bilanz zu ziehen.
Geplant hatten wir 2 Wochen hier zu verbringen, am Ende sind es 4 geworden - und das ist mehr als gut so!
Ich möchte an dieser Stelle eine ganz lange Lanze (höhö) für Ecuador brechen, weil ich selbst bei der Vorbereitung auf die Reise und auch währenddessen eher verhaltene Reaktionen zu dem Land bekommen habe. Euphorischer als „aha, spannend, darüber weiß ich gar nichts“ wurd’s selten. Daher: reist nach Ecuador! Das Tolle ist, egal ob ihr Solo Traveller, Gruppen, Pärchen oder eine Familie mit Kindern seid: das ist EUER Land, es lohnt sich!
Immer noch nicht überzeugt? Hier ist meine no-excuses-Liste:
💛 Ecuador ist klein. Damit ist es viel einfacher zu bereisen als andere Länder in Südamerika, wie z.B. Peru, Argentinien oder Kolumbien. Ihr könnt das ganze Land ohne einen einzigen Flug durchqueren, das Bus Netz ist fantastisch! Daher lohnt es sich auch schon für einen ‚Urlaub‘.
💙 Ecuador ist (an den aller meisten Orten) sicher. Insgesamt hat sich das Land in der Vergangenheit aus den großen Drogen- und Bandenkriegen rausgehalten und wenn man die Augen auf und die Rucksäcke zu lässt, passiert einem idR nichts. Außerdem ist es sehr sauber.
❤️ Ecuador ist günstig. Es gibt zwar immer günstigere Länder, aber den Ruf „die Schweiz von Südamerika“ hat es absolut nicht verdient. Wir haben nur unwesentlich mehr als in Kolumbien ausgegeben.
💛 Ecuador ist divers. Das bezieht sich sowohl auf die Kultur als auch die Natur. Die indigene Bevölkerung beträgt 30% und in einem Tag kann man (wenn man möchte) von der Küste über die Anden bis in den Amazonas reisen. Von 30 Grad im Schatten bis vier Pullover und Schnee ist auch alles drin!
💙 Ecuador ist freundlich. Wir hatten so viel Kontakt mit Locals, die sich einfach gefreut haben, dass immer mehr Menschen ihr tolles Land sehen wollen. Insgesamt hab ich mich auch seltener bedrängt gefühlt; alle Verkäufer:innen und Taxifahrer sind zwar laut, aber nicht unangenehm aufdringlich.
❤️ Ecuador ist besonders. Ich war noch nie auf einem 6000 Meter-Vulkan oder hab diese Vielfalt an exotischen Tieren auf einem Fleck gesehen. Vielleicht ist Ecuador sogar „Süamerika in a nutshell“?
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Wir haben unseren letzten Abend übrigens beim Derby Quito-Quito verbracht (#Länderpunkt) - also auch für Sportfans hat das Land einiges zu bieten.
Ich mach jetzt mal Schluss mit meiner Lobes-Hymne, wer jetzt noch kein Flugticket gebucht hat, dem ist eh nicht mehr zu helfen.
Buenas noches, Ecuador. 💛💙❤️Læs mere
Costa Rica (Grenzübergang)
6. marts 2023, Costa Rica ⋅ ☁️ 27 °C
Neue Woche, neues Land! ✈️
Und dafür nehm ich euch erstmal mit zu dem Nachmittag, an dem wir all unsere perfekten Pläne über den Haufen schmeißen mussten. Das war vor ca. 2 Wochen in Riobamba, als wir beschlossen haben, dass es jetzt mal langsam Zeit wird, Flüge zu buchen. Zum einen den Flug ins nächste Land und zum anderen natürlich auch den nach Hause - wir sind ja one-way hierher gekommen. Im Nachhinein, Gott sei dank, muss man sagen, denn: unser initialer Plan war Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien zu bereisen. Da Rückflüge von La Paz (Bolivien) nicht existieren, wären wir ziemlich sicher von Lima zurückgeflogen und da ist die Lage ja grad nicht so knorke. Wir haben wirklich ewig überlegt, ob wir trotzdem einreisen wollen und haben die Situation ständig im Auge behalten. Mehrere Traveller haben und aber immer wieder bestätigt, dass das gerade keine gute Idee sei. Es ist zwar nicht super gefährlich, aber vor allem die Infrastruktur ist von Demos und Aufruhen betroffen und das bedeut, man sitzt im worst Case auch mal ne Woche ungeplant irgendwo fest. Wir haben uns also irgendwann dazu entschieden, nicht nach Peru zu reisen und wenn möglich das Land ganz zu meiden. Dummerweise führen alle Wege nach Bolivien über Peru und auch mit dem Flieger muss man in Lima umsteigen. Da auch die Flughäfen von Streiks und Übernahmen betroffen sind, sind dadurch wiederum die Preise explodiert - es ist wie verhext! Wie wir’s gedreht und gewendet haben: entweder hätten wir auf dem Landweg über die Grenze gemusst ooooder 500$ für einen Flug mit Umstieg in Lima bezahlen.
Das zweite, viel größere Problem war jedoch der Rückflug nach Deutschland. Es verkehrt keine Airline von Bolivien nach Europa, das bedeutet wir hätten zurück nach Bogota oder Quito fliegen müssen, was sich nicht nur sehr falsch anfühlen würde, sondern einen weiteren Flug bedeuten würde. Summa summarum kamen wir für 4 Wochen Bolivien bei 1500$ nur für Flugkosten raus. Dieses Geld haben wir zum einem nicht und selbst wenn - soviel wollen wir dafür nicht ausgeben, mit dem Geld kann man so viel schönere Sachen machen (🏄♀️🤿🪂🚴🏼♀️🐎…).
Ich war in dem Moment als ich realisiert hab, dass zwei der geplanten Länder nicht klappen, ziemlich deprimiert. Manchmal bin ich ja nicht so suuuuper flexibel und offen für neues (👀) und freue mich wenn meine, zugegeben, absolut perfekte Route aufgeht. Aber gut, macht man nix.
Halb aus Spaß, halb aus Verzweiflung haben wir dann in Skyscanner die Verbindung „Quito“ nach „egal wohin“ eingegeben. Vielleicht klappt ja Chile oder Argentinien, dachten wir uns…aber die einzig beiden bezahlbaren Flüge (<300$) waren nach Costa Rica und Mexiko - also Zentralamerika. Am Anfang hab ich gelacht, da war ich schließlich schon und wir haben unsere Sommersachen auch bereits ganz nach unten in den Rucksack gestopft, aber je länger wir rum gegoogelt haben, desto weniger absurd ist uns diese Option vorgekommen.
Irgendwann haben wir uns entschieden, das zu buchen. Die Alternative wäre nach Hause und das wollten wir natürlich auch (noch!) nicht. Meine einzige Prämisse war, dass wir Dinge machen, die ich 2018 noch nicht gemacht hatte. Vielleicht erinnert sich der ein oder die andere noch daran, dass ich damals ebenfalls meine Route kurzfristig umschmeißen musste, weil das auswärtige Amt einen Tag vor meiner Abreise eine offizielle Reisewarnung für Nicaragua ausgeben hatte. Ich hab deshalb vor allem Costa Rica und Guatemala bereist und ein bisschen Mexiko. Irgendwie ein netter Gedanke, dass das damals für etwas gut war, denn jetzt bedeutet es: wir haben ein Land, in das wir günstig hinkommen und in dem noch keiner von uns war - Nicaragua! 🇳🇮
Unser Rückflug geht (für ein Appel und ein Ei) Ende März dann von Cancun; hier hin arbeiten wir uns dann mit dem Bus vor. :)
Nach Nicaragua kann man nicht direkt fliegen - zugeben, die politische Lage in dem Land ist immer noch nicht der Hit, aber es ist ruhig und ungefährlich für Tourist:innen. Man kann jedoch recht einfach von Costa Rica die Grenze auf dem Landweg überqueren. Ich muss mich erst mal wieder an die kurzen Wege hier gewöhnen: in 6 Stunden kommt man in Kolumbien gefühlt zur nächsten Tankstelle, hier ins nächste Land! Zur Einordnung: Costa Rica ist flächenmäßig ungefähr so groß wie Niedersachsen, Nicaragua doppelt so groß wie Bayern.
Hierzu haben wir uns online ein Ticket für den „Tica Bus“ gekauft (32$), der fährt 1x täglich von San José um 6 Uhr morgens nach Nicaragua.
Unser Flieger von Quito nach Costa Rica ist am Sonntagvormittag in San José gelandet, sodass wir den Tag bis zur Fahrt am Montagmorgen hier überbrücken mussten. Wir haben uns entschieden, in Alajuela, dem Bezirk direkt beim Flughafen zu übernachten, da uns der Bus auch hier einsammeln kann. In Alajuela haben wir in Hostel „Gardens House“ übernachtet, das eher wie ein Home Stay war - sehr klein, süß und perfekt, um einen entspannten Nachmittag in Hängematten zu verbringen.
Doch bevor wir chillen konnten, mussten wir noch ein paar administrative Sachen erledigen, unter anderem irgendwo nochmal Dollar abheben, da wir in diversen Reiseblogs gelesen haben, dass die Grenzen ihre Fees nur in Dollar akzeptieren. Da in Costa Rica mit Córdoba gezahlt wird, gar nicht so einfach - zudem war Sonntag!
Der sehr nette Hostelbesitzer hat uns gesagt, die Mall in der Stadt hätte offen, da sind wir also nach dem Check-In hinspaziert.
Die Mall war ein krasser Kulturschock für uns! Nach 10 Wochen lokalen Märkten, ramschigen Supermärkten und eher einfachen Verhältnissen, hat und das fünf-stöckige Hochglanzgebäude komplett erschlagen. Costa Rica hat einen super starken USA-Einfluss und vom Nike Store bis zu Hilfiger konnte man hier alles shoppen. Die gute Nachricht: wir haben in der Mall tatsächlich einen Geldautomaten gefunden, der Dollar ausgezahlt hat.
Danach hatten wir richtig Spaß in diesem kleinen Stückchen Kosumhölle und sind durch die Läden geschlendert (Benedikt hat beim Schlüppi Angebot „4 für 3“ zugeschlagen).
Irgendwann haben wir Hunger bekommen und sind zu der Etage mit dem Food Court gefahren. Ach du Heiliger, war das eine Reizüberflutung! Über 100 Tische standen in der Mitte zwischen Burger King, KFC, Pizza Hut, Taco Bell und und und…. Wir haben uns das schmierigste vegetarische Fast Food rausgesucht, das wir finden konnten und es uns mit unseren Burgern und Refill-Bechern bequem gemacht.
Dieser ganze Nachmittag war einfach super absurd und völlig out of space - aber unterhaltsam!
Am nächsten Morgen, nachdem wir sehr früh aufgestanden sind, standen wir um viertel vor 6 an der Bushaltestelle für den Tica Bus. Dieser kam auch überraschend pünktlich und war sehr komfortabel.
Bis auf einen kurzen Frühstücks-Stop (s. Foto 6) sind wir auch ziemlich fix durchgekommen und waren viel früher als gedacht, um halb 12, an der Grenze. Das fand ich sehr gut, da wir unsere erste Unterkunft auf einer Insel in Nicaragua gebucht haben und die letzte Fähre um 17.45 übersetzt. Also noch genug Puffer…dachte ich!
Ich hab natürlich die Rechnung ohne den KOMPLIZIERTESTEN Grenzprozess der Welt gemacht! Es fing damit an, dass man vor der Emigration aus Costa Rica eine Steuer zahlen muss (10$), aber natürlich nicht im offiziellen Emigration Office sondern in einer Art Kiosks die Straße runter - na klar. Wir wussten das Gott sei dank aus einem der unzähligen Blogs, die ich gelesen hatte, aber einige Leute sind super verwirrt mit ihrem Pass hin und her gelaufen.
Als wir bezahlt hatten, haben wir uns in die Schlange für die offizielle Ausreise eingereiht…und dann ist sehr lange nichts mehr passiert. Nach ca. einer Stunde kam eine Beamtin raus und hat allen Wartenden auf Spanisch mitgeteilt, dass es leider einen Systemabsturz gab und keiner der Computer mehr funktioniert. TOP!
Es hat tatsächlich drei Stunden gedauert, bis sie das System wieder zum laufen bekommen haben. So lange saßen wir alle draußen vor dem Gebäude auf dem Boden auf unseren Taschen und haben gewartet. Benedikt hat mit einem Eis, das er sich bei einem kleinen Verkaufsstand in der Nähe geholt hat, einen richtigen Hype ausgelöst und so ist man mit den anderen Wartenden Eis-lutschend ins Gespräch gekommen. Besonders herrlich war es noch, als Benedikt als einziger von allen Wartenden von einem Vogel angekackt wurde, der über uns drüber geflogen ist. Insgesamt fand ich die Warterei zwar nervig, aber letztendlich okay.
Um drei Uhr waren wir aus Costa Rica draußen und sind mit unserem Bus die 400 Meter bis zur Nicaraguanischen Grenze gefahren. Und da begann der Gaga erst richtig. Zuerst wurden alle unsere Corona Impfzertifikate überprüft, und bei mir ging das panische Kramen los. Danach wurden wir einzeln aufgerufen (in dem Bus saßen 50 Personen!) und durften den Bus verlassen, wobei wir unseren Pass beim Aussteigen vorzeigen mussten. Dann mussten wir unser gesamtes Gepäck mitnehmen und zum Immigration Office gehen. Um sich in die Schlange stellen zu dürfen, muss man 1$ zahlen, Grund unklar. Hier haben wir wieder sehr lange gewartet, aber nicht weil die PCs gestreikt haben, sondern weil jede einreisende Person gute fünf Minuten befragt wurde. Als wir dran waren, wollte der Beamte ziemlich viel wissen, unter anderem wie unser erstes Hotel hieße. Als wir ihm den Namen gegeben haben, hat er da ernsthaft versucht anzurufen - was zur Hölle? Ist aber keiner rangegangen, war auch egal. Danach gab’s endlich den heiß ersehnten Stempel, für den wir auch nochmal 13$ zahlen mussten. Nach dem Schalter ging es zur Gepäckkontrolle, die verlief zum Glück unkompliziert. Ich habe von mehreren Leuten gehört, dass hier an jeder Ecke versucht wird, nochmal den ein oder anderen Dollar abzukassieren, das ist uns erspart geblieben (der offizielle Übertritt hat bis hierher ja auch bereits 24$ gekostet).
Und dann noch mein Highlight zum Schluss: beim Einsteigen in den Bus, wurde nochmal jeder Pass kontrolliert, ob auch wirklich ein Stempel drin ist. Meine Güte, wollen die einen in ihrem Land haben oder nicht? Willkommenskultur geht anders!
Als der Bus endlich vom Parkplatz gerollt ist, war es 16 Uhr und wir hatten noch anderthalb Stunden um zu unserer Fähre zu kommen. Glücklicherweise ging der Abschnitt in Nicaragua ganz fix und nur eine knappe halbe Stunde später waren wir in „Rivas“ angelangt. Von dort haben wir uns ein Taxi zum Hafen von „San Jorge“ genommen und sehr pünktlich, sogar noch mit etwas Puffer, kamen wir an der Fähre zur Insel Ometepe an. ⛴️
Die Fährenfahrt und das damit verbundene Abenteuer spare ich mir an dieser Stelle für den nächsten Eintrag auf - für heute haben wir alle genug geschwitzt!Læs mere
Isla Ometepe
8. marts 2023, Nicaragua
Der erste Eintrag aus Nicaragua, es gibt immer noch Premieren hier! 🤡
Ich hatte beim letzten Mal am Pier zur Fährenüberfahrt nach „Ometepe“ aufgehört. Kurz zur Einordnung: Ometepe ist eine Insel im „Lago Cocibolca“ oder auch „Nicaragua Lake“ - dem drittgrößten Süßwassersee in Südamerika. Die Insel besteht streng genommen aus zwei Inseln, die jeweils durch einen Vulkan entstanden sind. Diese sind jedoch in der Mitte durch einen schmalen Landabschnitt verbunden, wodurch die Insel die Form einer Hantel erhält. Die nördliche Insel ist die Hauptinsel, hier legen die Fähren im Städtchen „Moyogalpa“ an. Auf der südlichen Insel sind viele kleinere Dörfer und die Straße ist zum Großteil noch nicht fertig ausgebaut.
Da wir noch etwas Puffer vor Abfahrt hatten, haben wir uns in einem kleinen Reisebüro am Pier zu Motor-Rentals beraten lassen. Die Insel ist wie gesagt gar nicht so klein - von einem Ende zum anderen braucht man mit dem Auto fast 2 Stunden und das öffentliche Verkehrssystem ist praktisch nicht existent. Da unser Hotel etwas abseits auf der südlichen Insel liegt und wir flexibel sein wollten, haben wir uns vorgenommen, für die 3 Tage einen Scooter zu mieten. Wie wir später herausgefunden haben, kostet das maximal 20$ pro Tag - wir, unwissend und naiv, haben uns von Kevin, dem netten Reisebürobesitzer einen Roller für 30$ pro Tag aufquatschen lassen. Naja, ich hab immerhin noch lässig 5$ runtergehandelt und bin zumindest mit dem Gefühl eines Schnäppchens raus gegangen. Der Besitzer vom Rollerverleih sollte bei Ankunft am Pier in Moyogalpa auf uns warten und uns den Roller übergeben.
Pünktlich um 17.45 Uhr hat die Fähre abgelegt und, man o man, war das ein Ritt! Das Wasser war so aufgewühlt, dass ich wirklich dachte, dies ist mein letzter Tag auf Erden. Auf der Fähre hat sich auch ein LKW befunden, der non-stop geschwankt hat. Die Fähre ist zwar geschlossen, hat jedoch Fenster und wir mussten sehr lachen, als eine riesige Welle mehrere Passagiere geduscht hat.
Während unserer Überfahrt ging sehr spektakulär die Sonne unter - Nachteil: bei Ankunft auf Ometepe um 19 Uhr war es zappenduster. 🌚
Wie versprochen, hat ein Typ auf uns am Pier gewartet und uns mit in seinen Rental Shop genommen. Dort hat uns einen schicken türkisenen Flitzer rausgebracht und kurz die Formalitäten erklärt (nein, es gibt keine Versicherung; nein, auch den Führerschein muss er nicht sehen). 👍Danach hat er, eher nebenbei gefragt, ob wir bereits Erfahrung mit Rollern haben. Unser Antwort: “No”! Der Arme hätte seinen Roller fast wieder zurück in die Garage geschoben. Er hat sich mehrfach rückversichert, ob wir WIRKLICH bei kompletter Dunkelheit auf einer fremden Insel, wo es wilde Tiere gibt und die Straßen eher bescheiden sind, inklusive unser zwei Backpacks unsere Jungfernfahrt zum 1,5 Stunden entfernte Hotel machen wollen…naja, Amigo, viele Alternativen haben wir ja nicht.
Benedikt hat eine Proberunde die Straße rauf und runter gedreht und war total entspannt; so schwer kann das ja auch nicht sein, ist ja alles Automatik. Als Benedikt gerade etwas weiter weg war, kam der Typ nochmal zu mir und meinte “aren’t you afraid?”. Irgendwie war es fast niedlich, er hätte für unsere Sicherheit (und die seines Rollers) auf 85$ verzichtet. 🥲
Nachdem wir Tetris-mäßig unsere Backpacks verstaut hatten (einen kleinen untern Sitz, einen großen vorne zwischen Benedikts Beine und ich hatte mein Monstrum auf), sind wir mit Tempo 20 losgefahren. Es war wirklich SEHR dunkel, so was wie Straßenbeleuchtung kennen die hier nicht und außerdem war die Insel wie ausgestorben. Wir waren zwischenzeitlich die Einzigen auf der Straße - und es war erst halb 8. Ich muss sagen, anfangs war ich doch etwas besorgt, ob das so unsere beste Idee der Reise war. Aber je länger wir gefahren sind, desto sicherer wurde Benedikt. Und er ist wirklich super gut gefahren! Nur einmal wurden wir von einem wilden Hund angefallen, der plötzlich aus dem Gebüsch kam, aber selbst da hat Benedikt ganz kontrolliert Gas gegeben und wir konnten den Hund abhängen, bevor er sich in unserer Wade verbissen hat.
Auf der Insel gibt es nur eine Straße und so war zumindest die Wahrscheinlichkeit uns zu verfahren sehr gering. Nach knapp anderthalb Stunden kamen wir tatsächlich komplett unversehrt, aber fix und fertig, bei unserer Unterkunft dem “Casa Papaki” (DZ 25$ pro Nacht) an. Wir wären fast vorbeigefahren, weil wir’s im Dunkeln nicht rechtzeitig erkannt haben, aber irgendwie hatte ich einen Adleraugen-Moment.
Die Besitzerin, Theresa, eine ca. 65-jährige Nica hat uns schon erwartet, fast so aufgelöst wie wir. Ich hatte bei ihr von Anfang an eher ‘strenge-Oma-Vibes’, als die einer Hotelbesitzerin. Das Casa Papaki ist auch eigentlich mehr ein Home Stay als ein Hotel: Es gibt nur drei große Zimmer und im Wohnzimmer sitzt Theresa gerne auf der Couch und schaut Fernsehen. Das Haus hat einen tollen Garten, in dem wir morgens von Theresa Pancakes serviert bekommen haben. Ich glaube, das ist die Unterkunft mit dem besten Preis-Leistung-Verhältnis bis jetzt!
Wir sind auf jeden Fall an dem Abend straight ins Bett gefallen und da konnte ich auch sehen, dass Benedikt doch leicht angespannt gewesen war, was er jedoch sehr gut überspielt hat während der Fahrt.
Am nächsten Morgen, nachdem wir herrlich geschlafen haben, wollten wir uns erstmal nen entspannten Vormittag machen. Wir haben lecker auf der Terrasse gefrühstückt und danach hat jeder ein bisschen Zeit für sich gehabt. Ich hab telefoniert und ein bisschen über die Insel recherchiert. Mittags haben wir uns wieder auf unseren Roller geschwungen (jetzt ohne Backpacks und im Hellen sehr vorfreudig!) und sind zum “El Ojo de Agua” gefahren. Das ist ein ‘natürlicher’ Pool im Dschungel, wo man schwimmen und sich abkühlen kann. Eintritt sind 10$, wovon 5$ ein Verzehrgutschein sind.
Das Ojo de Agua wird zwar überall als Must-See der Insel beschrieben, aber diese OASE hatten wir nicht erwartet! Kristallklares grünes Wasser in einer super schönen gepflegten Anlage mit genau der richtigen Menge an Infrastruktur (ein natürlicher Pool = gut; ein natürlicher Pool mit einem frisch gemixten Sangria = sehr gut). Wir haben hier entsprechend etwas mehr Zeit als gedacht verbracht und geschaut, dass wir unseren Verzehrgutschein auf den Kopf hauen. Interessantes Marketing der Bar: Anstatt Wechselgeld gibts Schlüsselanhänger und so bin ich jetzt stolzer Besitzerin eines Holz-Kolibris (s. Foto 6).
Nach diesem super entspannten Nachmittag sind wir einem weiteren Tipp nachgekommen und ins “El Pital” nach Balgüe gedüst. Das El Pital ist nicht nur ein sehr hippes Hostel (zu hip, wenn ihr mich fragt - was bitte ist eine „Fullmoon ceremony“?), sondern hat auch eine hauseigene Schokoladenfabrik. Wir wollten hier Schoko Shakes trinken und zugegeben, die Getränke waren sehr lecker, aber wir mussten geschlagene 45 Minuten auf unsere Bestellung warten! „Take it easy“ bekommt im El Pital eine ganz andere Bedeutung - vielleicht sollte ich doch mal ihren ‚Yoga Temple’ aufsuchen. Grund für meinen Unmut war auch, dass wir es dadurch nicht mehr rechtzeitig zum Sonnenuntergang auf unsere, die West-Seite der Insel geschafft haben - vom El Pital aus, auf der Ostseite sieht man leider nix davon. ☹️
Wir wollten Sonnenuntergang und Abendessen eigentlich verbinden und hatten uns das „Caballitos Del Mar“ hierfür rausgesucht. Hier kamen wir zwar im Dunkeln an, aber gelohnt hat es sich trotzdem. Ich hab mir Fisch bestellt und das war der wirklich leckerste Happen Flossentier, den ich je in meinem Leben gegessen hab! Ich hätte mich in die knusprig marinierte Haut fast reingesetzt! Insgesamt hat das Lokal direkt am Wasser ein traumhaftes Ambiente und ich würde jedem empfehlen, sich hierher zum Sundowner zu verirren (super günstig ist es außerdem auch noch).
Zum Casa Papaki waren’s auf dem Heimweg auch nur 5 Minuten und Theresa hat uns natürlich bereits wieder Soap-guckend erwartet.
Am nächsten Tag waren wir etwas sportlich aktiver. Auf dem südlichen, deutlich abgelegenen Teil der Insel liegt der „San Ramón Vulkan“, den wir bewandern wollten. Auch dieser kostet ein klein bisschen Eintritt, ist aber fair. Dafür kann man die Hälfte des Weges mit dem Roller auf einer Schotterstraße hochfahren und muss dan nur noch 2 Kilometer zu Fuß gehen. Die Straße war eigentlich nix für Anfänger und ich musste mehr als einmal absteigen, damit Benedikt mit unserem Roller den Berg hochkommt.
Die Wanderung war im Vergleich zu dem, was wir in den letzten Wochen so landschaftlich gesehen haben, okay. Man läuft einen unanspruchsvollen Waldweg entlang und zum Schluss muss man nochmal 20 Minuten durch das steinige Flussbett klettern. Leider sind wir gerade in der Trockenzeit in Nicaragua und der hundertfünfzig Meter hohe Wasserfall war eher ein langes Rinnsal. Benedikt hat sich trotzdem gerne darin abgekühlt, bevor wir zurück marschiert sind.
Wieder zurück auf der Hauptstraße sind wir nicht rechts herum zurück zur Zivilisation gefahren, sondern wollten mit einer Insel-Umrundung noch ein bisschen mehr von der Ursprünglichkeit hier sehen. Die Straße ist nicht geteert und es ist sehr ausgestorben, dafür hat man wirklich eine spektakuläre Aussicht auf den Vulkan auf der einen und den See auf der anderen Seite. In einem der unzähligen Dörfer haben wir angehalten und uns in einem kleinen Shop zwei Colas gekauft - für umgerechnet 50 Cent…für Beide! Ich war sehr irritiert, als der nette Mann mir mein Wechselgeld gegeben hat.
Die Fahrt war total schön und ich hab das Gefühl sehr genossen, uns frei fortbewegen zu können und da anzuhalten, wo es uns gerade in den Kram passt. Schon verrückt, wie sehr man solche Kleinigkeiten plötzlich zu schätzen weiß. Normalerweise, wenn wir nicht gerade zu Fuß unterwegs sind, sind wir ja immer von Tour Guides oder Busfahrern abhängig.
Nach anderthalb Stunden, als uns auch so langsam der Hintern wehgetan hat, kamen wir in Bülow an, wo wir ja bereits gestern waren. Hier befindet die größte Restaurant- und Café-Dichte der Insel und ist definitiv der Backpacker Hotspot von Ometepe. Hier haben wir in einem ausgebauten Schulbus fantastisch zu Mittag gegessen! Ich kann den „Bustavo Food Bus“ und seine frisch gemachten Falafel Pitas zu 1000% empfehlen!
Nachdem wir heute schon so viel gemacht und gesehen haben, hatten wir irgendwie das Bedürfnis, es uns in Theresas Hängematten bequem zu machen und vor dem Abendessen noch etwas zu chillen.
Fast wie erwartet sind wir ziemlich versackt und konnten uns erst gegen Acht zum Rausgehen aufraffen. Da wir so viel Roller gefahren sind die letzten Tage, sind wir zum nächstgelegenen Restaurant zu Fuß gelaufen. Das „Playa El Peru“ ist eine Beachbar, die laut Google Maps auch Essen serviert - nur irgendwie heute nicht. Es saßen eine Menge Locals in Liegestühlen am Wasser und haben viele Flaschen Tona, das lokale Bier, um sich herum stehen gehabt. Der Besitzer konnte uns auch nur Bier anbieten und da wir immer noch so voll vom Mittagessen waren, war das das perfekte Abendessen für uns. 🍻
Wir saßen an diesem Abend länger am Wasser und haben die Ruhe der Insel noch einmal genossen. Später sind wir zurück zum Hotel gelaufen, wo wir über das bereits geschlossene Tor klettern mussten, da Theresa nicht mitbekommen hatte, wie wir gegangen sind und der Roller ja auch vor der Tür stand.
Am nächsten Morgen stand noch die ungemütliche Rückfahrt nach Moyogalpa mit unseren Backpacks an. Beim Check-Out kamen wir noch in die äußerst peinliche Situation, dass wir uns bei unserem Geld verrechnet hatten und Theresa wirklich geradeso auf den Cent genau die Rechnung begleichen konnten - mit einem Teil in Cordoba, einem Teil in US-Dollar und einem Rest in Colones aus Costa Rica. Der einzige Geldautomat der Insel ist in Moyogalpa und hätten wir gestern doch doch zu Abend gegessen oder 2 Bier mehr getrunken, müssten wir jetzt einmal über die ganze Insel hin und zurück fahren, um das Zimmer zu bezahlen. Die Münzenzählerei war zwar sehr unangenehm, aber letztendlich waren alle erleichtert, dass es gepasst hat und Theresa hat uns ganz lieb verabschiedet (wie eine Oma das eben so macht).
Die Fahrt zurück war dann deutlich schneller als die Hinfahrt und nachdem wir den Roller zurückgegeben hatten, konnten wir entspannt die Fähre um 13 Uhr nehmen.
Da Ometepe unser erster Stopp in Nicaragua war, wollte ich nochmal unsere Entscheidung, hierher zu kommen und meinen ersten Eindruck von diesem Land reflektieren. Ich bin mittelwelle mehr als versöhnt, dass wir hier sind und nicht in Bolivien, da ich das Gefühl habe, das Land bietet viel von dem, was mir beim Reisen wichtig ist: entspannte Vibes, nette Locals, Ursprünglichkeit, besondere und viel Natur und ich genieße die unerwartete Sonne gerade doch sehr! Im Shirt auf dem Roller zu sitzen, zwischendurch ins Wasser zu springen und die Wärme auf der Haut zu spüren, löscht jede ursprüngliche Skepsis aus!
Ometepe ist aber vielleicht auch der schönste Ort in Nicaragua, also der perfekte Start - wenn auch schwer zu toppen! 😌Læs mere
Popoyo
12. marts 2023, Nicaragua ⋅ ☁️ 31 °C
Hola! Ganz schön lange Funkstille hier gewesenen.
Ich gebe es zu: So ganz langsam werde ich ein bisschen Reise-müde und das bedeutet leider auch ein bisschen Schreibfaul. Aber ich möchte unsere Eindrücke aus Nicaragua unbedingt festhalten - denn davon gab es einige!
Von Ometepe haben wir die Fähre zurück nach Rivas genommen. Wir wollten von hier aus ganz ‚local‘ mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu unserem nächsten Stop an der Pazifikküste fahren. Deswegen müssen wir an dieser Stelle einen kurzen Exkurs so den sogenannten „Chicken Busses“ machen. Chicken Busse sind alte (sehr alte!) ausrangierte Schulbusse aus den USA. Ihr kennt die bestimmt aus Filmen, diese gelben Truck-ähnlichen Busse wo dick “Schoolbus“ drauf steht. Wenn die in den USA für nicht mehr sicher oder verkehrstauglich befunden werden, werden sie nach Nicaragua, Guatemala und El Salvador geschickt, wo sie als the-one-and-only Verkehrsmittel eingesetzt werden. Die Tatsache, dass diese Busse fast auseinander fallen ist jedoch nicht das Schlimmste, sondern was sich IN diesen Bussen abspielt! Ich glaube es gibt ein ungeschriebenes Gesetzt das besagt: Der Bus fährt erst los, wenn doppelt so viel Leute drin sind, wie reinpassen. Es ist wirklich absurd wie viele Menschen sich in diese Busse quetschen (und ich möchte nochmal daran erinnern, dass die Größe und die Sitzbänke auf Kinder ausgelegt sind). Das Gepäck wird aufs Dach geschmissen, damit man sich innen noch besser stapeln kann.
Während der Fahrt herrscht ein unglaublicher Geräuschpegel, was nicht nur an der Menge der Menschen legt, sondern auch daran, dass hier niemand Kopfhörer benutzt. Da die Nicas aber total auf TikTok und Reels abfahren, kommt aus jeder Himmelsrichtung im 30-Sekunden-Takt irgendeine Musik oder Videosound. Und was dann noch als absolute Krönung dazukommt: An jeder Haltestelle steigt eine Armada an Straßenverkäufern ein, die sich durch den Mittelgang quetschen (keine Ahnung wie das überhaupt noch möglich ist) und alles mögliche anpreisen. Das bedeutet, sie schreien in voller Lautstärke, was sie so im Angebot haben - Hauptsache sie sind die Lautesten. Das klingt dann ungefähr so: „Mango Mango MANGOOOO“, „Chocolate, Choco, Choco, LATEEEE“, „Jugo, Limonada, Coca Cola, one dollar, one dollar, one DOLLAAAAR“. Ich sags euch, man wird kirre! Ich hab es versucht auf Bildern/Videos einzufangen (s. 8 &9)
Auf jeden Fall sind wir mit so einem Bus von Rivas nach „Popoyo“ getuckert. Jeden Moment hat man das Gefühl, der Bus kippt um oder fällt auseinander, aber irgendwie geht es dann doch immer gut. Die Fahrt hat zwei Stunden gedauert und rausgelassen wurden wir nicht direkt im Ort, sondern an einer Kreuzung, die dem am nächsten lag. Das ist auch so eine Sache mit den Chicken Busses: Du weißt nie, wann sie fahren und wohin genau. Sei einfach froh, wenn du mit Durchfragen im Richtigen sitzt.
An der Kreuzung stand noch eine andere Backpackerin, die sich suchend umgesehen hat - wie sich herausstelle, wollte sie zufällig ins selbe Hostel wie wir. Zu Dritt haben wir überlegt, was wir jetzt machen, da es zu Fuß fast noch eine Stunde gewesen wäre. Ein paar Nica-Frauen, die am Straßenrand gesessen haben (Grund unklar) meinten, es käme ein Bus, der uns in den Ort reinfährt, aber als der nach einer halben Stunden nicht kam, haben sie uns netterweise ein Truck angehalten, der uns auf der Ladefläche umsonst mitgenommen hat. Bis jetzt sind die Leute hier echt hammer nett, ich bin ganz begeistert. Auch jede Person, die im Chicken-Bus neben einem sitzt/steht/liegt/klettert will wissen wo man herkommt und ist ganz begeistert, dass wir hier sind (obwohl Nicaragua echt kein Geheimtipp mehr ist und der Tourismus ganz gut läuft).
Das Mädel heißt übrigens Ingrid und kommt aus Norwegen. Mit ihr sollte ich in den nächsten Tagen sehr viel Zeit verbringen und gut anfreunden, aber das wussten wir natürlich noch nicht, als wir da auf der Ladefläche des Trucks saßen. Ich hab schnell gesehen, dass Popoyo genau mein Ort ist - obwohl Ort eigentlich schon zu viel gesagt ist: Es ist eine sandige Straße mit ein paar Hostels, Restaurants und Surf Schulen. Es wirkt alles noch sehr unerschlossen und ruhig - ganz anders als der Nachbarort „San Juan des Sur“, wo alle Backpacker:innen zum Party machen hinfahren.
Pünktlich zum Sonnenuntergang kamen wir im „Amahula Hostel“ an. Echt lustig, dass wir und Ingrid das gleiche Hostel gebucht hatten, das Amahula ist nämlich auf keiner der Buchungsplattformen, wie Hostelworld zu finden - man kann es nur über die Website buchen. Wir haben vom Amahula über eine Travelbloggerin erfahren, Ingrid von einer Freundin. Es ist zwar ein bisschen teurer als der Standard (20€/Nacht im Dorm), aber dafür wirklich herausragend schön! Es liegt direkt am Strand und ist das letzte Hostel in dem Ort, was es angenehm abgelegen macht. Alles ist aus Holz gebaut mit sehr viel Liebe zum Detail. Wenn ihr Instagram habt, schaut es euch gerne mal an.
Benedikt und ich hatten ein „Doppel-Stockbett“ gebucht, sowas hab ich vorher auch noch nie gesehen: Ein Stockbett, aber mit zwei 1,40-Matratzen, sodass man nicht nur übereinander sondern auch nebeneinander schläft.
Abends gibt es im Amahula immer ein Familiy-Dinner, das stets vegetarisch ist! Am ersten Abend haben wir danach nicht viel gemacht, sondern saßen noch ein bisschen auf den Sofas mit Blick auf das Meer (von dem wir uns ja eigentlich schon vor 3 Wochen verabschiedet hatten) und haben Bier getrunken. Da die meisten zum Surfen hier sind, war sehr früh schon Schicht im Schacht - high tide ist morgen früh um 7 Uhr, da will man ausgeschlafen sein! 🏄♀️
Die 3 folgenden Tage im Amahula lassen sich eigentlich recht simpel zusammenfassen: Wir sind aufgestanden, haben gefrühstückt, danach hat Benedikt sich ein Surfboard ausgeliehen, ich mir mein Buch geschnappt und wir haben den Tag am Strand oder auf der Hostel-Terrasse verbracht. Ich hab viel mit Ingrid und den Volunteers gechillt und Benedikt beim Surfen zugeschaut. So ganz langsam entwickelt er eine kleine Obsession - er war wirklich jeden Tag morgens und abends surfen und am Ende der drei Tage komplett ausgepowert (und auch an einigen Körperstellen verletzt🫣). Super schade, dass er seinem neuen Lieblings-Hobby in Köln nicht so gut nachgehen kann. 😕
Einzige Ausnahme von dieser Routine war der Freitagabend, da war im Amahula „BBQ & Reggaeton Night“. Hierzu gab es zunächst ein super leckeres Grill-Buffet mit Gemüse und Hummer, das wir am Strand beim Sonnenuntergang genießen konnten. Dazu hat jemand live Gitarre gespielt, und ich war schon verwundert, wie sie diese entspannte Stimmung in eine Reggaeton-Nacht verwandeln wollten. Aber sie konnten! Und wie! Als um 9 Uhr der DJ übernommen hat, war das Hostel komplett im Ausnahmezustand. Tagsüber hatte das Staff alle Möbel zu Seite geräumt und riesige Boxen aufgebaut, sodass wir wirklich draußen, sozusagen unter dem Sternenhimmel barfuß im Sand tanzen konnten. Es strömten andere Gäste aus den umliegenden Hostels dazu und außerdem einige Locals aus dem Ort.
Was sehr lustig war: Das allererste Lied, dass der DJ angespielt hat, um die Tanzfläche zu eröffnen, war ausgerechnet mein Lieblingslied von Bad Bunny „Callaita“ und ich bin mit erhobenen Armen auf die Tanzfläche gestürmt (💃🏼) - in der Annahme dass das auch alle andere machen. Naja, war ich eben die ersten 5 Minuten allein auf den Dance Floor…das Lied ist trotzdem hammer.
Es war aber ganz gut, dass ich so früh meine Highlights erkannt habe, denn irgendwie ist Reggaeton gar nicht so jedermanns Geschmack und so hat der DJ nach einiger Zeit umgeschwenkt auf wirklich trashige 2000er Hits à la David Guetter. Ich würd zwar sagen, dass ich gut einen drin hatte, aber dafür hat mein Pegel dann doch nicht gereicht. Daher kam es mir ganz gelegen, als die Party wegen Lautstärke um halb 1 schon vorbei war.
Apropos Pegel: Es gibt hier ein ganz tolles Getränk, das alle trinken. Anfangs schmeckt es etwas langweilig, aber nach einiger Zeit macht das genau den Reiz aus, weil es nicht zu süß und nicht zu bitter ist. Der berühmte „Flor de Cana“ Rum kommt aus Nicaragua und die haben ein Mixgetränk in Dosen erfunden, das im Grunde nur Sprudelwasser + Rum + leichter Fruchtsaft (z.B. Zitrone oder Grapefruit) ist. Der Barkeeper meinte zu mir, das trinkt man nur wenn man auf Diät sei, aber mir schmeckt es wirklich! Und es ist so erfrischend - was in einem Land mit konstanten 30 Grad echt ein genialer Schachzug von einem Rumhersteller ist. Naja, auf jeden Fall werd ich das diesen Sommer in Deutschland ganz groß machen!
Am nächsten Morgen herrschte allgemeine Kater-Stimmung im Hostel und wir sind unserer Lieblingsbeschäftigung nachgekommen: Nix tun.
Größte Anstrengung war der nachmittägliche Spaziergang zum ‚Tienda‘ (kleiner Supermarkt/Kiosk) im Ort. Hier gibt es „Trits“, ein Eis, auf das alle abfahren. Es ist aber yummy: Eiscreme zwischen zwei Keksen, die so groß sind, dass es als Mittagessen durchgeht.
Und da ist es uns aufgefallen: In unseren Geldbeutel fehlte fast alles an Bargeld. Wir hatten kurz vor Popoyo noch 10.000 Colón (=260€) abgehoben und wegen des Tab-Systems im Hostel kaum etwas davon angerührt. Jetzt hatten wir nur noch 2.000 Colón…was ein Schock! Natürlich haben wir alle Möglichkeiten durchgespielt und nochmal überall nachgesehen, aber mir war sehr schnell klar, dass wir beklaut worden sein müssen. So viel Eis konnten wir im Leben nicht gegessen haben. Wir waren aber auch unvorsichtig gewesen. Vielleicht weil uns bisher noch nie etwas passiert ist und alle Leute immer so nett und ehrlich waren, haben wir unsere Wertsachen nicht im Schließfach eingesperrt sondern bei unseren normalen Sachen im Dorm liegen gehabt. Das auf der Party gestern hunderte Fremde im Hostel waren, die sich frei bewegen konnten, haben wir nicht bedacht. Super super ärgerlich - ABER, wir haben versucht es recht schnell abzuhaken. UND wir hatten Glück im Unglück: Uns fehlen zwar jetzt 150€ in der Reisekasse, aber auch mein iPad und mein Handy lagen offen rum - das zu verlieren wäre eine wahre Katastrophe gewesen. Und die Diebe waren wirklich schlau: Sie haben nicht alles Geld genommen, sondern genau so viel, dass man es erst bemerkt, wenn man genau hinsieht. Wir lernen draus!
Nichtsdestotrotz kann man sagen, dass die vier Tage im Anahula in Popoyo ein Träumchen waren und wir nochmal richtig Urlaub gemacht haben. Außerdem hab ich mich gefreut, wieder mal so richtig unter Leute zu kommen und werde bestimmt mit Ingrid und co. In Kontakt bleiben. 💙Læs mere

RejsendeAber jetzt musst du Zuhause nicht alles noch x mal erzählen - kurzer mündlicher Teaser und dann können ja alle nachlesen
Granada
14. marts 2023, Nicaragua ⋅ ⛅ 31 °C
Von Popoyo weg ist mindestens so kompliziert wie hin zu kommen.
Da der Bus nach Rivas nur zwei Mal am Tag fährt und wir auch nicht wussten, wie wir wieder zur Kreuzung kommen sollen, haben wir uns vom Hostel eine Taxi-Nummer geben lassen, das uns für 25$ zurück nach Rivas zum Busbahnhof gebracht hat. Taxi fahren ist hier verhältnismäßig teuer, wenn man bedenkt dass der Chicken Bus auf dem Hinweg nur 2$ gekostet hat.
Von Rivas ging’s dann mit dem Chicken Bus Richtung Norden nach „Granada“. Das ist eine kleine Kolonialstadt, die auf keiner Route durch Nicaragua fehlen darf.
Wir sind super gut durchgekommen und konnten von der Bushaltestelle sogar zum Hostel laufen. Um zwei Uhr waren wir bereits bei unserem Hostel „Bocas en Bocas“ (10€/Nacht im Dorm) angekommen. Das Hostel ist sehr hübsch, mit einer großen Garten mit Hängematten und Schaukeln, um im Schatten vom städtischen Trubel und der Hitze etwas zu entspannen.
Beim Check-In haben wir gesehen, dass in einer halben Stunde eine Free-Walking-Tour startet, perfektes Timing!
Ich liebe Free-Walking-Touren ja total und hab schon wirklich viele gute mitgemacht. Das Prinzip ist einfach: ein Guide (häufig ein:e Geschichts-Student:in) führt einen durch die Stadt, erzählt viele spannende Fakten und Anekdoten und am Ende kann man so viel Trinkgeld geben, wie man für angemessen findet.
Die Free-Walking-Tour (oder Free-Running -Tour, wie ich sie insgeheim nenne 😓) in Granada war okay. Der Fokus lag viel auf Gebäuden und historischen Figuren und weniger auf der Kultur und den Besonderheiten des Landes - das interessiert mich ja immer am meisten.
Highlight war, dass wir zufällig eine nicaraguanische Beerdigung gesehen haben. Und die läuft mal ganz anders ab als in Deutschland: es kam ein Festzug die Straße entlang, in der alle ganz normal, also eher farbenfroh gekleidet waren. Dazu hat eine Blaskapelle sehr laute sehr pompöse Musik gespielt und der Sarg war in einer gläsernen Kutsche verstaut, die von zwei schwarzen Pferden und einem in schwarz gekleideten Kutscher gezogen wurde. Ganz ehrlich: viel cooler! Ich will irgendwann auch mal ne Kutsche und ne Blaskapelle!
Viel mehr hab ich aus der Tour leider nicht im Kopf behalten, außer das in Nicaragua gefühlt seit immer politisch alles schlecht läuft. Aber der Guide hat es nett gemacht und wir haben ein bisschen was von der wirklich schönen Stadt mit ihren sehr sehr vielen Kirchen gesehen.
Wir hatten ja nur gefrühstückt und nach der Tour richtig Hunger! Wir taufen Essen zu dieser Tageszeit, also zwischen 15 und 17 Uhr, übrigens „Dunch“. Also eine Mischung zwischen Dinner und Lunch - ist sehr geldsparend so ein Dunch.
Ingrid hat uns ein chinesisches Restaurant empfohlen, das wohl gute günstige und große Gerichte, auch für Veggys hat - das „Año Nuevo Chino“. Und das war guuuuut! Wir haben wirklich beide eine XXL Portion Chop Suey und frittierten Tofu bekommen und am Ende mit Getränken ca. 10€ gezahlt. Große Empfehlung!
Vollkommen gesättigt haben wir uns pünktlich zum Sonnenuntergang auf zur Kathedrale gemacht, hier soll man abends einen fantastischen Blick haben. Die Kathedrale liegt genau neben unserem Hostel und auf den Turm kommt man für 1$. Oben haben sich schon einige Backpacker getummelt. Es war aber auch wirklich stunning! Der rote Himmel hat die Kuppel der Kathedrale in ein so schönes Licht getaucht und wir konnten die ganze Stadt mit ihren bunten Häusern und den vielen bepflanzten Innenhöfen sehen. Ihr seht das Spektakel auf Foto 2.
Um 18 Uhr gab es in unserem Hostel einen „Free Welcome Drink, den wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollten. Etwas weird war, dass wir von der Mitarbeiterin praktisch gezwungen wurden uns dafür an einen großen Tisch mit anderen Gästen zu setzten um zu „socializen“. Ich bin ehrlich: nach 11 Wochen bin ich langsam müde, Smalltalk mit wildfremden Leute zu halten, die ich nie wieder sehe. Im Amahula war das was anderes, weil man wirklich viel Zeit miteinander verbracht hat, aber mich an diesen Speeddating-Tisch zu setzten, hatte ich gar keine Lust. Wir haben uns dann mit einem britischen Pärchen an einen benachbarten Tisch gesetzt - und mit den beiden war’s wirklich ganz lustig. Wir haben ihnen das chinesische Restaurant empfohlen, zu dem sie nach einer Weile zum Essen aufgebrochen sind. Wir haben verzichtet, mitzukommen - waren wir von unserem Dunch doch immer noch mehr als gut gesättigt! Und so saßen wir noch ein paar Stunden zu zweit in dem Garten, haben gelesen und mein neues Lieblings-Getränk getrunken, bevor wir in die super gemütlichen Betten gefallen sind.
Am nächsten Tag hatten wir eine Tour gebucht, die allerdings erst um 16 Uhr losging (aus einem besonderen Grund - erzähle ich gleich).
So haben wir den Vormittag und Mittag damit verbracht, durch Granada zu schlendern. Zuerst waren wir auf dem local market, der, wie alle Märkte hier, immer was anarchistisches hat. Ich mag’s ja total durch die chaotischen Verkaufsstände zu schlendern und mir Obstsorten anzusehen, die ich noch nie gesehen hab. Hinter den meisten Ständen sitzen rundliche Frauen, die ihre Ware anpreisen (aka raus brüllen) und sich über jeden Verkauf freuen. So haben wir hier und da mal für eine aufgeschnittene Mango für 25ct oder einen frisch gepressten Orangensaft für 50ct angehalten. Es ist natürlich auch alles sehr ärmlich und schmutzig auf diesen Märkten, aber irgendwie hat man hier das Gefühl, dass das so sein soll.
Auf dem Weg zum Hafen sind wir über einen Laden gestolpert, in dem Menschen an Webstühlen Hängematten gewebt haben. Der Besitzer der Werkstatt hat uns herumgeführt und erklärt, dass hier nur Menschen mit Behinderung, vor allem blinde und taubstumme arbeiten. Das Web-Gewerbe ist ziemlich berühmt in Nicaragua, aber ich glaube so ein soziales Projekt ist in dieser Stadt einzigartig. Die Hängematten waren auch super schön und nicht mal teuer, dafür dass es alles handgefertigte Unikate waren. Aber so eine Hängematte ist einfach zu groß zum transportieren. 😞 Ich hab mich daher für eine gewebte Tasche entscheiden, die super praktisch für den Kölner Sommer ist. Sie haben mir sogar angeboten, mir meine Wunsch-Farbkombination bis Freitag anzufertigen, aber ich fand blau-weiß eh am schönsten und freue mich jetzt über ein einzigartiges Souvenir, mit dem ich gleichzeitig noch dieses tolle Projekt unterstützen konnte!
Wir sind dann noch ein bisschen weiter geschlendert und haben uns den Hafen angeschaut - wie man auf der Karte erkennen kann, liegt Granada genau an dem See, in dem sich auch Ometepe befindet. Aber irgendwie war alles total ausgestorben. Die ganze Stadt (bis auf dem Markt) ist super ruhig und wenige Menschen sind unterwegs. Könnte an der Tageszeit oder am Wochentag gelegen haben, aber ich mag’s ja lieber wuselig und fand’s ein bisschen schade.
Am Wochenende fallen hier die Party-Touristen ein; jeden Freitag findet hier im angrenzenden Dschungel nämlich der berühmte „Treehouse Rave“ statt. Den verpassen wir leider, aber ich hab gehört, es soll krass sein (es gibt da wohl einen Typen, der sich „the Wizard“ nennt und der in einem langen Mantel alles an Hilfsmitteln anbietet, was das Feierherz begehrt 🧙♂️).
Naja, zurück nach Garanada: mittags waren wir im berühmten „Garden Café“ eine Kleinigkeit essen. Das Café liegt in einem schönen Garten mit Springbrunnen, man bekommt nachhaltigen fairen Kaffe und kann in einem dazugehörigen Shop, Schmuck und Lederwaren von benachteiligten Frauen kaufen. Also, ihr merkt schon: Granada ist eine ziemlich hippe und für Nicaragua auch wohlhabende Stadt. Manchmal hab ich nicht gewusst, ob ich nicht doch vielleicht im Belgischen Viertel bin?
Gegen 16 Uhr waren wir wieder im Hostel, haben uns fix was sportliches angezogen und sind zu unserer Tour aufgebrochen. Übers Hostel haben wir die „Massaya Vulcano Tour“ für 22$ gebucht und die muss abends stattfinden, da es sich dabei um einen der sehr wenigen aktiven Vulkane auf der Welt handelt, wo man tatsächlich im Krater die Lava sehen kann - und das ist bei Dunkelheit natürlich leichter als bei strahlendem Sonnenschein.
Mit einem Minivan und zusammen mit ca. 30 anderen Hostel-Gästen, ging’s zuerst eine halbe Stunde zum Massaya Nationalpark. Wider meiner Erwartung hat uns der Van wirklich bis hoch an den Krater gefahren. Ich hab mich komplett in Sportmontur gekleidet und mich schon auf eine anstrengende Wanderung eingestellt, naja.
Für den Sonnenuntergang sind wir aber immerhin nochmal 20 Minuten weiter nach oben spaziert, um die Sonne über dem rauchenden Krater untergehen zu sehen. Das war sehr schön.🥲
Als es dämmerig genug war, sind wir wieder runter und zum Rand des Kraters. Da war was los! Wir haben die erste Zeit gar nichts gesehen, weil wir hinter einer Menschenmasse in dritter Reihe standen. Wir konnten die Lava zuerst nur durch die hochgehaltenen Handys der anderen sehen (s. Foto 9). Irgendwann haben wir uns dann durchgekämpft! 🥊
Ich hab noch nie Lava im echten Leben gesehen und war total fasziniert von der glühenden Masse unter mir. Es war wie ein roter See, der konstant gedampft hat. Man stellt sich natürlich sofort tausend Kinderfragen: Wie tief das wohl ist? Wie heiß? Wo kommt das her? Was würde passieren, wenn man da rein fällt? All so Sendung-mit-der-Maus-Wissen, dass ich nicht hatte. Egal, einzigartig und faszinierend war es allemal!
Zurück im Hostel, wollten wir ganz schnell um die Ecke einen Burrito essen, weil um 20 Uhr kostenloser Salsa-Unterricht im Hostel stattgefunden hat (Shakira 2.0).
Wir hatten aber leider so Pech mit dem Restaurant und mussten fast eine Stunde auf unser Essen warten, sodass wir den ganzen Salsa-Spaß letztendlich verpasst haben (ich glaub Benedikt war besonders traurig darüber 😇).
Vielleicht forciere ich das Thema ja nochmal in Köln. :)Læs mere
Laguna de Apoyo
16. marts 2023, Nicaragua ⋅ ⛅ 31 °C
Zum „Boca en Boca“ gehört neben dem Oasis Hostel in Granada auch noch das „Paradiso Hostel“ an der nahe gelegenen „Laguna de Apoyo“. Von Granada aus kann man für 14$ einen Tagesausflug zur Lagune machen. Wir haben aber in einem Blog gelesen und auch von Leute gehört, dass es super schön dort sein soll - also warum nicht das Paradiso als das nutzen, was es eigentlich ist - ein Hostel?
Gedacht, gesagt, gebucht und am Mittwoch saßen wir mit den Tagesausflüglern im Shuttle - der hat für uns mit Buchung nur 3$ gekostet.
Als wir kurze Zeit später im Paradiso angekommen sind, war sofort klar, woher der Name kommt. Es war ein wirklich ein kleines Paradies: Eine großzügig, überall begrünte Anlage, in der kleine gewundene Wege zu den Hütten, dem Restaurant, den Sonnenterassen und dem hauseigenen Strand führen.
Die Laguna de Apoyo ist ein Vulkankratersee, dh. es ist Süßwasser und relativ warm (wir haben ja gestern gesehen warum). Besonders groß ist die Lagune nicht und, da der See in einer Art Kessel liegt, ist das Ufer dünn besiedelt. Boote fahren hier nicht und das Paradiso Hostel ist eines der ganz wenigen Unterkünfte hier. Wir haben für eine privates Zimmer 45€ die Nacht gezahlt, es hätte aber auch Dorms gegeben. Das Zimmer war ziemlich basic, aber wir haben uns eh den ganzen Tag draußen aufgehalten.
Wir haben uns zuerst einmal einen dicken Smoothie bestellt und uns dann für den Rest des Tages in zwei der Liegestühle gepflanzt, wo wir bis zum Abendessen nicht mehr rausgekommen sind (außer um uns mal im See abzukühlen - so gut das bei den Badewannen-Temperaturen geht). In einem kleinen Anflug von Aktionismus haben wir uns zu späterer Stunde noch eins der kostenlosen Kajaks geschnappt und sind einmal am Ufer entlang gepaddelt - aber wirklich viel zu sehen gibt es hier nicht.
Abends wird es ganz ruhig im Paradiso, wenn die ganzen Tagestouristen wieder weg sind. Das Restaurant mit Blick über die Lagune ist auch richtig gut und so konnten die paar übrigen Hostelgäste und wir richtig entspannt bis in die späten Abendstunden Cocktails auf der Terrasse trinken.
Am nächsten Tag hatten wir uns vorgekommen, einen kleinen Ausflug auf eigene Faust zu machen. Unser Ziel war der Handwerksmarkt in „Massaya“, der nächstgelegenen Stadt und auch Namesvetterin des Vulkans.
Man kann das (natürlich) auch übers Hostel als Tour buchen, aber wir werden ja wohl noch alleine Bus fahren können. Dieser fährt 3x täglich am Hostel vorbei und bringt einen direkt nach Massaya. Natürlich war das wieder ein Chicken Bus, in dem wir zuerst ziemlich alleine waren. Das änderte sich jedoch, als wir an einer Schule gehalten haben und hundert halbstarke Teenager eingestiegen sind. Natürlich waren wir die Attraktion! Sie haben die ganze Zeit die paar wenigen englischen Wörter durch den Bus gerufen, die sie kannten („good morning“, „I love you“) und eine Gruppe Jungs hinter uns hat das lustige Spiel erfunden „wer traut sich, die Gringa anzufassen?“. Die Gringa, das bin ich. Ich hatte also ständig einen Kinderfinger im Rücken, gefolgt von hysterischem Gekicher, aber hab so getan als kriegte ich nix mit. Die Gringa ist doch nicht blöd!
In Massaya angekommen, haben wir den Markt in einem ummauerten Areal schnell gefunden. Hier werden alle Produkte hergestellt und verkauft, die typisch für Nicaragua sind - also endlich mal ein Markt ohne Trash (ich kann die ‚Paw Patrol’ Rucksäcke nicht mehr sehen). Es gibt viel Gewebtes, vorzugsweise natürlich Hängematten, alles mögliche aus Holz, sowie getöpfertes und bemaltes Geschirr. Der Markt war mittags ziemlich ausgestorben und wir konnten ganz in Ruhe durch die Shops schlendern. Die Verkäufer:innen waren alle super entspannt und haben uns nicht bedrängt, etwas zu kaufen.
Zugegeben, viel Nützliches hab ich nicht gefunden, aber ein, zwei kleine Mitbringsel und ein „Toña“-T-Shirt (🍺) für Benedikt konnten wir ergattern.
Zurück haben wir ein Taxi genommen, weil der Bus erst in über einer Stunde gefahren wäre - und um halb drei lagen wir wieder in unserem Liegestühlen im Paradiso. Also eigentlich Zeit zum Entspannen…
Neben uns hat eine Gruppe Jungs Fußball im Sand gespielt und als ich den Ball das zweite Mal abbekommen hab, bin ich total ausgerastet und hab die richtig zur Sau gemacht. Da hab ich mich kurz vor mir selbst erschrocken und gemerkt, dass ich aktuell eine echt kurze Zündschnur hab. Ich denke, ich habe da realisiert, dass ich langsam erschöpft vom Rumreisen bin. Das macht mich ein bisschen traurig, weil wir ja noch zwei Wochen hier haben und ich die unbedingt genießen möchte, ohne an Zuhause zu denken Aber ich glaube, damit muss man sich anfreunden: dass es Zeiten auf dieser Reise gibt, in der man nie wieder zurück möchte und Zeiten, in man ein bisschen Heimweh hat. 🫶Læs mere
León
19. marts 2023, Nicaragua ⋅ 🌧 33 °C
Unser letzter Stop in Nicaragua ist die Stadt Léon. Sie liegt ganz im Norden des Landes und ist somit entweder erste oder letzte Station auf der typische Backpacker-Route.
Von der Lagune de Apoyo sind wir am Freitag mit den Öffis nach Léon gefahren - das waren auf dieser Strecke seltsamerweise keine Chicken Busse, sondern kleine Minivans. Wir mussten in Managua, der Hauptstadt umsteigen, da es keine Direktverbindung gibt (Minivan mit Haltestelle „UCA“ wählen) - in Managua selbst möchte man eher nicht länger bleiben, es ist genau das, was man sich unter einer lauten, lateinamerikanischen Großstadt vorstellt. Also schnell weiter!
Gegen 16 Uhr haben wir in unserem Hostel, dem „Poco a Poco“ (Dorm 10€/Nacht) in Léon eingecheckt. Es gibt hier noch ein anderes sehr berühmtes Hostel, das „Bigfoot“, aber uns wurde dringend davon abgeraten, dort zu schlafen - wir sollten noch erfahren warum. Das „Poco a Poco“ war auf jeden Fall total süß! Ähnlich wie das „Bocas“-Hostel in Granada hat es einen großen Garten und sogar einen kleinen Pool, was bei den Temperaturen über 30 Grad auch wirklich notwendig ist.
Im Großen und Ganzen gibt es 3 obligatorische Dinge in Léon, die man als vorbildliche:r Backpacker:in macht:
1. Aufs Dach der weißen Kathedrale steigen ⛪️
2. Die Free-Walking-Tour mitmachen, die eine der besten des Landes sein soll 🚶♀️
3. Vulcano-Boarding auf dem Cerro Negro 🌋
Und, wenn man besonders viel Zeit hat:
1. Eine Tour durch die Fabrik den ‚Flor de Cana‘-Rums 🥃
Außerdem mussten wir uns noch um unsere Weiterreise ins nächste Land kümmern. Da diese idR nachts stattfindet, haben wir uns entschieden, den Vulcao-Boarding-Ausflug (zu dem auch eine After-Party gehört) direkt morgen, am Samstag zu machen, und den entspannten Part mit der Free-Walking-Tour am Sonntag vor der nächtlichen Weiterreise.
Da die Kathedrale sonntags und nach 17 Uhr geschlossen hat, haben wir kurzerhand entschlossen, das jetzt direkt nach dem Check-In zu machen. Sonst hätten wir das wahrscheinlich nicht mehr unterbekommen.
In Léon ist alles fußläufig zu erreichen, zur Kathedrale brauchten wir nur knapp 10 Minuten. In chaotischer Nicaragua-Manier, muss man das Ticket HINTER der Kirche kaufen, um dann durch einen SEITENeingang nach oben zu gelangen - total logisch.
Vielleicht haben einige schon Bilder von der weißen Kathedrale gesehen? Sie ist wirklich sehr…weiß. Vor Betreten des Dachs muss man seine Schuhe ausziehen, damit auch alles schön sauber bleibt. Barfüßig kann man dann über die Kuppeln und an den Türmchen vorbei spazieren und den Kontrast von weißem Boden und blauem Himmel genießen. Den Blick über die Stadt gibt‘s gratis oben drauf. Die Kathedrale ist auch echt groß und man braucht ein wenig, bis man oben alles abgelaufen hat. Natürlich wurde hier oben auch ordentlich geshooted (Bilder 1-3).
Der eigentliche Plan war, den Sonnenuntergang vom Dach aus zu sehen, aber irgendwie geht die Sonne hier so spät unter, dass uns das zu viel Warterei war. Stattdessen haben wir uns unten vor der Kathedrale auf dem Marktplatz in eine Bar gesetzt und ein Sunset-Tona getrunken. Ist auch Kultur!
Danach sind wir zum besagten „Bigfoot“ Hostel gelaufen, um sowohl das Vulcao Boarding als auch den Shuttle für Sonntagnacht zu buchen.
Der Besitzer des Bigfoots hat das Vulcano Boadring erfunden und wer die ‚echte’ experience mit allem drum und dran will, bucht hier. Es gibt noch einen Mitbewerber, die Agentur „Vukcano Day“ zu genau dem gleichen Preis (35$), allerdings geht es da wohl etwas ruhiger und gesitteter zu - das Bigfoot ist nämlich auch für seine eskalierenden After-Partys bekannt. Wenn man sich gar nicht entscheiden kann, muss man sich einfach überlegen, ob einem der orangene (Bigfoot) oder gelbe (Vulcano Day) Anzug besser steht. 🤓
Die Buchung hat auf jeden Fall easy geklappt und nachdem wir diese beiden To Dos von unserer gedanklichen Liste gestrichen hatten, sind wir im veganen Restaurant „Coco Calada“ unfassbar lecker essen gegangen.
Der nächste Tag war dann besagter Vulkan-Tag!
Um 12.30 Uhr sind wir zum Bigfoot gelaufen, wo wir noch einige Vorab-Infos bekommen sollten. Hierzu wurden wir ins Hostel geführt, gestern waren wir ja nur an der Rezeption vorne. Hier hab ich verstanden, warum uns alle Leute von einem Aufenthalt abgeraten haben: es IST ein Party Hostel und das sieht man auch! Auf dem Billard-Tisch lag McDonalds-Müll, überall standen leere Flaschen rum und das Wasser vom Pool war so trüb, dass man schon beim Hinsehen ne Blasenentzündung bekommt. An den Tischgruppen und in den Hängematten haben Vertreter der Gen-Z abgegangen, geraucht und ihrem Kater gefröhnt.
Unsere Guides waren selbst erst Anfang 20 und total überfordert mit der Orga des Trips. Wir sollten alle ein T-Shirt als Andenken bekommen und haben dafür bei der Buchung Größe und Farbe angegeben - die Guides haben uns aber allen nur ein weißes Tanktop in M anbieten können, weil sie „die anderen grad nicht finden können“. Super, Tanktops, lieben wir! 👍
Irgendwann, nachdem wir ne Stunde dusselig in der Gegend rumgestanden haben, ohne das etwas passiert ist, durfte unsere Gruppe (ca. 30 Leute) endlich den hauseigenen umgebauten Chicken Bus besteigen und dann ging’s los!
Im Bus sind dicke Boxen und eine Lichtshow verbaut und so sind wir schon mit guter Stimmung zum „Cerro Negro“ gefahren. Die Fahrt dauert etwa 45 Minuten und bei Ankunft hat jeder von uns ein selbstgebasteltes Board, einen orangenen Turnbeutel, einen orangenen Anzug und eine Schutzbrille bekommen.
Diese Sachen mussten wir bis hoch auf den Vulkangipfel tragen - auch nochmal eine knappe Dreiviertelstunde. Was ich bis dato nicht wusste: der Cerro Negro ist ein aktiver Vulkan! Im Schnitt bricht er alle 20 Jahre aus, das letzte mal 1999…wir sollten jetzt aufhören zu rechnen. 😰 Der gesamte Berg ist mit schwarzer Asche und Lavasteinen bedeckt und aus vielen Erdlöchern raucht und dampft es. Wenn man die oberste Stein-Schicht etwas zu Seite schiebt und den Boden berührt, verbrennt man sich fast die Hand, so heiß ist der Vulkan. Faszinierend!
Oben angekommen, haben wir uns unsere Anzüge angezogen, die zum Schutz vor der Asche dienen. Wir sahen damit aus wie die Kollegen von der Müllabfuhr, ziemlich cool!
Der Guide hat uns gezeigt, wie wir uns auf das Board setzten, wie wir bremsen und beschleunigen. Und dann ging’s endlich los! Wir sind wir alle nacheinander den Vulkan auf unserem Hintern, nur mit einem Holzbrett zwischen uns und tausend Tonnen Vulkanasche mehr oder minder elegant runter geboarded. Ich war recht weit hinten in der Schlange und konnte beobachten wie einige auf halber Strecke stecken geblieben sind und andere sich überschlagen haben, weil sie zu schnell waren. Am Ende der Strecke stand auch ein Typ mit einem km/h Messgerät, der jede Geschwindigkeit dokumentiert hat (bitte an dieser Stelle alle Dad-jokes zum Thema Blitzer). Laut Bigfoot Wall-of-Fame liegt der all time Rekord bei 90 km/h!
Als ich dran war, hatte ich ganz schön Schiss. Der Berg ist ganz schön steil und von oben sieht das mehr als waghalsig aus. Mein Start verlief aber ganz gut und ich hab schnell Fahrt aufgenommen - zu viel Fahrt für meine Geschmack! Ich hab daher ab der Hälfte nur versucht, möglichst viel zu bremsen und das Board unter Kontrolle zu halten. Nach einer Minute war der ganze Spaß schon vorbei und mein sehr ernüchterndes Ergebnis: 27 km/h. ☹️ Ich wäre total gerne nochmal gefahren und mich diesmal mehr getraut!
Benedikt kam nach mir mit 35km/h. Er hatte kaum Zeit von seinem Board abzusteigen, als von oben plötzlich die nächste Person ANGESCHOSSEN kam. Sowas schnelles hab ich noch nicht gesehen! Das Mädel ist einfach mit Vollspeed und vollem Sturz-Risiko den Berg runtergedonnert und an der ganzen Gruppe, die unten gewatet hat vorbei gerast. Das unglaubliche Ergebnis lautete: 95km/h! Rekord! Wäre sie gestürzt, hätte die sich alle Knochen gebrochen - aber so gebührte ihr der Respekt der ganzen Truppe! Ich hab sie später bei nem Bier gefragt, ob das ihre Mission war, den Rekord zu breche, aber sie hat nur mit den Schultern gezuckt und meinte „no, it was by accident. I just didn’t managed to break“…ok. 🤯
Als alle heile unten waren, ist auch langsam schon die Sonne untergegangen. Die Guides haben eine Kühlbox aus dem Bus gezaubert, ein Lagerfeuer gemacht und mit Seltzer in der Hand haben wir vor, neben und auf dem Bus getanzt. Schon krass, in was für ein High dieser kleine Adrenalinstoß alle versetzt hat. Ich war ebenfalls richtig on Fire und hab auf dem Busdach abgedanced!
Als es dunkel wurde, ging die Party im Bus weiter und wir sind zurück gefahren. Das war die wildeste Busfahrt meines Lebens! Die Lichter und die Musik haben alles gegeben, wir standen im Gang und auf unseren Sitzen und haben Party gemacht, während die Guides rumgegangen sind, um uns eine solide 50/50 Rum-Cola Mischung in unsere Becher zu füllen. Das ist auch so ein verrückter Funfact über Nicaragua: eine Flasche Rum (natürlich nicht der gute „Flor de Cana“) kostet WENIGER als eine Flasche Coca Cola. Na dann: Prost!
Ziemlich stramm und extrem gut gelaunt kamen wir wieder im Hostel an, wo wir noch Abendessen bekommen sollten und danach gab es noch einen Pubcrawl zu dem wir animiert wurden, mitzukommen.
Während des, zugegeben, extrem bescheidenen Essens, sind wir jedoch wieder etwas ausgenüchtert - und am Ende war das Bedürfnis, die ganze Asche von meinem Körper zu waschen doch größer, als mit den Bigfoot-Leuten weiter zu ziehen. Die waren mittlerweile auch bereits jenseits von gut und böse und ich hatte nicht das Gefühl, dass das so unsere Gruppe ist (sorry, Lisa, ich weiß „a little Party never killed nobody“, aber ich hatte schon ein paar mehr in meinem Leben als du mit deinen 19 Jahren).
Benedikt und ich haben uns, immer noch gut angetrunken, lieber noch ein Eis im Supermarkt gekauft und sind zum „Poco a Poco“ zurück gelaufen. Dort erinnere ich mich noch, geduscht zu haben und dann sind wir irgendwie im Garten auf einer der Liegewiesen eingeschlafen. Gegen Mitternacht hat mich Benedikt geweckt und wir sind in unser Bett umgezogen - Gott sei dank, haben wir den Shuttle erst morgen Nacht gebucht!
Am nächsten Morgen hatte ich ganz schön Kater von diesem Billig-Rum! Daher brauchte ich dringend eine Obst-Bowl und einen Smoothie von „Pitaja“ und danach ein paar Stunden Entspannung am Pool!
Gegen Nachmittag hatte ich mich weitestgehend vom gestrigen Tag erholt. Vor der Free-Walking-Tour, die um 16 Uhr startet, wollten wir noch eine Kleinigkeit essen und haben beschlossen, eine kleine Street-Food-Tour auf eigene Faust zu machen. In den letzten Tagen haben wir immer wieder spannende Sachen gesehen - ob lecker, wollten wir selbst herausfinden.
Am Marktplatz sind ganz viele Stände die „Elote“ verkaufen. Ich glaube das ist ein anderes Wort für Mais, um ahnungslose Touristinnen wie mich in die Irre zu führen. Auf jeden Fall hatte ich 2 Minuten später einen Maiskolben in der Hand der in Käse getunkt und mit Soßen getoppt war. Und ich gebe zu (sorry, Arepas), dass es ziemlich lecker war. Aber wenn man irgendwas in Käse tränkt, kann eigentlich nichts schlimmes dabei rauskommen.
Zum essen haben wir uns auf eine Parkbank gesetzt. Zu uns hat sich ein Mann gesellt, der sich schnell als Bettler herausgestellt hat, aber mit dem wir uns eine Weile lang über Léon unterhalten haben. Gerade als ich mich gefragt habe, wie wir uns ab besten von ihm verabschieden können, kam uns der Zufall zu Hilfe: Eine der unzähligen Tauben auf dem Platz hat sich entschieden, Benedikt mal wieder zu ihrem Ziel zu erklären und FLATSCH hatte er zum zweiten Mal Vogelkacke auf der Hose. Wenn ich er wäre, würde ich mich langsam fragen, ob das Universum mir etwas sagen möchte.
Wir haben uns Servietten zum Saubermachen gesucht und sind danach zum großen „Food Market“ hinter der Kathedrale gegangen. Der ist auch eigentlich Teil der Free-Walking-Tour, aber heute ist ja Sonntag und da hat er eigentlich zu. Ein paar vereinzelte Stände, vor allem die an denen man essen kann, haben trotzdem geöffnet. Es gibt so etwas, das nennt sich „Nica BBQ“ - es wird alles auf einen großen Grill gepackt und man kann sich aussuchen, was man auf seinem Teller haben möchte. Und es gibt wirklich viel Auswahl für Veggys! Wir haben uns einen Teller geteilt und einfach wild gemixt: Eine Art Kartoffelkloß, Grillkäse und eine Teigtasche, dazu Krautsalat hat uns zusammen etwa 4€ gekostet und war suuuper lecker. Genau dieses fettige, frisch gegrillte Essen am Straßenrand hab ich gebraucht! Wir saßen an einem Plastiktisch und haben uns das Treiben angeschaut. Diese Frauen hier sind wirklich krass: Ich bin mir sicher, dass die alle Familie zuhause haben, stehen hier aber von morgens bis abends auf diesem Markt und verkaufen das Essen, das sie alles selbst kochen. Wir waren die letzten Gäste und konnten beobachten, wie die Essensreste eingetuppert wurden und der Grill gereinigt. Ich kann nur jedem ans Herz legen, hier local zu essen: Viel günstiger als in jedem Restaurant, extrem lecker und man gibt das Geld an der richtigen Stelle aus.
Insgesamt ist mir heute nochmal bewusst geworden, dass mir Léon als Stadt viel besser gefällt, als Granada: nicht so herausgeputzt, sondern lebendig und authentisch.
Treffpunkt der Free-Walking-Tour ist am “Frauendenkmal” - einem Plakat auf dem steht “Para Mujeres”, das mit pinken Bändern und Blumen geschmückt ist. Genau das, was Frauen wollen und für mehr Gleichberechtigung brauchen! 🤡
Hier hatten sich schon ein paar Teilnehmende versammelt, mit denen wir zusammen auf den Guide gewartet haben. Der kam, ganz gemäß der Nica-Zeitrechnung, 10 Minuten zu spät. Direkt was über die Kultur gelernt!
Wir hatten ja schon viel Gutes über die Tour gehört, aber Louis hat die Erwartungen mehr als erfüllt. Er hat uns zwei Stunden lang mit einer Leidenschaft (und auch Mut) durch die Geschichte und Kultur seines Landes geführt, die mich wirklich berührt hat.
Indem er so offen über die politische Situation unter Ortega, dem aktuellen Präsidenten, spricht, kann er sich ganz leicht selbst in große Schwierigkeiten bringen. Ich hab gewusst, dass Nicaragua in einer Scheindemokratie lebt und die Regierung mit den grausamsten Mitteln gegen Opposition, Demonstrant:innen und freie Presse vorgeht, aber das nochmal von jemanden zu hören, der sein Land wirklich liebt, war sehr bewegend. Nur diesen einen Aspekt zu betrachten wäre auch zu kurz gedacht, bei der komplexen Vergangenheit, die Nicaragua hat. Louis hat uns auch über das katastrophale Gesundheits- und Bildungssystem aufgeklärt und sieht trotzdem so viele Chancen für sein Land, die vor allem die jüngere Generation unermüdlich versucht voranzutreiben.
Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Nicaragua, lange bevor es den Panama-Kanal gab, geplant hatte einen Kanal von Pazifik zu Atlantik zu bauen, dies aber wegen politischen Diskussionen und geplatzten Finanzierungen immer wieder gescheitert ist. Man muss sich das mal vorstellen: Nicaragua wäre heute wahrscheinlich das reichste Land in Zentralamerika, wenn sie die Durchsetzungskraft gehabt hätten, diesen Kanal zu bauen. Letztendlich ist es für Umwelt und die Menschen, die an den Küsten leben natürlich ein Segen, dass die Politik das nicht hinbekommen hat, aber ich fand diese Geschichte sehr sinnbildlich für die Uneinigkeit und Unstimmigkeit in diesem Land.
Heute steht Nicaragua fest an der Seite von Russland und lässt sein Land durch Unterdrückung, Gewalt und ein marodes sozialistisches System weiter verarmen. Ich wünsche, ich hätte Louis’ Optimismus, der weiter viele Chancen auf Veränderung sieht und jeden Tag sein Leben dafür riskiert, das Tourist:innen aus aller Welt zu erzählen.
Am Ende haben wir so viel Trinkgeld gegeben, wie für keine Free-Walking-Tour zuvor und hatten den absolut perfekten Abschluss in einem wunderschönen, aber sehr armen Land.Læs mere
El Tunco
20. marts 2023, El salvador ⋅ ⛅ 30 °C
Am Montag (oder soll ich besser sagen Sonntagnacht?) hat unser Wecker um 2 Uhr geklingelt und wir haben uns mit unserem Gepäck aus dem Dorm geschlichen.
Unser Shuttle sollte uns um halb 3 abholen und so haben wir uns vor der Eingangstür positioniert, jederzeit ready to go. Und dann ist leider, wie könnte es anders sein, lange nichts passiert. Um viertel vor 3 kam ein betrunkener Gast nach Hause, den der Wachmann reingelassen hat. Ich war die ganze Zeit über in einem unangenehmen Delirium zwischen Tiefschlaf und voller Aufmerksamkeit, das ist wirklich keine Uhrzeit zum Wachsein!
Um 3 Uhr kam endlich ein Shuttle und wir waren so erleichtert…aber dann hat er drei andere Gäste eingesammelt, die auch gewartet haben. Erst um halb vier kam wieder jemand und hat endlich nach „Hannah and Benedikt“ gefragt. Wir hätten fast eine Stunde länger schlafen können! 😭
Beim Einsteigen in den Shuttle dann das komplett aberwitzige: In dem Van saßen genau die 3 Personen, die eine halbe Stunde vor uns abgeholt wurde - hä? Der Shuttle hat wohl zu spät bemerkt, dass noch weitere Leute auf der Liste stehen und hat nochmal umgedreht, da haben wir ja fast Glück gehabt. Einziger Vorteil davon, dass wir die letzten waren: Wir hatten die Rückbank, die eigentlich für vier Personen ausgelegt ist für uns alleine und konnten so einigermaßen bequem weiter schlafen.
Jetzt aber vielleicht nochmal kurz zwei Schritte zurück. Warum sind wir eigentlich in diesem Shuttle? Wo fährt er hin? Und warum mitten in der Nacht? Also: Wir haben uns entschieden, unseren Weg nach Cancun nicht vollständig per Bus zurückzulegen, das hätte uns mehrere Tage und alle Nerven gekostet. Außerdem fanden wir den Gedanken, ein paar Tage karibische Traumstände in Mexiko zu haben auch ganz reizvoll, sodass wir uns nach Cancun nochmal einen Flug gebucht haben. Durch die Instabilität in Nicaragua, die sich auch auf die Infrastruktur auswirkt, ist es leider kaum möglich von Managua vernünftige Flüge zu bekommen - also blieb uns als logischer next Stop und Abflugsort nur Honduras oder El Salvador übrig. Wir haben lange diskutiert, welches Land uns mehr reizt, aber da wir wirklich nicht mehr viel Zeit haben, haben wir uns für die kürzere Strecke nach El Salvador entschieden - und von hier geht am Donnerstag ein günstiger Flieger nach Cancun.
Ein weiterer Vorteil von El Salvador ist, dass es so winzig ist, dass es sich schon ab ein paar Tagen Aufenthalt lohnt. Und es ist super unterschätzt, entsprechend unberührt und - günstig! Aus diesen Gründen haben wir einen Shuttle an den grenznahen Küstenort „El Tunco“ gebucht (Fahrtdauer ca. 12 Stunden, Kosten 45$).
Der Grund, warum wir nachts losgefahren sind, ist ein bisschen traurig: Die Strecke nach El Salvador von Nicaragua führt für eine Weile durch Honduras (die sich ein paar Kilometer pazifische Küste ergattert haben). Dieser kurze Abschnitt zwischen den beiden Ländern gehört zu den gefährlichen Grenzregionen der Welt! Regelmäßig wurden hier in der Vergangenheit Busse mit Tourist:innen gestoppt und ausgeraubt. Und da man im Hellen in El Tunco ankommen und nicht in der Dunkelheit durch Honduras fahren sollte, blieb den Anbietern irgendwann nichts anderes übrig, als nachts in Nicaragua loszufahren, um pünktlich zu Sonnenaufgang in Honduras und vor Sonnenuntergang in El Salvador zu sein. Und das vorweg zur Beruhigung: Uns ist nichts passiert auf der Strecke! Ich fand die beiden Grenzübergänge sogar deutlich angenehmer als der Übertritt nach Nicaragua. Es empfiehlt sich hier wirklich mit einem professionellen Anbieter zu fahren, auf eigene Faust stell ich mir das nahezu unmöglich vor.
Die Fahrt war zwar lang und wir mussten alle zwei Stunden aus dem Van aus und wieder einsteigen, weil irgendjemand irgendetwas von uns sehen wollte, aber insgesamt hat es doch sehr gut geklappt und Montag, um 15 Uhr nachmittags sind wir in El Tunco angekommen.
Wir hatten uns im Vorfeld ein unspektakuläres Hostel „Papaya Lodge“ (DZ 50€/Nacht) für eine Nacht gebucht. Der erste Ort, wo wir unfreiwillig nur eine Nacht bleiben, weil es einfach unverhältnismäßig teuer ist (absolut die Ausnahme im sonst sehr günstigen El Salvador!).
Wir sind natürlich direkt zum Strand, Benedikt mit einem geliehenen Surfbrett unterm Arm, um die Wellen nochmal auszunutzen. Ich hab ihm vom Strand aus zugesehen und fand‘s total verrückt, dass ich jetzt in El Salvador bin - damit hätte ich in hundert Jahren nicht gerechnet, als wir vor zweieinhalb Monaten aufgebrochen sind.
El Tunco selbst ist zwar ein nettes kleines Örtchen mit einer größeren Surf-Community, aber in Vergleich zu Popoyo oder Montanita kann es nicht mithalten. Wir haben uns deswegen am Abend noch entschieden, morgen weiter zu reisen und in den beiden verbleibenden Tage noch etwas mehr vom Inland El Salvadors zu sehen.
Das Beste für mich an El Tunco waren die „Popusas“ in einem der vielen süßen Restaurants, die wir abends gegessen haben. Popusas sind das Nationalgericht von El Salvador: kleine gegrillte Maisfladen, die mit allem möglichen gefüllt sind und zusammen mit den selbstgemachte Soßen und Krautsalat super lecker ungesund sind.🤤
Benedikt war natürlich mehr als happy, nochmal auf dem Brett stehen zu können. Er hat sich am nächsten Morgen direkt nochmal eine early-bird-Surflesson gebucht, während ich die Strapazen der Busfahrt ausgeschlafen hab. Aufgabenteilung wird in unserer Beziehung groß geschrieben!
Über El Salvador als Land wussten wir beide so gut wie gar nichts, außer, dass hier vor kurzen das größte Gefängnis der Welt gebaut wurde und sämtliche Kriminelle von einem Tag auf den anderen von den Straßen verschwunden sind. Als Europäerin ein etwas beängstigender Gedanke, aber die Einheimischen freuen sich darüber sehr. Und wir konnten uns wirklich absolut unbedenklich auf den Straßen bewegen.
Um der Unwissenheit etwas entgegenzuwirken, haben wir am ersten Abend viel gegoogelt und noch ein paar sehr spannende Dinge herausgefunden:
- El Salvador ist etwa so groß wie Hessen und hat ca. 7 Millionen Einwohner:innen.
- El Salvador ist, im Vergleich zu Nicaragua, wirtschaftlich ein USA-nahes Land. El Salvador hat neben dem Dollar als offizielle Währung den Bitcoin eingeführt.
- Der Präsident ist parteilos und gehört weder dem extrem rechten noch den extrem linken Spektrum an. Außerdem ist er mit seinen 42 Jahren einer der jüngsten Regierungsvorsitzenden aller Zeiten.
- El Salvador hat eines der strengsten Abtreibungsgesetze der Welt - selbst Eileiterschwangerschaften und Fehlgeburten gelten als Gewaltverbrechen und werden mit bis zu 30 Jahren Haft bestraft.
Wieder was gelernt! 🤓Læs mere
Santa Ana
22. marts 2023, El salvador ⋅ ⛅ 32 °C
Playa Del Carmen
26. marts 2023, Mexico ⋅ ☀️ 30 °C
Viva la Mexikana! 🇲🇽🌮
Isla Holbox
27. marts 2023, Mexico ⋅ ☀️ 29 °C
Rückreise / Packliste
29. marts 2023, Tyskland ⋅ ☁️ 15 °C
Backpack
Packsystem (super praktisch!)
Kulturbeutel
Kleidung
- [ ] Sportschuhe / Laufschuhe/ Wanderschuhe/ Trekking Schuhe
- [ ] Adiletten/ Flipflops
- [ ] Opt. Sneaker
- [ ] Opt. Birkenstock/ Sandalen
- [ ] Daypack
- [ ] Bauchbeutel
- [ ] Jutebeutel
- [ ] 1 Regen/Funktionsjacke
- [ ] 1 Fleecepulli/ dicker Pulli
- [ ] 1 Loongsleeve/Sportshirt
- [ ] 1-2 Leggings/ lange bequeme Hosen für Outdoor Aktivitäten
- [ ] 1-2 kurze Sporthosen
- [ ] 2-3 Sport Shirts
- [ ] 2 Sport BHs
- [ ] Opt. Mütze/ Buff/ Schal
- [ ] Opt. Sport bzw. Wandersocken
- [ ] 5-6 T-Shirts/Tops/Blusen
- [ ] 1-2 Pullis/Hemden/Cardigans oä zum Drüberziehen für abends
- [ ] 2 kurze Hosen/Shorts
- [ ] 1 Jeans/ lange Hose
- [ ] Schlafanzug
- [ ] Opt. Langer Rock/lange luftige hose/ Kleider
- [ ] 10 Unterhosen
- [ ] 5 paar Socken
- [ ] 2 BHs
- [ ] 2 Bikinis/Badeanzüge/Badeshorts
- [ ] Cap
- [ ] Sonnenbrille
- [ ] Beutel für Schmutzwäsche
Equipment
- [ ] Adapter
- [ ] Wasserflasche
- [ ] Zahlenschloss
- [ ] Power bank
- [ ] Stirnlampe
- [ ] Schlafbrille + Ohropax + Nackenkissen
- [ ] Sarong/Strandtuch
- [ ] Mikrofaser Handtuch
- [ ] Opt. Kartenspiel/Buch/Kindle
- [ ] Opt. Reiseführer
Hygiene
- [ ] Zahnbürste, Zahnpasta
- [ ] Shampoo (opt. Spülung)
- [ ] Seife/Duschgel
- [ ] Rasierer
- [ ] Deo
- [ ] Gesichtscreme
- [ ] Nagelfeile, Schere, Pinzette
- [ ] Cup/Tampons
- [ ] Schminke/Make-Up
- [ ] Haargummis, Klammern, Schmuck
- [ ] Wattestäbchen
- [ ] Abschminktücher, Reinigung
- [ ] Handcreme
- [ ] Opt. Kleines Gesichts-Handtuch
- [ ] Opt. Pille/Kondome
- [ ] Opt. Reiseföhn (ich vermisse ihn sehr, da die Haare in dem Höhen nicht richtig trocken!)
Medizinisch
- [ ] Sonnencreme (mind. 30, für Gesicht besser 50), opt. After-Sun
- [ ] Desinfektionsmittel für Hände
- [ ] Starkes Autan (jeder ein eigenes) + Fenistil
- [ ] Ibus
- [ ] Immodium und Vomex
- [ ] Erkältungsmittel (va. Hals ist wegen der Klima oft betroffen)
- [ ] Bepanten
- [ ] Pflaster, Blasenpflaster
- [ ] Taschentücher
- [ ] Opt. Etwas gegen Höhenkrankheit
Wichtig
- [ ] Reisepass + Kopie
- [ ] Impfpass (Gelbfieber!)
- [ ] 2 Kreditkarten (wenn möglich nicht alles Geld auf eine Karte)
- [ ] Handy
- [ ] Ladekabel
- [ ] Kopfhörer (besser keine AirPods)
- [ ] Krankenversicherung
- [ ] FührerscheinLæs mere
































































































































Rejsende
Selbst gemalten Schildern folgen = real Adventure
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Caroline und ich = zukünftige Rentner in Ecuador 🇪🇨
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Puschel 😍