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  • Day 24

    Can Tho

    January 29, 2023 in Vietnam ⋅ ☁️ 23 °C

    Der Abschied von Mittelvietnam fiel uns wirklich nicht schwer: es schüttete aus Kübeln, was es auch etwas frisch machte, und wir hatten das Gefühl alles was möglich war mehr als gesehen zu haben 😆

    5. Flug ✈️: Da Nang-Can Tho 10.20-11.50 VietJet

    Da wir den Flughafen schon kannten und auch mit der Airline schon hergeflogen waren kannten wir uns gut aus und es verlief alles reibungslos 😊 wir sahen Ho Chin Minh City bereits vom Flugzeug aus, echt eine riesen Stadt. Übrigens: wenn wir mit dem Zug gefahren wären, hätten wir 22h gebraucht, die Distanzen sind nicht zu unterschätzen in Vietnam.

    Viele von euch werden sich sicher fragen: warum Can Tho? Can Tho liegt direkt am Mekong, einen der größten Flüsse Asiens, und ist für seine schwimmende Märkte bekannt. Can Tho liegt südlich von Saigon. Viele haben uns geraten unbedingt dorthin zu reisen.

    Wie erhofft ist das Wetter echt super: etwas bewölkt aber dennoch sehr warm, um die 30*, genau perfekt 😎

    Wir buchten wieder einen Homestay über Booking: Ms Ha und es war wieder eine gute Entscheidung. Wir bekamen bei der Ankunft gleich gratis aufgeschnittene Ananas und Wassermelonen und sie organisierte für uns die Weiterfahrt. Nur sehr lustig und auffällig: der Ordentlichkeitsfimmel der Besitzerin: gleich beim Einchecken begleitete sie uns in unser Zimmer. Wie immer legten wir unsere Rucksäcke am Boden ab und kleine persönliche Gegenstände auf den Tisch. Sie nahm die Rucksäcke und legte sie präzise in die Ecken des Raumes auf und dann sortierte sie die Sachen, die am Tisch lagen, neu. ZB mein Handy wurde dann fein säuberlich rechtwinkelig angeordnet umgeordnet. Auch später hatte man das Gefühl ‚alles muss an seinem Platz sein‘ und sie hatte eine Art ‚Mama Instinkt‘ bei dem sie immer sehr fürsorglich argierte (sie rührte und das Essen um oder half uns in die Schwimmwesten). 😂

    Den verbleibenen Tag gingen wir noch was Essen und bummelten durch Can Tho. Die Stadt ist viel größer als erwartet und hat wenig zu bieten. Eine riesen Ho Chi Minh Statue, ein Tempel und Bootsfahrten auf dem Mekong sind die ‚Highlights‘. Es gab abends auch viel Straßenbeleuchtung und es war sogar eine Straße gesperrt für den Verkehr. Wir glauben das war noch wegen Tet. Außerdem gab es einen kleinen Night Market mit Essen & Souvenirs.

    Am nächsten Tag klingelte der Wecker wieder sehr früh: 5 Uhr 😴 bevor es losgehen konnte, kontrollierte Miss Ha unser Zimmer noch einmal, ob wir ja die Balkontüre richtig verschlossen haben. Wir bekamen einen Tee to Go in einem Plastiksackerl und brachen mit der Besitzerin der Unterkunft Ms Ha und zwei Jungs aus Deutschland auf zum Boot, das auf uns wartete. Wir fuhren am Mekong entlang zum größten schwimmenden Markt den es gibt. Was wir nicht wussten: aufgrund von Tet und da es Sonntag war hatte der zweite schwimmende Markt in der Nähe gar nicht offen und der Markt auf dem wir waren, war leider auch kleiner als erwartet (durch das Tet Fest haben die Kinder länger Schulferien und auch viele Betriebe haben dementsprechend länger geschlossen). Auf dem Markt gibt es große Boote, die auf einem Mast oben immer zeigen was sie verkaufen (zB hängt auf einem Mast ein Kürbis). Die Verkäufer sind entweder selbst Bauern oder nur Zwischenhändler. Dann kommen kleine Boote und kaufen einen großen Teil der Ware, um diese in der Stadt weiterzuverkaufen. Es gibt auch Boote, die wie Bars ausgestattet sind und nur Getränke verkaufen. Dann gibt es schwimmende Restaurants auf großen Schiffen oder kleinere Boote, die Essen verkaufen. Die Menschen leben teilweise wirklich auf den Booten, wir haben Wäsche und Haustiere wie Hunde oder Hühner gesehen. Und ein Hochzeitspaar auf einem Boot konnten wir auch erspähen. Es ist wirklich ein buntes Treiben. Und ganz spannend: die Buddhisten glauben, dass alles Augen haben muss. Aus diesem Grund wurden vielen Booten Augen aufgemalt. Ms Ha kaufte uns verschiedenes Obst zum probieren: Milchäpfel, Ananas, Stinkefrucht, usw. Dann gab es eine Art ‚Fotoshooting‘ von Ms Ha initiiert. Dabei achtete sie penibel drauf, dass alles perfekt ist und strich mir zB die Haare glatt (sie ist auf dem ersten Foto zu sehen). 😆

    Nach dem Besuch der schwimmenden Märkte ging es für uns zu einem Seitenarm des Mekong. Dort erlebten wir das tägliche Leben am Mekong: viele ärmlich aussehende Häuser standen dort dicht gedrängt und wir sahen zB Menschen Wäsche waschen oder ein Huhn rupfen. Anschließend gingen wir am Land und Ms Ha machte mit uns einen Dorfspaziergang. Da auf den schwimmenden Märkten leider nicht so viel los war, war das das eigentliche Highlight für mich. Wir besuchten zwei Nudelfabriken, eine Sojafarm und eine lokale Familie. Die Nudelfabriken waren besonders spannend, weil wir mithelfen durften. Fabrik ist vl ein zu großer Begriff, da hier jeweils immer zwei Personen arbeiteten. Bei der Ersten wurden die Nudeln frisch gekocht aus der Maschine ausgeworfen. Wir durften die Nudeln dann zum Trocknen auf einen löchernen Metalltisch legen. Da die Nudeln noch voller Wasser trieften war der Boden dort entsprechend nass. In der zweiten Fabrik wurde einen Reispaste auf einen riesen Herd gegossen. Mit einem speziellen Holzstock wurden die fertigen Reiscrepes auf einen geflochtenen Holzstisch gelegt. Diese Crepes werden dann zum Trocken länger in die Sonne gelegt. Anschließend werden sie mit Hand durch eine Maschine gedreht, die daraus Nudeln schneidet. Ganz spannend: die Nudeln werden mit natürlichen Stoffen grün, violett und orange gefärbt. Nach der Mitarbeit durften wir gleich frische ‚fried noodles‘ probieren. Außerdem bekamen wir noch gebratenen Nudeln von Ms Ha, das war alles gegen 9 Uhr in der Früh, das war als Frühstück auch sehr spannend. Wir waren auch in einem kleinen lokalen Lokal, wo wir einen Reisschnaps angeboten bekamen. Wir lehnten dankend ab. Die Einheimischen waren sehr an uns interessiert und wollten unser Alter wissen. Sie rieten bei Sophie und mir 25 Jahre, also gar nicht mal so schlecht. Dann ging es mit dem Boot wieder zurück zur Unterkunft.

    Nach einer kurzen Mittagspause ging es am Nachmittag mit der gleichen Truppe und einem französischen Pärchen auf eine Radtour zu Dörfern auf der anderen Seite des Mekongs. Die Räder waren abermals nicht die Besten, aber man gewöhnte sich daran. Zunächst mussten wir diese noch aufpumpen. Zum Glück hatten die deutschn Jungs genug Schmalz. Sophie wollte sich dennoch beweisen und war gleich mal negativ erstaunt wie schwer das ging 😆 Ms Ha fuhr selbst gar nicht mit dem Fahrrad, sondern nur mit dem Moped uns hinterher. Wir fuhren mit den Fahrrädern auf eine kleine Fähre, die uns über den Mekong brachte. Dort angekommen ging es an kleineren Straßen über Brücken durch diverse Siedlungen. Es war echt spannend was es dort alles zu sehen gab: eine Klasse voller Kinder einr Kampfsportart, viele kleine Versammlungen von Männern, viele Familien mit Kindern,… Viele Menschen winkten uns zu und begrüßten uns freundlich, vor allem Kinder. Unser Highlight: die Vietnamesen lieben es Karaoke zu singen. Aber das läuft nicht so wie bei uns: leise und heimlich im Wohnzimmer, sondern auf offener Straße, extrem laut wie bei einem Konzert und komplett falsch/schräg gesungen (im Video zu hören)😂 echt lustig mit dem Fahrrad durchzufahren und alle paar Meter ein paar schräge Lieder zu hören. Echt eine bewundernswerte Mentalität, wir würden das sicher nicht machen, außer wir könnten toll singen. Wir besichtigten auch eine Ziegelfabrik, wo uns der Herstellungsprozess anschaulich erklärt wurde. Angeblich arbeiten dort nur Frauen, auch spannend.
    Auch die Flora war wunderschön: Bananenplantagen, Bambus Wälder, viele Pflanzen wie Ananas oder ein Melonenfeld. Das Essen fiel dieses Mal nicht mehr so üppig aus, wie am Vormittag, aber das war ok für uns, da Miss Ha immer alles bei Straßenständen kaufte und wir uns beszüglich Hygiene nicht so sicher waren und uns schon die Ausreden ausgingen, warum wir das jetzt nicht essen wollen. Wir probierten auch zum ersten Mal einen Zuckerrohrsaft (50% gemixt mit Zitronensaft), war überraschend lecker. Und angeblich Schneckenfleisch (es wirkte aber wie Faschiertes anders zusammengematscht und schmeckte neutral).
    Ms Ha war wieder sehr bemüht und fragte mich gefühlt alle 10min, ob eh alles ok sei. Das Fahrrad war einfach extrem mies, aber sonst ging es mir gut. Ich wollte halt auch die Landschaft genießen und nicht nur drauf los radeln. Ms Ha hatte dennoch das Gefühl, dass ich zu schwach bin, zumindest sagte sie 10x ich schau so müde aus, sehr motivierend 😂

    Am Abend schauten wir uns noch einmal die Beleuchtung in Can Tho an. Am nächsten Tag bekamen wir unerwarteterweise sogar noch ein gratis Frühstück, wirklich sehr nett 😊

    Alles in allem waren die schwimmenden Märkte etwas enttäuschend. Dennoch war der Rest des Tages so cool und abwechslungsreich, dass sich Can Tho dennoch sehr gelohnt hat 😊

    Am Ende habe ich noch meine Chance genützt und mit Ms Ha über das Gesundheitssystem in Vietnam gesprochen. Fast jede*r Vietnames*in hat eine Krankenversicherung für 1.000.000 Dong im Jahr. Diese deckt aber nur Krankenhausaufenthalte bis zu 70% ab. Werden Spezialist*innen, wie zum Beispiel ein*e Zahnärzt*in oder ein*e Fachärzt*in benötigt, muss das selbst bezahlt werden. Auch Medikamentenkosten müssen selbst übernommen werden.

    Weitere spannende Erzählungen von Ms Ha: Während Corona hatte Ms Ha keine Einkünfte, zum Glück hatte sie genug gespart und musste keine Miete zahlen da das Haus ihr gehört, wie sie uns erzählte. Daher ging es ihr vermutlich besser als den Meisten. Wer geschickt in der Tourist*innenbranche arbeitet ist finanziell nicht schlecht aufgestellt. Sehr ehrlich erklärte sie uns auch, dass sie keinen Mann hat, jetzt mit 50 aber auch keinen mehr möchte, weil die nur auf ihr Geld aus wären oder Altlasten mitbringen würden und sie dann womöglich Schutzgeld an eine Art Mafia bezahlen müsste. War echt spannend mit ihr zu reden und Einblicke in ihr Leben zu bekommen.
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