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  • Tag 49

    Belgrad: Ein Verriss

    26. September 2022 in Serbien ⋅ ☁️ 16 °C

    Was soll ich sagen? Schon die Anfahrt im Nachtzug war der Horror. Mit einem jungen Serben und seinem Grossvater haben wir uns das 6er-Abteil geteilt. Bis am Morgen um 2 haben sie laut geredet, Videos geschaut, immer wieder das Licht angemacht, natürlich im Abteil geraucht und getrunken. Und wer zur Hölle isst morgens um eins Salami-Brote, die man noch drei Wagons weiter riechen kann?
    Naja, als sie dann endlich schlafen gingen, dauerte es etwa 10 Minuten, bis der Alte zu schnarchen begann, als gäbe es kein morgen. Die serbischen Züge sind nicht unbedingt dafür bekannt, dass sie geräuscharm sind. Doch die Geräuschkulisse, die dieser alte Knacker aufbaute, stellte alles in den Schatten. Ich kann nicht genug betonen, wie laut das war!!! 😭
    Zudem ist er mindestens 5 Mal fast gestorben im Schlaf. Und mindestens fünf Mal bin ich davon aufgewacht. Und mindestens fünf Mal habe ich mir gewünscht, er würde es dieses Mal nun endlich zu Ende bringen.
    Aber er überlebte. Wir auch. Allerdings nur knapp. Mit etwa einer Stunde Schlaf kamen wir in Belgrad an.
    Ich war schon einmal hier. Und ich habe die Stadt so mittelmässig in Erinnerung, wie sie auch dieses mal war. Warum wir trotzdem dahin wollten? Weil es von Montenegro aus einen Zug gab und man von hier wieder mit Zügen wegfahren können sollte, und wir uns so, dank unserem Interrail-Ticket, endlich wieder die Transportkösten sparen können. Dachten wir zumindest.
    Wir kommen also mit einer knappen Stunde Schlaf in Belgrad an. Es ist morgens um 7. Wir gehen an den Schalter. Der International-Schalter ist geschlossen. Wir erfahren, dass keine Züge mehr in andere Länder fahren. Warum? Keine Ahnung. Man hat damit aufgehört. Ob es nun an Corona liegt, oder daran, dass angeblich aus Serbien viele Flüchtlinge in die EU geschmuggelt werden oder an irgend einer anderen komischen Story, die wir noch hören sollten, ist ja eigentlich egal. Fakt ist: Wir sind umsonst in diese mittelmässige Stadt gefahren, die sich zwar zum Party machen, abstürzen und in krumme Geschäfte verwickeln lassen eignet, aber von Nachtclubs und einer Burg einmal abgesehen nicht viel zu bieten hat. Was also sollten wir tun, nachdem wir in das ebenfalls sehr mittelmässige Hostel eingecheckt sind, dessen Vibe uns von Beginn weg komisch vorkam. Irgendwie wie ein Flüchtlingsheim. (Ich glaub ehrlich gesagt in der Off-Season wird es tatsächlich als sehr inoffizielles Flüchtlingsheim zwischengenutzt.)
    Wir entschieden uns, zur Burg zu laufen und haben dazwischen eine kleine Shoppingotur eingelegt. Soll ja für die Moral gut sein. Ich habe mit neue Schuhe, Hosen und Pullover gekauft, Rebecca eine neue Jacke.
    Die Laune stieg, der Kontostand tat Gegenteiliges. Serbien ist nicht mehr Albanien und als erstes merkt man das im Portemonnaie.
    Dann begann es zu regnen, was irgendwie zum ganzen Aufenthalt hier passt. Immerhin hab ich meine neuen Treter gleich nach Kauf im Park imprägniert. Hab ich von Mama gelernt. Also keine nassen Füsse. Trotzdem Grund genug, um zurück ins Hostel zu trotten. Und da wir sowieso mega müde waren (an dieser Stelle nochmals einen leisen Fluch gegen den alten Kettenraucher), ging es früh ins Bett.
    Und wir schliefen aus. Denn der einzige Grund, warum wir zwei Nächte in Belgrad blieben, ist, dass wir nur mit dem Flixbus nach Zagreb kommen und der am Morgen um 7Uhr fährt und wir nach dem Nachtbus so zerstört waren, dass wir es uns nicht zutrauten, so früh aufzustehen.

    Wir haben also noch einen Tag hier zum vertrödeln. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Stadt und einem Kaffee, entscheidet sich Rebecca dafür, dass sie diesen Tag im Zoo verbringen möchte. Obwohl ich heftigst protestiere, da ich mir bereits ausmalen kann, wie die Verhältnisse etwa aussehen könnten, enden wir im Zoo von Belgrad. Und meine Befürchtungen bewahrheiten sich. Katastrophale Bedingungen für die Tiere. Und so etwas haben wir nun auch noch unterstützt. Zudem werden wir wieder verregnet. Tja.
    Zurück im Hostel schauen wir dann noch Stirb langsam 3. Das war das Beste an Belgrad. ;)
    Ich habe kein einziges Foto in Belgrad geschossen, daher hier ein Foto von meinen neuen Schuhen.
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