Satellite
Show on map
  • Day 6

    Dogenpalast VIII

    June 8, 2015 in Italy ⋅ ⛅ 30 °C

    Dann gelangten wir in den großen Saal.

    Der Saal des Großen Rates (Sala del Maggior Consiglio) ist mit 54 Metern Länge der größte Saal des Dogenpalastes, dessen Fenster sowohl zum Innenhof als auch auf die Lagune hinausgehen. Es handelt sich um den größten ungestützen Saal Europas. Hier versammelten sich die etwa 1000 Adligen, die das Recht hatten, den Dogen zu wählen. Die hintere Wand wird in voller Breite von Jacopo Tintorettos Bild „Das Paradies“ von 1588 bis 1594 eingenommen. Es wurde gemalt, nachdem 1577 ein Brand die vorherigen Bilder von Bellini, Carpaccio und Tizian zerstört hatte. Begonnen wurde es von Paolo Veronese und nach dessen Tod in vier Jahren Arbeit von Tintoretto fertiggestellt. Bei seiner Präsentation war es das größte Gemälde der Welt und gilt heute noch als zweitgrößtes Ölgemälde der Welt. Die 76 Dogengemälde malte Jacobo Tintorettos Sohn Domenico. Das mit einem schwarzen Tuch verhüllte Porträt erinnert an den wegen Hochverrats geköpften Dogen Marino Falier.

    Der Große Rat stellte nicht die ursprüngliche Gewalt Venedigs dar. Das war anfangs die „Generalversammlung“ aller freien Männer. Aber der Adel gewann immer mehr an Macht. Er sorgte dafür, dass seit dem 13. Jahrhundert die Generalversammlung nicht mehr einberufen wurde und setzte stattdessen den „Großen Rat“ als zentrales Machtorgan ein. Der verabschiedete alle Gesetze und wählte aus seiner Mitte andere Verfassungsorgane. Er bestimmte u. a. die Zusammensetzung des sog. Rates der 40 und des Senates, der die Gesetze vorschlug, die Gerichtsbarkeit innehatte und Handel und Finanzen kontrollierte. Er bildete den „Rat des Dogen“, in dem jeweils ein Adeliger aus den sechs Stadtbezirken (Sestieri) saß und der zusammen mit den drei Vorsitzenden des „Rates der 40“ und dem Dogen die eigentliche Regierung der Republik, die „Signoria“ bildete. Diese Gremien hatten alle im Dogenpalast ihre speziellen Versammlungssäle, durch die man als Tourist hintereinander hindurchschreiten kann.

    Das Regierungssystem Venedigs ist in seinen ganzen Feinheiten nur schwer zu beschreiben. Die literarischen Angaben zu den jeweiligen Machtverhältnissen zwischen den einzelnen Institutionen der Republik sind deshalb nicht nur verwirrend, sondern auch widersprüchlich. Die Frage, welche Institution zu welcher Zeit welche Macht hatte, lässt sich oft nicht eindeutig beantworten oder kann nur von Fall zu Fall entschieden werden.
    Read more