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  • Day 3

    Aus der Mitte entspringt ein Fluss

    July 4, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 16 °C

    Heut morgen habe ich mich vom hungrigen Bären verabschiedet und habe mich per Bahn auf den Weg nach Hann. Münden gemacht um Robin einen Besuch auf dem Trail abzustatten. Da ich ein wenig früher als er dort angekommen bin, konnte ich mir noch die Altstadt ganz gemütlich anschauen. Ich mag ja, schon allein aus fachlichem Interesse heraus, Fachwerk und freue mich jedes Mal aufs neue wenn ich einen Fachwerk Stadtkern zu sehen bekomme. Was mir besonders an dieser Altstadt gefiel war die Tatsache, dass man sogar noch die ursprüngliche Entwicklung der Stadt am Wegenetz erkennen konnte. Sehr schön und auf jeden Fall Erhaltenswert. Ich hoffe die lokalen Zimmerleute, Mauerleute und Dachdecker kommen ihrer Verantwortung nach.

    Gegen Mittag traf dann auch Robin am vereinbarten Treffpunkt Weserstein ein und wir gönnten uns eine ausgiebige Mittagspause im Schatten der Kastanie die dort am Stein steht. Einfach was snacken und über Gott und die Welt schnacken hat doch was gutes für sich. Und dann kam Robin bzw Iris, diese gute Seele von Mensch, auf eine wunderbare Idee: Iris bot mir an den Hugo schon abzuholen, damit auch ich wie Robin, den heutigen Tage mit Tagesgepäck zu absolvieren. Und ich muss sagen, es war keine schlechte Idee....

    Wir sind dann auf jeden Fall erstmal wieder zur Tilly Schanze rauf und haben uns von dort weiter auf den Weg gemacht, immer schön dem Track im Navi, als auch der, meiner Meinung nach, spärlichen Kennzeichen des Hessenweg nach. Kurz nach dem ersten Anstieg ging die landschaftliche Langeweile los. Eine Forststraße ist eine Forststraße ist eine Forststraße. Der Weg führte uns durch riesige Waldflächen die vollkommen zusammengebrochen bzw kahl geschlagen waren und man kam sich ein bisschen wie in einer Wüstung vor. Dürre plus Monokultur ergibt gleich Borkenkäfer und führt zu großflächige Waldsterben. Für alle die sich jetzt schon gefragt haben warum es keine Landschaftsbilder gibt: es gab einfach nichts zu fotografieren. Zumindest nichts wo es sich meiner Meinung nach gelohnt hatte die Kamera zu zücken.

    Dafür hatten wir wunderbare Gespräche und waren davon dann so abgelenkt dass wir irgendwann eine Abzweigung verpasst haben. Naja, kurzer Blick aufs Navi, Aha da der Weg führt zurück zum Trail lass uns den nehmen, gesagt getan. Blöd nur wenn einem erst dann auffällt, dass der gpx Track im Navi etwas versetzt zum eigentlichen weg angezeigt wird, wenn es zu spät ist. Mit einem Mal standen wir im vollkommen zugewucherten und mit Totholz übersähten ex-waldbestand und kamen nur ganz ganz schwer weiter. Aber mit müh und Not haben wir die Forststraße dann doch wieder gefunden und konnten dem weg weiter folgen. Ca. 1,5 km vor dem ausgemachten Ziel für heute, einem Wanderparkplatz an dem uns Iris einsammeln wollte, haben wir dem weg folgend die Forststraße verlassen und sind einem schönen singletrail gefolgt. Wir dachten schon dass dies ein versöhnlicher Abschluss des Tages werden könnte aber das Ding hat sich dann doch tatsächlich zum Ho-Chi-Min-Pfad entwickelt. Zwar ging's jetzt endlich Mal durch den Wald, aber dieser Wanderweg, wenn auch markiert und in den Wanderkarten eingezeichnet, ist eigentlich inexistent. Alles dichtgewachsen, jede Menge Totholz und Markierungen die teilweise seit min. 20 Jahren erneuert gehörten, weckten in mir den Verdacht dass dieser Weg von niemandem mehr gepflegt wird und eigentlich als aufgegeben gelten sollte. Die Verletzungsgefahr ist dort so groß, ich als Wanderverein oder Förster würde da keine Menschen mehr Durchjagen wollen. Und ich glaube nicht dass wir uns verlaufen haben, immerhin haben zwei Leute auf zwei Geräten unabhängig voneinander den selben Track angezeigt bekommen. Und Iris meinte heute Abend auch, dass diese Beschreibung wohl von mehreren Menschen geschildert worden ist.

    Apropos Iris. Der trailangel der ersten Stunde. Ein wunderbarer Mensch mit dem man herrlich sabbeln und lachen kann. Wir haben heute nach dem Abendessen echt noch lange in unserer Dreierrunde über wandern, Outdoor, Gear und sonstigen Nonsens unterhalten. Mir hat diese Begegnung von der ersten Minute an das Gefühl vermittelt als ob ich schon seit Jahren zum Freundeskreis gehören würde. So viel Empathie wie mir von Iris entgegen gebracht wurde wird mir auf ewig in Erinnerung bleiben. Allein dafür hat sich diese Reise jetzt schon gelohnt.
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