Satellite
Show on map
  • Day 98

    Murcia - Mazzarón: Verkalkuliert

    February 9 in Spain ⋅ 🌬 16 °C

    Bevor ich mich auf den Weg mache, lasse ich mir von Juan noch seine Fahrradwerkstatt und sein Reiserad zeigen. Beides befindet sich direkt im Erdgeschoss seines Hauses. Hier ist wirklich alles vorhanden, sogar ein Schweißgerät. Hätte ich doch bis hier mit dem Anschweißen der Öse gewartet, es wäre bestimmt mit etwa mehr Liebe gearbeitet worden.
    Juans Reiserad ist schick und etwas oldschool. Es sind sogar noch Cantilever Bremsen dran:) Aber man kann eben mit allem durch die Welt fahren und es funktioniert (Nordkapp und Senegal waren seine großen Reisen). Jetzt verstehe ich auch, warum er gestern Abend meinte, die deutschen Radreisenden kämen immer mit den "modernsten" Rädern;)

    Dann gehts los, leider fühlte ich mich bereits nach dem Aufstehen nicht so fit. Dennoch beschließe ich erst noch kurz durch die Stadt zu fahren, um mir die Kathedrale anzuschauen. Die zusätzlichen Kilometer rächen sich später. Zusammen mit Gegenwind und weil ich unnötigerweise meine Route einige Male ändere, komme ich viel langsamer vorwärts und fahre unnötige Zusatzkilometer.

    Kilometerweise geht es heute durch Gemüsefelder. Die Gegend rund um Murcia stellt den Gemüsegarten Europas dar. Laut ZDF-Recherche werden 600.00 Tonnen jährlich allein nach Deutschland exportiert und das nicht ohne Folgen: Die Böden sind mit Fetzen schwarzer Folie durchsetzt und auch mit Pestiziden und Dünger [1] scheint es hier Probleme zu geben. Dann kommt noch der Wasserbedarf hinzu. Wenn ich zurück bin, wird es schwierig werden, ohne schlechtes Gewissen, Gemüse aus Spanien zu kaufen.

    Gegen 18 Uhr habe ich noch gute 30 km zur Höhle vor mir. Ich entscheide mich, die Route nochmal zu ändern und nicht über die Bergkette, sondern an der Küste entlang zu fahren. Nicht ganz so smart, der Wind ist hier natürlich noch stärker und am Küstenradweg besteht bei solchem Wetter (Regen kam auch noch dazu) Steinschlag und Erdrutschgefahr. Darauf habe ich nicht so wirklich Lust und drehe wieder um. Die Höhle werde ich heute nicht mehr erreichen. Auf einem Campingplatz sind nur Zeltplätze am Strand verfügbar, was bei dem Wind natürlich vollkommener Quatsch ist. Also radel ich gute 10 km zurück und ärgere mich über meine geniale Idee, den Weg an der Küste einzuschlagen und heute Morgen erst noch in die Stadt gefahren zu sein. Das kostet mich nun die Höhlenübernachtung und ich muss mich stattdessen mit einem straßennahen, aber immerhin windsgeschützen Rastplatz am Radweg zufriedengeben.

    [1] https://www.zdf.de/politik/frontal/verseuchte-u….
    Read more