- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 1
- Saturday, March 22, 2025 at 7:59 PM
- ⛅ 5 °C
- Altitude: 10 m
NorwayTromsø Harbour69°39’1” N 18°57’7” E
Anreise und erste Aurora
March 22 in Norway ⋅ ⛅ 5 °C
Die Anreise verläuft entspannt. Die Bahn ist fast pünktlich, dadurch habe ich extrem viel Zeit am Flughafen. Am Gate treffe ich meinen Kollegen Ingo, der fast zeitgleich mit mir seinen Flug nach Lissabon besteigt. Witzig, wie klein die Welt ist.
Der Flug ist leicht verspätet, und wir haben ein paar Turbulenzen. Als wir auf Tromsö zuhalten, ist die Sonne schon fast weg. Wir sehen schneebedeckte Felsen und Fjorde aus der Luft, das ist schon ein krasser Anblick.
Als ich meinen Koffer endlich habe, mache ich mich auf den Weg Richtung Stadt. Beim Anblick der Menschentraube am Taxistand (kein Taxi weit und breit in Sicht), gehe ich gleich weiter Richtung Bushaltestelle (war eh der Plan). Es ist viel milder als erwartet, aber das Gehen ist alles andere als einfach. Es gibt quasi keinen Bürgersteig, beziehungsweise meistens wird er als Ablage für die Berge von Schnee und Schneematsch genutzt. Ich schlage mich durch ein Gemisch aus Schnee, Schneematsch und Wasser Richtung Bus, immer meinen Koffer im Schlepptau. Dort reihe ich mich in die lange Schlange vor dem einzigen Ticketautomaten ein. Nach einer viertel Stunde und ganz kurz vor der Ankunft des Busses ist nur noch eine Gruppe vor mir, als der Automat in den Streik tritt. Ich mache schnell ein Foto und steige ohne Ticket in den gerade ankommenden Bus ein.
In der Stadt angekommen, sehe ich meine erste Aurora noch bevor ich die Unterkunft gefunden habe. Genau genommen sieht sie eigentlich nur meine Handykamera, denn mit dem bloßen Auge ist da nur ein leichter Schleier zu sehen. Aber immerhin, ich bekomme direkt gute Laune.
Dann bin ich endlich in meiner Unterkunft. Die Aufenthaltsräume sind groß, sauber und gemütlich. Mein Zimmer hingegen ist winzig. Das wäre eigentlich kein Problem, aber es gibt keinen Schrank. Ich bin daher ein Weilchen damit beschäftigt, den gesamten Inhalt meines Koffers auf dem Schreibtisch zu platzieren. Ich gehe noch schnell auf einen Sprung in die Stadt, um ein paar Einkäufe zu erledigen und mich zu orientieren. Dann beende ich den Tag mit Knäckebrot und Räucherfisch. Ich bin gespannt, was der morgige Tag bringen wird.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 2
- Sunday, March 23, 2025 at 11:05 AM
- 🌬 6 °C
- Altitude: Sea level
NorwayMS Polstjerna69°38’37” N 18°57’5” E
Bummel durch Tromsø
March 23 in Norway ⋅ 🌬 6 °C
Ich bin hier des Nordlichts wegen. Nun muss ich irgendwie die Tage herum bringen. Heute mache ich einen Stadtrundgang durch Tromsö. Der Zustand der Gehwege stellt mich wirklich vor Herausforderungen. Ich hoffe, ich schaffe es ohne größere Stürze. Es ist schon so mild, dass der Schnee an vielen Stellen geschmolzen ist und große Pfützen gebildet hat. Denen muss ich aus dem Weg gehen, denn ich habe keine wasserdichten Schuhe. Zwischen den Pfützen liegt noch Schneematsch, der sich größtenteils in eine spiegelglatte Eisfläche verwandelt hat, die nur gelegentlich durch kleinere Mengen von Split unterbrochen wird. Durch dieses Terrain wage ich mich langsam, unsicher und tastend vorwärts. Der Wind bläst so stark, dass ich befürchte, er könnte mich umwehen. Ich ärgere mich, dass ich meine Schuh-Spikes zu Hause gelassen habe. Naiverweise habe ich gedacht, dass ich sie in der Stadt nicht brauchen würde. Damit bin ich allerdings nicht alleine. Die anderen Touristen sehen kein bisschen sicherer aus als ich. Nur die Einheimischen sprinten auf Stöckelschuhen durch die Gegend.
Tromsø ist ein hübsches Städtchen mit bunten Holzhäusern. Der Stadtkern liegt auf einer Insel im Fjord, was mir immer wieder schöne Ausblicke auf das gegenüberliegende Ufer bietet. Obwohl es schon Ende März ist, kommt die Sonne nicht richtig hoch. Sightseeing im eigentlichen Sinne verschiebe ich. Vor meiner ersten Nordlicht Tour lege ich mich lieber noch ein bisschen aufs Ohr.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 2
- Sunday, March 23, 2025 at 9:31 PM
- 🌙 2 °C
- Altitude: 76 m
NorwayRislamoen69°13’19” N 19°10’14” E
Die grüne Lady tanzt
March 23 in Norway ⋅ 🌙 2 °C
Abends geht es dann mit dem Letten Bogdan und dem Spanier Lucas von Northern Soul Adventures im Bus auf Nordlichtjagd. Erst mal warten wir 20 Minuten auf eine Gruppe aus Singapur, dann fahren wir 90 km nach Süden auf der Suche nach einem Ort ohne Wolken und Lichtverschmutzung. Nach knapp 2 Stunden haben wir diesen mit Sagelvvatnet gefunden. Die nächsten 3 Stunden verbringen wir hier im Schnee, und es ist gleichzeitig eiskalt und traumhaft schön.
Das Nordlicht ist so intensiv, dass wir ganz schnell aus dem Bus rausgejagt werden - ohne die versprochenen Thermoanzüge, Hand- und Fußwärmer. Und dabei bleibt es auch, denn die Lichter verändern ständig Form und Intensität, und es gilt, nichts zu verpassen. Zwischendurch gibt es Suppe und heiße Getränke am Lagerfeuer, aber das Feuer beeinträchtigt die Sicht, und richtig wärmen tut es auch nicht in dem freigeschaufelten Schneerund. Also wieder zurück in die Kälte, wo die Aurora noch mal zu Höchstform aufläuft.
Bogdan ist selbst am begeistertsten und ruft ständig die Himmelsrichtung aus, in die zu schauen sich am meisten lohnt. Die Kamera sieht alles natürlich viel intensiver als unser Auge, aber die Säulen, Spiralen und Schleier sind auch mit bloßen Augen ein faszinierendes Naturspektakel. Die Lichter sind so intensiv, dass wir zeitweise sogar einen grünen Schimmer auf dem Schnee ausmachen können.
Die erste Nordlicht Tour war ein voller Erfolg. Aber als ich im Hotel ankomme, ist es halb drei, ich friere immer noch und bin total verspannt.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 3
- Monday, March 24, 2025 at 10:46 AM
- ⛅ 2 °C
- Altitude: 11 m
NorwayTromsdalen69°38’54” N 18°59’12” E
Pfeifkonzert in der Eismeerkathedrale
March 24 in Norway ⋅ ⛅ 2 °C
Um kurz nach sieben wache ich das erste Mal auf. Draußen ist strahlender Sonnenschein, aber ich habe erst 4 Stunden geschlafen, also drehe ich mich noch mal um. Als ich gegen neun Uhr aufstehe, ist der blaue Himmel schon fast wieder weg. Nach einem schnellen Frühstück mache ich mich auf den Weg auf das gegenüberliegende Ufer zur Eismeerkathedrale. Der Reiseleiter einer deutschen Gruppe gibt dort gerade ein Pfeifkonzert. So kann ich die fantastische Akustik wahrnehmen. Die Kathedrale ist hübsch, aber man hat auch nichts verpasst, wenn man sie nicht gesehen hat.
Bei dem schönen Wetter würde sich jetzt die Seilbahn Fjellheisen anbieten, aber die ist wegen des starken Windes gesperrt. Zu Fuß ist der Berg keine Option, das hat ein Pärchen der gestrigen Tour gemacht. Es sind nur 400 m Höhenmeter, aber der Weg ist so glatt und so steil, dass es nur mit Spikes geht. Runter sind die Leute von gestern dann auf dem Hang unter der Seilbahn auf dem Po gerutscht, und waren anschließend patschnass. Das muss ich mir wirklich nicht antun.
Da die Sonne schon wieder verschwunden ist (um 11 Uhr), gehe ich noch ein Weilchen in Tromsdalen spazieren. Zurück in meiner Unterkunft esse ich und lege mich dann ins Bett, um vorzuschlafen. Denn heute Abend startet schon meine nächste Nordlicht Tour.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 3
- Monday, March 24, 2025 at 11:24 PM
- ☁️ 0 °C
- Altitude: 14 m
NorwayLillesandnes69°37’16” N 18°14’25” E
Explosion in grün und pink
March 24 in Norway ⋅ ☁️ 0 °C
Heute Abend wieder Aurora Chase, diesmal mit Boukersen Heim AS und Guide Alba. Aurora Chase ist allerdings ein ziemlich irreführender Begriff: Es ist
eher Fischen als Jagen: Man sucht einen halbwegs wolkenfreien Ort und wartet dann ab, dass die Natur ihren Beitrag leistet und die grüne Lady sich zeigt. Dabei haben wir diesen Winter einen doppelten Rekord: die stärkste Sonnenaktivität und das schlechteste Wetter.
Die Tour startet schwach und endet stark. Zuerst der Schock: der Guide weiß nichts davon, dass in der Beschreibung ein Stativ als inbegriffen steht. Und ich habe mein klappriges Billo-Teil nicht dabei. Zum Glück bin ich die einzige mit Kamera, und ein Stativ haben sie doch dabei. Es kostet mich allerdings sehr viel Hartnäckigkeit und mehrmaliges Nachfragen, bis ich es sehr widerwillig ausgehändigt bekomme. Damit habe ich allerdings meine Chance auf einen Campinghocker verpasst, denn Alban hat mehr Gäste als Stühle dabei. So sitzen wir jetzt im Regen im Kreis, die anderen auf einem Hocker, ich auf einer Gummimatte, und schauen zu, wie sich Alba und der Fahrer bemühen, das Feuer anzubekommen. Immerhin haben wir Thermoanzüge.
Ich hatte da nicht mehr mit gerechnet und mich schon auf einen sehr frustrierend Abend eingestellt, doch nach etwa einer halben Stunde hört der Regen auf. Langsam zeigt sich in der Ferne eine kleine Wolkenlücke, die sich zunehmend in unsere Richtung ausbreitet. Und da ist auch schon das Nordlicht. Mit bloßem Auge ist es deutlich schwächer und blasser als am Vortag, aber die Kamera offenbart große Anteile an, pink und rot. Es wird stärker und schwächer, geht aber nie ganz weg. So langsam bekomme ich ein Gefühl dafür, wie ich bei Nachtfotos den Fokus meiner Kamera bedienen kann. Gestern war noch sehr viel Ausschuss dabei, heute wird es etwas besser (hoffe ich zumindest, genau weiß ich das erst, wenn ich die Bilder zu Hause auf dem Rechner anschaue.). Mit den Tipps von Alba werden aber auch die Fotos mit meinem Handy immer besser (siehe unten).
Alba macht Portraits von uns und lässt uns so lange bleiben, bis wir uns satt gesehen haben. Im Vergleich zu gestern sind wir deutlich länger vor Ort und trotzdem früher zurück, denn wir sind etwas früher losgefahren und die Entfernung war kürzer. Auch der Ort ist deutlich schöner: am Ufer eines Fjord mit tollem Blick auf die umgebenden Berge. Bei der Rückfahrt bin ich hoch zufrieden.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 4
- Tuesday, March 25, 2025 at 4:04 PM
- ❄️ -2 °C
- Altitude: 10 m
NorwayNordnorsk Kunstmuseum69°38’56” N 18°57’40” E
Lachs und Trolle
March 25 in Norway ⋅ ❄️ -2 °C
Die Nacht und den Vormittag hat es heftig geschneit. Rund um meine Unterkunft ist alles verzaubert, in der Innenstadt leider schon wieder matschig.
Heute bilde ich mich. Zuerst über Fischerei und Aquakultur in Norwegen, dann über Trolle. Man muss ja Bescheid wissen, was einen so erwartet und wie man sich dann am besten verhält. Es ist wirklich beunruhigend, wie viele gefährliche Kreaturen es hier in Wald, Bergen und Meer gibt, und wie infam sie sich teilweise tarnen. Ganz schnell endet ein Spaziergang mit Tod oder Unterjochung. Vor allem vor schönen Frauen und weißen Pferden muss man sich hüten. Immerhin sind die Sagen nicht sexistisch. Sogar von Meerjungfrauen gibt es ein männliches Pendant (mermaid & merman). Das hat man mir in der Schule nicht beigebracht.
Im Museum angekommen, entdecke ich tatsächlich gleich den ersten Troll - und zwar im Spiegel. Wie gut, dass daneben ein paar Tipps stehen, was zu tun ist.
In der Magic Ice Bar lasse ich den Tag ausklingen. Wie schön, dass heute keine Tour ansteht. So ein entspannter und terminloser Tag tut schon richtig gut, nach den anstrengenden nächtlichen Touren der letzten Tage.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 5
- Wednesday, March 26, 2025 at 10:12 PM
- ☁️ -5 °C
- Altitude: 379 m
FinlandBeattetguoika68°36’50” N 21°43’6” E
Viel Fahrt für (fast) Nichts
March 26 in Finland ⋅ ☁️ -5 °C
Es hat den ganzen Tag geschneit, und die Sonne hat sich nicht ein einziges Mal blicken lassen. Ich musste mich sehr aufraffen, um zumindest einen ausgedehnten Spaziergang zu machen. Am liebsten würde ich einfach in der Unterkunft bleiben und mich mit einem Buch auf die Couch kuscheln. Aber dafür bin ich ja nicht hergekommen. Also los zur letzten Nordlicht Tour dieses Urlaubs, diesmal mit Spiro von Spirit in the Sky. Die Wetterbedingungen sind so schlecht, dass wir sehr weit fahren, bis nach Finnland. Darf ich Finnland jetzt auf meiner Weltkarte frei rubbeln oder muss ich es dafür tatsächlich sehen? FindPenguins jedenfalls hat’s gezählt und mich zum Besuch eines neuen Landes beglückwünscht.
Die Tour ist sehr anders als die letzten beiden, nicht nur wegen der extrem langen Fahrt. Der Guide ist gleichzeitig auch Fahrer. Die Kommunikation beschränkt sich auf das absolute Minimum. Und leider ist das Wetter wirklich richtig mies. Der Guide gibt sich sehr viel Mühe und fährt vier Stunden durch dichtes Schneetreiben bis zu einer Stelle an der Straße, von der aus wir tatsächlich für ein paar Minuten ein paar Sterne sehen und einen winzigen Schimmer. Dann zieht es sich schon wieder zu. Es gibt das obligatorische Lagerfeuer direkt hinter dem Bus, Dazu labberige Würstchen an Holzspießen, die so kurz sind, dass man sich die Finger verbrennt, Marshmallows und Kakao. Dann fahren wir zurück.
Auf dem Heimweg halten wir noch einmal an einer Stelle mit minimalem Nordlicht, wo die obligatorischen Portraits absolviert werden. Gegen 3:30 Uhr bin ich zurück in der Unterkunft. Meine Ausbeute: jede Menge SMSe zur Tarifinfo. Nicht nur aus Finnland und Norwegen, sondern sogar aus Schweden. Hätte ich mal auf meine innere Stimme gehört und wäre im Hostel geblieben. Aber es ist halt Natur, da steckt man nicht drin. Und irgendwo hätte sich ja ein Wolkenloch auftun können. Der Geld kann nichts dafür. Er hat uns seine WhatsApp Gruppe mit 160 Tour Guides gezeigt, die alle in der Nacht kein Nordlicht gefunden haben.
Immerhin, eines habe ich gelernt: Finnland hat 1 Stunde Zeitverschiebung gegenüber Norwegen. Ich war kurz sehr verwirrt, dass wir schon so lange unterwegs waren.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 6
- Thursday, March 27, 2025 at 1:00 PM
- ❄️ 0 °C
- Altitude: 72 m
NorwayDoktordalen69°40’29” N 18°57’17” E
Tromsøbadet
March 27 in Norway ⋅ ❄️ 0 °C
Nach der gestrigen Nacht möchte ich zu einem normalen Schlafrhythmus zurückkehren und mir etwas Entspannung gönnen. Daher fahre ich ins Tromsøbadet und verbringe ein paar gechillte Stunden mit Schwimmen und Saunieren.
Dabei lerne ich einiges über die norwegische (skandinavische?) Saunakultur. Dass in Badekleidung sauniert wird, wusste ich schon vorher. Unsere deutsche Saunapraxis ist im weltweiten Vergleich ja eher ungewöhnlich und sorgt in allen anderen Ländern zu allerhand Fantasien. 😅
Überraschend fand ich, dass die meisten Saunabesucher beim Verlassen der Sauna ihr Handtuch liegen ließen, um ein paar Minuten später zurückzukommen. Das fand außer mir keiner komisch. Der freigehaltene Platz wurde selbstverständlich und ohne Murren respektiert. Vermutlich hängt das damit zusammen, dass man hier zwischen den Saunagängen keine längeren Ruhepausen macht, sondern nur kurz duscht und ein paar Minuten später schon den nächsten Saunagang macht.
Apropos Handtuch: die Handtücher, die hier zum Unterlegen verwendet werden, würden in Deutschland von der Größe her noch nicht mal als Gästehandtuch durchgehen. Einige hatten auch eine kleine faltbare Sitzgelegenheit aus Gummi dabei. Und einer einen Saunahut, das sah lustig aus.
Natürlich war Handyverbot, daher gibts keine Fotos. Draußen sah es aus wie gestern: im Vordergrund weißer Schnee, dahinter grauer Fjord vor grauen Bergen unter grauem Himmel. Die Kontraste sind auf dem Foto toll zu erkennen, nicht wahr? 😉Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 7
- Friday, March 28, 2025 at 12:01 PM
- ☁️ 0 °C
- Altitude: Sea level
NorwayThe Polar Museum69°39’9” N 18°57’49” E
Von Tieren und Menschen
March 28 in Norway ⋅ ☁️ 0 °C
Ich besuche das Polarmuseum, das die Geschichte des Rentier-, Polarfuchs-, Robben-, Walross-, Eisbär- und Walfangs in der Gegend von Spitzbergen darstellt (nicht zu reden von den Gänsen, Schneehühnern und Fischen. Es wurde alles gejagt, was gegessen oder verkauft werden konnte). Ich denke mir (mal wieder), die menschliche Gier und Grausamkeit ist grenzenlos.
Henry Rudy, der „Eisbärenkönig“, hat 713 Eisbären erlegt, gilt als Legende und hat die „königliche Verdienstmedaille“ erhalten. Er wird zitiert, wie traurig es ihn immer macht, ein verwaistes Eisbärjunges lebend an einen Zoo zu verkaufen. Von ähnlichen Gewissensbissen gegenüber den erwachsenen Tieren wird nichts erwähnt. Wanny Woldstad, die einzige Frau, die sich aktiv an der Jagd beteiligte, weswegen sogar eine Straße in Tromsø nach ihr benannt wurde, ist „greatly afflicted by tears of sorrow and fury“, als zwei ihrer Hunde bei der Eisbärjagd getötet werden. Das Erlegen ihres ersten Eisbären feiert sie als überwältigendes Erlebnis und großen Erfolg. Wanny Woldstad wurde ihrem Partner Sæterdal ein „perfekter Jagdkamerad“. Sie war eine exzellente „Jägerin, Köchin und Haushälterin“. Hier vermisse ich dann doch etwas kritische Distanz nicht nur aus Tierschutz-, sondern auch aus feministischer Perspektive. Stattdessen stellt die Begleitbroschüre des Museums fest, dass die die Jäger begleitenden Frauen positiven Einfluss auf das Leben der überwinternden Jäger hatten, und zwar in Form von Gardinen, Topfpflanzen, Tischdecken und besserem Essen…
Die Bestände aller Tierarten wurden in kurzer Zeit extrem dezimiert. Der Moschusochse ist heute auf Spitzbergen ausgestorben. Nur im zweiten Weltkrieg hatten die Robben ein paar Jahre Pause und konnten sich erholen, welche Ironie. Zu der Zeit waren die Jäger im Kriegsdienst und die Schifffahrt zu gefährlich. Im 20. Jahrhundert wurden zuerst die brutalsten Fangmethoden verboten, dann wurden einige Tierarten unter Schutz gestellt und Quoten eingeführt. Wirklich besser wurde es aber erst, als sich in den 1970er Jahren Umweltschutzorganisationen gegen den Pelzhandel stark machten und gleichzeitig die Betriebskosten der Fangflotten stiegen. Den Wechsel der Pelze vom begehrten Luxusobjekt zur moralisch inakzeptablen Peinlichkeit habe ich in meiner Kindheit mitbekommen.
Außerdem geht es - natürlich - um die diverse Expeditionen und Entdecker, allen voran Roald Amundsen, der nach einem abgebrochenen Medizinstudium erst Robbenfänger und dann Polarforscher wurde. Hier bin ich gespalten zwischen Ehrfurcht vor dem Entdeckergeist und Durchaltevermögen dieser Männer und der Frage, ob die Menschen wirklich unbedingt überall hin müssen. Doch alles in allem habe ich Respekt vor den Leistungen Amundsens. Und ich staune, dass er auf seinen Forschungsexpeditionen umfangreiche erdmagnetische und ozeanografische Messungen vorgenommen hat (bzw. vornehmen ließ, während er mit Hundeschlitten unterwegs war). Ich wusste bisher nur von der Erreichung des Südpols (und seinem Wettrennen mit Scott) und der Durchquerung der Nordwestpassage.
Den restlichen Tag verbummele ich und bedaure es ein wenig, keine Tour gebucht zu haben. Das Wetter ist heute deutlich besser. Ich habe am Mittwoch für meine misslungene Nordlicht Tour wirklich den schlechtesten Tag erwischt.Read more


















































































