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  • Day 10

    Abwechslungsreicher Aufstieg zu Chileno

    March 14 in Argentina ⋅ 🌧 7 °C

    Heute war wieder ein schöner Tag! Wettertechnisch viel besser als erwartet! Angesagt war leichter Regen ab 12 Uhr und starker Regen ab 15 Uhr. Am Ende hat es zwar lange gepieselt, aber wir hatten nur 1h Regen, ohne Wind, für den mein Regenponcho wieder zum Einsatz kam. Das Wetter war heute besonders wichtig, denn es stand wieder eine lange Tour mit vollem Gepäck an. Es ging ca 16 km vom Camping Francés zum Camping Chileno. Es war eine sehr schöne Tour. Zwar hatten wir den Sonnenaufgang knapp verpasst, aber es war ein super schöner Morgen bei dem die Sonne es auch nur knapp verpasst hat, mal hinter den Wolken hervorzukommen. Dafür hat sie uns aber einen fantastischen Regenbogen gezaubert. Ein voller Bogen von den eisbedeckten Gipfeln bis zu den Bergen hinterm See. Und als Extra sogar soch den Anfang eines zweiten. Dieses Naturschauspiel hielt nicht mehr als 5 Minuten an - wir waren wirklich Glückskinder!
    Erste Pause gab es im Refugio Los Cuernos ("Die Hörner") 9:30 Uhr nach den ersten 1,5 h. Ein holländisches Pärchen haben mir einen Cookie gefüllt mit Marmelade (eine Spezialität aus Argentinien) überlassen. Sie wollten nicht so viel tragen (10gramm?). Dankjewel! War sehr lecker und ich werde in Argentinien danach Ausschau halten.
    Berghoch, bergrunter und plötzlich waren wir am Ufer des Sees Nordenskjöld. Klingt nach Norwegen. So langsam frage ich mich, warum es keinen Bezug zu Alemana gibt. Jedenfalls sind wir keinem entgegengekommen. Aber zurück zum See: "Ein Tag am Strand." (Norbert). "Kein Badewetter" (Karla). Tatsächlich war es heute sehr herbstlich, was ich auch in den Fotos einfangen konnte. Neben den Farben der Flora gab es auch noch bunte Steine. Von den Bergen hat man heute eher wenig gesehen. Dafür gab es eine schöne, weil wackelige, wenn auch kurze, Hängebrücke über den Rio Ontario und auf dem Weg zum Camping Chileno nach dem Abzweig zum Camping Central viel Matschepampe. Ab hier änderte sich auch die Landschaft, in der wir unterwegs waren. Bislang sind wir zwischen Berghang und See gewandert. Jetzt wurde es eine weite Heidefläche mit Wellen, unterbrochen von wenigen Sträuchern, die die 1m-Höhengrenze überschritten. Es war einsamer, da viele ihre Unterkunft in Central hatten. Für uns ging es weiter bergauf. Wir haben heute in Summe 690 Höhenmeter überwunden. Unterwegs haben wir das erste Mal (und danach mehrfach) unsere Trinkflaschen aus einem Bach mit Gletscherwasser gefüllt.
    Der Weg war sehr anspruchsvoll und abwechslungsreich. Es ging über viele lose Stein, die teilweise auch Bäche waren, durch Regenwasserpfützen, auf sehr schmalen Trampelpfaden zwischen engen Sträuchern hindurch, über Baumstämme balancieren durch ein Moor ... unsere Laufgeschwindigkeit mussten wir drastisch reduzieren. Sie betrug mit Pausen 2 km/h. Es ist nicht zu vergleichen mit Wandern in der Dresdner Heide oder Sächsischen Schweiz. Die letzten 500m ging es steil bergauf, bergab, bergauf, bergab ... - meist auf Schiefer, der die Konsistenz von groben Sand hatte. Es war anstrengend. Bei all dem haben wir uns beide sehr über unsere Wanderstiefel gefreut! Ein junger Mann aus Ecuador hat uns in der Heidelandschaft überholt - er war in Turnschuhen unterwegs, von denen einer schon getapt war. So geht es auch!
    Kurz vorm Ziel, welches wir 16 Uhr erreicht hatten, hat mir noch ein kleiner Vogel die Ehre erwiesen, solange sitzen zu bleiben, bis ich meine Fotos von ihm schicki gemacht habe. War ein kleiner runder, graugrün. Er heißt. Chercán.
    Im Camp haben wir wieder ein Dachgepäckträger-Zelt bezogen. Es ist hier aber um einiges kälter als gestern, da wir ganz in der Nähe des rauschenden Gletscherflusses campieren.
    Zum Abendessen hatten wir beste Gesellschaft mit einem Pärchen aus Chicago und Silvia aus Italien. Silvia ist für in Italien für die International Federation of Sport Climbing (IFSC) tätig und war heute, an ihrem ersten Tag, auf der Aussicht der drei Torres (ohne sie zu sehen). Dabei ist sie in so einen starken Regen und Schnee geraten, dass ihre erprobten Wanderstiefel komplett durchnässt waren. Der einzige Ofen im Restaurant war heiß begehrt (im wahrsten Sinne). Silvia hat das Trocknen der Schuhe dort allerdings aufgegeben. Sie wird es morgen mit trockenen Socken und Plastetüten in den Schuhen versuchen. Sie hat das alles mit sehr viel Humor genommen - super sympathisch!
    Essen läuft hier an jedem Ort anders ab. Während im Camping Francés persönlich darum gebeten wird, die Tische für Leute, die Abendessen (teuer) gekauft haben, zu räumen (was nicht passiert, so dass man mit seiner Box rumsteht), wurden hier im Camping Chileno einfach alle gebeten, den Raum zu verlassen. Dinnergäste durften nach 45 Minuten (18:15 Uhr) wiederkommen, die anderen 20:00 Uhr. Als wir den Raum wieder betraten, war er durchgefegt und eingedeckt. Das Essen wurde serviert. Das gab's auch noch nie. Bislang hatten wir Essenausgabe wie in der Schulküche (Refugio Grey) und Essen aus der Pappbox, die man sich abholt (Campng Francés). Heute gab es Lachs mit Mus aus schwarzen Bohnen, vorher Suppe, danach Dessert. Dazu nur Bier (für Norbert), leider keinen Rotwein und keinen Calafate Sour - den hätte ich heute gerne mit Silvia getrunken.
    Oh, im Aufenthaltsraum gab es noch einen „Getränkedosenzermatscher“, den ich natürlich ausprobiert habe.
    Zurück im Zelt klingt der Fluss wie die laufenden Motoren von 3 LKW. Stinkt aber nicht 😀 Während ich das schreibe, schläft Norbert schon. Wir haben es geschafft und ich freue mich unglaublich auf die warme Dusche und saubere Kleidung morgen. Momentan fühlt es sich sehr ungemütlich um nicht zu sagen eklig an. Aber warm ist mir schon im Schlafsack.
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