Naja, nicht ganz die geplanten 1000km dank Chaos auf den Gleisen und Materialbruch. Trotzdem viel Radfahren, Natur, Land und Kultur auf dem Weg von Regensburg nach Berlin. Read more
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  • Day 1

    Ein Start mit Hindernissen

    June 9, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 15 °C

    Viele Vorbereitungen hat es gebraucht; einen neuen Lastenanhänger habe ich gebaut, dann nochmal umgebaut (3x umgeworfen - jetzt hat er Stoßdämpfer) und schließlich noch ein kleiner Küchenblock fürs Zelten. Jetzt kann die erste große Reise losgehen. Weil ich mir Walhalla mal in Ruhe ansehen will, soll es in Regensburg losgehen und dann folge ich dem Radfernweg D11 knapp 1000km bis nach Hause.

    Das wird vermutlich sportlicher als gedacht, denn leider liegt der zweite Akku für mein Pedelec vermutlich noch in Einzelteilen in China. Naja, ich brauche trotzdem Urlaub und dann muss eben in der Mittagspause nachgeladen werden.

    Heute bewege ich das Gespann nur wenig. Von zu Hause geht es etwas über 10km an den wichtigsten Berliner Sehenswürdigkeiten vorbei zum Hauptbahnhof. Ich bin sehr pünktlich dort, aber natürlich gibt es kurz vor Einfahrt des Zuges einen spontanen Gleiswechsel. Einem hilfreichen Pärchen sei Dank gelingt mir der noch ganz gut, aber das soll wohl ein Zeichen für den Tagesverlauf sein. Eigentlich will ich in Nürnberg nur in den RE nach Regensburg umsteigen und zwar auf dem selben Gleis. Aber natürlich gibt es einen weiteren Bahnsteigwechsel, weshalb ich meinen Zug verpasse.

    Eine Stunde später fährt der Zug zwar ein aber nicht ab. Laut Schaffner liegen Gegenstände auf dem Gleis, es könnte beschädigt sein. Mein bisschen Urlaubsstimmung ist weg, ich hab keine Lust mehr mit Hänger und Rad von Bahnsteig zu Bahnsteig zu hetzen, ich entscheide spontan in Nürnberg zu bleiben. Das liegt sowieso auf der Route. Also schnell zum Campingplatz und das Zelt aufbauen. Noch ein bisschen Einkaufen und endlich beginnt mein Urlaub bei einem leckeren Abendessen mit typisch fränkischer Küche: im japanischen Restaurant 🤓
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  • Day 2

    Tagesausflug nach Regensburg

    June 10, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 23 °C

    Gestern ging es nicht, aber Walhalla und Regensburg will ich sehen, deshalb heute Versuch Nummer zwei. Natürlich hat die DB an mich gedacht, ohne Extrawurst geht es ja nicht. Wieder kurzfristiger Gleiswechsel aber dafür steht der Zug erstmal 30min rum, denn offenbar ist ein Teil der Strecke heute nur eingleisig befahrbar. Was da gestern wohl „jemand auf dem Gleis liegen lassen hat“?

    Immerhin habe ich heute nur das Rad und leichtes Tagesgepäck dabei und stehe nicht unter Zeitdruck. Nach ein paar Seiten in meinem Buch komme ich bei schönstem Sonnenschein in Regensburg an. Navi an und ab auf den Donauradweg bis Donaustauf. Bei der Etappe den Berg nach Walhalla hinauf bin ich irgendwie froh, dass ich ein Pedelec fahre.

    Die Tempelanlage selbst darf nur zu Fuß erkundet werden, dafür ist es innen angenehm kühl. Es sind einige Büsten von wichtigen deutschsprachigen Persönlichkeiten ausgestellt, aber die Auswahl ist doch sehr konservativ. Kein Willy Brandt, kein Karl Marx oder Bertold Brecht. Dafür natürlich Konrad Adenauer und Ludwig der Wasweißichwievielte Bayernkönig hat gleich ne ganze Statue bekommen. Ist allerdings auch wenig verwunderlich, wenn besagter Ludewig die Kulturstätte erbauen lassen hat und sie vom Freistaat verwaltet wird 🤓

    Danach entscheide ich mich spontan, einen kurzen Abstecher zur Burgruine Donaustauf zu machen. Liegt quasi auf dem Weg zurück, bin nur erneut froh über den elektrischen Rückenwind. Die Aussicht hier ist schöner als von Walhalla aus. Ideal für ein Päuschen.

    Zurück in Regensburg mache ich eine Sightseeingtour mit der Bimmelbahn für den Überblick und schlendere dann durch die mittelalterlichen Gassen. Mit nem Eis in der Hand geht das prima und die Stimmung in der Stadt ist gelassen. Irgendwann habe ich keine Lust mehr und setze mich in den Zug zurück nach Nürnberg. Den erwische ich gerade so und diesmal ist er nur halb voll. Ab jetzt ist keine Bahnfahrt mehr geplant.

    Sportlich ist das heute nur eine Herausforderung für den Po. Morgen folgt die erste richtige Etappe und sie ist gleich die längste der ganzen Reise. 88,5km sind geplant, im Großen und Ganzen hauptsächlich leicht bergab. Deswegen geht’s heute früh ins Bett.
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  • Day 3

    Der erste große Wurf

    June 11, 2022 in Germany ⋅ ☀️ 21 °C

    Aaaaalsoooo… ich stehe extra früh auf, damit ich schön entspannt radeln kann und zwischendurch Zeit ist, um Bamberg anzusehen. Aber leider entscheidet sich der Hänger dagegen und muss ein bisschen überzeugt werden.

    Es ist nicht direkt etwas kaputt, aber die Aufhängung der rechten Achse kommt mit der Belastung nicht so zurecht, glücklicherweise beschwert sie sich gleich in Nürnberg. Nach dreimal Hänger umpacken ist klar: da muss was geändert werden 🤬

    Dem Glück der Doofen ist es wahrscheinlich zu verdanken, dass nur 200m weiter auf der Strecke ein Fahrradladen gerade öffnet und dessen Inhaber und sein Mechaniker wirklich hilfsbereit sind. Ich darf in die Werkstatt und Slava steht mir dort während eines zweistündigen Kurzpraktikums mit Rat und Tat zur Seite. Ohne ihn wäre die Reise hier zu Ende. Vielen Dank an dieser Stelle!

    Es folgt eine der schönsten Strecken, die ich je mit dem Rad gefahren bin. Von Nürnberg nach Fürth direkt am Donauufer entlang, durch verträumte Wälder und vorbei an alten Gemäuern - plötzlich landet man dann auf einem alten Marktplatz und gleich darauf geht’s zurück ins Grüne. Leider habe ich jetzt nur noch Zeit zum Genießen und nicht zum Fotografieren.

    Das Stück am Main-Donau-Kanal führt allermeistens auf dem Deich entlang; wieder Erwarten gibt es nur wenig Gegenwind und der Belag fährt sich super. Überhaupt ist bisher alles exzellent asphaltiert.

    In Bamberg mache ich dann doch ein bisschen Sightseeing. Erst hole ich mir ein dringend benötigtes Eis an einem niedlichen Kiosk direkt am Wasser, dann fällt mir siedend heiß ein, dass morgen Sonntag ist. Also ein kurzer Abstecher in die Kaufhalle und natürlich in den Baumarkt, für einen kleinen Umbau, den ich auf morgen früh verschiebe.

    Die letzten 17km ziehen sich wirklich, vor Allem weil ich Akku sparen muss. Unterwegs kommt keine echte Gelegenheit zum Laden, deshalb kann ich einige Passagen leider nicht mit zweiter Unterstützungsstufe fahren - auch wenn meine Beine das sehr gerne wollen würden. Dafür ist es dann eine Punktlandung. Am Zeltstellplatz schaltet sich das System ab 🙃

    Jetzt schnell Zelt aufbauen, Baden gehen und Abendessen kochen. Das habe ich mir nach dem sportlichen Programm verdient!
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  • Day 4

    Endlich Urlaub

    June 12, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 25 °C

    Alles auf Anfang: Heute soll alles klappen und deswegen stehe ich wieder früh auf, frühstücke entspannt im Schatten während die kräftige Morgensonne Zelt und handgewaschene Klamotten trocknet.
    Das geht ziemlich schnell, und da kaum Wolken am Himmel sind, soll es den ganzen Tag so richtig brutzeln. Also schnell alles einpacken, Sonnenschutz auftragen, anziehen und los geht’s.

    Vor der Mittagspause will ich erstmal Kilometer schrubben, denn dann ist es noch nicht ganz so heiß und ich freue mich immer, wenn ich nach der großen Pause weniger schaffen muss als davor. Dann merke ich nämlich immer die Beine und vor Allem den Po. Die drei scheinen immer zu denken, dass der Tag mit der Pause schon beendet sei.

    Der Weg ist weiterhin gut asphaltiert und meinem Gefühl nach geht es stets leicht bergab, obwohl der benachbarte Main eigentlich in die entgegengesetzte Richtung fließt. Die dicht befelderte Landschaft des Maintals wechselt sich in schöner Regelmäßigkeit mit kleinen pittoresken Dörfern ab. Das liebe ich am Radfahren, anders sind diese Orte gar nicht zu entdecken.

    Nach 40km und einigen kurzen steilen Aufstiegen brauche ich aber dringend eine Pause. In einem unscheinbaren Tennisclub mitten im Industriegebiet finde ich eine tolle Gaststätte, das Eignerpaar lädt mir meinen Akku auf und macht richtig gutes russisches Essen, mit Salat vom eigenen Hochbeet. Abgeschnitten und direkt auf den Teller 🤤

    Danach lasse ich es etwas sanfter angehen, ich erlaube mir etwas mehr elektrischen Rückenwind und ein Eis in Kulmbach. Eine Dreiviertelstunde später komme ich in Stadtsteinach an, meinem Ziel für den Tag. Jetzt erstmal in den Schatten setzen, Wasser trinken und Reisetagebuch schreiben. Alles in Allem ein richtig guter Tag!
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  • Day 5

    Ab ins Fichtelgebirge!

    June 13, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 17 °C

    Uiuiui heute kommt der steilste Anstieg der ganzen Reise, deswegen stehe ich wieder lieber früh auf um mich nicht hetzen zu müssen. In weiser Voraussicht hat Vergangenheits-Marcus wegen des Höhenprofils heute nur 60km eingeplant - das sollte doch wohl zu schaffen sein.

    Also nicht verzagen und schnell frühstücken, alles zusammenpacken und ab dafür. Die ersten 20km gehen gut voran, erst leicht bergab und danach leicht bergauf, die Umgebung wird ebenfalls bergiger.
    Aber irgendetwas ist komisch, mir kommt das Rad auf den Kuppen so langsam vor. Und tatsächlich muss ich feststellen, dass meine Hinterradbremse ein wenig schleift. Das ist nicht weiter schlimm, kann man neu einstellen, muss aber ein Profi machen. Nur ist hier weit und breit kein Profi.
    Es hilft alles nichts, ich muss alle Anstiege so fahren bis ich an einem Fahrradladen vorbeikomme, und das wird wohl erst morgen passieren. Irgendwie erinnert mich das an eine Story, die meine Mutter gern erzählt…

    Dafür ist der Radweg an sich heute zauberhaft. Das letzte Stück des Mainradwegs folgt auf einer ehemaligen Bahntrasse dem Weißen Main stetig mit ca. 5% Steigung bergauf. Und da ich vorher mit der Energie gut gehaushaltet habe, macht das richtig Spaß.
    Kurz vor Bischoffsgrün muss ich allerdings links abbiegen, um nach einem kurzen Stück über Land auf den Saaleradweg einzuschwenken.

    Und da stehe ich plötzlich am Fuß des steilsten Stücks. Mir ist sofort klar: das muss ich schieben - wer hat das nochmal so geplant?
    Na gut, dann alle Kraft voraus und los. Warum hilft meine Schiebehilfe eigentlich so wenig? Und warum bin ich schon kaputt und das waren gerade mal 100 Meter? Und wie kommen diese LKWs eigentlich so schnell hier rauf?!?

    Da hilft nur Kopf ausschalten und einen Fuß vor den anderen setzen, wie meine Oma immer sagt. Gespickt mit drei bis zehn Pausen schaffe ich auch diese 300 Meter den Berg hoch. Bald schon kann ich wieder in die Pedale treten und es wird entspannter. Die Aussicht von der Kuppe ist jetzt richtig toll! Zeit für ne Pause um den fast leeren Akku des Fahrrads aufzuladen.

    Aber hier gibt’s nichts. Und im nächsten Ort auch nicht. Und nicht im übernächsten. Langsam wird mir mulmig zumute, gleich gehen die Anstiege wieder los und die schaffe ich definitiv nicht ohne Hilfe.
    In Gefrees finde ich dann endlich eine Bäckerei, die nette Verkäuferin nimmt mir mein Ladegerät ab und serviert mir belegte Brötchen und einen Cappuccino. Sie mache gleich 1h Mittagspause - das passt mir gut, denn so lange muss der Akku wenigstens ans Netz, um die nächste Passage zu schaffen.
    Ich nutze die Zeit um ein paar Kleinigkeiten im Rewe zu besorgen und den Ort etwas zu erkunden.

    Mit Blasenpflastern und After Sun Lotion im Gepäck geht’s wieder weiter, diesmal kommt zu den Aufstiegen Gegenwind dazu. Klar, auf den Kuppen gibt es weniger Bäume und über den weiten Feldern hat der Wind freies Spiel.

    Wunderbarerweise habe ich nur noch 17km vor mir und betätige daher beherzt die „+“-Taste am Lenker. So geht es mit eigenem Rückenwind die landschaftlich schöne Strecke gen Wülmersreuth bei Weißdorf. Dort übernachte ich in einem gemütlichen Gasthof mit Fahrradstellplatz in der Scheune. Morgen geht der Saaleradweg erst so richtig los!
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  • Day 6

    Gewaltmarsch am Rennsteig

    June 14, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 21 °C

    Okay ich gebe zu, ich habe ein bisschen Bammel vor der heutigen Etappe. Sie hat die meisten Höhenmeter und es geht sowohl steil bergauf als auch bergab. Also will ich heute wieder früh los, denn die ersten 40km sind verhältnismäßig entspannt - nur ein großer Anstieg und ein paar kleine.

    Da ist es echt praktisch, dass ich in einer Pension übernachtet habe - das Zusammenpacken geht viel schneller und das Frühstück ist auch schon fertig 🤓
    So bin ich schon 7:30 Uhr auf dem Weg und komme gut voran. Bereits 9:00 Uhr bin ich in Hof - da hat noch kein Fahrradladen geöffnet. Ich will aber nicht erst eine Stunde warten bis jemand meine Bremse anschaut - ich brauche auch noch keine Pause und der Akku ist recht voll. Also weiter wie bisher.

    Allerdings merkt man das Mittelgebirge hier schon viel deutlicher. Die Steigungen sind im Durchschnitt zwar in der Naviapp gut dokumentiert, aber hin und wieder wird es höllisch steil. Danach brauche ich immer eine kurze Pause. Bergab bin ich auch nicht schneller, hier halte ich immer wieder an, um die Bremsen abkühlen zu lassen.

    An Hirschberg will ich schon fast vorbeifahren, weil ich den folgenden kleinen Anstieg noch schaffen will - da fällt mir ein kleines Schild auf: „Kreativcafé.“ Nachdem ich gestern fast keine Gelegenheit zum Einkehren gefunden habe, lasse ich mir das nicht entgehen.
    Zum Glück ist dienstags geöffnet und ich darf meinen Akku anstecken. Den lade ich lieber voll, wer weiß was noch kommt. Deshalb schaue ich mir nach etwas Kuchen und Kaffee das Museum über die ehemalige Lederfabrik an und spaziere anschließend durch den Ort.

    Nach zwei Stunden geht es weiter Richtung Blankenstein. Es wird richtig anstrengend. Eigentlich wollte ich ja nicht mehr schieben aber beim zweiten großen Gipfel des Tages (und auch danach) geht es an manchen Stellen einfach nicht anders. Bergab macht es auch nicht viel mehr Spaß, ich muss mich wirklich konzentrieren damit ich sicher runter komme. Wer zur Hölle hat eigentlich den Rennsteig erfunden?!

    In Harra am Trepplesfelsen habe ich mir einen Ausweichcampingplatz herausgesucht, den ich anfahren wollte falls ich nicht mehr weiter kann. Aber jetzt hat mich der Ehrgeiz gepackt - die 17km schaffe ich noch!
    Außerdem will ich den letzten Gipfel nicht in die nächste Etappe mitnehmen, da gibt es schon genügend Auf und Ab. Und bestimmt kann man am Bleilochstausee irgendwo ein Eis und ein paar Elektronen bekommen…

    Denkste - es gibt sage und schreibe ein Gasthaus und das hat zu. Zum Glück habe ich vorhin den Akku voll gemacht, so setze ich mich einfach mitten im Wald in den Schatten und mache eine Stunde lang Pause mit den Snacks, die ich dabei habe.
    Dann kommt der letzte Gipfel und auf halbem Weg nach oben steht plötzlich nur noch ein Akkubalken auf dem Display 😱 Mir rutscht das Herz in die Hose. Ich habe doch danach noch einen letzten kleinen Hügel zu bewältigen! Hoffentlich reicht das noch.

    Im Tal dahinter angekommen bin ich wirklich sparsam mit der Unterstützung, fast immer ist sie völlig abgeschaltet um später noch das letzte Quäntchen Energie nutzen zu können. Und es reicht … nicht.
    Nach dem ersten Drittel bergauf muss ich absteigen und das Gespann schieben. Ohne Schiebehilfe, denn die gibt es jetzt auch nicht mehr. Glücklicherweise ist die Steigung nicht so wild, der Fußmarsch dauert nur 20 Minuten. Trotzdem - ich will nicht mehr.

    Und dann geht es nur noch zwei Kilometer leicht bergab, den Campingplatz am See kann ich schon sehen, eine bessere Motivation gibt es gar nicht.
    Nach dem Zeltaufbau muss ich mich erstmal im Wasser abkühlen. Dann gibt’s was zu Essen und ich freue mich wahnsinnig, dass ich hier zwei Nächte bleiben kann.
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  • Day 7

    Ein richtiger Tag zum Faulenzen

    June 15, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 27 °C

    Der Wecker ist zwar ausgeschaltet, aber ich bin trotzdem 7:30 Uhr schon ausgeschlafen. Könnte auch daran liegen, dass die Sonne das Zelt brutzelt aber das ist für mich einfach die beste Ausrede, um gleich das erste Mal Baden zu gehen.

    Das wird immer wieder mal passieren, schließlich werden heute mehr als 30 Grad in Schatten (hier gibt’s kaum welchen) und es geht fast kein Wind. Übrigens ist das hier der größte Stausee in Deutschland.
    Nach einem entspannten Frühstück werfe ich die Waschmaschine an und erkunde in Badehose und Shirt den größten Ort in der Nähe.

    Saalburg hat einen ganz eigenen Charme, denn es wirkt recht verschlafen. Es gibt einige Häuser, die Pflege brauchen und auch Orte, die an vergangene Zweiten erinnern. Dafür gibt es je eine gut besuchte Bäckerei und Fleischerei an der Hauptstraße und am kleinen Hafen zwei große Hotelrestaurants, Schiffsrundfahrten und sogar Fisch (-brötchen).
    Also decke ich mich nach einem Rundgang um die alte Burgmauer mit etwas Brot und Pfefferbeißern für die nächsten paar Tage ein und fahre erstmal zurück zum Campingplatz, Wäsche aufhängen und Baden gehen.

    Nach etwas Lesen und einem kurzen Nickerchen kühle ich mich nochmal im See ab und radle wieder nach Saalburg; nachmittags geht eine kurze Rundfahrt mit dem Schiff zur Staumauer - die gönne ich mir für einen kurzen Ausblick auf Morgen. Es gibt an Bord sogar Aperol Spritz…

    Und damit ich nicht sofort wieder zurück muss setze ich mich danach bei einem leckeren Eisbecher an den Hafen und schreibe Reisetagebuch 🙃

    Mehr passiert heute nicht mehr, ich lasse den Abend in Ruhe ausklingen und bin gespannt auf das stetige Auf und Ab morgen.
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  • Day 8

    Sisyphosfahrerei

    June 16, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 24 °C

    Irgendwie komme ich heute morgen nicht so recht aus dem Knick, alles dauert länger als gedacht und nach Lust muss ich auch noch suchen. Gegen 9:30 mache ich mich dann auf den Weg und so langsam freue ich mich auf die Etappe. Erster Halt ist die Bleilochstaumauer, gestern noch vom Schiff aus angesehen darf ich sie jetzt überqueren und danach geht es ab in den Wald.

    Der erste Regen lässt nicht lange auf sich warten aber der verdirbt mir die gute Laune nicht, ist schließlich nur ein kurzer Schauer. Danach brennt die Sonne wieder alles nieder was keinen Schatten hat.
    Die Strecke ist anspruchsvoll. Fast alles ist im Wald auf Schotterwegen und dazu geht’s ständig hoch und runter. Natürlich auch richtig steil, sodass ich wieder ein paar Mal schieben muss. Aber mit Saft im Akku macht das alles auch viel mehr Spaß. Und es fühlt sich gerade in der Nähe der Saale sehr nach Urwald an. Toll!

    Im Nu bin ich an der Linkenmühle angekommen, hier gibt es eine Fähre ans andere Ufer. Aber erstmal brauche ich ne Pause, der letzte Gipfel war wirklich anstrengend. Und den Akku stecke ich vorsichtshalber auch an.
    Aus einem Radler und Sauerbraten mit Thüringer Klößen werden eh ich’s mich verseh ganz schnell anderthalb Stunden. Naja, dafür ist der Akku jetzt fast voll und ich kann so oft ich mag die „+“-Taste drücken.

    Das ist beim folgenden Gipfel auch nötig. Fast 300 Höhenmeter geht es so steil bergauf, dass ich nicht weiter runter schalten könnte, aber es geht geradeso und mit 10km/h quäle ich mich hinauf.
    Ich komme mir vor wie Sisyphos, nur dass ich weiß, dass dies der letzte echte Berg dieser Reise ist. Es gibt zwar noch ein paar Hügel aber die sind kein Vergleich.

    An der Talsperre Hohenwarte angekommen habe ich irgendwie noch Energie und Lust zu fahren, deswegen plane ich schnell um und fahre weiter bis Saalfeld. So spare ich mir einen Hügel und muss ab morgen kaum noch einmal steil bergauf fahren 😎

    Leider ist ein Teil des Radwegs gesperrt, so muss ich das letzte Stück auf der stark befahrenen Landstraße bewältigen. Es wird heute wieder eine Punktlandung. Mit nahezu leerem Akku halte ich in der Altstadt für ein Eis an und fahre dann die 1,5 km an die Saale zum Campingplatz.
    Mal sehen, ob ich nachher noch ein bisschen die Stadt erkunden kann. Jetzt schreibe ich erstmal Reisetagebuch mit im Fluss baumelnden Füßen 🌞
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  • Day 9

    Heiß - heißer - kaputt!

    June 17, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 27 °C

    Die Nacht war nochmal richtig kühl, dafür sollen es heute 35 Grad im Schatten werden. Das merkt man auch schon früh am Tag, deswegen packe ich lieber schnell ein und gehe vorm Besuch in der Werkstatt noch kurz für die nächsten paar Tage einkaufen.

    In der Werkstatt angekommen werde ich zwar schnell bedient aber der Mechaniker wirft nur einen kurzen Blick und meint die Hinterradbremse wäre nur dreckig und dass es dann ein bisschen schleift sei normal. Ich solle das mal sauber machen 🤨

    Das ist nach meiner bisherigen Erfahrung mit Scheibenbremsen an Fahrrädern eine hanebüchene Ausrede (es herrscht großer Ansturm) und ich mache mich lieber gleich vom Acker. Im Baumarkt hole ich mir noch eine neue Luftpumpe, denn als ich heute morgen vor Abfahrt alle Reifen prüfen will, macht die auch nen Abgang.

    Also los und ab auf die Piste. Bin ich froh, dass es bei der Hitze nur 55 km sind und dabei meist ebenerdig. Ich mache immer wieder Trinkpausen und schaue mir dabei kleine Dörfer an oder auch die Weißenburg.
    In Kahla komme ich dann aus Versehen an einer weiteren Fahrradwerkstatt vorbei - nichts wie rein und nach einer Zweitmeinung fragen. Der nette Mechaniker meint, bei viel Bergfahrerei kann sich der Bremssattel mal verschieben. Zusammen bessern wir das in zwei Minuten aus und er zieht mir auch die Anhängerkupplung nochmal fest. Ich bin überglücklich und dafür gibt’s 3€ in die Kaffeekasse 😎

    Ich merke sofort einen Unterschied beim fahren und das letzte Stück nach Jena hinein macht richtig Laune.

    Bis ich im Stadtpark ein Krachen aus meinem Hinterrad höre 😱

    Irgendwie beschleunigt das Rad komisch. Und manchmal drehen die Pedale durch. Ich kann zwar noch langsam fahren aber ab 15km/h findet keine Kraftübertragung mehr statt. Mir schwant Übles. Ich rette mich erstmal auf den Campingplatz. Danach setze ich mich in den Schatten und telefoniere mit meinem Stammgeschäft, dort habe ich das Rad gekauft und gebe es in den Service.

    Nach einem ausführlichen technischen Gespräch ist klar: die stufenlose Nabenschaltung ist Schrott, sie muss ausgetauscht werden und dafür muss das Rad in den Laden nach Teltow.

    Damit ist meine Radreise spontan in Jena zu Ende. Glücklicherweise hab ich eine Versicherung mit Pickup-Service, die ich eigentlich gegen Diebstahl abgeschlossen habe. Das ist jetzt sehr praktisch, denn ich schildere am Telefon mein Problem und der nette Herr kümmert sich um eine Lösung, idealerweise ein Mietwagen in den Rad und Hänger passen.

    Ich mache mich auf den Weg in die Innenstadt und besorge mir noch ein Eis. So kann ich Reisetagebuch schreiben und ein bisschen die letzten Tage Revue passieren lassen.

    Leider lässt die nächste schlechte Nachricht nicht lange auf sich warten. Es gibt keine Mietwagen in passender Größe mehr. Nach viel Rumtelefonieren und selbst nach Autos gucken entscheide ich mich für die günstigste Variante: mit drei verschiedenen REs und zuletzt der Berliner S-Bahn nach Hause. Nachts ist am wenigsten los und hoffentlich noch Platz für Rad und Hänger.

    Auf geht’s!
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  • Day 10

    Ostkreuz

    June 18, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 18 °C

    Es wird Zeit für ein kleines Fazit und Update. Zunächst zur Zugfahrt zurück nach Berlin:

    Alles in Allem hat es super funktioniert; die Züge waren wie erwartet recht leer, es gab reichlich Umsteigezeit (die Züge standen sogar jedes Mal schon am Bahnsteig) und keine Gleiswechsel. In Magdeburg allerdings konnten wir nicht pünktlich abfahren, denn kurz vorher hatte ein entgegenkommender Zug wohl eine Person überfahren.
    Die Untersuchung durch Kripo und Notfallmanager der DB und die Aufräumarbeiten dauerten 2,5 Stunden. Zum Glück hat uns das Zugpersonal regelmäßig über den aktuellen Stand der Dinge informiert, allerdings hätten wir ursprünglich in Brandenburg a.d. Havel umsteigen müssen.

    Wir kamen jedoch so spät los, dass wir dort einfach eine weitere Stunde am Bahnsteig gewartet haben und dann als regulärer 4:25 Uhr-Zug abfuhren. So konnte ich bis Berlin-Ostkreuz fahren ohne noch in die S-Bahn umsteigen zu müssen. Das letzte Stück bin ich dann mit dem Rad schön langsam nach Hause gefahren.

    Ich bin dann erstmal ins Bett gefallen und habe nachmittags nach dem Aufstehen die Waschmaschine angeworfen, ein paar Kleinigkeiten besorgt (der Kühlschrank war leer) und abends ging es auf einen Geburtstag.

    Es war wieder unglaublich heiß, ich war froh, dass ich in Köpenick nochmal baden gehen konnte. Der krönende Abschluss des Tages war dann das Feuerwerk des Stadtfestes in der Nähe der Altstadt.

    Den Sonntag habe ich dann nach einem ausgiebigen Frühstück mit einer guten Freundin genutzt, um eine Alternative für die restliche Urlaubswoche zu finden. Dienstag geht’s los - lasst euch überraschen 😉

    Ein paar zusammenfassende Fakten:
    - Höchstgeschwindigkeit ohne Hänger 57 km/h (bergab von Wallhalla nach Donaustauf)
    - Höchstgeschwindigkeit mit Hänger 45 km/h (bergab auf breiter Landstraße)
    - 5 eingeatmete Insekten während der Fahrt
    - ein geschrotteter Campingkocher
    - gebrochene Nabenschaltung
    - Sonnenbrand schon am zweiten Tag
    - richtig viel Spaß gehabt trotz des Sports 😎
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