• Spaziergänge mit Hilde

Linkerhand ist immer Wasser

Die etwas andere Fahrt über den Winter Baca lagi
  • Lissabon - Streifzüge Part 5

    18 Januari 2024, Portugal ⋅ 🌧 16 °C

    Als wir einen Spaziergang um den Platz machen, wo der Bus parkt, sehe ich einen Automaten, der mir signalisiert, ich möge doch diesen Ort bezahlen, was ich tatkräftig übergehe.

    Mittlerweile liegt auch eine Wolkendecke über der Stadt, die Luft ist bei knapp 20°C kühler geworden.

    Zwischen den Bäumen sehe ich die große Statue "Santuârio de Christo Rei", die von den räumlich näheren Schiffskränen überragt wird. Sie steht möglicherweise in einer Diagonalen mit dem Obelisk hier, auf dessen Spitze ein Kreuz ist, und dem alten Glockenturm, dessen Eingangsbereich zur Kirche in die Jahre gekommen ist.

    Die Katze hat die Farbe der Dachziegel, sie beobachtet uns genau, Hilde vermeidet es, an ihr vorbei zu gehen.
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  • Santuârio de Christo Rei

    18 Januari 2024, Portugal ⋅ 🌧 14 °C

    Eine Annäherung im Regen.

    "Am Südufer des Tejo thront die Cristo-Rei Statue mit ausgestreckten Armen über Lissabon. Gleich neben der Ponte de 25 Abril. Schon am Fuße der Jesusstatue hat man einen wunderbaren Ausblick über den Fluss und die Stadt.

    Mit dem Lift gelangt man auf den 82 Meter hohen Sockel, auf wiederum die 28 Meter hohe Statue steht. Von dort oben ist Ausblick über den Tejo, Lissabon, Almada und noch weiter bis hin zum Atlantik gigantisch.

    Der portugiesische Bildhauer Francisco Franco de Sousa schuf die gigantische Christus-Statue. Nach zehn Jahren Bauzeit wurde das Monument am Pfingstsonntag 1959 eingeweiht."

    https://lissabon.sehenswuerdigkeiten-online.de/…
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  • Lissabon - Meine Gedanken

    19 Januari 2024, Portugal ⋅ 🌧 12 °C

    Lissabon. Eine Stadt, die sich in deinen Schlaf, deine Träume einnistet, die im Aufwachen präsent ist wie eine Mauer, wie eine Frau, die sich umdreht, das Haar im Wind verdreht, wo du nie weißt, ob die Geste ein Abschied ist. Oder eine Annäherung, eine einladende Handbewegung, ihr zu folgen. Vielleicht bist du auch gar nicht gemeint, und es ist lediglich sie und das Meer, dem ihre Blicke folgen, ein Zwiefalter der Phantasie.

    In Nazaré diese Bruchteile von Sekunden, während das Licht des Leuchtturms in der Lücke der Baumkronen meine Augen trifft wie ein Zwinkern, kaum lang genug für einen Augenaufschlag. Später in Azenhas do Mar, draußen vor dem kleinen Restaurant, die Frau mit dem harten slowenischen Akzent im weichen schottigen Mantel, die von der MS spricht wie von einem Schiff, das gerade im Sturm ankert.

    Wir haben uns gefunden, der Espresso ist so stark wie das Leben, ich mag diesen Geschmack. Auf der Zunge, im Herzen, zwischen den Flügeln meiner Seele. In den Augen meiner Hündin, die wie ich von Traurigkeit erfasst wird, das Lachen ihr im Schalk durchs Bernstein glitzert. Wenn sie die Katze auf der Mauer sieht, die ihr allein durch ihre Präsenz in der Farbe der Dachziegel, der gebrannten Steine, auf denen sie wartet, ihre Grenzen aufzeichnet. Die Hilde widerspruchslos akzeptiert, dass ich staunen muss, wie einfach das sein kann.

    Meiner ersten Annäherung an Lissabon 1979 lag die Trauer eines Abschieds in den Armen. Ich sehe noch, wie wir durch die Straßen lachen. Ann, Frank and Peter. Quer durch Spanien getrampt, von Frankreichs baskischen Erinnerungen über rote Felder schwerem Lehms, in grünen Umrandungen unter blauem Himmel, in einem Zug, dessen rhythmisches Rattern die Holzschwellen zählte.

    Wir kommen von Figueira da Foz, aus dem Norden in die Stadt. Es gibt Lücken in meiner Erinnerung, weil der Schmerz so tief in meiner Seele bohrte, dass er die Augen des Nachdenkens geblendet hat. Aber ich weiß noch, wie wir links der Straße bergab in eine Bodega schwenken, der Wirt den Wein direkt aus den Fässern zapft, für ein paar Centavos, vielleicht ein zwei Escudos.

    Andy habe ich zum Flughafen in Frankfurt begleitet, ich weiß noch, wie er sich umdreht und winkt. Lange lasse ich meine Gedanken über die Jahrzehnte gleiten, aber Abschiede lösen sich nicht mehr aus der Erinnerung heraus. Ich sehe mich mit Sara auf der Straße, mitten in Kopenhagen, das italienische Mädchen aus Sizilien, fast verloren im kühlen Norden. Symbolisch für ein Leben, für Abschiede, für den Tod, von dem ich nicht viel weiß, außer das er schwarz ist wie die Nacht, in der es nicht aufhört zu regnen, zu weinen, zu trösten.

    Wir haben uns irgendwo in Lissabon verloren. Me and Bobby McGee. "One day up near Salinas, Lord, I let him slip away...
    Freedom is just another word for nothin' left to lose...But feelin' good was easy, Lord, when he sang the blues...good enough for me and my Bobby McGee."

    https://youtu.be/sfjon-ZTqzU?si=PY7iCA1hc_w2u_Y2

    Frank habe ich nie mehr gesehen, Ann sehr wohl, und der Schmerz des Vergessens sitzt tief in meiner Seele. Heute bin ich wieder in Lissabon, fahre durch die Straßen, warte an Plätzen, schaue Menschen ins Herz, im Vorbeigehen, einen Augenblick lang, der fast so unwirklich ist wie das Licht des Leuchtturms. Sind sie einsamer geworden.

    Die dunklen Menschen heben sich deutlicher von den weißen Mauern ab, obwohl deren Farbe längst abblättert. Die Flasche Wein gegen die Sonne halten, um zu sehen, ob man noch teilen kann. Die Sprache schleppend wie die Bewegungen, seitlich vom Touristenstrom, der nicht hierher gehen mag, zu den Menschen, die durch einen Riß in der Mauer der Brücke kommen und gehen, manchmal nur noch bleiben können für die Nacht, den neuen Tag.

    Es regnet in Portugal, obwohl ich viel Grund habe, glücklich zu sein. Jeder begegnet der Stadt auf seine Art. Sie nimmt dich so sehr in ihre Arme, dass du nie sicher sein kannst, ob sie dich wieder gehen lässt. Egal wie oft du sie besuchst, wie oft du weggehst, wie sehr du sie vermisst. Auch an der Santuârio de Christo Rei regnet es, wir begegnen Bob, ein junger Niederländer auf Reisen durch die Zeit. Er lebt davon, Filme zu machen für Museen. Wir stehen auf der Plattform mit dem Blick über den Tejo, dessen Wasser im Licht der Brücke funkelt. Überragt von der Statue, deren eigentliche Größe von weit unten nicht zu begreifen ist.

    Fast drei Generationen, wenngleich zwischen Nadine und Bob die Zeit knapp wird, dafür zieht sie sich von ihr zu mir in die Länge. Nicht die Lebenszeit, lediglich die Zwischenräume in der Geburt. Für alles andere gibt es keine Maßstäbe, die wir bestimmen können. Nur der Moment des Abschieds macht uns gleich. Traurig. Dankbar.

    Meine Bilder sind anders. Anders als du die Stadt vielleicht gesehen hast. Sehenswürdigkeiten findest im Internet, auf Postkarten, in deiner Erinnerung. Ich kann dich mitnehmen auf meine Straßen durch Lissabon. Eine kleine Auswahl aus der Vielzahl der Aufnahmen, die du auf FindPenguins findest. Ich füge nochmal den Link bei.

    https://findpenguins.com/9msil0k9l9ebe/trip/656…
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  • Praia de Aberto Nova

    20 Januari 2024, Portugal ⋅ ☀️ 13 °C

    Vor zwei Jahren bin ich von Spanien direkt hierhin gefahren, um dann trotz mehrfacher Versuche immer wieder zurück zu kommen. Am Ende waren wir zwei Wochen an diesem Ort, während ich in ganz Portugal eigentlich nicht zur Ruhe gekommen bin.

    Mit Nadine wollte ich noch einmal wieder nach Melides fahren, um ihr den schönsten Strand zu zeigen. Aber weil ich selten eine Wiederbelebung besonderer Momente für sinnvoll halte, nehme ich in zwanzig Stunden alles mit, was möglich ist. Inklusive zwei wachen Stunden in der Nacht.

    Hilde hat schon auf dem langen Anfahrtsweg zum Strand gewusst, wo wir sind. Kaum waren wir auf dem Parkplatz rannte sie gleich runter an den Strand. Jetzt sind die Meeresangler da, die Sonne scheint, und wir werden nicht bleiben.

    Den Link für das Video füge ich bei mit einer Triggerwarnung, wie man das wohl heute so macht. Es gibt nackte Haut zu sehen und das ungeschönte Leben in einem Bus, wenn der Mensch nicht mehr nur aus purer Jugend und sanfter Schönheit besteht.

    Lies den ersten Kommentar, dann kannst Du entscheiden, ob es sich lohnt, dieses Video anzuschauen!

    https://youtu.be/jXl43jxOhEM?si=1zUFxxLqLYYho82n
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  • Abschied

    21 Januari 2024, Portugal ⋅ ☀️ 8 °C

    Aufs Meer schauen
    Dire Straits hören
    Kaffee kochen
    Zittere vor Kälte
    Obwohl die Heizung läuft
    Schwarzes Wasser
    Licht in der Ferne
    Vom Mond
    Schiffen
    Der Stadt
    Die niemals schläft
    Wie man so sagt
    Der Hund steht auf
    Muss raus
    Dunkle feuchte Augen
    Muss mich erst anziehen
    Denke die ganze Zeit
    Wo mag sie Gras finden
    Wieso war ich gestern
    Mit meinen Gedanken
    Nicht zuhause
    Friere
    Der Parkplatz ist dunkel
    Die Leine hat sich verheddert
    Hilde springt über die kleine Mauer zum Strand
    Muss dringend
    Kommt zurück
    Erbricht über dem Asphalt
    Springt zurück
    Leine gespannt
    Fertig Papa
    Auf dem großen Parkplatz
    Am Meer
    Übernachten vier Fahrzeuge
    Eins steht direkt neben mir
    Zur Sonne hin
    Wenn sie aufgeht
    Was mögen Menschen denken
    Ich will unter der gleiche Bettdecke nachts kuscheln
    Tagsüber sind sie mir fremd
    Wie die Fliege der Spinne
    Ich setze den Bus zurück
    Der Kaffee ist noch heiß
    Hilde krabbelt unter die Bettdecke
    Es ist ja noch Nacht

    https://youtu.be/cF6mXTLPHZY?si=e6rhDk54cqcUi_ms

    Als wir in die vier Kilometer lange Anfahrt zum Strand bei Melides einbiegen, wird Hilde ganz unruhig. Plötzlich ist sie so aufgeregt wie ich sie nur kenne, wenn wir in die Straße von den Kindern einbiegen oder zu ganz besonderen Menschen fahren. Natürlich waren wir hier vor zwei Jahren, auch ganz lange und immer wieder, weil ich ja wegen der defekten Batterie und wegen meiner Unruhe nirgendwo bleiben kann.

    Aber wir sind an hunderten Plätzen und Stränden gewesen, auch mehrfach. Das hier ist ganz anders. Schau dir das kleine Video an, das ist eine Perle auf unserer Reise, für mich so kostbar, an ihrer Vorfreude teilhaben zu können.

    Den ganzen Weg hinunter auf der holprigen Straße sind wir beide so aufgeregt wie kleine Kinder vor Weihnachten. Der Platz steht nicht mehr in der bekannten App, sodass ich nicht sicher bin, ob wir bleiben können.
    Dann sind wir am Parkplatz, los Papa, lass uns an den Strand gehen. An der Treppe muss sie noch warten, bis ich unten angekommen bin, dann hat sie den Strand für sich alleine.

    Na ja, Nadine ist auch noch da. Wir machen einen sehr langen Spaziergang, ich bin überrascht, dass meine Knie nicht müde werden. Abends sind Hilde und ich bis fast ins letzte Licht am Meer. In der Nacht kann ich nicht schlafen, als ob ich etwas ahnen würde. Erst dachte ich, es sei der Mond, der aufs Wasser scheint und der Rhythmus der Wellen. Aber als es sich in der nächsten Nacht wiederholt, beginne ich mir Gedanken zu machen.

    Ich spüre um mich, folge meinen unruhigen Träumen, die mich weiter treiben lassen, als ich vom kleinen, blauen Bus aus sehen kann, begegne Menschen so fern wie der Tod, der in meine Seele drückt. Erst in den Morgenstunden falle ich in einen unruhigen Schlaf. Die portugiesischen Meeresangler sind in den dunklen Stunden des neuen Tages gekommen, ihre Lichter verteilen sich den Strand hinunter.

    Mit dem ersten Licht sind wir am Meer, die Sonne ist hinter den Bergen aufgegangen, der Sturm aus dem Norden, der am Bus geruckelt hat, ist eingeschlafen. Ein leichtes Träumchen von Ostwind weht übers blaue Wasser, die Wellen sind sanfter geworden, die Quelle im Schilf hat einen See im Sand gebildet, in dem sich die Wolken spiegeln.

    Als wir zurückkommen, verabschiedet sich Nadine, sie möchte alleine weiterfahren, ein paar Tage, dann will sie uns im Süden wieder treffen. Es kommt nicht überraschend, denke ich an die Nacht. Dass im Wort Wiedersehen eine offensichtliche Möglichkeit liegt, versteht Hilde immer noch nicht. Als Nadine sie streicheln will, zeigt sie die Zähne, nimmt aber ein Leckerli an, danach weint sie laut, mir bricht es fast das Herz. Sie spürt viel tiefer in ihrer Seele, was Abschied bedeutet, selbst wenn wir ohne Worte auseinander gehen. Und heute ist es besonders traurig. Ein paar Tage sind für einen Hund immer, was ja auch manchmal wirklich so ist. Ich kann sie verstehen, fühlen, nachts nicht schlafen, und tagsüber nicht aufhören zu denken.

    Mittags verabschieden wir uns vom Strand, die Feder, die ich mitnehmen will, lass ich liegen. Es macht keinen Sinn mehr. Wir fahren ins Alentejo. Straßen wie im Hinterland des Baltikums, spüre ich da etwa ein Vorfreude. Ich horche in mich, bin überrascht von den sich wiederholenden Brückenteilen, die aus dem Land heraus wachsen, ihre rostigen Eisenflechten wie Finger in den blauen Himmel recken, stumme Hilfeschreie in einem stillen Land.

    Kaum Fahrzeuge, eins der GNR treffe ich an einer Kreuzung, wir grüßen uns freundlich, wo sonst freust du dich über Polizei, wenn nicht in der Einsamkeit eines portugiesischen Tages. Die Sonne ist sehr warm, der erste Tag mit kurzer Hose, bis in den Oktober hinein, im Rhonetal, habe ich die lange Hose angezogen, und heute. Drei Monate später sind wir wieder im hechelnden Land würde Hilde sagen.

    Am Meer beginnt unser heutiges Video, im Alentejo geht es weiter, um wieder mit dem Blick in den Sonnenuntergang, der die Wellen vergoldet, zu enden. Wenn Du Lust hast, diese Reise mit mir zu machen, bist Du herzlich eingeladen. Wir gehen jetzt erstmal runter zum Strand, auf dem Wasser fährt ein kleines Boot in den Tag hinaus, die Sonne tanzt auf den Wellen, der erste Surfer schaut schon im Wasser.

    Wir werden ein paar Bilder mitbringen, während Du vielleicht Zeit genug hast, unser Video anzuschauen.

    https://youtu.be/iwHSfC3354s?si=l5gT5DtBVy7-YQp-
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  • Reisen mit lieben Menschen (Part One)

    21 Januari 2024, Portugal ⋅ 🌙 14 °C

    Wir leben in einer Welt voller Wunder, und eins davon nennt sich Mensch.

    Nun bin ich ja nicht naiv und weiß, wie es um die Lage in dieser Welt bestellt ist, aber ich habe es mir nicht zur Aufgabe gemacht, auf das Negative mit dem Finger zu zeigen.

    Stattdessen lebe ich von dem Mut, den es braucht, in allem um mich herum das Positive zu sehen. Und das beinhaltet auch, allen Menschen offen und mit Wohlwollen zu begegnen, sie sozusagen in unser Leben einzuladen.

    Was dazu führt, dass unser Leben gefüllt ist mit wunderbaren Menschen, die unsere Tage in vielfältiger Weise bereichern. Die Erinnerungen hinterlassen und Spuren in meinen Gedanken, in Hilde's Nase ein Geruch, sodass wir voller Vorfreude leben, sie wiedersehen zu dürfen.

    So ein Mensch ist die Anja @anjawy, der ich zum ersten Mal vor sieben Jahren in Skibotn, einem meiner Lieblingsorte in dieser Welt, begegnen durfte. Sie war gerade mit ihrem damaligen Freund aufgebrochen, um Europa auf dem Motorrad zu bereisen.

    Kurz nachdem sie auf dem Jakobsweg begriffen hat, dass ihr Leben andere Ziele in sich trägt, als die, von denen sie sich bis dahin hat bestimmen lassen. Ohne viel Erfahrung mit einem Motorrad hat sie sich auf dieses Abenteuer eingelassen, und erst unterwegs gelernt hat, die Dinge für sich entwickeln zu lassen.

    Eine Eigenschaft, die ihr ganzes Leben prägt, und sie in manche Abenteuer geführt hat, von denen sie vorher nicht mal ahnen konnte, wie sie ausgehen würden. Dabei ist ja beileibe nicht alles einfach, wenn der Mensch den Gegebenheiten unbekümmert sich nähert, aber es bleibt spannend.

    Tatsächlich haben wir die Jahre über immer Kontakt gehalten und Möglichkeiten gesucht, uns zu begegnen. Und so treffen wir uns Lagos, das für sie so ist wie Skibotn in Norwegen für mich. Ich habe einen kleinen Ausflug für uns geplant, denn auf dem Beifahrersitz im blauen Bus mitzufahren macht auf schmalen Straßen im Hinterland besondere Freude.

    "Bekannter als für ihre Berge ist die Algarve wohl eher für die traumhaft schöne Atlantikküste im Süden Portugals. Trotzdem muss man dank der im westlichen Teil gelegenen Serra de Monchique, einem vulkanischen Bergmassiv, nicht auf abwechslungsreiches Radfahren an der Algarve verzichten. Die beiden höchsten Berge Fóia (902 m) und Picota (774 m), die westlich bzw. östlich des Ortes Monchique liegen, sind bis fast zu den Spitzen auf Asphaltstraßen befahrbar. Der Fóia ist dabei der touristisch deutlich erschlossenere Berg. Neben einer Radarstation und Sendeanlagen befinden sich auf dem flachen Gipfel eine Gaststätte und ein Souvenirladen mit Getränkekühlschrank für in der Sonne zerflossene Radfahrer.

    Ein Taschenbuch-Reiseführer für die Algarve versprach unserem ohne eigenes Fahrrad angereisten Autor die Möglichkeit der Fahrradausleihe auf dem Gipfel des Fóia. Hierfür ist jedoch eine Voranmeldung notwendig, da das Leihfahrrad zunächst auf den Gipfel gebracht werden muss! Wahlweise kann man sich das Rad auch an einen anderen Ort, zum Beispiel eine nahegelegene Küstenstadt, liefern lassen. Näheres unter www.outdoor-tours.com."

    Beim Esel rechts ab, fehlt in dieser Beschreibung, denn dort biegt ein busbreiter Weg hoch in die Berge, und quert den ewig langen Serpentinenweg durch einen Schilfwald mit versprenkelt hingeworfenen Häusern, vor denen kleine Autos parken. Gegenverkehr ist nicht eingeplant, auch nicht die Rauchwolken, die aus einem Seitental aufsteigen.

    Im Februar sei eigentlich keine Waldbrandgefahr, trotzdem sind wir beruhigt, als wir die Ursache erkennen. Beim Radfahrerdenkmal posiert ein echter Biker, dem die athletische Körperbeherrschung im Laufe der Jahrzehnte abhanden gekommen ist, wobei uns dann schon Bedenken gekommen sind, ob hier vielleicht ein Busladung bäuchiger Radler abgeladen wurde, weil uns noch mehrere begegnet sind, während wir in die nächste stille Straße talwärts abbiegen.

    Später einem jungen Radfahrer dreimal begegnen, bis er an einem Haus hält, an dem uns drei Hunde ein Stück verfolgen. Ob Hilde's Gebell und der schmalen, holprigen Straße, die seitwärts ins Gemüse abfällt, bin ich froh, dass die Hunde nach der nächsten Kurve aufgeben.

    Mit einem abendlichen Spaziergang am Bordeira Beach wollen wir den Ausflug abschließen, nicht ahnend, dass unser Weg über den Sand so lange wird, dass Hilde und ich kaum noch unsere Pfoten hoch genug heben können. Anja ist gut trainiert und auch deutlich jünger als Hilde.

    Aber auch sie wird abends reichlich müde sein, denn das Beste kommt bekanntlich immer zum Schluß, und hieß bei uns sechs Kilometer Wellblechpiste durch einen dunklen Wald mit teilweise zusammengebrochenem Internetnetz. Hin und wieder leuchten Fahrzeuge aus dem Tal von Budens kommend ins Dunkel hinein, sodass unsere Hoffnung auf ein glückliches Ende sich nähren konnte.

    Vermutlich wird Anja am Abend auch müde gewesen sein, da sie erst in der letzten Nacht von Deutschland hierher geflogen ist. Aber am nächsten Morgen hat sie gleich die neue Geschichte auf unseren Homeblog, den sie regelmäßig pflegt, gesetzt, sodass du auch diese Geschichte dort lesen kannst.

    Und natürlich findest du alle unsere interessanten Links dort, Auszüge aus unseren Büchern, Videos und Beiträge anderer Menschen mit wichtigen und detaillierten Hintergrundinfos über uns.

    https://spaziergaengemithilde.home.blog
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  • Die Wahrheit

    23 Januari 2024, Portugal ⋅ 🌙 15 °C

    Die Wahrheit liegt oft näher als man denkt, sagt ein Sprichwort. Und natürlich war die Reaktion von Hilde ziemlich klar und eindeutig, aber weil ich es nicht wahr haben wollte, was ich spüre, hat es eben einige Zeit gebraucht, bis ich verstanden habe.

    Zuerst kommt der ruhige Schlaf zurück. Dann öffnet sich die Außenwelt um uns herum in solch intensiven Farben, dass ich auch jetzt noch auf den Bildern spüren kann, wie die Luft riecht und schmeckt. Und Hilde bekommt unbändige Lust zu laufen und zu toben, als habe sich der zweite Frühling in ihrer Seele eingenistet.

    Alleine am Strand, auf der Plattform oberhalb des tosenden Meeres, dessen Wellen unerwartet laute Geräusche machen, das es wie ein Knallen klingt. Im Bus. Lass uns wieder toben, Papa, wenn wir ankommen und aufstehen, um die Welt zu bestaunen.

    Wir stehen über Nacht zwischen vielen Campern, und ich muss immer staunen, wie still es ist, sobald die Nacht kommt. Jeder ist mit sich beschäftigt, so scheint es, keiner verlässt sein Fahrzeug, um in nächtlicher Ausgelassenheit den Mond zu feiern, oder die Sonne, die jeden Abend spektakulär überm Meer untergeht.

    So überlege ich ernsthaft, wieder nordwärts zu fahren, anstatt mich dem Mittelmeer zuzuwenden, wo die Sonne überm Wasser aufgeht. In keinem anderen Land bin ich je so unschlüssig gereist wie in Portugal. Das war vor zwei Jahren auch nicht anders.

    Den Tag über fahren wir an verschiedene Strände, die Steilküste bietet spektakuläre Blicke, an manchen Orten frische ich meine Erinnerung auf, allerdings meist erst, wenn ich mitten drin bin. Stimmt. Diese lange Palmenstrasse in Porto Covo. Oder das Dorf oberhalb der Flußmündung bei Odeceixe, wo die Pilger vom Berg hinunterkommen. Gegenüber einem Wegelager wartet ein alter Mann in seinem Fahrzeug. Vor zwei Jahren haben hier noch Reisende genächtigt, heute wächst das blumige Gras schon hoch über der Erinnerung.

    Diese alten Männer finde ich an so manchen Orten, dass ich mich wundere. Sie sind nicht unfreundlich, eigentlich beachten sie dich gar nicht, und in ihrer Art erinnern sie mich an die französischen Angler, die von morgens bis abends an einem See sitzen, nicht um etwas zu fangen, sondern um alleine zu sein. In Norwegen war das ähnlich. Da kommen sie mit Kaffee und der Frau, setzen sich hin, und beobachten stumm, wie wir mit dem Ort umgehen, den so manche Gemeinden auch für Reisende hergerichtet haben.

    Nur selten ist ein Gespräch möglich, und wenn, dann erfahren wir interessante Details. Für den Spanier auf dem Parkplatz hinterm Fluß interessiert sich niemand, und wir wollen auch nur spazieren gehen. Am Wasser entlang, über den staubigen Weg, den bunte Blumen und grünes Gras einbetten wie einen langen Schal.

    Aus Sagres habe ich schlechte Erfahrungen mitgebracht. Da fällt es mir nicht so leicht, wieder Platz zu nehmen. Aus den Tagen des gemeinsamen Reisens mit Nadine habe ich mehr Vertrauen in meine beweglichen Möglichkeiten mitgebracht, sodass ich längere Strandspaziergänge mache und mich "leichtfüßiger" auf unebenem Terrain bewegen kann. Zudem habe ich tatsächlich abgenommen, gefühlt fünf Kilo seit vier Wochen, ohne dass ich deswegen Hunger leiden muss. Ein bisschen unruhiger ist mein Kreislauf zwar geworden, sodass ich manchmal ganz überraschend von kleinen Kristallen in meinem Blick eingeholt werde, die sich aber durch Ignoranz und einem Schnitzel Schokolade verflüchtigen.

    Von der Straße zum Leuchtturm in Sagres führen Ebenen zwischen Steinen zur Klippe, wo das Meer sich gegen die Felsen wirft. Hilde hat einen starken Eigensinn entwickelt, ihren Weg zu gehen, was sich in der plötzlich stark gespannten Leine ausdrückt, sodass sie mich vermutlich umreißen würde, hätte ich nicht diesen festen Wanderstock aus gutem Watenbütteler Weidenholz, den mir ein Freund vor 16 Jahren geschenkt hat. Hätte niemand gedacht, dass er mir heute Standfestigkeit gibt.

    Für eine Nacht ist Sagres okay, ich habe meinen Frieden mit dem Ort gemacht, und überhaupt mit dem Ereignissen der letzten Wochen, also im Groben mit Portugal. Vielleicht habe ich gar eine alte Liebe aufgefrischt, das wird die Zukunft zeigen.
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  • Eine wichtige Nachricht zu später Stunde

    23 Januari 2024, Portugal ⋅ 🌙 17 °C
  • Die blauen Seen im Sand

    24 Januari 2024, Portugal ⋅ ☀️ 19 °C

    Es ist schwierig für mich, den gestrigen Nachmittag am Praia da Bordeira aufzuarbeiten.

    Es war ein Tipp meines lieben Freundes, Georg, den wir vorher auf seinem portugiesischen Land besucht haben.

    Nichts für Surfer, ein bisschen Nostalgie für Wüstensehnsüchtige, ein Paradies für Hilde und mich. Kaum Menschen, ein Hund, mit dem Hilde jagen übern Sand gespielt hat. Wasser, das übers Meer fliegt, und Sandkörner, die über den Boden fegen. Sturm, der Haare verweht, T-Shirt Wetter für mich, alle anderen Sehsüchtigen tragen mindestens einen Wollpullover.

    Ich versuche, diesem wunderschönen Ort in mehreren Elementen zu begegnen.
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