Eine kleine Welt-Reise

février 2023 - juillet 2025
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  • Tag 176: Lunnan bis Thiemenguan

    2 septembre 2023, Chine ⋅ ☀️ 33 °C

    Auch heute haben wir wieder eine lange Strecke von 130 km vor uns. Also beeilen wir uns heute Morgen und brechen dann auf.
    Vor uns liegt wieder ein Wüstenabschnitt der Wüste Taklamakan, die hier ihre Ausläufer hat. Dazu kommt, dass die Straße die wir entlang fahren nur geradeaus geht. Wobei "nur" stimmt auch nicht ganz. Sie geht 50 km geradeaus und weicht dann vielleicht um 5 Grad navh links ab. Außerdem haben wir einen Teil der Strecke auch noch Gegenwind. Ach, und zusätzlich ist es heute wieder besonders heiß, sodass wir unsere Mittagspause in einem Abflusskanal unter der Straße einlegen, aus Mangel an anderen schattigen Alternativen. Man kann sich vorstellen, dass das insgesamt nicht der angenehmste Tag ist.
    In der nächsten Stadt angekommen gehen wir etwas essen und bestellen zwei Teller mit Nudeln, Gemüse und ein bisschen Fleisch (das bekommt Lukas). Die uigurische Familie ist so nett, dass sie uns zusätzlich noch 6 gekochte Eier und 4 Äpfel auf den Tisch stellen. Außerdem bekomme ich nach einer kurzen Zeit neues, weniger scharfes Gemüse, weil ihnen aufgefallen ist, dass ich es nicht essen kann.
    Als wir uns fast schon durch alles durch gefuttert haben, kommen sie wieder und schenken uns noch zwei kleine Flaschen Pepsi und 2 kleine Flaschen Wasser. Wir wollen gerade für die Nudeln bezahlen, als sie abwinken und uns auch diese noch schenken. Es ist unglaublich!
    Wir machen noch zusammen Bilder und fahren dann das erste Hotel an, das gleich um die Ecke liegt.
    Während Lukas nachfragt, stehen um mich einige Kinder herum, die total interessiert sind. Auch andere Passanten sind interessiert und freundlich.
    Kurze Zeit später kommt Lukas heraus. Wir wurden abgelehnt! Das zeigt wieder einmal den Kontrast zwischen den einerseits sehr zuvorkommenden Uiguren und den andererseits diskriminierenden, unfreundlichen Staatsvertretern, was die meisten Hotels hier sind.
    In einer Art Autobahnunterkunft fragen wir als nächstes an. Diese ist schon voll. Also schauen wir mit der Hilfe eines jungen Mannes, der ganz gut Englisch spricht, nach einer Alternative. Er ruft für uns an, ob dort noch Platz wäre und dann, nach kurzer Zeit, als wir gerade weiter fahren wollen, kommt der Besitzer der Autobahnunterkunft zu uns und bietet uns doch einen Platz in einem kleinen (wahrscheinlich für eine Person ausgelegten) Zimmer an. Wir zahlen zu zweit 100 Yuan, also umgerechnet 13 Euro. Zum Abschluss dieses anstrengenden Tages schauen wir ein Spiel der Premier League und essen dabei ein Eis, das wir in dem Laden des Hotelbesitzers gekauft haben.
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  • Tag 177: Thiemenguan bis Korla

    3 septembre 2023, Chine ⋅ ☁️ 35 °C

    Weil wir nicht mehr allzu viel zu Frühstücken haben, macht sich Lukas schnell auf den Weg, um noch etwas zu kaufen.
    Allgemein gehen wir diesen Morgen gemütlich an, denn wir haben bis in die nächste Stadt Korla nur 50 km zu fahren und wollen dort auf keinen Fall zu früh ankommen, um nicht noch ewig weiter geschickt zu werden.
    Die Straße ist relativ gerade ohne Steigung, aber dank der gepflanzten Bäume auch abwechslungsreich.
    In Korla angekommen kehren wir ein und bekommen dank zwei sehr interessierten, etwa 8-jährigen Kindern wieder zwei kleine Flaschen Pepsi geschenkt.
    Anschließend fahren wir zum Hotel, die uns ohne Probleme nehmen, nicht mal die Polizei rufen sie dazu. Wird es jetzt tatsächlich einfacher?
    Wir gehen auf einen Basaar in der Nähe, kaufen Fladen, frittierte Teigteilchen und Zimtschnecken (das musst mal sein :) ) und schauen im Hotel das Bundesliegaspiel Frankfurt-Köln an, das hier auf CCTV übertragen wird.
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  • Tag 178 - 1: Korla bis Barun Har Modon

    4 septembre 2023, Chine ⋅ ⛅ 25 °C

    Das im Preis inbegriffene Frühstücksbüfett ist wieder einmal reichlich und gut, aber hier geht es etwas hektisch vor sich. Außerdem erklärt mir eine der Küchendamen, dass ich für die Milch eine Schüssel nehmen und diese bitte nicht auf den Teller kippen soll. Komisch, das wäre mein erster Gedanke gewesen :D.
    Die selbe Dame entreist Lukas auch die Gabel, als er sich gerade ein Spiegelein in einem Automaten macht, um es frühzeitig zu wenden. Vermutlich hat sie Angst er weiß nicht, was er da macht.
    Leider verhalten sich die chinesischen Gäste hier auch nicht sehr appetittlich schmatzen was das Zeug hält (das ist zwar das Zeichen, dass es gut schmeckt, aber angenehmer macht es das auch nicht), rauchen eine Zigarette nach der anderen (das Rauchverbot interessiert hier niemanden) und telefonieren lautstark während dem Essen mit vollem Mund.
    Zurück im Zimmer packen wir ein und füllen unsere Wasserflaschen dann noch unten an einem kleinen Laden. Dort bekommen wir von der netten chinesischen Besitzerin auch noch ein paar Schnürsenkel geschenkt, weil Lukas seinen Sattel enger schnüren muss.
    Dann geht es aus der Stadt. Nach einer Weile bekommen wir von einem Autofahrer kleine Süßgetränke und etwas später werden wir von einem weiteren mit zwei kleinen Dosen Red Bull beschenkt.
    Hier erleben wir wieder, dass es auch hier sehr freundliche Menschen gibt. Einige winken uns zu, geben einen Daumen hoch und wir beginnen uns wieder wohler zu fühlen. Ab jetzt wird es leichter, das habe ich so im Gefühl!
    Wir machen an einem alten Tempel Pause vor dem gerade ein neues Museum gebaut wird, das wir gerne besichtigt hätten. Leider ist beides geschlossen. Es stört aber immerhin keinen, dass wir schon einen flüchtigen Blick in das Museum werfen. Ein paar Arbeiter modellieren grob Landschaften und an jeder Wand laufen schon die Bildschirme mit kleinen Videos. Insgesamt ist es sehr gut gemacht und wird bestimmt mal sehr interessant!
    Wir essen die Reste auf, die wir noch haben und fahren dann weiter zu dem Ort, den wir nach insgesamt 70 km und etwa gegen 18 Uhr erreichen. Perfekt, jetzt gehen wir ins Restaurant und dann zu einem Hotel.
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  • Tag 178 - 2: Barun Har Modon bis Korla

    4 septembre 2023, Chine ⋅ ☀️ 32 °C

    Wie Gefühle doch täuschen können!
    "Ab jetzt wird es leichter!" Das habe ich wieder einmal gedacht und wieder einmal lag ich damit vollkommen falsch.
    Vonwegen, wir gehen Abendessen und dann ins Hotel. In China kann man eigene Pläne über den Haufen werfen!
    Natürlich wartet am Ortseingang wieder eine Polizeikontrolle auf uns. So langsam erhöht sich unser Puls. Das wird wieder nervig und zeitaufwenig! Wie richtig wir mit dieser wohlwissenden Annahme liegen, können wir zu dem Zeitpunkt noch gar nicht ahnen.
    Wir werden also zur Seite gebeten, steigen ab, nehmen die Pässe und gehen zur Anmeldung. Zuerst einmal bekommen wir ein Blatt, auf dem in Englisch die Verhaltensregeln in China stehen. Ok, die kennen wir doch?! Der Reisepass wird in dieser Zeit natürlich schon von zwei verschiedenen Polizisten gefühlt jeweils fünfmal abfotografiert. Wir warten eine Zeit lang, in der die Polizisten nicht die leiseste Anstrengung auf sich nehmen, uns irgendetwas zu erklären.
    Dann kommt sie, die Erklärung: Das hier ist ein besonderes Gebiet, in das Ausländer nicht rein dürfen.
    Wie bitte, was?! Wir erklären, dass wir nur nach Urumqi durchfahren wollen. Wieder die Aussage: Nicht für Ausländer! Also versuchen wir es weiter. Wir sind bereit mit einem der vielen LKWs mitzufahren, die hier sowieso durchfahren, oder wir nehmen einen Bus oder ein Taxi.
    Wieder heißt es nur: Nicht für Ausländer!
    Wir schauen uns nochmal unsere Karte an. Gibt es irgendeinen Weg außenrum? Nein! Wir können gar nicht glauben, was wir da gerade erfahren. Wir stehen 200 km vor Urumqi und dürfen wegen einer Kontrolle, die sich auch nicht angekündigt hat, nicht weiter.
    Wir fragen nun etwas ungehalten, wie wir sonst bitte nach Urumqi kommen sollen. Umkehren, das bekommen wir zu hören. Umkehren?! Nach einem Tag, 70 km, der sich jetzt als Sackgasse herausstellt? Wir könnten ja von Korla nach Urumqi fliegen, meint der Polizist.
    Tatsächlich bleibt uns nur die Möglichkeit, tatsächlich wieder zurück nach Korla zu fahren und dort hoffentlich mit einem Bus 800km außenrum über die Autobahn nach Urumqi zu fahren. Einen Weg für Fahrradfahrer gibt es nicht und ein solcher ist vermutlich hier in der Region auch nicht gewollt.
    Wir machen weiterhin ein bisschen Druck, was allerdings nichts bringt. Wir fragen den Polizisten, ob er uns immerhin dann einen LKW anhalten oder Taxi rufen kann, damit wir noch zu einer Unterkunft kommen. Das könne er nicht, meint er daraufhin nur. Wir schauen uns die Karte nochmal genau an. Der nächste Ort liegt 20 km entfernt, von da aus könnten wir dann ja mit dem Bus nach Korla fahren. Als ob das mit den Rädern so einfach gehen würde!
    Bevor wir gehen, bekommen wir noch eine Tüte Wasserflaschen (ja hier werden oft ein paar kleine Wasserflaschen in Plastiktüten gekauft!) und je einen Trinkjoghurt von den Polizisten geschenkt. Als ob das alles gut machen würde. Normalerweise würde uns eine solche Geste sehr positiv stimmen, nicht aber hier, da wir genau merken, dass uns die Geschenke nicht aus gutem Willen gegeben wurden, sondern aus reinstem Staatsdienst. Bei der Übergabe ist kein Fünkchen Wohlwollen dabei, wie wir das in den vorherigen Ländern auch ohne jegliche Geschenke erfahren haben.
    Mit unserem Trinkjoghurt und dem Wasser fahren wir also ein Stück die Straße Richtung Korla zurück und halten dann kurz darauf an.
    Warum sollten wir es nicht einfach mit dem Trampen versuchen? Und wenn uns der Polizist nicht helfen will, dann machen wir es einfach selbst!
    Mit unserem Trinkjoghurt in der einen Hand und dem ausgestreckten Daumen der anderen Hand wollen wir eine Mitfahrgelegenheit organisieren, zumindest solange wir noch trinken. Komischerweise sind wir überhaupt nicht großartig genervt. Obwohl unser ganzer Plan gerade innerhalb von ein paar Minuten komplett über den Haufen geworfen wurde und wir zudem jetzt hier stehen und noch nicht wissen, wie wir heute noch zu irgendeinem Hotel kommen sollen, müssen wir über die Absurdität nur lachen. Wieder einmal hat dieses Land uns bestätigt, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht, obwohl alles hier scheinbar so friedlich sein soll. Weshalb sonst werden viele kleinere Straßen blockiert und wir dürfen nicht mal mit einem Bus durch das Gebiet fahren? In dem Versuch Chinesen und Ausländer davon zu überzeugen, dass in diesem Land alles mit rechten Dingen zugeht, haben sie zumindest bei uns mittlerweile auf ganzer Linie versagt.
    Während wir da auf der Plastikbande sitzen und warten, glauben wir nicht wirklich daran, dass irgendwer anhalten wird. Keine fünf Minuten nachdem wir es uns dort gemütlich gemacht haben, hält dann tatsächlich ein Auto an. Es ist ein Pferdetransporter, der hinten auf der Ladefläche außer ein wenig Restpferdeäpfeln nichts geladen hat. Wir laden also die Fahrräder auf, nehmen auf den vorderen Sitzen Platz und genießen die Fahrt mit dem ruhigen aber sehr netten uigurischen Fahrer. Zu unserem Glück fährt er komplett bis nach Korla und setzt uns nur 1,5 km entfernt von der Stelle ab, an der wir heute morgen losgefahren sind. Erst Tage später erfahren wir, dass er uns gar nicht hätte mit nehmen dürfen, da Trampen in China strengstens verboten ist. Das einzige Mal das wir auf der Tour trampen und dann ausgerechnet in einem Land, indem genau das ausdrücklich untersagt ist. Das hat wohl so sein müssen!
    Wir fahren die 1,5 km wieder zu dem selben Hotel zurück in dem wir letzte Nacht geschlafen haben. An der Rezeption sind sie zunächst leicht erstaunt uns wieder zu sehen, was dann aber ziemlich schnell dazu übergeht, dass sie wieder unsere Pässe fordern, um diese erneut mehrfach abzufotografieren. Die Pässe könnten sich seit heute Morgen ja verändert haben!
    Immerhin klappt das mit dem Zimmer recht problemlos, sodass wir bald essen gehen können und noch Zeit haben ein paar Infos zu Bahn und Bus herauszusuchen und ein paar Reviews finden, wie das mit der Fahrradmitnamhe so vonstattengeht.
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  • Tag 179: Korla bis Urumqi

    5 septembre 2023, Chine ⋅ 🌧 15 °C

    Heute Morgen ist das Frühstück entspannter. Es sind deutlich weniger Gäste im Speißesaal und die Küchendamen sind uns gegenüber auch ruhiger. Vielleicht liegt das allerdings auch daran, dass wir es gestern mit dem Frühstück dann doch recht selbstständig hinbekommen haben.
    Wir bedienen uns nochmal reichlich am Büffet und suchen nochmal den Busbahnhof in den verschiedenen Apps heraus, damit wir ihn auch später finden. Die Abfahrt des einzigen Buses am heutigen Tag ist auf 12:30 Uhr festgelegt, was uns noch reichlich Zeit gibt.
    Wir frühstücken also gemütlich, packen dann alles ein und fahren zum 1 km entfernten Busbahnhof. So einfach sollte es allerdings nicht werden, denn wir erkennen nicht direkt wo der Busbahnhof liegt. Natürlich sehen wir die ganzen Busse die dort parken, doch der dort stehende Wächter deutet auf die andere Seite der Häuser und verschränkt immer wieder die Arme und sagt ein uns mittlerweile sehr bekanntes Wort "meiyou" (dt. nein), um uns anzudeuten, dass dies nicht der richtige Eingang ist.
    Wir fahren also wieder zurück zu dem von ihm gezeigten Ort und fragen dort mit dem Google Übersetzer nach. Die können uns keine Auskunft geben.
    So langsam werden wir unruhig, denn die Abfahrt des Busses rückt immer näher. Also fahren wir zurück zum Wächter. Dieser ruft einen in der Nähe stehenden Polizisten her. 'Oh nein!', denken wir, 'Nicht wieder die Polizei!'
    Wie zu erwarten will er zunächst unseren Pass sehen. Da uns allerdings immer weniger Zeit bleibt und wir bisher mit der Zügigkeit der Polizei keine gute Erfahrung gemacht haben, antworten wir im Gegenzug mit "meiyou" und drängen weiter darauf den Eingang zum Busbahnhof gezeigt zu bekommen. Der Polizist will uns jedoch keinerlei Auskunft geben, wenn wir nicht die Pässe herausrücken und ansonsten scheint niemand anderes zu wissen, wie wir in den vor uns liegenden Busbahnhof hinein kommen.
    Mit fortschreitender Zeit und unserem immer dünner werdenden Geduldsfaden geben wir schließlich nach und händigen die Pässe aus.
    Der Polizist winkt uns hinter sich her. Da wir die Fahrräder mit unserem gesamten Gepäck nicht einfach auf dem Bürgersteig zurück lassen wollen, warte ich draußen, während Lukas den mittlerweile zwei Polizisten hinterher läuft.
    Kurz darauf kommen sie wieder. Ohne mich geht es nicht, meint Lukas. Wir kommen erst einen Schritt weiter, wenn ich auch mit rein komme. Wir erklären ihnen unsere Situation mit den Rädern und der Wächter erklärt uns mit Händen und Füßen, dass er auf die Räder aufpassen wird.
    Nicht wirklich davon überzeugt, aber keinen anderen Ausweg sehend, gehen wir mit unseren Wertsachen also hinter den beiden her. Die Pässe geben sie selbstverständlich nicht mehr aus den Händen!
    Sie leiten uns durch einen kleinen, unbedeutenden Eingang zwischen den anderen kleinen Läden in den Busbahnhof, der durch keinerlei Zeichen (außer vielleicht den chinesischen) zu erkennen ist.
    Keine drei Meter vom Eingang müssen wir durch einen Bodyscan, dann folgen wir nun nur noch dem einen Polizisten an allen in der Reihe stehenden Fahrgästen vorbei zum Schalter. Jeder weicht selbstverständlich vor dem Polizist zur Seite und wir werden mit Interesse und Freude betrachtet.
    Wir nennen der Frau am Ticketschalter unser Fahrziel, bezahlen und bekommen die Tickets ausgedruckt. Bevor wir allerdings unsere Räder holen dürfen, um den nun schon bald abfahrenden Bus zu erreichen, deutet uns der Polizist an, dass wir noch Fotos machen müssen.
    Wir halten also unsere Pässe mitsamt den Tickets vor unserer Brust hoch und bekommen á la "Fahndungsfoto" mitten in der Halle Bilder gemacht.
    Dann holen wir unsere Fahrräder von draußen. Natürlich hatte der Wächter kein Auge auf sie. Aber zum Glück ist nichts passiert.
    Mit unseren Rädern, Pässen, Tickets und nun immer weniger Zeit bis zur Abfahrt werden wir durch den Bodyscan geschleust, der nicht wirklich mit Nachdruck durchgeführt wird. Dann sollen wir dem Polizist weiter folgen. Allerdings erkennt dieser nicht, dass wir mit den Rädern nicht durch das Drehkreuz kommen, durch das wir normalerweise nach dem Bodyscan durchlaufen müssen. Wir tippen unser "Problem" also in den Übersetzer ein, doch als wären wir nicht schon gestresst genug, ignoriert der Polizist unsere Übersetzung einfach und spricht ständig etwas anderes in unser Handy hinein. Irgendwann sind wir so genervt, dass wir bei seinem erneuten Versuch etwas ins Handy zu sprechen dieses zurück ziehen und ihm ungeduldig auf Deutsch sagen "Nein, lies das erstmal!"
    Nach einer Weile haben wir ihn soweit, dass er uns eine Lücke in der Absperrung freiräumt, durch die wir hindurch kommen. Dann schieben wir schnellstmöglich zu dem Bus, unser Polizist rennt hektisch voran.
    Am Bus angekommen müssen die Fahrräder in den Bus hinein. Wir nehmen also die Taschen ab und müssen aufpassen, dass sie nicht schon irgendwo in den Bus hinein geräumt werden. Während ich also unser Gepäck "bewache", kümmert sich Lukas um die Räder. Dabei bekommt er zwar Hilfe von dem Busfahrer und anderen Gästen, diese machen sich aber keine allzu großen Sorgen um unsere Räder, sodass wir ständig befürchten müssen, dass sie etwas abbekommen.
    Außerdem kommen ständig andere Busse die uns hektisch auf die Seite scheuchen und fast schon panisch werden, als wir wegen der Räder und Taschen keine andere Möglichkeit haben, als ihnen im Weg zu stehen.
    Dieser erzeugte Stress kommt nochmal zusätzlich zu unserem ohnehin schon erhöhten Stresspegel hinzu.
    Bald sind die Räder verstaut und unsere Taschen in ihrer Nähe. Wir gehen noch schnell nacheinander auf Toilette, da wir nicht wissen, wann wir anhalten werden. Der Busfahrer macht uns eine Menge Stress, damit wir auch pünktlich da sind, also beeilen wir uns.
    Kurz vor Abfahrtszeit sitzen wir im Bus, ständig mit etwas sorgenvollem Blick hinunter auf die Gepäckfächer, in denen unsere Räder mittlerweile wahrscheinlich schon einige Schäden davon getragen haben.
    Dann geht es los. Der Motor geht an und wir fahren ein Stück rückwärts. Mitten auf dem Busparkplatz bleiben wir stehen, der Bus geht aus und wir warten. 'Haben wir etwas vergessen?', denken wir. Nein, nichts scheint zu fehlen. Die Zeit vergeht und es passiert scheinbar nichts. Dann wird uns bewusst, dass nun alle Fahrgäste im Busbahnhofsgebäude nochmal "kontrolliert" werden nach dem Motto "Wer fährt wann wohin?". Wir blicken uns um und sehen, dass um uns herum nur Uiguren sitzen. Kein einziger Han-Chinese sitzt mit uns im Bus. Kurz befürchten wir, dass wir der Grund sind, weshalb wir hier nochmal über eine Stunde stehen. Wir scheinen allerdings nicht das Problem zu sein. Stattdessen steigt der Busfahrer in den Bus ein und winkt einen jungen Mann heraus. Wir verstehen zwar nicht, was genau gesagt wird, allerdings ist dieser ganz und gar nicht mit dem Gesagten einverstanden. Trotz bezahltem Ticket und Kontrolle muss er den Bus verlassen und darf nicht mitfahren. In jedem anderen Land hätte ich gedacht, dass er vielleicht schwarz fahren wollte oder in einen teureren Bus eingestiegen ist. Hier in China wäre allerdings ein solches "Versehen" keinesfalls möglich, da nicht nur einmal kontrolliert wurde, dass wir auch in den richtigen, auf dem Ticket vermerkten Bus einsteigen. Unsere Vermutung, die sich mehr und mehr verfestigt und nur allzu gut zu unseren bisherigen Erfahrungen in diesem Land passt ist, dass er schlichtweg nicht die Erlaubnis hatte diese Region zu verlassen. Was zunächst erstmal unglaublich klingt wurde uns nur wenige Tage später von einer von solch einer Einschränkung Betroffenen bestätigt.
    Nach dieser andauernden Verzögerung fahren wir dann schließlich los. Nach einigen Stunden kommen wir in eine Kontrolle, bei der jeder den Bus verlassen muss. Während die Einheimischen durch einen Gesichtsscan hindurch laufen und damit die Kontrolle hinter sich bringen, müssen wir lange, uns mittlerweile allzu bekannte Gespräche führen, beziehungsweise Fragen beantworten.
    Aus welchem Land kommt ihr? - Deutschland - Wo wart ihr schon? - Kashgar, Aksu, ... Korla - Wo geht es als nächstes hin? - Urumqi, dann nach Takeshiken und in die Mongolei - Mongolei, was macht ihr da? - Reisen - Was ist der Grund für die Reise? - Tourismus - Aus welchem Land kommt ihr nochmal? - Deutschland
    So geht das ganze zwei Mal. Zweimal halten wir an und werden auf ein und der selben Straße ohne jeglichen Abzweig befragt. Angeblich sind diese Kontrollen zur Eindämmung von Corona installiert worden. Interessant, dass dann ausgerechnet Passkontrollen und Interviews statt Fieberthermometer als Methode verwendet wurden.
    Überrascht sehen wir an den Kontrollen auch, dass sie handschriftliche Listen mit unseren Namen vor sich liegen haben. Diese wurden ihnen bereits bei unserer Abreise aus Korla übermittelt und werden jetzt verglichen, damit auch ja jeder im Bus ist und niemand fehlt beziehungsweise zu viel ist. Aber überrascht sind wir auch darüber, dass alles hier so fortschrittlich und modern ist, dann aber eine Liste von solch scheinbar hoher Bedeutung ausgerechnet handschriftlich geführt wird.
    Die gesamte Fahrt dauert knapp 9 Stunden. Nach 4 Stunden machen wir die erste Toilettenpause, welche auch die einzige bleiben wird. Wir halten in einer Haltebucht, alle steigen aus und verteilen sich. Was? Ja, denn hier gibt es keine Toiletten. Alle schwärmen aus, steigen über die Leitplanke und suchen sich ihr Plätzchen. Eine andere Frau und ich haben beide einen Hügel ausgemacht, hinter dem wir Sichtschutz suchen. Die ein oder andere spart sich auch die Kletterei und geht noch vor der Leitplanke in die Hocke.
    Wir schnappen noch ein bisschen frische Luft, bevor es weiter geht. Nach der Pause lernen wir Charon kennen der mongolischer Abstammung ist. Er erzählt uns mit dem Übersetzer etwas über sich, dass er immer 6 Monate am Stück 7 Tage die Woche bei einer Ölraffinerie in der Wüste arbeitet und selbst noch nie in der Mongolei war.
    Um 22 Uhr erreichen wir Urumqi, die Hauptstadt der Uiguren und dementsprechend auch Hauptstadt der Überwachung. Unsere Fahrräder und Taschen werden mitten auf der Straße abgeladen, da der Weg zum Busparkplatz durch eine Baustelle versperrt ist.
    Charon bietet an für uns bei einem Hotel anzurufen um herauszufinden, ob wir als Ausländer in diesem auch übernachten dürfen. Nach wenigen Anrufen wird er fündig. Wir verabschieden uns und radeln hin.
    Dort angekommen erklären wir mit dem Handy, dass ein Freund bereits angerufen hat und wir daher die Bestätigung haben, dass wir hier bleiben dürfen. Statt allerdings das von uns Geschriebene zu lesen, ignoriert er es einfach, weigert sich etwas zu verstehen und hat auch merklich keine Lust dazu.
    Also geben wir auf und suchen das nächste Hotel heraus. Die beiden Frauen am Schalter sind zwar gewillt uns aufzunehmen, auch wenn der Preis sehr hoch ist, doch für die Räder müssten wir nochmal drauflegen, um sie im nicht sehr vertrauenswürdigen Hinterhof abzustellen.
    Wir fahren also weiter. Die Stadt ist vollkommen chaotisch und Fahrräder haben nicht wirklich Platz auf den Straßen. An jeder Ecke steht ein Polizist und an jeder zweiten eine Polizeistation. Das übertrifft selbst das von uns bisher Gesehene!
    Für 400 Yuan (knapp 50€) finden wir nach langer Suche schließlich ein von einem Uiguren geleitetes Hotel, in dem wir unter kommen. Der Preis liegt zwar auch deutlich über der Norm, aber wir entscheiden uns dazu, um die ewige Suche hinter uns zu haben.
    Wir gehen noch essen und werden voller Ehrfurcht und Interesse von dem jungen Angestellten empfangen. Dann kaufen wir noch etwas fürs Frühstück ein und legen uns schließlich müde und erschöpft vom langen Tag ins Bett.
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  • Tag 180: Urumqi bis Bofengjie

    6 septembre 2023, Chine ⋅ ☀️ 24 °C

    Wir frühstücken im Zimmer, nachdem wir etwas länger geschlafen haben. Daraufhin folgt eine weitere chaotische Fahrt durch die Stadt.
    Urumqi ist ganz im Gegensatz zu den anderen chinesischen Städten mit der Zeit gewachsen und keine Planstadt. Da sie allerdings trotzdem schnell an Größe zugenommen hat, findet sich keinerlei Struktur, was sie dementsprechend sehr überfordernd macht. Die Häuser stehen sehr eng aneinander und die Straßen haben keine Kapazität für die Menge an Nutzern.
    Wir entdecken zwei Moscheen, als wir so durch die Straßen fahren. Ihr Anblick erweckt Interesse in uns. Wir halten also an und Lukas betritt die erste. Vor ihm sitzen vier uigurische Männer. Als er ihnen andeutet, ob er sich die Moschee einmal anschauen darf, werden sie stutzig. Noch ehe einer von ihnen antworten kann, tritt aus einem Hinterraum ein Chinese und macht Lukas deutlich klar, dass er die Moschee augenblicklich zu verlassen hat.
    Bei der zweiten Moschee wird er bereits vor Betreten des Eingangs ausdrücklich abgewiesen. Bei dieser sticht mir direkt etwas ins Auge. Normalerweise stehen Moscheen immer recht frei, sodass sie zum einen geehrt werden und zum anderen die Gebete über die Minarette frei erklingen können. Hier ist die Moschee allerdings so an die Hauswand des neueren Nachbargebäudes gezwängt worden, dass der Turm zum Teil im anderen Gebäude verbaut ist.
    Wir fahren weiter aus der Stadt heraus und schütteln beim Anblick des Polizeiaufkommens in dieser Stadt den Kopf.
    Die Hochhäuser um uns reichen gefühlt bis in den Himmel und immer wieder sehen wir nicht nur zwei oder drei, sondern teils 30 exakt gleiche Hochhäuser nebeneinander. Ein ganzer Hochhauspark quasi. Was wir jedoch zwischen den Hochhäusern hindurch entdecken ist viel erfreulicher. Ganz in der Ferne tauchen die ersten schneebedeckten Berge auf. Wie lange haben wir schon keinen Schnee mehr gesehen! Wenn man mal die Eiswand zwischen Kirgistan und Tadjikistan beiseitelässt war es in der Türkei also vor 5 Monaten! Jetzt freuen wir uns richtig auf den kommenden Winter und die kühleren Temperaturen.
    Leider haben wir bei Verlassen des verstädterten Gebietes (was erst ab Mitte des Tages der Fall ist) ziemlichen Gegenwind. Wir treten also stark ein und sehen bald aus dem Nichts ohne jeglichen Vorort eine weitere Stadt auftauchen.
    Wir suchen uns ein paar passende Hotels heraus die uns nehmen könnten und fahren hin.
    Das erste liegt in einer Art Fußgängerzone. Diese ist auf beiden Seiten mit einer Art Metallstangengewirr verbarrikadiert, sodass nur Fußgänger, also nicht einmal Fahrradfahrer hindurch kommen. Wir suchen uns also eine Stelle, an der wir die Räder außenrum schieben können und machen uns gerade daran, als uns eine Aufpasserin davon abhält, indem sie wild mit den Armen wedelt und "Meiou" ruft.
    Zunächst einmal ignorieren wir sie. Da sie allerdings nicht von uns ablässt, halten wir vorerst inne. Wir schauen sie an und sie wiederholt ihre Geste und sagt erneut "Meiou".
    Dann geschieht das Unglaubliche. Ein anderer Fahrradfahrer ohne Gepäck kommt herbei, steigt ab, hebt das Rad über die Barriere und geht einfach weiter. Die Frau hat ihn keines Blickes gewürdigt!
    Wir deuten auf ihn und sagen verwirrt und vorwurfsvoll auf Deutsch, dass er ja auch weiter durfte. Sie schüttelt nur den Kopf. Dann sagen wir, dass wir zum Hotel wollen und das nunmal in der Fußgängerzone liegt. Auch das interessiert sie nicht im Mindesten.
    Vielleicht kommt man (aus welchem Grund auch immer) mit größeren Fahrzeugen nur von der anderen Seite hinein? Wir lassen also von dem Versuch ab hier über die Barriere zu kommen und fahren außenrum. Natürlich sieht es hier exakt gleich aus, mit Ausnahme, dass hier keine Aufpasser stehen. Da wir noch nicht einmal wissen, ob wir in dieses Hotel hinein dürfen, bleibe ich bei den Rädern stehen und Lukas geht nachfragen.
    Während ich so da stehe und warte, beobachte ich die absurdesten Szenen mit den Leuten und der errichteten Barriere. Die Metallstangenbarriere lässt sich vielleicht besten als Beginn eines Labyrinths vorstellen. Zunächst muss man gerade hinein, dann nach links abbiegen und anschließend wieder nach rechts. Natürlich sind die Abstände zwischen den beiden Stangen auch so schmal, das ein Wenden etwa mit einem Kinderwagen nicht möglich wäre. Es laufen also verschiedene Leute an mir vorbei. Fahrradfahrer heben ihre Räder drüber, junge Familien mit Kinderwägen mühen sich ab ihre Sprösslinge über die Barriere zu befördern, Rentner werden durch das Wirrwarr geführt und einige steigen auch einfach darüber. Bei jedem Einzelnen stelle ich mir vor, was sie wohl gerade denken mögen. Denken sie "Wie umständlich! Das hätten sie auch anders lösen können?" oder denken sie überhaupt nicht darüber nach? Auch bei den mehrfachen Zwischenkontrollen bei der Busfahrt haben die anderen Fahrgäste keine Miene verzogen, also sie wieder einmal aussteigen und durch den Scanner laufen mussten. Bei uns würde jeder Stopp auf einer Busfahrt genau hinterfragt werden. Ist das hier auch so? Passiert das vielleicht nur im Stillen?
    Viele interessante Szenen später kommt Lukas zurück, geht aber direkt in ein weiteres Gebäude hinein. Als er auch aus diesem wieder herauskommt, meint er, die ersten seien so unfreundlich gewesen und das zweite Hotel nimmt keine Ausländer.
    Wir suchen auf der Karte also nach einem teureren Hotel, fahren dort hin und werden tatsächlich genommen. Beim Einchecken werden wir natürlich wieder das Übliche gefragt, essen dann noch und gehen wieder erschöpft schlafen.
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  • Tag 181: Bofengije bis Jimsar

    7 septembre 2023, Chine ⋅ ☀️ 27 °C

    Wir frühstücken und machen uns dann zeitnah auf den Weg, da wir eine lange Fahrt vor uns haben.
    Lukas fühlt sich etwas unwohl, aber möchte trotzdem fahren. Ausgerechnet heute haben wir starken Gegenwind und ein paar Höhenmeter vor uns. Wieder haben wir die schneebedeckten Berge im Blick, herrlich!
    Die Straße ist allerdings keinesfalls so herrlich. Denn diese teilen wir uns mit einer Menge LKWs, die nicht gerade wenig Staub aufwirbeln. Unter den LKWs sind gelegentlich auch Tiertransporte. Auf einem sind über drei Gitterkäfig-Stockwerke verteilt Mastschweine auf engstem Raum zusammengepfercht. Mehr als zwei Schweine kommen auf einen Quadratmeter und meist liegt darunter noch eines quer. Bei jedem Ruck, den der LKW macht, schreien die Schweine auf. Sie beißen sich gegenseitig in die Seiten oder Schwänze und erdrücken sich schier. Es ist unbeschreiblich!
    Wir fahren nicht lange und schon haben wir wieder Begleiter. Das Polizeiauto, an dem wir zufällig vorbei gekommen sind, lässt nicht von uns ab. Dann überholen sie und wir denken schon fast, dass wir sie los sind da halten sie auch schon in der Haltebucht. Oh nein, nicht schon wieder! Vor allem weil wir heute einiges zu fahren haben. Doch aus dem Wagen steigt zunächst niemand aus. Erst als wir nur noch vielleicht 30 Meter weg sind, steigen zwei Polizisten aus. Sie blicken uns entgegen und winken. Sie winken! Hm, dann können wir es ja auch mal probieren. Also winken wir einfach zurück. Sie winken weiter und machen keinerlei Anstalten, dass wir anhalten sollen. Also fahren wir vorbei und sind vollkommen perplex, dass sie nicht einmal hinter uns hergerufen haben.
    Wieder fahren wir ein gutes Stück, bis sie uns erneut überholen und dann wieder anhalten. Dieses Mal machen sie uns deutlicher klar, dass sie mit uns sprechen wollen. Also halten wir pflichtbewusst an und grüßen. Sie reden natürlich auf Chinesisch auf uns ein und wir verstehen kein Wort. Natürlich vermuten wir was sie wollen, aber sie benutzen weder ihr Handy, Gesten oder andere Mittel, um es uns zu erklären. Dann wird alles ruhig und weder sie noch wir sagen etwas. Als die Stille kein Ende nimmt und die beiden keinerlei Anstalten machen uns irgendwas zu sagen oder zu fragen, handeln stattdessen wir. Wir bedanken uns auf Chinesisch und verabschieden uns von ihnen. Darauf reagieren sie völlig unerwartet und auch sie winken uns zum Abschied wieder zu. Also nutzen wir den Moment und fahren weiter. Was für eine absurde Szene!
    Diesmal kommen wir ein gutes Stück weiter, bevor sie uns ein drittes Mal überholen und anhalten. Nun sind sie nicht mehr alleine. Eine junge Frau sitzt bei ihnen im Wagen. Als wir bei ihnen ankommen und sie wieder freundlich begrüßen, fragt uns die Frau in gebrochenem Englisch, ob wir Chinesisch sprechen. Wir verneinen, woraufhin sie ein einziges Wort sagt: Passport. Wir reichen ihr unsere Pässe, die Polizisten betrachten sie und machen Fotos. Ohne weitere Worte bekommen wir sie wieder und alle drei steigen in den Wagen. Perplex darüber, dass das schon alles gewesen sein soll, packen wir sie weg. Dann geht erneut die hintere Türe auf, die Frau streckt ihren Kopf heraus und fragt uns noch woher wir kommen. Diese Frage verwundert uns dagegen weniger, denn mit den Pässen in lateinischer Schrift können hier die Wenigsten tatsächlich etwas anfangen. Wir antworten also und damit schließt sich wieder die Türe. Diesen Moment nutzen wir um wieder loszufahren, bevor ihnen noch weitere Fragen einfallen.
    Lukas geht es derweil immer schlechter, also fahre ich vorne, um ihn wenigstens von einem Teil des Windes abzuschirmen. Nach 30 gefahrenen Kilometern kommen wir in einen kleinen Ort und Lukas geht es so schlecht, dass wir anhalten und nach einer Unterkunft fragen. Auf unseren Karten wird keine angezeigt und falls es eine gibt, ist sie auf Ausländer auch sicherlich nicht eingestellt. Wegen der besonderen Situation wagen wir es aber trotzdem und bekommen auch bald ein Hotel gezeigt.
    Während Lukas draußen wartet, gehe ich hinein, um nach einem freien Zimmer zu fragen. Ich erkläre dem Hotelangestellten unser Problem und sage auch extra dazu, dass ich weiß, dass er eigentlich keine Ausländer nehmen kann, aber dass wir auf keinen Fall weiter fahren können. Er nickt und verschwindet in einem Hinterzimmer. Kurz darauf kommt er mit einem anderen Mann zurück, dem Hotelbesitzer. Dieser ist nicht wirklich freundlich, schüttelt den Kopf und meint, es sei kein Zimmer frei. Klar! Wieder nenne ich das Problem und bitte darum uns zu beherbergen. Keine Chance!
    Mit dieser schlechten Nachricht kehre ich zu Lukas zurück. Wir schieben von dem Hotel weg und halten im Schatten mehrerer Bäume an. Es geht nicht weiter! Also beschließen wir das Unmöglichste zu tun, die Polizei um Hilfe zu bitten. Immer wieder wurde uns hier im Land gesagt, dass wir bei jeglichen Schwierigkeiten die Polizei zu Hilfe holen sollen. Wir fahren also umher, aber das gerade noch normal wirkende Örtchen (in anderen Worten: Ein Ort mit ausreichend Polizeipräsenz) ist mit einem Mal wie leergefegt. Keine Polizisten sind zu sehen. Ein Mann auf einem Motorrad bemerkt unseren suchenden Blick. Er stellt sich als Soldat vor und meint er werden die Polizei für uns anrufen.
    Als wir uns also zufrieden bei ihm bedanken, nimmt er den auf dem Boden sitzenden Lukas halb in den Schwitzkasten, hält sein Handy im Selfimodus vor beide und macht Bilder. Nicht zu fassen! Empathie kennt er scheinbar nicht!
    Sobald der erste Wagen angekomen ist verabschiedet er sich wieder von uns. Dann stehen sie vor uns, drei Polizisten mit schussicheren Westen, bewaffnet und scheinbar auf alles vorbereitet - nur nicht auf uns.
    Sie merken schnell, dass wir kein Chinesisch verstehen, können selbst aber kein Wort Englisch. Ich nutze also wieder den Übersetzer und erkläre ihnen, dass es Lukas nicht gut geht und wir ein Hotel für die Nacht brauchen, damit er sich ausruhen kann. Der erste ließt sich die Nachricht durch und beginnt zu telefonieren. Kurz darauf kommt der zweite zu mir und fragt nochmal exakt das selbe. Ich zeige auch ihm die Übersetzung. Auch er beginnt zu telefonieren. Dann kommt der erste wieder und fragt mich, ob Lukas ein Krankenhaus benötigt. Ich lehne ab und betone nochmal, dass wir uns nur ausruhen müssen. Wieder ist er am Telefon.
    Mittlerweile sind weitere Polizeiwägen dazu gekommen. Unter anderem auch unsere beiden Bekannten von vorhin, die noch immer die Dolmetscherin im Schlepptau haben. Zeitweise stehen 11 Polizisten um uns herum.
    Es sind immer mindestens zwei am Telefonieren. Von Zeit zu Zeit werde ich von weiteren Polizisten gefragt, um was es geht und ob Lukas ins Krankenhaus muss. Wieder verneine ich. Dann händigen wir auf ihre Bitte hin unsere Pässe aus, die interessiert begutachtet werden.
    Während dieser ganzen Szene werden auch einige Bürger auf uns aufmerksam. Zwei Frauen benachbarter Läden kommen hinzu, bringen Lukas einen Hocker und etwas zu trinken. Auch sie fragen, was los ist. Ich erkläre es ihnen bereitwillig. Sie machen noch besorgtere Gesichter und reden auf die Polizisten ein.
    Dann irgendwann kommt alles ins Rollen. Manche Polizisten steigen in ihre Wägen ein und entfernen sich und unsere drei Ersthelfer begleiten uns zu dem Hotel, in dem wir vor nun schon eineinhalb Stunden abgelehnt wurden. Gemeinsam mit einem betreten wir die überschaubare Lobby, Lukas setzt sich auf die Couch und ich kläre mit dem Polizisten und dem Hotelbesitzer alles für die Übernachtung Notwendige, beantworte alle üblichen Fragen und werde Zeuge davon, wie wieder einmal die Pässe abfotografiert werden.
    Dann ist alles sicher. Der Polizist will sich gerade verabschieden, als wir ihn nochmal mit dem Handy fragen, was das Hotelzimmer kostet. Das machen wir extra noch in seiner Anwesenheit, damit uns der von uns vermutlich genervte Hotelbesitzer keinen horrenden Preis nennt. Unser Polizist fragt nach, bekommt eine Antwort und gibt uns diese weiter. "Das Hotel ist ausgebucht. Es gibt keine freien Zimmer."
    Wir können unseren Augen nicht trauen, als wir das lesen. Wie ausgebucht? Was haben wir denn dann die ganze Zeit hier und auf der Straße gemacht? Wer wurde ständig angerufen und warum kam niemand vorher auf die Idee vielleicht im Hotel zu fragen, ob dort Platz ist?
    Wir sind uns ja ziemlich sicher, dass das Hotel eben nicht ausgebucht war aber das spielt auch keine Rolle mehr. Wir stehen also da. Kein Hotelzimmer, Lukas geht es immer schlechter und wir haben zwei Stunden verloren!
    Wir fragen also, wo denn die nächsten Unterkünfte wären. "In 80 km", heißt es. So haben wir das auch auf den Karten gesehen. "Eventuell auch schon nach 50 km."
    Mindestens 50 km, Gegenwind und Lukas geht es schlecht. Eine tolle Aussicht!
    Uns bleibt also nichts anderes übrig, als unseren Zorn zurückzuhalten und stattdessen in weitere Radelenergie umzuwandeln. Vor den Läden der beiden Frauen machen wir nochmal kurz Halt. Eine von ihnen winkt mich herbei und sie schenken uns noch etwas zu trinken und eine Süßigkeit. Als ich ihnen erkläre, dass wir nicht bleiben dürfen, entschuldigen sich sich.
    Wieder fahre ich vorne und gebe eigentlich mehr Gas als ich Kraft habe, aber ansonsten kommen wir nicht mehr im Hellen an.
    Durch unsere Polizistenpause haben wir auch noch nicht zu Mittag gegessen. Da Lukas sowieso nichts essen kann, reise ich mir nur ein paar Stücke Brot ab und wir fahren weiter. Das reicht für den Moment.
    Wir werden von unserem Polizeiauto von heute Morgen überholt. Mittlerweile erkennen wir es problemlos am Nummernschild. Kurz darauf steht es am Straßenrand. Wir fahren vorbei und wieder folgt es uns. Die Polizisten überholen uns ein weiteres Mal, bleiben dann aber vorerst weg. Etwas später nähert sich ein Polizeiwagen von vorne. Wer könnte es anders sein!
    So geht das noch einige Male. Sie überholen uns, stehen dann entweder mehr als offensichtlich am Straßenrand oder etwas "versteckter" auf einem kleinen Parkplatz neben der Straße als einziges Auto und kommen uns teils wieder von vorne entgegen. Was genau sollen sie kontrollieren? Ob wir auch wirklich bis dorthin fahren? Denken sie vielleicht wir zelten? Oder sind sie damit beauftragt worden uns zu "retten" falls es Lukas zu schlecht gehen sollte? Wir vermuten eher das Erstere.
    Kurz vor Sonnenuntergang haben wir es dann geschafft. 50 km später kommen wir durch einen kleinen Ort. Auch hier würden sie uns normalerweise vermutlich ablehnen, aber die nahende Dunkelheit ist auf unserer Seite.
    Wir finden eine Unterkunft und bekommen auch direkt ein Zimmer zugewiesen. Während Lukas sich schon hinlegt, trage ich die Sachen nach oben und warte bis wir uns registrieren können. Währenddessen kommt eine Gruppe an anderen Bikepackern rein. Es sind Chinesen. Wir haben hier in China tatsächlich schon einige Chinesen als Bikepacker gesehen, weshalb uns ihr Anblick nicht allzu sehr überrascht. Vielmehr sind wir ganz froh, denn es lässt uns hoffen, dass dann auch bei uns alles glatt gehen wird.
    Bald kommen zwei Polizisten (diese kennen wir noch nicht) in die Lobby. Sie führen ein kurzes Gespräch mit dem Besitzer und kommen dann zu mir. "Es gibt ein viel komfortableres Hotel für euch", meint der eine. Mein Atem wird schwerer. Zu gut kenne ich diese Worte! Ich erkläre auch ihnen die Situation, sage dass es nun schon dunkel ist und wir zu erschöpft sind. "Das Hotel darf euch nicht beherbergen. Im Ort weiter gibt es ein Touristenhotel, da müsst ihr hin."
    Egal was ich mache oder welche Argumente ich bringe, es gibt kein Pardon. Geknickt gehe ich zu Lukas. Bei ihm ist mittlerweile die Wut durchgedrungen. Wir tragen die Taschen wieder nach unten und drängen die Polizisten dazu, für uns im Hotel anzurufen und ein Zimmer zu buchen, damit wir nicht ohne was da stehen.
    Weitere 30 km stehen uns bevor. Die Polizisten bieten an uns ein Taxi zu rufen. Wir hadern. Es ist mittlerweile stockdunkel, wir sind erschöpft und ich dränge darauf. Also kommt kurz darauf ein Auto angefahren, natürlich viel zu klein für unsere Räder. So sehr sich der Fahrer auch bemüht, die Räder passen nicht. Das Auto der Polizisten dagegen ist großräumig und würde uns mit den Rädern gut fassen können. Wir deuten auf den Wagen, mehr aus Trotz als aus Hoffnung. Doch sie lachen nur und schütteln den Kopf.
    Wir bepacken also nochmal unsere Räder. Lukas ist jetzt nur noch sauer, erschöpft sieht er nicht mehr aus. Mir dagegen fehlt jetzt jede Kraft. Als wäre die ganze Situation nicht schon schlimm genug macht einer der Polizisten auch noch Selfis mit uns. Das ist Lukas zu viel. Auch er nimmt sein Handy und beginnt Selfis zu machen, um ihm zu zeigen, wie unangebracht das ist. Das veranlasst ihn dazu, sein Handy wegzustecken und sich abzuwenden. Der andere Polizist muss bei der Szene nur lachen.
    Wir fahren also durch die Dunkelheit. Lukas ist nun voller Energie. Ich völlig ermattet. Vielleicht ist es der Stress oder was Lukas unwohl gemacht hat holt mich ausgerechnet jetzt ein. Ich bekomme Bauchschmerzen.
    Wir kommen um halb zwölf am Hotel an, können recht problemlos einchecken (vielleicht, weil sie schon über das Telefon mit der Polizei Kontakt hatten) gehen aufs Zimmer. Der Blick in den Spiegel verrät einiges über diesen Tag. Unsere Gesichter sind schwarz verußt und die Augen müde. Irgendwie versuchen wir aber doch noch gute Laune zu haben und legen uns hin.
    Was für ein Tag! 110 km bei Gegenwind, Staub, Erschöpfung, mit zwei Stunden Polizeipause, Verfolgung, Ablehnung an zwei Hotels und einer Unsensibilität, wie ich sie persönlich noch nicht erlebt habe. Wie oft haben wir gesagt "Von jetzt an wird es besser!" Dass es noch so schlimm werden würde, hätten wir wirklich nicht gedacht.
    Jetzt ist der Punkt gekommen: Wir wollen einfach nur noch aus dem Land raus!
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  • Tag 182: Jimsar

    8 septembre 2023, Chine ⋅ ⛅ 30 °C

    Der gestrige Tag war prägend!
    Auch eine entspannte Nacht hat unseren Wunsch, das Land zu verlassen, nicht gemindert. Wie würde es uns heute wieder ergehen? Würden wir wieder ewig aufgehalten werden? könnten wir dann in einem neuen Hotel bleiben oder müssten wir wieder weiter und immer weiter?
    Wir sind noch so erschöpft, dass wir uns dazu entscheiden bis in Grenznähe einen Bus zu nehmen. Wir hätten uns freilich nicht ohne Weiteres dazu entschlossen, doch auf der Strecke bis an die Grenze befinden sich keine Unterkünfte. Und da wir bisher nie auch nur die Möglichkeit gehabt hätten unser Zelt aufzubauen (dank polizeilicher Begleitung rund um die Uhr), wollen wir es auch hier nicht riskieren. Was wäre, wenn wir auch auf dieser Strecke verfolgt werden? Von anderen Fahrradfahrern haben wir schon gelesen, dass sie nachts aus dem Zelt geholt wurden und stundenlang weiter oder zurück fahren mussten. Und da 50 oder gar 80 km laut Polizei mit dem Rad ja mal locker bewältigt werden können, würde uns genau das wahrscheinlich blühen.
    Andere Fahrradfahrer haben beschrieben, dass sie in Unterführungen unter der Straße gezeltet haben. Selbst das wäre uns bei dieser Überwachung nicht möglich gewesen.
    Nein, es macht keinen Sinn mehr uns hier noch weiter zu Quälen. Die letzten Tage ist uns endgültig der Spaß vergangen!
    Wir gehen also zum Frühstücksbüfett, das äußerst nobel ist. Das genießen wir in vollen Zügen! Dann fahren wir mit den Rädern zum Busbahnhof, die Taschen lassen wir noch auf unserem Zimmer, da uns noch Zeit bis zum Auschecken bleibt.
    Am Busbahnhof angekommen erfahren wir, dass hier bis Montag kein Bus mehr in die von uns gewünscht Richtung fährt. Also erst in drei Tagen. Das ist uns zu lange.
    Ebenfalls am Busbahnhof stehen ein paar Taxifahrer zusammen. Wir kommen zu ihnen und sprechen sie auf unser Ziel an. Auf einer der Apps haben wir schon gesehen, was eine Fahrt im Taxi dorthin kostet. Wir zeigen ihm den Preis, er verlangt jedoch das Doppelte, da das Auto wegen der Räder größer sein muss. Allerdings haben wir bereits das größte Auto in der App ausgewählt und damit die Räder ja schon eingerechnet.
    Nach einigem Hin und Her einigen wir uns auf 1500 Yuan, also etwas weniger als 200 Euro. Eigentlich liegt das über unserem Budget, aber den Stress den wir dadurch umgehen ist es uns Wert.
    Mehrfach haben wir mit dem Taxifahrer das Ziel abgeklärt, den Namen genannt und es ihm auf der Karte gezeigt. Immer wieder bestätigt er es uns. "Ja, das ist wo ich euch hinbringen werde!", sagt er uns quasi mit seinem Nicken.
    Er wird uns morgen an unserem Hotel abholen und Lukas soll ihm nochmal (wir haben mit ihm unseren Kontakt bei WeChat ausgetauscht) die genaue Adresse schicken.
    Wir sind fast schon abfahrbereit, als ein paar Polizisten auf uns aufmerksam werden. Zwei Weiße mit Fahrrädern bei einer kleinen Gruppe an Menschen, sehr verdächtig! Sie wollen wissen, was genau wir machen. Wir erklären ihnen, dass wir mit dem Taxi an die Grenze fahren wollen. Sie unterhalten sich mit dem Taxifahrer und urplötzlich meint dieser, dass er keinen blassen Schimmer hätte, wo wir denn hin wollen würden. Wieder zeigen wir es auf der Karte und merken, dass weder die Taxifahrer noch die Polizisten auch nur das Geringste mit einer Karte anfangen können. Sie erkennen weder den Grenzort beim Namen, noch können sie ihren eigene Ort auf der Karte ausmachen. Schon mehrfach ist uns das hier im Land aufgefallen. Selbst Karten von Städten konnte bisher noch niemand hier lesen.
    Interessant ist auch, dass alle chinesischen Karten und sogar Apple Maps (solange es innerhalb von China genutzt wird) keine Straßen zur Grenze anzeigen. Nur wenn man sehr nahe heranzoomt und genau weiß, wo man hin will, wird man überhaupt fündig. Gut, dass wir vorher noch auf Mapsme alle Karten heruntergeladen haben, denn hier werden ganz deutlich die Straßen und Orte angezeigt.
    Als unser Taxifahrer also ein weitere Mal von uns erfährt, wo genau wir hin wollen, erhöht er kurzerhand den Preis um weitere 130 Euro. Das ist uns wahrlich zu viel! Gerade hat er uns noch mehrfach bestätigt, dass wir für den ausgemachten Preis an die exakt selbe Stelle gebracht werden, doch kaum stehen die Polizisten daneben, wird alles wieder kompliziert.
    Mittlerweile bin ich an meinem absoluten Tiefpunkt angelangt! Es fühlt sich so an, als würde es uns auch noch schwer gemacht aus dem Land heraus zu kommen.
    Die Frau vom Busbahnhof, die uns erklärt hatte, dass der Bus erst ab Montag nach Takeshiken fährt, kommt uns zu Hilfe. Sie meint, dass ab Qitai manchmal ein Bus in diese Richting fährt. Der Ort liegt 50 km weiter in die Richtung, in die wir sowieso müssen. Gut, das beruhigt uns etwas!
    Wir bedanken uns bei ihr und fahren dann zurück zum Hotel, nachdem wir noch etwas eingekauft haben. Dort essen wir und schauen noch einen Tatort über die Mediathek (die in China tatsächlich geht), um auf andere Gedanken zu kommen.
    Wieder geht ein Tag an uns vorbei, an dem unser Stresslevel erneut in die Höhe getrieben wurde!
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  • Tag 183: Jimsar bis Qitai

    9 septembre 2023, Chine ⋅ ☀️ 27 °C

    Wir haben nur 50 km vor uns und schlafen also deshalb länger. Nach leckerem Frühstück gehen wir nochmal kurz aufs Zimmer zurück und ruhen uns noch eine Weile aus. Was bringt es uns, morgens früh loszufahren, mittags in Qitai anzukommen und dort am Ende wieder abgelehnt zu werden, weil es nicht "spät genug", also bereits nach Sonnenuntergang ist?
    Die Fahrt ist einigermaßen entspannt, die Polizei bleibt uns fern und somit ist alles gut. In Qitai fahren wir direkt zum Busbahnhof, um uns zu informieren. Qitai ist keine sehr große Stadt, aber der Busbahnhof ist gigantisch. Hätte ich es nicht gewusst, wäre ich davon ausgegangen, dass wir vor einem Flughafengebäude stehen.
    Wir gehen zusammen zum Schalter und halten gespannt die Luft an. Was wird uns hier heute erwarten?
    Die Dame am Schalter ist sehr nett. Wir erklären ihr wo wir hin möchten und dass wir mit den Fahrrädern unterwegs sind. Daraufhin kontaktiert sie den Fahrer. Dieser meint zögerlich, dass es mit den Fahrrädern klappen könnte. Natürlich wären wir auch bereit für diese zu zahlen. "Ob das nötig ist, sollen wir morgen mit dem Fahrer klären", meint sie freundlich. Sie reserviert uns die Plätze und bestätigt uns auf unsere erneute Frage hin, dass diese auch fest für uns reserviert sind. Morgen früh sollen wir kommen, dann wird der Bus losfahren. Alles klar!
    Wir fahren das erste Hotel an, werden abgelehnt und zu anderem verwiesen, werden auch dort abgelehnt und bekommen ein drittes gezeigt. Dort werden wir dann genommen.
    Wir kaufen nochmal ein und ruhen uns dann wieder aus. Dass solche psychischen Strapazen einen so erschöpfen können!
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  • Tag 184: Qitai bis Qinghe

    10 septembre 2023, Chine ⋅ ☀️ 22 °C

    Der Tag der Busfahrt ist gekommen! Hoffentlich!
    Wir frühstücken, packen ein und fahren zum Busbahnhof. Mein Bauchweh von vor ein paar Tagen hat sich noch nicht verflogen. Vielleicht etwas im Essen oder die Aufregung? Vermutlich beides.
    Am Busbahnhof sitzt wieder die Dame von gestern und begrüßt uns freundlich und erkennend. Wir warten auf den Bus und werden bald von einer jungen Frau angesprochen. Ihr Englisch ist perfekt! Sie studiert die Sprache und wartet gerade auf ihren Bus von ihrer Heimat zurück in ihre Unistadt Urumqi. Wir unterhalten uns lange mit ihr und selbst als der Kleinbus kommt, bleibt sie noch bei uns, um zu Übersetzen. Die Tatsache, dass sie Uigurin ist, ist nicht ohne Wert für uns, denn auch der Fahrer und die Frau am Schalter sind uigurischer Abstammung.
    Der Kleinbus ist tatsächlich nicht sehr groß und der Fahrer will schon ein neues Auto mit Dachträger holen. Wir bauen aber stattdessen schnell die Vorderräder ab und schaffen es doch die Fahrräder hinter dem Fahrer- und Beifahrersitz und vor den Rücksitz unter zu bekommen. Wir sind gerade einmal drei Fahrgäste. Mit uns fährt nur noch ein jüngerer Chinese.
    Wir verabschieden uns von unserer Helferin, die nun auch schnell zu ihrem Bus muss. Dann geht auch unsere Fahrt los.
    Wir sind noch nicht weit gefahren, als wir nochmal anhalten. Am Straßenrand stehen ein Mann und eine Frau. Beide mit reichlich Gepäck. Die Taschen werden in den Kofferraum gequetscht und beide steigen ein. Wir warten eine Weile. Noch ein Paar steht vor dem Auto. Das wird dann doch recht eng! Nach einigen gewechselten Worten steigt der Mann wieder aus und auch das Paar räumt ihr Gepäck wieder zurück in ihr eigenes Auto. Gemeinsam mit dem Mann fahren sie wohl jetzt selbstständig.
    Wir fahren weiter, kommen durch kleine Orte durch und ich verfolge unseren Standort sicherheitshalber mit dem Handy. In einer älteren Wohnsiedlung halten wir und eine junge Frau mit knapp dreijährigem Sohn steigt ein. Sie verabschieden sich von den Großeltern und der kleine Junge hüpft eifrig zwischen seiner Mama und Lukas auf der Rückbank herum.
    Unsere Fahrt geht weiter und immer wieder stelle ich mir vor, wie wir hier wohl geradelt wären. Bald halten wir für eine Toilettenpause an. Wir haben extra nicht viel getrunken, da wir nach unserer letzten Busfahrt nicht sicher waren, ob wir überhaupt einmal anhalten werden.
    Wir fahren win kleines Stück weiter. Nicht mal nach 10 Minuten halten wir wieder, diesmal neben einem Laden. Auch hier machen wir nochmal eine Pause.
    Auf der ganzen Fahrt werden wir mit dem Kleinbus nicht von der Polizei gestoppt, installierte Kontrollen gibt es jedoch. Wären wir mit dem Fahrrad hier, hätten uns diese sicherlich angehalten.
    In einer kleinen Privatküche gehen unser Fahrer und die Frauen noch etwas essen. Auch wir steigen aus. Im Esszimmer steht an einer Seite ein Aquarium. In diesem schwimmen zwischen ein paar Plastikpflanzen hindurch ein paar Fische. An der Rückwand steht "natürliches Habitat".
    Passend dazu läuft in diesem Moment ein Babykätzchen durch das Zimmer. Der kleine Junge ist natürlich direkt angefixt und jagt ihm hinterher. Jedes Mal, wenn er es in die Ecke gedrängt hat (oder einer der Erwachsenen ihm zur Hilfe kommt und ihm das Kätzchen gibt) hält er es entweder an einem Bein hoch oder lässt es von einer gewissen Höhe hinunterfallen. Seine Mutter lacht ihm zustimmend zu.
    Das können wir nicht mehr mit ansehen. Lukas steht auch und zeigt dem Jungen, wie er das Kätzchen zu halten hat. Sobald er jedoch wieder die Möglichkeit hat, greift er es am Bein und trägt es umher. Irgendwann setzt Lukas es in einen Karton und deutet dem Jungen an, dass er es auch in diesem streicheln kann. Eine längere Wirkung hat das auf das Kind allerdings nicht.
    Wir sind froh, als wir endlich weiter fahren. Immerhin wird die Katze dann alleine gelassen. Unser Schrecken ist groß, als wir die Mutter mit dem Karton und dem Kätzchen aus dem Haus kommen sehen!
    Nun sitzt Lukas mit Kind, Mutter und Kätzchen hinten auf der Rückbank. Immer wieder versucht er das Kätzchen zu erretten, bis es irgendwann im Karton verschwindet, weil der Junge das Interesse verliert. Stattdessen wendet sich sein Blick auf den Korb, der vor ihm und damit zwischen meinem und dem Sitz der anderen Frau steht. In diesem liegen unter einem Tuch nämlich ein Haufen Trauben, von denen er sich einfach nimmt. Statt ihm etwas zu sagen oder sich bei der Besitzerin zu entschuldigen, nimmt sich die Mutter selbst Trauben und verteilt sie noch an Lukas. Eine merkwürdige Szene!
    Die Stimmung wird jedoch immer lockerer, wir teilen unser Essen und die beiden Frauen schenken und etwas von sich. Wir machen Bilder und es fühlt sich schon fast so chaotisch und abenteuerlich an, wie die vermutlich auf einer solchen Fahrt in Usbekistan der Fall gewesen wäre.
    Am frühen Abend kommen wir in Qinghe (etwas 80 km vor der Grenze) an. Wir nehmen die Fahrräder heraus, bauen sie zusammen und werden dann von unserem Taxifahrer zu einem Hotel gebracht, dass uns beherbergen könnte.
    Wir sind geslannt auf den Preis, denn dieses sieht sehr nobel aus. Allerdings hatten das schon so manche und die meisten waren dann sehr günstig. Während Lukas sich mit der allsu begeisterten Jungs-Fahrrad-Gang beschäftigt, melde ich uns für einen absolut rentablen Preis an. Die Frau ist sehr freundlich und merklich entzückt darüber, Ausländer zu sehen. Unsere Fahrräder dürfen wir in der Lobby abstellen, gehen dann aufs Zimmer, kaufen noch ein und machen es uns dann gemütlich.
    Nach einer warmen, angenehmen Dusche ziehen wir unsere Schlafanzüge an und sind eigentlich bettfertig, als es klopft. Wer könnte es anders sein als die Polizei!
    Die üblichen Fragen werden beantwortet, wir im Schlafanzug und sie mit schusssicheren Westen und Waffen vor uns stehend. Dann können wir schlafen.
    Was für ein weiterer verrückter Tag!
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