Tag 96: Zestafoni bis Tchiatura

Nur schweren Herzens können wir uns von dieser netten Familie und der schönen Zeit, die wir mit ihnen erlebt haben, trennen. Aber das ist der Preis einer so langen Reise. Wir treffen vieleRead more
Nur schweren Herzens können wir uns von dieser netten Familie und der schönen Zeit, die wir mit ihnen erlebt haben, trennen. Aber das ist der Preis einer so langen Reise. Wir treffen viele unglaublich nette Menschen und irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem wir uns verabschieden müssen.
Mitlerweise ist es schon sehr warm geworden, für meinen Geschmack deutlich zu warm!
Zunächst geht es viel nach oben. Alles ist grün und wir sehen eine Menge Plätze, die sich zum Wildzelten anbieten würden.
Wir halten an einem Kloster, das sich auf einer Säule befindet. Hier stehen eine Menge Wohnmobile, teilweise aus Georgien oder Russland. Auch ein deutsches Wohnmobil aus Berlin sehen wir. Mit den Besitzern dessen verstehen wir uns allerdings nicht sehr gut, da sie jeden unserer Einwände (zum Beispiel zur Sicherheit mancher Länder) direkt abweisen und der generellen Überzeugung sind, man könne den deutschen Medien und deren Berichterstattung nicht trauen. Wir müssen ja nicht mit jedem klar kommen!
Wieder einmal beginnt es zu regnen und da es immee heftiger wird und der Boden rechts und links der Straße schon aufgeweicht ist, entscheiden wir uns in Tchiatura ein Hotel zu nehmen.Read more
Tchiatura ist schon ein Wunder. Die in einem engen Flusstal gelegene Stadt hat Ahnlichkeit mit einem Skiort, denn vom tiefsten Punkt aus führen zahlreiche Gondeln hoch auf die Plateaus. Auch die Überreste alter Gondeln aus sowjetischer Zeit sind noch zu sehen.
Aus dem Tal müssen wir erstmal einige hundert Meter nach oben. Auf dem Plateau angekommen werden wir mit herrlicher Aussicht belohnt. Um uns herum sind saftig grüne Wiesen und die Tieren leben noch so, wie wir uns das wünschen würden. Generell stellen wir fest, dass in Georgien nicht die Tiere eingezäunt und Felder frei liegen, sondern genau Umgekehrtes ist der Fall. Wo auch immer etwas angebaut wird ist ein Zaun außenrum, während die Tiere auch mal die Straße mitbenutzen.
An einer Kreuzung sind wir etwas unschlüssig. Komoot sagt uns, dass wir geradeaus fahren sollen. Dort liegt aber eine Wiese vor uns, auf der nur ein paar Reifenspuren zu sehen sind. Wir wagen es und lassen es die Wiese quer hinunter rollen. Mit der Zeit werden die Reifenspuren weniger und wir werden von drei Hunden gesehen, die uns bellend entgegen rennen. Wir steigen ab und direkt beruhigen sie sich und legen sich in einiger Entfernung entspannt auf den Boden. Ganz ehrlich, wenn ich ein Hund wäre, würde ich vermutlich auch die komischen Tiere anbellen, die ratternd über meine Wiese rollen!
Wir haben wieder den "Weg" gefunden und folgen den immer mehr verblassenden Spuren. Es ist herrlich hier unten. Wären wir zu Fuß unterwegs, wäre es der ideale Weg. Mit den Fahrrädern ist er es nicht ganz. Denn sobald es auf der anderen Seite des Baches wieder bergauf geht, können wir nichts anderes tun als zu schieben. Dennoch hat sich die Abkürzung gelohnt!
Gegen Abend fängt es wieder an zu regnen. Wir dürfen uns bei einer Bäckerin neben einem dieser kuppelförmigen Öfen unterstellen und kaufen erst ein und dann direkt danach noch ein zweites Brot, dass sie etwas süßlich mit Zimt backt. Wir werden etwas komisch angeschaut, weil wir die beiden Fladenbrote ohne weiteres innerhalb weniger Minuten aufessen.
Tatsächlich hört es wieder auf zu regnen und bis wir an unserem herrlichen Zeltplatz für die Nacht angekommen sind, ist der Boden auch wieder getrocknet. Hier hören wir nur die Vögel zwitschern.
Leider gibt meine Isomatte immer mehr den Geist auf, weshalb ich nur noch mit sehr wenig Luft schlafe, um immerhin gerade zu liegen.Read more
Die Nacht war ruhig und der Zeltplatz hat sich tatsächlich als so gut herausgestellt, wie gedacht.
Die Fahrt geht jetzt hinunter ins Tal, welches nicht wie gedacht verstädtert ist, sondern endlose grüne Flächen aufweist. Wieder bieten sich herrliche Möglichkeiten zum Wildzelten an. Aber weil es noch zu früh ist, lassen wir diese links liegen.
Wir treffen einen Radreisenden aus England, der auf dem Weg nach Kutaisi zum Flughafen ist. Er verrät uns, dass heute, am 26. Mai Unabhängigkeitstag von Georgien ist. In Gori, der nächsten Stadt, bekommen wir das dann auch mit. Auf einem Platz haben sich hunderte von Menschen versammelt. Auf einer Bühne tanzen Jugendliche traditionelle Folkstänze und gegenüber präsentiert das Militär Panzer und Waffen.
Als wir gerade noch einige Sehenswürdigkeiten in Gori besichtigen (wie das Geburtshaus von Stalin) beginnt es wieder einmal heftig zu regnen. Zum Glück werden wir fast nicht nass.
Wir fahren weiter und kommen an einer unterirdischen Festungsstadt vorbei, die sich denen aus der Turkei sehr ähnelt. Dort treffen wir zwei Frauen mit einem Kind aus Deutschland, mit denen wir uns nett unterhalten, und zwei Motorradfahrer, Max und Philipp, ebenfalls aus Deutschland. Sie wollen ebenfalls weiter nach Aserbaidschan, wissen aber auch, dass es an der Grenze schwierig werden könnte, weil Aserbaidschan nur noch Reisende über den Luftweg ins Land lassen. Wir tauschen die Nummern aus und sie meinen, sie könnten uns Bescheid geben, wie es an der Grenze lief, da sie schon morgen dorthin wollen. Perfekt! Denn von Tbilisi an die Grenze sind es für uns eine gute Tagesfahrt.
Natürlich fängt es wieder einmal an zu regnen und gewittern. Bis wir allerdings richtig los kommen hat es schon wieder aufgehört.
Dafür ist ein Teil unserer Strecke nicht mehr befahrbar, weil der sonst harte, steil ansteigende Feldweg jetzt eine reine Matschpiste ist. Auch das Schieben wird mit meinem Rad eine Unmöglichkeit. Weil meine Schutzbleche sehr eng am Rad liegen, tolerieren sie auch nur eine kleine Menge an Schlamm und Steinen, bevor sich die Räder gar nicht mehr drehen lassen.
Indem wir das Rad teils tragen und teils auf der Wiese neben dem Weg wieder versuchen freizurollen, schaffen wir es dann doch irgendwie bis nach oben und schlagen dort bei herrlicher Sicht unser Zelt auf.Read more
Das Wetter ist wie oft am Morgen wieder gut. Dafür, dass es gestern noch so stark geregnet hat ist es jetzt schon ziemlich warm.
Wieder geht es weiter über die letzten Meter Matschpiste bis zur Straße. Allerdings reichen diese paar Meter schon aus, dass mein Rad wieder blockiert. Na toll!
Auf der Straße angekommen und nach einigen Freikratz-Minuten geht es dann deutlich schneller. Die Landschaft ist herrlich und hier ist fast nichts los!
In Mzcheta, einem alten Stadtteil von Tbilisi, schauen wir uns dann in Ruhe noch ein paar Kathedralen an und treffen Holgi. Der Handwerker ist vor drei Monaten in Deutschland mit dem Rad gestartet und fliegt ab Tbilisi wieder zurück.
Weil ich seit zwei Tagen mit kurzen Hosen fahre, habe ich leider auch Sonnenallergie an den Beinen. Unangenehm und nervig!
Bevor wir zu unserer Unterkunft für die nächsten Tage fahren, geht es nochmal 200 Hm bei ziemlicher Hitze nach oben, denn wir wollen noch eine weitere Kathedrale besichtigen. Die Tsminda-Kathedrale ist, wie wir erfahren haben, die für Georgien bedeutendste Kathedrale. Von ihr aus hat man einen tollen Ausblick auf das Tal, was ich bei weniger Hitze noch mehr genießen könnte.
Jetzt sind wir nicht mehr weit entfernt von unserer Unterkunft und erreichen sie deshalb auch schon nach kurzer Zeit.
Glücklicherweise hat Pikria nämlich eine Wohnung in Tbilisi, in der ihre Eltern im Moment zeitweise wohnen. Für ein paar Tage sind diese nach Zestafoni gereist, weshalb wir die Wohnung fürs erste für uns alleine haben. Komplett ausgestattet und recht gut gelegen und das Wichtigste: die Fahrräder können wir drinnen abstellen. Perfekt!
Wir richten unsere "Basis für Stadtbesuche" kurz ein und gehen dann noch schnell zu Fuß einkaufen. Am Abend wartet schon eine angenehme Dusche auf uns.Read more
Tbilisi. Für viele ist diese Stadt ein Sightseeing-Highlight. Für uns eher eine Stadt, die mit sehr viel Stress verbunden ist.
Aber fangen wir von vorne an:
Am Abend unserer Ankunft gehen wir noch in eine Sportsbar, weil Lukas nicht das Spiel Dortmund gegen Mainz bzw. Bayern gegen Köln verpassen will. Dort treffen wir Lasse aus Deutschland, der in Tbilisi ein Praktikum macht und schon einiges erlebt hat, unter anderem einen Wohnungsbrand am ersten Tag.
Da unsere Matten jetzt auch beide so ziemlich kaputt sind, müssen wir uns hier neue besorgen. In einer Stadt, die unweit vieler beliebter Wanderrouten liegt, kein Problem. Das dachten wir zumindest! Letztendlich sind wir zu den verschiedensten Outdoor-Läden gefahren, die jeweils 1 Busstunde (wegen ständigem Stau) voneinander entfernt liegen. Nach mehreren Tagen der Suche finden wir dann schließlich Matten, die zwar ganz und gar nicht ideal sind, aber zumindest ihren Dienst tun sollten. (Wenn nichts mehr von ihnen zu hören ist, lief es wohl gut :D). Außerdem holen wir noch einen Topf (da der alte die Beschichtung verliert), ein neues Multitool, weil Lukas' anderes noch vor Tbilisi aus seiner kleinen Rahmentasche geklaut wurde und noch ein paar Kleinigkeiten.
Weil zufällig Dinamo Tbilisi gegen Dinamo Batumi hier in der Stadt spielt, gehen wir auch noch auf das Spiel hier. Sehr interessant! Vor allem für mich, da es mein erster Stadionbesuch ist.
Dann beginnt der Botschaften-Wahn:
Montags auf die chinesische Botschaft. Eigentlich sollten wir ein Visum von Deutschland aus beantragen, aber es geht glücklicherweise auch hier. Dafür haben wir schon an der Schwarzmeerküste in der Türkei seitenweise Dokumente ausgefüllt. Wir tragen uns in ein kleines Büchlein ein, das hinter einem Regenrohr klemmt. An zehnter Stelle kommen wir dran. Drinnen erfahren wir dann: Uns fehlt noch eine Hotelbuchung und eine Erklärung, dass und weshalb wir mit dem Fahrrad reisen, außerdem eine Kopie unseres Visums von Georgien.
Von Max und Philipp, haben wir jetzt auch erfahren, dass man nur mit einer Genehmigung der aserbaidschanischen Botschaft über die Grenze kommt. Also geht es tagsdrauf auf die aserbaidschsnische Botschaft (Am Tag zuvor war sie wegen eines Feiertags geschlossen, wie wir vor der Tür stehend feststellen müssen.). Dort angekommen erfahren wir dann, dass es eine solche Genehmigung seit ein paar Monaten nicht mehr gibt, die Grenzbeamten das aber nicht alle wissen. Na toll! Allerdings könnten wir an den Präsidenten von Aserbaidschan eine Mail schreiben und unser Anliegen erklären. Keine Chance auslassend schicken wir tatsächlich eine Mail an den Präsidenten, während wir über diese Absurdität nur den Kopf schütteln. Leider haben wir keine Antwort bekommen. Wer hätte das gedacht!
Immerhin treffen wir vor der Botschaft zum einen Max und Philipp und zum anderen Gabi und Norbert, ein älteres Paar aus Lüneburg, die mit ihrem umgebauten Ranchrover unterwegs sind und Kai und Inge, zwei Fahrradfahrer die ebenfalls über Aserbaidschan nach Kasachstan wollten. Mit ihnen haben wir eine Menge Spaß und teilen unser jeweiliges "Leid".
Am nächsten Tag geht es wieder auf die chinesische Botschaft. Alles passt! Wir geben den Pass ab und warten gespannt auf das Ergebnis.
Dann geht es darum, Fahrradkartons für den Flug zu organisieren. Leichter gesagt als getan, denn in den 5 Fahrradläden, die natürlich wieder ewig weit auseinander liegen, finden wir nichts. Letztendlich sucheb wir ins von einem Autohändler und den Mülltonnen davor die nötigen Kartons zusammen mit denen wir uns dann für die Fluggesellschaft passende basteln können. Leider müssen wir beide unsere Fahrräder dafür komplett auseinander nehmen. Ziemlich traurig zu sehen, wie die Räder, die uns so weit gebracht haben nun so zerstückelt vor uns auf dem Boden liegen. Weil die Demontage so lange gedauert hat und echt nervenaufreibend war, beschließen wir schnellstmöglich zu fliegen statt wie überlegt, vielleicht nochmal die Räder zusammenzubauen und uns noch Armenien anzusehen. Das machen wir dann beim nächsten Mal!
Stattdessen haben wir nun ein paar Tage damit verbracht unsere Räder sicher zu polstern und zu verpacken und auch unser Gepäck zu verstauen.
Am Montag dann die erfreuliche Nachricht: Nein, der Präsident von Aserbaidschan hat nicht geantwortet. Dafür haben wir jetzt ein Visum für China bekommen und deshalb zumindest die Möglichkeit auch noch dorthin einzureisen.
Jetzt müssen wir nur noch auf unseren Flug am Donnerstag warten und dann geht es endlich weiter in einem neuen Land!Read more
Endlich geht es weiter!
Zwar noch nicht auf dem Fahrrad, aber wir können jetzt den Großstadtlärm hinter uns lassen und in ein neues Land eintauchen.
Das wird auch ein guter Sprung: Von einem Land, in dem es an jeder Ecke grünt in eine Region, die nur selten Regen sieht.
Wir machen noch Klarschiff in der Wohnung, packen alles ein und bestellen uns dann ein "Bolt", eine Schwester der Uber-Taxis. Denn ansonsten haben wir keine Chance, die verpackten Räder und das ganze Gepäck an den Flughafen zu bringen.
Das Taxi ist auf die Minute pünktlich. Wir übergeben Pikrias Bruder die Schlüssel der Wohnung und laden dann alle Kartons ins Auto. Der Fahrer staunt erstmal gut, als er unser ganzes Gepäck sieht.
Mit etwas Stau aber ansonsten problemlos geht es zum Flughafen. Wieder einmal schweren Herzens müssen wir uns so langsam damit abfinden, dass wir ohne Flug leider nicht weiter Richtung Osten kommen.
Auf der Fahrt bekommen wir dann noch eine Nachricht der Fluggesellschaft: Der Flug verspätet sich um etwa eine Stunde. Statt um 21:35 Uhr fliegen wir jetzt wohl erst um 22:40 Uhr.
Am Flughafen angekommen holen wir uns je einen Wagen und suchen uns ein Plätzchen. Dort verbringen wir die nächsten Stunden, um auf den Flug zu warten.
Dann öffnet sich der Check-In Schalter. Es ist wohl die kürzeste Schlange, trotzdem ist die Zusammensetzung der Fluggäste außergewöhnlich. Wir beiden mit den zwei überfüllten Wägen, ein paar "normale" Fluggäste, eine Fußballmannschaft aus Kasachstan mit Jungs um die 10 Jahre und zwei weitere Fahrradfahrer.
Am Schalter wird alles gewogen. Perfekt, nichts ist zu schwer. Um die Fahrräder als Extragepäck zu bezahlen werden wir zum Schalter der Airline geschickt. 100 USD macht das dann, pro Fahrrad! Das ist der normale Preis. Da wir die Fahrräder allerdings in Boxen zerlegt haben, sollte es um die 70 Euro für zwei Räder kosten. Die Frau am Schalter besteht vehement darauf, dass es so einen Deal nicht gäbe und wir 100 USD zahlen müssen.
Da ich zuvor das Customer Service Center angeschrieben habe, um sicher zu gehen, was wir bei den Rädern zu beachten hätten, zeige ich ihr eine Tabelle vor, auf der die Preise eindeutig zu sehen sind. Wieder wollen sie (mitlerweile ist ein weiterer Mann dazu gekommen) uns abwimmeln. Eine gute Zeit, eine kurze Messaktion der Kartons und ein paar Telefonate später haben wir es dann geschafft: 200 Lari, also 72 Euro für zwei Räder.
Wir gehen weiter zur Kontrolle und treffen dort einen der Trainer des Teams wieder. Mit ihm kommen wir ins Gespräch und wie so oft ruft er auf der anderen Seite der Kontrolle einen Freund an, den er in Stuttgart kennengelernt hat. Mit ihm redet Lukas ein paar Minuten, dann suchen wir uns wieder Sitze.
Jetzt kommen wir mit Pierre (Frankreich) und Reith (Niederlande) ins Gespräch. Pierre ist ca 60 und ist recht schnell unterwegs, Reith ist ungefähr unser Alter und geht es etwas langsamer an. Beide wollten ebenfalls nach Aserbaidschan und wurden jetzt gezwungen zu fliegen.
Während wir Tipps und Erfahrungen austauschen wird der Flug um eine weitere Stunde nach hinten verschoben.
Endlich können wir in den Flieger, der nicht mal zur Hälfte voll ist. Der Flug dauert etwa eine Stunde, bevor wir über die hell beleuchtete Stadt Aqtau fliegen und dann etwas abrupt landen.Read more
Unser Gepäck ist schnell da. Allerdings sind wir etwas erstaunt, weil die Fahrradkartons offen sind. Hoffentlich ist nichts herausgefallen!
Wir bauen unsere Werkstatt mitten im Flughafengebäude auf und beginnen zu schrauben. Mitlerweile ist es 2 Uhr und wir eigentlich bettreif.
Während wir am Werk sind kommen immer mal wieder Fluggäste vorbei, machen Bilder, fragen uns woher wir kommen und helfen uns. Unter ihnen ein Taxifahrer, der mir stundenlang tatkräftig zur Seite steht. Manchmal sogar so sehr, dass ich ihn stoppen muss, damit er mir mit dem Imbusschlüssel nicht meine Torxschrauben kaputt macht. Als uns seiner Meinung nach etwas zum Greifen fehlt, läuft er weg und kommt kurze Zeit später wieder mit einem Schraubenschlüssel und einer Zange, die er uns unbedingt schenken will. Wir lehnen dankbar ab, denn noch mehr Gewicht brauchen wir nicht, genauso wenig wie eine zweite Zange.
Ebenfalls kommt uns ein Fluggast zu Hilfe. Er wartet noch auf seinen Flug und spricht super Englisch. Er weiß direkt, wo er halten muss, damit wir gut an den Rädern schrauben können.
Dann, nach 5 Stunden Arbeit und einer Tüte mit 6 Dosen Fleisch, die wir von einem weiteren Fluggast geschenkt bekommen haben, fahren wir vom Flughafen los.
Ich hätte ehrlich gesagt erwartet, dass wir direkt von der Hitze umschlungen werden. Aber tatsächlich hätten wir im Schatten des Flughafengebäudes fast noch einen Pulli anziehen können.
Als wir dann die 20 km eine fast gerade Straße nach Aqtau fahren wird uns dann doch ein bisschen wärmer. Wir sind positiv überrascht, dass hier doch noch ein paar Gräser wachsen, da wir eher einen sandigen Boden erwartet hätten und sehen schon die ersten Kamele am Straßenrand. Es ist echt komisch diese Tiere an einem Ort zu sehen, wo wir mit dem Fahrrad hinfahren können.
In Aqtau fahren wir direkt das Hotel an, dass wir gebucht haben, um uns ausschlafen zu können. Direkt ist allerdings subjektiv, denn nachdem wir die Adresse angefahren haben, steht dort ein Wohnhaus. Ohne Internet erweist es sich auch als schwierig nochmal genauer nachzuschauen. Aber zum Glück sind wir in einem sehr hilfsbereiten Land, denn mithilfe einiger Passantennund deren Handys finden wir die Adresse dann doch heraus.
Es ist mitlerweile 10:30 Uhr. Wir müssen vermutlich noch ein paar Stunden warten, bis wir uns nach über 24h endlich hinlegen können. Dann kommt alles anders als gedacht. Eine viertel Stunde später dürfen wir aufs Zimmer. Im Hotel gibt es aus einem Kanister Trinkwasser, perfekt!
Völlig erschöpft legen wir uns in das klimatisierte Zimmer und schlafen bis 19 Uhr.
Dann wollen wir noch eine Kleinigkeit einkaufen gehen. Neben dem Hotel ist ein Fastfood Stand. Mithilfe von Google Übersetzer, den ich mir mitlerweile heruntergeladen habe, finden wir zwei frittierte Teigtaschen mit Kartoffeln gefüllt in der Größe eines weihnachtlichen Langos. Umgerechnet für weniger als einen Euro, für zwei!
Nicht weit weg, aber von außen fast nicht erkennbar finden wir einen Supermarkt, der quasi alles hat. Nach der teils eher geringen Auswahl in Georgien sind wir sehr von der Vielfalt überrascht. Wir decken und mit einigem ein, darunter auch Trockenfrüchte, die wie wir später feststellen, gesalzen und gepfeffert sind. Merkwürdige Kombination, aber sinnvoll, um sie haltbarer zu machen.
Der Einkauf kostet 17 Euro, was mehr ist, als wir erwarter hätten.
Neben dem Hotel holen wir uns von einem Stand noch eine nicht zu kleine Wassermelone, die gerade mal 3 Euro kostet. Verrückt!
Wir essen in der öffentlichen Küche des Hotels zu Abend und gehen dann wieder schlafen.Read more
Immer noch müde fahren wir los. Wir möchten noch eine Simkarte besorgen, zum Strand hinunter und dann weiter.
Die Stadt ist sehr modern und wir merken, dass durch das viele Erdöl der Region einiges an Geld da ist. An einer Moschee, die wir uns beide anschauen, werden wir von einem älteren Herrn angesprochen, auf Kasachisch, aber mit Händen und Füßen verstehen wir uns trotzdem. Er spricht davon, wie anstrengend es wird und heiß, wenn wir weiter fahren. Dann will er noch unbedingt mit mir ein Bild machen, aber mit Lukas Handy. Dann schaut er es sich an, zeigt einen Daumen nach oben und geht. Verabschiedung ist hier scheinbar eher untypisch.
Während Lukas dann eine Simkarte besorgt und Papiere über Papiere ausfüllt, unterhalte ich mich mit einigen Passanten. Englisch können die wenigsten, aber irgendwie verstehen wir uns doch. Wieder wollen einige Bilder machen.
Als nächstes fahren wir an den Strand des Kaspischen Meers und gehen im erfrischenden Wasser baden. Jetzt waren wir einmal im Mittelmeer, im Schwarzen Meer und im Kaspischen Meer schwimmen.
Nach unserem Bad machen wir einen Schirm am Strand aus, unter dem wir Mittagspause machen. Ein Junge, der 17-jährige Tamerlan, spricht uns an und sagt, der Schirm koste 3000 Tenge, umgerechnet 6 Euro. Als wir zögern, weil uns das für eine Mittagspause dann doch zu teuer ist, fragt er ob wir bleiben wollen oder nur Pause machen. Als wir ihm antworten, meint er, wir können Platz nehmen und brauchen nicht zu zahlen.
Tamerlan, der hier mit anderen am Strand Schirme eingräbt und vermietet, ist so interessiert an uns, da er noch nie mit nicht-russischen Touristen gesprochen, geschweige denn Bikepacker gesehen hat. Da wir mitlerweile essen bieten wir ihm und seinem Freund ebenfalls etwas davon an, was sie allerdings aus Höflichkeit nicht annehmen, denn das würden wir viel mehr brauchen als sie. Es ist Wahnsinn, welche Höflichkeit uns entgegengebracht wird!
Kasachstan hatten wir uns beide etwas anders vorgestellt. Wir dachten ursprünglich an ein Land, dass sehr von Russland geprägt ist und dementsprechend auch die Leute ein ähnliches Aussehen haben. Als wir uns mehr über die Länder informiert und herausgefunden haben, dass tatsächlich die Türken ursprünglich mal von dort abstammen und die Länder sehr muslimisch geprägt sind, habe ich mir eher vorgestellt, dass sie dementsprechend aussehen, die Frauen Kopftücher tragen und an jeder Ecke eine Moschee oder eine Mescid (ein Gebetsraum) ist. Die Tatsache, dass allerdings die meisten Menschen hier aussehen, wie wir uns die Menschen vielleicht in der Mongolei vorstellen, in dieser Region nur ein Bruchteil der Frauen ein Kopftuch trägt und nicht mal der Gebetsruf zu hören ist, hat uns echt überrascht.
Vom Strand geht es aus der Stadt hinaus. Es ist sonnig und gut warm. Etwas hinter der Stadt befindet sich noch ein kleiner Ort, in den wir hinein fahren, um noch einzukaufen und zu sehen, ob die angezeigten Supermärkte wirklich existieren. Wir decken uns mit viel Wasser ein und dann geht es an einigen Kamelen vorbei und an einem Schild, auf dem steht, dass es in 60 km die nächste Unterlunft beziehungsweise das nächste Restaurant gibt.
Wir fahren durch ewige Weiten auf einer gut geteerten Straße mit kaum Wind. Perfekt!
Bald kommen wir durch ein Tal, dessen Grund 116 km unterhalb des Meeresspiegels liegt, vermutlich der tiefste Punkt, den wir mit den Rädern erreichen werden. Etwas dahinter fahren wir ein wenig von der Straße ab und zelten auf einem aufgeplatzten Wüstenboden, nachdem wir eine Kleinigkeit bei tollem Sonnenuntergang gegessen haben.Read more
Die Nacht war leider alles andere als erholsam. Zu laut war die Straße, weil der Wind gerade aus dieser Richtung kam.
Von der Wärme, die sich im Zelt schon um 6:30 Uhr aufstaut, werden wir wach, packen alles zusammen und fahren dann zunächst aus dem Becken wieder heraus. Dann geht es weiter gerade aus, ohne jeglich ersichtliche Steigung. Dafür mit umso heftigerem Wind. Wie wir später erfahren sind es um die 40 km/h, gegen die wir anstrampeln müssen.
Hörbücher und Musik helfen uns da, die Strecke abwechslungsreicher hnd erträglicher erscheinen zu lassen.
Tatsächlich kommt auf der anderen Spur ein Fahrradfahrer ohne Gepäck entgegen und hält an, als er sieht, dass wir einen kurzen Stopp einlegen. Borjan ist von Zhanaozen, einer Stadt die weiter östlich liegt und für uns in einer Art Sackgasse liegt. Er meint, wir könnten bei ihm übernachten. In Zhanaozen bietet er eine WarmShowers-Unterkunft an. Als wir ihm sagen, dass diese Sackgasse für uns etwas unpraktisch ist, versichert er uns, dass wir auch über seine Stadt gut Richtung Norden kommt und sogar noch an einigen Sehenswürdigkeiten vorbei kommen.
Noch unschlüssig, was wir wollen, fahren wir weiter. Ungefähr 30 km weiter kommen wir an eine Tankstelle, an der wir etwas Schatten suchen. Während wir dort in der Hitze sitzen ziehen ein paar Kamele auf der Straße vorbei.
Wir bleiben nicht ganz unentdeckt, denn alle Autofahrer, die zum Tanken anhalten, grüßen freundlich und geben uns einen Daumen hoch. Oft kommt die Frage, ob wir russisch nicht sprechen. Immerhin das verstehen wir auf russisch :D.
Auch hier zeigt sich wieder die Höflichkeit der Kasachen, denn von Tankgästen werden wir mit einer Flasche Wasser und zwei Eis versorgt, die uns ein wenig über die Hitze hinweg helfen.
Nachdem wir 10 Liter neues Wasser geholt haben, entscheiden wir uns dafür, nach Zhangaozen zu fahren und uns auf die Angaben zu verlassen, statt der Straße Richtung Norden zu folgen.
Zunächst geht es aber weiter die Straße entlang, nun mit etwas weniger Gegenwind und wir schlagen etwas entfernt das Zelt auf, das wir gut befestigen müssen, weil es ziemlich windig ist.Read more
Wieder ist es sehr warm im Zelt gewesen, aber ein paar Stunden konnten wir aufholen.
Es geht zurück auf die Straße und wieder fahren wir gegen den Wind. Damit ich überhaupt gescheit voran komme, fahre ich meist im Windschatten von Lukas und bin aber immer noch stark am Eintreten.
Gegen Nachmittag erreichen wir Zhangaozen, die Sonne brennt und wir suchen mal wieder im Schatten einer Tankstelle etwas Erholung. Hier essen wir noch unsere Reste von gestern Abend und holen uns ein kaltes Getränk. Dann fahren wir langsam in die Stadt hinein und suchen nach Borjans Haus.
Sobald wir von der Hauptstraße abbiegen, fahren wir auf sandig-steinigen Straßen. Die Häuser sind hier alle höchstens zweistöckig. Platz ist ja genug.
An seinem Haus angekommen werden wir freudig von Borjans Hund begrüßt. Dann hilft er uns die Taschen ins Haus zu bringen. Das Haus, in dem wir diese Nacht schlafen werden, ist noch Bau und so werden wir auch alleine hier bleiben, da Borjan zu seiner Familie in der Stadt gehen wird.
Er zeigt uns alles, wir gehen einkaufen und machen dann Essen. Immer noch ist es richtig heiß!
Wir duschen (was echt nötig ist!), waschen unsere Wäsche aus (was vermutlich noch nötiger ist!) und versuchen dann zu schlafen, was allerdings wegen der Hitze mur schwer gelingt.Read more
Traveler
Das ist ja Lustig in dem Zimmer schlafen wir heute😆