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  • Day 9–12

    Palermo

    February 6 in Italy ⋅ 🌙 12 °C

    Von Palermo wusste ich bisher nicht viel, außer - na klar - Mafia.
    Ich glaube, ich fand die Stadt deswegen eigentlich schon seit ich Kind war interessant, aber als es jetzt soweit ist, habe ich Zweifel, ob ich wirklich Lust auf Großstadt habe. Höre vielfach, dass Palermo recht einfach im Umgang ist und beschließe, es drauf ankommen zu lassen. Reserviere aber erstmal nur eine Nacht in der vielfach empfohlenen Casa di amici. Direkt nach der Ankunft verlängere ich auf zwei Nächte und später auf drei. Das Hostel hat eine wirklich schöne und inspirierende Ausstattung (an den Wänden riesige Ölgemälde und Instrumente mit der expliziten Aufforderung, diese zu nehmen und zu spielen), liebevolle und gut gelaunte Rezeption und entsprechend offene und kontaktfreudige Gäste. Am ersten Abend will ich eigentlich nur kurz klären, ob es mit dem Ausflug nach Lo Zingaro klappt und sitze bis nach Mitternacht mit Mr. Seychellen-Südtirol und Laurentiu.

    Am ersten Tag bin ich in Lo Zingaro, so dass ich nach zwei Nächten immer noch keinen Fuß in die Stadt gesetzt habe. Das ändert sich am nächsten Morgen, und zwar habe ich um 10 direkt eine Führung: No Mafia. Unsere Tourenleitung, die auch involviert war in die Anti Mafia Bewegung, hält an verschiedenen Stationen in der Stadt einen insgesamt dreistündigen Vortrag. Es ist ein spannendes Thema, aber ich bin doch fast ein bisschen zu müde dafür. Immerhin habe ich jetzt einen lebendigeren Bezug zu den Namen, die immer wieder in Palermo und ganz Sizilien auftauchen, allen voran natürlich Falcone & Borsellino.

    Am Nachmittag stratze ich noch bisschen alleine durch die Stadt, kann mich bei dem ganzen leckeren Streetfood kaum entscheiden, aber es wird ein Sandwich mit gegrillter Aubergine und Parmesan. Über die WhatsApp Gruppe sammeln wir uns nochmal im Team “hot spring is our thing” zusammen, schlendern durch den Hafen und den botanischen Garten. Ich bin zufrieden mit Palermo, es ist wie angekündigt sehr entspannt (wobei ich auch festgestellt habe, dass optische und akustische Unruhe mich immer weniger tangieren), aber ich bin auch bisschen übersättigt und kann mir kaum etwas anschauen (habe mir z. B. dieses Mal keine Kirche mehr von innen angeschaut).

    Am Abend etwas, worauf ich mich schon den ganzen Tag über gefreut hatte: auf dem Piazza Bellini findet ein Tanz Treff statt, es gibt verschiedene Volkstänze aus verschiedenen Regionen (hauptsächlich Bretagne, Schottland und diverse osteuropäische) als Paartanz oder Formation, und jeder kann mitmachen. Wir sind pünktlich um 9:30 da und Younes (NL) stellt treffend fest, dass wir uns damit wohl als Nordeuropäer geoutet haben: es ist sonst noch keiner da! Viertelstunde später sind wir aber schon mittendrin, ein klassischer Tanz im großen Kreis, gegen den Uhrzeigersinn und dann mit und die Koordination in der Gruppe ist nicht so gut und ich werde fast zergerissen. Luca, der uns das ganze empfohlen hatte, kümmert sich auch heute um uns. Diverse Freunde von ihm stellen sich bei uns mit Handschlag vor. Man kommt sich direkt vor wie alte Freunde, als wenn wir ab jetzt jeden Donnerstag dabei sein werden (wobei Vedansh, der ab jetzt im Palermo studiert, das wohl tatsächlich tun wird). Dann fordert mich Luca auch zum nächsten Tanz auf, erklärt die Schritte, es ist ganz einfach: 4 vor, 4 zurück, aufeinander zu, voneinander weg, einmal drehen und schwups: neuer Partner. Und dann wieder von vorn. Gefällt mir ausnehmend gut. Beim nächsten Tanz sind auch Younes und Vedansh dabei. Ich tanze mit neuen Freunden und mit Fremden auf der Straße. Und es macht einfach nur Spaß, ohne Gedanken darüber, wie es aussieht und dass ich die Schritte eigentlich gar nicht kann. Weit nach Mitternacht sind immer noch welche am Tanzen, aber wie lange es geht kann ich nicht sagen, denn wir sind um 2 zurück ins Hostel.
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