Ostseeküste Dänemark

July - August 2021
A 12-day adventure by Atrium Read more
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  • 437kilometers
  • Day 10

    Echte-Insel-Tag

    August 5, 2021 in Denmark ⋅ ⛅ 19 °C

    Æro ist nur mit dem Boot erreichbar. Deswegen sagen die Bewohner auch "echte" Insel. Erreichbar oder besser gesagt verlassbar ist sie nur, wenn man eine Kreditkarte (mit) hat oder so jemanden im Backoffice sitzen hat. In meinem Fall ist es Anne. Danke, Anne!
    Ich bin mir sicher, dass ich es auch ohne Ticket zurück aufs Festland gepackt hätte. Aber irgendwie habe ich Angst davor, dass der schimpfende Fährmann Dienst hat. Jedenfalls soll es ab morgen regnen und darum buchen wir das Ticket für Freitag.

    Aber noch mal von vorne:
    Ich wache mitten in der Nacht auf. Weil ich fast alles gewaschen habe, habe ich keine zweite Schicht an und friere ein wenig. Abends hatte ich die schlaue Idee eine Flasche mit warmen Wasser zu füllen und sie in den Schlafsack zu legen. (Die Idee war so lange gut, bis ich mich im Schlaf draufgelegt habe und die dünne Wasserflasche ausgelaufen ist.) Trotz Ohrstöpseln höre ich ein Schnarchkonzert auf dem engen Campingplatz. Da ich eh aufs Klo muss, stehe ich auf. Leise packe ich den Kaffee, den Brenner und den Schlafsack ein und gehe die paar Meter zum Meer. Die nächsten Stunde beobachte ich wie sich die Farben vom Himmel und Meer verändern. Das Wasser ist vergleichsweise warm und ich schwimme eine ganze Weile. Danach bin ich eiskalt und froh über die Idee, den Schlafsack mitgenommen zu haben.
    Ich trinke den besten Kaffee der ganzen Tour.

    Nach und nach kommen Menschen an den Strand. Ich döse vor mich hin, bewundere das Farbspektrum des Meeres. Irgendwann wird mir kalt und ich gehe frühstücken. Dann setzt der Regen ein.

    Bis 12 Uhr döse ich im Zelt und wäge das Tagesprogramm ab. Marstal im Süden der Insel reizt mich nicht. Jedenfalls nicht genug für eine 60-Kilometer-Tour. Ærøskøbing ist wirklich schön, aber dort war ich gestern schon so lange. Als es dann endlich aufhört zu regnen, fahre ich raus zum Leuchtturm und zurück über den Supermarkt. Zufälligerweise komme ich an einer Bäckerei vorbei. Ich suche mir einen ruhigen Strand und warte darauf dass die Sonne rauskommt. Das tut sie bald. Es wird richtig warm und ich genieße mein Picknick am Wasser.

    Auf dem Weg zurück gönne ich mir ein lokales Bier. Das Restaurant im Hafen ist voll. Ich wähle eine kleine Kneipe. Eckkneipen sind überall auf der Welt gleich. Die selben Gestalten am Tresen, die selben Rollen. Hier wird übrigens noch Indoor geraucht.

    Den letzten Abend auf den Inseln beschließe ich- ihr kennt mich - mit Nudeln. Ich überlege kurz in der gut ausgestatteten Küche zu kochen, aber es ist mir zu voll dort. Also packe ich den Brenner ein und erhitze meine Nudeln am Meer. Es ist richtig warm in der Sonne und ich sehe einem Fischer zu, der seine Reusen repariert. Aber irgendwie hatte ich heute zu viel Sonne und zu wenig Schlaf, darum geht es bald zurück zum Zelt.

    Morgen ist vielleicht die letzte Etappe. Es sind noch rund 80 Kilometer bis Flensburg. Aber ich glaube eher nicht, dass ich heute soweit komme. Die Fähre spuckt mich erst um halb eins am Festland aus.
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  • Day 11

    Heimwärts

    August 6, 2021 in Denmark ⋅ ⛅ 19 °C

    Um 4 Uhr bin ich hellwach. Ich ziehe an den Strand. Das Wasser ist mir noch zu dunkel und unheimlich zum Schwimmen. Kaffee und beobachten, wie die Welt langsam heller wird. Ich gehe schwimmen und frühstücke direkt am Strand.

    Um halb 9 bin ich reisefertig. Bestimmt hätte ich die frühe Fähre auch geschafft, aber ich bin kein großer Fan von Stress am Morgen. Ich vertrödle die Zeit im Hafen. Rein zufällig lande ich beim Bäcker... ;) Ich bin unruhig, ich will auf den Radweg.

    An der Fähre (die fährt übrigens rein elektrisch) treffe ich einen Bikepacker aus Kopenhagen. Er will die Westküste hochfahren. Seine erste Tour. Wie ich damals. Ich warne ihn vor den Sandlöchern auf den Radwegen. Die Østerrøute ist mit den super Radwegen kein Vergleich dazu.

    Heute geht es über Sonderborg und Rinkæs in Richtung Grenze, immer im Hinterland. Aber ich lasse mich überraschen.

    Ich muss mich ein wenig beeilen. Es ist viertel vor eins als ich in Fynshavn loskomme. Knapp 60 Kilometer liegen vor mir. Aber die Wege sind gut. Ich habe eine tollen Ausblick auf das Wasser. Das erste Mal schwitze ich wirklich. Vielleicht, weil es so warm ist. Vielleicht, weil ich mich so beeile.

    Nach 30 km erreiche ich Sonderborg. Ich finde ein kleines Café und gehe am Stadtstrand schwimmen. Brombeeren pflücken. Dann geht es rauf nach Dybbøl. Hier wurde 1864 die Grenze umkämpft. Deutschland gewann, später ging der Teil zurück an Dänemark.

    Herrliche Abfahrten. Ich komme schnell voran. Leider verpasse ich den letzten Supermarkt vor dem Campingplatz. Das heisst nach dem Zeltaufbauen eine Extrarunde für mich ins nächste Dorf.

    Die Gegend hier mag ich nicht so sehr. Es ist mir alles zu voll und zu laut. Im Supermarkt will ich nur schnell wieder raus. Draußen zucken die Blitze über den Himmel. Ich schätze, dass ich die vier Kilometer bis zum Campingplatz trocken und vor dem Gewitter erreiche. Ich verschätze mich. Obwohl ich mit knapp 40 km/h über die Landstraße hetze, holt mich das Wetter ein. Innerhalb von Sekunden bin ich klatschnass. Irgendwie kommt mir das bekannt vor. Der Regen schlägt wie Hagel in mein Gesicht.

    Ich warte das Gewitter bei einem Bier an der Rezeption ab. Dann dusche ich ewig, bis mir wieder warm ist. In der Küche koche ich heimlich (sie ist wegen Corona gesperrt). Eigentlich möchte ich Pfannkuchen mit Feta und Gemüse machen. Aber das Messer liegt im Zelt und draußen schüttet es. Ich mache also Blaubeer-Pfannkuchen. Das Gemüse gibt es morgen im Zug.

    Ich esse im Zelt. Der Regen strömt noch immer. Aber es wäre ja auch kein richtiges Camping, wenn Zuhause nicht alles klatsch nass und schlammig wäre. :)
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  • Day 12

    Quer durchs Land

    August 7, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 17 °C

    4 Uhr ist das neue Morgen. Um 5 schleiche ich in die Küche und koche Kaffee. Möglichst leise packe ich das nasse, schlammige Zelt ein. Eigentlich warte ich mit dem Abbau immer bis es etwas lauter auf dem Platz ist. Aber heute will ich früh los. Um 6:45 Uhr verlasse den Platz.

    Es geht weiter an der Flensburger Förde lang. Erst ein Stück Landstraße, dann durch den Wald. Hier war ich schon am ersten Tag meiner Reise. Ich erinnere mich an eine grandiose Abfahrt, die ich das Rad jetzt hochschiebe - zu rutschig ist der sandige, aufgeweichte Untergrund. Ich erinnere mich auch an eine fiese Steigung, die ich jetzt vorsichtig in die andere Richtung runterrutsche. Jetzt bin ich definitiv wach.

    Statt zurück Richtung Padborg geht es heute nach Flensburg. Ein letzter Blick auf das Wasser, dann an dem kleinen roten Grenzhäuschen vorbei. Der Zöllner prostet mir mit seinem Kaffee zu.

    Es geht wieder bergauf, aber dafür wartet eine tolle Abfahrt auf mich. Ich rausche durch Flensburg. Erst am Busbahnhof bremst mich eine rote Ampel.

    Ich bekomme den Zug um 8.15 Uhr nach Hamburg. Vorher ist Zeit für einen Kaffee. Im Zug wickel ich mich in den Schlafsack und schmiede Pläne was ich gerne essen möchte. Etwa acht bis zehn Stunden Regionalverkehr warten auf mich. Die Umstiege sind schon knapp. Dafür bin ich viel früher zuhause als wenn ich den für morgen abend gebuchten IC nehme. Da wäre ich erst nachts um 2 angekommen.

    Es ist unheimlich voll. Super, dass es im Norden so riesige Fahrradabteile gibt. Ich schaffe alle drei Umstiege, aber nur, weil ich das Rad die Treppen runtertrage und die Rolltreppe nutze. Mit dem Aufzug keine Chance.

    Ca. 850 Kilometer habe ich zuhause auf dem Tacho. Ich habe es wieder nicht geschafft mit heilen Beinen nach Hause zu kommen. Ich werde wohl in nicht so scharfkantige Pedalen investieren. Und in einen anderen Lenker. Meine Hände sind zwar noch taub und die kleinen Finger kann ich nicht Strecken, aber es war zum Schluss nicht mehr so schlimm wie am dritten vierten Tag, als ich dachte deswegen abbrechen zu müssen. Der Rest der Ausrüstung hat sich bewährt. Ich hatte nichts überflüssiges mit, außer dem Reparaturzeug war alles in Verwendung. Nur die Spiegelreflex bleibt das nächste Mal daheum. Ich denke zudem darüber nach, künftig den dicken Schlafsack mitzunehmen. Dann brauche ich eine andere Taschenlösung.

    Mir hat der Ostseeradweg in Dänemark super gut gefallen. Die Beschilderung war fast immer eindeutig, aber eine Karte (bikeline) lohnt sich. Hauptsächlich ging es über gut ausgebaute Radwege, die Strecke ist abwechslungsreich. Wasser war immer in der Nähe. Das Campingplatz-Netzwerk ist super, wenn auch teurer als an der Westküste. Ich habe mittags zur Sicherheit reserviert, wenn es nur einen Campingplatz am Ziel gab. Außer auf Æro war es aber nie notwendig. Es gibt aber überall auch Shelter und Naturplätze. Die generelle Infrastruktur ist super.

    Im Vergleich mit dem dänischen Nordseeküstenradweg ist es jedoch sehr viel voller. Es sind viele Bikepacker unterwegs (Sommerferien). Die fahren aber alle die von Bikeline vorgeschlagene Richtung. Rückwärtsfahren geht aber definitiv. Trotzdem ist es super idyllisch und nicht überlaufen.

    Ich freue mich jetzt am meisten auf ein frisches, weiches richtiges Handtuch und darauf meine nassen (und unangenehm riechenden) Schuhe auszuziehen. Bevor ich dann mit tollem Essen auf das Sofa falle, muss ich mich aber leider noch um die nassen Sachen kümmern. Morgen ist dann Zelt- und Radwaschtag.

    Mein nächstes Projekt ist noch offen. Die Ostsee hat mir viel besser gefallen als gedacht. Vielleicht geht es in Richtung Polen. Aber Reiseplanung ist ja immer schon ein Teil des Abenteuers.

    Schön, dass ihr mich auf meiner Tour begleitet habt. Und, dass ihr die Autokorrektur ertragen habt. ;)

    Und falls du noch zögerst: einfach machen!
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