Satellite
Show on map
  • Gdánsk (Danzig)

    August 25, 2021 in Poland ⋅ ⛅ 19 °C

    Am Freitag haben wir nun mit der Fähre Schweden und somit den wilden Westen der Covid19-Pandemie (Wortlaut eines Hostelrezeptionisten) verlassen. 😆
    Am Samstag früh um 6:00 wurden wir mit "I am sailing" von Rod Stewart geweckt und eineinhalb Stunden später setzten wir unsere Füße in Gdynia auf polnisches Festland.

    Nach einem selbst gekochten Frühstück auf einer Parkbank am Fährhafen machten wir uns zu Fuß auf den Weg Richtung Gdánsk.
    Wir sollten nun die kommenden Tage in der so genannten Dreistadt (umfasst die Städte Gdynia, Sopot und Gdánsk) verbringen.

    Am Samstag konnten wir zu Fuß beobachten, wie die von Industrie geprägte Stadt Gdynia zunehmend in die Tourismuspromenade von Sopot übergeht. Am Abend picknickten wir an der Ostseeküste und bewunderten den orangeroten Vollmond und erspähten in der Ferne die Lichter der Stadt Kaliningrad - der Hauptstadt der gleichnamigen russischen Enklave und vormals preußischen Hauptstadt Königsberg.
    Nach einer Nacht am Campingplatz taten wir es den unzähligen polnischen Urlaubern gleich und verbrachten den Sonntag bei Sonnenschein und warmem Wetter am Strand.

    Am späten Nachmittag fuhren wir dann mit E-Scootern in das Stadtzentrum von Gdánsk, wo wir ein Hostelzimmer bezogen.

    Mit Polen befinden wir uns nun in einem unglaublich geschichtsträchtigem Staat über den ich bislang kaum etwas wusste.
    Von 1569-1795 bildete die königliche polnische Krone gemeinsam mit dem Großherzogtum Litauen einen Vielvölkerstaat ähnlich der österreichisch-ungarischen k.u.k. Monarchie. Die Staatsgrenzen umfassten dabei neben Polen und Litauen weite Teile der heutigen Ukraine, Weißrusslands, Lettlands und Estlands. Es lebten entsprechend heterogene Bevölkerungsethnien mit unterschiedlichsten Glaubensbekenntnissen in diesem Staat - neben katholischen, protestantischen, orthodoxen und armenischen Christen fanden sich Juden und Muslime hier.Trotz der Dominanz der Katholiken genossen diese Gruppen bereits damals eine politisch gestützte Religionsfreiheit.
    Von 1795 bis zum Ende des 1. Weltkriegs 1918 verschwand Polen nach einer Aufteilung der Gebiete durch Preußen, Russland und Österreich für über 120 Jahre von der Weltkarte. Nach dem 1. Weltkrieg hat der Völkerbund als Vorgänger der UNO den Polen ein eigenständiges Staatsgebiet zugesprochen. Die Stadt Gdánsk und sein Umland waren dabei von 1920 bis zum Kriegsbeginn ein eigenständiger Freistaat.
    An der Westerplatte (Ostseeküste) und nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum Danzigs entfernt, wurde im Zuge des Angriffs durch das Dritte Reich der 2. Weltkrieg ausgelöst. Unweit dieses historischen Platzes befindet sich ein sehr umfassendes Museum, dass sich den Kriegsereignissen widmet und dem wir einen Besuch abgestattet haben.
    Polen wird zu Beginn des Krieges neuerlich zwischen den nationalsozialistischem dritten Reich und der kommunistischen Sowjetunion aufgeteilt, ehe es vollständig von Deutschland erobert wurde.
    Nach dem zweiten Weltkrieg stand Polen als Volksrepublik und realsozialistischer Staat lange Zeit unter dem Einfluss der Sowjetunion. Mit den in Danzig in den 1980er Jahren seinen Ausgangspunkt nehmenden Gewerkschaftsprotesten erlangte Polen 1989 seine Unabhängigkeit zurück.

    Ich hab' in den letzten Tagen immer wieder darüber nachgedacht.
    Es zeigt für mich den Wert von Demokratie, Diplomatie und Institutionen wie der EU. Ein Blick ins polnische Nachbarland Weißrussland zeigt, dass all das kein Selbstverständlichkeit ist und das es auch in Europa und auch in vermeintlich sehr demokratischen Staaten immer wieder autoritäre Tendenzen gibt.
    Und auch da drängt sich mir die Frage auf, was ich als Einzelner tun kann, um die Demokratie zu bewahren und zu stärken? Wie können wir unser Zusammenleben so gestalten, dass es für alle gut ist?
    Und ich denke es ist wichtig, dass es dabei wirklich um alle geht, denn andernfalls würde das nur einer Art "Mehrheitsdiktatur" entsprechen, wo der größere Teil einer Gesellschaft dem Rest vorgeben kann, was wie zu sein hat.

    Abseits von Politik und Geschichte haben wir uns auch schon mit dem polnischen Bier bekannt gemacht😅 und leckere Pierogi schnabuliert. Pierogi sind polnischen Teigtaschen aus Nudel-, Blätter- oder Germteig, die es in allen erdenklichen pikanten und süßen Variationen gibt 😋

    Und auch sonst hat sich einiges verändert, die Währung (polnische Zloty), die Sprache und auch wenn das viele Menschen in Polen eher locker sehen, gibt es hier in allen Innenräumen eine Maskenpflicht.

    Mit der Weiterreise von Gdánsk verabschiede ich mich nach vielen Wochen nun von der Ostsee, die ich nun von vielen Seiten - von Süden (Rügen in Deutschland), mittendrin auf Bornholm, vom Westen in Kopenhagen (beides Dänemark), vom Norden in Karlskrona (Schweden) und nun nochmal vom Süden aus - betrachten durfte.

    Und bis zum nächsten Meer - dem schwarzen Meer - liegen jetzt noch rund 2000 km vor uns! 😃
    Read more