80-Tage-Südamerika

January - March 2018
A 77-day adventure by Bert Read more
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  • Day 8

    Kaffeefahrt

    January 8, 2018 in Colombia ⋅ ⛅ 15 °C

    Wovon ernährt sich Kolumbien? Von Mais. Und nur um dieses Thema geht es im ersten Bild, Jungs! Im zweiten Bild seht ihr die übliche Darreichungsform, genannt Arepas, von denen ich mich heute ernährte, denn es hat sich herausgestellt, dass mein Magen nicht ganz so gut mit der hiesigen Nahrung klar kommt. Das verkürzt die Schlafphase. Aber ich will nicht zu mitleidheischend werden, denn mal ganz ehrlich: Wie haben Herr Pizzarro oder Herr Magellan das eigentlich hinbekommen? Man mag gar nicht über die Zustände auf den Schiffen nachdenken. Aber zurück zum Thema.

    Neben Mais gibt es in Kolumbien Kohle, Nickel und natürlich Kaffee. Sicherlich der Grund, warum ich heute morgen im Hotel Unverständnis ernte, als ich nach Tee fragte (warum, wisst ihr ja bereits). Und so komme ich (was für eine Wendung) zum Ziel unserer heutigen Fahrt: Manizales, denn hier werden nicht nur Süßwaren fabriziert (Grüße an Familie Fabry), sondern vor allem Kaffee. Die Fahrt beginnt auf 1600m (Medellin), dann geht es auf 3000 Meter (da oben sind aber immer noch angenehme, wenngleich etwas neblige 16 Grad), dann fallen wir wieder auf 800 Meter, um am Ende wunderbar kurvenreich auf 2100 Meter nach Manizales zu wedeln. @Motorradkumpels: Pistenqualität irgendwo zwischen Korsika und Sardinien.

    Lästig allerdings, dass einige Straßenabschnitte aufgrund von Arbeiten nur einspurig befahrbar sind. Das bedeutet viel Wartezeit, obwohl wir uns (wirklich gnadenlos) immer an die Spitze der stehenden Kolonne setzen, was aber niemand übel nimmt, sofern man noch eine Lücke findet, was mit 8 Dickschiffen etwas Kreativität in der Stellplatzwahl erfordert. Neben der Zeitersparnis haben diese Manöver jedoch auch den Vorteil, dass die Versorgungslage an der Spitze des Rückstaus besser ist, denn dort sowie an allen Mautstationen oder sonstigen Straßenverengungen finden sich fliegende Händler mit allem, was das Herz begehrt. Abgeraten wird vom Erwerb einzelner Zigaretten oder Kaugummis, sie scheinen alternative Inhalte zu transportieren.

    Wieder bin ich beeindruckt, wie nett die Menschen hier sind (sicher nicht alle, aber eben doch viele): Als Phil auf dem Weg vom Bike zum Imbiss sein Tracking-Device verliert, trägt es ihm der Mango-Straßenverkäufer nach. Angesichts eines durchschnittlichen Jahreseinkommens in Kolumbien von 6000 US$, die der fliegende Obsthändler kaum erreichen wird, finde ich das heroisch. By the way: Kolumbien liegt bezüglich des Durchnittseinkommens ziemlich genau in der Mitte des Rankings aller Länder. Es fühlt sich dennoch recht arm an, nicht wie Bangladesh, aber doch eher wie Südafrika oder Bali. Da seufzt man als deutsche Reisender das berühmte: "Mann, geht es uns gut."

    Einschub an alle Mitleser: Ich schätze Eure Kommentare sehr! Bitte erwartet aber keine direkten Rückreaktionen, Findpenguins hat m.E. keine entsprechende Funktion. Aber ich versuche, die darin enthaltenen Themen aufzunehmen.

    Rike sagt mir, ich würde etwas wirr Namen fallen lassen. Ich befürchte, das passiert auch weiterhin, aber ab und zu stelle ich Euch ab sofort meine Bikebuddies der Reisegruppe mit Bild vor. Zunächst seht Ihr Pablo (und meine Rübe, falls Ihr mich unter dem Helm nicht erkennt) - er wohnt in Medellin, hat einmal eine Alpenreise mit Edelweiss mitgemacht und war ein Jahr in Leipzig bei einer Gastfamilie. Sein Deutsch ist sehr gut, sein sächsisch sensationell. Er reist mit uns aber nur temporär mit (ich glaube, er spekuliert darauf, Edelweiss-Guide zu werden, obwohl er in Medellin im Tortilla-Business ist und sich zusätzlich als Reiseleiter verdingt).

    Der Vermummte im nächsten Bild ist Will aus Thailand, unfassbar nett. Und im letzten Bild seht Ihr Jeff. Ich hatte berichtet, dass sich Jeffs Elektronik in seiner 2018er GSA 1200 beim Wiederanschließen der Batterie in einen amorphen Klumpen verwandelte. Er ist im Moment wieder in Cartagena, versucht, sein kaputtes Bike zurück in die USA zu verschiffen und will sich für die Reise nun Leihbikes organisieren. Angesichts der verschiedenen Länder ein Wahnsinnsunterfangen. Aber die Jungs um mich herum sind echte Problemlöser und es gewohnt, alleine klar zu kommen, ohne dabei die gute Laune zu verlieren. Jeff stellte das Bild in die WhatsApp-Tourgruppe mit dem Kommentar "working on options".
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  • Day 9

    Wenn der Föhn zum Einsatz kommt ...

    January 9, 2018 in Colombia ⋅ ☁️ 18 °C

    ... dann hat es geregnet, der Motorradfahrer ist nass geworden und muss nun im Hotelzimmer irgendwie die Sachen für den nächsten Fahrtag trocken bekommen. Schon in der Nacht geht über Manizales ein beachtlicher Regenguss nieder, begleitet von - für deutsche Verhältnissse - ungewöhnlich lautem Donner. Überhaupt ist die Wettervorhersage für die nächsten Tage mies. Und so erwischt es uns nach einer ersten schönen Fahrstunde schon bald heftig. Das Ganze hat ein Gutes: Erstmals kommt die Regenausrüstung zum Einsatz, und jeder von uns weiß nun, wie lange alles dichthält. Ich beispielsweise kann sagen, dass die in D durchaus sorgfältig aufgesprühte Imprägnierung nicht ausreicht, um länger als eine Stunde im Regen halbwegs trocken zu bleiben. Das senkt in Verbindung mit den in den Anden noch zu erwartenden Wetterverhältnissen etwas meine Stimmung, obwohl der Tag sonst eine schöne Sighseeingstrecke für uns bereithält.

    Aber der Regen erklärt zugleich, warum Kolumbien so grün ist. Und es ist wirklich grün zwischen Manizales und Cali. Wir wählen eine Nebenroute und fahren durch üppige, intensiv bewirtschaftete Flächen. Die Straßen wirken oft wie Alleen und werden durch breitgefächerte Bäume geradezu überdacht, vermutlich heißen sie "la Bonga", und ich finde, diese Baumart hat das Initialbild des heutigen Footprints verdient. Der Manizales-Kaffee (Arabica) wird durch Zuckerrohr abgelöst (und dasselbe durch beeindruckend große Lastzüge abtransportiert, aber auch an diesen kann man sich vorbeischlängeln), auch Wein wird angebaut und ... Guanabane. Ein grüne, stachelige, ananasgroße Frucht, die wir en passant kennenlernen, ein Feldweg führt uns zu einer entsprechenden Plantage und einige Arbeiter lassen uns kosten (frisch, süß-sauer, nicht schlecht, aber irgendwie matschig im Biss).

    Unser Lunchbreak etwas abseits der Straße führt zum Menschenauflauf, ich denke, das wird uns noch oft passieren. Werden wir am Anfang noch mit etwas Sicherheitsabstand bestaunt, sind vor allem die Kinder nach wenigen Minuten nah an uns und gerne auf den Bikes. Das letzte Bild zeigt übrigens Katrin in einem dieser kurzen und vergänglichen, aber irgendwie auch herzlichen und ehrlichen Freundschaftsmomente, die uns die kolumbianischen Ninos schenken.

    Katrin und Martin (auf dem Guanabane-Bild rechts) fahren zusammen (!) auf einer GSA 1200, was von beiden eine bewunderswerte Leistung darstellt. Und Katrin sind viele Bilder dieses Blogs zu verdanken, da sie als Einzige die Hände frei hat und - manchmal kühn auf dem Rücksitz balancierend - während der Fahrt fotografiert. Auch ich versuche in dieser Hinsicht heute etwas Neues und habe erstmals die GoPro umgeschnallt (Danke, lieber Felix). Immerhin könnt Ihr so einmal meine Cockpit-Perspektive sehen, die meisten Bilder sind aber leider nichts geworden, denn der Brustgurt sitzt zu tief und die Batterie ist sehr schnell alle. Ihr merkt, was Euch im Weiteren blüht: Viel Text, wenig Bild. Old school eben.
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  • Day 10

    Gewaltig

    January 10, 2018 in Colombia ⋅ ☁️ 23 °C

    Sie sehen anders aus als die Alpen. Das mag am Licht liegen oder auch an der schieren Höhe, denn 5000er oder gar 6000er findet man bei uns nun einmal nicht. Und da, wo im Allgäu nur noch Himmel kommt, steht hier noch eine Bergkette dahinter. Unwirklich hoch, zumeist schwarz und gewaltig anmutend, oft von Wolken umhüllt. Die Rede ist natürlich von den Anden, in die wir uns nun mit großen Schritten bewegen. Den Abschluss des heutigen daytrips von Cali nach Pasto bildet eine vielleicht 50 km lange Passstraße, die uns letztlich von 600 Meter auf 2600 Meter hinaufbefördert. Wir verlieren pro 100 Höhenmeter fast ein Grad, so dass von den eben noch schmorigen 31 Grad am Zielort nur noch 11 Grad übrig sind. Die auch in meinem Hotelzimmer herrschen, so dass ich dankbar bin, als mir vom Roomservice ein Heizkissen angeboten wird. Ich nehme es sehr gerne. Übrigens scheinen hier alle zu frieren, einige Pastusos tragen Fellstiefel und Daunenjacken.

    Zumeist bewegen wir uns übrigens - hatte ich das schon erwähnt? - auf der Panamericana. Überwiegend guter Belag läßt sichere Schräglagen zu, der angekündigte Regen bleibt aus, ein perfekter Fahrtag. Kids, um mit Euren Worten zu sprechen: läuft bei uns. Vielleicht hilft der da oben mit? Zumindest ist er hier allgegenwärtig, denn Südamerika ist sichtbar katholisch. In einem der unzähligen kleinen Restaurants am Straßenrand schmückt das Abendmahl die Wand, daneben der Text des Vaterunsers. Auch während der Fahrt mahnen - zum Teil handgemalte - Schilder zur Umkehr: "Sag nein zum Teufel". Und letztlich hat der katholische Einfluss Südamerika auch sprachlich in spanisch (Westseite) und portugiesisch (Ostseite) getrennt, denn Papst Alexander der VI teilte schon vor der eigentlichen Eroberung Südamerika fein säuberlich zwischen Portugal und Spanien auf. Wobei es wohl nicht die allergläubigsten Existenzen waren, die vor 500 Jahren loszogen, um der Welt den christlichen Glauben nahe zu bringen.

    Außer den angesprochenen Devotionalien gibt es in dem Straßenrestaurant auch Saft aus einer Baumtomate. Mein Magen scheint sich umgewöhnt zu haben und ich riskiere einen Schluck, angenehm bananig-tomatig, für den deutschen Markt aber vermutlich zu mehlig. Ich denke, das bietet sich als neue Geschäftsidee nicht an.

    Vorstellen möchte ich Euch heute meinen neuen Bike-Buddy Tong, neben Flugkapitän Will der zweite Thai in der Gruppe und m.E. die schillerndste Persönlichkeit von uns allen. Sein Englisch ist ungefähr so gut wie mein spanisch, so dass die Dialoge knapp ausfallen, aber ich verstehe, dass er im Grunde nur Motorrad fährt. Er zeigt mir auf Facebook und YouTube Videos von seinen Reisen. Wenn Ihr Zeit habt, dann schaut Euch das einmal an, "Tong rides the world" (z.B. Episode 2). Unfassbar!!! In was für eine Moto-Monstergruppe bin ich hier geraten? Dass Tongs Bike das bunteste und auffälligste von allen ist, hatte ich Euch schon gezeigt. Und irgendwie ist das nun, nachdem ich weiß, wie intensiv und professionell er fährt, nur konsequent.
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  • Day 11

    We will bring you home, little penguin

    January 11, 2018 in Ecuador ⋅ ⛅ 11 °C

    Zum Zeitvertreib an der Grenze von Kolumbien nach Ecuador hole ich den Pinguin aus dem Koffer, und hier seht Ihr nun die gesamte Reisegruppe. Danke Rike, was für eine grandiose Idee mit dem Stoffpinguin. Er nimmt zwar viel Platz weg im Seitenkoffer, aber durch ihn haben wir jetzt eine Mission: We will bring you home to Patagonia safely, little penguin!Read more

  • Day 11

    Mühen und Widerstand

    January 11, 2018 in Ecuador ⋅ ⛅ 11 °C

    "Alles Wesentliche im Leben, alles, was wir Gewinn nennen, wächst aus Mühe und Widerstand“, schreibt Stefan Zweig. Das Thema "Mühe und Widerstand" begegnet uns heute in Form unfassbar unterbesetzter Schalter beim Grenzübergang von Kolumbien nach Ecuador. Einreise und Registrierung der Fahrzeuge kosten uns 6 quälende Stunden. Zwar haben wir in der Warteschlange einige lustige Begegnungen, vor allem mit einer kleinen Motorradgruppe aus Kolumbien (das Mädel mit den lilafarbenen Haaren küßt uns alle nach dem obligaten Probesitzen mit Selfie), aber am Ende ist das Ganze eine zähe Angelegenheit. Denn Marcs Versuche, sich die Dienste eines "Einreisebeschleunigers" zu sichern, scheitern. Auch die hygienischen Grundbedürfnisse bleiben sehr lange unerfüllt, denn der Reinigungsvorgang der Toilette passt sich dem Tempo der Immigrationsbehörde an. Weiter mit Stefan Zweig: "... je weniger wir die Erlebnisse bequem an uns heranbringen lassen, je mehr wir ihnen abenteuernd entgegendringen, umso inniger bleiben sie uns verbunden“. Also Bequemlichkeit ist nun wirklich nicht gerade das vordringlichste Merkmal dieser Motorradreise, aber innige Erlebnisse gibt es dafür zuhauf.

    Es geht von Pasto nach Otavalo, "nur" 275 km, es geht auf und ab durch weiterhin atemberaubende Kulisse. Die Menschen werden, je weiter wir kommen, zunehmend indigener, der afrikanische Einfluss nimmt ab. Sie werden auch kleiner und tragen Ponchos. Ich mag es, wenn sich meine durch TV-Reisereportagen aufgebauten Erwartungen erfüllen, weiter so, Ecuador! Ein Tier, Beruf: Straßenköter, nähert sich ebenfalls hoffnungsfroh, wird aber nicht aufs Motorrad gehoben und zieht wieder von dannen. Gefahren wird auch, an der höchsten Stelle des Tages sind wir auf 3300 m. Die Hotelanfahrt im Dunkeln ist steil und anspruchsvoll, aber wir werden freundlich empfangen.
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  • Day 12

    Die Farben Ecuadors

    January 12, 2018 in Ecuador ⋅ ☁️ 10 °C

    Der Markt in Otavalo ist unser erstes Ziel am heutigen Tag, und obwohl Marktbesuche keineswegs meine Leidenschaft sind, dieser hier zieht sogar mich Marktmuffel in seinen Bann, denn: Das Ganze ist ein einziger Farbflash. Farbe kann durch Text immer nur unzureichend beschrieben werden, deswegen lasse ich Euch mit den Bildern alleine. Vielleicht schaut Ihr aber einmal auf Bild drei: in Südamerika spielte man Schach nicht weiß gegen schwarz, sondern es kämpft Pizarros Armee gegen die Inkas. Wir wir wissen: das endete nicht mit einem Remis.Read more

  • Day 12

    0 Grad Süd, 78 Grad West

    January 12, 2018 in Ecuador ⋅ ☁️ 10 °C

    Berlin liegt 52 Grad Nord, 13 Grad Ost. In Cartagena starteten wir bei 10 Grad Nord, 75 Grad West. Nun sind wir bei 0 Grad Süd, 78 Grad West. Sicherlich: Wenn man nicht gerade Pilot oder Kapitän ist, dann lernt man in der Schule das Breiten- und Längengradsystem, ohne es im weiteren Leben wirklich zu benötigen. Und wenn man es dann braucht, weiß man auch wieder nicht genau, was denn nun die Breite und die Länge meint und ab wo wie gezählt wird.

    Mein aufgefrischtes Wissen hat erstens damit zu tun, dass alle wichtigen Koordinaten in unserem Roadbook in diesem System angegeben sind und sich so zweifelsfrei in das Garmin-Navi eingeben lassen (wenn man die Funktion entdeckt hat, sie steht ziemlich weit unten, was nicht gerade für eine häufige Nutzung spricht). Und zweitens läuft durch Ecuador natürlich der Äquator, den wir heute von Nord nach Süd überqueren, auf unserem Weg von Otavalo nach Quito. Die Bilder von der Äquator-Exhibition kennt man aus dem Fernsehen - Menschen, die sich in allen erdenklichen Posen auf einer gelben Linie ablichten lassen. Diese gelbe Linie trennt also Nord- von Südhalbkugel, wenngleich mein Handykompass meint, dass doch ein paar Sekunden Abweichung bestehen. Es wird Gründe für diese kleine Schummelei geben (ich glaube natürlich meinem Handy und nicht der gelben Linie), die ich aber noch nicht herausgefunden habe.

    Die beiden unrasierten Herren haben übrigens Alpaka-Mützen auf. Wäre ich noch im Textilhandel tätig, ich würde die Einkaufspreise für Alpaka überprüfen lassen. Berichtete ich schon, dass die Berge hier groß und die Menschen klein sind? Wahrscheinlich mehrmals, aber es fasziniert einfach.

    Gefahren sind wir heute nicht viel, nur 150 km, und leider habe ich mir meinen linken Seitenkoffer an einer Leitplanke abgestreift (bei ungefähr 10 km in einer Tankstelle). Es ist schmerzlich zuzugeben, aber ich hatte schlichtweg vergessen, wie breit das Moped mit den Koffern ist. Nun ist er etwas verbeult und die Sicherungsklammer schließt nicht mehr präzise, aber mithilfe eines Spanngurts lässt er sich weiterhin sicher fixieren. Shit happens. Trotzdem gut, dass morgen kein Fahrtag ist. Erholung tut Not und ich brauche dringend einen Laundry-Service.
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  • Day 13

    Heute Ruhetag

    January 13, 2018 in Ecuador ⋅ 🌬 15 °C

    ... im wahrsten Sinne des Wortes. Denn nach 6 Tagen Motorrad ist heute erst einmal Fahrpause, morgen geht es weiter in Richtung Süden, dann wieder 7 Fahrtage am Stück. Ich organisiere mein Gepäck nach der Erfahrung der ersten Tage komplett um. Das Moped bekommt Luft- und Ölcheck und etwas Fett auf die Kette. Oliver hilft mit, den etwas wackelnden Seitenkoffer neu zu fixieren. Ein Stück Gummi, Kabelbinder und ein Spanngurt, und alles ist wieder in bester Ordnung. @Heiner: Tanken hier ist einfach (Service) und günstig und bislang haben wir auch keinerlei Probleme mit der Reichweite - zumal die GS Adventure einen Riesentank und einen Miniverbrauch hat, da sollten Reichweiten von 500 km möglich sein.

    Wenngleich Quito mit 2.850 m ohnehin schon hoch liegt und die höchste Hauptstadt der Welt ist, laufen Katrin, Martin und ich noch auf den El Panecillo ("Das Brötchen", warum auch immer der Hügel so heißt), 3.035 m, gekrönt von einer Aluminium-Madonna. Dann noch ein paar Kirchen, schließlich ist Ecuadors Hauptstadt Weltkulturerbe. Und noch der Plaza Grande, mit dem Präsidentenpalast, Straßenkünstlern und guter Stimmung. Aber dann auch nichts mehr, auch nicht mehr viel Blog, wie gesagt: Heute Ruhetag.
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  • Day 14

    Unwirklich? Wirklich?

    January 14, 2018 in Ecuador ⋅ 🌧 7 °C

    Vulkane sind etwas unwirklich Grandioses. Man glaubt ja irgendwie kaum, dass es im Erdinneren brodelt. Doch zurückdenkend an unsere Wanderung auf LaReunion (Grüße an Beate, Arne, Christine, Ecki und natürlich Rike) erinnere ich mich gut an das Spektakel der Eruption auf dem Nebenberg, während wir den Sonnenaufgang auf dem Piton de Neige erwarteten. Und mir fällt unser Family-Hike auf Bali ein, morgens um 2 rauf auf den Mount Agung (yes, you made it Amelie, Christoph, Felix), der ja mittlerweile auch wieder aktiv ist. Ecuador hat in dieser Hinsicht auch eine Menge zu bieten. Auf dem Weg von Quito zum Quilotoa-See kommen wir am zweithöchsten Gipfel Ecuadors vorbei, dem noch aktiven Cotopaxi. Man sollte meinen, eine Erhebung von 5.897 Metern wäre immer zu sehen, aber der Vulkanriese ist vollständig in Nebel gehüllt.

    Wir bewegen uns zumeist auf etwa 3000m und entscheiden uns an einer Tankstelle für die Off-Road-Variante zum Ziel. Die vermeintliche Sandpiste stellt sich jedoch als frisch geteerte Superstraße heraus (EU-Mittel? ;-) ), und so geht es schneller als gedacht auf 3.900m Höhe zu einem Kraterrand, der vom Quilotoa-See gefüllt wird. Atemberaubender und eben auch irgendwie unwirklicher Ausblick, der natürlich den Ehrenplatz des Startbilds erhält. Am Kraterrand unterhalte ich mich mit zwei netten Franzosen, die auf Hikingtour sind und aus Bordeaux kommen (aber keinen Wein dabei haben). Unseren ersten Gedanken, die 300 Höhenmeter zum See abzusteigen, setzen wir zum Glück nicht um, denn es setzt Regen ein und es wird kalt. Im Grunde könnte man auch sagen: Arschkalt. Und während ich diesen Blog verfasse, wird es noch kälter als arschkalt, denn jetzt ist der Strom ausgefallen, und damit mein Radiator. Das unter der Decke ist übrigens Phil, der die klimatische Gesamtsituation etwas spät erkannt hatte.

    Wieder einmal stoßen unsere Bikes bei Ankunft auf großes Interesse. Neu: Hier oben möchte man sich gerne nicht nur mit unseren Motorrädern, sondern auch mit uns ablichten lassen. Ich halte dies zunächst für ein sprachliches Missverständnis, aber es ist so. Auf die alten Tage also noch Rockstar ...

    Was das Mädel auf dem letzten Bild grillt, bitte ich die geneigte Leserschaft einmal herauszufinden. Da ich im Moment kein Netz habe, kann ich leider nicht googeln, was das sein könnte. Familie der Nagetiere dürfte klar sein, die Beißer sind gut zu erkennen. Marc hatte im Vorfeld schon so etwas angekündigt und von Meerschweinchen gesprochen (bzw. guineapigs, wie schreibt man das eigentlich?), aber irgendwie scheint mir das Grillgut zu groß dafür zu sein ... wenn ich das jetzt noch einmal so lese, fällt mir auf, dass das für Euch vielleicht gerade nicht ganz so wichtig ist. Und ich wundere mich selbst darüber, wie schnell die "real world" (damit meine ich natürlich nicht Euch, liebe family & friends, sondern eher die typischen Alltagsthemen und -sorgen) aus dem Denken verschwindet, wenn man auf Reisen ist. Aber was ist überhaupt die wirkliche Welt?
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  • Day 15

    In den Kordilleren

    January 15, 2018 in Ecuador ⋅ ⛅ 18 °C

    So heißt Band 13 der gesammelten Werke von Karl May. Ich erinnere mich dunkel, dass ich als Kind dieses Buch enttäuscht zur Seite legte, da Winnetou und Old Shatterhand darin nicht stattfanden. Und nun sind wir mittendrin in den Kordilleren, denn im Grunde bezeichnet man die gesamte amerikanische Gebirgskette von Alaska bis Feuerland mit diesem Begriff. Zugleich heisst Cordillera einfach Gebirgskette.

    In Ecuador sieht es topographisch so aus, dass die Anden eine Westkordillere (Cordillera Occidental) und eine Ostkordillere (Cordillera Central) aufweisen, dazwischen eine 500 km lange, ca. 20-30 km breite Hochebene, Altiplano. Das Ganze gespickt mit Vulkanen, weshalb Humboldt die Hochebene Straße der Vulkane nannte. Selbige überqueren wir heute auf unserer Fahrt von Quilotoa nach Banos de Agua und steigen zugleich deutlich in der Höhe ab, nämlich von 3.900 m auf 1.900 m. Und das ändert die Welt. Denn nach einer kalten Nacht mit Dauerregen starten wir dick verpackt bei 5 Grad und Niesel. So bleibt es etwa 50 km, wir überschreiten einmal 4000 m und fahren dann in eine Nebelwand. Das Garmin tut hier gute Dienste, denn es ist schön zu wissen, dass eine Kurve kommt. Wie ich von Martin gelernt habe (die Mehrzahl der Mitreisenden sind übrigens, so wie Martin, Hobby- oder Berufspiloten) heisst das in der Fliegerei "instrument flight rules". Als wir endlich tiefer kommen, wird es klarer und wärmer, die Kopfschmerzen (die übrigens alle in der Höhe hatten) verabschieden sich und die 18 Grad in Banos muten superwarm an.

    Für zusätzliche Wärme sorgt nach Ankunft ein kleiner Ausflug in ein Thermalbad am Fuße des Tungurahua (ca. 5000 m), den wir allerdings nicht sehen. Blauer Himmel Mangelware. Badekappen auch, sind aber Vorschrift und können für 50 Cent ausgeliehen werden. Vorbildlich: Der Fluchtweg im Falle eines Vulkanausbruchs ist klar gekennzeichnet. By the way: So sauber und warm war ich schon seit ein paar Tagen nicht mehr ...

    Zwischenruf @Toto: Danke für den Tipp, habe hier schon einiges probiert, aber Meerschweinchen muss es wirklich nicht sein.

    Hatte ich schon berichtet, dass die Gruppe kleiner worden ist? Neben Jeff (Motorrad kaputt) fehlt nun auch Tong, der aus geschäftlichen Gründen wieder nach Thailand muss. Ich finde das sehr schade. Wenn weiterhin pro Woche ein Negerlein ausfällt, dann schafft es der Stoffpinguin nicht bis Patagonien. Das muß aufhören. Wir haben eine Mission.

    Im Anschluß noch ein Bild eines typischen Hauses hier in Ecuador, das in Erinnerung bringen soll: Hier ist vieles einfach und alt. Um so üppiger fällt die Gestaltung der Friedhöfe aus. Keine Spur von Urnen- oder Waldbestattung. Verkehrte Welt.
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