• Bert Hentschel

Route des Grandes Alpes

A 9-day adventure by Bert Read more
  • Trip start
    September 5, 2025

    Anfahrt nach Bitsch

    September 5 in France ⋅ ☀️ 18 °C

    Die Route des Grandes Alpes ist bei Motorradfahrern ein beliebter Weg durch die Alpen zum Mittelmeer. Sie führt vom Genfersee durch die französischen Hochalpen a die Côte d’Azur und überquert etwa 15 Alpenpässe (sechs davon über 2000 m). Darunter ist auch der Col de l’Iseran, also der mit 2.764m höchste Straßenpass der Alpen. Vermutlich bin ich alle Pässe schon einmal gefahren, aber das ist ein Weile her und die Erinnerung verblasst bekanntlich schnell. Kurzum: Es wird bestimmt erneut eine kurvenreiche und erfreuliche Motorradwoche. Schon zum zweiten Mal im diesem Jahr schließe ich mich dazu einer Gruppe an, die über das "International Fellowship of Rotarian Motorbikers" gebildet wird, und ich freue mich darauf, neue Gesichter kennenzulernen. Von den Namen der 30 angemeldeten Teilnehmern sind mir nur drei bekannt. +++ Die Anfahrt führt einmal mehr durch die Eifel, sie liegt schlichtweg auf der Route. Solingen, Köln, Blankenheim und Kaffeepause in Adenau (wie immer mit kurzem Blick auf den Nürburgring), Bitburg, Trier, Mettlach und zack: schon ist man in Frankreich. Kurz vor der Grenze regnet es und insgesamt ist es etwas kühl für die Jahreszeit, aber es wird bestimmt in den nächsten Tagen noch etwas wärmer. Vor dem Relais de Chateaux Forts parkt schon der erwartbare BMW-Showroom als ich ankomme, nur eine Ducati und eine Kawasaki haben sich in die Kardanfraktion geschummmelt. Meine alte 800er hat bekanntlich keinen Kardan und braucht nach dem Regen etwas Spray auf die Kette, damit ich morgen mithalten kann. Und dann beginnt das große Kennenlernen. Diesmal habe ich sogar an ein Namenschild gedachtRead more

  • 19 km/h

    September 6 in France ⋅ ☁️ 10 °C

    Dirk besticht im Fahrerbriefing mit einer kraftvollen Analyse: es sei unerheblich, ob man in Frankreich fünf oder neunzehn km/h zu schnell führe, es würde immer das gleiche kosten (bei sofortiger Bezahlung Euro 45). Angesichts der beachtlichen Tagesdistanz von über 400 km setzt die Gruppe diese Einsicht konsequent um und wir fahren 69 bei 50 oder 109 bei 90. +++ Der pünktliche Start um 8:00 Uhr korrespondiert zu unerfreulichen 9°, einer feuchten Sitzbank und Nebelschwaden bis Straßburg. Dann geht es durch die Vogesen, über Sainte-Marie-aux-Mines zum Col de la Schlucht und schließlich über die Route de Crete zum Grand Ballon. Wanderer, Fahrrad- und Motorradfahrer, die im Sommer gerne böige und eisige Seitenwinde mögen, sind hier ausgezeichnet aufgehoben. Dann nehmen wir Kurs auf das französische Jura. Ab Sainte-Hippolyte folgen wir der lieblichen und chaotisch vor sich hin meandernden Doubs, von der man sagt, sie wisse selbst an vielen Stellen nicht, ob sie eher links oder rechts herum fließen solle und dies würde ihren Namen begründen (dubius = ungewiss, zweifelnd). Aber warum sollte es auch einem Fluss besser gehen als uns Menschen?Read more

  • Verkehr beruhigt, ich aber nicht

    September 7 in France ⋅ ☁️ 16 °C

    Der Col de la Colombière war schon mehrfach im Programm der Tour de France und wird dann meist in Verbindung mit dem Col des Aravis und dem Col des Saisies gefahren. Diese drei Pässe sollen auch für uns heute die Höhepunkte bilden, sind es aber nur begrenzt, denn es ist ziemlich voll. Der Wettstreit zwischen Rennradlern, Cabrios und Motorradfahrern ist entbrannt, und unsere Gruppengröße mit 30 Bikes erweist sich zusätzlich als mobile Verkehrsberuhigung. Vor allem deshalb, weil sich herausstellt, dass – entgegen meiner Erfahrungen während der ersten rotarischen Motorradtour in Südfrankreich – doch einige Teilnehmer dabei sind, die weniger beherzt überholen, als dies für ein spaßbringendes Fortkommen in den Alpen erforderlich ist. So zuckeln wir überwiegend im Schneckentempo in der Kolonne durch in die Jahre gekommene französische Wintersportorte und landen schließlich in Arêches. Der Konkurrenz zu den nicht weit entfernten Hotspots wie Tignes oder Val d’Isere versucht man dort mit dem Slogan „Montagnes humaines“ zu trotzen – aber was bleibt auch übrig, wenn man wenig Pisten und noch weniger Schnee hat. Meine Stimmung korrespondiert zu dem fahrerisch wenig befriedigenden Tag (so langsam bin ich noch nie durch die Alpen gefahren!), so dass ein grüner Chartreuse zur Aufhellung her muss.Read more

  • Die klassischen Pässe

    September 8 in France ⋅ ☁️ 11 °C

    Drei Klassiker an einem Tag. Der Col d’Iseran verbindet den deprimierend hässlichen Wintersportort Val d’Isere mit dem sehr schönen und sehr grünen Hochtal Bonneval. Bis zum Gipfel wird die Devise “freies Fahren” ausgegeben und ich tobe mit Charly und Thomas mit viel Spaß nach oben. Dort ist es wie erwartet kahl und kühl, was angesichts der Passhöhe von 2.764 m nicht verwundert. Weiter geht´s zum Galibier, dann zum Col d’Izouard und schließlich nach Barcelonette. Das Hotel Aztecs beeindruckt durch stramme Bierpreise auf Oktoberfestniveau (Euro 7,50 für 0,5 Liter), so dass ich auf Pastis umschwenke (5 Euro). Drink local!Read more

  • Koalition der Willigen

    September 9 in France ⋅ ☁️ 13 °C

    Die Gruppe ist heute dezimiert. Wir bleiben eine zweite Nacht im Barcelonnette, dadurch legen einige einen Pausentag ein. Die Fahrwilligen sind - bei auch weniger Verkehr als in den Vortagen - signifikant hurtiger unterwegs. Und das ist begrüßenswert. Über den Col de la Maddalena gelangen wir auf zum teils sehr engen, eher einspurigen zum Col de Lombarde, der uns nach Isola 2000 führt - ein im Sommer offensichtlich unbewohntes italienisches Skigebiet. Zuvor jedoch haben wir einen sehr schönen Mittagsstopp im “Heiligtum St. Anna”, das auf fast 2.000 m Höhe eine wunderbar der Welt entrückte Pilger- und Hospizstätte ist. Auf dem Rückweg dann passieren wir die Mondlandschaft des Col de la Bonette, dessen kleine Gipfelstraße auf über 2.800 m führt; er ist also sogar etwas höher als der als gemeinhin höchster befahrbarer Alpenpass geltende Col d’Iseran des Vortrags. All das ist aber auch irgendwie egal. Die Auf- und Abfahrt sind jedenfalls endlos lang, herrlich kurvenreich und das Wetter spielt ebenfalls mit. Vor allem aber funktioniert das Gruppenfahren, so dass - anders als in einigen Passagen der Vortage - keine Langeweile aufkommt. Ganz wunderbar!Read more

  • Das selige Lächeln des Kurvenfahrers

    September 10 in France ⋅ ⛅ 27 °C

    Heute unzählige Kurven und Cols. Der südliche Teil der französischen Alpen ist ein herrlicher Spielplatz für Biker. Zwar ist es auf dem ersten Col (Col de Carole) noch etwas schuppig (9 Grad, 2.300 Meter), doch bis zum (durch die Rallye Monte Carlo) bekannten Col de Turini wird es immer wärmer, so wie es sich für die Mittelmeerküste gehört. Meine Temperaturfreude wird nur durch einen ordentlichen Regenschauer getrübt, der uns 20 km vor unserem Zielort Carros ereilt. Auf das fummelige Anlegen der Regenbekleidung wegen der geringen Reststrecke zu verzichten, erweist sich als komplette Fehlentscheidung, so dass ich mich jetzt erst einmal - statt einen mehr oder mindern einfallsreichen Blogtext zu verfassen - mit Trocknungsprozessen befassen muss. Dafür gibt es ein Fahrbild des Blogschreibers mit seligem Kurvenlächeln vom Galibier, wo schlaue Fotografen mit dem treffenden Namen “Foxphotos” auf Rad-, Cabrio- und Motorradfahrer lauern und man ihre Bilder für 10 Euro abends im Netz finden kann. Das ist sicherlich etwas teuer, aber der freundliche Begleittext zu den übermittelten Pixeln macht es erträglicher: “Bonjour et merci de votre intérêt pour notre travail.” (Irgendwie netter als danke für Deinen Kauf). Und weiter: “Veuillez trouver ci-joint votre commande passée sur le site de Foxphotos.” (Ja, ich möchte gerne die angehängten Bilder finden).Read more

  • Die Göttin

    September 11 in France ⋅ 🌙 11 °C

    Von 1955 bis 1975 gebaut, gehört der Citroen DS zu den Design- und Technikikonen seiner Zeit. Mir unbekannt war, daß DS ein Wortspiel ist und den Wortklang des französischen Wortes “déesse” aufnimmt, bislang dachte ich immer, der Beiname “Göttin” würde sich aus der eleganten Form ableiten. Jedenfalls ist es eine Freude, die Sammlung von 120 historischen Fahrzeugen im “Citromuseum” Castellane zu betrachten, darunter natürlich auch einige Enten. Wie sympathisch alle diese Fahrzeuge daherkommen im Vergleich zu den überwiegend schlecht gelaunt, aggressiv und verformt anmutenden heutigen SUVs. +++ Was noch? Wieder viele Kurven. Wir umrunden die Verdonschlucht und schlagen dann so langsam den Rückweg Richtung Norden ein. Am Westende der Schlucht gibt es eine türkisfarbene Bucht, die in einen See übergeht mit regem Wassersporttreiben. Schön anzusehen!Read more

  • Erst beichten, dann fahren

    September 12 in France ⋅ ☁️ 18 °C

    Auf unserem Weg nach Annecy machen wir Mittag in Le Bourg-d’Oisans, dem Talort von Alpe d’Huez. Das obligatorische Gruppenbild wird geschossen und wir belohnen uns mit Viererlei vom Käse, dann geht es in Spitzkehren nach oben. Doch kurz vor der Passhöhe nehmen wir einen Abzweig, der mir bei früheren Auffahrten nicht aufgefallen ist, um von dort nach wenigen Metern den “Pas de la Confession” zu erreichen. Es handelt sich um eine Höhenstraße, die sich kühn am Abgrund entlang schlängelt. Die Legende sagt, Reisende wären dort früher angehalten worden, um vor ihrer Weiterfahrt nach Villard-Reculas sicherheitshalber die Beichte abzulegen. Nur mit reinem Gewissen konnte man die Fahrt über diese ausgesetzte Hangstrecke riskieren. Ganz so wild erscheint die Sache heutzutage nicht, so dass mittlerweile auch Ungläubige die Passage wagen können, aber ein verstecktes Highlight ist das Sträßchen allemal. Natürlich kann unser 30-Mopeds-Konvoi dort nicht halten, so dass ich mir - gegen sonstige Gewohnheiten - einige Bilder aus dem Netz zusammenklauben muss, sorry dafür. +++ Über den Col de Glandon geht es schließlich in Richtung Annecy, einem trubeligen Badeort. Dort endet für viele die gemeinsame Reise, auch für mich, da ich von hier aus zu Amelie, Fritzi und Moritz ins Allgäu weiterfahren werde. Ich verabschiede mich für dieses Mal mit einem herzlichen Dank für Euer freundliches Mitlesen und den besten Wünschen für Eure eigenen Reisen! +++ P.S.: Keine rotarischen Reise ohne Fundraising für ein soziales Projekt: Unterstützt wird das SOS-Kinderdorf in Bethlehem.Read more

    Trip end
    September 13, 2025