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- Jun 27, 2024
- ☁️ 22 °C
- Altitude: 1,481 m
ColombiaAntioquiaMedellínPerpetuo SocorroQuebrada Altavista6°14’19” N 75°34’19” W
Medellín
![](http://d2k8htqlk8yn1a.cloudfront.net/img/flags-png/co.png)
Nachdem wir uns in San Gil ausgetobt hatten wurde das Programm wieder etwas entspannter.
Wir fuhren also mit dem Bus zurück durch den Chicamocha Canyon - mal wieder eine abenteuerliche Reise über den viel befahrenen Bergpass.
Nach drei Stunden waren wir in Bucaramanga angekommen und mussten uns noch einen Augenblick gedulden bis unser Nachtbus nach Medellín kam.
15 Minuten bevor unser Bus hätte da sein sollen kam eine Dame vom Busunternehmen und verklickerte uns, dass unser Bus einen Unfall hatte oder in einem Unfallstau stand, das hatten wir nicht so ganz verstanden. Was wir aber verstanden hatten war, dass unsere nächste Fahrt dann erst in zwei Stunden geht… na gut, was willst du auch machen 🤷🏻♂️🤷♀️
Punkt 22:00Uhr fuhr tatsächlich unser Bus ein.
Wieso auch immer, durften wir erst um 22:45 einsteigen und fuhren dann endlich los in Richtung Medellín. Die Nachtfahrt war wieder typisch arktisch kalt, aber darauf waren wir mehr oder weniger vorbereitet.
Ausgeruht kamen wir um 9:00Uhr morgens an und fanden auch direkt den Weg zu unserem Hostel. Anders als in den anderen Städten gibt es in Medellín eine Tram die einmal durch die ganze Stadt führt. Einchecken konnten wir noch nicht, da wir erst ab 14:00 Uhr ins Zimmer durften. Egal, wir bekamen direkt im Hostel ein kleines Frühstück und frischen Kaffee.
Auf 13:30 Uhr hatten wir eine Free Walking Tour durch das berühmt-berüchtigte Comuna 13 Viertel gebucht. Pünktlich am Treffpunkt, waren wir eine kleine Gruppe die dann loszog um 2:30h lang mehr über die Geschichte die sich hier verbirgt zu erfahren. Unser Tourguide lebte einst selber dort und konnte daher aus dem Nähkästchen plaudern, was faszinierend und erschreckend zugleich war.
Kurze Erklärung zu Comuna 13:
In Kolumbien herrschte lange Zeit Krieg zwischen der Regierung und den Guerilla. Um genau zu sein bis 2016 als dann endlich ein Friedensvertrag von beiden Seiten unterschrieben wurde. Dieser Gruppierungen machten kein Halt vor niemandem, daher flohen bzw. wurden viele Leute aus ihren ländlichen Regionen des Landes vertrieben - und gingen eben nach Medellín. Dort hatten die Menschen zwei Optionen - entweder obdachlos zu sein oder sich ein Haus in die Berge Medellins zu bauen. Auf die einfachste Art und Weise passierte dies, Backstein auf Backstein und nicht großartig von außen gestrichen, da aufgepasst: die Regierung sieht Häuser erst als bezugsfertige/komplette Häuser, sobald diese komplett verputzt und gestrichen sind 😂 dadurch können sich die Kolumbianer ein paar Pesos sparen 🦊
Zurück zum Thema. Die Lage der Comuna 13 war noch dazu eine besondere. Geografisch gesehen, war dieses Viertel das Nächste zur Küste und zu Panama. Zudem hatte man am obersten Ende des Viertels einen Pfad der direkt zur Küstenregion des Landes führt und konnte darüber eben auch den Waffen-, und Drogenhandel regieren. Durch die extreme Steigung in dem Viertel war es eben auch für die Polizei unmöglich dort hin vorzudringen und das machte das Viertel für die Guerillas noch attraktiver, sie konnten quasi ungestört ihren Handel treiben. Sobald man bemerkte, dass Polizei oder später eben Militär am Fuß des Viertels stand wurde das Feuer eröffnet.
Soweit zur Einordnung.
Wir machten uns also auf den Weg, erstmal mit dem Bus ein ganzes Stück den Berg hinauf. Oben angekommen bekamen wir dann erste Informationen zur Lage und Historie.
Wie oben bereits geschildert, war es ein Gefühl von Spannung und Grausamkeit.
Wir gingen weiter zu unserem ersten Halt, der bunten Treppe. Diese Treppe wird alle 3 Jahre durch die Bewohner dort einmal in den Nationalfarben des Landes gestrichen.
Weiter durch die kleinen Straßen und Gassen wurden wir immer wieder von faszinierender Streetart beeindruckt. Viele der Bilder werden in einem ein,- oder Mehrjahresturnus überstrichen um anderen Künstlern eben auch die Chance zu geben sich zu zeigen.
Alle Bilder haben eine Message dahinter: einige davon könnt ihr in den Medien sehen 😍
Insgesamt 24 Militäroperationen wurden in diesem Viertel bis 2002 gefahren.
Die blutreichste und mit bekannteste ist vermutlich die letzte „Operation Orion“ am 16. Oktober 2002. Bei diesem Angriff des Militärs wurden erstmals Hubschrauber eingesetzt. Mit Panzern stand man am Fuß des Berges um nach oben zu feuern. Das Grausame, das Militär wurde bei der Operation nach Anzahl der getroffenen Guerilla Mitgliedern bezahlt, deswegen schossen sie leider wirklich auf alles: auf Freund und Feind… drei Tage lang. Dabei kamen etliche unschuldige Zivilsten - Männer, Frauen und Kinder ums Leben 🕊️😢
Die Regierung hatte nie Zahlen zu den Opfern veröffentlich sagte unser Guide, aber zusätzlich zu den öffentlich hingerichteten Unschuldigen, vermute man, dass es über alle Operationen hinweg ca. 350 Menschen verschwunden sind, die zum großen Teil dann im naheliegenden Steinbruch verscharrt wurden.
Auch er verlor bei dieser Operation einen Onkel mit 29 Jahren und seine Cousine mit gerade einmal 9 Jahren…
Wir fuhren am Ende der Tour natürlich noch mit den Rolltreppen der Stadt. Um das Viertel nach all den Gräueltaten wieder etwas attraktiver zu machen und den Bewohnern was zu bieten, bot die Regierung über eine Umfrage den Bewohnern folgende Optionen an: entweder eine Seilbahn, ein Krankenhaus oder eben die besagte Rolltreppe - welche die meisten Stimmen erhalten hatte 😅
Ein „MustDo“ wenn man schon mal dort sei. Unser Weg nach unten führte noch an einer sehr leckeren Eisdiele vorbei und über einen kleinen Hinterhof mit Straßenständen.
Der nächste Tag startete verregnet, also beschlossen wir noch ein wenig Zeit im Hostel zu verbringen bis wir uns dann mittags auf den Weg zur lang ersehnten Boulderhalle machten. Da wir nicht schon wieder nur Tram fahren wollten sondern auch etwas von der Stadt sehen wollten beschlossen wir einen Spaziergang dorthin zu machen. Zugegebenermaßen war das nicht die schönste Route, aber so bekamen wir einen Eindruck 😊
An der Halle angekommen staunten wir nicht schlecht, wie unterschiedlich Bouldern sein kann 😅 die Hallenhöhe überschritt kaum 2 Meter und die Routen waren super anspruchsvoll! Dennoch hatten wir unseren Spaß dort und gingen nach zwei Stunden auspowern wieder in Richtung Tram.
Auf dem Weg dorthin erlebten wir, was Fußball für die Kolumbianer bedeutet. Kolumbien spielte gegen Costa Rica und schoss gerade das 2:0, als wir uns einen Burger am Straßenrand holten.
Mindestens genau so feierten sie auch den dritten Treffer 🙌🏽
Am nächsten Morgen hatten wir auch wieder genug von Großstadt und checkten aus. Wir machten uns auf den Weg zum Terminal del Norte um in einen Bus nach Guatapé zu steigen.
Mehr davon gibt’s dann im nächsten Beitrag 😉🫶🏽Read more