Satellite
Show on map
  • Day 355

    On my way to the island

    August 23, 2017 in New Zealand ⋅ 🌧 6 °C

    Nachdem ich Dunedin etwas erkundet hatte entschied ich mich ein weiteres großes Highlight zu bereisen: Steward Island. Dies ist die drittgrößte Insel Neuseelands und mit seinen knapp 300 Einwohnern sogar populationsmäßig Brigach unterlegen- und das muss man erst mal schaffen!
    Dass ich die Strecke von Dunedin dorthin an einem Tag niemals schaffen würde war mir bewusst und deshalb legte ich fest auf halber Strecke Halt zu machen. Naemlich in Balclutha. In der Naehe dieses Dorfes gab es sowieso eine Attraktion die ich mir nicht entgeghen lassen wollte, der sogenannte NuggetPOoint. Dieser hat sowohl mit frittiertem Haehnchen als auch mit Mc Donalds so rein gar nichts zu tun, sondern ist lediglich ein sehr abgelegner aber wunderschoener Leuchtturm. Wie ich dort hinkommen sollte, war mir aber auch noch ein Raetsel als ich mich auf die Reise begab, da ein Auto oder Fahrrad von Noeten waere. Aber wie heisst es so schoen?! Eins nach dem Anderen. Also stellte ich mich morgens um elf Uhr an den Statehighway 1 (nachdem ich mich zuvor am anderen Ende der Stadt falsch positioniert hatte-typisch ich!) und versuchte mein Glueck. EIn Auto nach dem Anderen fuhr an mir vorbei, die Leute lachten mich an, wunken mir und waren eigentlich super freundlich. Doch was bringt mir das, wenn sie nur vorbeifahren???
    Ich beschloss nach einer Stunde einfach ein Stueck weiterzulaufen und es wo anders zu probieren. Naemlich an einer Tankstelle. Mein Gedanke war es, dass mich die Leute waehrend des Tankens beobachten koennen und mich anschliessend dann einsammeln koennten. Doch irgendwie sah ich wohl nicht vertrauenswuerdig genug aus und somit stand ich auch hier knapp eine Stunde ohne Erfolg und weiter mit meinem Papierschild in der Hand.
    SO langsam knurrte mir der Magen und ich lief ein Stueck weiter. Mittlerweile hatte ich gefuehlte 6 km Fussmarsch mit Rucksack hinter mir und ich suchte nach einer Motivation, die ich prommt in einem Pizzaschnellimbiss fand. Mit Essen kann man mich eben gluecklich stimmen. Mit vollem Magen, guter Laune und einem noch groesseren Schild das ich aus dem Pizzakarton bastelte lief ich weiter und platzierte mich kurz vor dem Autobahnzubringer an der Strassenseite. Eine weitere Stunde nach der Anderen verging und ich schaute verzweifelt auf die Uhr. Es war bereits drei Uhr nachmittags und ich befuerchtete noch eine Nacht in Dunedin bleiben zu muessen. "Was soll ich denn noch machen?! Soll ich vielleicht freundlich winken oder tanzen, wenn jemand an mir vorbei faehrt?...nein besser nicht, das Tanzen wuerde jeden abschrecken", dachte ich mir und lief einfach weiter. Der Ruecken kaputt, die Fuesse voller Blasen, aber trotzdem mit guter Laune lief ich einfach auf die Schnellstrasse und stellte mich an eine Bucht. Die Autos die mich hier passierten fuhren aufgrund der Ampel 500 m entfernt nicht allzu schnell, wovon ich mir etwas groessere Chancen erhoffte. Ich wartete und wartete, jedes Auto was vorbeifuhr bekam ein nettes Kommentar von mir,... "der sah sowieso gruselig aus, oh nein das waren Kleinkinder...gut dass die weitergefahren sind, oh... diese attraktiven Menschen haetten mich gerne mitnehmen koennen". Glaubt mir, ich hatte meinen Spass!
    Und nach gar nicht allzu langer Zeit hielt ein Sportwagen wenige Meter hinter mir. ENDLICH!!!
    Ich packte mein Backpack und lief schnurstracks zum Wagen, wo ein Mann in mitte seiner 40er Jahren auf mich wartete. Er sah eigentlich nicht allzu gruselig aus und aufgrund der Tatsache, dass ich nicht allzu viele anderen Mitfahrgelegenhieten hatte stieg ich ein. Er hiess Rick und nach wenigen Minute stellte ich einen ueblen Geruch im Wagen fest. Der Mann kam von einer Firmenfeier und hatte wohl nicht nur ein Bier getrunken. Er fragte mich aus und ich erzaehlte ich sei mit meinem Freund in Balclutha verabredet. Ich wolllte einfach sicher gehen, dass er sich nichts Dummes denkt und ploetzlich wurde mir immer komischer zu Mute. Er machte mir Komplimente, fragte mich nach Drogen und rauchte nebenher seine EZigarette. Im naechsten Dorf wollte er mich absetzen, da er dort in der Naehe wohne und ich plante ein weiteres mal bis zu meinem Ziel zu trampen. Rick hielt Gott sei Dank auch an, doch wollte mich dann noch weiter fahren (offensichtlich mit anderen Hintergedanken) und lud mich auch zu sich nach Hause ein, um "ein Bier zu trinken". Ich stieg sofort aus, packte meine Sachen und bedankte mich trotzdem fuer die Fahrt. Er fuhr weiter und erst jetzt realisierte ich wirklich, dass das die erste gruselige Situation war, die ich jemals beim trampen hatte. Doch trotzdem musste ich es ein weiteres Mal probieren, denn bis zu meinem Ziel waren es noch 40 min Autofahrt. Ich hatte Glueck und nach 10 Minuten hielt ein sehr, sehr altes schwarzes Auto neben mir mit zwei Maennern darin. Es sah nach Vater und Sohn aus und auch hier stieg ich ein. Die beiden waren sehr freundlich und obwohl es im Auto rauchmaessig wie in einer Kneipe stank, fuehlte ich mich recht sicher. Ganz nebenbei erzaehlte mir der etwas juengere Mann, dass er auch gerne reisen wollen wuerde, jedoch dazu nicht berechtigt ist, da er seit seiner Entlassung aus dem Gefaengnis erst einmal hier im Land bleiben muesse. ICh schluckte und fragte mich, was ich angestellt hatte, dass mir heute gleich mehrfach ein Missgeschick nach dem Anderen passiert. Doch der junge Mann zeigte mir einige Symbole krimineller Banden und warnte mich vor einigen, gab mir Tipps fuers trampen und war ausserordentlich nett. Sein Vater gab mir noch seine Nummer und bat mir seine Hilfe an, falls ich mal jemanden brauchen wuerde der mich wohin faehrt. nach 40 min waren wir angekommen und ich verabschiedete mich von den beiden und suchte mein Hostel in Balclutha auf. Es handelte sich viel mehr um einen alten Gasthof mit Restaurant, Bar, Spielcasino und Schlafmoeglichkeiten. Um ehrlich zu sein fuehte ich mich sehr unwohl und obwohl ich allein auf meinem Zimmer war (trotz 4Betten), wollte ich nicht sehr lange hier bleiben. Ich beschloss schnell noch in das Informationszentrum zu gehen, um mich zu informieren, wie genau ich an den NuggetPoint kommen kann. Die Damen waren sehr freundlich und wir unterhielten uns sehr lange. Sie wollten mir wirklich helfen, doch in diesem kleinen Dorf gab es weder einen Fahrrad- noch einen Autoverleih. Doch sie schickten mich zu einem Kumpel von ihnen, der ein Autohaus fuehrte. Bei Simon- dem Besitzer- wollte ich mein Glueck probieren. Er sah mich skeptisch an, als ich ihm mein Anliegen schilderte und wir kamen ins Gespreach. Als ich ihm auf seine Frage wo ich denn untergekommen sei antwortete sagte er: "Setz dich in den Sportwagen dort, ich komme gleich und wir regeln das". MOOOOOMENT, was regeln wir?! Wir fuhren vor mein Hostel, er stapfte in die Bar, redete mit der Dame und ich bekam meine 50 Dollar zurueck. "Ja toll und nun?! Jetzt bin ich auch noch obdachlos. Was zur Hoelle hat dieser Kerl bitte vor?!", mir standen die Fragezeichen in den Augen und als er dies sah wurde mir mehr erklaert. Simon bat bei sich daheim Couchsurfing an und da er wusste, wie "schoen" das oertliche Hostel hier war, hatte er wohl mitleid mit mir. Ich verbrachte den Tag also im Autohaus, half ein wenig, trank ein Feierabendbier mit den Arbeitern und anschliessend fuhr ich mit Simon nach Hause. Simon hat drei kleine Madchen im Alter von 2 bis 6, eine tolle Frau, ein schoenes Haus und ist selbst ein sehr hilfsbereiter und netter Mensch. Aufgrund seines sympatischen Auftretens, hatte ich zu keinem Zeitpunkt ein schlechtes Gefuehl und hab einfach alles auf mich zukommen lassen. Zwei Naechte verbrachte ich bei der Familie, backte einen Apfelkuchen fuer sie, spielte mit den Kindern, kuschelte mit den beiden Hunden und bekam sogar fuer ein paar Stunden ein Auto (umsonst), um an den NuggetPOint zu fahren. Nach dieser Zeit dahcte ich mir: wieviel Glueck kann ein Mensch nur haben?! Dass ich sowas erleben darf, ist einfach der Wahnsinn.
    Aufgrund meiner Erfahrungen am Vortrag mit Trampen, buchte ich mir fuer meine Weiterreise Richtung Steward Island dann ein Busticket, was ohne Probleme auch klappte. Eine Nacht verbrachte ich im letzten Dorf, bevor ich morgens um 9.30 Uhr die Faeahre auf die Insel nutzen wollte. Und ratet wer mich morgens dort hiin fuhr: der Vater des Ex Knackies, der mir seine Hilfe angeboten hatte. Mit Fruehstueck und einem Schluesselanhaenger als Geschenk wartete er morgens auf mich und wir unterhielten uns bis nach Bluff sehr gut. Ich fand heraus, dass er selbst Vater einer 20 Jaehrigen Tochter sei und wahrscheinlich habe ich seine Vatergefuehle geweckt, als wir uns trafen. Ich war so froh, jemanden zu haben, der mich sicher zur Faehre bringt und dazu noch wollte er nicht einmal Benzingeld.
    Was die Tage nach meiner Ankunft auf Steward Island passierte, das erfahrt ihr in meinem naechsten Bericht.
    Read more