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  • Day 10

    Mérida, Mayas, Madness y Música

    January 19 in Mexico ⋅ ☁️ 30 °C

    Im schönen Mérida angekommen bin ich durch Montezumas Rache light leider trotzdem heavy im Eimer. Ich gönne mir einen kleinen Spaziergang während einer free walking tour und werde währenddessen aller meiner Sünden bereinigt, indem ich die Tür der Catedral de San Ildefonso passiere. Passt ja super zu meiner unfreiwilligen Entschlackungskur. Entschlackt und entsündigt schlurfe ich somit im Anschluss zurück ins Hostel und vegetiere dort den restlichen Tag lang herum.
    Am nächsten Tag geht es mir schon wieder deutlich besser, sodass ich nochmal durch die Stadt schlendere und mich einfach treiben lasse. Das führt zwangsläufig dazu, dass ich mit einem Eis auf dem Plaza Principal lande und ein wenig Leute beobachte (ich werde eines Tages eine super Rentnerin), etwas enttäuscht, dass in keinem der weißen, original Mérida-Dating-Chairs ein Date stattfindet. Die Geschichte hierzu ist wohl, dass ein Vater diesen Stuhl für seine Tochter konzipiert hat, damit sie Verehrer daten kann, diesen in die Augen gucken, vielleicht auch kleine Küsse geben kann, Schlimmeres jedoch durch die Gestaltung der Stühle verhindert wird. Clever.
    Stattdessen gerate ich mit einem Mexikaner ins Gespräch, Antonio, ein ehemaliger Anthropologie-Professor, der auch einige Zeit in Deutschland war. Wir reden über Gott und die Welt, er erzählt mir schließlich dass er als Professor in Rente ist, weiter jedoch als Heiler und Schamane arbeitet, da er dies seiner Großmutter versprochen habe. Es folgt ein gruselig-passender Kommentar über mein Innenleben und mit einem weisen Rat dazu verabschiedet er sich schließlich. Im Nachgang hängt mir dieses Gespräch ziemlich nach, weil ich plötzlich das Gefühl habe diesem fremden Mexikaner zu viel erzählt zu haben und los geht das Kopfkino. Was folgt ist ein wildes Hin und Her an Planung (inklusive völliger Verwirrung der Rezeptionisten) und ich bin kurz davor meine Reise abzubrechen in dem Glauben von Antonio aus dem Nachtbus entführt und verkauft zu werden. Abends treffe ich dann Jorien und Koen im Hostel wieder und die beiden fangen meine wild gewordene Phantasie zum Glück wieder ein.
    Anschließend gehen wir Yucatecanisch essen bei La Chaya Maya und besuchen danach die Serenata Yucateca. Hier wird auch ein traditioneller Maya-Tanz aufgeführt, die zweite Band - eine Mariachi-Band - begeistert mich allerdings besonders mit ihren Serenatas - so schön! Mi corazon! Und so romantisch, dass dies daher rührt, dass ein verliebter Mexikaner seiner Herzensdame um Mitternacht eine solche Mariachi-Band schickte, um ihr durch die Serenaten eine Botschaft zu überbringen. Angeblich - das ist nur ein Gerücht - war es ein Ja-Wort zum Heiratsantrag, wenn sie bei der 5. Serenata aus dem Haus kam. Na hoffentlich konnten die mal alle gut mitzählen.
    Danach gehen wir in den Mercado 60, wo sich auch Lisa, einen Französin aus dem Hostel, anschließt. Eigentlich handelt es sich um ein Restaurant, jedoch mit Live-Musik (eine Mischung aus mexikanischen und kubanischen Elementen) und in der Mitte der Tische tanzen die Leute begeistert (und mit deutschen Maßstäben gemessen beachtlichem Hüftschwung) mit - richtig gute Stimmung! ¡Viva la música!
    Der dritte Tag in Mérida ist ebenfalls entspannt - denn abends nehme ich den Nachtbus nach Palenque und muss mich hierauf (unter seelischem Beistand von Jorien und Koen) seelisch vorbereiten. Meine Nerven sind einfach zu schwach für Mexiko. Morgens besuche ich noch mit Lisa das Maya Museum, welches mir richtig gut gefällt, denn hier kann man die alten Steine nun auch mal aus der Nähe begutachten und kriegt ein wenig Hintergrundinformation. Außerdem gibt es ein Maya-Horoskop, welches für mich nicht gerade heroisch ausfällt (scheinbar bin ich eine Schnecke) und mich dazu verleitet meine Berufswahl zu überdenken, wie wäre es mit Berufsathletin?!
    Es folgt ein kleiner Marktbesuch mit anschließender Hostel-Siesta.
    Abends kochen wir entspannt gemeinsam und neben Aufmunterungen bekomme ich von den Belgiern natürlich auch ein Beruhigungsbierchen. Das hilft. Außerdem die Ablenkung durch René, eine (eigener Wortlaut) offensichtlich lesbische, amerikanische Rechtsanwältin in Ruhestand, die sich ordentlich über Trump in Rage redet und mit ihren etwa 70 Jahren erstmalig die USA zum Reisen verlassen hat. Ziemlich unterhaltsam.
    Todmüde nach dem ganzen selbstgemachten Stress und dem belgischen Beruhigungsbier geht es schließlich zum Busbahnhof und die 9-stündige Fahrt nach Palenque geht los...
    Und Tage 7-10 sind - erfolgreich und verfolgungswahnreich - überlebt!
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