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- May 6, 2025, 7:00 PM
- ⛅ 15 °C
- Altitude: 100 m
FranceLe Mesnil-Amelot49°0’19” N 2°34’37” E
Tag 1 - Es geht los

Mein großartiger Deutschlehrer Wolfgang Becker hat einmal gesagt:
Wer sich nicht ab und zu mal so richtig quält und nie Herausforderungen annimmt, der wird es im Leben sehr schwer haben.
In der 7. Klasse wusste ich nicht so recht, was er damit meinte.
Im Jahr 2002, mit 153,5 kg auf der Waage, AHNTE ich, was er meinte.
Als ich sechs Jahre später, am 2. November 2008, nach 42,195 km im New Yorker Central Park mit 60 kg weniger über die Ziellinie des New York City Marathons lief, da WUSSTE ich, was er meinte.
Und jetzt, 17 Jahre nach New York, sitze ich in Paris am Flughafen Charles de Gaulle und warte auf meinen Anschlussflug nach Biarritz. Von dort aus geht es mit dem Bus nach Saint-Jean-Pied-de-Port, am Fuße der Pyrenäen.
Saint-Jean-Pied-de-Port ist seit dem Mittelalter ein wichtiger Pilgerort und seit dem 20. Jahrhundert Startpunkt des wohl bekanntesten Jakobswegs, des Camino Francés.
Der Name Saint-Jean-Pied-de-Port bedeutet wörtlich „Heiliger Johannes am Fuße des Passes“ und leitet sich von der geografischen Lage der Stadt ab: Sie liegt am Beginn des Passes nach Roncesvalles in Spanien, also am Fuß eines der Pyrenäenpässe. Der Name verweist somit auf den heiligen Johannes (Saint-Jean) und die Lage „pied de port“ – am Fuß des Passes. Früher trug die Stadt andere Namen wie Santa Maria Cabo el Puente oder Sainte-Marie du Bout du Pont.
Der Camino Francés, der Jakobsweg-Klassiker, ist etwa 800 Kilometer lang. Er führt ab Saint-Jean-Pied-de-Port bis nach Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens.
Pilgern? Wer macht so etwas?
Wer macht so etwas freiwillig?
So etwas macht doch nur jemand freiwillig, der nicht alle Tassen im Schrank hat.
Fünf Wochen lang jeden Tag 20–40 km laufen.
800 Kilometer (Achthundert!!)
Einmal quer durch ganz Spanien.
Das gesamte Gepäck für fünf Wochen immer auf dem Rücken.
In zum Teil riesigen Schlafsälen mit wildfremden, schnarchenden Menschen übernachten.
Kälte, Hitze, Regen, Sonne …
Fünf Wochen ganz alleine …
Eat, walk, sleep, eat, walk, sleep, eat, walk, sleep …
Nochmal: Wer macht so etwas freiwillig?
Nun ja, der eine oder andere wird es jetzt bereits ahnen:
Ab morgen: Ich.
Ich werde berichten.
Ich bin dann jetzt auch mal weg.
—————————-
Im Transport, den ich vom Flughafen Biarritz nach Saint-Jean-Pied-de-Port gebucht habe, saßen mit mir drei US-Amerikaner und zwei Australier. Die beiden Australier berichteten, dass sie eigentlich mit dem Zug von Paris nach Biarritz fahren wollten um mehr von Frankreich sehen zu können, dieser aber wegen eines Streiks ausfiel und sie deshalb geflogen sind. Man sagt, jedem passiert irgendwas auf dem Camino. Die beiden sind der Meinung, das war’s jetzt für sie – jetzt kommt nichts mehr?.
Dann bin ich mal gespannt, was mir passiert bzw. was bei mir schiefgeht.
In Saint-Jean-Pied-de-Port angekommen, bin ich in meine wirklich ganz tolle Pension gegangen und war anschließend sofort im Pilgerbüro, um meinen ersten Stempel abzuholen. Jetzt ist es offiziell: Ich bin Pilger – wer hätte das gedacht? Ich kann es selbst kaum glauben.
Fazit des Tages:
„Wer sich nicht ab und zu mal so richtig quält und nie Herausforderungen annimmt, der wird es im Leben sehr schwer haben.“
Herr Becker, Challenge accepted …
Ich bin dann jetzt auch mal weg.Read more
Traveler Und ich bin hier tatsächlich einer der wenigen, der wirklich keine Muschel am Rucksack trägt.
Traveler
Habe gestern von Deiner spektakulären Reise gehört. Bin begeistert und hätte das auch gerne gemacht, bin aber leider 20 Jahre(?) zu spät. Gute Reise