Sweden
Harrijoki

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Travelers at this place
  • Day 12

    Elchjagd

    January 22 in Sweden ⋅ 🌫 -25 °C

    Heute sollte es auf Elchjagd gehen. "Bewaffnet" mit Back-Country-Ski, Fernglas, Fotoapparat, Überlebensriegel, Thermoskanne sind wir einfach ein paar km aus Kiruna herausgefahren, bis wir es einsam genug fanden, um eine kleine Tour mit den Skiern zu machen und wenn möglich Elche, Bären o.ä. zu sehen. Bei minus 25° fanden wir das eine schnucklige Idee. Unser Hybrid meinte, dass das kein Wetter für Elektroantrieb sei und schaltete bei 100% Batterie gleich auf Benzin. Es hatte wenigstens am Stromkabel für ein Vorheizen des Wagens gereicht.
    Direkt an einem Abzweig konnten wir das Auto stehen lassen und brauchten nur 30min, bis wir abmarschbereit waren. Es braucht wirklich lange, sich entsprechend einzupacken. In weiser Voraussicht hatten wir unsere Skischuhe gestern Abend schon aus dem Auto in den Wohnwagen geholt.
    Bereits nach ein paar Metern fanden wir frische Elch-Spuren im Schnee und folgten Ihnen. Eine bessere Idee hatten wir nicht. Aber der Elch ist mit "4-Fuß-Antrieb" und langen Beinen im Schnee ohne Zweifel im Vorteil. Also wechselten wir etwas die Richtung, um zu schauen, wie ein Elch so eigentlich wohnt.
    Fast 2 Stunden haben wir versucht, nicht wirklich stehen zu bleiben, das gibt sofort kalte Finger✋️ und KALTE Füße 😱. Bei der Rückkehr zum Auto war dann die Elchkuh schon da und warte ca 50m entfernt im Wald. So eine Elchkuh ist schon wirklich groß! Noch bevor ich mich bei der Kälte bewegen und den Fotoapparat aus der Tasche holen konnte, besann sie sich auf ihr Recht auf informationelle Selbstbestimmung, widersprach der Veröffentlichung des Fotos und lief davon. Vielleicht hatte sie die Einladung zum Abendessen auch nur falsch interpretiert. Auch hier waren wir im tiefen Schnee eindeutig im Nachteil.
    Gegen kalte Finger und zum wärmen der Schuhe bei der Rückkehr zu Auto haben wir Akku-Handwärmer dabei. Die wollten aber erst angewärmt werden, bevor sie selbst Wärme abgeben. Irgendwie haben wir da wohl was falsch verstanden.
    Fusspuren vom Hasen🐇 waren heute morgen auch um und unter unserem Wohnwagen😅 .
    @ Uli und Carsten = Eure Überlebensriegel waren leider im Rucksack zusammen mit unseren Handwärmern eingefroren🤣.
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  • Day 11

    Wohnwagen/Alltag

    January 21 in Sweden ⋅ 🌫 -20 °C

    'Fika' war das erste schwedische Wort was ich (Irene) von meinen Scania Kollegen gelernt habe. Ganz wichtige Kaffeepause mit Gebäck (vorzugsweise mit Zimtschnecke). Aber es ist mehr als ☕️= es ist eine bewusste Zeit um den Tag für eine kurze Zeit zu verlangsamen und Zeit mit Freunden/Familie/Kollegen zu verbringen.
    Wir kochen im WW den Kaffee mit Siebdruckmaschine oder wenn wir autark - also ohne Strom - stehen, traditionell mit Filter u. heißem Wasser von der Gasplatte 😉. Geschirr ist möglichst immer 'Abreise bereit' verpackt. Und auch unsere Gasflaschen haben es schön warm😅.
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  • Day 10

    Icehotel

    January 20 in Sweden ⋅ ☀️ -19 °C

    ca 20 min entfernt vom Campingplatz liegt das "Original-Icehotel". Aktuell in der 35. Auflage. Ein Teil des Hotels schmilzt tatsächlich jedes Jahr zum Sommer und wird mit anderen Skulpturen dann zum Winter wieder aufgebaut. Aber irgendwie ist der findige Gründer des Icehotel drauf gekommen, dass auch im Sommer mit den Besuchern Geld zu verdienen ist, wenn denn noch was zu sehen ist. So gibt es die Ice-Bar als Raumstation und einige Zimmer, die ganzjähig stehen bleiben. Jedes Design-Zimmer hat ein anderes Thema, einen anderen Künstler. In der Bar gibt es - warum wohl - nur Kaltgetränke, die dafür aber auch in Eisblöcken gereicht werden.
    Es sind zu viele Bilder, als dass man alle Details zeigen könnte. Man hat aber auch nicht wirklich Zeit, alles anzuschauen. Irene hatte schon nach einiger Zeit kalte Füße. Zum Glück passiert das wohl auch anderen und ein kleiner Raum vor den WCs ist geheizt. Nein - die WC sind nicht aus Eis. Allerdings kann man tatsächlich in den Eis-Zimmern übernachten. Fängt bei 650,- €/ Nacht an. Dafür gibt es dann auch einen Thermo-Schlafanzug und einen Schlafsack für jeden geliehen. Kuscheln wird dann wohl so romantisch sein, als ob jeder in einen Luftballon verpackt ist.
    In den nächsten Tagen ist in Kiruna ein Wettbewerb der Eis-Künstler. Wir sind gespannt, was es da so zu sehen gibt und sind noch nicht ganz sicher, wie wir das in die Reiseplanung einbauen sollen.
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  • Day 9

    Polarlichter

    January 19 in Sweden ⋅ ⛅ -11 °C

    Bereits den 2. Abend sehen wir Polarlichter und das obwohl wir von sehr viel Licht in Jokkmokk und Kiruna umgeben sind.
    Zugegeben sind die Kameras in der Lage, die Bilder sehr vorteilhaft darzustellen. Wir nutzen sie sogar, um zu testen, ob es ein Wolkenschleier oder Polarlichter sind. Die Kamera erkennt das sofort. Die Lichter über dem Wohnwagen waren aber so stark, dass sie schon für das blosse Auge erkennbar leuchteten.
    Sie bewegen sich zwar nicht blitzschnell, aber doch soweit, dass man schauen muss, nicht zu lange nach dem optimalen Motiv zu suchen.
    Die vorwiegende Farbe scheint grün zu sein. Gab es gerade wohl im Angebot. Aber es sind auch leichte Spuren von rot und weiß zu erkennen.
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  • Day 123

    „Chrömle“ und „Züglete“🫣

    December 15, 2024 in Sweden ⋅ ❄️ -14 °C

    Sonntag, 9 Uhr, -16 Grad…

    Heute mach ich nur eines!
    Man mag es fast nicht glauben, ich mach ein weiteres mal Plätzchen. Dieses Mal und mit Sicherheit das letzte Mal in diesem Jahr, dafür eine etwas grössere Portion, 🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪in der Hoffnung, dass das aber auch wirklich verführerische, echte Hüftgold tatsächlich bis Weihnachten herhält…🫣
    hoffentlich…🙄

    Ja…noch was zu Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens die mit rund 20’000 Einwohnern mitten in der arktischen Tundra liegt;
    Einige haben bestimmt schon gelesen, gehört oder sonst wie mitbekommen, dass ein Teil dieser Stadt gezügelt wurde und noch werden muss.
    Das Eisenerz brachte Wohlstand in den hohen Norden und dass beim Abbau auch noch nicht gerade unerhebliche Mengen Gold geschürft werden sollen, sei hier nur am Rande erwähnt…nun bedroht die Mine mittlerweile das Zuhause von rund 6000 Einwohnern.
    Die Stadt hat sich…musste sich dem Bergbau beugen!
    Kiruna zieht um, um nicht von einer unterirdischen Mine verschluckt zu werden. 🫣😲
    Kein Wunder…die Grösse der Grube ist einfach erstaunlich. Die Länge aller Stollen soll rund 500 Kilometer sein.
    Somit gefährdet die Eisenerzmine die Stabilität der Stadt Kiruna.
    Das Bergbauunternehmen verlegte und verlegt noch circa 30 bedeutende Gebäude aus der Altstadt von Kiruna, unter anderem auch noch die rote Holzkirche von 1912, an den neuen Standort, etwa 5 Kilometer weiter östlich.
    Am 01. September 2022 wurde bereits das neue Stadt-Zentrum eröffnet.
    Zuallererst enthüllte man das kreisrunde Rathaus, ein völlig neues Gebäude das den Namen „Kristall“ trägt und das Wahrzeichen der Stadt ist. 
    Neben dem neuen Rathaus wurde der alte Glockenturm (ein Stahlturm) des alten Rathauses aufgestellt und macht sich da sehr gut!
    Mittlerweile ist ein sehr modernes und lebhaftes Wohn-und Geschäftsquartier mit vielen Restaurants, Hotels und Shopps rund ums Rathaus entstanden.
    Der Rest des Umzuges soll bis 2035 abgeschlossen sein.

    Für uns immer wieder ein Grund Kiruna zu besuchen um zu sehen, was sich da und dort wieder verändert hat.
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  • Day 122

    Kiruna unter Tage…“Schaubergwerk“

    December 14, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ -16 °C

    Samstag, 8 Uhr, -13 Grad, bewölkt…
    Mal abwarten was der Tag noch so bringt…

    Irgendwie war es eine kurze Nacht. Ich hab schlecht geschlafen, das heisst…erst um 2 Uhr, nachdem ich 183’876 Schäfchen…äh…Rentiere durchgezählt habe, hat mich die Müdigkeit überkommen.
    Obwohl…es sollten eigentlich rund 200‘000 sein…einige sind mir scheinbar durch die „Lappen“ gegangen! 🫣😅

    Heute Nachmittag wollen wir mit unseren Schweizer Nachbarn einen Abstecher in den hiesigen Bergbau machen inklusive Grubenbesichtigung!

    Wir haben gestern ganz spontan eine Onlineanmeldung getätigt, die Tour dauert etwa drei Stunden und kostet 495 schwedische Kronen pro Nase.
    Pünktlich 14 Uhr werden wir mit einem Car beim Tourismus-Büro in Kiruna abgeholt.
    Mit dem Bus fahren wir dann zum LKAB, zum Bergwerk in dem seit 1890 Eisenerz gefördert wird.

    LKAB (Luossavaara-Kiirunavaara Aktiebolag) ist ein schwedisches Bergbau-unternehmen mit Sitz in Luleå, das sich zu 100 % im Besitz des schwedischen Staates befindet. Das Unternehmen betreibt das weltgrösste Eisenerzbergwerk in Kiruna.
    Und genau dieses wollen wir heute besichtigen.

    Kurz vor der Grubeneinfahrt muss der Bus nochmals einen kurzen Halt einlegen, warten bis die Barriere hochgeht, danach fahren wir in einem gar nicht so engen Tunnel mit dem Bus in über 540 Meter Tiefe zu einem „Schaubergwerk“.
    Da befinden wir uns in einem riesigen Stollensystem und erfahren, dass vier weitere Stollen über uns und fünf weitere Stollen unter uns existieren. Bisher hat man neun Stollen ausgebaggert, im fünften befindet sich das Besucherzentrum mit „Busbahnhof“, hier beträgt die Temperatur +8 bis +12º Grad.
    Im zehnten Stollen, mehr als 1‘365 Meter unter der Erde, wird gegenwärtig das Eisenerz gefördert.
    Kurze Sicherheitsinstruktione, Helme auf – und los geht‘s zu Fuss durch verschiedene Gänge und Stollen. Unsere „Gruben-Führerin“ informiert über die Struktur und die Geschichte des Bergwerkes.
    Die Führung ist in Englisch und eigentlich sehr gut verständlich.
    Unter anderem erfahren wir, dass künftig Wasserstoff statt Kohle für die Herstellung der Eisenpellets verwendet werden soll. LKAB will den ersten fossilfreien Stahl der Welt herstellen. In Gällivare wird gegenwärtig eine Demonstrationsanlage gebaut. Einzelne Kunden sollen schon mit dem fossilfrei hergestelltem Stahl beliefert worden sein.
    Anfang 2023 wurden hier „seltene Erden“ entdeckt.
    Es soll sich um die größte bekannte Lagerstätte dieser Art in Europa handeln.

    Von hier aus werden die in Schweden hergestellten Eisenpellets zum Hafen nach Narvik gebracht und dann in die ganze Welt verschickt: Zehn Züge mit 68 Wagen täglich. Jeder Erzzug transportiert etwa 6’800 Tonnen Produkte wie Eisenerzpellets und Feinerz.
    Nach Luleå fahren etwa 400 Zugswagen mit der „kostbaren Fracht“.
    Alle 24 Stunden sollen 80’000 Tonnen Eisenmassen gefördert werden, mit dieser Menge könnte man acht Eiffeltürmen bauen.

    Im Bergwerk sowie im selbigen Museum gibt es viel anschauliches Material zum Abbau des Erzes und der weiteren Verarbeitung, bis hin zu riesigen Maschinen, die mal im Einsatz waren.
    Dazwischen gibt es eine kleine Kaffeepause mit Keksen in einem hübschen Grubenkaffee…natürlich alles fünf „Etagen“ unter Tage.

    Als Souvenir dürfen wir eine Tüte Eisenpellets mit nach Hause nehmen. 🤭

    Nun…wir persönlich hatten das Gefühl, dass die lange Vorrede und ein Werbefilm für LKAB, der keine wirklichen Informationen enthielt, die ganze Tour künstlich in die Länge gezogen hat, respektive…hm…vielleicht hätte man das eine oder andere etwas interessanter oder auch kürzer gestalten können.
    Den wirklichen Minenbetrieb kann man leider nicht besichtigen, was auch sehr schade ist!
    Und…mir fehlten zum Beispiel die ganz normalen Arbeitergeschichten, menschliche Schicksale, vergleiche damals und heute…
    Aber…im grossen ganzen…beeindruckend und sowieso besuchenswert!

    Abschliessend gehen wir in der Stadt zu Abendessen und im CP-Restaurant genehmigen wir uns einen letzten Absacker…
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  • Day 248

    5. Oktober - Kiruna

    October 5, 2024 in Sweden ⋅ ☀️ 2 °C

    Nachdem wir zusammen bei Ilnur gefrühstückt haben, gehe ich die paar hundert Meter zu Charlie. Er wartet schon auf mich und wir verbringen den Tag hauptsächlich in seiner Wohnung und natürlich das Wichtigste dort: Wir hören Country-Musik. Als absoluter Fan und Kenner dieser Szene erzählt er mir so unendlich viel, während er die eine oder andere oder noch mal andere Platte auflegt. Von seiner Wohnung im Dachgeschoss hat er einen wunderbaren Ausblick rüber auf die Mine. Am Nachmittag gehen wir eine Runde bis runter an den Bahnhof, gucken Erzzüge wie kleine Jungs, alle anderen Züge sind heute wie so oft gestrichen. Gegen sechs finden wir uns wieder bei Illnur ein, um dort mit einer Reihe anderer Leute, unter anderem einige der Winterworker Pizza zu essen, zu trinken und danach zur Bowlingbahn zu gehen. Charlie ist es zu viel, er ist müde und hat gut was intus, deswegen geht er wieder heim. Den Großteil dieser Leute hier habe ich die Woche irgendwann schon mal gesehen, es ist schwierig, all die Namen zu merken oder wer wo arbeitet oder woher ist. Es ist ein lustiger Abend bei Bowling und Karaoke bis nach Mitternacht. Dann gehe ich mit Ivar und Ilnur zusammen zurück und finde mich um eins in der Nacht in Charlies Wohnung ein. Schlafe dort auf dem Sofa direkt vor dem einzigen Fenster mit Blick auf die Mine.Read more

  • Day 246

    3. Oktober - Kiruna

    October 3, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 3 °C

    Ich möchte und muss mein Tagebuch weiterführen. Seit meiner Ankunft hier habe ich das nicht mehr gemacht, aber was hier alles so passiert und diese merkwürdig magische Stadt möchte ich einfach festhalten. Da ich Zeit habe und das nicht in der Höhle im Keller machen will, fahre ich mit dem Bus raus nach Hjalmar Lundbohmsgården, dem Café, wo ich mit Charlie schon mal war. An der Haltestelle sind ein paar Schulkinder, ein paar Mädchen sprechen mich irgendwann an und fragen, wo ich her bin und ich habe ab dann viel zu erzählen. Das ist schon sehr ungewöhnlich, in dem Alter sind sie ja eher zurückhaltend und schüchtern. Und ich frage mich auch, ob ich denn so außergewöhnlich aussehe, habe schließlich nicht mal den Rucksack auf.
    Im Café genieße ich den Blick raus über die Mine und im Westen über die verschneiten Berge. Beim Bezahlen komme ich mit der jungen Kellnerin ins Gespräch und sie erzählt mir, dass sie nur noch bis Sonntag hier arbeitet und dann ihre Stelle frei wird. Sie gibt mir die E-Mail-Adresse, so dass ich auch hier eine Bewerbung herschicken kann. Beiläufig kommen wir auch darauf, dass ein Kollege von ihr täglich von Lannavaara hier nach Kiruna zum Arbeiten gefahren kommt. Das sind immerhin 120 km eine Richtung und ist für mich äußerst interessant, um möglicherweise auf diesem Wege zwischen diesen beiden Orten hin und her zu kommen, wenn es nötig ist. Vielleicht ja schon am kommenden Sonntag, da werde ich nämlich Kiruna verlassen. Ich gebe ihr meine Nummer und bin gespannt, ob sich derjenige bei mir meldet. Anschließend laufe ich noch einen Kilometer bis runter zum Bahnhof, glotze ein wenig Erzzüge und schleiche mich dann langsam wieder zurück. Im Secondhand Laden hole ich meine Jacke und die Hose ab, Schuhe gibt es leider grad keine passenden. Am Nachmittag mache ich mir aus meinen restlichen Essensvorräten noch mal eine Klumpensuppe, hier kann ich sogar Zucker und Zimt verwenden und genieße zum letzten Mal in diesem Hotel heute Nachmittag die Sauna.
    Am Abend treffe ich mich noch mal mit Lena, es wird ja vorerst schließlich das letzte Mal sein.
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  • Day 245

    2. Oktober - Kiruna

    October 2, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 0 °C

    Am Morgen sitze ich in meinem Zimmer und versuche online den Antrag für die Person-ID zu stellen. Es gibt zwei Varianten davon: Die Koordinationsnummer ist die „einfache“ temporäre, die auch nur begrenzt gültig ist. Die brauche ich. Leute, die hierher auswandern, benötigen die „richtige“ dauerhafte und müssten auch direkt bei einem Amt vorstellig werden. Die App, die ich in dem online-Verfahren zur Legitimation benötige, verlangt zwingend meinen Reisepass. Den habe ich mir zwar Anfang des Jahres noch neu machen lassen, aber ausdrücklich nicht mitgenommen, da meine Reise nicht nach Afrika oder USA geht, sondern nach Skandinavien. Der Personalausweis ist in dieser App aber einfach nicht zulässig. Und so denke ich kurz darüber nach, einen der günstigen Flüge zu nehmen und mir dieses Dokument zu Hause abzuholen. Teilweise könnte ich von Kiruna für 60 € nach Berlin fliegen. Aber nein, das ist nicht, was ich gerade will. Der Oktober ist der Monat, wo alle Winterworker hier einfallen und sich um Jobs und die ohnehin raren Wohnungen bemühen. Also möchte auch ich hier und dran bleiben. Ich entscheide mich, zu einer örtlichen Bank-Filiale zu gehen und mit denen zu sprechen, ob es tatsächlich ausschließlich mit der ID möglich ist, ein Konto zu eröffnen. Das bekomme ich dort exakt so bestätigt, aber auch den Hinweis, dass es unweit ein „Statens servicecenter“ gibt, in dem man alle offiziell zu regelnden Sachen erledigen kann. Die haben zwar gerade Mittagspause, aber für um zwei buche ich mir einen Termin und gehe so lange in der New City Hall ins Museum und Café. Während ich auf diesen kurzfristigen Termin warte, bekomme ich einen Anruf von Nina und Francisco, sie haben sich entschieden, es mit mir zu versuchen. Wenn es passt mit uns, haben Sie wohl für ein paar Wochen Arbeit für mich. Wow…. Wie stand es doch auf dem Grabstein des plötzlich verstorbenen Mathelehrers? „Damit habe ich nicht gerechnet.“ Ich bin total begeistert.
    Der Termin beim Service Center ist in einer guten halben Stunde abgehandelt, mein Antrag ist gestellt, es war hier auch mit dem Personalausweis möglich. Allerdings wird die Erstellung der ID einige Wochen in Anspruch nehmen. Na da passt es ja prima, wenn ich in Lannavaara unterkommen kann, weil wir da keinen offiziellen Kram brauchen.
    Anschließend fahre ich wieder zurück Richtung Hostel, ganz in der Nähe gibt es noch einen weiteren Second Hand Laden, in dem ich mich nach Wintersachen umsehen will. Er ist noch deutlich umfangreicher als der letzte, in dem ich war und ich finde tatsächlich eine Hose und Jacke und die zwei älteren Sami-Brüder, die diesen Laden gefühlt seit dem Tertiär betreiben, wollen sich auch für mich nach ein paar echten Winterschuhen umsehen und legen mir noch ein paar Handschuhe obendrauf. Sie haben einfach Angst, dass ich friere. Und ja, minus 45 Grad sind nix für die Badehose, da brauchts schon zwei. Da sie keine Kartenzahlung akzeptieren, werde ich einmal quer durch die Stadt zum Supermarkt fahren und dort Geld holen. Gut für mich, dass der Gratis-Busverkehr in Kiruna auch auf den Oktober ausgeweitet worden ist, da die laufende Systemumstellung nicht abgeschlossen werden konnte. Yes! Am Abend wollen die Goldjungs wegen den Schuhen nachsehen und so werde ich morgen noch einmal hergehen und mein Klamotten-Paket mitnehmen. Übrigens für nicht mal 50 € ist das tatsächlich sehr günstig.
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  • Day 240

    27. September

    September 27, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 1 °C

    Heute wird ein schöner Tag. Ich bin mir ganz sicher, das Wetter hat schon den Anfang gemacht mit einem blauen Himmel, obwohl draußen alles überfroren ist. Ich habe intuitiv genau richtig gehandelt und gestern bei dem Wetter hier Ruhetag gemacht. Am Morgen treffe ich Charlotte noch mal, wir unterhalten uns ein wenig und verabschieden uns dann, sie will wegen der Glätte erst ein Stück mit dem Bus weiter rausfahren, so dass sie von der Straße wegkommt. Ich nehme mir Zeit zum Frühstücken und Duschen und habe um zehn alles soweit vorbereitet, dass ich mich von den anderen Gästen und natürlich von Ole ausgiebig verabschieden kann. Er hat mir, einfach weil er ein cooler Typ ist, eine große Pappe und den Filzstift zur Verfügung gestellt, damit ich sach- und fachgerecht mein Schild nach DIN-Norm zum Trampen vorbereiten kann. Und so steh‘ ich ab um zehn an der E45, die direkt hier am Campingplatz vorbeigeht. Der Verkehr ist nicht so übermäßig viel und natürlich sind viele lokale Fahrer dabei, für die meine Ansage SWE/FIN keinen Sinn macht, mich mitzunehmen. Ich bin ohnehin darauf eingestellt, dass die Fahrt über gut 330 km bis nach Kiruna ein loses Stückwerk durch Norwegen, Finnland und Schweden wird, wo ich vielleicht auch noch mal im Zelt schlafen werde. Manche Fahrer geben mir zu verstehen, dass sie nur Kirchturmcruiser sind, nicht mal der Politi-Wagen fühlt sich genötigt, anzuhalten, als ich ihnen grinsend mein Anliegen zur Schau stelle. Und so braucht es eine gute Dreiviertelstunde, die ich immer weiter an der Straße entlang gehe, bis ich gegen das Sonnenlicht in gut 100 Metern Entfernung ein Auto sehe, wo jemand steht und winkt. Ich bin mir nicht sicher, ob es mir gilt, aber es wirkt so. Ich lege einen Zahn zu und tatsächlich ist der Fahrer erst an mir vorbeigefahren, da er sein Auto einigermaßen voll hat, aber mein Grinsen im Gesicht und der Bart haben ihn überzeugt, doch noch anzuhalten, wie er mir später erzählt. Es ist Stig, der als Jäger hier unterwegs war und jetzt vorzeitig schon nach drei Tagen zurück nach Oslo muss, da sein junger Jagdhund sich im Kraut und Schnee zu sehr die Beine aufgerieben hat. Der Doc hat dem Dog mindestens sieben Tage Jagdpause verordnet. Man bedenke, er fährt heute zwölf Stunden und morgen noch mal zehn bis nach Hause, das ist dann schon ärgerlich. Zu meinem Glück geht sein Weg aber fast über Kiruna und nachdem ich meinen Rucksack auf dem Rücksitz verstaut habe, wird es wieder einmal eine dieser merkwürdig schönen Begegnungen. Dass er ausgerechnet da entlang fährt, wo ich hin muss, Germanistik studiert hat und fließend Deutsch spricht, dass es bei uns, wie wir es nennen, wie ein Schweizer Uhrwerk auf Anhieb gepasst hat und uns die paar Stunden bis um halb drei sehr gut unterhalten können. Dazu noch ein strahlend blauer Himmel… Dann schmeißt er mich raus, nicht ohne mir noch ein Bier mitzugeben und keine 10 Minuten später sitze ich von Svappavaara aus die letzten fünfzig Kilometer im nächsten Auto eines Minenarbeiters, der gerade Feierabend gemacht hat und für den es eine Selbstverständlichkeit ist, mich mitzunehmen, da er tatsächlich nach Kiruna muss. Um drei stehe ich in Nya Kiruna und Ivar hat mir geschrieben, dass er aktuell noch arbeitet, sich aber zum Feierabend direkt bei mir melden will. So habe ich ein paar Stunden Zeit, durch einen Teil der neugebauten Stadt zu schlendern, das Shopping-Zentrum für einen Kaffee und warmen Aufenthalt zu nutzen, aber auch ein paar der alten, am Stück umgezogenen Häuser zu betrachten. Für nächstes Jahr ist zum Beispiel der Umzug der Kirche geplant, das gesamte Gotteshaus wird Stück für Stück demontiert und in die neue Stadt transportiert. Dazu ist zu wissen, die Mine in Kiruna ist die größte unterirdische Eisenerzmine der Welt und kommt in anderthalb bis zwei Kilometern Tiefe der Stadt immer näher. In 2020 gab es minenbedingt ein schweres Erdbeben, seit 2016 hat man begonnen, die Stadt um gut drei Kilometer umzuziehen.
    Da ich bisher nicht weiß, wann Ivar überhaupt Feierabend macht und ob ich bei ihm heute unterkommen kann, gucke ich mir schon mal aus, wo ich am Rande der Stadt, ganz in der Nähe der Mine einen Shelter habe und da ich in der Stadt viel Zeit habe, spreche ich beim Vorbeischlendern schon mal beim ersten Anbieter von Wintertouren vor, wie es denn mit Arbeit aussieht. Gegen sechs stehe ich am Bus, um die vier Kilometer raus Richtung Mine und „Altstadt“ zu fahren. Dabei komme ich mit einer Schwedin ins Gespräch und wir werden dabei durch Ivars Rückruf unterbrochen. Sie reicht mir im Bus dann freundlicherweise ein Tempo an und ich frag mich: „Hab ich ’ne Rotznase?“ Ach nee, Füße hoch, runter von der Leitung, es ist ihre Rufnummer reingekritzelt. Die Frau will mir helfen, weil sie im Ansatz vorhin verstanden hat, was ich hier tue und vorhabe. Gegen halb acht habe ich meine Unterkunft für heute gefunden, es ist in einem sehr kleinen Park eine Holzbude im Format ähnlich einem Überseecontainer, in der die großen Schachfiguren lagern. Da leg ich doch den König direkt neben den Läufer…
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