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- Feb 29, 2024, 10:00 AM
- ☁️ 5 °C
- Altitude: 664 m
United StatesSutton Branch34°58’4” N 83°22’58” W
It's gettin' colder...

Beim Aufwachen merke ich sofort, dass es am Morgen nicht wärmer geworden ist: die Nasenspitze ist kalt. In einem kühlen, fast kaltem, Bus zu schlafen empfinde ich als sehr angenehm. Das Aufstehen und Anziehen kostet dann doch etwas Überwindung.
Heute tauschen wir dann aber mal die Rollen: Hanna flitzt mit Bella los und ich bereite Freddie für unsere allmorgendliche Kaffeesession vor und baue von Nacht- auf Tagraumaustattung um. Die Bohnen werden in die Kaffeemühle geschüttet und ich starte das Mahlwerk. Gerade habe ich mich umgedreht, um das Wasser in die Bialetti zu füllen, da geht das Mahlwerk auch schon aus. Mist, war die Reparatur gestern nur Augenwischerei? Ich verstelle den Mahlgrad, drehe die Welle kurze von Hand und das Gerät läuft wieder an: aber wieder nur für ein paar Sekunden. Dann gibt es heute wohl keinen Kaffee, sondern Tee. Wie traurig ich bei der Verarbeitung dieser Information aus der Wäsche geschaut haben muss, kann ich wenig später im Gesicht von Hanna ablesen. Eine neue Kaffeemühle muss also doch her und für die nächsten Tagen werden wir dann heute neben Toilettenpapier auch Kaffeepulver besorgen müssen.
Wir bereiten uns also gemütlich auf die Abreise vor, packen zusammen und machen schonmal den Müll für das Entsorgen in öffentlich Mülleimern fix. Ich lasse Freddie von den Keilen rollen und wir merken, dass wir doch ziemlich schief ohne eben diese gestanden hätte.
Heute ist ein Tag, der Hanna wieder eine Migräne mitgebracht hat. Ob es am zunächst fehlenden Kaffee oder an dem Temperatursturz gelegen hat, wissen wir nicht. Wir eruieren im Laufe des Tages, ob es einen Zusammenhang mit FastFood oder mit zwei Übernachtungen an einem Platz gibt, können aber immerhin das ausschließen.
Gegen Mittag rollen wir los und machen uns auf den Weg in Richtung Atlanta. Wir fahren dabei zunächst durch das Waldgebiet und ein paar sehr schnuckelige, typisch amerikanische Kleinstädte. Es sind fast nur einzelne Häuser, fast alle mit der typischen Veranda, und alle platziert auf ziemlich großzügigen Grundstücken. Das ist ganz klar ein Vorteil bei der Größe des Landes. Der letzte Sommer scheint den Grünflächen viel abverlangt zu haben, fast ausnahmslos sind diese verdorrt und gelb.
Nach knapp 45 Minuten fahren wir auf den Martin Luther King Junior Parkway und fahren über die Straße in die Heimatstadt des Namensgebers dieser ein. Nach den ersten 10 Minuten Fahrt durch Atlanta attestiere ich der Stadt einen ähnlichen Charme wie Gelsenkirchen – ich muss es ja wissen. Wir parken an einem kleinen Einkaufszentrum und sammeln dort das Paket ein. Witzigerweise konnten wir Sonnencreme und Insektenspray nicht an eine Amazon-Packstation verschicken: es gilt als Gefahrgut.
Nachdem wir das Paket in Freddie gebracht haben, betreten wir den Supermarkt namens Whole Foods Market und sind überrascht: das ganze sieht mehr aus wie ein Edel-Edeka. Ferner noch kooperiert der Supermarkt mit Amazon und mit der Prime-Mitgliedschaft gibt es ordentlich Rabatte. So reduziert sich der Preis für den gemahlenen Kaffee dann am Ende auf 11,45$ - das ist im Vergleich mit der billigen Eigenmarke im Walmart tatsächlich konkurrenzfähig. Hanna tanzt vor Freude, als wir Oatly Barista Hafermilch finden, sogar in einer ¼ Gallonenpackung (knapp 1 Liter). Der Preis von 5$ ist dann aber doch jenseits von Gut und Böse und so nehmen wir nur Kaffee, Zwiebeln und Toilettenpapier mit. Unseren Kaffeedurst stillen wir dann mal wieder bei Starbucks. Etwas widerwillig, da wir noch immer keine günstige Alternative für einen leckeren ToGo-Kaffee gefunden haben.
Wir rollen also aus Atlanta raus und Hanna macht sich auf die Suche nach einem Platz für die Nacht und findet: Eine kleine Whiskey-Destilliere knapp 50 Meilen vom Beginn des Blue Ridge Parkway entfern. Die Anfrage wird gestellt und knapp 5 Minuten später gibt es auch schon die Zusage. Harvest Hosts hat sich mittlerweile schon bezahlt gemacht – immerhin wird das die elfte Nacht an einem solchen Stellplatz sein und da kommen ja noch ein paar Monate.
Unterwegs entscheiden wir uns für den Test einer neuen FastFood-Kette und landen bei Zaxby, die ähnlich wie KFC sehr stark auf Hühnchen ausgerichtet ist. Wir bestellen das Signature Club Sandwich und 3 Chicken Tender zum Mitnehmen. Abgesehen von labbrigen Pommes sind wir sehr zufrieden, auch wenn wir nicht bestreiten können, dass das Ganze schon arg fettig ist.
Die Fahrt zur R.M. Rose Distillery bringt kleine Hügel mit sich und die Städtchen verteilen sich links und rechts der Straße. Zwischen Atlanta und unserem Stopp heute legen wir knapp 300 Höhenmeter zurück und so gibt es dann zwischendurch am Horizont auch mitten im Wald kleine Häuser zu sehen. Gegen 17 Uhr sind wir angekommen, springen aus Freddie und betreten die wirklich kleine Brennerei.
Ein Verkaufs-/Probierraum und nebenan ein vielleicht 40 qm² Raum, in dem alles stattfindet, was für das Brennen des Whiskeys erforderlich ist:
Nach dem Mahlen des Getreides (bei amerikanischem Whiskey mindestens 51% Mais), erfolgt die Maischeherstellung durch das Mischen mit Wasser. Diese Mischung wird dann erhitzt, um die Stärke im Getreide in Zucker umzuwandeln. Gelegentlich werden Enzyme zugegeben, um diesen Prozess zu beschleunigen. Dieser Schritt, bekannt als Maischen, legt den Grundstein für die folgende Gärung. Die vorbereitete Maische wird in Gärbottiche gegeben, wo Hefe hinzugefügt wird, um die Gärung zu starten. Während dieses Vorgangs wandeln die Hefen den in der Maische enthaltenen Zucker in Alkohol und Kohlendioxid um. Dieser Fermentationsprozess dauert in der Regel mehrere Tage und führt zu einem "Bier" ähnlichen Produkt, der Maische bezeichnet wird. Die Maische wird dann in Brennblasen oder -apparaturen destilliert. Typischerweise wird der Destillationsprozess zweimal durchgeführt, um ein hochwertiges Destillat zu erhalten. In diesem Prozess werden die flüchtigen Bestandteile vom Destillat getrennt, wobei unerwünschte Verbindungen wie Methanol entfernt werden. Das resultierende Destillat ist ein konzentrierterer Alkoholgehalt, der als Grundlage für die spätere Reifung und Entwicklung des Bourbon-Whiskeys dient.
Im Verkaufsraum probieren wir uns mit dem Verkäufer durch die hiesigen Produkte und merken schnell: amerikanischer Whiskey ist mehr als Jim Bean und Jack Daniels. Nachdem die Freundin des Verkäufers dazugekommen ist, unterhalten wir uns noch ein wenig und bekommen – wie so oft schon – Reisetipps für den Westen der USA. Die beiden geben uns auch den Tipp die Straße rauf im kleinen mexikanischen Restaurant essen zu gehen. Bekocht werden die Gäste dort von zwei mexikanischen Mamas. Heute wird das aber definitiv nichts mehr, aber vielleicht zum Frühstück.
Mit einer Flasche Whiskey laufen wir zurück zu Freddie und spazieren mit Bella durch das kleine Städtchen und sind sehr zufrieden mit dem Tag. Nach der Gassirunde wird Freddie noch kurz auf einen Keil gefahren, damit wir gerade stehen und wir verschwinden in den Bus und machen alle Schotten dicht: die Nacht wird kalt. Ich richte mir ein kleines Büro in der Fahrerkabine und schreiben die fehlenden Berichte, die Hanna dann korrigiert und um Fotos ergänzt.
Gute Nacht.Read more
Traveler
guten Appetit
Traveler 😋❤️
Traveler Ich bin gespannt was ihr vom Restaurant berichtet.
Traveler 👍