Wailoko Creek

Auch heute klingt der Wecker wieder früh, denn ich starte meinen Tag mit dem Abholservice zum Frühstück der Steve-Group. Als ich um kurz vor sieben aus dem Tor zum Fahrer ins Auto springen will ist das Tor noch verschlossen. Ich muss erst meinen Vermieter anrufen, um raus zu kommen. Wir fahren zu einem Resort und holen Steve und einen weiteren Mitarbeiter ab. Ihr Tag hat um vier begonnen. Sie haben die Pflanzen gewässert. Jetzt geht es zum gemeinsamen Frühstück. Im Haus herrscht wieder die Geschlechtertrennung, die Frauen stehen draußen in der Küche und bereiten das Frühstück vor. Ich setze mich dazu. Es kommen immer mehr Arbeiter an. Manche frühstücken, andere trinken Tee. Es ist ein buntes Gewusel. Ich bekomme frische Fiji Pancakes. Sie sind quasi fritiert. Nach zwei Stück kann ich nicht mehr. Ich spüre wieder die Befangenheit der Leute. Niemand weiß so richtig eine längere Konversation zu beginnen. Dann machen sich die meisten auf den Weg zur Arbeit, nicht alle halben um halb vier begonnen.
Vita und der Mitarbeiter, der für die Technik zuständig ist und ich starten. Wir nehmen noch die drei Mädels und ihre Mutter mit. Wir sitzen zu fünft auf der Rückbank, die Kleinen turnen herum. Irgendwann nehme ich eine auf den Schoß.

Nachdem wir Mutter und Kids am Kindergarten abgesetzt haben geht es für uns Richtung Lautoka. Der Konstrukteur will dort ein Ersatzteil für den Truck kaufen. Wir verlassen die Mainroad und fahren Schotterpiste. Mein Handy navigiert uns zu Mudpool und Hot Springs. Keiner von den beiden war jemals da.
Ich hoffe Google Maps weiß wo wir hin müssen 🙈

Wir kommen tatsächlich an. Irgendwo nach 15 Minuten auf wirklich abenteuerlichen Straßen kommen wir an.
Ich zahle für mich und Vita den Eintritt mit meinem letzten Bargeld. Nur Chash, aber ich hatte weder gestern Abend noch heute Morgen Zeit Geld zu holen🙈😅

Wir bekommen eine Einweisung. Erst mit Matsch einschmieren und dann entsprechend der Nummerierung 1 bis 4 folgend in den warmen Springs den Matsch loswerden. Pool drei und vier erinnern mehr an kleine Schwimmingpools während eins und zwei natürliche Tümpel sind
Vita und ich schmieren uns mit Matsch ein, er ist ganz frisch von heute Morgen erklärt die Dame😅, die die Einweisung gemacht hat und uns dann noch fotografiert. Vita und ich helfen uns gegenseitig mit dem Rücken. Dann müssen wir in der Sonne warten bis der Matsch getrocknet ist. Vita bemerkt, dass wir wie Zombies aussehen, stimmt!🧟‍♀️

Sie erzählt mir, dass sie verheiratet ist und vier Kinder hat. Ihr Mann ist Fischer. Die Kinder und er leben mit Vitas Familie in Momi, wo ich gestern war. Sie fährt am Donnerstag Abend dorthin und kommt sonntags zurück. Ihr jüngstes Kind ist 18. Ihr Mann hat gestern den Fisch vorbeigebracht, den wir gegessen haben. Sie sehen sich also auch manchmal unter der Woche.
Sie hat bereits heute Morgen das Mittagessen vorbereitet, das heute Mittag bin einer anderen Frau fertig gemacht werden wird. Wow, ich fühle mich richtig schlecht. Aber sie ist total glücklich hier sein zu können. Sie will mal mit ihren Kindern herkommen.

In Pool drei lernen wir ein älteres Ehepaar kennen. Die Frau fragt mich aus. Sie arbeitet für die Kirche und bietet Kinderaktivitäten an. Stolz berichtet sie vom Sommercamp, dass sie letztes Jahr zum ersten Mal ausgerichtet hat. Sie berichtet von ihren Gebeten, dass Fiji ein sicherer Platz bleibt. Und dann: "Heirate niemals einen Fiji Mann!"
Ich fange an zu lachen, sage ihr, dass sie die erste ist, die mir das sagt. Sie erklärt mir, dass die Stellung der Frau auf Fiji eine andere sei als in der Kultur, in der ich aufgewachsen bin. Die Männer essen hier zuerst, dann die Frau und die Kinder. Frauen haben nichts zu sagen. Der Mann erwartet bei seiner Ankunft daheim, dass alles bereit steht, sonst beschwert er sich.
Sie berichtet von ihrer Schwägerin, die einen Fiji geheiratet hat, aber Australierin ist. Sie ist totenglücklich. Ihr Schwester hat einen Australier geheiratet. Dieser Mann würde nachts aufstehen und das Baby füttern und den Tisch decken mit der Bemerkung er sei schließlich nicht handicapped. Ich schaue Vita an. Sie nickt Männer auf Fiji sind traditionell. Der Mann der Frau versucht es zu erklären, aber irgendwie ist es ein schwacher Versuch. Seine Frau lacht, sie seien in den USA gewesen, deswegen könne sie jetzt offen darüber sprechen. Das habe sie dort gelernt. Ich schaue die Frauen an. Ihr habt doch die Macht, ihr erzieht die Jungen, sage ich. Sie schütteln den Kopf, wir haben nichts zu sagen. Hmm, das sehe ich anders, aber wahrscheinlich, weil ich in einer Welt aufgewachsen bin, in der ich viel zu sagen habe. Vielleicht hört nicht immer jemand zu. Aber in diesem Moment verspüre ich wieder die unglaublich große Dankbarkeit als Frau in Deutschland in einem Akademikerhaushalt groß geworden zu sein. Klar, auch bei uns ist es nach wie vor schwer einen Mann zu finden, der Haushalt und Kindererziehung gerecht teilen will und die ungleichen Gehälter machen es Mann leicht die Argumente dafür zu finden, aber verglichen mit dieser Welt😯

Wir werden wieder eingesammelt und fahren zurück. Heute Abend ist ein großes Essen zu meinem Abschied geplant.
Vita und ich gehen einkaufen, ich kaufe ein paar Snacks für heute Abend. Sie die Zutaten für unseren Lunch. Es gibt Toast mit Tunfisch/Tomate/Gurkensalat. Der Tunfisch ist aus der Dose, aber im Gegensatz zu unserem ist er wirklich lecker und stinkt kein bisschen.
Ich sitze am Tisch mit Steve, der mich zu meinem Tag befragt, Vita setzt sich nach einer Weile dazu. Dieses Mal ist es sehr offensichtlich für mich.
Die anderen starten wieder zu ihrer Arbeit und ich beschließe einen Spaziergang zu machen. Zunächst begleitet mich Vita sie zeigt mir woran Steve und die Kollegen gerade arbeiten. Hinter dem Haus ist eine Fischzuchtanlage, die mit wenig sauber aussehendem Wasser befüllt wird. Es stinkt. Überall Müll. Auf der ehemaligen Müllhalde zieht Steve jetzt Pflanzen groß. Es ist wirklich kein schöner Ort. Dann begebe ich mich alleine in Richtung Port. Eigentlich besteht der Ort Denrau nur aus Resorts und dem Hafen. Wunderschöne Anlagen, alles blüht und ist grün. Großer Golfplatz. Jugendliche fahren in Golfcaddys mit den jüngeren Geschwistern zum Spaß im Kreis. Ich kann es nicht glauben, zwei Welten getrennt durch 5Minuten Fußweg.

Mein Handy klingelt. Steve, wo ich bin. Ich versichere ihm, dass es mir gut geht und laufe weiter. Ich brauche mal Zeit für mich.

Zurück am Haus helfe ich Vita mit Zwiebeln schneiden und Knoblauch schälen. Es wird indisches Curry geben. Anna kocht. Die kommt direkt von der Arbeit in den Resortgärten. Lange Tage hier auf Fiji!
Stolz bringt mich Steve zu der Farm, die mir Vita heute Mittag bereits gezeigt hat. Er pflanzt jetzt auch Gemüse berichtet er, er möchte, dass die Mitarbeiter sich am Ende der Woche Gemüse mitnehmen können. Ja er ist wirklich ein guter Chef. Ich Frage ihn wie lange das Grundstück Müllhalde war. 25 Jahre. Ich schaudere. Ist dieses Gemüse gesund. Es ist nicht an mir ihm das zu fragen. Das habe ich heute gelernt. Letztlich bin ich dann doch "nur" eine Frau.

Ich esse mit dem und dem Pastor. Wir sitzen drinnen am Tisch, während die anderen draußen warten bis wir satt sind.
Das Huhn ist ebenfalls gehackt. Viele Knochen, ich fische nach Kartoffeln und Soße. Es schmeckt so lecker, ich esse drei Portionen.😋

Während Steve die Belegschaft zu Rum mit Cola einlad, sie mixen es in einem Plastikeimer. Läd er mich und Vita auf eine Fußmassage ein. Vitas erste Fußmassage im Leben. Crazy Day für sie und auch ich habe das Gefühl, dass es viel zu viel ist.🙈

Steve will mich morgen zum Flughafen fahren. Da er sich nicht richtig von mir verabschiedet, als er mich daheim absetzt werde ich das Angebot annehmen. Es wäre zu komisch sich nicht zu verabschieden nach all dem was er für mich getan hatRead more