Satelita
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  • Dzień 86

    Sydney

    26 grudnia 2022, Australia ⋅ ☀️ 22 °C

    Gestern Abend war ich platt und ich bin früh schlafen gegangen. Im Gästehaus gibt's den gewohnten Mix aus Dauergästen und Travellern. Man hört spanisch und deutsch. Wieder mehrere Argentinier, noch im Dauerglück der gewonnenen Fußball-Weltmeisterschaft. Machen Work and Travel. Haben Jobs auf dem Bau (30$ Stundenlohn) und weil gerade Ferien sind, fahren sie mit dem Rad Essen für einen Lieferdienst aus (durchschnittlich 25$ die Stunde). Gar nicht schlecht aber das Leben in Australien ist auch teuer. Frederico umkreist mein Rad und fragt mir Löcher in den Bauch.

    Kurz vor 10 starte ich. Dasselbe Spiel wie gestern: Erst noch bewölkt und dann scheint nur noch die Sonne. Auf Nebenstraße erreiche ich schnell meine eigentliche Route in die Stadt. Und dann fahre ich lange ausschließlich Radwege entlang des Ufers. Auf der Captain Cook Bridge halte ich kurz für ein paar Fotos. Ein besorgter Rennradler hält an und erkundigt sich nach meinem Befinden. Aber alles prima. Weiter geht's. An den Stränden ist nach wie vor Feiertagsstimmung. Ich teile mir den Weg mit unzähligen Radlern und Fußgängern. Das macht das Fortkommen etwas mühsam und ich muss aufpassen, daß ich mit niemandem kollidiere. Aber ich genieße die Fahrt sehr. Man kann endlos über die beste Art des Reisens diskutieren (ohne zu einem Ergebnis zu kommen) aber sich auf diese Art der Stadt zu nähern ist schon einmalig!

    Erste Pause am Cooks River. Schon wieder Hunger. Dann nähere ich mich schnell dem Flughafen, den ich in weitem Bogen im Norden umfahre. Nach einer Umleitung kurzer Halt um sicherzugehen, daß ich noch richtig bin. Schon kommt wieder ein Radler daher, hält, "Are you lost?". Und fügt grinsend hinzu: " You are in Sydney". Ich muss mehrfach bestätigen, daß ich wirklich noch weiß, wo's lang geht bevor er mich weiter ziehen lässt.

    Mittlerweile schlägt die Mittagshitze zu. Ich radle durch Mascot, einem Vorort nördlich des Flughafens. Spätestens hier könnte ich auf direktem Weg in die Innenstadt fahren. Ich beschließe allerdings, der empfohlenen Route von NSW Cycle Trail zu folgen, der das Ganze mit einer Sightseeing Tour verbindet. Das verdoppelt zwar mal eben die Entfernung ins Hotel aber ich bin ja auch hier um was zu sehen. Mittlerweile ist die Route nicht mehr intuitiv klar und auch nicht mehr so gut beschildert und ich muss öfter anhalten um mich zu orientieren. Im Stadtteil Botany lege ich erstmal eine Pause im Subway ein und verdrücke da ein Mörder-Sandwich. Ich genieße das schattige Plätzchen mit Blick auf die Straße. Nix los. Abgesehen vom Verkehr auf den Stadtautobahnen, die ich ab und zu über- oder unterquere, sind die Straßen leer. Alle an Strand und/oder bei der Schwiegermutter 🤷

    Danach wird's erstmal trist. Ich gerate in das Gebiet des Container-Terminals von Port Botany, durchquere die Stadtteile Matraville und Chifley bis ich am Coogee Beach wieder am Meer bin. Es wird atemberaubend, anstrengend und frustrierend. Unglaubliche Ausblicke, steile Hügel, unerwartete Treppen, die mich zur Umkehr zwingen. Am Bronte Beach rekrutiere ich kurzerhand 4 Jugendliche, die den Fehler machen, sich am Fuß der Treppe zu unterhalten. Die Alternative wäre auch hier ein langer, steiler Umweg. Ich nehme das Gepäck vom Rad und bereitwillig helfen alle mit alles hoch zu schleppen.

    Rast in Marks Park. Der direkte Weg ins Hotel wäre jetzt unter 10km aber noch habe ich nicht genug gesehen. Ein Strand geht noch: Bondi

    Dann ist gut. Mit einem Blick auf die Uhr verkneife ich mir weitere Umwege und beschließe nun auf dem kürzesten Weg ins Hotel zu fahren. 7,5 km. Ein Klacks. Allerdings über eine Hügelkette und mit endlosen Stopps an Ampeln. Die Sonne steht mittlerweile tief und weil ich nun nach Westen fahre, scheint sie mir frontal ins Gesicht. Das macht's nicht einfacher. Teils radle ich auf der Fahrbahn, teils auf Gehwegen, teilweise sind Fahrradstraßen vorhanden die ich mit vielen Radkurieren teile. Als ich mein Hotel im Stadtzentrum erreiche, dämmert es bereits. Einchecken. Duschen. Pizza/Bier ... vom Guten. Es gibt was zu feiern 😁

    27.12., Sightseeing Sydney

    Heute habe ich erstmal das Rad zum Verpacken für den Weiterflug weg gebracht. Zum vereinbarten Zeitpunkt war der Laden noch zu. Merkwürdig. Später erreiche ich das Geschäft telefonisch. Da erinnert sich niemand mehr an einen Termin. Noch merkwürdiger. Aber immerhin kann ich das Rad vorbei bringen. Jetzt hoffe ich, daß das Rad gut verpackt wird und ich in Christchurch alle Teile in der Box auch vorfinde. Außerdem wird das Rad gereinigt und die Kette getauscht.

    Check wie ÖPNV in Sydney funktioniert. Ich kaufe eine Opal- Karte mit entsprechendem Guthaben. Nun kann ich mich in der Stadt mit Bus, Straßenbahn, Metro, Zug und Fähre nach Gutdünken bewegen. Und dann geht's los...
    Fahrt nach Milsons Point ans Nordende der Harbour Bridge. Bummel über die Brücke zurück, durch den Stadtteil Rocks zum Circular Quay, wo die innerstädtischen Fähren ablegen. Auch ein Kreuzfahrtschiff macht sich wieder auf den Weg. Opera House. Royal Botanic Garden. Dann reicht's. An der nächsten Straßenbahnhaltestelle fahre ich zurück ins Hotel. Sightseeing macht müde. Von Melbourne war ich schon schwer beeindruckt. Aber Sydney setzt nochmal eins drauf.

    Mittlerweile sind die Temperaturen so, wie das hier zu dieser Jahreszeit zu erwarten ist. D.h. es ist sehr heiß. Ich bedauere es nicht, in dieser Hitze nicht auf dem Rad zu sitzen.

    28.12., Baden in Manly

    Verpackungsmaterial für die Radtaschen, Ersatz für liegengebliebene Socken eingekauft. Ebenso mühsame wie überflüssige Diskussion im Rad-Laden über die Größe des Radkartons. Quantas verlangt nunmal 140-80-30. Das ist wenig aber machbar. Der Schrauber hat zunächst nur keinen Karton in der passenden Größe.

    Fähre nach Manly. Relaxen, baden am Strand. Alleine die Fahrt mit der Fähre ist ein Erlebnis.
    Gebadet hab' ich schon prickelnder: Alles was im Wasser ist bewegt sich zwischen zwei Flaggen die im Abstand von etwa 200m in den Sand gepflanzt sind. Und das sind nicht wenige Menschen. Lifeguards vom Strand passen auf, daß sich niemand außerhalb des vorgeschriebenen Bereiches bewegt. Ein weiterer auf einem Jetboot hält vom Wasser aus die Schäfchen zusammen.
    Aber trotzdem, ich genieße Sommer, Sonne, Strand, Sand, Wasser und den Trubel. Im vielsprachigen Stimmengewirr lässt sich's herrlich dösen. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel ohne zu quälen. Es weht eine kräftige Brise und nach 3 Uhr wird's ohnehin allmählich kühler.

    Rückfahrt in der Abendsonne wieder mit der Fähre. Schön war's.

    29.12., Schon wieder auf dem Sprung
    Hauptsächlich Reisevorbereitungen: Rad abholen und mit dem Taxi ins Hotel schaffen, Australische Restdollar in neuseeländische tauschen, Halbzeitwäsche, Radtaschen fesseln und knebeln und zu einem großen Gepäckstück zusammen fassen 😁, ...

    Mein Australien -Resümee

    Landschaften
    Grandios, abwechslungsreich, tolle Eindrücke von Bergen, Flüssen, Seen, Meer, Strand

    Städte
    Toll: Hobart, Melbourne, Sydney
    Die kleineren Städte und Dörfer sind oft eher gesichtslos. Ausnahmen: Die Siedlungen, die schon zu Beginn der europäischen Kolonialisierung entstanden sind.

    Menschen
    Freundlich, hilfsbereit, aufgeschlossen, humorvoll...
    Und immer wieder Staunen, Kopfschütteln über meine Reise, obwohl auch andere Radler auf diese Weise unterwegs sind. Fragen über Gepäck, Ausrüstung, Fahrrad (Is it electric?)

    Verkehr
    Meistens entspannt. Mehrheitlich rücksichtsvolle Autofahrer. Tasmanien, Victoria, Melbourne fast durchweg sehr entspannt. New South Wales etwas hektischer (weil dichter besiedelt und Beginn der Hochsaison mit zunehmendem Verkehr?). Fahrt ins Stadtzentrum Sydney problemlos. Nach meinen Erfahrungen viel besser als man teilweise im Internet nachlesen kann. Insbesondere auf Highways manchmal etwas kritischer. Zwei sehr angespannte Situationen:
    - Zufahrt auf Tasman Bridge vor Hobart. Das hätte ich aber im Nachhinein entspannter haben können, wenn ich nicht naiv drauf los gefahren und mich ungeprüft auf die Empfehlungen eines Rennradlers in Cambridge verlassen hätte.
    - Highway-Abschnitt vor Kiama. 4-spurig, eng, ohne Standspur, viel Verkehr, hohe Geschwindigkeiten ... Zwar nur etwa einen km aber Hölle! War abgesehen von der Möglichkeit den Zug zu nehmen aber ohne Alternative.

    Essen
    Eine spezielle australische Küche habe ich nicht ausgemacht. In Restaurants wird vielfach Rindfleisch und Geflügel angeboten, meistens mit Pommes und einem Alibi-Salatblatt. In Bairnsdale habe ich ein tolles Rindersteak gegessen, in Warrnambool den besten Hamburger meines Lebens, im Hafen von Devenport den übelsten. 😏 Auch bei Fish & Chips weißt Du vorab in der Regel nicht, was Dich geschmacklich erwartet. Hier habe ich ebenso Himmel und Hölle erlebt.

    Die internationale Küche ist so mannigfaltig wie die Herkunftsländer der Restaurantbetreiber. Wer an einem Touristenhotspot tolles Essen erwartet fällt in der Regel auf die Schnauze. Das lerne ich vielleicht noch irgendwann. Aber manchmal siegt eben einfach der Hunger, wie an meinem letzten Tag in Sydney in Chinatown beim Vietnamesen.

    Oft habe ich selber "gekocht". Der tiefere Grund das Land nun zu verlassen: Ich habe die Produktpalette australischer Mikrowellen-Fertiggerichte und verzehrfertig zubereiteter Salate durch. Jetzt hoffe ich, daß in Neuseeland andere Lebensmittel-Konzerne den Markt beherrschen.
    Und ja, ab und zu habe ich dann doch in Hostel-Küchen selber was gebruzzelt.

    Trinken
    Meistens hing ich an der Flasche, drei Plastikflaschen am Rad mit Leitungswasser. Säfte in den Trinkflaschen ist auf Radreisen problematisch. Da bildet sich früher oder später Schimmel. Trotzdem habe ich die Flaschen ab und zu ausgekocht. Leitungswasser kann man in Australien überall problemlos trinken, schmeckt aber manchmal etwas nach Chlor. Zur Belohnung gab's dann aber abends Cola&Co. und zum Frühstück oft einen Fruchtsaft.

    Alkohol gibt's in speziell lizenzierten Bottleshops zu kaufen. Die Biere haben fast immer geschmeckt, die Weine auch. Sowohl in Geschäften als auch in Restaurants ist Alkohol sehr teuer. An Heiligabend gab's im Bavarian in Wollongong zur bayerischen Wurstplatte trotzdem einen Jägermeister. Den Preis habe ich verdrängt. Beim Aperol Sprizz für umgerechnet über 20€ auf dem Rooftop Beergarden im angesagten Viertel The Rocks in Sydney habe ich allerdings wieder abgedreht. Irgendwo ist dann mal gut...

    Tiere
    In der Reiseliteratur wird vor Schlangen, Spinnen und gefährlichen Tieren im Wasser gewarnt. Ich hatte das Glück keine Begegnung aus nächster Nähe mit einer Schlange zu haben und das Pech keiner aus sicherer Entfernung. Aber es gibt sie. Jeder Australier erzählt davon. Grässlich große Spinnen sind mir ebenfalls nie untergekommen. Ich habe mir allerdings auch die Angewohnheit der Australier, Türen und Fenster entweder immer konsequent geschlossen zu halten oder aber die überall vorhandenen Insektengitter zu nutzen, zueigen gemacht.

    Dafür wurde ich zu Beginn der Reise, während der Brutzeit, von äußerst agressiven Elstern attackiert. Die Australier kennen das und erzählen Horrorgeschichten von ausgepickten Augen, Angriffe auf Babies in Tragetüchern etc. Und dann natürlich der Einbruchversuch eines Opposums in mein Zelt. Diese Dinge haben mich unvorbereitet getroffen 🤷
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