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  • Day 160

    Lüderitz

    July 16, 2022 in Namibia ⋅ ☀️ 25 °C

    Nach einer entspannten, knapp dreistündigen Fahrt, kommen wir am frühen Mittag in der kleinen Stadt an der Westküste Namibias an und beziehen erst einmal unser Zimmer, bevor wir einen ersten Streifzug durch die Ortschaft machen.

    Die Geschichte der Stadt ist geprägt von Aufschwung und Verfall, wie bei keiner anderen Stadt in Namibia. Das Land um die heutige Stadt gehörte zum Lebensraum der Nama.
    Erstmals von einem Europäer wurde die Bucht 1487 durch Bartolomeu Diaz bei einem Zwischenstopp betreten. Er nannte die Bucht Angra das Voltas. Auf der Rückreise vom Kap der Guten Hoffnung in Südafrika im Jahre 1488 erreichte er wiederholt die Bucht und errichtete hier ein padrão – ein Steinkreuz, welches heute noch im Museum in Windhoek ausgestellt ist. In den nächsten Jahrhunderten wurde die Küstengegend mit dem Naturhafen ausschließlich von Walfängern und Guano-Sammlern angesteuert.

    Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Küstenregion für die europäischen Mächte interessant. Dr. Heinrich Vogelsang, welcher im Auftrag des Bremer Tabakwarenhändlers Adolf Lüderitz handelte, erwarb am 1. Mai 1883 vom Nama-Kapitän Joseph Fredericks die Bucht und das Land in einem Umkreis von fünf Meilen. Dies führte später zu Auseinandersetzungen mit den Nama. Sie fühlten sich betrogen nachdem sie ihr ehemaliges Land nicht mehr betreten konnten und die Deutschen sich mehr Land aneigneten, als zuvor vereinbart. Nachdem Reichskanzler Otto von Bismarck die Region unter deutschen Schutz stellte, begann die Zurückdrängung der Nama, die Konsolidierung des gesamten Territoriums und die Geburtsstunde von Deutsch-Südwestafrika.
    In den Folgejahren entwickelte sich die Stadt durch fehlendes Trinkwasser und die Abgeschiedenheit von den ertragreichen Regionen des Hochlands nicht weiter. Durch einen Diamantenfund im Jahre 1908 änderte sich die Situation für Lüderitz grundsätzlich (hierzu mehr im nächsten Beitrag).
    Der wirtschaftliche Aufschwung brachte Lüderitz und dem fünfzehn Kilometer landeinwärts liegenden Kolmanskuppe einen Boom, der nur wenige Jahre andauern sollte.
    Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges landeten englische Kriegsschiffe im Lüderitzer Hafen und internierten deren Bewohner in Südafrika – die deutsche Diamantenära endete hier. Nach größeren Diamantenfunden am Oranje-Fluss im Jahre 1928, war der erneute Niedergang der Stadt besiegelt. Lüderitz versank in der Bedeutungslosigkeit.
    Es ist eine Folge des Tourismus nach der Unabhängigkeit, dass Lüderitz heute erstrahlt. Für die Touristen wurde das Stadtbild verschönert. Der kulturelle, wirtschaftliche und soziale Aufschwung der Stadt ist aber auch den Zink-Minen von Rosh Pinah zu verdanken, deren wirtschaftlicher Erfolg sich in Lüderitz widerspiegelt.

    Wir besuchen zunächst Shark Island, wo sich heute ein Campingplatz und ein kleiner Leuchtturm befindet. Man hat einen schönen Blick auf die Bucht und es finden sich hier ein paar Gedenkstätten, ansonsten ist hier nicht viel zu sehen.
    Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Felsenkirche, eine evangelisch-lutherische Kirche und Wahrzeichen von Lüderitz. Die Bezeichnung „Felsenkirche“ stammt von ihrer Lage auf dem felsigen Diamantberg. Wir finden sie ganz nett, aber mehr auch nicht 🤷🏻‍♀️😅.

    Als wir schließlich Hunger bekommen, gehen wir eines der wenigen Lokale, direkt am kleinen Yachthafen gelegen und verbringen hier einen schönen Abend mit tollem Sonnenuntergang.

    Während wir am nächsten Tag in die alte Diamantenstadt Kolmanskuppe fahren, geht es am darauf folgenden Morgen früh auf einen Katamaran um zur Halifax Insel zu fahren und die dort lebenden Brillenpinguine zu besuchen. Sie sind die letzten in freier Wildbahn lebenden Pinguine in Afrika.
    Heiko bringt uns sicher durch die doch etwas raue See und so fahren wir zunächst am Diaz Point vorbei, wo der portugiesische Entdecker Bartholomeu Díaz an Land ging. Auf dem Felsen davor im Meer sonnen sich bereits ein paar Kap-Pelzrobben und nach einer kurzen weiteren Fahrt kommen wir auch schon vor Halifax Island an und sehen zahlreiche kleine Pinguine schwer beschäftigt umherlaufen.
    Als Heiko uns erklärt, dass ursprünglich die ganze Insel mit Pinguinen „übersät“ war, staunen wir nicht schlecht. Fast 500.000 sollen hier gelebt haben, bevor die umliegenden Gewässer nahezu leergefischt wurden. Die Population ging über Jahrzehnte bis auf nur noch 4.000 zurück, bevor der Staat eingriff und sowohl die Fischerei stärker regulierte als auch das Betreten der Insel strikt untersagte. Seit dem (ca. 15 Jahre!) ist die Population immerhin wieder auf ca. 6.000 angestiegen.
    Neben den Pinguinen leben hier auch ein paar Flamingos, was einzigartig auf der Welt ist. Sie konkurrieren nicht um Futter und leben hier friedlich zusammen 😍.
    Wir bekommen warmen Tee und sitzen in Decken gehüllt auf dem Boot und schauen dem süßen Watscheln der Tiere zu, bis langsam immer dichterer Nebel aufzieht und es eisig kalt wird.
    Wir sind dann auch froh, als es zurück geht und wir uns bei einem kleinen Frühstück aufwärmen können. Die Tour war auf jeden Fall eine schöne Abwechslung zum vielen Wüstensand und super interessant.
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