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  • Day 98

    Kilpisjärvi (Ruhetag)

    September 5, 2023 in Finland ⋅ 🌧 7 °C

    Die Nacht auf meinem unebenen Zeltplatz war nicht so der Hit. Um sechs Uhr stehe ich auf. Erst später fällt mir auf, dass es nach norwegischer Zeit erst 5:00 Uhr war. Im Zelt esse ich schon mal zwei Brötchen mit Käse und Salami. Um 08.00 Uhr gehe ich mit Daniel ins Restaurant des Campingplatzes. Für 6 EUR gibt es hier Frühstücksbuffet. Wir sind etwas irritiert. Der Supermarkt ist alles andere als günstig. Die Preise scheinen überall insgesamt sehr gesalzen zu sein. Und dann kann man für 6 EUR frühstücken? Kann man auf jeden Fall nichts falsch machen. Außer uns ist noch eine riesige Gruppe von Finnen da. Eine Gehörlosengruppe. Es ist spannend zu sehen, wie schnell hier sich alle nur mit Zeichensprache unterhalten. Gleichzeitig ist es für so eine Menge an Menschen gar nicht so laut. Es tut gut, richtigen Kaffee zu trinken, im Warmen zu sitzen und sich am Buffet zu bedienen. Das Restaurant leert sich immer mehr aber Daniel und ich bleiben noch sitzen und unterhalten uns über die Wanderung, ob und was wir davon mit in den Alltag nehmen und wie eine solche Reise einen wohl prägt. Wir reden über die emotionalen Momente während der Reise, die Höhen und Tiefen. Es tut gut, sich mit jemandem auszutauschen, der das alles selbst erlebt hat. Dann kommt Daina, um sich zu verabschieden. Sie macht sich heute schon auf den Weg. Eigentlich war für heute Regen vorhergesagt, aber der Himmel ist aufgelockert und die Sonne lässt sich immer wieder blicken. Bis 10.00 Uhr sitzen wir in dem Restaurant und bekommen sogar noch Kaffee am Platz nachgeschenkt. Ein Schweizer hatte uns etwas zugehört. Auch er ist auf einer längeren Wanderung unterwegs. Er und ein norwegischer NPLer wollen am Nachmittag in einer kleinen Hütte am Fluss am Rande des Campingplatzes ein Feuer machen. Wir sollen doch gerne dazukommen.

    Nach dem Frühstück ziehe ich mein Zelt um. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ein erstes Testliegen zeigt deutliche Besserung. Dann geht es zum Shoppen. In dem kleinen Sportladen neben dem Supermarkt kaufe ich eine Mütze und ein paar Handschuhe. Die Auswahl ist überschaubar, dass ich nicht lange vergleichen muss und schnell was passendes gefunden habe. Danach geht es in den Supermarkt. Hier muss ich Essen und Snacks für 8 Tage kaufen. Zum Glück gibt es neben dem teuren Real Turmat auch das günstigere Tactical Foodpack (Trekkingnahrung). Ich kaufe zwar weniger Schokolade, was ich mir fest vorgenommen hatte, dafür aber doppelt so viele Snickers wie geplant. Sicher ist sicher. Du bist nicht du, wenn du hungrig bist! Für den Nachmittag am Feuer kaufe ich noch ein Achterpack Dosenbier, dass ich ein paar abgeben kann. Und ich kaufe die Bluetoothkopfhörer. Für weitere 10 Euro kaufe ich noch ein Paar Kopfhörer mit Kabel, dass ich testen kann, ob mein Adapter, der Anschluss am Handy oder die Kopfhörer selbst kaputt sind. Hier kostet alles richtig viel Geld. Die kleinste Packung Klopapier mit vier Rollen kostet über vier Euro. Die investiere ich aber, weil ich keine Lust habe, mir mehrere Meter Schmirgelpapier auf dem Klo des Campingplatzes abzuzählen. Etwas Luxus muss sein. Weil ich es mir wert bin. L‘Oreal. Werbung Ende.

    230 EUR kostet mich mein Einkauf. Puh. Das bin ich mir aber auch nicht jedes Mal wert. Aber auf der anderen Seite ist das ein Einkauf für acht Tage, in denen es absolut keine Möglichkeit gibt, Geld auszugeben. Und snickerstechnisch bin ich in diesen acht Tagen absolut auf der sicheren Seite. Zurück am Zelt verstaue ich alles in den Tüten, mit denen ich Abendessen, Frühstück und Snacks separat im Rucksack aufbewahre. So kann ich eine ganze Menge Verpackungsmaterial gleich hier entsorgen. Der Rucksack wird morgen wieder richtig schwer. Aber da lässt sich nichts dran ändern.

    Dann bringe ich meine Wäsche zur Waschmaschine. Ein paar Teile hat Daniel gestern für mich mitgewaschen, dass ich nicht nackt vor der Waschmaschine warten muss. Also bewege ich mich mit meiner löchrigen schwarzen langen Unterhose über den Campingplatz, obenrum meine Daunendecke. Aber ich bin ja morgen wieder weg hier. Daher ist es mir egal, wie das aussieht.

    Während die Waschmaschine läuft, liege ich im Zelt und teste die Kopfhörer. Tatsächlich waren es die Kopfhörer, die defekt waren und nicht der Adapter oder sogar der Anschluss des Handys. Die Bluetoothkopfhörer behalte ich trotzdem als Backup. Der Sound ist wieder nicht vergleichbar mit den Applekopfhörern, aber er ist akzeptabel. Besser als nichts. Erst als ich meine Wäsche am Nachmittag in den Trockenschrank hänge, wird es draußen zum ersten Mal ungemütlich und es regnet eine Weile. Um halb sechs gehe ich mit Daniel zum Burgerladen. Es gibt einen Pulled Raindeer Burger, richtig gut! Auch der Schweizer und der Norweger sind in dem Laden und wir verabreden uns für den Abend zum Feuer. Das muss unbedingt stattfinden, weil Daniel und ich sonst viel zu viel Bier haben. Probleme, die Teilen meines Freundeskreises bisher unbekannt waren.

    Am Abend ist es richtig kühl und auch ein paar Tropfen fallen. Daniel und ich gehen trotzdem zur Feuerstelle. Kurze Zeit später kommen auch die anderen beiden. Der Schweizer heißt Phil und der Norweger Viktor. Es ist ungewohnt, sich mit zwei deutschsprachigen auf englisch zu unterhalten, aber es funktioniert. So lassen wir den Abend bei Bier und Feuer ausklingen. Danach ist mir allerdings so kalt, dass ich mir noch eine heiße Dusche gönne. Die letzte für acht Tage.
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