• Brixham > Babbacombe

    June 1, 2022 in England ⋅ ☀️ 17 °C

    Unser Schmugglerfrühstück im 'Smugglers Haunt' ist schnell erledigt; wir wollen raus in die Sonne, die 'englische Riviera' erleben. So nennt sich die Bucht, die von Brixham nach Torquay reicht, ungefähr die Ausmaße der Lübecker Bucht hat und einfach zu wandern sein soll. "Moderat", nennt mein Wanderführer den Schwierigkeitsgrad der heutigen Etappe. Davon ist anfangs allerdings nichts zu spüren, es geht munter rauf und runter durch dichten Wald und entlang kleiner Buchten. Schon nach vier Kilometer sind wir fix und fertig, brauchen eine anständige Pause. Da kommt ein glatter Baumstamm am Strand gerade recht.
    Danach geht's direkt an der Bahnlinie entlang weiter. Eine alte Dampflok passiert uns laut pfeifend dicken Qualm ausstoßend. Sie verkehrt hier offenbar regelmäßig, denn wir begegnen dem Dampfroß noch öfters.
    Es geht entlang einiger steiniger Strände, an denen viel los ist. Bunte Holzhäuschen säumen Strand und unseren Weg, viele sind verschlossen, doch vor einigen sitzen Menschen und halten Kaffeekränzchen wie bei uns in den Schrebergärten. Ein schönes Bild! Wilfried entwickelt eine neue Geschäftsidee für sich, schließlich wohnt er ja in der Lübecker Bucht: Strandhauswart.
    An der Seebrücke in Paignton ist Volksfest. Bunte Buden und Karussells locken Menschen an, es ist fast kein Durchkommen. Auf den Gang auf die Seebrücke verzichten wir lieber, schließlich gibt's ja immer noch Corona.
    In Torquay haben wir Halbzeit: 200km liegen nun hinter uns. Das will gefeiert werden! Wir steuern ein Café an. Unter Palmen sitzen wir bei Kaffee und Kuchen, Wilfried kriegt einen Cider. Rivierafeeling! Nach langer Entspannungspause geht es weiter. Ein Blick auf die Uhr lässt uns aufschrecken. Es ist schon 16 Uhr durch, dabei haben wir erst 13 Kilometer geschafft und ebenso viele sollen noch vor uns liegen. Wo ist nur die Zeit geblieben? Wir haben uns offenbar hoffnungslos verbummelt. Es hilft nichts, aber wir müssen nun abkürzen. Das ist auch gut möglich, lassen wir eben den Schlenker zur 'Hope Nose' aus, wählen stattdessen den direkten Weg die Ilsham Road hinauf nach Babbacombe. So sehen wir statt Felsen mondäne Villen, die sich an den Berg schmiegen. Einige von ihnen sind Villen nachempfunden, wie man sie am Mittelmeer findet. Irgendwie grotesk, aber irgendwie auch passend beim heutigen Sonnenschein.
    Kurz vor sechs Uhr erreichen wir unser Hotel, heute mal drei Sterne-Luxus. Dazu gehört auch der Speisesaal, den wir kurz darauf in freudiger Dinner-Laune entern. Beim Eintreten staunen wie nicht schlecht, denn wir fühlen uns in ein Seniorenheim versetzt, mutmaßen, dass wir mit unserem Erscheinen den Altersschnitt der Anwesenden entscheidend gesenkt hätten. Wilfried ist mit seinen Muscheln nicht zufrieden, sie sind kalt. So muss er erstmal von meinen Pommes naschen, während er auf sein Essen lange warten muss. Nach dem Mahl wechseln wir noch rüber in die Bar. Wilfried genehmigt sich einen Gin-Tonic und ich mir noch ein Bier (belgisch). So plätschert der Abend dahin, während wir die morgige Tour noch einmal umplanen.
    Wilfried's Bericht und Bilder bei Komoot:
    https://www.komoot.de/tour/790683216?ref=atd
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