Morocco
Ras Menkal

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Travelers at this place
    • Day 184

      Marokko: Land der Begegnungen (Skizze)

      March 3, 2023 in Morocco ⋅ ☁️ 13 °C

      Unsere prägendsten Eindrücke nach 100 Tagen in Marokko sind zweifellos die zahlreichen Begegnungen mit fröhlichen, offenen, herzlichen Menschen, die trotz ihrer teils sehr einfachen Lebensbedingungen uns stets ein "marhaba - willkommen" und "bienvenu au maroc" schenken. Wie oft hören wir auch "ma maison est ta maison", mein Haus sei dein Haus, fühl Dich wie zuhause, fühl Dich hier wohl.

      Deshalb liegt es nahe, unseren Bericht entlang der Begegnungen mit vielen wunderbaren Menschen und ihren Geschichten aufzubauen.

      Und da ist es zuerst Zaïd Abbou in Tinejdad, bei dem ich diese Kachel mit dem Khalil-Gibran-Zitat erstehen konnte: "Die Erde ist meine Heimat - die Menschheit ist meine Familie." Dieses Zitat, das nebst vielen anderen tiefgründigen Gedanken seinen Garten der Worte ziert, spricht mir aus dem Herzen.
      .... Sein Lebenswerk Musée Source Lalla Mimouna
      .... Seine stoische Lebenshaltung angesichts des katastrophalen Unwetters Mitte Februar 2023
      .... Sein mit über siebzig Jahren ungebrochener Lebensmut und seine Schaffenskraft

      Touda Bamou in Boumerdoul, einem der hintersten Dörfer in der Dadès-Schlucht. Und ihr Nachbar, Ikhlaf (le fou, der Künstler) mein Veloflicker von damals.
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      Abdessalam und Fatima mit ihren Kindern in Agdz im oberen Draa-Tal
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      Die Grossmutter und Eltern von Fatima, ihre Geschwister mit ihren Familien, die alle als grosse Sippe immer noch extrem einfach und naturverbunden in Bouskour halbnomadisch leben, in einem entlegenen Tal im Jebel Saghro.

      Die berührende Begegnung mit der Grossmutter, gemeinsam unter einer warmen Decke am Boden sitzend den Silvesterabend verbringen. Ebenso berührend als mir Fatima's Schwägerin die Hände mit Henna bemalt; dabei die aufmerksamen und leuchtenden Augen der Mädchen, die jede Bewegung mitverfolgen.
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      Said in Agdz mit dem Camping à la ferme Tanssift
      Bei ihm konnten wir am Weihnachtstag eine wunderbare Tajine zusammen mit der Familie von Abdessalam geniessen.
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      Hassan, der mit seiner Familie in der Oase Tighmert bei Guelmim einen kleinen familiären Stellplatz betreibt
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      Moulay Hafid, der rührige Berber, der mit Wiederaufforstungsprojekten im Auftrag des marrokanischen Staates ("des Königs") sein Geld verdient hat und jetzt in Imi-n-Ifri, an der Nordflanke des hohen Atlas die Ecolodge Tamaount und ein Riad-Hotel betreibt, ein Museum der Berber-Kultur aufbaut.
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      Ein spontanes intensives Gespräch mit Thami über Marokko und ihre Bewohner mit ihren Lebensbedingungen. Entstanden aus einem "ça va...oui ça va" am Strassenrand.

      Lhacen Liboub, der junge Tüftler mit der Polsterer-Werkstatt im Oasen-Dorf Taghajijt / der Schreiber Elhafed Akourim
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      Renatas Besuch bei der Coiffeuse, im Hamam und im Schönheitsstudio in Tiznit (und beim Silberschmied)

      In Taznakt in einer Teppichkooperative mit zwei Weberinnen eine Reihe Teppich geknüpft.

      Mit Hafida den Freitags-Couscous vorbereitet
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      Die Agate-Farm von Joachim und Saïda bei Aguelmous, dem deutschen alt-68er, der seit über 30 Jahren in Marokko lebt und mittlerweile ein versierter und in der Fachszene geschätzter Achat-Sammler, -Schleifer und Mineraloge ist. Überdies Ein herzlicher, interessanter Gastgeber auf seinem Bauernhof-Stellplatz und ein mittlerweile über 70jähriger biodynamischer Gärtner mit Sorgfalt und Hingabe.

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      Besondere Plätze und Orte:

      Asilah - das Küstenstädtchen eignet sich ideal zur Akklimatisation

      Moulay Bousselham - der Fischerort an der Lagune, in dem auch die Kühe für das örtliche Bauamt "arbeiten" (Verkehrsinseln abgrasen und Müllcontainer umkippen/leeren)

      El Jadida - die cité portugaise und der Konflikt mit dem Verkäufer, der über sein eigenes Verkaufsverhalten stolpert

      Oualidia - der marokkanische Ferienort in weiter Lagunenlandschaft, der die Austern-Liebhaber anzieht

      Safi - die Töpferstadt am Meer, die heute mit Industrieanlagen, Phosphatfabrik und einem grossen chinesischen Hafen auffällt

      Essaouira - die malerische und sympathische Stadt am Meer, einst portugiesische Gründung und noch heute der wohl europäischste Ort Marokkos

      Sidi Kaouki - das Surferparadies

      Tiznit - das Tor zur Sahara und die Stadt der Silberschmiede

      Die Küstenstrasse von Tiznit via Mirleft und Legzihra-Beach bis Sidi-Ifni; hier ist für manche der schönste Sonntags-Souk in Marokko

      Auf kleinen meist neu asphaltierten Strässchen durch weitläufige und einsamen Gegenden in Richtung Wüste: Guelmim - Tighmert - Taghajijt - Icht - Akka - Tata. Camping Hyat in Tata und die Geschichte von "Gisela on the road".

      Von Tata durch fantastisch karge Landschaft zur überraschend auftauchenden Oase Tissint, dann weiter nach Foum Zguid und via Bou Azzer nach Agdz.

      Skoura - die 40kmPiste nach Bouskour und die Kasbah Ameridil

      Dadès-Schlucht - die Affenpfoten-Felsen, die Serpentinen-Strasse, die fruchtbare rote Erde, die Gärten am Fluss und die monumentale Schlucht- und Felsen-Landschaft

      Todhra-Schlucht - die enge Schlucht mit den gelben Felswänden, die üppig grünen Oasengärten von Tinghir

      Merzouga und Khamilia - die Sandkasten-Landschaft am Erg Chebbi und die Gnaoua-Musik

      Camp Serdrar - die einsame Fahrt durch die Hamada-Steinwüste via Alnif, Tazzarine, Nkob und schließlich wieder zurück nach Agdz im Draa-Tal

      Igherm im Anti-Atlas - die Fahrt via Bou Azzer zumTeppichweber-Zentrum Taznakth, dann via die Safranstadt Taliouine auf die Höhen des Anti-Atlas.

      Tafraoute - das Freisteher-Paradies im rotfelsigen Hochtal, mit seinen bunten Steinen und der einzigartigen Berber-Atmosphäre. Grosser Souk und Zentrum der Babouches-Herstellung.

      Die wunderschöne Strasse R105 nach Ait Baha und in den Souss-Massa-Nationalpark im Großraum Agadir.

      Taroudannt - die älteste Hauptstadt mit der 7km-Stadtmauer, lebendig und authentisch. Ein Zentrum der Handwerkskünste, sympathisch und ganz normal marokkanisch

      Tiout - Kasbah, Souk und üppig grüne Oasengärten. Noch funktionierende Dorfstruktur am Nordhang des Anti-Atlas.

      Tizi-n-Test und Tinmel - Passübergang Richtung Marrakesch und die älteste Moschee Marokkos

      Anima-Garden am Eingang zum Ourika-Tal / Übernachten am Fluss bei Ait Ourir

      Demnate und die Naturbrücke von Imi-n-Ifri / die Dinosaurierspuren im M'Goun-Geopark / der Stausee von Bin-el-Ouidane / die Fahrt über den mittleren Atlas nach Aguelmous

      Meknes und Fès, die Königsstädte

      Chefchaouen, die blaue Stadt in den Rif-Bergen

      Oued Laou, der beschauliche Fischerort an der Nordküste mit seinem erholsamen Blau und Grün, den urigen Fischkneipen - und dem für uns schönsten, vielfältigsten und gemütlichsten Wochen-Souk Marokkos.

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      Besondere Begegnungen mit anderen Reisenden:

      Die Tarp-Familie in Asilah

      Peter und Gisela am Legzihra-Beach

      Das französische Radler-Pärchen auf dem Weg nach Südafrika in Sidi-Ifni

      Der Westschweizer Gérard mit seinem Royal-Enfield-Motorrad auf Wüstentour, Mittagspause in Tissint

      Beat und Christine aus Wangen an der Aare, bei Said in Agdz

      Beat und Anke aus Speicher AR, in Tafraoute

      Sven und Françoise aus Amriswil bzw Appenzell bzw Schweden, am Camping le Jardin in Taroudant

      Julian und Anne aus D-Ansbach beim Freisteher-Platz am Fluss in Ait Ourir

      Délphine und Benoit mit der 12-jährigen Lisa in der Ecolodge Tamaount, mit ihrem im Ausbau befindlichen Camion und der Idee, den afrikanischen Kontinent komplett zu umrunden.

      Audrey, Stéphane und Pauline am spontanen 65er-Geburri-Essen in der Ecolodge Tamaount

      Christoph Adams, Ecolodge Tamaount

      Silke und Tim aus D-Karlsruhe auf der Achat-Farm

      Tanja und Jürg (pepita-unterwegs.ch) zum Zmittag in Fès

      Marcel und Jacqueline aus Ostermundigen (rtwheeled.com), am Stellplatz in Oued Laou.
      Der Zufall will es, dass hier am Freitag auch Stéphane und Audrey mit Pauline eintrudeln und am Samstag noch Tanja und Jürg. Ein schönes gemeinsames Abrunden.
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    • Day 184

      Großzügigkeit gebiert Großzügigkeit

      March 3, 2023 in Morocco ⋅ ☀️ 15 °C

      Mein Blick zurück auf 100 Tage Marokko ist geprägt von der beeindruckenden und vielerorts noch lebendigen (Berber-)Kultur. Bodenständige, selbstbewusste und in sich ruhende Menschen mit herzlicher Offenheit, grosszügiger Gastfreundschaft und unerschütterlicher Zuversicht: "ma ken muschkil", macht nichts - wir finden schon eine Lösung. Und alles wird sich fügen, "inshallah".

      Besonders deutlich formuliert es Zaïd in seinem Museum der Source Lalla Mimouna: "weisst Du, wenn ihr meine Bücher und Kalligraphien anschaut und nichts davon kauft, so macht das gar nichts. Dafür erzählt ihr mitunter weiter von mir und vielleicht kommt irgendwann mal der Freund eines Freundes von euch und kauft gleich mehrere Stücke auf einmal."

      Es ist derselbe Zaïd, der nach dem heftigen Unwetter von Mitte Februar in Gummistiefeln und Pelerine in den Trümmern seines Museumsgartens steht und sagt: "weisst Du, ich mache einfach weiter. Ich putze das alles in den nächsten Wochen und dann beginnen wir wieder aufzubauen. Was mir passiert ist, ist ja eigentlich gar nichts im Vergleich zu den Erdbebenopfern in der Türkei und Syrien oder im Vergleich zu meinem Schulfreund, der schwer krank und unter großen Schmerzen in Casablanca in der Klinik liegt" - sagt der über Siebzigjährige und schaufelt weiter.

      Oder Tuda, die sich freut wie ein Kind, dass ich nach 16 Jahren noch an sie gedacht und sie mit Hilfe eines Fotos im hintersten Dadès-Tal gesucht und schließlich gefunden hatte. (2007 war ich alleine und mit dem Fahrrad in den südlichen Flanken des hohen Atlas unterwegs, als ich am Velo einen Platten einfing. Tuda kam gerade schwer beladen aus den Oasengärten hochgestiegen und hieß mich mitzukommen, ihr Nachbar könne das schon flicken. Dann gab es erstmal eine deftige Tajine zum Zmittag - und nachher reparierte Ikhlaf den Schlauch.) Die Fotos von damals hatten sich in meiner Erinnerung eingebrannt und so habe ich ein paar Tage zuvor unseren Sohn gebeten, mir ein paar Seiten aus jenem Fotobuch zu schicken.
      Mit Tudas Foto von damals fragte ich mich durch, bis der junge Mann am Strassenrand lächelnd erklärte: "das ist meine Mutter, komm mit!"

      Dann etwa Hafid: der Betreiber der Ecolodge Tamaount oberhalb von Demnate lässt die Camper kostenfrei auf seinem Parkplatz stehen, bietet Dusche und WC und selbst den Stromanschluss ganz selbstverständlich an, interessiert sich für seine Gäste und organisiert für jedes Problem eine praktische Lösung. Das französische Paar mit ihrer 12-jährigen Tochter und dem Traum, den afrikanischen Kontinent zu umrunden, quartiert er kurzerhand in einem leeren Hotelzimmer ein, denn um im unisolierten Camion auf dem Boden zu schlafen sei's jetzt zu kalt. Aufgebrochen mit einem ausgedienten Firmen-Kleintransporter haben die sich vorgenommen, den Camion unterwegs auszubauen. Hafid organisiert kurzerhand eine Equipe junger Schreiner-Handwerker aus dem Dorf und das Abenteuer beginnt. "Die können das", ist Hafid überzeugt und wenn dies auch das erste Mal sei, so möglicherweise nicht das letzte Mal. Er wittert bereits das neue Geschäftsfeld: Wohn-Camions im Berber-Style, mit marrokanischen Dekors und in echtem Holzhandwerk.

      Der junge Coiffeur im Dorf hat seinen Salon (in der Garage des Hauses) vor zwei Jahren und just während der Corona-Einschränkungen eröffnet, alles schlicht und einfach, sauber und geschmackvoll. Er schnippelt während mehr als einer Stunde geduldig und akkurat an meinen Haaren und am Bart, verpasst diesem unperfekten Kopf einen perfekten Haarschnitt und verlangt am Ende 30 Dirham (keine 3.50 in CHF). Ich gebe ihm 50 und er steckt es emotionsfrei dankend ein. Ja, auch das ist gesunder Berber-Stolz: keine überschwängliche oder unterwürfige Knickser vor der "Großzügigkeit" eines Europäers, denn jeder gibt was er kann. Und mein Trinkgeld ermöglicht ihm, wieder grosszügig zu sein bei jenem, der weniger geben kann.
      Geld ist nur Geld; wahre Werte und menschliche Würde sind davon unabhängig.

      Wie oft wurden wir eingeladen zum Tee, zum Essen, zum Freitags-Couscous - aus purer Gastfreundschaft, aus Freude an der Begegnung und aus Interesse an uns und unserer Geschichte. Zeit dazu hat man allemal und Begegnungen sind das Tor zur Welt - für sie wie für uns.

      Das Leben ist ein Geben und Nehmen - oder umgekehrt.

      So einfach könnte es sein, wenn wir statt der Profitmaximierungs- und Konkurrenz-Logik wieder zurückfinden könnten zu einer grosszügig vertrauenden und schenkenden Haltung. Die Berber machen es uns vor.

      (Eine "Etude" dazu aus unseren Kurz-Ferien bei Ilona und Dieter auf La Gomera: Ilona bringt eine Flasche Weisswein zum Tapas-Znacht in unserem kurzzeitigen Appartement - und macht uns damit die erste Freude. Da wir zwei Tage später zur Überbrückung in ihrem Arbeitszimmer eine Nacht verbringen, bringen wir die (noch nicht angebrochene) Flasche Weisswein mit - und machen ihnen eine kleine Freude. Und als wir zwei Tage später auf ihrer Terrasse sitzen und den Wein gemeinsam genießen, freuen wir uns alle vier zum dritten Mal.)

      Gibt es denn auch eine kritische Wahrnehmung zu unserer Marokko-Reise? Ja, das ist die Sorge darüber, dass dieses Land in zu kurzer Zeit mit zuviel chinesischer Massenware und unendlichen Plastik-Mengen überschwemmt wurde. Die Menschen wie auch die Infrastrukturen waren überhaupt nicht darauf vorbereitet und so ist das Müll-Problem allgegenwärtig. Auch dieses Land braucht Zeit, die "Segnungen des wirtschaftlichen Fortschritts" in den Griff zu kriegen, (wieder) ein sorgendes Bewusstsein zu entwickeln, entsprechende Strukturen (Abfall-Entsorgung, Abwasser-Reinigung etc.) aufzubauen und wieder vermehrt in nachhaltigen Kreisläufen zu produzieren. Bleibt zu hoffen, dass diese Gesellschaften nicht alle Fehler der modernen Welt wiederholen müssen.
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    You might also know this place by the following names:

    Ras Menkal, Q27515319

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