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  • Jour 29

    Ein besonderes Wiedersehen

    12 octobre 2023, États Unis ⋅ ☀️ 16 °C

    Neun Jahre hat es gedauert, bis wir uns in Seattle wiedergesehen haben. Zwischendrin hatten wir nur selten Kontakt. Umso schöner, dass es sich anfühlte, als wäre keine Zeit vergangen. Aber beginnen wir am Anfang.

    Von Frisco aus fliegen wir nach Seattle, ein zweistündiger Flug, auf dem wir uns erstmals die Economy Premium Class gegönnt haben. Dafür bekamen wir mehr Beinfreiheit und Getränke umsonst. Ella machte die Anreise und den Check-In gut mit, shakerte mit einer Frau eine Reihe hinter uns im Flugzeug und schlief auf mir direkt nach dem Start ein. Ich haderte wieder mit mir und meiner Flugangst, stellte aber recht schnell fest, dass wir aufgrund eines Inlandsflugs nicht so hoch flogen (gefiehl mir gut!) und der Flug insgesamt sehr ruhig war (gefiehl mir auch sehr gut!!). Ich genoss die schlafende Ella auf mir, die Ruhe und Entspannung ausstrahlte und schaute sogar einige Male nach draußen (sogar im Landeanflug!). Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass ich Fliegen lieben könnte, wenn ich nicht jedes Mal solche Angst haben würde. Ergibt das einen Sinn?

    In Seattle angekommen, geht es mit dem Uber zum Hotel, in dem wir ein größeres Zimmer mit Kochnische haben. Wir bestellten Ramen Suppe zum Abendessen (lecker und sau scharf!) und dann ging es bald ins Bett - Reisetage sind immer anstrengende Tage.

    Am nächsten Morgen zieht es uns früh los: nach dem Frühstück laufen wir an den Hafen, dann zur Space Needle, einem Aussichtsturm, der vielen aus Grey‘s Anatomy bekannt ist und in den Kraken Eishockey Fanshop (das war vor allem der Grund warum es Philipp so früh rauszog…😋).

    Zurück im Hotel werden wir dann auch schon abgeholt: Tianyi, den ich 2014 im Auslandssemester in Venedig kennengelernt habe, hatte sich extra freigenommen, um den Tag mit uns zu verbringen. Nach neun Jahren ein Wiedersehen voller Freude und Neugierde! Was war nur alles zwischenzeitlich passiert? Erstmal hatte er chinesisches Essen besorgt und holte uns mit seinem Tesla (wow!) ab für den Zoobesuch. Das hatten wir extra für Ella eingeplant, damit sie auch mal wieder auf ihre Kosten kommt. Und der Zoo war schön angelegt, es gab Vögel, Affen, Giraffen, Löwen, Pinguine, Otter, Ziegen und vieles mehr zu bestaunen. Ella fand es toll! Uns blieb aber auch genug Zeit das leckere Essen zu probieren und ausgiebig zu quatschen. Tianyi arbeitet bei Cruise, einem Anbieter selbstfahrender Autos. Super spannend und für mich doch nach wie vor etwas gruselig.
    Er erzählt zudem von seiner Acapella-Singgruppe (er hat eine wahnsinnig schöne Stimme!), wir reden über vergangene Zeiten und über unsere Reise. Er erzählt aber auch, wie einsam er sich während der Pandemie gefühlt hat, seine Eltern leben nach wie vor in China, und es wird mir wieder bewusst, wie viel Glück ich doch hatte in dieser Zeit.

    Danach geht es weiter zum Kerry Park. Wir hören unterwegs Annenmaykantereit und Milky Chance (Tianyis deutsche Lieblingsband während seiner Venedigzeit) und Ella schläft unerwartet bei all der Lautstärke im Auto ein. Wir genießen die Aussicht auf die Seattle Skyline und den dahinter liegenden Mount Rainier und Tianyi berichtet uns, wo Promis wie Bill und Melinda Gates wohnen.

    In Seattle sind nämlich viele weltweit bekannte Unternehmen wie Microsoft, Amazon (zusammen stellen die beiden über 100.000 Arbeitsplätze), Boeing und Starbucks angesiedelt und haben einen großen Teil der Stadt unter anderem mit ihren Büros belagert. Auch Google hat seinen zweitgrößten Standort hier, und auch T-Mobile USA und Facebook sind hier vertreten.

    Wir stellen an diesem Tag aber auch fest: Seattle ist gemütlich, sehr grün, ist umringt von großen Bergen wie dem Mount Rainier und hat eine wunderschöne Universität, die ein bisschen an Hogwarts erinnert und laut Tianyi im April von Kirschblüten umringt sein soll. Nach einem Spaziergang und einem Kaffee an der schönen Uni bringt uns Tianyi zurück zum Hotel. Wie viel man an einem Tag erleben kann und trotzdem das Gefühl hat, die Zeit war nicht genug!

    Am nächsten Tag sind wir dann wieder zu 2 1/2 unterwegs und besuchen den Pike Place Market, ein Markt direkt am Wasser, auf dem es von Essens- und Shoppingständen nur so wimmelt. Wir folgen Tianyis Rat und essen bei der russischen Bäckerei Piroshky Piroshky, eine Institution, in der es Smoked Salmon im Teigmantel, den Bestseller Beef&Cheese, ebenfalls im Teigmantel, und Rhabarber- sowie Kürbisteilchen zum Vernaschen gibt. Danach zieht es uns aufs Wasser: wir machen eine Rundfahrt mit der Fähre nach Bainbridge Island und zurück. Wir werden mit einer frischen Brise und einer tollen Aussicht auf Seattle belohnt.

    Zurück an Land wollen wir noch in den International District, ähnlich wie Chinatown, das dann aber doch eher enttäuschend ist. Wenig Geschäfte und Restaurants, dafür viele Obdachlose und Drogenabhängige. Eine Situation, die bedrückend ist und wie Tianyi uns berichtete, seit der Pandemie um einiges schlimmer geworden ist. Nach diesem vollen Programm geht es für uns zurück ins Hotel und früher ins Bett. Am
    nächsten Tag wartet eine lange Zugfahrt auf uns, die uns zum zweiten großen Teil unserer Reise bringt: Kanada. Ich bin etwas wehmütig, die USA zu verlassen, schwöre mir aber, dass es nicht wieder neuen Jahre dauert, bis Tianyi und ich uns wiedersehen. Bye Bye States, du warst gut zu uns, see you soon again!
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