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  • Day 26

    Varkala 2010

    April 10, 2021 in India ⋅ ⛅ 0 °C

    Lust auf eine Geschichte aus Südindien?

    Genauer gesagt, von meiner 9tägigen Reise in den damals kleinen Küstenort Varkala im Bundesstaat Kerala?

    Eine Reisedokumentation über die Backwaters, einem Jahrhunderte alten, stark verzweigten Wasserstraßennetz im Hinterland, hatte mich inspiriert - auf nach Kerala!

    Das Wort polarisieren, findet ja immer mal wieder Verwendung in meinen Geschichten - nirgendwo allerdings, passt es besser als zu Indien.

    Ich war auf dieser Reise ständig hin und her gerissen - und das, begann bereits bei der Landung auf dem Flughafen in Trivandrum.

    Willkommen in der dritten, oder wievielten Welt auch immer.

    Chaos pur, Menschen auf erbärmlichen Lagern, die offensichtlich in den Außenbereichen des Flughafengeländes hausten und dazwischen, sprangen munter die Ratten umher.

    Und dann dieser Straßenverkehr..... einfach unglaublich!

    Nirgendwo, aber wirklich nirgendwo auf der Welt, habe ich jemals wieder so einen aggressiven, rücksichtslosen Fahrstil erlebt, wie in Kerala.

    Im Vergleich dazu, sind selbst die Georgier, wie schüchterne Fahranfänger unterwegs.

    Selten bin ich durch ein so schönes Land gereist und noch nie, durch so ein Vermülltes - die Locals hatten, zumindest vor 11 Jahren, absolut Null Umweltbewusstsein.

    Der kleine Ort Varkala, liegt auf einer ca. 30 Meter hohen Steilklippe, darunter befindet sich eine wunderschöne Bucht.

    Müll jeglicher Art, bishin zu verendeteten Tieren, wurde in Unmengen einfach an der Klippe entsorgt, um dann einige Stockwerke tiefer, von einem fleißigen Putzkommando wieder aufgesammelt zu werden ( ABM Maßnahme? ) - natürlich nur der Teil, den Wind und Wellen nicht ins Meer getrieben hatten.

    Und dann, sorry dafür schon einmal im Vorraus, die unglaubliche Bildungsferne vieler Locals!

    Auf dem Grundstück meines kleinen Gästehauses beispielsweise, wurden getrocknete Kokosnuss-Schalen zum verfeuern aufgehäuft.

    Dawischen hatten sich Giftschlangen eingenistet, was jedoch niemand sonderlich störte.

    Kinder griffen sich einfach neues Feuermaterial mit der Hand und barfuß war man sowieso - wie eine sehr makabre Art von "natürlicher" Geburtenkontrolle.

    Echt, das hättet ihr sehen müssen - nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit, erreichen auf diese Weise, niemals nie alle Kinder die Volljährigkeit.

    Hygiene war nach westlichen Verständnis, oftmals nicht ansatzweise vorhanden. Mein Host beispielsweise, hatte mich einmal zum Dinner eingeladen.

    Als ich dann sah, daß Reis und Curry auf altem Zeitungspapier serviert wurden, daß zuvor von einem Haufen außerhalb der Hütte genommen wurde, auf dem die Hühner rumturnten, lehnte ich dankend ab.

    Zwei Mädels aus Australien, "konnten" dieser Einladung, trotz meiner Vorwarnung, leider nicht widerstehen

    Eine davon, verbrachte danach ihren Resturlaub mit was für einem exotischen Virus auch immer, in der Unterkunft und ward nicht mehr gesehen.

    Nach drei Tagen schließlich, hatte ich meinen indischen Rhythmus gefunden.

    Das morgendliche Geschrei ab 05.30 Uhr, verursacht durch hunderte von Krähen war der Wecker, die Walking Mile an der Steilklippe, mit Gastronomie und Shops jeder Art, oder der Hindu Tempel in Down Town, Ziele der täglichen Spaziergänge.

    Der schöne Strand mit tollen Wellen, esoterischen Workshops und Yoga Gruppen, bot viel Spaß und jede Menge Abwechslung.

    Ein exellentes nepalesisches Restaurant mit Meerblick und deutscher Bäckerei ( faszinierender Mix ), wurde zu meinem täglichen Anlaufpunkt - lesen und lecker futtern mit Aussicht.

    So ganz nebenbei, konnte ich dort einem Local offensichtlich zu einer wunderbaren Geschäftsidee verhelfen.

    Selbiger, pflückte von allen Kokosnuss Palmen an der Walking Mile die reifen Früchte, damit sie den Gästen der Restaurants, nicht beim Essen auf die Köpfe fielen.

    Die Nüsse wurden gesammelt und einfach entsorgt, bis.....ich dem Nussbeauftragtem verständlich machen konnte, er könne sie doch alternativ an Touristen verkaufen.

    Unglaublich aber wahr, obwohl hunderte Palmen den langen Uferweg säumten, waren nirgendwo Kokosnüsse zu bekommen.

    Tja, was soll ich sagen, der Gute hatte die Idee angenommen, die Nüsse auf mein Anraten hin zu 1 Dollar / Stück an Touristen verkauft und in 10 Minuten sicherlich mehr Geld verdient, als sonst den ganzen Tag - Hilfe zur Selbsthilfe!

    Am nächsten Tag, war er dann mit seinem Fahrrad und einer Styroporbox voller Eis und Kokosnüssen unterwegs.....!

    Der Ausflug in die Backwaters war ein grandioses Erlebnis!

    Mit einem Local als Guide, ging's für ein paar Stunden auf einem alten Kahn durch die Kanäle - mitten durch den bunten Alltag der Locals.

    Elefanten hier, Lotoswiesen und hinduistische Tempel dort - irgendwie eine Mischung aus Dschungel, schwimmende Märkte in Bangkok und Venedig - ein ganz wunderbarer Tag.

    Trotz einiger, widriger Umstände, ich würde noch einmal ins Backpacker Paradies Varkala reisen.

    Auch wenn nach westlichem Verständnis damals etliches im Argen lag war's toll, so viele neue Impressionen zu sammeln - Indien polarisiert eben!

    Dreißig Jahre on Tour, finden mit dieser Geschichte ihr Ende - es war definitiv MEIN Lebens Jahrzehnt für Fernreisen.

    Mal kurz für eine Woche zum Tauchen nach Ägypten, wurde fast schon zur lieb gewonnen Normalität und die Türkei, gefühlt zu meiner zweiten Heimat.
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