Südamerika

November 2018 - May 2019
Uruguay, Argentinien, Chile, Bolivien, Peru, Ecuador....
Job gekündigt, Wohnung unervermietet, bereit um Südamerika zu entdecken. Die nächsten 6 Monate ist unser Rucksack unser zu Hause. Hasta luego!
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  • Day 86

    Adios Argentina - Mate, Carne & Fussball

    January 31, 2019 in Argentina ⋅ ⛅ 19 °C

    Salta, 7 Uhr morgens und der Bus fährt los in Richtung Anden mit Destination San Pedro de Atacama in Chile. Noch vor Abfahrt wird ein Frühstück serviert, bestehend aus einer Guezli Rolle und einem Becher mit Teebeutel oder Kaffeepulver - Zeit, um ein paar Gedanken über Argentinien zu verlieren:

    Mit einem weinenden Auge verlassen wir nun dieses fantastische Land! Insgesamt 40 Tage hat uns Argentinien in seinen Bann gezogen. Mit einer Länge von 3700km sind riesige Distanzen zu überwältigen. Pflanzte man das Land in Europa ein, würde es sich von Kopenhagen bis in den Süden von Ägypten strecken. Einzigartig ist auch die Grenze mit Chile welche sich über 5300km ausdehnt.
    Bei diesen Dimensionen ist es auch nicht verwunderlich, dass sich das Klima, die Menschen, die Natur und die Landschaften immer wieder von einer komplett anderen Seite zeigen. Das Land hat soviel zu bieten und doch steckt es seit Jahren in einer wirtschaftlichen Kriese. Die Einheimischen sind gut gebildet und können nicht nachvollziehen, wieso es dem Land nicht besser geht. Der eine oder andere klagt uns sein Leid über den Staat. Vor 3 Jahren hat man für 10 Pesos einen Dollar bekommen. Heute kostet er 40 Pesos. Die Preise sind überall angestiegen doch die Löhne steigen kaum. Eine Reise ins Ausland ist für die Einheimischen somit praktisch nicht finanzierbar. Und trotzdem scheint es ein zufriedenes Volk zu sein. Die Menschen machen das beste daraus und versuchen das Leben zu geniessen. Die Armut ist gering, Bildung und Medizin sind gratis. Sie sind stets freundlich, geduldig, herzlich und absolut nicht aufdringlich, was das Reisen sehr angenehm macht. Ob im Reisebüro, am Busterminal oder in der Autovermietung - man wird stets geduldig beraten und es ist absolut kein Problem, wenn man nicht gleich bucht, sondern sich das ganze nochmals überlegt.
    Im grossen und ganzen ist Argentinien ein sicheres Land um herumzureisen. In Städten ist natürlich Vorsicht geboten aber sobald man in kleineren Dörfer unterwegs ist, scheint Kriminalität kein Thema zu sein.
    Die Argentinier lieben Fussball! Dass Fussball hier zulande als Religion gilt, ist wohl kaum übertrieben. Maradonna ist der Fussballgott schlechthin! Messi hat mit Argentinien noch keine Titel geholt, deshalb hinkt er etwas hinterher.
    Für Fleischliebhaber ist Argentinien eine gute Adresse. Carne (Rindfleisch) gibt es überall. Mal ist es etwas zäh, öfters aber unglaublich zart - und für uns Schweizer zu einem regelrechten Spottpreis. Da könnt ihr euch ja denken, was es an unserem letzten Abend in Argentinien zu Essen gab:-)
    Wir können Argentinien wärmstens weiter empfehlen, ob nun wegen dem leckeren Essen, dem weltbekannten Wein, den anspruchsvollen Trekking Touren, den atemberaubenden Landschaften, der eisigen Winde in Ushuaia, des bezaubernen Nordens mit den vielen Farben oder der gutmütigen Einheimischen! Hasta luego Argentina!

    Mittlerweile ist es 12 Uhr, schönstes Wetter und geschätzte 30 Grad Aussentemperatur. Unser Morgenkaffee/tee Becher wartet immer noch auf heisses Wasser, aber das ist jetzt auch egal. Bald sollten wir Salta erreichen. Jep richtig gelesen, dort wo wir um 7 Uhr morgens gestartet sind. Um etwa 10 Uhr informiert uns der Fahrer, dass er schlechte Nachrichten hat: der Pass de Jama sei gesperrt, zu viel Schnee. Eine Ausweichroute gibt es nicht. Nachdem der ganze Bus einmal leer geschluckt hat, treten wir die Rückreise an und hoffen, dass es morgen klappt. Also so schnell habe ich mir das hasta luego (bis bald) Argentina dann doch nicht vorgestellt...
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  • Day 90

    Schnee zerstört Wüstenträume

    February 4, 2019 in Argentina ⋅ ⛅ 22 °C

    Nun sind 5 Tage vergangen seit wir hier in Salta stranden. Auch der zweite Versuch, die trockenste Wüste der Welt (!) in San Pedro de Atacama zu erreichen scheiterte - wegen Schnee (!) auf dem Pass (auf 4200 M.ü.M.). Immerhin vernehmen wir, dass es in der Wüste zurzeit rekordverdächtig regnet (!) und wir nichts verpassen.
    Beim dritten Versuch - wo eine Schlammlawine auf der Strasse den Weg zur Grenze erschwerte, der Bus zu spät ankam und die Nacht vor der Grenze verbringen musste - waren wir, Gott sei dank, nicht an Board. So haben wir uns damit abgefunden, einfach mal zu warten und dabei waren wir sogar sehr fleissig! Bolivien, Peru und Ecuador sind nun geplant! Zudem sind wir fast täglich zum Busterminal spaziert um die chaotische Lage abzuchecken. Dabei muss man sagen, dass sich unser auserwähltes Busuternehmen (Geminis) vorbildlich verhalten hat. Das Geld erhielten wir anstandslos zurück.
    Unser tägliches Highlight war das Essen! Gleich drei Stammrestaurants haben wir in unserer Wartezeit erkoren und diese abwechslungsweise besucht. Butterzartes Rindsfleisch und ausgezeichneter Malbec Wein haben uns den Aufenthalt versüsst.
    Es ist nun Montag, der Geminis Bus fährt nicht, da die Chauffeure die Ruhezeiten einhalten müssen. Fast haben wir die Reise heute mit dem Konkurrenten Pullmann angetreten, wollten jedoch unserem Stammbus treu bleiben und morgen mit Geminis reisen. Doch wieder kommt alles anders - der Pass ist erneut schneebedeckt und Pullmann muss die Rückreise antreten. Geminis vertröstet uns auf Donnerstag. Pullmann fährt evtl. morgen wieder doch wir haben nun genug von diesem Kasperlitheater, Plan B muss her und der heisst Bolivien - wohl oder übel vorerst ohne Wüstenstopp! Morgen geht's nach La Quiaca an der Grenze zu Bolivien, wo noch ein Übernachtungsstopp geplant ist, bevor es zu Fuss über die Grenze in unser 4. Land geht. Hasta luego Argentina zum Zweiten:-)
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  • Day 93

    Tupiza - Hola Bolivia

    February 7, 2019 in Bolivia ⋅ ⛅ 21 °C

    Wir haben es nun geschafft, Argentinien zu verlassen! Zu Fuss spazieren wir über die Grenze von La Quiaca nach Villazon und möchten dort einen Bus nach Tupiza nehmen. 20 Bolivianos kostet dieser Minibus pro Person für ca 2h, das sind umgerechnet etwa 7 Franken!! Wollen die uns abzocken??? Doch wir haben keine andere Wahl, los geht's. Etwa in der Hälfte merken wir, dass wir den Wechselkurs verwechselt haben und wir nur etwa CHF 2.50 bezahlt haben, ein Schnäpli!
    Tupiza ist ein gemütliches Dörfchen inmitten eindrücklicher Felsformationen. Den ersten Tag widmen wir der Planung. Wir klappern diverse Reisebüros ab, lesen Kommentare auf tripadvisor bis wir unsere Agentur gefunden haben! Mit Natural Adventure buchen wir für den Folgetag eine Rössliriite Tour und anschliessend eine 4 Tagestour bis zur Salzebene von Uyuni.
    Ab 7 Uhr gibt es Frühstück in unserem Hostel. Wir staunen nicht schlecht, als es um 7h50 erst gerade vorbereitet wird. Anderes Land, andere Sitten. Überpünktlich um 8h55 stehen wir vor unserer Agentur, voller Vorfreude auf die Rösslitour. Als bis um 9h10 weder unsere zwei französischen Tourkollegen noch irgend ein Guide aufgetaucht ist, erkundigen wir uns bei einem Herr, der in der Agentur sitzt. Natürlich weiss er nicht Bescheid. Er versucht jemanden anzurufen, doch erfolglos... Und plötzlich stellt Dani die alles entscheidende Frage: was isch denn eigentlich für Ziit? Und sofort ist alles klar. Der Herr und die Rezeptionistin brechen in Gelächter aus, als uns bewusst wird, dass Bolivien eine Stunde hinter Argentinien ist. Wir sind eine Stunde zu früh! Und nun ist auch klar wieso das Frühstück noch nicht bereit war:-)
    Das Umland von Tupiza ist optimal, um es hoch zu Ross zu erkundigen. Wie in einem gemütlichen Wilden Westen Streifen, streift die eindrückliche Landschaft an uns vorbei.
    Am Nachmittag geht es mit einem Touri Bus noch in eine anderen Ecke. Wie sind die einzigen Teilnehmer und erfreuen uns ab einer Privattour. Schön und gemutlich bis fast zum Schluss. Auf dem Rückweg möchte unser Fahrer den im schneckentempo fahrenden Lastwagen vor uns überholen. Das gelingt auch fast, nur hat er wohl die Länge des Busses unterschätzt und ist zu früh wieder eingebogen. Es knatterte etwas und wie halten an, um die Situation zu klären. Resp. unser Guide, denn Dani und ich warten gespannt im Auto. Wir können jedoch erkennen, dass die Stossstange runterhängt. Es wird diskutiert, telefoniert und einige Minuten später rollt ein Jeep an mit zwei Mechaniker. Nun wird weiter diskutiert und plötzlich wird der Lastwagenfahrer agressiv gegenüber dem einen Mechaniker, es kommt leicht zu Körperkontakt doch der Sohn des Lastwagenfahrers kann eine Schlägerei vermeiden. Wir können nicht deuten, was das Problem ist. Ein paar Minuten später rollt ein Mototaxi heran und eine Frau und einen Mann steigen aus. Wie wir später erfahren, die Besitzer der Lastwagenfirma. Wir können die Situation nach wie vor nicht genau deuten doch wenig später kommt unser Fahrer zurück und weiter geht's. Er erklärt uns, dass der Lastwagenfahrer angetrunken war und es sein Fehler war. Schliesslich war ja die Stossstange kaputt, also sei der Lastwagen von hinten in unseren Touribus gefahren. Naja, interpretationssache... So kann ich die Agressionen des Lastwagemfahrers irgendwie nachvollziehen. Wir sind zum Glück dann aber doch noch heil in Tupiza angekommen.
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  • Day 97

    Salar de Uyuni - 4 Tagestour

    February 11, 2019 in Bolivia ⋅ ☁️ 10 °C

    Die grösste Salzpfanne der Welt, der Salar de Uyuni, liegt in Bolivien. Er ist über 10'000 km2 gross, also etwa gleich gross wie einen Viertel Schweiz! Von Tupiza aus möchten wir eine Viertagestour durch das bolivianische Hochland machen, wo am letzten Tag dann das Highlight (eben der Salar de Uyuni) auf uns wartet.
    Um 7 Uhr morgens holt uns Hernan, unser Fahrer und Guide für die nächsten 4 Tage, im Hostel ab. Mit dabei ist eine Köchin und unsere Tourgenossen, ein französisches Geschwisterpaar. Am ersten Tag steht vor allem viel Fahrzeit an. Immer wieder dürfen wir uns an der Anwesenheit von Lamas erfreuen. Wir besuchen unterwegs das Pueblo Fantasma, ein "Phantom Dorf" wo einst Silber augegraben wurde, heute jedoch nur noch ein paar Ruinen von den damailigen Wohnhäuser übrig bleiben. Gemäss einer Legende haben die Bewohner mit dem Teufel einen Pakt abgeschlossen, damit er ihnen durch die Mienen zu Reichtum verhilft. Die Einwohner haben sich jedoch nicht an ihre Versprechungen gehalten und somit hat sie der Teufel ausgelöscht.
    Wir erreichen ausserdem auf der Strecke einen neuen Höhenrekord, 4855 Meter!
    In Quetana Chico, das aus nichts mehr als ein paar Häusern besteht, erwartet uns das erste Übernachtungsrefugio. Von aussen erweckt es eher den Eindruck einer unfertigen Baustelle. Das es viel geregnet hat in letzter Zeit funktioniert der Generator nicht und ausser im Essensraum funktioniert kein Licht. Unsere Betten sind Betonklötze. Es ist kalt im Haus doch zum Glück erhalten wir warmen Tee. Die Heldin des Tages ist unsere Köchin. Sie verwöhnt uns mit einem hervorragenden Nachtessen inklusive Suppe. Wenig später fallen wir auf 4150m mit etwas schwerem Atem in den Tiefschlaf, müde aber zufrieden.
    An Tag zwei klingelt der Wecker bereits wieder um 6 Uhr. Als erster Stopp wartet der "Lama Selfie Ort" auf uns. Die Selfies gelingen nicht optimal, dafür können wir die Gesichter der eingezäunten Lamas schön festhalten. Weiter geht es zur Laguna Verde. Dieser See sollte bei etwas Wind in wunderschönem Grün erleuchten. Bei Ankunft ist alles bewölkt doch wir haben Glück und schon bald verziehen sich die meisten Wolken. Der Wind will jedoch nicht so recht und so geben wir uns auch mit der türkisen Farbe des Sees zufrieden.
    Nun erfreuen wir uns an einem heissen Bad in der Thermalquelle eines Vulkans. Einfach herrlich! Nach 20 Minuten müssen wir wieder raus, wegen den vielen Mineralien. Und schon hat uns die Köchin Saida wieder ein leckeres Menü vorbereitet. Zum Glück sitzen wir drinnen, als es plötzlich mit voller Ladung zu hageln beginnt! Innert kürzester Zeit verfärbt sich die Landschaft weiss. Als sich die Lage etwas bessert, fahren wir weiter. Nun liegt sogar ein wenig Schnee auf der Strecke, unglaublich. Wir fahren durch die Steinwüste Dali (desierto de dali), die ihren Namen vom Spanischen Maler Salvador Dali erhalten hat, da dieser einige Gemälde mit solcher Landschaften gemalt hat. Nur haben sie bei der Namensbenennung wohl nicht bedacht, dass in der Regenzeit tiefe Wolken und schneebedeckte Vulkane nicht viel mit farbigen Landschaften zu tun haben.
    Als nächstes folgt das heutige Highlight, die Geysire auf knapp 5000 Meter! Ein etwa zwei Kilometer grosses Geothermalgebiet, wo immer wieder Wasser aus dem Boden in die Höhe schiesst. Der Grund dafür ist Hitze im Erdboden. Geysire befinden sich in der Nähe von Vulkangebieten. Wenn Wasser im Erdboden auf heiße Steine trifft, wird es erhitzt. Als heißes Wasser und Dampf braucht es plötzlich mehr Platz und sucht einen Ausweg. Wegen dieses Drucks schießt es durch ein Loch im Boden nach oben wie eine Fontäne. Normalerweise sieht man die Fontänen am morgen am besten wegen der kalten Luft. Da es aber gerade wieder leicht hagelt und kalt ist, sind wir dem schlechtem Wetter zur Abwechslung mal dankbar, da wir so das Spektakel hervorragend beobachten können.
    Eigentlich sollte nun ein weiteres Highlight folgen, die Laguna Colorada (farbige Lagune) mit ihren Flamingos. Leider verdirbt uns der Regen die Sicht etwas, trotzdem überwinden wir uns, den kurzen Spaziergang zu bewältigen. Wir kommen ziemlich nahe an die Flamingos ran, was echt cool ist. Auch Lamas versüssen uns den Spaziergang.
    Total nass und ohne Autoheizung sind die weiteren zwei Stunden bis zu unserem Refugio in Villa Mar kalt und nicht gerade lässig. Immerhin haben wir im zweiten Refugio nun Licht und Strom. Wir warten eine gefühlte Ewigkeit, bis wir endlich essen erhalten und sind froh, uns nachher endlich unter der warmen Decke aufwärmen zu können.
    Tag 3 begrüsst uns zum Glück wieder mit Sonnenschein. Wir besichtigen den WM Pokal und das Lama, beides sind Steinformationen inmitten im Nirgendwo.
    Bei der Laguna Negra (schwarze Lagune), inmitten eines Steintals, kommt der Affe aus Dani raus. Er klettert hoch oben über die Steinwand und erfreut sich ab den vielen Viscachas. Das sind Hasengrosse Tiere, die Beine haben wie Käguruhs, einen Schwanz wie Eichhörnchen und Ohren wie der Hase.
    Hier sind wir ebenfalls auf den Spuren von Quinoa! Die Naturgegebenheiten scheinen optimal zu sein, dass dieser Superfood hier gut wächst. Auf der langen Fahrt erzählt uns Hernan ein bisschen aus seinem Leben. Er ist in sehr armen Verhältnissen aufgewachsen. Es gab eine Mahlzeit pro Tag und zwar immer die selbe. Er hat mit 14 angefangen zu arbeiten und später zog es ihn in die Mienen, bis sein Rücken kaputt war und er eine Alternative brauchte. Durch den guten Lohn in den Mienen konnte er sich diesen Jeep leisten, wo er nun damit im Tourismus Touren anbieten kann. Heute ist er 35 Jahre und hat ein Kind. Auch unsere Köchin Saida hat ein Kind. Leicht verlegen kommt zur Sprache, dass es dasselbe Kind ist und die beiden ein Paar sind, wie süss!:-)

    Langsam nähern wir uns der Salzpfanne. Aber zuerst beziehen wir noch unser letztes Refugio in Colchani. Wir sind begeistert, es ist ein Salzhostel! Boden, Betten, Wände, Tische, Stühle... alles ist aus Salz, was auch der unvermeidbare Schleck mit der Zunge bestätigt. Da wir so begeistert sind, haltet sich der Frust über nicht funktionierendes fliessendes Wasser (=kein Händewaschen, keine richtige WC Spülung...) in Grenzen. Nach einem warmen Tee und frisch gepoppten Popkorns begeben wir uns zur Küste des Salars, um von dort aus den Sonnenuntergang zu bestaunen, wie hunderte weitere Touristen ebenfalls. Die Stimmung ist hinreissend, die sinkende Sonne und die Blitze in der Ferne stehlen sich gegenseitig die Show.
    Bei unserem letzten Abendessen in der Gruppe wird sogar Wein aufgetischt. Beim Zapfen entfernen ist Daniel etwas zu euphorisch und so landen ein paar rote Tropfen auf unseren Hosen. Aber das ist ja kein Problem hier, man nimmt eine Handvoll Salz vom Boden, reibt die Flecken ein und schon sind sie verschwunden.
    Am vierten und letzten Tag unserer Tour werden wir bereits um 4h30 geweckt. Ohne Früstück geht's los Richtung Salar. Heute ist der ganze Vormittag ihm gewidmet. Wir fahren soweit in die Salzpfanne hinein, bis wir einen guten Blick haben um den Sonnenaufgang zu geniessen. Da 10-20 Zentimeter Wasser auf der Salzschicht liegen, heisst es Schuhe ausziehen und raus. Aber brrrr nach 10 Sekunden fühlen wir die Zehen kaum mehr und suchen wieder Unterschlupf im Auto. Kurz bevor uns die Sonne zuzwinkert, wagt es Dani nochmals raus, klettert auf das Autodach un beobachtet das ganze von oben - mit eiskalten Füsse.
    Nach dem Frühstück im Salzhotel inmitten des Salars steht das unerlässliche Fotoshooting in der Salzpfanne an. Durch den vielen Regen in den vergangenen Tagen wirkt die ganze Ebene wie ein riesengrosser Spiegel und es ist kaum zu erkennen, wo der Horizont endet und wo der Himmel beginnt. Etwa zwei Stunden geniessen wir dieses einzigartige Szenario und schiessen hunderte Fotos.
    Der Abschluss der Tour bildet der Zugfriedhof in Uyuni. Irgendwie schräg, dass bei all den Naturhighlights der Zugfriedhof ein fester Bestandteil der Tour ist. Wir hatten das grosse Glück, dass wir wie auch bei vielen anderen Stops, fast die einzigen Touris waren, da die meisten Tourjeeps von Uyuni oder von San Pedro in Chile starten und zu anderen Zeiten unterwegs sind. So kletterte das Daniäffchen von Wagen über Wagen und geniesst es sichtlich.

    Unsere Tour endet damit, wir verabschieden uns von allen und geniessen unsere erste Dusche nach vier Tagen.

    Unser nächstes Ziel: Atacama Wüste in Chile. Wir sind guten Mutes, dass es nun endlich klappen soll!
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  • Day 103

    San Pedro de Atacama - Hallo Wüste!

    February 17, 2019 in Chile

    So ganz einfach macht es uns San Pedro auch diesesmal nicht! 14 Stunden soll die Fahrt mit dem Bus von Uyuni hierher dauern🙈 Das möchten wir uns nicht antun. So entscheiden wir uns für den etwas teureren dafür direkteren Weg und buchen zwei Plätze in einem Jeep, der Touris nach San Pedro zurückbringt, die die Uyuni Tour von dort aus machten und nun zurückfahren. Dies bedingt jedoch erneut eine Übernachtung in villa mar, dafür viel weniger Fahrzeit und Essen inklusive:-). Die Fahrt beginnt ganz gut, bis jedoch nach etwa 2 Stunden das Licht den Geist aufgibt. Es ist langsam dunkel und wir haben erst etwa die Hälfte hinter uns. Das kann ja heiter werden. Zudem regnet es auch noch. Wir sehen schwarz als der Fahrer aussteigt, die Motorhaube öffnet und sich als Mechaniker versucht. Doch wenig später ist das Problem tatsächlich gelöst und die Fahrt kann mit Licht weitergehen. Am nächsten Morgen fahren wir bereits um 4h30 los, um die Grenze zu einer guten Zeit zu erreichen, schliesslich öffnen die ein bisschen wie sie wollen. Die Fahrt ist wunderschön, die Landschaft schneeweiss und der Sonnenaufgang zwischen den weissen Bergen lädt einem zu frühmorgendlichen Tagträumen ein.
    Nachdem an der Grenze umgerechnet zwei Franken für den Ausreisestempel entrichtet wurden und die schikanierende Einreisebehörde in Chile uns reingelassen haben, kommen wir wenig später endlich im lang ersehnten San Pedro der Atacama an, das Tor zur Wüste.

    Die Regenfälle in den letzten Wochen haben grossen Schaden angerichtet. Häuser sind eingestürzt, Strassen unpassierbar und 6 Menschenleben fielen dem Unwetter zum Opfer. Aus diesem Grund sind bei unserer Ankunft erst zwei Touren offen, doch fast täglich öffnen weitere und so können wir doch noch aus dem vollen schöpfen. Zudem meint es die Sonne mehr als gut mit uns und wir haben Top Wetter mit 20-35 Grad, kaum Wolken und keinem einzigen Regentropfen.
    Die Hauptstrasse in diesem Wüstendorf ist voller Agenturen, die alle etwa die gleichen Touren im Angebot haben. Wir haben uns auf folgende begeben:

    *Geysires El Tatio*
    Die drittbekanntesten Geysire der Welt befinden sich 90 Kilometer von San Pedro entfernt. Nichts für Langschläfer! Morgens um 5 beginnt die Tour, da der Dampf der Fontänen frühmorgens am besten zu sehen ist. Eindrücklich, wie sie überall in die Höhe ragen. Minus 2 Grad kalt sei es. Zum Glück bin ich für die kalten Temperaturen ausgerüstet und ziehe fast alle warmen Kleider an, die ich habe. Nun gibt es hier ebenfalls warmes Thermalwasser. Zäck zäck und Dani ist im Wasser. Bei mir braucht es ein bisschen mehr Überwindung, alle meine Schichten auszuziehen. Aber man kommt wohl nie wieder hierher also möchte man sich ja nichts entgehen lassen. Als ich schon halbwegs umgezogen war ruft mir Dani zu, dass es vielleicht ein bisschen kalt sei für mich. Ja toll! Janu jetzt gibt es kein Rückzieher mehr, nichts wie rein. Und tatsächlich, wie ein heisses Bad, dass schon seit zwei Stunden ausgekühlt ist. Immer wieder kommen sehr heisse Quellen, die wir zu ergattern versuchen doch lang halten es wir hier drin nicht aus. Anschliessend besuchen wir ein ausgestorbenes Städtchen, wo man einen Lama Spiess degustieren kann.

    *Tour astronomico*
    Endlich stehen die Sterne wortwörtlich gut am Himmel für eine Sterneguck-Tour. Schon lange habe ich darauf gewartet und dass es genau am 14. Februar so weit ist, ist doch umso romantischer.
    Die Tour war nun drei Wochen nicht im Angebot, wegen zu vielen Wolken und seit gestern nun wieder möglich. Um 22h45 fahren wir für etwa 15 Minuten raus aus dem Städtchen bis wir einen dunkeln Ort finden. Bereits fünf Teleskope sind aufgebaut für unsere Gruppe, bestehend aus etwa 20 Tourteilnehmer. Doch nun geht es nur noch abwärts. Der etwa 40 minütige eintönige Monolog über die Sterne erinnert an eine langweilige Schulstunde wo man sich konzentrieren muss, nicht einzuschlafen. Durch die Blicke durch das Teleskop sind die Sterne immer noch nur Punkte, nur etwas Grössere. Planeten sind keine zu sehen, da der Mond zu hell leuchtet und auch ein Foto mit den Sternen (was eigentlich bei all diesen Touren inklusive ist) ist deshalb sinnlos. Einzig der Mond durch das Teleskop anzuschauen ist cool, da man die Oberfläche zu Gesicht bekommt. Zum Glück bleibt diese Tour aber die einzige Enttäuschung währen unseres Aufenthalts.

    *Valle de la Luna / Mondtal*
    Es gibt verschiedene Theorien, wie das Mondtal zu seinem Namen kam. Meine bevorzugte ist, dass es hier etwas aussieht wie auf dem Mond. Durch die Regenfälle in den letzten Wochen hat sich Salz an der Oberfläche festgesetzt, was das ganze umso atemberaubender macht.

    *Laguna Cejar*
    San pedro meinte es gut mit uns in den letzten Tagen. Noch auf der valle de la luna Tour erfahren wir, dass die Laguna cejar nun ebenfalls wieder offen ist. Da das nette münchner Pärchen, das wir auf der valle de la luna Tour getroffen haben, die Tour auch gebucht hat, sprinten wir sofort ins Büro und erledigen die Formalitäten für die Tour am nächsten Nachmittag.
    Der erste Stopp mit Badespass in der besagten Lagune war die Tour schon wert. Baden wie im toten Meer mit 40% Salzgehalt, fast menschenleer und mit einem wunderschönen Andenpanorama. Ein Traum. Nach 30min müssen wir, wegen den vielen Mineralien im Wasser, wieder raus und duschen. Weiter geht es mit einer Lagune in der sich Mikroorganismen, die für unsere Ozonschicht verantwortlich sind, befinden. Nach einer Disskussion über die Entstehung des Menschen und nicht wirklich interessanter Umgebung gibt es Zvieri. Pisco Sour für die Meisten, für mich (Dani) Wein und Snacks. Eine zweite Weinflasche wird geöffnet die wir nun zu fünft trinken. Im angetrunkenen Zustand geht es weiter zu den Ojos del Mar (Meeresaugen). Zwei kreisförmige Löcher voll mit Wasser mitten in der Wüste. Mit einem Kopfsprung geht das etwas kühlere Badevergnügen weiter. Die jolenden Brasilianer in unserer Gruppe sind nun ein wenig abgekühlt und so endet die Tour mit einem Grinsen im Gesicht.

    *Sandboarden im valle de la muerte*
    Noch bevor die Tour beginnt, wird uns eine Überraschung angekündet! Da die Strasse im Todestal drin noch nicht wieder komplett offen ist, erwartet uns einen Kilometer Fussmarsch hin und zurück zu den Dünen. Klingt easy aber mit Snowboard (ja die Bretter sind die gleichen wie im Schnee), Snowboardschuhen, Helm, Rucksack ist das doch wieder einmal eine eher sportliche Abwechslung.
    An den Dünen angekommen wird ein Sessel- oder Bügellift schmerzlich vermisst, so geht es die
    140m jedesmal zu Fuss hoch. Doch die atemberaubende Landschaft und die Fahrt herunter entschädigen - es ist absolut geil! Die unerfahrenen in unserer Gruppe halten zuerst Unterricht, Dani, ich und noch drei weitere geübte Snowboarder können gleich loslegen. Mir gelingen sogar Kurven, Dani rast steckengerade runter wie ein Profi. Ein Heidenspass. Nach etwa 7 mal rauf und runter gehen dir Kräfte langsam aus und wir machen uns ready für den Fussmarsch zurück.
    Da es nicht sehr weit ist zurück ins Dorf, spazieren Dani und ich zurück. Nur finden wir die Brücke über den Fluss nicht, vermutlich hat sie der Regen zerstört. So heisst es Schuhe aus und hoffen, dass es nicht zu tief ist:-)

    *Mueso del Meteorito*
    Hier in der Wüste wurden schon einige Meteoriten gefunden. Nicht dass hier mehr geben würde als sonst irgendwo aber sie sind halt einfacher zu finden. Wie unterscheidet man nun einen Meteorit von einem Erdstein? Am besten hilft ein Magnet weiter, denn die meisten Meteoriten sind magnetisch. Natürlich gibt es auch Ausnahmen aber das wäre nun zu komplex.
    Cool ist, dass wir mehrere echte Meteoriten anfassen dürfen.

    Somit verabschieden wir uns von der Wüste und von Chile und fahren diesmal mit dem Bus zurück nach Uyuni, Bolivien. Unsere zwei Fahrer stecken wir in die Kategorie "Spassdis". Die Wartezeit beim Grenzübergang wird mit einem Bier überbrückt, ob das wohl der Grund ist, dass der Bus abfährt bevor alle Gäste wieder drin sind? Ein aufmerksamer Passagier weist die Fahrer daraufhin, dass wohl noch zwei fehlen. Aus den zwei wurden dann etwa 10 und zum Glück kommen wir heil in Uyuni an - diesmal ein Zwischenstopp - um am nächsten Morgen nach Potosi zu gelangen, die Statt mit dem reichen Berg.
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  • Day 103

    Chile - unglaublich...lang..und schmal

    February 17, 2019 in Chile ⋅ ☀️ 18 °C

    Insgesamt haben wir wohl etwa 3 Wochen in Chile verbracht. Was mich fasziniert ist der Umriss dieses Landes und die Vielseitigkeit! Es zieht sich über 4000 km in die Länge und ist im Schnitt 180 km breit. Das Land ist auf alle Seiten abgeschirmt vom Rest der Welt - im Norden die Wüste, im Osten die Anden Bergkette, im Süden und im Westen das Meer. Dies erklärt vielleicht die mühsamen Grenzübergänge, man möchte keine neuen Krankehiten, Bakterien, Insekten etc ins Land bringen. Chile hat keine besondere Küche auch wenn wir oft lecker gegessen haben. Burger, Pommes, Pizza und Pasta stand oft auf der Menükarte. Die Chilenen sind ein freundliches Volk und es geht ihnen verhältnismässig gut. Wir haben auch immer wieder Einheimische getroffen, die ihr eigenes Land bereisen.
    Ihr spanisch ist nicht immer ganz einfach zu verstehen. Sie verschlingen die Wörter und verwenden teils eigene Ausdrücke.
    Fussball gehört zu Chile wie die Strassenhunde. Sie gehören niemandem und allen. Teils haben sie sogar Hundehäuschen, die für sie aufgebaut wurden. Sie sind friedlich und begleiten einem gerne mal auf einem Spaziergang.
    Erdbeben sind für die Einheimischen kein Grund zur Unruhe. Man soll sie geniessen wenn sie kommen und erst rennen, wenn die Einheimischen rennen. Jederzeit könnte das nächste kommen und vieles zerstören aber die Devise heisst Ruhe bewahren. Aufgrund der tektonischen Platten die hier ab und zu aufeinanderstossen bebt die Erde nicht selten. Sogar ein Drink wird Terremoto (Erdbeben) benannt. Er ist so süss, dass man den Alkohol kaum merkt. Trinkt man genügend davon und steht auf, hat man das Gefühl die Erde bebt.
    Die Wüste, die Bergen, die Vulkane und die Stadt der Grafitis werden uns noch lange in toller Erinnerung bleiben. Chile ist auf jedenfall ein cooles Reiseland, wo es vieles zu entdecken gibt! Adios Chile.
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  • Day 106

    Potosi - Der Berg der Menschen frisst

    February 20, 2019 in Bolivia ⋅ ⛅ 12 °C

    Die Diskussion und Recherche betreffend dem Besuch der aktiven Minen im Cerro Rico (reicher Berg) findet bereits einige Wochen bzw. einige Tage vorher statt. Ist es gefährlich? Wieviel schädliche Stoffe atmen wir ein? Ist es moralisch vertretbar? Platzangst usw.? Anscheinend hat der Berg schon über 8 Millionen Menschen "gefressen". 1545 wurde er entdeckt und Potosi galt lange als die reichste Stadt Südamerikas. Heute ist sie eine der Ärmsten, irgendwie tragisch.
    Als wir in der höchsten Stadt Boliviens (4070m hoch) ankommen, lächelt uns der Berg schon von weitem an.
    Wir können ihm nicht widerstehen und entschliessen uns, die Minen zu besuchen und melden uns für die Morgentour an. Mit dem Bus fahren wir zuerst ins Depot wo wir mit Jacke, Hosen, Gummistiefel, Helm und Lampe entsprechend eingekleidet werden. Anschliessend geht es weiter in einen kleinen Laden, um Geschenke für die Mineure zu besorgen. Über Helme, Lampen, Getränke, Dynamit, Schaufeln und weiteren Arbeitsmaterialien ist hier alles zu finden, was man so braucht um in den Minen zu arbeiten. Unser Guide Oskar erzählt uns bei dieser Gelegenheit, wie das so läuft in den Minen: Der Berg gehört dem Staat und es gibt sogenannte Cooperativas wo man sich einmieten kann und dann quasi eine Mine zum Arbeiten erhält. Keinerlei Erfahrung ist notwendig und wenn wir möchten, können wir uns gleich mit Matetial eindecken (jeder Mineur muss seine eigenen Arbeitsutensilien kaufen) und in den neuen Job einsteigen. Nach reiflicher Überlegung lehnen wir jedoch dankend ab und begnügen uns noch ein bisschen länger mit dem Reiseleben.

    Nun zurück zu den Geschenken, wir erwerben jeweils eine Flasche Süssgetränk, eine Flasche Wasser und eine Stange Dynamit (ja richtiges Dynamit) mit Zündschnur und Zünder für 34 Bolivianos (4.90 Chf) alles zusammen. Zur Stärkung erhalten wir noch ein Schluck 96% Alkohol, welcher in der Mine das wohl beliebteste Getränk ist wie wir später selber noch erfahren. Prost.
    Bei der Mine angekommen, gehen wir noch schnell hinter die Steinhaufen ein Angstbisi machen und schon verabschieden wir uns vom Tageslicht für die nächsten 2 Stunden. Die einzige Lichtquelle sind unsere Stirnlampen. Wir betreten die Minen der 2. grössten Cooperativa am Cerro Rico und müssen schon das erste Mal rennen (auf ca. 4500MüM!), denn uns kommen mit 2 Tonnen Gestein gefüllte Looren entgegen (ja die Mine ist in Betriebszustand!). Im letzten Moment springen wir auf die Seite und die Looren donnern eine nach der anderen an uns vorbei. Die leeren Looren, die noch ca. 400kg. wiegen, werden auf der gleichen Schiene wieder hereingezogen und müssen, bei entgegenkommenden Looren, aus den Schienen gekippt und anschliessend wieder aufgerichtet werden. Immer wieder übergeben wir den vorbeidüsenden Mineuren mit riesigen Hamster-Cocablätter-Backen unsere mitgebrachten Geschenke. Beim Tio angekommen erklärt unser Guide (Oskar war wirklich herrvorragend und er arbeitete 24 Jahre in dieser Mine), dass die Mineure nur ausserhalb der Minen an Gott glauben, jedoch drinnen der Tio und Patchamama (Mutter Erde) verehrt werden. Der Tio ist eine teufelsähnliche Figur, ihm wird unter anderem möglichst purer Alkohol geopfert, damit er den Mineuren möglichst pure Mineralien zurückgibt. Nach einer kurzen Zeremonie geht es weiter einen extrem engen Schacht hinauf. Klettern ist angesagt und für Menschen die nur wenig mehr als wir auf den Rippen haben, wäre diese Kletterpartie nicht möglich. Oben angekommen können wir mit dem hier arbeitenden Mineur sprechen (wir können allgemein mit allen Mineuren sprechen und so viele Fotos machen wie wir möchten). Nach dem schweisstreibenden Abstieg geht es weiter den Korridor entlang. Ich merke nebenbei, dass ich bereits nach 100m die Orientierung verloren habe. Als nächstes steht uns ein Abstieg von ca. 35m bevor. Über kleine Holzbretter überqueren wir Löcher deren Tiefe wir nicht genau sehen können (und wollen). Leitern und Seile suchen wir vergeblich. Auf allen Vieren krakseln wir schweren Atems herunter. Unten angekommen dürfen wir uns an einer Silberader als Mineure versuchen. Mit Feustel und Meissel bearbeiten wir den Fels und sind nach ein paar Sekunden bereits ausser Atem. Als Andenken dürfen wir ein wenig Silbererz mitnehmen. Wir opfern und trinken noch ein 96% Alkoholfläschchen mit den Mineuren (zum Glück mit 50/50 Wasser verdünnt). Nun geht es weiter denken wir. Aber falsch gedacht. Da man von Gott 2 Hände, 2 Augen etc. erhalten hat, soll man auch 2 Alkoholfläschchen trinken. Somit geht die Trinkrunde weiter. Wir bleiben sicher 30 Minuten hier unten, die Mineure scheinen das Alkohol-Chränzli mit uns zu geniessen. Auch erfahren wie noch etwas mehr über das Leben der Mineure. Wenn sie Neulinge im Job sind, verdienen sie 30 Bolivianos (4.50 Chf) pro Tag. Nachdem sie sich schon etwas auskennen (nach 1-2 Wochen) gibt es ein Gehalt von 130 Bolivianos (knapp 20 Chf). Wir sind mittlerweile voller Staub, die Hände sind weiss. Nun ist es nicht besonders lecker, sich mit diesen Händen die Cocablätter ins Mund zu stecken. So wird zuerst über die Hände gebrünzelt, damit diese wieder "sauber" sind und erst dann erfolgt die Einnahme.
    Nachdem wir nun den Alkohol endlich fertig getrunken haben, überreichen wir hier unser Dynamit-Geschenk und widmen uns dem Aufstieg. Oben angekommen geht es in gekrümmter Haltung wieder Richtung Ausgang. Nicht jedoch ohne alle 50m auf die Seite springen zu müssen. Vor dem Ausgang treffen wir noch Mineure die den gleichen Weg wie wir machen, jedoch mit 50kg. Gestein im Rucksack. Diese Mineure sind jedoch nicht langsamer als wir! Nach den 2h in der Mine wissen wir den aufrechten Gang und die frische Luft sehr zu schätzen.
    Ist es gefährlich? Ja sicherlich. Aber unser Guide hat uns super betreut. Wieviel schädliche Stoffe atmen wir ein? Wissen wir nicht genau aber wir hoffen unser Alibi-Mund-Nasen-Tuch hat uns geschützt. Ist es moralisch vertretbar? Ja wir denken schon. Die Mineure freuen sich über die Geschenke und Gespräche. Platzangst usw.? Hatten wir zum Glück nicht und steckengeblieben oder schlimmeres sind wir auch nicht.
    Für 18'000 Menschen (darunter ca 360 Frauen) ist dieses Leben im Cerro Rico Alltag, für uns zum Glück einmalig. Wir sind nach dieser Tour total erledigt aber sind der Meinung, dass sich dieses once-in-a-lifetime Erlebnis mehr als gelohnt hat.
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  • Day 110

    Sucre - Die überraschende Hauptstadt

    February 24, 2019 in Bolivia

    Erst wenige Tage vor unserer Ankunft haben wir überraschend erfahren, dass Sucre die Hauptstadt Boliviens ist - und nicht wie gedacht La Paz. Zwar ist dort der Regierungssitz, trotzdem ist Sucre nach langem hin und her, bis zu kriegerischen Auseinandersetzungen, nun ofiziell gemäss Verfassung die Hauptstadt.
    Die Stadt überrascht durch ihre Schönheit. Weisse Häuser prägen das Stadtbild, viele gemütliche Restaurants und Kaffees versüssen den Aufenthalt. Ihren Reichtum verdankt die Stadt dem Cerro Rico von Potosi. Als der Berg den Leuten noch viel Reichtum bescherte, suchten diese einen besseren Ort um zu leben und wurden mit Sucre fündig. Es hat ein milderes Klima und ist mit ca 2500m einiges wärmer als das über 4000m hohe Potosi.
    Der Name Sucre stammt vom revolutionären Führer Antonio José de Sucre und nicht wie man denken könnte von Zucker auf französisch übersetzt
    Als Unterkunft erwartet uns ein altes Herrenhaus und wir erfreuen uns ab einem schönen Doppelzimmer mit einem schönen Innenhof. Nicht zum ersten Mal haben wir ein gewöhnungsbedürftiges Bad - die Dusche besteht aus einer Brause und einem Drehkopf, Vorhang oder einen Rand gibt es nicht - sprich der ganze Badzimmer-Boden ist pflotschnass. Dafür kann man gleichzeitig Zähne putzen oder das WC nutzen;-)
    Wir werden freudig von Helen und Felix empfangen, ein sympathisches schwedisches Paar, welches wir im Hostel in San Pedro de Atacama kennengelernt haben. Sie waren bereits in La Paz, als sie feststellten, dass sie vergessen haben Sucre zu besuchen. Immerhin nur 10 Busstunden entfernt... auf dem Weg von La Paz nach Sucre merkten sie plötzlich, dass ihre Pässe nicht mitgekommen sind, die warten noch im Hotel Safe... Zwei wirklich amüsante Zeitgenossen:-)
    Nach der ersten Nacht entdecke ich drei Stiche am Nacken - alle beieinander. Dani entdeckt drei an seinem Arm und an seiner Stirn sind 4 rote Punkte zu sehen. Alarmstufe rot - wir befürchten das Schlimmste. Sogleich informieren wir eine Mitarbeiterin über unseren Wanzen Verdacht. Wie wir später erfahren haben sie anschliessend unser ganzes Zimmer auseinander genommen und das Bett neu angezogen und so wie es scheint erfolgreich, es kommen keine weiteren dazu.
    Nebst einer "Walking" Tour, auf der wir viel Spannendes über Sucre erfahren haben, buchen wir erstmals eine Pub Crawl Tour. Bei dieser Tour geht man von Bar zu Bar, erhält überall einen anderen Drink und lernt das Nachtleben kennen. Normalerweise bestehen solche Tours aus einem Guide und x ausländischen Touristen, die sich betrinken möchten - was eigentlich nicht unser Ding ist. Das Spezielle an unserer Tour ist, dass sie zum ersten Mal überhaupt stattfindet. Die Werbung scheint nicht so gut funktioniert zu haben und so sind die beiden Schweden und wir zuerst die einzigen Teilnehmer, später kommt noch ein Spanisch-Bolivianisches Paar dazu. Aber das Tolle ist, dass 7 Einheimische dabei sind und zwar alles Guides dieser Agentur, welche die erste Pub Crawl Tour nicht verpassen möchten. So haben wir jede Menge Spass, sie alle erzählen stolz, wo sie in Ihrer Jugend illegal getrunken haben (in Bolivien ist Trinken auf der Strasse illegal) und organisieren uns jede Menge Drinks. Das Gute ist, dass die Tour bereits um 8 Uhr begonnen hat und um 12/1h fertig ist und nicht wie in anderen Städten erst um Mitternacht beginnt.
    Was nicht so Spass macht, ist dann das Aufstehen am nächsten Morgen. Zum Glück haben wir kein grosses Programm und so gibt es einen Faulenz Tag.
    Dafür sind wir am Sonntag wieder voller Tatendrang und es wartet eine tolle Überrachung auf uns - Carneval! Um 10 Uhr morgens sind die Strassenrände bereits gefüllt mit Schaulustigen, etwa 30 Minuten später beginnt die Parade, die bis am Nachmittag dauern wird. Bunte Farben, prachtvolle Kleider, stimmungsvolle Musik, lachende Gesichter - ein Gaumenschmaus für die Augen! In den Lücken der aufeinanderfolgenden Gruppen wird die Strasse zu einer Schaum-Spray-Schlacht der Kinder. Auch wir werden nicht verschont und kriegen ein paar weisse Schaumflecken.
    Nach einer guten Stunde steht unser nächster Programpunkt an - Dinosaurierspuren! Hier sollte die grösste Sammlung der Welt sein! (Völlig überflüssig) ausgerüstet mit Helmen nähern wir uns mit etwa 30 Gleichgesinnten der berühmten Wand mit den Spuren. Man sieht die Fussabdrücke gut, trotzdem haut es uns irgendwie nicht um. Faszinierend ist jedoch der Gedanke, wie unglaublich alt die sein müssen und wie sie entstanden sind und gefunden wurden, schliesslich gehen die Spuren senkrecht die Wand hinauf. Unser Guide klärt auf: Früher war dort ein See mit viel Schlamm. Durch die speziellen Mineralien wurden diese Abdrücke versteinert. Als die tektonischen Platen aufeinandergestossen sind, erhebte sich die ganze Ebene zu einem Berg. Wegen einem Erdbeben vor ca 50 Jahren hat sich eine Zementfirma dort installiert und begonnen, den Berg abzubauen für Zement. Irgendwann stiessen sie auf schlechte Mineralien für Zement und haben den Abbau gestoppt. Durch Wind und Regen wurden die Dinosaurier Spuren plötzlich sichtbar und so nahm das Ganze seinen Lauf. Purer Zufall also diese ganze Entdeckung.
    Wir runden unseren Aufenthalt in Sucre mit dem Besuch der Wasserfontäne ab. Ein wunderschönes Schauspiel zwischen Musik, Farben und Wasser begeistert unsere Sinne und lässt uns fast die Zeit vergessen.
    Wir schaffen es noch pünktlich vor 21 Uhr ans Busterminal, wo unser Bus uns über Nacht nach Cochabamba bringen wird.
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  • Day 113

    Torotoro - Nationalpark

    February 27, 2019 in Bolivia

    Stromausfall, Wasserausfall, verfärbte Wäsche, kein Wlan, Baustelle im Hostel - und trotzdem haben wir diesen Ort liebgewonnen. 4 Stunden Schotterpiste im Minibus liegt dieses 1500 Menschenseelendorf von Cochabamba, der nächstgrösseren Stadt entfernt.
    Schon die Anreise ist ein Abenteuer!
    Genau wenn wir für einmal nicht gehofft haben, das der Bus aus Sucre pünktlich ankommt, war dieser eine Stunde zu früh in Cochabamba! Man sollte das Busterminal nicht bei Dunkelheit verlassen, da die Gegend nicht sehr sicher ist. So setzen wir uns im Halbschlaf in das Café und warten zwei Stunden, bis es um 6h30 genügend hell ist, um mit dem Taxi zur Minibus "Station" zu fahren. Diese Minibusse fahren los, sobald sie mindestens 7 Personen haben. So geht die Warterei weiter und eine Stunde später geht's endlich los. Unser Fahrer scheint wohl eine Ralley Karriere hinter sich zu haben, so wie der um die Kurven cruist. Er scheint sich aber gut auszukennen und fährt, wo nötig, auch mal vorsichtig. Auf dem Weg steigen Leute aus und andere gabeln wir auf. Unterwegs machen wir noch einen kurzen Essensstopp, wo wir uns mit einer Art Gerstensuppe für 5 Bolivianos (80 Rappen) stärken. Eine Stunde später kommen wir kurz nach 12 Uhr heil in Torotoro an.
    Den Nachmittag nutzen wir, um uns von den Reisestrapazen zu erholen und die nächsten beiden Tage zu planen.
    Tag 1 machen wir mit einem südkoreanischen Pärchen und zwei Deutschen eine Tagestour zu der Ciudad de Itas und zur Höhle Umajalanta. Da der Guide nur spanisch kann und alle unsere Gruppengenossen diese Sprache nicht beherrschen, dürfen Dani und ich Dolmetscher spielen. Ja, Dani versteht inzwischen bereits soviel, dass er sogar für andere übersetzen kann!
    Die Ciudad (Stadt) de Itas besteht aus einem "Gerichtssaal", einer "Gospelkirche" und einem "Theater". Wer jetzt meint es handelt sich um eine richtige Stadt, täuscht sich. Dies sind alles natürliche Felsformationen, die mit etwas Kreativität eben diesen "Lokalitäten" ähnlich sehen. Hier wohnt auch niemand, früher wurde dieser Ort lediglich von Dieben gebraucht, die ihre geklauten Kühe hier versteckten. Der rund 2.5 stündige Rundweg über Stock und Stein macht Spass und lässt uns immer wieder das schöne Umland beobachten, nur leider etwas bewölkt.
    Am Nachmittag geht's in die Tropfsteinhöhle. Ich habe mit ein paar Fotostops und ein paar Erklärungen gerechnet doch meine Erwartungen wurden übertroffen. 2 Stunden brauchen wir, um den 600 Meter-Rundweg zu bewältigen. Wir klettern an Seilen die Höhle rauf und runter, quetschen uns liegend durch unglaubglich enge Gänge (ein paar Kilos mehr und wir wären definitiv stecken geblieben - ich und der Rest der Gruppe auf jedenfall; für Äffchen Dani war das easy..), laufen mal gebückt und mal geht es kriecherisch vorwärts. Anstrengend für Arme und Beine, einmal von oben bis unten braun vor Dreck aber richtig abenteuerlich.
    Am Abend freuen wir uns auf eine fantastische Dusche - das Wasser ist heiss und der Strahl fantastisch - ja das erlebt man in Südamerika nicht jeden Tag und ist ein Grund zur besonderen Freude.
    Auf die Regendusche nach dem Nachtessen könnten wir jedoch gut verzichten. Auch wenn es nur ca 200 Meter vom Restaurant zurück zum Hostel sind, genügt das, um auf halbem Weg die Regenmemge zu ver-x-fachen und uns pflotschnass zu machen. Auch die Elekrizität hält dem Unwetter nicht stand und so ist es wenig später vorbei mit Strom. Gute Nacht.
    Am Tag 2 besuchen wir Dinosaurierspuren, den Canyon und den Wasserfall El Vergel. Wegen dem starken Regenfall am Vortag können wir den Wasserfall leider nur von weitem betrachten, da der Weg dorthin drei Mal den Fluss überquert und das unter diesen Konditionen nicht möglich ist. Trotzdem eine schöne gemütliche Wanderung der ganze Ausflug. Heute gibt's leider keine Dusche, da es im ganzen Dorf kein Wasser hat. Auch die Menuauswahl im Restaurant ist dementsprechend sehr eingeschränkt, immerhin gibts noch Pizza.
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