India 2016

February - May 2016
A 85-day adventure by Sebastian Read more
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  • Day 20

    Khuri (14.03.)

    March 14, 2016 in India ⋅ ❄️ 0 °C

    Von Jaisalmer aus haben wir einen Ausflug für eine Nacht nach Khuri gemacht. Von hier aus starten eine Menge Kamelsafaris, die ein paar Stunden aber auch mehrere Tage dauern können. Wir haben uns für einen dreistündigen Ritt in den Sonnenuntergang entschieden, auf dem wir mit den Führern und Tieren alleine waren, und waren sehr zufrieden :-)
    Kaum hier angekommen ging es direkt auf die Kamele und der erste Eindruck war: Oh Mann, das ist ganz schön hoch! Da die Führer die Sättel aber gut verzurrt hatten, fühlte man sich - auch beim sehr wackeligen Aufstehen des Tieres - sehr sicher.
    Wir schlenderten gemütlich zu den Sanddünen und nutzten die erste Pause für ein paar Bilder im Sand. Danach gings weiter zu einer großen Düne, von der aus man einen tollen Blick auf den Sonnenuntergang über der Wüste hat (ob das wirklich Wüste ist oder nur der Übergang zwischen Wüste und Steppe, kann ja ein Geologe mal aufklären. Julian? :-D).

    Zurück im Resorts gab es noch eine Darbietung einer lokalen Musikertruppe, die zwar schön war, die wir aber nicht gebraucht hätten. Sie haben uns zwar ihre Bräuche und Kunst näher gebracht, es ist jedoch stellenweise irgendwie ein beklemmendes Gefühl, wenn so etwas extra für einen arrangiert wird.
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  • Day 21

    Jaisalmer (15.03.)

    March 15, 2016 in India ⋅ ❄️ 0 °C

    Wie man auf manchen Bildern erahnen kann, hatte ich bis heute einen Haarschnitt dringend nötig. Aus verschiedenen Quellen erfuhr ich, dass Einheimische für 40 Rupien zu Frisör gehen, von Touristen jedoch bis zu 500 verlangt werden. Mit diesen Zahlen im Kopf gingen wir in einen "Frisörsalon", also einen ungefähr drei Quadratmeter großen, zur Straße hin offenen Laden. Zunächst verlangte der Besitzer 200 Rupien. Wir beharrten aber auf 50 und schlugen schließlich bei 70 ein. Während er Rasiermesser und Schere schwang, musste ich mehrere Versuche abwehren, mir noch eine Kopfmassage oder eine Rasur zu verkaufen. Am Ende bin ich sehr zufrieden, der Nacken ist etwas gerade geraten aber ansonsten kann ich diesen indischen Frisör jedenfalls empfehlen.

    Nachdem wir den Tag heute im Restaurant auf dem Dach des Hotels mit spektakulärem Blick aufs Fort haben ausklingen ließen, geht es morgen nach Jodhpur, der "blauen Stadt".

    Die Bilder von Bikaner hab ich ergänzt.

    Bild 1: Blick vom Restaurant aus aufs Fort (Panorama zusammengesetzt aus vier Bildern mit Photo Mate R3. Damit machen wir unterwegs die ganze Bildbearbeitung und bisher kann die App alles, richtig gut!)
    Bild 2: Auswahl von Stoffen in einem kleinen Schneiderladen, die meisten sind Patchwork und/oder mit unzähligen kleinen Spiegeln versehen.
    Bild 3: Blick auf Jaisalmer vom Fort aus, typisches Sandsteingebäude vorne
    Bild 4: Das Fort aus der Ferne
    Bild 5: Gasse im Fort
    Bild 6: Neuer Haarschnitt :-)
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  • Day 23

    Jodhpur (16.03. - 17.03.)

    March 17, 2016 in India ⋅ 🌧 16 °C

    Nach Jaisalmer sind wir eine Nacht in Jodhpur, der "blauen Stadt", geblieben. Die Stadt wird so genannt, weil viele Häuser der Altstadt mit Indigo angestrichen sind.
    Auch hier gibt es ein Fort, das aber noch beeindruckender ist als das von Jaisalmer. Es liegt ebenfalls auf einem Berg und wurde in über 500 Jahren kein einziges Mal gewaltsam erobert.

    Gestern machten wir nach der Ankunft nur noch einen kleinen Ausflug zu Fuß. Die Stadt rund um den Glockenturm ist - wie die meisten - voll von Krimskrams-Ständen, Tuktuks und herumwuselnden Menschen. Wir hatten einen kleinen Laden empfohlen bekommen, in dem es "die besten Lassis der Stadt" geben soll. Lassi ist das typisch indische Joghurtgetränk, das man mit Mango, Banane, gesalzen und in vielen weiteren Variationen bekommt. Hier gab es nur den Makhaniya Lassi, der mit Cashewkernen zubereitet wird. Der Ablauf im Laden wirkte so gar nicht indisch: Man kauft vorne eine Marke pro Lassi, geht hinein und setzt sich. Dort kommt nach kurzer Zeit ein Mann mit 10 Gläsern, sammelt Marken ein und verteilt Getränke. Fast wie in einem deutschen Festzelt.

    Heute sind wir hoch zum Fort gefahren und haben die etwas mehr als zweistündige Audiotour gemacht. Über das Fort gibt es viel Geschichtliches, aber auch viele interessante Anekdoten zu erzählen. Besonders beeindruckt jedoch die Architektur und der Ausblick auf die Stadt.

    Bild 1: Ausblick vom Mehrangarh Fort
    Bild 2: Ausblick aufs Fort (aufmerksame Cineasten werden es aus 'The Dark Knight Rises' kennen)
    Bild 3: Der Glockenturm in der Stadt
    Bild 4: Streifenhörnchen!
    Bild 5: Prachtvoller Saal im Fort
    Bild 6: Fenster zu Innenhöfen des Forts, die von außen aus undurchsichtig sind, von drinnen können aber die - von den Männern streng getrennten - Frauen das Geschehen draußen beobachten
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  • Day 23

    Ranakpur (17.03.)

    March 17, 2016 in India ⋅ 🌧 7 °C

    Auf dem Weg von Jodhpur nach Udaipur machten wir für ein paar Stunden halt in Ranakpur, denn hier steht der wohl größte Tempel des Jainismus, einer Religion mit ein paar Millionen Anhängern weltweit, deren Anhänger durch die Befolgung von fünf Prinzipien (Gewaltlosigkeit, Wahrheit, nicht stehlen, Zölibat und Lösung vom Besitz) Nirwana erreichen wollen. Ghandis Mutter war zum Beispiel eine Jaina und hat ihren Sohn mit ihrem Streben nach Gewaltlosigkeit natürlich beeinflusst.
    Die Tempelanlage ist riesig und wunderschön. Alles basiert auf Symmetrie und doch sind keine der 1444 verzierten Marmorsäulen gleich. Ab und zu roch es ein wenig nach Füßen, da man die Schuhe draußen lassen muss (eine von vielen Regeln, die die Unbeflecktheit des Tempels erhalten sollen. So dürfen auch zum Beispiel keine Frauen in den Tempel, die gerade ihre Tage haben.), aber meistens lag nur ein leichter Weihrauch- oder Jasminduft in der Luft.

    Jetzt sind wir in Udaipur und haben dort ein Amazonpäckchen entgegen genommen, dass wir vor zwei Tagen von Jaisalmer aus bestellt haben. Erstaunlich, dass die selbst in Indien so flott sind. Es enthält ein 18-270mm Objektiv, denn uns nervt unser 35mm Objektiv, weil es einen zu kleinen Öffnungswinkel hat. Von größeren Gebäuden muss man also immer mehrere Bilder machen und die nachher zusammensetzen, wenn das überhaupt möglich ist. Zusätzlich mussten wir, wenn wir mal etwas weiter entferntes fotografieren wollten, immer aufs Zoomobjektiv wechseln, was auf die Dauer mühsam ist. Das ist beides mit dem neuen Objektiv behoben :-)

    Bild 1: Tempel von außen
    Bild 2: Ooooommmmmmm
    Bild 3: Verzierte Marmorsäulen
    Bild 4: Verzierte Decke
    Bild 5: Rayan-Baum, unter dem einer der Gründer der Religion zum ersten Mal gepredigt hat
    Bild 6: Phanti!
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  • Day 24

    Udaipur, erster Teil (17.03. - 18.03.)

    March 18, 2016 in India ⋅ ⛅ 4 °C

    Wir sind gestern in Udaipur angekommen und haben uns entschieden, hier für drei Nächte zu bleiben, weil es bisher die schönste Stadt ist. Sie liegt um einen See herum, den Pichola Lake, und macht alleine deswegen schon einen viel ruhigeren Eindruck als andere Orte. Unser Hotel befindet sich am nördlichen Ausläufer des Sees und vom Restaurant auf dem Dach aus bietet sich einem ein prächtiger Rundumblick.
    Heute brauchten wir von den ganzen geschichtsträchtigen Forts und Tempeln mal eine Abwechslung. Wir wollten mal wieder mehr Leute als Land kennenlernen. Daher haben wir nach einer Bootsfahrt auf dem See einen Kochkurs für nachmittags gebucht und es war eine unserer besten Erfahrungen in Indien bislang!
    Im Vorfeld klärten wir mit Harinder, der Gastgeberin, ab, was zubereitet werden soll: Wie man Naan, eines der klassischen indischen Brote, und den typischen Masala Chai zubereitet, wollten wir genauso lernen wie das Rezept unseres indischen Lieblingsgerichts, Matar (manchmal auch "Mutter") Paneer, was übersetzt so viel wie "Erbsen mit Käse" heißt.
    Der Kochkurs fand nicht in einer riesigen Küche mit Platz für 15 Teilnehmer statt, sondern in der Kochnische einer vierköpfigen super netten Familie. Wir haben alle vier kennengelernt und uns sofort sehr wohl und willkommen gefühlt. Der jüngere Sohn ist ein echter Weltenbummler, spricht akzentfreies Englisch und wegen mehrerer Aufenthalte in Deutschland sogar deutsch und hat eine Firma in New York, die die Ideen junger Start-Ups an Forscher und Förderer und somit die Öffentlichkeit bringt. Der Vater der Familie, ein gläubiger Sikh, hat sich nach dem Umzug nach Udaipur darauf spezialisiert Hände und Fingerabdrücke zu lesen und interpretieren. Das halte ich zwar für Hokus Pokus, aber er glaubt dran und es läuft mindestens so gut wie die Kochkurse seiner Frau.
    Als erstes Gericht kam ein Appetizer dran: Pakora oder Fritters genannt. Das sind dünne Kartoffelscheiben, Zwiebelringe oder ähnliches frittiert in einer Panade aus Kichererbsenmehl und natürlich leckeren Gewürzen. Das wird dann zum Beispiel zusammen mit Korianderchutney serviert. Da wir danach schon ziemlich gut satt waren, unterhielten wir uns mit Harinder eineinhalb Stunden über Gott und die Welt und man hatte das Gefühl, mit einer guten Freundin zu reden.
    Danach gings dann weiter mit dem Chai und den Hauptgerichten. Neben dem obligatorischen Reis, dem Naan und dem Paneer bereiteten wir auch ein Dal (heißt einfach nur "Linsen", bezeichnet aber eine ganze Gruppe von Linsencurrys unterschiedlichster Geschmacksrichtungen) und eine Art Pudding mit allerlei Früchten (Trauben, Äpfel, Bananen, Granatapfelkerne...) zu.
    Nach sechs Stunden waren wir pappsatt und glücklich. Wenn jemand von euch mal nach Udaipur kommt, macht unbedingt einen Kochkurs bei Harinder (google: "enjoy udaipur tripadvisor)!

    Bild 1: Die Familienoberhäupter und ich in der Küche
    Bild 2: Lisa beim Backen des Naan
    Bild 3: Sonnenuntergang am ersten Abend vom Restaurant auf dem Dach des Hotels aus
    Bild 4: Panorama beim Frühstück
    Bild 5: Gasse in Udaipur
    Bild 6: Fantis!
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  • Day 26

    Udaipur, zweiter Teil (19.03. - 20.03.)

    March 20, 2016 in India ⋅ ☀️ 28 °C

    Gestern war der zweite volle Tag in Udaipur und wir haben uns wieder dem Sightseeing verweigert! Stattdessen ging es schon um halb neun mit der Rikscha in ein nahe gelegenes Dorf. Dort befindet sich die Einrichtung Animal Aid Unlimited, die von den Amerikanern Erika und Jim und deren Tochter Claire 2002 gegründet wurde. 50 Angestellte, darunter zwei Tierärzte und beliebig viele Freiwillige wie wir kümmern sich dort um die Probleme aller Tiere, die aus Udaipur gemeldet werden. Es gibt sogar einen Rettungsdienst, der von einer verletzten Taube bis zur Kuh Tiere aller Größen abholt. Derzeit befinden sich dort unter anderem rund 150 Hunde, 40 Rinder und waise Kälber, 10 Esel, Ziegen, Schweine, Katzen und vieles mehr.
    Der Zweck der Einrichtung ist nicht die Verwahrung der Tiere wie in einem Tierheim. Viel mehr geht es darum, verletzte Tiere zu heilen und so schnell wie möglich wieder freizulassen. Die Hunde dort sind zum Beispiel fast ausnahmslos Straßenhunde, ihr Revier ist die Stadt und dahin wollen sie auch wieder zurück. In der Einrichtung landen sie, weil sie beispielsweise Wunden von Kämpfen haben oder sie angefahren wurden. Besonders beeindruckend ist die Therapie der nach einem Unfall behinderten Hunde im sogenannten "Handicapped Heaven" (sic!), wo rund 80 Hunde sind, die alle mindestens die Hinterbeine gelähmt haben. Auf den ersten Blick sieht es ziemlich traurig aus, wenn sich ein Haufen Hunde nur mit den Vorderbeinen auf dich zu schleppt und den Rest hinterher schleift. Durch die Arbeit der Angestellten und Freiwilligen, die die meiste Zeit bei den behinderten Hunden verbringen, wird ihnen jedoch geholfen. Die Hunde werden gestreichelt und ihnen wird somit die für die Genesung sehr wichtige Zuneigung gegeben und die geschädigten Hinterbeine werden massiert und bewegt, um die Muskeln zu stärken. Nachmittags wird jeder Hund für einige Minuten - immer bewacht von einem eigenen Helfer - ins Schwimmbecken gelassen. Beim Schwimmen können sie am besten trainieren und machen die größten Fortschritte bei der Heilung.
    Apropos Heilung. Fast alle Tiere werden nach ein oder zwei Wochen und nachdem sie geimpft und sterilisiert wurden, wieder aus der Einrichtung entlassen.
    Es gibt aber natürlich auch Härtefälle. Kühe zum Beispiel, die aufgrund der unfassbaren Mengen an Müll in den Städten bis zu 50 Kilo Plastik in ihren Mägen haben. Da eine Operation in den meisten Fällen zu riskant ist, bleiben sie, bis sie sterben. Einschläfern darf man sie per Gesetz nicht. Sind ja heilig. Dass sie Plastik fressen und elendig krepieren, weil die Mägen verstopft sind, ist aber okay. Das macht nichts.

    Umso wichtiger ist die Arbeit, die von Animal Aid verrichtet wird. Vor fünfzehn Jahren hat sich niemand um kranke Straßenhunde oder Esel, die unter den Lasten, die sie schleppen müssen, fast zerbrechen, gekümmert. Heutzutage gehen pro Jahr rund 1500 Anrufe ein und den Tieren kann geholfen werden.
    Beeindruckend fanden wir auch die Geschichte von Richard aus Seattle. Er ist 65 und hat über Facebook von Animal Aid erfahren. Weil ihn das so begeistert hat, hat er zum Beginn seiner Rente fast alles verkauft, hat seine Sachen gepackt und wohnt jetzt in einer kleinen Hütte nahe der Einrichtung. Das ist doch mal eine tolle Art, seinen Lebensabend zu verbringen :)

    Wir waren nach sieben Stunden sehr froh, dass uns der Reiseführer auf Animal Aid aufmerksam gemacht hat und würden uns wünschen, wir hätten noch mehr Zeit an diesem wundervollen Ort verbringen können.

    Abends haben wir spontan beschlossen, einen Yoga-Kurs zu besuchen. Ich hatte noch nie Yoga gemacht, wollte es aber immer mal ausprobieren. Es hat uns so gut gefallen, dass wir heute morgen vorm Frühstück direkt nochmal hin sind :)

    Bild 1: Lisa und Suraj beim Füttern des Kalbs, dessen Mutter bei der Geburt vor einer Woche gestorben ist
    Bild 2: Man glaubt nicht, wie viel Kraft die jungen Kälber schon haben! Und wie weh es tut, wenn sie einem auf den Fuß trampeln... Jedes Kalb bekommt eine genau abgezählte Anzahl an Flaschen
    Bild 3: ESEL!
    Bild 4: Gelände mit Kühen, Eseln und Ziegen
    Bild 5: Suraj im Therapiebecken
    Bild 6: Fürs Schwimmen reichen auch die Vorderbeine :)
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  • Day 27

    Chittaurgarh und Bundi (20.03. - 21.03.)

    March 21, 2016 in India ⋅ ⛅ 35 °C

    Von Udaipur aus ging es zunächst nach Chittaurgarh, wo es ein fünf Kilometer langes Fort auf einem Berg zu besichtigen gibt. Da es in der Sonne jedoch schon fast 40 Grad waren, sind wir dort nicht lange geblieben und weiter gefahren.

    Und zwar nach Bundi, das keine schöne Stadt ist. Die beiden Hauptattraktionen sind ein Stufenbrunnen und - natürlich - Fort und Palast auf dem Berg. Wir sind gestern Nachmittag bei einer riesen Hitze angekommen und wollten dann Richtung Stadt und uns den Stufenbrunnen anschauen. Der Reiseführer gab an, dass er Raniji ki Baori heißt und südlich eines kleinen Parks liegt. Google Maps fand unter dem Stichwort leider nichts, die sonst immer prima funktionierende GPS-Methode fiel also raus. Nach zwanzig Minuten Spaziergang durch die dreckigen Gassen der Stadt fanden wir auf Anhieb den "Park", der sich als Flecken sandiger Erde mit ein paar kaputten Spielgeräten für Kinder entpuppte. Durch die Beschreibung im Reiseführer fanden wir auch ein paar Minuten später den Stufenbrunnen, der aber leider schon geschlossen war. Schade.
    Heute Morgen stand dann eigentlich nur das Fort auf dem Programm. Wir fragten unseren Fahrer, Dil, aber, ob er uns nochmal in die Stadt fahren konnte, um den Brunnen zu sehen. Gesagt, getan. Dem Mann, der die Tickets für zusammen 400 Rupien verkauft (was verdammt viel ist), drückten wir einen 500er in die Hand. Das Wechselgeld, sagte er, würden wir erhalten, wenn wir gingen, er hätte es gerade nicht da und müsste es erst holen. Nix gibt's. Wir sagten ihm, dann würden wir lieber drauf warten und es bekommen, bevor wir rein gehen. "No problem, no problem" sagte er und betonte noch einmal, dass wir es beim Verlassen des Brunnens bekämen. Wir bestanden trotzdem drauf und nach ein paar weiteren Versuchen, uns hinzuhalten, hatte er die 100 Rupien plötzlich doch dabei.
    Von diesem Erlebnis etwas angefressen entpuppte sich der Brunnen leider auch als Enttäuschung. Eine riesige Treppe führt rund 30 Meter tief in den Boden. Alles ist voll Taubenkacke und die Wände sind nicht verziert wie sonst überall. Da, wo es dann so beginnt auszusehen, wie man sich einen Stufenbrunnen vorstellt (wer z.b. The Dark Knight Rises gesehen hat, kann es sich vorstellen), steht das Wasser hoch, sodass man von den Treppen nichts sieht und man kann sich das Loch sowieso nur aus 15 Metern Entfernung anschauen.

    Da wir wahrscheinlich noch schönere Forts vor uns haben, haben wir dieses übersprungen und sind nach Pushkar aufgebrochen. Den Namen "Bundi" verbinden wir auch künftig lieber mit der köstlichen Süßigkeit als mit der Stadt....

    Bild 1-3: Chittaurgarh, mit Victory Tower, Ausblick und Jain-Tempel
    Bild 4: LKW nach dem Prinzip "Lieber riskieren alles fallen zu lassen als zweimal zu gehen/fahren"
    Bild 5: Ausblick auf den Palast von Bundi beim Frühstück im Hotel
    Bild 6: Der unglaubliche Stufenbrunnen
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  • Day 28

    Pushkar (21.03. - 22.03.)

    March 22, 2016 in India ⋅ ☀️ 26 °C

    Pushkar ist eine Stadt der Gegensätze. Auf der eine Seite ist sie heilig, weil der Gott Brahma hier auf magische Weise den See hat entstehen lassen. In der Stadt darf daher kein Fleisch verzehrt und kein Alkohol getrunken werden. Außerdem wird man zum Beispiel im Hotel durch Schilder angehalten, sich angemessen zu kleiden, also Schultern und Knie bedeckt.
    Auf der anderen Seite ist Pushkar eine Hippie-Stadt. Überall laufen Ausländer mit Dreads und flippigen Klamotten rum, Hosen werden gerne auch mal ziemlich knapp getragen, an jeder zweiten Straßenecke riecht es nach Gras und hier haben wir zum ersten Mal den sogenannten Special Lassi oder Bhang Lassi auf der Speisekarte gefunden. Lassi ist, wie bereits erwähnt, das leckere Joghurtgetränk. Bhang hingegen ist eine Marihuana-Zubereitung. Ein Gemisch aus beiden kann man hier also einfach so im Restaurant bestellen :)

    In die Innenstadt um den See herum dürfen keine Fahrzeuge mit vier Rädern, was das Bummeln durch die wirklich hübschen Einkaufsstraßen sehr entspannt macht. Man wird auch lange nicht so häufig von den Händlern angequatscht wie sonst wo (Dil nennt diese Typen "Hallomyfriends", weil das immer die Begrüßung ist. Und ja, in Indien sagt man "hallo", nicht "hello".) und allgemein herrscht eine sehr lockere Atmosphäre.
    Nachdem wir uns am See den Sonnenuntergang und die Performance von einigen Jongleuren u.ä. angeschaut haben, sind wir dann gestern Abend, auf Empfehlung von Dil hin, eine Pizza essen gegangen und müssen sagen, dass es manche Inder mit ihren Holzöfen echt drauf haben!
    Weil Pushkar so eine coole Stadt ist, haben wir heute entschieden, erst nachmittags nach Jaipur zu fahren und hatten so noch ein paar mehr sehr nette Stunden in der Stadt :)
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  • Day 28

    Ankunft Jaipur (22.03.)

    March 22, 2016 in India ⋅ 🌫 26 °C

    Nach Pushkar ging es heute nach Jaipur, der Hauptstadt des Bundesstaats Rajasthan. Auf dem Weg hierher sind wir so richtig mit unserem Fahrer aufgetaut und weil heute sonst nichts passiert ist, erzähl ich jetzt mal ein bisschen davon, wie das mit ihm so abläuft.
    Gefunden haben wir ihn natürlich über TripAdvisor. Wir hatten Kontakt zu mehreren, aber bei ihm klang das Paket am stimmigsten. Es gibt interessanterweise viele indische Fahrer, die eine deutsche Internetseite haben. Der Ablauf, wie sie da dran kommen, ist bei allen gleich: Fahrer fährt Touristen durch Rajasthan, deutscher Tourist sagt: "hey, ich bin zufällig Webdesigner, soll ich dir eine deutsche Homepage machen?", fertig. Dils Seite findet man unter http://dilshad-travelguide.com .
    Dil ist Mitte dreißig, (natürlich) arrangiert verheiratet, hat drei Kinder und ist seit 12 Jahren Tourguide, seit sieben Jahren hat er seine eigene Firma. Er fährt uns von Ort zu Ort und jeweils zu den Sehenswürdigkeiten und macht die Unterkünfte klar. Gerade in Rajasthan, wo man zwar viel sehen kann, die Sachen aber recht verstreut liegen (siehe Karte), wäre es ziemlich stressig für uns, auf eigene Faust und in so "kurzer" Zeit von A nach B zu reisen. Außerdem haben wir so immer einen Ansprechpartner, der uns Dinge erzählen kann, die weit über die Informationen im Reiseführer hinaus gehen und der uns auch mal an Orte bringt, die anders als im Auto nicht gut zu erreichen sind. Wie soll man ein Land außerdem besser kennenlernen, als wenn man es von einem Einheimischen gezeigt bekommt?

    Wenn man mit einem Guide fährt, hat man immer einen relativ festen Tagesablauf: Morgens nach dem Frühstück wird ausgecheckt und vielleicht noch eine Sehenswürdigkeit besucht. Danach geht es dann - während der Mittagshitze im klimatisierten Auto - weiter zur nächsten Stadt. Nach eventuellen Zwischenstopps an Orten, an denen sich eine Übernachtung nicht lohnt, kommen wir meist zwischen vier und fünf am nächsten Ort an, den wir abends dann häufig zu Fuß unsicher machen.
    Ums Essen brauchen wir uns eigentlich nicht zu kümmern: Frühstück ist immer bei den Unterkünften mit dabei, mittags haben wir maximal Hunger auf Snacks irgendwo zwischendurch und für abends bekommen wir immer sehr gute Empfehlungen von Dil. Wie zum Beispiel das Restaurant, in dem wir heute waren und in das wir ohne Tipp niemals rein gegangen wären.
    Die Fahrten sind natürlich der Hauptbestandteil seiner Arbeit und, wenn man sich erst einmal an die Gegebenheiten des indischen Straßenverkehrs gewöhnt hat, auch zum Entspannen geeignet. Von den Traktoren, die einem manchmal bei Tempo 80 auf der eigenen Spur entgegen kommen, den unzähligen Kühen, die beim Überqueren der Straße nicht aus der Ruhe zu kriegen sind, den an nur einer Hand abzählbaren Zentimetern, mit denen man überholt und überholt wird und den holprigen Straßen darf man sich halt nicht irritieren lassen. Und die Straßen sind hier in Rajasthan schon deutlich besser als in Maharashtra.
    Der Umgang mit einander ist locker. Wenn Dil sich davon überzeugen lässt, dass er unsere Privatsphäre nicht zerstört, wenn er abends mit uns isst, trinken wir mal ein Bier zusammen, auf den Fahrten flaxen wir über Gott und die Welt und die anderen Verkehrsteilnehmer. Nach nur ein paar Tagen hat er uns zur Hochzeit seiner Schwägerin nach Delhi eingeladen und wenn das zeitlich irgendwie passen sollte, wäre es natürlich grandios, daran teilzunehmen. Am Ende der Tour mit ihm, also am 27., wird er sich nicht nehmen lassen, uns zu sich nach hause einzuladen, sodass wir dann auch seine Familie kennenlernen. Da freuen wir uns natürlich sehr drauf.

    Alles in allem war es zwar verglichen mit dem Rest der Reise eine recht kostspielige aber wirklich gute Entscheidung, einen Fahrer zu buchen. Wer sich zum Beispiel über die Weihnachtsferien mal einen etwas anderen Urlaub gönnen will, der kann sich in zweieinhalb Wochen bei angenehmen 25° (von den Indern "Winter" genannt) Rajasthan anschauen :)

    Bilder: Dil mit uns beim Affentempel nahe Jaipur
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  • Day 29

    Jaipur, Elefantendorf (23.03.)

    March 23, 2016 in India ⋅ ☀️ 33 °C

    Jaipur ist dafür bekannt, dass man hier Elefanten hautnah erleben kann. Zum Beispiel bietet sich die Gelegenheit, auf einem Elefanten den steilen Anstieg zum Amber Fort hochzureiten. Man kann aber auch in ein Elefantendorf oder -reservat gehen und dort Zeit mit den Tieren verbringen.
    Morgens sind wir zum Amber Fort gefahren und schon von weitem sah man, dass die Tiere es nicht wirklich genießen können, sich und die Touristen auf ihrem Rücken die enge Straße dort hoch zu schleppen. Zwar gibt es ein Gesetz, nach dem jeder Dickhäuter diese Tortur nur dreimal täglich aufgebürdet bekommen darf, wir sind aber trotzdem lieber zu Fuß gegangen.
    Das Fort war halt ein Fort. Wir hatten keine Lust, uns von noch einem Audioguide erklären zu lassen, wann dieses hier angegriffen oder erobert wurde (diese Details vergisst man eh schnell wieder, vor allem bei der Fülle an Forts, die wir in den letzten Tagen besucht haben…) und sind dann relativ schnell wieder runter, weil’s an diesem Tag brütend heiß zu werden schien.
    Wir teilten Dil dann mit, dass wir gerne Elefanten sehen würden und er brachte uns nach einem kurzen Abstecher zu einem hübschen Tempel dann zu einem Ort, an dem 17 Elefanten gehalten und von Touristen gebucht werden können. Man hat die Möglichkeit, die Sprache zu lernen (?), zu reiten, auf ihnen zu malen (?!) und einfach nur zu füttern. Wir wollten nur reiten und füttern und vielleicht ein wenig Zeit dort verbringen. Im Nachhinein hätten wir uns das Reiten lieber gespart und werden es auch wohl nicht noch einmal machen. Man klettert über den Rüssel auf das Tier drauf und hält sich dabei an den Ohren fest. Ok, Elefantenohren sind echt groß und fest, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es angenehm ist, wenn man daran zieht, sei es auch von den Größenverhältnissen her noch so schwach. Als wir dann drauf saßen, sahen wir nicht mehr viel von unserer Elefantendame, die übrigens Laxmi hieß, und ritten einmal ums Gelände. Jedes Mal, wenn sie von den Sträuchern am Rand naschen wollte, wurde sie angehalten, doch bitte weiter zu laufen. Nicht mit Gewalt, aber schon mit Nachdruck. Beim dritten Mal sagten wir dem Führer, dass sie von uns gerne fressen könne, wir hätten Zeit und dann wurde sie auch gelassen.
    Zurück im Unterstand fütterten wir sie dann mit knapp 100 Bananen, was ziemlich cool war. Mal schnappte sie sich die Früchte mit dem Rüssel, mal legten wir sie direkt ins Maul. Dem Tier so nah zu sein war eine tolle Erfahrung. Obwohl wir direkt daneben standen, hatten wir niemals irgendwie Angst, platt getrampelt oder anderswie verletzt zu werden, weil sie eine sehr tiefe Ruhe ausstrahlte.
    Wir können das zwar nur laienhaft beurteilen, glauben aber, dass ein Tier, dem es schlecht geht, auch schlechter aussieht. Wir haben keine Narben gesehen oder Wunden an den Fußnägeln oder Beinen. Klar wäre es dem Tier lieber, in Freiheit zu leben. Aber ich glaube, für die Sensibilisierung der Menschen leisten solche Einrichtungen, ähnlich wie Zoos, einen wichtigen Beitrag.
    Nach einer Stunde wurde uns mitgeteilt, dass das von uns gebuchte Paket zu ende sei. Da uns im Vorfeld aber gesagt wurde, wir könnten den ganzen Tag bleiben, wenn wir wollen, blieben wir noch eineinhalb Stunden bei unserer großen neuen Freundin.

    Elefanten sind tolle Tiere und wir sind froh, dass sich selbst in Indien ein bisschen beim Tierschutz tut. Zum Beispiel findet seit zwei Jahren dank PETA beim Holi keine Elefantenparade mehr in Jaipur statt.
    Der Besuch bei den Elefanten war eine tolle Erfahrung. Beim nächsten Mal werden wir ein paar Sachen wohl anders machen, aber empfehlen kann man das auf jeden Fall.

    Bild 1&2: Lisa mit Laxmi
    Bild 3: Elefantenauge
    Bild 4: Ich mit Laxmi
    Bild 5&6: Weg hoch zum Amber Fort
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