Eine unbeschreiblich schöne Woche auf der größten Azoren-Insel Read more
  • 9footprints
  • 1countries
  • 8days
  • 99photos
  • 3videos
  • 147kilometers
  • Day 1

    Ponta Delgada

    June 4, 2017 in Portugal ⋅ ☁️ 18 °C

    Um 7:45 stehe ich bei Kirsten & Michael vor der Tür, Michael fährt mich zum Bahnhof in Faro, wo um 8:24 h mein Zug nach Lissabon abfährt.
    Lissabon Ankunft um 12.
    Ich deponiere meinen Koffer im Schließfach am Bahnhof Oriente – ein System, das etwas technisches Verständnis voraussetzt. Im Grunde funktioniert es etwa wie ein Parkautomat im Parkhaus.
    Metro zum Rossio, wo ich Amélia treffe. Immer zwischendurch schicke ich ein Foto zu Heleen. Wir steigen hinauf zur Graça. Amélia kennt ein verstecktes chinesisches Restaurant, wo wir gut Mittag essen.
    Dann steigen wir noch weiter hoch zu einer Aussichtsterrasse mit Café. Wir treffen Catarina mit dem Hund Noa, der leider in einen Streit mit einem etwas agressiven Exemplar verwickelt wird. Es dauert ein Weilchen, bis die beiden den Hund wieder einfangen können.
    Es bleibt noch Zeit für einen Kaffee, dann trennen sich unsere Wege. Ich nehme wieder die Metro, erst zum Oriente, wo ich meinen Koffer abhole, dann zum Flughafen. Koffer abgeben, eingecheckt hatte ich schon am Abend zuvor.
    Dann heißt es erstmal warten.
    Endlich Boarding. Die SATA Maschine ist eine der großen mit drei Sitzreihen – sehr komfortabel. Ich hatte Glück: mein Sitz war in der ersten Reihe der Economy Class – ich hatte jede Menge Beinfreiheit. Der Flug verlief ruhig. Als wir durch die Wolken sanken und die Insel in Sicht kam, musste ich mein Herz festhalten, es wollte hüpfen vor lauter Glückseligkeit.
    Fand gleich den Bus ins Städtchen (Ticket ist vorher in der Flughafenhalle zu lösen). Während der Fahrt im fast leeren Bus eine sehr nette Unterhaltung mit dem Fahrer über die Insel, die Natur, den Tourismus und den Dialekt.
    Den Weg zu meiner Unterkunft hatte ich mir gut eingeprägt, war leicht zu finden. Empfangen wurde ich von Daniela, der Schwester von Humberto, die sehr ausgeprägt Miguelensisch spricht, es ist schon gewöhnungsbedürftig, aber verständlich. Ich hatte mich ja glücklicherweise vorher informiert. Redegewaltig zeigte sie mir mein Zimmer, erklärte alle Schlüssel etc. Die Unterkunft ist sehr "basic" – aber okay. Was will man für 14 Euro die Nacht groß erwarten? Es ist sauber. Auch die Küche ist sehr "basic" – es gibt dort nicht mal einen Wasseranschluss – der ist als Handwaschbecken vor dem Badezimmer – naja. Große Menüs werde ich wohl nicht kochen.
    Nachdem ich meine Sachen untergebracht habe, mache ich mich auf den Weg ins Städtchen zu einem ersten Rundgang. Es ist sehr ruhig – Feiertag, ein paar Touris sind unterwegs. Ich entdecke eine kleine untouristische Bar in einer Seitenstraße und setze mich zu einem jungen Mann an den Tisch. Johnny Cuba ist Finne, hat schon auf dem portugiesischen Festland überall mal gelebt und wohnt jetzt hier. Dabei war sein Freund Rui, Miguelenser, eher ruhig. Es gab Rotwein für mich und ein paar Züge aus einer anrüchigen Zigarette!!!
    Spät ins Bett – müde und happy!
    Read more

  • Day 2

    Wanderung nach São Roque

    June 5, 2017 in Portugal ⋅ ☁️ 18 °C

    Sehr früh auf – mein Handy hatte noch die alte Zeit – hihi. Das restliche mitgebrachte Sandwich verzehrt. Dann mit Kerstin telefoniert – sie ist wieder schwanger. Das ist eine Freude!!! So eine mutige kleine Mama! Ich freu mich sehr.
    Dusche ausprobiert – ist okay. Da dies eine Gemeinschaftsunterkunft ist, will ich lieber nichts im Bad lassen. Also alles immer hin- und hertragen. Macht nix.
    Gegen 9:30 h breche ich auf, schlendere am Hafen und der Marina entlang Richtung Südost – São Roque. Es wird eine Wanderung von ca. 6 km mit vielen Stopps für Fotos. Auf den vulkanischen Felsen bei São Roque klettere ich zu einem klitzekleinen schwarzen Strand hinunter. Es ist so schön alles anzusehen. Ich bin total happy.
    Zum Mittagessen verirre ich mich leider in ein Touri-Restaurant. Okay, der Preis für meinen Toast ist in Ordnung. Es gibt einen weiteren Aussichtspunkt: Miradouro do Ilhéu do Rosto do Cão.
    Einen Kaffee trinke ich in einer kleinen Bar, wo ich im Hinterzimmer die Füße hochlegen kann und eine lustige Fernsehserie sehe, ich muss wirklich laut lachen, so komisch ist das.
    Busse fahren heute leider nicht, es ist ein azorianischer Feiertag. Bei dem Gedanken, die ganze Strecke wieder zurücklaufen zu müssen, wird mir doch anders. Die Frau im Café meint, falls unterwegs ein Bus käme, könnte ich ihm ja winken, er würde dann sicher anhalten. Das bringt mich auf die Idee: hitchhike! Wann hab ich das zum letzten Mal gemacht? Keine Ahnung. Erst mal fahren viele Autos vorbei, bis endlich eine Frau anhält, die mich mit bis Ponta Delgada nimmt.
    Aber noch habe ich keine Lust auf mein Zimmer. Ich wandere nochmals durch das Städtchen, durch kleine Gassen und Sträßchen. Finde einen preisgünstigen Autovermieter – vielleicht miete ich für den Ausflug nach Sete Cidades einen Wagen.
    Morgen soll es nach Furnas gehen. Bin gespannt, ob die Busse fahren!

    Nach ausgiebigem Ausruhen, mäßigem Nudelkochen in der schlecht ausgerüsteten Küche, nochmal Ausruhen wandere ich nochmal in die Stadt, dieses Mal in die andere Richtung, zum Fort, und zum Hafen, auf der riesig hohen Hafenmauer entlang.
    Anschließend ein Glas Wein in der Bar (Sardinhas) unten am Wasser mit Musik aus dem Handy – schön, so schön, dass es weh tut.
    Read more

  • Day 3

    Furnas - heiß, heißer ...

    June 6, 2017 in Portugal ⋅ ☁️ 20 °C

    Um 9 ging der Bus nach Furnas (Fürnas) – es nieselte. Gegen 10:15 h kamen wir zu den Caldeiras – den heißen Quellen – und kurz entschlossen sprang ich hier aus dem Bus und lief einen knappen Kilometer dorthin. Es ist ein Gelände, wo offensichtlich die Erdkruste sehr dünn ist – überall sprudelt heißes Wasser heraus oder mindestens dampft es und riecht nach Schwefel. Auch im See sieht man es immer wieder sprudeln. Die Leute – und vor allem etliche Restaurants haben dort Gruben, wo sie Töpfe mit "Cozido" zubereiten, das dann für teures Geld im Ort Furnas an die Touristen verkauft wird.
    Ich hatte ein Brötchen mitgebracht, was auch gut schmeckte. Nach vielem Hin- und Herwandern durch die heißen Quellen und auch in die üppig wuchernde Natur beschloss ich, mich nunmehr auf den Weg in den Ort zu machen. Aber kurz vor dem Ausgang gab es ein Schild "Pico do Ferro" – ein schmaler Pfad führte steil bergauf durch dschungelartig wuchernde Farne und Bäume. Ganz bis oben hab ich es nicht geschafft, mir taten immer noch die Waden von den vielen Treppen in Lissabon weh. Aber es gab einen tollen Ausblick auf das Tal und den See von dort oben.
    Langsam stieg ich wieder hinunter. Unten angekommen hatte ich das Gefühl, keinesfalls mehr die zwei Kilometer nach Furnas laufen zu können. Nach der guten Erfahrung gestern hielt ich also wieder meinen Daumen raus und schon das erste Auto hielt an: ein Ehepaar aus Porto, die mich freundlich dorthin kutschierten, wo ich hinwollte – was ich allerdings erst mal nicht so genau wusste. Ich ließ mich dann am Park mit weiteren heißen Quellen und Dämpfen absetzen und stieg zunächst auf der gegenüberliegenden Seite zum Bach hinunter, wo man direkt über den heißen Boden läuft. Dort sind Stellen, die sind so heiß, dass man sie nicht anfassen kann und man hat den Eindruck, wenn man in die Erde sticht, bricht heißes Wasser hervor. Die ganze Gegend ist in einen intensiven Schwefelgeruch gehüllt (und wieder in meinem Zimmer stellte ich fest, dass auch meine Klamotten einiges abbekommen hatten). Toast und Kaffee gab es in einer Bar.
    Gegen zwei Uhr, nach einer weiteren Runde durch den Vulkanischen Park, war ich völlig k.o. Ich pflanzte mich unter einen Baum, schnappte mein Buch, las ein bisschen, nickerte ein bisschen und dann war es auch schon fast wieder Zeit für den Rückbus.
    "Zuhause" gab es dann einen netten Schwatz mit meinem Vermieter Humberto, Bilder hochladen, ausruhen.
    Rotwein mit Musik in meiner Lieblingsbar "Cais da Sardinha".
    Heim: da fängt mein Herz mal wieder das Hämmern an. Das ist so gemein! Ich will reiten morgen. Tablette, ins Bett. Weitere Tablette in der Nacht. Gegen 6 Uhr ist Ruhe. Die Nacht war fürchterlich, aber: ICH GEHE REITEN!!!
    Read more

  • Day 4

    Reiten durch den "Dschungel" bei Cabouço

    June 7, 2017 in Portugal ⋅ ☁️ 14 °C

    "Zu Pferd über die grüne Insel São Miguel. Sie erleben die geheimnisvolle Schönheit der Insel mit ihrer nahezu tropischen Pflanzenfülle. Wir reiten in der Region von Santa Barbara und Cabouco durch imposante Wälder und zu Miradouros (Aussichtspunkten) mit grandiosen Ausblicken. Picknick incl."

    Um 9 geht der Bus nach Livramento, um 9:20 betrete ich den Hof der Quinta da Terça, wo die Pferde schon die Köpfe aus den Ställen recken. Einige stehen bereits gesattelt bereit. Es geht formlos und locker zu. Eine deutsche Assistentin sagt mir, welches Pferd ich reiten werde: es ist ein großer Fuchs mit Namen "Espanhol". Er sei brav, werfe nur immer den Kopf, sagt sie. Ich freunde mich mit ihm an und teste ein bisschen seine Schreckhaftigkeit, indem ich meine Regenjacke hochhalte. Ja, er ist ein bisschen schreckhaft, aber okay, wir werden zurechtkommen, denke ich.
    In der Sattelkammer suche ich mir einen Helm aus, verstaue meinen Rucksack irgendwo in einer Ecke, suche nochmal das WC auf und unterhalte mich noch ein bisschen mit Espanhol. Da kommt schon ein Helfer mit dem Sattel herbei, kurz darauf wird aufgetrenst und ich kann aufsteigen. Oh, ein großes Pferd. Reagiert gut auf meine Schenkel. Eine weitere Mitreitende versichert, er sei brav, allerdings manchmal schreckhaft. Okay, finde ich in Ordnung. Toll: Ich habe kein bisschen Angst! Ich freu mich so sehr auf diesen Ritt!!!
    Es geht los, die Gruppe umfasst ca. 10 Personen, aus der Schweiz und England, incl. der deutschen Assistentin und dem portugiesischen Guide Bruno.
    Bruno gibt die Reit Ordnung bekannt, ich bilde das Schlusslicht, vor mir eine Engländerin auf einem großen gescheckten Pony.
    Im Schritt geht es auf den Straßen entlang, alle Pferde sind völlig ruhig, egal wie groß das Auto ist, das uns begegnet – einmal ein Riesenlaster! Ich reite völlig entspannt. Espanhol schnickt öfter mal den Kopf, das ist harmlos. Nach recht langem Reiten auf und Überqueren von Straßen der erste Feldweg: Canter! Espanhol ist easy zu handeln, er stürmt nicht, das Pony vor uns bremst uns aus, und überholen will ich nicht.
    Nach ca. einer Stunde sind wir endlich aus den Ortschaften heraus und reiten auf Feldwegen, teils eingefasst durch hohe Mauern aus Vulkangestein, bergauf. Vor uns spitzkegelige vulkanische Berge, denen wir uns nähern. Die azorianische Landschaft ist so unglaublich grün! Wir dringen in einen dschungelähnlichen Wald ein, der Pfad wird unglaublich schmal und von beiden Seiten drängt das Grün heran. Rechts geht es steil bergab, und wir schlängeln uns durch wucherndes schlingendes Grün. Äste hängen herab, ich beuge mich tief über Espanhols Hals, der sicher seinen Weg geht. Das Gewucher ist teilweise so dicht, dass ich die Pferde vor mir nicht mehr sehe. Es ist zauberhaft. Wir erreichen die Höhe und wenden uns wieder bergab, es gibt wieder eine Galoppstrecke, und dann geht es wieder bergauf, wieder durch dichtes Grün.
    Gegen 13 Uhr erreichen wir auf einem breiten Weg den Picknickplatz. Alles ist schon vorbereitet. Am Weg sind Ketten mit Halftern für die Pferde bereit, sie werden abgesattelt, abgetrenst, bekommen Futter. Und auch für uns ist der Tisch gedeckt: warmes Essen, Salat, Früchte, Getränke, Wein … alles bereit.
    Während der ca. 1-stündigen Mittagspause ist Zeit, einander ein wenig kennenzulernen. Die Gruppe wohnt auf der Quinta, sie reiten jeden Tag – die Glücklichen! Die Assistentin ist eigentlich eine Anästhesistin aus Lübeck, die eine 6-monatige Auszeit genommen hat. Stolz: die Engländer halten mich zunächst für eine Amerikanerin!
    Wie fühle ich mich nach drei Stunden Reiten: ganz okay eigentlich. Die Beine tun ein bisschen weh, ansonsten erstaunlich gut.
    Für den Nachmittag schnalle ich die Bügel zwei Loch länger, das tut den Knien gut, dem Po dafür weniger.
    Nach der Mittagspause war Espanhol ein bisschen "spooky" – er sah oder hörte plötzlich Dinge, die ihn erschreckten, und ein oder zweimal machte er einen Satz – aber ich konnte es gut handeln.
    Nach einer weiteren Galoppstrecke, wo das Pony uns ausbremst, tauschen wir die Plätze. Es geht wieder durch die Landschaft, später durch Orte. Auf einer letzten schnellen Galoppstrecke, wo ich Espanhol auch anfeuere: Lauf, Junge, lauf! höre ich hinter mir einen Schrei. Als wir anhalten, ist die Engländerin auf dem Pony in Tränen aufgelöst: sie hatte ihre Bügel verloren und musste diesen wirklich schnellen Galopp ohne Bügel meistern. Nachdem sie ihren Schock überwunden hatte, war sie auch mit Recht stolz auf diese Leistung. Im Ort wartete der große Transporter der Quinta auf uns. Die Pferde wurden abgetrenst und verladen – alle marschierten ohne Probleme auf den Transporter. Zurück in der Quinta rannten alle Pferde frei zurück auf den Hof, wo das Futter schon auf sie wartete.
    Wir Menschen quetschten uns in das altersschwache Auto, mit dem Bruno uns zurück zur Quinta kutschierte. Auf dem ganzen Ritt versicherte er sich immer wieder, ob alles okay sei. Vor Galoppstrecken fragte er, ob wir bereit seien … ich fand die Betreuung prima und war traurig, mich von allen und von Espanhol verabschieden zu müssen.
    Da Humberto angeboten hatte, seine Schwester könne mich fahren, rief ich sie an, und sie kam und fuhr mich zu meiner Unterkunft. So ganz recht war es ihr wohl doch nicht.
    Ich war todmüde. Heiße Dusche, Brötchen essen, Bier trinken in einem Kiosk am Hafen – heim – Bett um 22 Uhr.
    Read more

  • Day 5

    Sete Cidades - die Zwillingsseen

    June 8, 2017 in Portugal ⋅ ☁️ 17 °C

    Überstürzter Aufbruch am Morgen, weil ich ja eigentlich einen Ruhetag geplant hatte. Aber die Sonne schien, und in meinem Kopf spielte ein Dauerband die Ansage: Sete Cidades … sete Cidades
    Also Computer angeschmissen, nach einer Busverbindung gesucht: Bus geht um 8:25. Hurtig hurtig … trockenes Brot und Tee ist neuerdings mein erstes Frühstück. Keine Zeit zum Duschen, für Gymnastik – auf zum Bus.
    An der Bushaltestelle treffe ich einen netten jungen Indonesier mit südarabischer Nationalität, in Irland lebend. Lade in spontan ein in mein Häuschen, falls er in die Gegend kommt.
    Erreiche Sete Cidades gegen 10 Uhr und gönne mir zuerst einen Galão und ein Teilchen, da mein Frühstück doch etwas zu dürftig war. Im lokalen nicht touristischen Café erhalte ich Auskunft über die Sehenswürdigkeiten. Ich mache mich auf den Weg, zunächst zu der Verbindungsbrücke zwischen Lagoa Azul und Lagoa Verde. Schön, aber die spektakuläre Sicht hat man eigentlich nur von oben. Da geht die Straße hinauf – aber die Aussicht, an der Straße entlang zu marschieren, ist nicht sehr verlockend. Also frage ich einen Einheimischen, ob es nicht einen Fußweg dort hinauf – zur Vista do Rei – gibt. (Wie gut, dass ich die Sprache kann, und sogar Micaelensisch verstehe!) Es gibt einen, den er mir (unzureichend, aber ausreichend genug) beschreibt. Ich mache mich auf, es ist 10:30 Uhr.
    Der Weg beginnt am Westufer der Lagoa Verde und führt anfangs nur leicht bergauf. Bald erreiche ich die erste Weggabelung. Wohin? Mein Pfadfindersinn sagt: der linke Weg führt zu einer Schlucht, die zwischen meinem Ziel und mir liegt. Ich wende mich also nach rechts, in der Hoffnung, dort um die Schlucht herumzukommen. Der Weg wird schmal und teilweise pfützig und steil. Ich komme ins Schnaufen. Bergauf war noch nie meine Lieblingsgangart. Langsam gehen! Immer wieder bieten sich kleiner Ausblicke, zuerst nur auf die Lagoa Verde, je höher ich komme, desto weiter wird der Blick. In der feuchten Luft schwitze ich in Strömen. Oben über den Kraterrand wehen Wolken, mal höher, mal tiefer. Der letzte Anstieg ist heftig, belohnt aber mit spektakulären Blicken über die Zwillingsseen. Endlich erreiche ich – triefend nassgeschwitzt – den oberen Aussichtspunkt, wo sich die Touristen tummeln. Hier oben ist die Luftfeuchtigkeit enorm, und ein kühler Wind bläst vom Atlantik herauf, mir wird ordentlich kühl.
    Hier gibt es außer einem Souvenirshop und einem toten Hotel nichts außer Touristen! Vergeblich suche ich zu erfahren, ob hier eine Bushaltestelle ist, denn mein Plan war, den 12 Uhr Bus zurück bis Ginetes zu nehmen, und mir noch die heißen Quellen von Ferreiras anzusehen. Aber keiner weiß was.
    Ein freundlicher Brasilianer, in Gesellschaft von Portugiesen aus Lissabon, in einem Kleinbus bietet mir an, mich zurück nach Sete Cidades mitzunehmen. Immer wieder nett, die Leute. Ich fahre also mit.
    In Sete Cidades gönne ich mir ein luxuriöses Mittagessen: Salada de Atum, Cola, Galão. Dann gehe ich zum See und stecke mich im Gras aus. Über mir ziehen die Wolken, die immer wieder über den Südrand des Kraters wehen. Ich träume und lasse die Gedanken fliegen (und hole mir dabei einen kleinen Sonnenbrand!).
    Gegen vier begebe ich mich zur Bushaltestelle. Der Bus kommt gegen 4:20, in Várzea müssen wir umsteigen (ekliger deutscher Mitfahrer tritt mir fast auf die Füße in seinem Eifer, als Erster einzusteigen!).
    Heim – einkaufen – Hose und Gummistrumpf aus – Nudeln kochen – Duschen – relaxen.
    Dann in meine Lieblingsbar am Hafen …
    Read more

  • Day 6

    Ribeira Grande

    June 9, 2017 in Portugal ⋅ 🌧 18 °C

    Der Himmel ist heute grau, als ich aufwache, grau und wolkenzerzaust. Ich mache mich auf zum Bus nach Ribeira Grande. Dort kann man die Caldeira Velha besichtigen und mein kleiner Freund, den ich an der Bushaltestelle treffe, rät mir, von dort noch zum Pico do Fogo aufzusteigen – nur zwei Stunden Fußmarsch.
    Die Busfahrt – eine von vielen – habe ich mit einem kleinen Video dokumentiert. Es ist erstaunlich, wie die Fahrer diese Riesenbusse durch die engen Straßen kutschieren. Oft genug muss gewartet werden, weil ein geparktes Fahrzeug den Weg versperrt. Dann wird gehupt, einmal, zweimal, endlich erscheint der Fahrer und bewegt sein Fahrzeug.
    In Ribeira Grande angekommen, muss ich erstmal ein zweites Frühstück einnehmen, mir ist irgendwie flau. Der Wirt erklärt mir den Weg zur Caldeira Velha. Es geht neben der Kirche die Straße entlang – immer der Straße nach. Ich hätte mir einen Fußweg gewünscht, den es sicher auch gibt. Der Wind ist sehr stark und bläst mir mal von vorn, mal von hinten, gewaltig um die Ohren. Nimmt mir den Atem. Die Feuchtigkeit treibt den Schweiß aus allen Poren. Kein Mensch außer mir ist auf diesem Weg unterwegs. Ich schaffe es bis zur Umgehungsstraße hinauf, dann gebe ich auf. In diesem Wetter auch nur eine halbe Stunde weiterzugehen, schaffe ich heute nicht.
    Eine Portugiesenfamilie gibt mir einen Lift zurück ins Städtchen.
    Ich wandere an der Küstenmauer entlang, schaue fasziniert den fliegenden Schaumfetzen der Wellen zu: mindestens Windstärke 7. Das weckt unschöne Erinnerungen! Ich wandere zu weiteren Aussichtspunkten auf das Meer. Gegen Mittag bin ich so erschöpft, dass ich nur noch eins will: Schnell eine Snackbar, wo sie etwas Essbares servieren. In den Gässchen ist zunächst nichts zu finden. Endlich – gegenüber einer der vielen Kirchen – eine Salat- und Sandwichbar. Als ich eintrete, torkelt mir ein Volltrunkener mit eingenässten Hosen entgegen, wird von der Theken-Lady strengstens des Lokals verwiesen. Er kommt dem Verweis sehr zögerlich nach, endlich ist er draußen. Es gibt leckeren Salat und eine gute und notwendige Pause, bevor ich mich auf den Rückweg ins Zentrum mache.
    Als ich im zentralen Busbahnhof ankomme und noch unschlüssig die Pläne studiere, was ich nun weiter unternehme, fällt mir der Fahrplan nach Ponta Delgada ins Auge: Abfahrt für einen direkten Bus um 1:30. Kurz entschlossen steige ich ein und fahre zurück, schaffe kaum noch die Treppen zu meinem Zimmer hoch und falle erstmal ins Bett. Eine weise Entscheidung.
    Es sind inzwischen unangenehme Gäste angekommen, ein Paar, die die ganze Küche lauthals mit Beschlag belegen, den Ausguss vor dem Bad verstopfen, das Händehandtuch total versiffen … Später liegen sie friedlich nebeneinander auf der Couch im "Wohnzimmer" und schauen TV.
    Ich suche wieder meine abendliche Lieblingsbar "Cais de Sardinha" auf.
    Read more

  • Day 7

    Ferraria - Dia de Portugal

    June 10, 2017 in Portugal ⋅ ☁️ 16 °C

    Es ist schon samstags schwierig genug, einen Trip mit dem Autobus zu planen, aber zu meinem Schrecken stelle ich fest, dass heute außerdem schon wieder ein Feiertag ist: Dia de Portugal. Da gibt es nicht mehr viele Möglichkeiten.
    Ich suche mir einen Bus heraus, der um 10:40 nach Ribeira Quente fahren soll und trinke erstmal noch einen Kaffee.
    An der Bushaltestelle stehe ich mir die Beine in den Bauch – kein Bus fährt um 10:40 nach Ribeira Quente, der um 9 Uhr fuhr, den habe ich knapp verpasst. Scheiße.
    Im Touristenbüro will ich mich über den ungenauen Fahrplan beschweren, und werde erstmal aufgeklärt: Der Bus um 10:40 fährt ab Furnas!!! Da hätt man auch drauf kommen können!!!
    Neuer Plan: Ich nehme den Bus um 12:30 nach Ginetes und wandere dann nach Ferraria, wo es heiße Quellen im Meer gibt.
    Das ist einen weiteren Kaffee und einen Toast wert.
    Der Bus kommt tatsächlich (nachdem ich nun drei Stunden mit Warten und Kaffee trinken verbracht habe).
    Nach Ferraria gibt es leider wieder keinen Fußweg, nur Straße: steil bergab, bergabber, am bergabsten. Und da soll ich nachher wieder hinauf??? Ich tröste mich, habe ja vier Stunden Zeit, denn der Rückbus fährt erst um 18:15.
    Unterwegs bieten sich tolle Ausblicke auf die gischtende See und die steilen Felsen. Leider geben die Batterien meiner Kamera den Geist auf. Aber ich habe ja vorsorglich neue Akkus gekauft und baue sie schnell ein. Große Enttäuschung: sie sind leer!!!
    Ab jetzt kann ich nur noch mit dem Handy fotografieren, was ich fleißig tue. Besonders, als ich unten angekommen bin und das Schauspiel der hohen Brecher wieder und wieder filme.
    Im Restaurant – dem einzigen am Ort – genehmige ich mir einen Salat zu angemessenem Preis. (In Deutschland hätte jeder Restaurantbesitzer diese Lage für überteuerte Preise ausgenutzt, zumal das Restaurant sich "Spa" nennt!).
    Für den Rückweg, den ich zeitig antrete, stelle ich mich unten am Ausgang des Parkplatzes auf und halte den Daumen in den Wind. Schon das zweite Auto hält, ein portugiesisches Paar aus Lissabon nimmt mich mit bis Ponta Delgada. So ein Glück! Unterwegs unterhalten wir uns sehr nett – Monica hat ein Haus in Arroteia!
    Im Zimmer heißt es Koffer packen. Morgen in aller Frühe geht es los nach Hause.
    Read more