El Burgo Ranero

Unglaublich!
Heute Morgen bin ich im Hellen mit Frühstück aus Sahagún losgelaufen. Als ich aus der Stadt hinaus wollte, zischte es hinter mir. Ein Mann bedeutete mir zu warten, kam auf mich zu und drückte mir etwas in die Hand. Dann klopfte er mir auf die Schulter und war schon wieder verschwunden. Auf dem in Zellophan verpackten Zettel stand ein Marien-Gedicht: Virgen Peregrina – Jungfrau der Pilger. Die Übersetzung geht ungefähr so:
Heile, Mutter, die Wunde, die uns laufen lässt.
Lass deine Liebe das Band sein, das unseren Weg trägt.
Wir sind Zukunft in der Gegenwart.
In deiner Morgenröte werden wir ankommen.
Sei unsere Anbindung, führe uns auf den Weg zur Freiheit in Jesus [Christus]
Fast ein bisschen kitschig – und doch hat es mich berührt.
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Der Weg war sonnig und angenehm. Nach 6 km teilte sich die Route. Rechts ab ging es über die alte Römerstraße in weitem Bogen zur übernächsten Station. Ich wollte in El Burgo Ranero übernachten, also ging ich geradeaus.
Und dann – ihr glaubt es nicht – der Weg war überschattet von einer Platanenreihe links vom Weg – und zwar sollte das die restlichen 12 km bis zu meinem Tagesziel so bleiben. Die Bäume waren noch nicht so groß, vielleicht vor 10 höchsten vor 20 Jahren gepflanzt – alle 10 Meter ein Baum. Das sind über 1.000 Platanen auf diesem Stück. Wer hat die Idee gehabt? Es muss entweder selbst ein Pilger oder eine Pilgerin gewesen sein oder sie oder er konnte sich gut in die Menschen hineinversetzen, die unter sengender Hitze durch die Meseta laufen. Und wen konnte er oder sie überzeugen, das Geld dafür zu Verfügung zu stellen? Und all die Menschen, die geholfen haben, die Bäume zu pflanzen. Unglaublich! Ich war sehr dankbar.
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–Y–
Etwas anderes fiel mir auf. Da gibt es die Wegweiser mit der Muschel und darauf ist jedesmal die Region aufgeschrieben durch die wir gerade wandern, hier Castilla y León – Kastilien und León. Das „Y“ steht für „und“. Das scheint nicht allen hier zu passen. Mal ist das León übermalt, mal das Castilla, aber fast immer das y. Manchmal steht auch anstelle des y ein sin. Castilla ohne León.
So was macht mich jedesmal traurig. Wieso diese Abgrenzung? Manchmal sogar Ausgrenzung und Diskriminierung?
Das Y ist die germanische Rune für Leben. Wie schön, dass im Spanischen das Bindewort das Y (gesprochen i) ist. Und das ist Leben. Sin – ohne – kommt von Sünde oder besser von Absonderung und Trennung. Das macht bei mir eine Empfindung von Kühle, Erstarren, etwas stirbt und ist gar nicht mehr lebendig.
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Der Himmel ist immer noch so hoch. Durch die Platanen am Weg und die hohen Maisfelder komme ich mir vor wie ein Käfer, der durch das Gras krabbelt. Ich möchte dann aber ein Marienkäfer - mariquita - sein, der mit dem roten Mantel und den schwarzen Punkten – das gefiele mir.
Bald nach Mittag erreiche ich El Burgo Ranero, einen kleinen Ort. Ich finde mein Hostal, das ich gestern doch noch sicherheitshalber gebucht hatte, diesmal über WhatsApp. Bei der Anfrage und dem Entziffern der Antwort hat mir Mr. Google geholfen.Läs mer