Satélite
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  • Dia 19

    Valle Sagrado

    20 de novembro de 2016, Peru ⋅ 🌙 13 °C

    Heiliges Tal
    Eigentlich wollten wir das Wochenende damit verbringen zwei Ausflüge zu machen. Da wir uns aber etwas eingefangen haben, entschieden wir uns, zumindest den Samstag frei zu machen und am Sonntag auf unsere Bergtur zu verzichten. Ich bin am Morgen zum Reisebüro und habe alles organisiert, bzw. abgesagt und bin danach noch in die Apotheke. Ich war ganz dankbar, dass die lateinischen Fachausdrücke sich fast nahtlos ins Spanisch übersetzen lassen. Man drückte mir daraufhin ein paar lose Blister einiger Medikamente in die Hand. Zuhause habe ich erstmal eines davon verworfen, weil in den 80ern fast weltweit vom Markt genommen wurde, da es vermehrt mit der Schädigung des Knochenmarks im Zusammenhang stehen soll. Ein zerstörtes Knochenmark wirkt dann wie eine Mischung aus Immunschwäche und Blutarmut. Also beinahe etwas wie Krebs.
    Phenylbutazon ist ein Antirheumatikum, also ein Medikament gegen chronische (autoimmune) Entzündungen, wie etwa Arthritis. Es wirkt aber, ähnlich wie Ibuprofen, auch gut gegen Schmerzen. In Kombination mit Kortison war es als „Thüringer Bombe“ bekannt. Nicht grade vertrauenserweckend, wenn man einfach nur ein Medikament gegen ein wenig Schmerz und Unwohlsein haben möchte.
    Hierbei wurde mir nochmal die Bedeutung von Aufklärung in Bezug auf medizinische Leistungen bewusst. In Deutschland haben wir dieses Problem häufig bei Menschen mit einem Fluchthintergrund. Sie müssen dem System mehr oder minder vertrauen, werden aber oftmals eben nicht angemessen aufgeklärt, weil Übersetzer und Zeit fehlen. Eine kleine Rückfallebene in Deutschland ist hier unsere recht strikte Medikamentenkontrolle. Mir sträuben sich ein wenig die Haare, wenn ich mir vorstelle, dass man hier in die Apotheke gehen kann und ohne Rezept Medikamente mit schwersten Nebenwirkungen kaufen kann.

    Am nächsten Tag ging es uns wieder so gut, dass wir unseren Ausflug ins Heilige Tal angehen konnten. Es liegt zwischen der früheren Inca-Hauptstadt Cusco, in der wir derzeit „leben“ und dem berühmten „Machu Picchu“. Es diente den Inca zum Ackerbau und zur Agrarforschung. So wurden an den verschiedensten Stellen zahllose unterschiedliche Nutzplanzen angebaut, um zu überprüfen unter welchen Bedingungen sich die besten Erträge erziehlen ließen. Wie immer bei solchen Gruppentouren war unsere erste Station einer kleiner Markt, bei dem wir „nur“ für die Toilette und vielleicht, um etwas Wasser zu erstehen, halt machten. Natürlich blieb es aber nicht dabei. Um uns herum waren wieder die üblichen Verkäufer andiner Strickwaren und kleiner Plastikreliquien. Ich kaufte, sehr zu Silkes, Leidwesen eine Quena, auch Andenflöte genannt, samt Spielanleitung ein. Wenn man sie spielen kann, kann es so klingen:
    http://www.los-koyas.com/quena.mp3
    Bei mir klingt es nicht so.

    Unsere erste Station wirkliche Station war Pisac, mit seiner berühmten Incafestung, die über dem Dorf im Tal thront. Hier konnte man neben den schon erwähnten Incamauern auch eindrücklich den Terassenbau, der als Anbaufläche diente und wabenartige Löcher in den Felswänden sehen, in denen Incagräber gelegen haben sollen. Wir haben inzwischen auch herausgefunden, dass die Inca sehr wohl metallene Werkzeuge zur Steinbearbeitung hatten, es waren im Verhältnis zur eurpäischen Steinmetzkunst nur sehr wenige vor allem aus Kupfer und Bronze. Der Trick, wie sie die riesigen Granitfelsen bearbeitet haben, lag darin, dass sie Holz in die natürlichen Risse eingeführt und es dann gewässert haben. Nach ein paar Tagen der Ausdehnung wurden die Felsen dann an diesen Stellen gesprengt. Den einst berühmten Markt in Pisac soll es, laut unserer Führerin, die den ganzen Tag mit der Unpünktlichkeit vieler unserer Gruppenmitglieder zu kämpfen hatte, nicht mehr geben.

    Wir machenten Halt in Urubamba, von wo aus wir auch einen kurzen Blick auf die Salinen von Maras werfen konnten. Silke und ich entschieden uns gegen das Restaurant, das unser Tourbus angesteuert hatte und setzten uns in den Garten eines Hostels, das auch eine Küche hatte. Zwischen unseren Füßen lief dabei die ganze Zeit ein wirklich kleiner Hundewelpe herum und versüßte uns so den Aufenthalt. Allgemein sind Welpen bzw. Tierbabys hier sehr beliebt. Bei einem Stadtspaziergang in Cusco sieht man immer mindestens ein paar Leute, die mit ihren „Kuscheltieren“ auf dem Arm herumlaufen. Das trägt in meinen Augen auch etwas zu der Erklärung bei, wieso es hier so viele Straßenhunde gibt.

    Unsere nächste Station war Ollantaytambo, wo wieder eine gigantische Inca-Temeplanlage auf uns wartete. Hier sollen einige Inca-Fürsten ihre Herzen haben bestatten lassen. Dazu finde ich allerdings nichts im Internet, so dass ich mir nicht sicher bin, ob das nicht der Auflockerung der Vortrags diente. Die Terassen hier sind angelegt, wie auf eine seiter einer Pyramide und dienten ebenfalls dem Abau von Nutzpflanzen. Hauptsächlich sollen wohl Quinoa, Mais und Kartoffeln als Grundnahrungsmittel gedient haben. Die Anden haben, aufgrund von Höhe und Klima, die größte Auswahl an Kartoffeln weltweit. Bereits zu Inca-Zeiten waren es mehr als 3.000 Sorten.

    Unsere letzte Station vor der Fahrt nach Hause sollte das kleine Dorf Chinchero sein. Auf dem Weg dorthin, von dem ich einen großen Teil verschlief, konnte man Ausgansate und Salkantay, zwei schneebedeckte, gigantische Berge sehen, was ein fabelhaftes Panorama erzeugte.
    Auch in Chinchero befindet sich eine Inca-Anlage, die wir (ich vermute, weil unsere Gruppe so disziplinlos war) leider nicht komplett ansehen konnten. Stattdessen gingen wir in die örtliche Kirche und hörten uns einen Vortrag über die Vermischung von Inca-Traditionen und Christentum an, die sehr bewusst genutzt wurden, um die Einheimischen nach der Ankunft der Conquistadoren zu konvertieren. So zum Beispiel ist es keine Seltenheit, dass auf christlichen Gemälden Kleidungsstücke andin wirkenden Kledungsstücke getragen werden. Auch hat Jesus auf vielen Bildern eine dunkle Haut und sieht somit vielmehr aus, wie ein Einhemischer, als in europäischen Christusdarstellungen. Vor der Kirche warteten Kinder und wollten uns kleine Souvenir verkaufen, sie wurden daraufhin von einigen Touristen mit Kleingeld und Süßigkeiten versorgt. Wir sind, auch wenn es uns schwer fiel, eisern geblieben. Kinderarbeit ist in Peru anhaltend ein großes Problem und jeder Cent den die Kinder nach Hause tragen, ist für die Eltern eine Bestätigung ihres Handelns. Was die Süßigkeiten angeht, hat uns ein Einheimischer den Tipp gegeben, dass wir den Kindern lieber etwas Obst schenken sollten. Die zahnärztliche Versorgung auf dem Land ist unterentwickelt und so haben schon viele der Kinder ein stark geschädigtes Milchgebiss. Die Folgezähnen sehen dann natürlich auch entsprechend aus. Chinchero ist berühmt für seine Handarbeiten, die in Kooperativen aus den ansässigen Familien gefertigt werden. Wir schauten uns hierfür eine kleine Show an, bei der uns das Waschen der Alpaca-Wolle mittels eines Extraktes aus einer Wurzel („Inca-Seife“) und das Färben mittels natürlicher Farbstoffe, wie rotem Mais oder Blättern, nahegebracht wurde. Im Gegensatz zu den Arbeiten, die in der Stadt verkauft wurden, waren die Waren hier alle handgefertigt. An einigen Stücken wurde über einen Monat gearbeitet. Die Frauen waren etwas enttäuscht, dass wir nichts gekauft haben. Das Problem hierbei war, dass wir zuvor an sovielen Ständen und verkaufsorten vorbei gekommen waren, dass wir uns bereits vollständig mit Souvenirs eingedeckt hatten. Dabei hätten wir sie gerne unterstützt.

    Die Rückfahrt war verhältnismäßig kurz, wir erreichten Cusco allerdings erst gegen 21 Uhr. Auf dem Plaza de San Francisco fand grade ein kleines Fest, mit einer Comedyshow statt. Wir verstanden kein Wort, die Stimmung war aber sehr angenehm und freundlich, so dass wir noch eine kleine Weile blieben und uns das Treiben anschauten.
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