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  • Giorno 131

    El Tatio

    18 giugno 2023, Chile ⋅ 🌙 -4 °C

    Irgendetwas läuft hier verkehrt. Es ist Sonntag. Jeder will gern ausschlafen und ich stelle mir den Wecker auf vier Uhr morgens. Schlaftrunken krabble ich aus meiner Koje. Die Nacht war echt kurz und fühlt sich irgendwie auch kalt an. Nach dem Frühstück holt mich ein Transporter ab und es geht noch vor dem wach werden hinauf auf 4300m. Quasi Höhentraining noch bevor der Tag richtig anfängt. Ich glaube ja die Natur hat es hier nur gut mit uns gemeint. Zugleich fühlt es sich aber an als sei sie einmal mehr besonders fies zu uns. Die berühmte blaue Stunde in der das beste Licht des Tages herrscht ist nun einmal nicht Mittag sondern vor dem Sonnenaufgang und da sollte man schon mit allen Sinnen vor Ort sein. Dabei spreche ich vom größten Geysirfeld in Südamerika und zugleich dem höchstgelegenen der Erde.
    Während es draußen je nach Jahreszeit zwischen -6 und -31grad hat brodelt das mineralstoffreiche Wasser im Erdinneren und kommt hier zu Tage. Es zischt und faucht. Es blubbert und qualmt. Besonders eben bevor die Sonne aufgeht ist das am Schönsten zu erleben. Also einfach zurück lehnen und genießen.

    Das es das heute überhaupt noch gibt verdanken wir in diesem Fall dem beherzten Eingreifen der chilenischen Regierung. Von 2009-2015 fanden hier Erdwärmebohrungen statt um die Geysire zur Energiegewinnung zu nutzen. Dabei zerstörte man jedoch weitestgehend die Wasseradern aus dem Erdinneren so dass viele Geysiere austrockneten. Die Regierung erkannte das und stoppte umgehend alle Aktivitäten. Seit dem tragen regelmäßige Erdbeben dazu bei dass Gestein im inneren verschoben wird und die Kanäle für das Wasser wieder frei zur Oberfläche führen. Deshalb gibt es gerade im Augenblick ziemlich viele Babygeysiere mit gerade einmal 3-4 Jahren. Winzige Löcher die noch nicht einmal blubbern aber mächtig Dampf machen können. Die Großen sind dann schon älter und haben meist reichhaltige Mineralstoffkegel oder ganze Terrassen ausgebildet. Ein herrliches Spektakel und von den Temperaturen komme ich heute früh im einstelligen Minusbereich auch sehr gut davon.

    Nach dem Sonnenaufgang heißt es schon langsam Abschied nehmen. Auf der Rückfahrt halten wir an einer Lagune die das ganze Jahr über Zugvögeln Zuflucht bietet. Mal kommen sie aus dem Süden, mal kommen sie aus dem Norden sogar bis von Kanada hier her um vor allem durch Algen wieder aufzutanken die in dem Mineralwasser wachsen.

    Während ich das schreibe bebt gerade die Erde. Vielleicht ist gerade wieder ein neuer kleiner Geysir geboren. Wie das Geofon bestätigt lag das Epizentrum mit einer 5.0 auf der Richter-Skala im Umkreis von 10km jedoch wohl in 100km Tiefe.
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